Rückzug,Isolation,Einsamkeit,Altwerden

soleille

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15 Januar 2006
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15
Diese Themen sind zur Zeit meine "Aufgaben" und manchmal fürchte ich,daran zu verzweifeln.
Eigentlich war ich mein ganzes bisheriges Leben einsam,schon in der Ursprungsfamilie.
Meine Erwartungen habe ich immer weiter heruntergeschraubt.
Jetzt wäre ich schon dankbar für einen regelmäßigen,selbstverständlichen Kontakt - für ein paar Bekannte,mit denen ich etwas unternehmen könnte.
Es scheint so,als sei ich zum Alleinsein "verurteilt" ,weil alle meine Bemühungen so fruchtlos geblieben sind.
Ich habe eingige Jahre Psychotherapie gemacht,auch stationär und sehe meine Situation klar und kann auch meine eigenen Anteile an der Einsamkeit erkennen.
Fast mein ganzes Leben war Kampf : zunächst die Kindheit zu überleben - dann meine Süchte zu überwinden - dann eine Persönlichkeitsstörung bearbeiten - und immer auch schwierig: meine berufliche Situation.
Jetzt könnte ein wenig Ruhe einkehren ,denn durch meine Halbtagsarbeit habe ich viel Zeit und oft auch noch Energie ,die schönen Seiten des Lebens mal anzuschauen.
Klar,ich bin manchmal noch etwas eingeschränkt durch ein paar (neurotische ) Ängste ,aber auch an diesen arbeite ich noch.
Jetzt bin ich in einem Alter,in dem ich Bilanz ziehe und schaue ,was noch geht,was ich noch erleben möchte und so.
Aber ich kann keine Zukunft sehen,keine Perspektive.
Eine Partnerschaft habe ich mir noch nie vorstellen können ,mir war als Kind schon klar,daß ich immer allein bleiben würde.
Jetzt scheint mir mein Leben sinnlos und zwar mein ganzes bisheriges und mein aktuelles.
Weil ich viel Therapie hatte,ist in mir noch ein Rest Hoffnung,daß ich an meinem jetzigen Zustand etwas ändern kann.
Nur kann ich noch nicht sehen,wie.
Und das Altwerden macht mir wohl auch deswegen Angst,weil ich so einsam bin und nicht ganz gesund.
Außerdem arbeite ich in einem Pflegeheim und sehe täglich,wie grausam es sein kann,hilflos zu sein.
Ich hätte gern so etwas wie ein "Modell" ,an dem ich sehen könnte,wie man auf gute Art und Weise alt werden kann.
So erlebe ich nur das Leiden und auch die Einsamkeit der Heimbewohner.

So,nun reicht es erst mal.
Liest sich vielleicht selbstmitleidig ,weil ich meine Situation mal nicht beschönige,wie ich es lange getan habe.
Aber ich reiße mich schon auch zusammen und versuche,aus jedem Tag das Beste zu machen,habe vor drei Monaten mit regelmäßigem Sport angefangen,gehe viel mehr raus als früher und bin dankbar für jeden besseren Tag.
Aber hier und jetzt mal das "Negative".

Ich werde mich freuen über Rückmeldungen.

Soleille
 
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Hallo liebe Soleille,

lass dich mal ganz fest drücken!

Es gibt immer Momente in unserem Leben wo wir uns fragen, was haben wir erreicht, was erwartet uns noch und bin ich überhaupt glücklich. Du scheinst dich im Moment an so einem Punkt zu befinden.

Ich kann gut nachvollziehen, dass dir das Älterwerden Probleme bereitet, weil du durch deinen Beruf viele Negativ-Beispiele siehst. Und das zieht dich nach unten. Aber es gibt auch die andere Seiten, Menschen die bis ins hohe Alter rüstig bleiben und es schaffen lange selbständig zu leben und sich von niemanden rein reden lassen. Meine Uroma war so ein Fall. Sie wollte nach einem Schlaganfall zu keiner ihrer Kinder ziehen und ist erst kurz vor ihrem Tod in ein Heim für betreutes Wohnen gezogen.

Aber Einsamkeit, das ist eine andere Sache. Da kann ich dir auch keinen "guten Rat" mit auf den Weg geben... Außer, gibt es vielleicht Vereine oder ehrenamtliche Tätigkeiten wo du deinen Bekanntenkreis erweitern kannst?

Ich wünsche dir alles Gute.
 
Hallo,Suchende

danke für deine verständnisvolle Antwort .

Ohne es zu wollen,hast du noch ein anderes meiner Probleme angerührt: ich habe es überhaupt nicht mit dem "fest drücken" (ich weiß schon,wie es von dir gemeint war ).
Das heißt: ich habe Schwierigkeiten wahrzunehmen,wie nah oder wie fern ich Menschen an mich heran lassen kann oder wie weit ich auf sie zugehen oder sie besser meiden soll .
Ich gehe schon lange nirgendwo mehr hin,wo sich viele Menschen aufhalten,weil ich dann das Empfinden habe ,zu "verschwinden" ,von den vielen Eindrücken "verschlungen" zu werden.


Heute habe ich meinen Tag mal wieder gut genutzt und dann ist die Einsamkeit erträglich.
Es ist doch meine Entscheidung,mich zurückzuziehen ,auch,wenn es sich nicht immer so anfühlt.
Ich wäre gern mit Menschen zusammen ,weiß aber immer noch nicht,wie man es macht,daß man sich mit ihnen auch mal wohlfühlt.
Ob ich das in diesem Leben noch erfahren werde?

Ich hatte einige Jahre einen wichtigen Kontakt zu einer Familie mit Kindern,wo ich in kleinem Rahmen auch immer wieder andere Menschen getroffen habe.
Aber dann habe ich nicht mehr mit angesehen,was dort mit den Kindern gemacht wurde (Schläge und andere Demütigungen) und bin seitdem ausgeschlossen.
Das war vor 2 Monaten.
Daher kommt wohl es auch ,daß ich mich jetzt wieder einsam fühle.
Aber es wird mit jedem Tag ein wenig besser.
 
Hallo liebe Sonne,

Ich gehe schon lange nirgendwo mehr hin,wo sich viele Menschen aufhalten,weil ich dann das Empfinden habe ,zu "verschwinden" ,von den vielen Eindrücken "verschlungen" zu werden.
Dieses Gefühl kenne ich. Es tritt bei mir meistens dann auf, wenn ich mich nicht in meinem inneren Gleichgewicht befinde und ich zu sehr auf die Außenwelt, bzw. auf die anderen achte, anstatt mich in erster Linie selbst zu spüren. Ich orientiere mich z.B. zu oft zu stark nach der Meinung von anderen, obwohl ich für mich selbst schon weiß, dass mir das nicht gut tut. Aber wir sollten uns stets bewusst sein, dass wir selbst in erster Linie der Maßstab der Dinge in unserer Welt sind (was für ein Satz... hoffentlich verstehst du was ich meine).

ich habe Schwierigkeiten wahrzunehmen,wie nah oder wie fern ich Menschen an mich heran lassen kann oder wie weit ich auf sie zugehen oder sie besser meiden soll
Heisst das, du bist zu sehr damit beschäftig dich zu fragen, in wie weit du dich auf den einzelnen einlassen kannst/darfst anstatt einfach nur das Zusammensein zu genießen? Sich fallen lassen zu können? Und hast du Angst enttäuscht zu werden, wenn du dich zu weit öffnest?

In meinen persönlichen Beziehungen krieselt es nämlich meistens dann, wenn ich von meinen Freunden, Bekannten, Partner, Familie etwas bestimmtes erwarte und ich eigentlich wissen sollte, dass ich das von ihnen gar nicht verlangen kann, weil es einfach nicht in ihrer Macht liegt. Das klingt jetzt wahrscheinlich voll blöde, aber vielleicht verstehst du, was ich damit sagen will.

Ich hatte einige Jahre einen wichtigen Kontakt zu einer Familie mit Kindern...und bin seitdem ausgeschlossen.
Ach ja, die Kindererziehung. Wahrscheinlich der größte Streitfaktor unter uns normal sterblichen Menschen. Da lässt sich keiner gerne was sagen...

Hmmm... dein Posting macht mich nachdenklich über mich selber... Ich glaube, ich weise auch zu viele Bekanntschaften zurück, weil ich keine richtige Lust auf die Verantwortung innerhalb einer Freundschaft habe...

Ich wünsche dir alles Gute und lass wieder von dir hören.
 
Hallo Solleile,
leider habe deinen Beitrag erst jetzt entdeckt.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie es dir geht( zumindest die Einsamkeitsproblematik), weil ich mein Leben auch oft als Kampf gegen Einsamkeit empfinde.

Hast du schon mal daran gedacht eine Zeitungsanzeige aufzugeben?
Es gibt bestimmt viele Menschen in deiner Umgebung, die auch einsam sind und für gemeinsame Unternehmungen zu haben sind :)
Ich habe auf diesem Wege einige nette menschen kennengelernt..

Liebe Grüße
lotus
 
Hallo Ihr beiden , Suchende und lotus

danke

für eure Antworten

Ich werde demnächst noch was dazu schreiben.
(Bin gerade müde vom Dienst)

Bis dahin

Soleille
 
So,nun steht mir gerade mal der Sinn danach,noch was zu euren Antworten zu schreiben:
Ja,Suchende du hast Recht ,ich mache mich abhängig von der Reaktion anderer auf mich.
Weil ich mich meistens nicht besonders mag und davon ausgehe,daß andere dasselbe sehen wie ich.
Und allein kann es mir nicht passieren,von anderen auch noch abgelehnt zu werden.
So ganz langsam ändert sich zur Zeit auch was,mit Rückschlägen.
Ich versuche,jeden Tag bewußt was Gutes zu machen und zu genießen.
Und ich nehme mir oft vor,Kleinigkeiten in meinem Leben anders als bisher zu machen - und wenn es nur Tee statt Kaffee trinken ist.
Das mit den Anzeigen habe ich früher mal versucht,Lotus,aber damit habe ich keine guten Erfahrungen gemacht.
Demnächst werde ich an zwei Kursen teilnehmen ,Wassergymnastik und Rückenschule - sowas geht ganz gut,weil da nicht viel geredet wird und jeder mit sich beschäftigt ist.
Und das reicht mir dann auch an Kontakt.
Ja,und ich freue mich auf den Frühling,auf Wärme und Offenheit.
Da komme ich auch manchmal "über den Gartenzaun" ins Gespräch.

Und vielleicht,wenn ich die Geschichte mit den geschlagenen Kindern abgeschlossen habe,treffe ich wieder auf eine Familie,die meine Unterstützung braucht.
Aber das kann ich mir im Moment noch nicht richtig vorstellen,weil ich die Kinder noch arg vermisse und nicht einfach so austauschen kann.
Und auch immer noch die Hoffnung habe,daß die Eltern irgendwann erkennen können,daß mein Eingreifen richtig war.

Im Moment bewege ich mich langsam aus meinem "Schlupfloch" heraus.

Noch einmal danke für eure Aufmerksamkeit,hat gut getan.

soleille
 
AW Soleille

:trost:
Hallo Soleille!
Hab deinen Beitrag gerade erst gelesen. Glaub mir, ich kann dich besser
verstehen als du denkst.
Trotzdem - ohne dir nahetreten zu wollen - und du musst ja auch nicht
darauf antworten - hätte ich noch Fragen. zB .....

...weil alle meine Bemühungen so fruchtlos geblieben

Was waren das für Bemühungen?


... zunächst die Kindheit zu überleben

das klingt schlimm. Was meinst du?


... dann meine Süchte zu überwinden

Sucht >>> Sehnsucht >>> Suche
(ich meine - hast du gefunden was du gesucht hast?)

... dann eine Persönlichkeitsstörung bearbeiten -

hast du das Gefühl, eine Lösung erarbeitet zu haben?

... (neurotische ) Ängste

zum Beispiel welche Ängste? Mit Ängsten zu leben ist bestimmt einengend

...und schaue ,was noch geht,was ich noch erleben möchte und so.
Diese Aussage zeigt doch, dass du durchaus perspektivisch denkst. Das ist
doch gut so!

...mir war als Kind schon klar,daß ich immer allein bleiben würde

das klingt wie eine sich-selbst-erfüllende Prophezeiung! Bitte überdenke das.

...Hoffnung,daß ich an meinem jetzigen Zustand etwas ändern kann.
"die Hoffnung geht als letztes" .... (Hoffnung ist ein Elixier!)

...nicht ganz gesund

Was fehlt dir?

...erlebe ich nur das Leiden und auch die Einsamkeit der Heimbewohner

Das ist bestimmt sehr belastend. Aber Menschen wie du sind ein
Segen für die Menschheit, was täte unsere Gesellschaft ohne solche
altruistischen Helfer wie dich??
Alle meine Achtung vor deiner Tätigkeit.

...Liest sich vielleicht selbstmitleidig

Ein bißchen Selbstmitleid ist schon ok und nur allzu menschlich!


...mit regelmäßigem Sport angefangen

das ist super und unschlagbar für ein gutes "Ich-Gefühl"!


Vielleicht gibt es ja eine Rückmeldung von dir??

Liebe Grüße und einen schönen Dienstag,
Karin
 
Hallo Karin,

ich sehe dein Interesse ,aber ich mag mich nicht mit deinen Fragen beschäftigen.
Wahrscheinlich sind sie nett gemeint,aber sie kommen ein bissschen wie ein Verhör bei mir an.
Vielleicht,weil wir uns nicht kennen?
Oder liegt es an der Form,die mich an einen Fragebogen erinnert?

Wir sind ja beide noch "frisch" hier,schaun wer mal ...

Soleille
 
AW Soleille

:bwaah:

Hallo Soleille,

das tut mir ehrlich leid, das wollte ich nicht als "Verhör" verstanden
wissen. Obwohl ich jetzt, nachträglich, sehe, wie das bei dir angekommen
ist. Es war nicht so aufdringlich gemeint wie es scheint.

Dein Beitrag hatte einen so verzweifelten Unterton. Und ja, du hast wohl
Recht, diese Art von Fragen sollte man nur stellen, wenn man jemanden
kennt.

Trotzdem (oder erst recht) viele liebe Grüße,
Karin
 
Puh,jetzt bin ich aber doch erleichtert,Karin :)

Ich habe nämlich schon zunächst überlegt,ob ich dir ehrlich schreibe,was ich denke oder nicht.
Zur Zeit versuche ich nämlich:
nicht mehr die alles Verstehende und Hinnehmende zu sein (oder zu spielen?),sondern wieder aufrichtig zu mir und zu anderen zu werden.

Siehst du,nun hast du mir zu einer guten Erfahrung verholfen :danke:

Ja,es stimmt,bei meinem ersten Posting war ich der Verzweiflung nahe - inzwischen ist sie etwas in den Hintergrund gerückt.

bis demnächst

Soleille
 
AW an pisces

soleille schrieb:
Zur Zeit versuche ich nämlich:
nicht mehr die alles Verstehende und Hinnehmende zu sein (oder zu spielen?),sondern wieder aufrichtig zu mir und zu anderen zu werden.

Liebe soleille,

danke, dass du mir dennoch geantwortet hast. Ich habe nicht damit gerechnet, weil du so verärgert schienst. :mad:

Was du in dem Satz oben beschreibst - das klingt für mich übersetzt:
"Ich möchte raus aus der Opferrolle".

Wenn ich das so richtig verstanden habe, dann finde ich diesen Schritt
(mit dem ich auch selbst zur Zeit noch hadere) von enorm grosser
Bedeutung für das Selbstwertgefühl. Das geht nicht von heute auf
morgen, keine "Spontanheilung". Aber das Beste was es gibt auf dem Weg
zur Selbst-Akzeptanz.

Wie gesagt, wenn ich dich richtig interpretiert habe, dann beruhigt es
mich irgendwie zu hören, dass es auch andere gibt, denen Selbst-Liebe nicht
in die Wiege gelegt wurde, sondern dass sie diese "erarbeiten" müssen.

Schwerarbeit, die sich lohnt.

Alles Liebe

Karin :autsch:
 
AW an soleille

Entschuldigung - im Titel von meinem Beitrag von soeben sollte natürlich "soleille" stehen, habe mich verschrieben!
 
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Ach,nee,ich war doch nicht verärgert.
Woraus hast du das denn geschlossen,Karin?
Wenn es so wäre,hätte ich das geschrieben.
Und zum "richtig" ärgern gehört ja eine gewisse Bedeutung.
Ich habe mitgeteilt ,wie es mir mit deiner Antwort/deien Fragen geht ,also meine Grenze benannt.
Und ich habe dir ja nichts Schlechtes unterstellt,also war gar nix zum Ärgern da.

Ich denke,das Meiste,was man in einem Forum hinter den geschriebenen Worten vermutet,hat mehr mit der eigenen Person zu tun.
Ist auf jeden Fall ein gutes Übungsfeld :party02: (der passt zwar nicht,gefällt mir aber)

Soleille
 
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