Hallo Maike,
Maike Gutjahr schrieb:
...
habt Ihr auch schon einmal eine Phase des Trennens auf quälend lange Zeit mitgemacht?
Ihr seid unglücklich, aber ihr liebt den Partner (denkt Ihr jedenfalls) und Euer Partner ist labil und nutzt Euch aus und betrügt Euch, geht fremd und kehrt dann doch immer wieder weinend zu Euch zurück, wenn er Hilfe braucht, wenn er Halt sucht, wenn es ihm schlecht geht. Und Ihr seid unglücklich darüber, dass Ihr Euch nicht auf ihn verlassen könnt und er Euch weh tut und Euch nur ausnutzt. Im Grunde wollt Ihr Schluss machen - aber es geht nicht so einfach....
Oh ja.
Maike Gutjahr schrieb:
Was können die Gründe sein, dass man sich trotz einer unglücklichen Beziehung nicht trennt von dem Partner?
mangeldes Selbstwertgefühl
Maike Gutjahr schrieb:
Warum ist man dann immer wieder so naiv und denkt, dass es besser werden könnte und wartet auf eine Änderung seines Verhaltens in der Beziehung zu Euch?
Man "liebt" die Person ja und hofft...
Maike Gutjahr schrieb:
Warum kann man nicht sagen: Schluss, aus, vorbei - wenn man leidet und nicht glücklich ist?
Vielleicht ist man zu bequem und scheut die Konsequenzen die ein Handeln mit sich bringt.
Maike Gutjahr schrieb:
Warum dauert dieser Prozess gerade bei jungen Menschen sooo lange, bis er erkennt: jetzt ist Schluss mit Leiden: ich will so nicht mehr?
Ich kenne einen jungen Mann, der wirklich sehr unter oben genannter Situation leidet und von seiner Freundin nur ausgenutzt wird, er sie aber liebt (denkt er) und einfach nicht Schluss machen kann, obwohl er es sich immer wieder vornimmt....
Was können die Gründe sein, dass man sich so schwer abnabeln tut, obwohl man unglücklich ist??
Vielleicht ist man noch nicht soweit. Ich habe es bei mir im Nachhinein als Lernaufgabe gesehen. Auch ist es ein Zeichen mangelnder Ehrlichkeit. Sich selbst gegenüber und anderen. Man zeigt sich nicht so wie man ist. Das war bei mir der Fall. Ich war eigentlich nie ehrlich - ich habe immer das getan, was andere von mir erwartet und verlangt haben. Ich war sehr geduldig und nie richtig böse. Agressionen habe ich immer nur gegen mich selbst gerichtet. Ich habe selten das getan was
ich wirklich wollte.
Maike Gutjahr schrieb:
Wer war schon mal in so einer Situation und wie er hat es geschafft, sich dann doch endgültig zu trennen???
Ich habe im Prinzip die 17 Jahre gebraucht. Aber ich erzähl mal - ich versuche mich kurz zu fassen. Auch ich war jung. Ich war ein schüchterner aber offener Mensch. Nach drei Jahren Beziehung wollte mein Freund mich gerne heiraten und Kinder mit mir. Da ich vermutete, daß er ab und an andere hatte, beendete ich die Beziehung. Aber nach heulen und bestätigen, daß er nur mich liebt und er nie etwas mit anderen gehabt hätte (nur Gerede der anderen), ließ ich mich wieder drauf ein und wurde nach kurzer Zeit schwanger. Es kam wie´s kommen musste, wir heirateten. Nach zwei Jahren wollte ich die Beziehung beenden, weil er nicht mit mir redete - oftmals schlechte Laune hatte. Ich konnte dann rätseln, lag es an mir? hatte er Ärger bei der Arbeit? oder war er nur so schlecht drauf. Er versprach mir mehr zu reden und anfangs klappte es auch. Ich wurde zum zweiten Mal schwanger. Er wollte mehr, nahm einen Job als Monteur an - damit wir uns mehr leisten konnten. So zogen sich die Jahre hin - er oft auf Montage - ich hätte lieber weniger Geld gehabt, dafür ihn mehr bei uns - dann ging er fremd. Er musste mir es erzählen, weil er dachte er hätte sich ev. mit Aids angesteckt. Da begann ich langsam aufzuwachen - fragte mich dann, ob er mich schon öfter betrogen hätte. Seine Worte --> nein. Ich glaubte ihm. Nach 10 Jahren Ehe (und einer von mir vorerst nur vermuteten
"Bumsnachbarin", bestätigte sich hinterher lt. seinen Aussagen - die Nachbarin hat es bis zum Schluss geleugnet) fasste ich endgültig den Entschluss mich zu trennen. Schickte meine Lieben alleine in Urlaub und wollte weg. Ich ließ mich von ihm und den Kindern überreden (ich denke er spürte es) und fuhr nach. Erst schaffte er es nicht mich nochmal einzulullen, er heulte, wollte sich das Leben nehmen, wenn ich ihn verließ... dann gab ich meinen Entschluss bekannt und unsere älteste Tochter flippte völlig aus. Er bettelte auch, meine beste Freundin redete mir auch noch zu und wieder ließ ich mich drauf ein. Doch das Vertrauen war größtenteils weg. Ich konnte mich wieder ein halbes Jahr fangen und leben, als wäre nicht geschehen. Habe mir gedacht: "Wenn die Kinder aus dem Hause sind, bin ich auch weg..." Dann wochenlang musste ich nur heulen. Dann gings wieder eine Weile gut. Dann passierten immer wieder Dinge, er ging auf einer Party mit der Nachbarin raus, angeblich wollte sie ihm etwas zeigen usw. Ich weiß nicht, warum ich mir das gefallen ließ. War ich zu bequem? Wir hatten zwar ein schönes Häuschen, doch ich fühlte mich dort nie wohl... Ich hatte Angst ich würde den Kindern den Vater nehmen/hatte Angst meine Eltern zu enttäuschen...Dann hatte er einen schweren Unfall - er hatte Angst, ich würde ihn jetzt verlassen...ich versprach bei ihm zu bleiben... innerlich hatte ich ihn schon verlassen, daß wusste ich zu dem Zeitpunkt aber noch nicht. Die Spuren des Unfalls verblassten - er bekam neue Arbeit in der Nähe. Ich vermute, dort lernte er eine andere Frau kennen, mit der er ein Verhältnis anfing. Soweit ich informiert bin, hatte er voher "nur" so Fetenbumsereien, keine längeren Affären - aber weiß ich auch nicht - egal.
Plötzlich sprach er nicht mehr mit mir - 2 Monate. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Irgendwann platzte mir dann endlich der Kragen und ich sagte ihm, einer von uns beiden müsse ausziehen. Ich schaute mich nach einer Wohnung um, aber für die beiden Kinder und mich war es zu der Zeit nicht bezahlbar. Er sagte, er würde sich etwas suchen...unternahm aber nichts...nach einer Weile schmiss ich ihn raus. Er zog bei seinen Eltern ein und nach drei Wochen schon seine neue Freundin, die er angeblich vorher nicht kannte. Na ja, der Rest ist glaube ich nicht mehr wichtig... Jetzt 7 Jahre später habe ich alles verarbeitet, mir ist es wurscht ob ich ihn treffe. Er - so wie ich es mitbekomme - noch nicht. Er geht zu Gastgebern und sagt, wenn ich komme, käme er nicht. Da weiß ich doch gleich was ich von den Gastgebern zu halten habe ;-))
Es war für mich einfach vorher nicht an der Zeit. Vielleicht hätte ich selber eine Trennung zu einem früheren Zeitpunkt nicht verkraftet. Ich habe ihn immer geliebt, ich hatte immer Hoffnung für uns. Vielleicht habe ich immer eine rosarote Brille getragen. Ich war mit den Kinder so glücklich. Vielleicht war ich zusehr auf die Kinder fixiert und habe ihn vernachlässigt? Im Nachhinein denke ich es war gut so - es war zwar hart für mich, doch ich habe eine Menge gelernt (verdammt eine Menge). Ich bin kein Ja-Sager mehr und mein Helfersyndrom ist auch nicht mehr so ausgeprägt. Ich bin ehrlicher mir gegenüber und somit auch zu anderen. Nehme auch mal unbequemere Wege in Kauf (bin noch dabei zu lernen, es fällt mir immer noch schwer nicht so nett zu allen zu sein", es wir immer besser mit mir.
Ich hoffe, ich habe nicht zu weit ausgeschweift und das Thema verfehlt.
LG Tarot
P.S.: Die Ehrlichkeit von der ich spreche hat nichts mit Lügen zu tun. Ich habe schon überlegt einen Thread dazu zu eröffnen.