Seit einem Jahr... kompliziert

ninanina

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20 Februar 2011
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Seit 2 Wochen habe ich Schluss mit meinem Freund. Wir waren 5 Jahre zusammen, immer on und off. Er ist ein wundervoller Mensch, eigentlich mein Traummann, doch leider hat seine sexuelle Anziehung auf mich das letzte Jahr immer mehr abgenommen bis wir fast 6 Monate keinen Sex mehr hatten. Er wurde wie ein Bruder für mich und ich musste den Schlussstrich ziehen. Es tut sehr weh, aber es war die richtige Entscheidung.

Ein anderer Grund fürs Schlussmachen ist folgender: ich bin seit fast einem Jahr in einen seiner mittlerweile besten Freunde und Mitbewohner, Tom, verliebt. Es fing ganz langsam an und wurde von Monat zu Monat immer stärker. Tom und ich sind mittlerweile auch sehr gut befreundet und arbeiten gemeinsam in einem Verein (sehen uns deswegen 2-3 Mal im Monat). Ich habe es die ganze Zeit vor meinem Exfreund verheimlicht, ich dachte die Gefühle würden sicherlich nach einer gewissen Zeit vergehen. Doch sie wurden so stark, dass ich mich trennen musste. Tom weiss nichts davon und ich glaube auch nicht, dass er etwas ahnt.

Ich habe nicht vor ihm etwas davon zu erzählen, es wäre einfach zu schrecklich für meinen Exfreund, wenn Tom und ich zusammen kämen. Außerdem wohnen die beiden sogar zusammen. Naja, ausserdem frage ich mich manchmal ob es wirklich Tom ist, der mich anzieht oder ob es nur das Unerreichbare ist. Doch wenn ich ihn nur sehe oder selbst mit ihm telefoniere, fängt mein Puls an schneller zu schlagen, meine Gesichtsfarbe verändert sich in hellrosa und ich möchte einfach nur bei ihm bleiben. Er hat keine Freundin, doch jedesmal wenn ich mitbekomme, dass er mit einer Frau schläft (das war im letzten Jahr 3x) oder jemanden interessant finde, koche ich innerlich vor Eifersucht. Ich wünsche mir dann jedesmal, dass nicht mehr draus wird. Wurde es bisher auch nicht. Er hat eine genaue Vorstellung, wie seine Partnerin sein soll - ich und mein Lebensstil passen ziemlich genau auf diese Vorstellung.

Er flirtet oft mit mir, aber dann gibt er manchmal klar zu verstehen, dass ich beispielsweise "nicht die Mutter seiner Kinder werde" (das sagte er mir in einer Diskusion über Erziehung). In dem Moment war ich allerdings noch in einer Beziehung. Dass ich in einer Beziehung war, hat ihn aber letzten Sommer nicht davon abgehalten mit mir zu tanzen und zwar so heiß, dass eigentlich nur noch fehlte, dass wir uns die Klamotten vom Leib rissen.

Ich weiß selber nicht worauf ich hinaus möchte und warum ich das hier alles aufschreibe. Ich bin mir ja wirklich sicher dass ich es ihm (zumindest jetzt noch) nicht sagen möchte. Ich brauche momentan auf jeden Fall Zeit für mich alleine, da ich aus einer 5jährigen Beziehung komme.

Trotzdem würde ich liebend gerne wissen, ob er genauso empfindet wie ich. Und noch lieber würde ich wissen, ob es wirklich er ist, den ich so toll finde, oder einfach nur das Gefühl, dass er unerreichbar ist und ich um ihn kämpfen muss (dieses Muster hat mir meine Mutter vorgelebt). Doch jedesmal wenn ich vor ihm stehe und weiche Knie bekomme, bin ich mir sicher, dass er es ist, der die Gefühle auslöst. Aber die Frage ob wir auf lange Sicht glücklich wären, kann ich nicht klar beantworten.

Es tut mir Leid für den langen Text und die nicht klar gestellten Fragen. Ich würde mich über Antworten freuen, vielleicht war ja mal jemand in einer ähnlichen Situation.

Alles Liebe,
Nina
 
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Hallo.... und Willkommen....:)
ich empfand den Text nicht als lang und hab jetzt all meine Antworten und Fragen die ich hatte wieder gelöscht und auf die folgende reduziert......
Wie waren die 5 Jahre mit Deinem Ex-Freund.?
 
AW: Seit einem Jahr... kompliziert

Hi Vitella,

danke für deine Antwort! Die 5 Jahre waren Jahre der Unsicherheit. Ich war mir von anfang an nie sicher, ob ich mit ihm zusammen sein wollte - vom Gefühl her.
Eine Woche dachte ich, diesen Mann möchtest du heiraten und die folgende Woche wollte ich Schluss machen. Das habe ich dann auch immer wieder getan. Wie waren also keine ganze 5 Jahre zusammen, sondern nur 2,5 wenns hochkommt. In der Zeit hat er immer auf mich gewartet während ich Affairen und Beziehungen hatte. Trotzdem konnte ich auch nie völlig loslassen, weil er einfach mein bester Freund war und es niemanden gibt mit dem ich so gut reden kann, mich fallenlassen und vertrauen. Doch die körperliche Anziehung hat mit jedem Mal abgenommen, bis gar nichts mehr übrig war.
Letzten Sommer war ich 2 Wochen mit Tom und meinem Exfreund zusammen unterwegs. Da hat es sogar angefangen, dass ich beim Sex an Tom gedacht habe.
Trotzdem bin ich mit meinem Exfreund zusammen geblieben, da ich hoffte, dass die Situation sich bessert und ich meine Gefühle beeinflussen könnte. Denn wir sind das perfekte Team...Aber es hat nicht so geklappt wie ich es mir gewünscht habe.. die Unsicherheit ist gewachsen anstatt geschrumpft...

Nina
 
AW: Seit einem Jahr... kompliziert

Liebe Nina,

auch von mir ein herzliches Willkommen und viel Spaß und gute Gespräche. :tuscheln:

Auch ich empfinde Dein Posting überhaupt nicht als zu lang. Ich denke, es tut gut, sich einmal alles von der Seele zu schreiben, vielleicht sieht man dann klarer.

Ich will Dich nicht allzusehr mit Fragen drangsalieren, aber eines möchte ich doch gerne wissen. War das eigentlich für Deinen Ex-Freund in Ordnung, dass Ihr keinen Sex mehr hattet? Habt Ihr darüber gesprochen?

Vielleicht wäre es gut für Dich, eine Zeit lang allein zu bleiben, Dich nur auf Dich zu konzentrieren und alle Männer aufs Abstellgleis zu schieben, denke ich.

Liebe Grüße,
ElliB:blume:
 
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Liebe Ninanina!

Trotzdem würde ich liebend gerne wissen, ob er genauso empfindet wie ich. Und noch lieber würde ich wissen, ob es wirklich er ist, den ich so toll finde, oder einfach nur das Gefühl, dass er unerreichbar ist und ich um ihn kämpfen muss (dieses Muster hat mir meine Mutter vorgelebt).

Ich bin an diesem Absatz hängengeblieben - welches Muster hatte Deine Mutter? Könntest Du das beschreiben - und dann noch vielleicht Deine Gedanken dazu mitteilen, ob Du dieses Muster in irgendeiner Form übernommen hast bzw. glaubst, es aus irgendeinem Grund übernehmen zu müssen?

Liebe Grüße
Reinfriede
 
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Danke für eure Antworten! Es tut wirklich gut, sich alles von der Seele zu schreiben und mit Menschen zu sprechen, die nicht schon die ganze Geschichte kennen.

War das eigentlich für Deinen Ex-Freund in Ordnung, dass Ihr keinen Sex mehr hattet? Habt Ihr darüber gesprochen?

ElliB:blume:

Es hat ihm natürlich nicht gefallen, vor allem weil wir am Anfang unserer Beziehung fast täglich Sex hatten. Doch mein Exfreund und ich konnten über alles sprechen und er hat ein sehr großes Einfühlunsvermögen, kann also alles nachvollziehen und würde nie jemanden zu etwas drängen. Ich habe ihm gesagt, dass es mir keinen Spaß mehr macht und ich habe ihm auch meine Vermutung gesagt woher es kommen könnte:
Er ist eine Person, die extrem viel gibt und nicht erwartet, dass man etwas dafür zurück bekommt und sich selber immer hinten anstellt. Ich bin eine eher dominantere Person, ich teste oft aus wie weit ich gehen kann und dann erwarte dann von meinem Partner, dass er Stop sagt. Doch bei meinem Exfreund gab es kein Stop. Irgendwann hatte ich das Gefühl, ich stehe über ihm. Ich wurde erdrückt von der Situation, dass er alles für mich machte und ich ihm selten etwas zurückgeben konnte (weil er ja auch nur wenig eigene Träume und Ziele hat und lieber anderen hilft ihre zu erreichen). Ich habe für mich herrausgefunden, dass ich einen Mann brauche, der viel mehr Durchsetzungsvermögen und eigene Ziele hat. Das macht einen Mann für mich attraktiv. Darüber haben wir oft gesprochen und er hat seit Jahren versucht an sich zu arbeiten, sogar mit therapeutischer Hilfe. Doch er ist nunmal nicht so und er muss auch nicht so werden nur für mich. Deswegen war es besser dass wir uns trennten.

Liebe Ninanina!

Ich bin an diesem Absatz hängengeblieben - welches Muster hatte Deine Mutter? Könntest Du das beschreiben - und dann noch vielleicht Deine Gedanken dazu mitteilen, ob Du dieses Muster in irgendeiner Form übernommen hast bzw. glaubst, es aus irgendeinem Grund übernehmen zu müssen?

Meine Mutter hat ihr Leben lang immer nur für meinen Vater gelebt und musste täglich um seine Liebe kämpfen. Doch sie hat sie nie wirklich bekommen. Sie hat es dann nach 25 Jahren geschafft sich zu trennen, hat Krebs bekommen und dann ihr komplettes Leben geändert. Seitdem ich ein Teenager bin predigt sie mir immer wieder, dass ich nicht das gleiche Muster verfolgen soll wie sie. Und eigentlich bin ich mir sicher, dass ich sie nicht kopieren werde - denn ich bin auch ein völlig anderer Typ Mensch als sie. Wenn mir mein Partner nicht genug Aufmerksamkeit schenkt, kein Einfühlungsvermögen oder emotionale Intelligenz hat (wie mein Vater), dann brauche ich zwar einige Wochen um das zu merken, aber habe kein Problem mich zu streiten (meine Eltern haben sich nie gestritten) oder sogar Schluss zu machen, selbst wenn ich total verliebt bin. Also mehr Selbstwertgefühl als meine Mutter habe ich allemal und ich definiere mich absolut nicht über meine Beziehungen.
Und trotzdem sind immer genau die Männer interessant, die ich nicht haben kann und ich sie bleiben auch nur interessant wenn ich immer wieder um sie kämpfen muss. Als ich meinen Exfreund kennenlernte vor 5 Jahren, war er in einer 8jährigen Beziehung. Sie wohnten zusammen und sie wollte mit ihm ein Haus kaufen. Doch er erzählte mir, dass er eigentlich nicht glaubt, dass es das richtige für ihn wäre, weil er mehr vom Leben will. Er trennte sich und einen Monat später kamen wir zusammen. Er war vor allem deswegen so interessant für mich, weil ich mit seiner Exfreundin konkurieren musste. Sie war noch so präsent in seinem Leben, dass ich mich quasi auf Platz eins hocharbeiten musste. Dort angekommen fing die Unsicherheit an.

Ich freue mich schon auf eure Antworten,
liebe Grüße,
Nina
 
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Liebe Ninanina!

Ich habe meine Frage auch aus folgendem Grund gestellt, vielleicht magst Du Dir das mal durch den Kopf gehen lassen, falls es bei Dir auf Resonanz stößt:

Es gibt Konstellationen, in denen die Tochter etwas, das sie als Unrecht empfunden hat/empfindet (Mutter muss um Liebe kämpfen), für die Mutter erledigen möchte. Eine Art Wiedergutmachung für das Unrecht, das die Mutter erlitten hat.

Und dafür werden Stellvertreter gesucht, d.h. ein Mann, der diese Ausstrahlung hat (Du kriegst mich nicht ganz oder nur durch Kampf) wird interessant, weil er die Chance bietet, diesesmal einen "Ausgleich" zu schaffen.

Das sind oft Muster, die einem nicht bewusst sein müssen, also eher hintergründig ablaufen.

Das Problem bei diesen Stellvertreterkriegen ist, dass man das Problem der Mutter in Wahrheit nie lösen kann. Nach jedem Sieg fühlt man die Leere.

Weils nicht die eigene Geschichte ist, sondern man für jemanden anderen etwas lösen möchte.

Ein Weg dorthin, sich von dieser selbst auferlegten Aufgabe zu befreien wäre, sich mit der Problematik der Mutter auseinanderzusetzen. Denn wenn Deine Mutter ihr Leben lang um Liebe kämpfen musste, so hätte sie das - wenn sie gewollt hätte - selbst ändern können. Du schreibst, sie hätte sich getrennt und möchte nicht, dass Dir so etwas passiert wie ihr mit Deinem Vater. Das wäre für mich ein Signal, dass sie nach wie vor mit dem Problem hadert. Es ist nicht abgeschlossen.

Abgeschlossen wäre es dann, wenn sie AUCH die Vorteile herausgearbeitet hat, die sie durch ihren Kampf gehabt hatte. Es als schlecht UND gut ansehen kann, was die ganzen Jahre passiert war.

Ich möchte in dem Zusammenhang auch auf die Möglichkeit einer systemischen Familienstellung hinweisen - das wäre eine Chance, das Päckchen, das Du für Deine Mutter möglicherweise trägst, ihr zurückzugeben und Dein eigenes Leben - frei - zu führen.

Wie gesagt, sind meine Gedanken zu dem Thema, wenns nicht passen sollte, ab in die Tonne damit.;)

Liebe Grüße
Reinfriede
 
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Liebe Reinfriede,

alles was du sagst ist mir schon lange bewusst. Ich habe auch schon 2 Familienaufstellungen hinter mir und verschiedene Arten von Therapie. Im Moment habe ich damit aufgehört, weil es mich nicht wirklich weiter gebracht hat Antworten auf meine Fragen zu finden.

Meine Mutter sieht mittlerweile auch das Gute in dem Kampf um meinen Vater. Sie musste dadurch um die zu werden, die sie heute ist und heute ist sie ein ganz anderer Mensch als damals. Trotzdem möchte sie mich natürlich davor bewahren, dass mir das Gleiche passiert und warnt mich, ich sollte bei meiner Männerwahl aufpassen. Nicht nur meine Mutter, sondern auch meine Oma hatte einen schrecklichen Mann an ihrer Seite.

Aber all die Therapien haben meine Fragen nicht beantwortet, deswegen brauche ich davon momentan eine Auszeit. Ich sollte einfach leben und die Situationen meistern, wie sie kommen anstatt mir vorher andauernd Fragen zu stellen. Ich bin erst 24. Am liebsten würde ich jetzt sofort zu Tom gehen und es ausprobieren, aber es wäre im Moment nicht gut für niemanden. Deswegen lasse ich es und deswegen bin ich so verdammt durcheinander....

Liebe Grüße,
Nina
 
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