Sorge um meinen kleinen Bruder (17)

silvi

Active Member
Registriert
9 Januar 2007
Beiträge
29
Ich (30) weiß, dass dieses Alter nun wirklich nicht einfach ist - bin auch fest davon überzeugt, dass 17jährige häufig einen "Knoten" im Hirn haben und für uns etwas ireal denken.
Jetzt aber zu dem, was passiert ist:
Zunächst einmal: Halbbruder, gleiche Mutter, verschiedene Väter, mein Vater ist tot, mit seinem habe ich ein ganz schlechtes Verhältnis (schon immer gehabt, kenne ihn, seit ich 8 Jahre alt bin)
Die Beziehung Mutter - (Fast)stiefvater ist total bescheiden, wenn man ins Haus kommt, legt sich sofort ein Druck auf die Seele, ich weiß nicht, wie ich es sonst ausdrücken kann. Ich wusste immer, auf wessen Seite ich stehe, klar, aber mein kleiner Bruder steht zwischen den Stühlen.
Er wollte jetzt mit seinem Vater reden, weil er Angst hat, dass die beiden sich trennen - und hat sich dafür erstmal Mut angetrunken (nunja, nicht die beste Ausgangslage ich weiß, aber er hat sich all seinen jahrelang aufgestauten Frust von der Seele geredet und hat sich total mit seinem Vater zerstritten - mitten auf einer PArty, bei der dann auch jeder mitbekommen hat, dass er vor Wut ein Bierglas in der Hand zerdrückt hat). Ich verstehe ihn, wirklich, da ich weiß, wie man sich in dem HAus fühlt, doch sein Vater sieht nur, dass sein Sohn ihn vor allen blamiert hat und hat nicht über ein einziges Wort von dem nachgedacht, was Bruderherz gesagt hat.
Um drei Uhr nachts ist er total verstört bei mir aufgetaucht, hat geweint und war wütend, dachte, wenn seine Eltern nicht wissen, wo er ist, würden sie miteinander reden. Er sieht es als seine selbstpersönliche Pflicht, die Ehe seiner Eltern zu kitten und ich weiß, dass er gar nichts tun kann. Ihm ist in der Hinsicht viel zu viel von meiner Mutter aufgebürdet worden, die sich immer wieder bei ihm über den ach so schlechten Vater (nun ja, ist wirklich kein toller Mann und Vater, hat meinen Bruder als kind auch geschlagen, aber das ist ein anderes Thema)beschwert hat udn die jedesmal, wenn es nicht nach ihrer nase geht, meinem Bruder vorhält, er sei wie sein Vater.
Ich habe meinen Bruder noch nie so fertig, so verzweifelt und auch so aggressiv gesehen. Er ist eigentlich ein ganz liebes Kerlchen mit einem riesen Herz und ich befürchte, dass meine Familie ihn kaputt macht.
Der Hammer des ganzen: am ersten Tag stand meine mutter noch hinter ihm, jetzt meint sie, er würde aggressiv wenn er trinkt.
Ich glaube aber, dass, wenn er Alkohol trinkt (meist wirklich "nur" wie in dem alter üblich auf Parties, da habe ich mich schon umgehört) seine Gefühle, die er immer versteckt und in sich reinfrisst, ausbrechen.
Ich glaube nicht, dass er wirklich aggressiv ist, ich glaube einfach nur, dass er völlig verzweifelt ist und ich weiß nicht wie ich ihm beistehen kann.
Das musste ich mir einfach mal von der Seele schreiben, schön, dass es dieses Forum gibt!
 
Werbung:
AW: Sorge um meinen kleinen Bruder (17)

Hallo Silvi,

den Fehler im System machen ganz klar die Eltern. Dein Bruder ist verzweifelt, nämlich vollkommen. Mitten in der Pubertät, wo er selbst nicht weiß wo Vorne und Hinten ist, weil ständig Hormonschübe daherkommen und dann benehmen sich die Eltern pübertärer als er!

Die Beziehung zwischen den Eltern geht die Kinder nichts an, das ist deren Sache. Es ist unfair Kinder in deren Schwierigkeiten mit rein zu ziehen. Kinder können aufgrund ihrer Stellung als Kind (im Ende: Was weißt du schon) ohnehin nichts ausrichten. Ergo raushalten und wenn´s sein muss: "Das ist dein/euer Problem, geht mich nichts an, lass/t mich damit zufrieden". Die Kinder können sich nicht zwischen Vater und Mutter entscheiden, das geht emotional nicht. Da geht jedes Kind daran emotional zugrunde.

Was die Kinder was angeht, ist die Mutter-Kind und die Vater-Kind Beziehung.
Sollten die Eltern nicht in der Lage sein, die Elternrolle zu übernehmen, dann kann eine psychologische Beratung helfen oder ein Mentoring, oder einfach Freunde der Eltern.

Wenn gar nichts davon geht, würd ich eine Familienaufstellung ins Auge fassen. Da kann man ohne Anwesenheit der Eltern mit ihnen reden und Dinge klar stellen. Sie bekommen es mit, obwohl es ihnen nicht bewußt wird.

Wünsche euch das Beste!
 
AW: Sorge um meinen kleinen Bruder (17)

Hallo Silvi,

hatte so einen ähnlichen Fall im Umfeld. Kann dir nur raten, mit deinem Bruder zum Jugendamt zu gehen, damit er in ein betreutes Wohnen kommt.

Ebenfalls sehe ich hier einen Ansatz, daß er psychologische Hilfe braucht um zu erkennen, daß die Eltern die Verantwortung für sich selbst tragen und er schauen muß, wie er mit seinem Leben zurecht kommt.

Er ist mit dieser Situation total überfordert. Mit Abstand aus der Wohngruppe kann er die Situation mit der Zeit klarer beurteilen und lernt durch die psychologische Betreuung sich abzugrenzen, ohne Alkohol trinken zu müssen. Er wird erkennen, daß es sein Recht ist.

Ist jedenfalls eine Chance für ihn. Er kann nicht den Ehetherapeuten der Eltern spielen.


LG Laura
 
Werbung:
AW: Sorge um meinen kleinen Bruder (17)

ich schließe mich den vorschreiberinnen an.

althea
 
Zurück
Oben