Angefangen hat es mit meinem alkoholsüchtigen Vater, ein halbes Jahr, nachdem er zum erstenmal zulangte, zog ich mit 17 von Zuhause aus. Vorangegangen waren die üblichen Jahre, wenn die Trunksucht eine Familie nach und nach zerstört. Zwecks Ausbildung zog ich mit 21 allein in eine Großstadt - und wurde dort nach einem halben Jahr schwanger. Mit 25 begann ich in meiner Heimatstadt neben der Kleinkinderziehung eine Ausbildung zur Krankenschwester, die ich sogar erfolgreich abschließen konnte, nur fand' ich aufgrund eben der Kindererziehung anschließend keinen Job. Einige Jahre Sozialhilfe folgten, in denen mir mehr als deutlich bewusst wurde, wie schwer es in so einer Situation ist, den Anschluss ans Leben nicht zu verlieren, (sich) nicht einfach in die Hoffnungslosigkeit zu ergeben. Aber ich wollte es nochmal wissen und begann eine berufliche Umschulung - wieder in einer anderen Stadt - als mein Kind 11 war. Bereits während des ersten Grundschuljahres stellte sich das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom heraus, womit mein jahrelanger Kampf gegen Unwissenheit und Unwille bei Schulen und Lehrern begann. Als Alleinerziehende hatte ich jedoch nie wirklich eine Chance, auch nur das geringste Verständnis für mein Kind zu wecken, im Gegenteil. Es machte die übliche Laufbahn eines AD(H)S'lers durch und verließ mit 18 ohne Abschluss, aber fürs Leben gefrustet und verstört die Schule. In den folgenden Jahren konnte es den Hauptschulabschluss extern nachholen und fand letzten Herbst endlich, mit 21 Jahren, einen Ausbildungsplatz...
Diese Jahre haben sehr an mir gezehrt, welche Mutter kann es ertragen, ihr Kind leiden zu sehen - ohne ihm wirklich helfen zu können? Hinzu kam 2004 der relativ unerwartete Krebstod meiner Mutter, nach nur 6-monatigem Kampf. Bis dahin gab es diese Krankheit nicht in unserer Familie, sie war nie ein Thema und meine Mutter - die ich sehr liebte, die einfach ganz selbstverständlich vorhanden und irgendwie auch mein Ruhepol war - hätte so gern wenigstens noch ein paar schöne Jahre gehabt. Ich habe ihren Tod nie verwunden, geschweige denn verarbeitet. Ein paar Monate danach ergab ein Internet-Depressions-Test eine "Master-Depression". Ich war nie deshalb beim Arzt. Wie hätte er mir "helfen" können? Man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Aber ich war seitdem nie mehr so richtig fröhlich, irgendwas war verschwunden.
2006 starb dann mein Vater in dem Pflegeheim, in das ihn seine Sucht gebracht hatte. Ich habe bis heute keine Gefühle dazu. Er hat zuviel kaputt gemacht. Mit dem leider aus finanziellen Gründen nötigen Verkauf meines Elternhauses, kehrte ich für immer meiner Heimatstadt den Rücken.
Im Dezember 2009 verlor' auch meine Tante (die letzte Schwester meiner Mutter), mit der ich viel Kontakt hatte, als mein Kind noch klein war, ihren Kampf - gegen den Krebs. Im Frühjahr 2010 musste sich mein Bruder einer Herz-Op unterziehen, der er zum Glück gut überstand. Er ist - neben meinem Kind - der einzige, der aus meiner näheren Familie noch da ist. So schnell steht man ohne Wurzeln da.
Ich habe etwa 20 Jahre lang keine Zeit und keinen Nerv für eine Beziehung gehabt, ich war tatsächlich die ganze Zeit ohne Partner, hatte keine Kraft dafür. In dieser Zeit nahm ich von ca. 80 kg mit etwa 22 J. auf 156 kg Höchstgewicht mit 42 J. zu. Und machte mir damit auf dieser langen, aber vergeblichen Suche nach jedem noch so kurzfristigen Wohlgefühl den Körper kaputt. Das Übergewicht allein reichte aus, mir jeden Gedanken an Liebe für dieses Leben aus dem Kopf zu schlagen. Zusätzlich war Geld immer knapp und auch nie genug für Führerschein und Auto übrig. Also immer alles trotz mittlerweile hohem Übergewicht zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erledigt, das ist bis heute so. Woher sollte ich Kraft und Zeit nehmen - für Zweisamkeit...?
Diese Jahre haben sehr an mir gezehrt, welche Mutter kann es ertragen, ihr Kind leiden zu sehen - ohne ihm wirklich helfen zu können? Hinzu kam 2004 der relativ unerwartete Krebstod meiner Mutter, nach nur 6-monatigem Kampf. Bis dahin gab es diese Krankheit nicht in unserer Familie, sie war nie ein Thema und meine Mutter - die ich sehr liebte, die einfach ganz selbstverständlich vorhanden und irgendwie auch mein Ruhepol war - hätte so gern wenigstens noch ein paar schöne Jahre gehabt. Ich habe ihren Tod nie verwunden, geschweige denn verarbeitet. Ein paar Monate danach ergab ein Internet-Depressions-Test eine "Master-Depression". Ich war nie deshalb beim Arzt. Wie hätte er mir "helfen" können? Man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Aber ich war seitdem nie mehr so richtig fröhlich, irgendwas war verschwunden.
2006 starb dann mein Vater in dem Pflegeheim, in das ihn seine Sucht gebracht hatte. Ich habe bis heute keine Gefühle dazu. Er hat zuviel kaputt gemacht. Mit dem leider aus finanziellen Gründen nötigen Verkauf meines Elternhauses, kehrte ich für immer meiner Heimatstadt den Rücken.
Im Dezember 2009 verlor' auch meine Tante (die letzte Schwester meiner Mutter), mit der ich viel Kontakt hatte, als mein Kind noch klein war, ihren Kampf - gegen den Krebs. Im Frühjahr 2010 musste sich mein Bruder einer Herz-Op unterziehen, der er zum Glück gut überstand. Er ist - neben meinem Kind - der einzige, der aus meiner näheren Familie noch da ist. So schnell steht man ohne Wurzeln da.
Ich habe etwa 20 Jahre lang keine Zeit und keinen Nerv für eine Beziehung gehabt, ich war tatsächlich die ganze Zeit ohne Partner, hatte keine Kraft dafür. In dieser Zeit nahm ich von ca. 80 kg mit etwa 22 J. auf 156 kg Höchstgewicht mit 42 J. zu. Und machte mir damit auf dieser langen, aber vergeblichen Suche nach jedem noch so kurzfristigen Wohlgefühl den Körper kaputt. Das Übergewicht allein reichte aus, mir jeden Gedanken an Liebe für dieses Leben aus dem Kopf zu schlagen. Zusätzlich war Geld immer knapp und auch nie genug für Führerschein und Auto übrig. Also immer alles trotz mittlerweile hohem Übergewicht zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erledigt, das ist bis heute so. Woher sollte ich Kraft und Zeit nehmen - für Zweisamkeit...?