unbegründete Weinanfälle

Emilia

New Member
Registriert
20 Juli 2012
Beiträge
3
Hallo ihr Lieben,

ich brauche dringend eure Hilfe. Ich probiere mein Problem nun so präzise, wie möglich zu schildern und bedanke mich schon jetzt für's Durchlesen.

Vorerst ein paar Fakten: Ich bin 20 Jahre alt und seit 1 Jahr und 4 Monaten glücklich mit meinem Freund zusammen, den ich unter der Woche jeden zweiten Tag und die Hälfte der Zeit des Wochenendes sehe. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch, der bei einem Streit, bei (auch nur annähernd) traurigen Filmen oder Situationen und in Fällen der Wut oftmals anfängt zu weinen. Andererseits bin ich auch sehr glücklich und fröhlich, lache sehr viel und kann auch über mich selbst lachen.

Es begann vor ca. 4 Wochen. Mein Freund und ich hatten am Telefon eine kleine Meinungsverschiedenheit (wir waren gerade an der Planung unserer Abendaktivität). Wir legten auf und ich steigerte mich wohl so rein, dass ich ihn mit SMS bombardierte und ihn unzählige Male anrief. Er schrieb nicht zurück, da er gerade unter der Dusche stand, was mich noch aggressiver machte. Ich weinte und schrie und als er dann anrief, sagte ich ihm, dass ich nicht verstehen könne, warum er mir soetwas antut und dass ich ihm nie wieder in die Augen schauen könne. Kurze Zeit später kam er vorbei und versuchte mich zu beruhigen, was ihm letztendlich auch gelang. Als ich wieder "bei Verstand" war, empfand ich mein Verhalten als total unnötig und mir war es sogar ein wenig peinlich.
Eine Woche später verbrachten mein Freund und ich 12 Tage in New York. Dort lief vorerst alles sehr gut, bis auf, dass ich wegen Kleinigkeiten oft an ihm herumnörgelte. Ca. am neunten Tag, hatten wir einen heftigen Streit, was an sich nicht so schlimm war (wenn man so lang aufeinander sitzt, ist das ja erlaubt). Am zehnten Tag unseres Urlaubs hatte ich dann wieder einen ähnlichen "Anfall". Ich steigerte mich so in etwas hinein und konnte einfach nicht aufhören zu weinen.
Seit wir wieder aus dem Urlaub zurück sind (ist jetzt genau 2 Wochen her), ist mir das ganze insgesamt 3 Mal passiert und komischerweise nur dann, wenn ich mit meinem Freund zusammen bin. Meistens hatten wir vorher eine sehr schöne Zeit in der Stadt, im Kino usw. verbracht. Sobald wir dann bei ihm sind passiert es wieder.

Mir fällt auf, dass diese Weinanfälle immer dann kommen, wenn etwas nicht so läuft, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich habe mir oft vorgenommen, alles einfach nicht mehr so eng zu sehen und bei jedem Mal sage ich mir innerlich, dass das jetzt das letzte Mal sei. Während dieser Anfälle denke ich immer daran, dass mein Freund das ja nicht lang aushalten kann und deshalb bestimmt bald Schluss macht. Er probiert mich dann immer zu beruhigen, nimmt mich in den Arm, aber ich wehre mich oftmals, schlage um mich und bin richtig aggressiv. Ich sage Dinge, die ich im Nachhinein bereue, wie z. B., dass unsere Beziehung total kaputt ist und ich so nicht weitermachen will. Nachdem ich mich dann beruhigt habe, ist alles wieder gut und ich frage mich, warum ich denn so weinen musste.
Ich kenne mich so gar nicht! Ich war sonst immer sehr ausgeglichen und weiß wirklich nicht, wie ich damit umgehen soll. Oft frage ich mich, ob das in dem Moment wirklich ich bin. Es ist, wie als wäre ich von irgendetwas besessen, das mich zu Dingen zwingt, die ich eigentlich gar nicht tun oder sagen möchte.

Habe schon alle möglichen Artikel über Depressionen oder sonstige psychische Krankheiten im Internet gelesen, aber ich finde nichts, was wirklich auf mich zutrifft.

Noch ein paar Dinge, die für euere Hilfe vielleicht nützlich sein könnten: Ich fühle mich durch diese "Anfälle" in meinem täglichen Leben in keinster Weise beeinträchtigt. Es ist für mich gefühlsmäßig fast sogar so, dass es mir gar nichts ausmacht. Ich bin nach wie vor glücklich, lache immer noch so viel, wie immer. Allerdings ist die ganze Sache doch sehr lästig, da sie uns schon oft den Abend versaut hat.
Ich liebe meinen Freund und er liebt mich. Ich habe, obwohl er mir immer wieder versichert, dass er damit umgehen kann und er nicht Schluss machen wird, sehr viel Angst, dass diese Sache unsere Beziehung zerstört.

So, das war jetzt ein ziemlicher Text und ich hoffe, dass ihr mir ein wenig weiterhelfen könnt. Natürlich erwarte ich jetzt keine endgültigen Diagnosen, aber vielleicht kennt sich ja jemand mit soetwas aus. Zum Arzt werde ich nächste Woche gehen!

Vielen Dank schon jetzt für eure Mühe!

Emilia
 
Werbung:
Hallo ihr Lieben,



Mir fällt auf, dass diese Weinanfälle immer dann kommen, wenn etwas nicht so läuft, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich habe mir oft vorgenommen, alles einfach nicht mehr so eng zu sehen und bei jedem Mal sage ich mir innerlich, dass das jetzt das letzte Mal sei. Während dieser Anfälle denke ich immer daran, dass mein Freund das ja nicht lang aushalten kann und deshalb bestimmt bald Schluss macht.

Liebe Emilia!

Du schreibst, der Trigger (das auslösende Moment) ist immer eine ähnliche Situation und das Weinen bzw. Deine Reaktion darauf könnte vielleicht eine Strategie sein, die Du Dir bereits als Kind angeeignet hast, damals vielleicht mit Erfolg.

Du schreibst weiters:

Noch ein paar Dinge, die für euere Hilfe vielleicht nützlich sein könnten: Ich fühle mich durch diese "Anfälle" in meinem täglichen Leben in keinster Weise beeinträchtigt. Es ist für mich gefühlsmäßig fast sogar so, dass es mir gar nichts ausmacht. Ich bin nach wie vor glücklich, lache immer noch so viel, wie immer.

Wie sehen die Dinge aus, wenn Du in einer normalen Situation die Inhalte, die zu den Anfällen geführt haben, mit Deinem Freund klärst?

Also in Ruhe die Situation besprichst, die es ausgelöst hatte?

Als (konstruiertes) Beispiel: Du möchtest ins Kino, er nicht - Du reagierst in diesem Muster. Stunden oder Tage später redet Ihr darüber, wenn die Situation vorbei ist. Über seine Gründe, über Deine Gründe.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Liebe Reinfriede,

vielen Dank für deine schnelle Antwort!

Ja, du hast Recht, meine Eltern sagen immer, dass ich als Kind so ein Dickkopf war und immer einen reisen Aufstand gemacht habe, wenn ich etwas nicht bekommen habe.
Aber warum kommt dieses Verhaltensmuster gerade jetzt wieder zum Vorschein? Meinst du, die Möglichkeit besteht, dass ich in der Beziehung unterbewusst nicht mehr glücklich bin und deshalb wegen jeder Kleinigkeit so ausraste? Darüber habe ich auch schon nachgedacht, da diese Sache immer nur dann auftritt, wenn ich mit ihm zusammen bin. Bei meinen Freunden oder Eltern passiert soetwas gar nicht.

Wenn wir im Nachhinein in einer ruhigen Minute über den Diskussionspunkt sprechen, können wir das "Problem" meist sehr leicht lösen.

Wir haben ja - neben diesen Ausrastern - sehr viel Spaß miteinander, ich kann mit ihm über alles reden.

Ich habe wirklich keine Erklärung für mein Verhalten in diesen Situationen.
 
Liebe Emilia!

Vielleicht ist es deshalb, weil Du das mit dem Begriff Liebe gleichsetzt. Deine Eltern haben Dich geliebt, Du sie - nun bist Du in einer emotional ähnlichen Situation und reagierst deshalb nach diesem Muster.

Du fällst in die Kindheit zurück, aber das ist nicht nötig. Möglicherweise hilft Dir das, wenn Du das analysierst.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Hallo Emilia,

das, was Reinfriede da schreibt, war auch mein spontaner Gedanke.

Wie reagierten deine Eltern, wenn du als Kind einen "Dickkopf" hattest? Wie war deine Reaktion?

Ich glaube nicht, daß du dir Sorgen wegen einer psychischen Krankheit, z. B. Depressionen machen mußt.
Du bist noch sehr jung und scheinst ein sehr emotionaler Mensch zu sein. Das ist doch positiv.

Vielleicht wäre es ganz gut, wenn dein Freund nicht versuchen würde dich zu beruhigen und auf dich einzugehen.

Als meine Tochter(inzwischen fast 28) als Kind ihre Trotzphase hatte, hat es immer viel gebracht, wenn ich sie in Ruhe ließ. Es war für mich vergebliche Liebesmüh´sie zu beruhigen und sie zu trösten. Sie WOLLTE einfach trotzig sein. Also hat sie sich ausgetobt.

Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, konnte sie mir dann meistens, ganz ruhig erklären, was sie so in Rage gebracht hatte.

So machen wir das heute noch oft. Sie ruft an, ist völlig von der Rolle wegen irgendeiner Sache. Ich lasse sie erst mal schimpfen. Wenn ich ihr einen Rat gebe oder Verständnis zeige für ihr Problem, verschärfe ich die Situation einfach nur. Ein "reg´dich ab!", hilft da schon eher.

Wie ist das bei dir??
 
Hallo Clara,

meine Eltern reagierten meistens auch nicht darauf. Ich habe mich dann wieder beruhigt.

Ja, vielleicht sollte ich mal mit meinem Freund darüber sprechen, dass er das genauso machen soll.
Ich hoffe, dadurch wird es besser und vorallem hoffe ich, dass es solche Vorfälle in nächster Zeit nicht mehr so häufig geben wird.

Vielen Dank für eure Mühe!
 
Werbung:
Dir zu antworten ist keine Mühe.:)

Ich kann mir vorstellen, daß du selber schockiert und auch erstaunt bist, wenn du solche starken Gefühlsanwandlungen hast. Du schreibst ja selber, du bist sehr emotional.

Du bist zwanzig Jahre alt, stehst noch nicht so fest im Leben wie wahrscheinlich in ein paar Jahren, bist aber schon erwachsen. Da kann es schon einmal zu Gefühlsausbrüchen kommen.

Du kannst das alles nicht so recht einordnen, weil es so überfallartig kommt. Aber solche Gefühle kommen einfach vor.

Meine Mutter nannte das immer "hormongesteuertes Verhalten". Vielleicht ist es z. T. wirklich darauf zurückzuführen. Vielleicht möchte dein Unterbewußtsein manchmal aber auch einfach nur das kleine Mädchen zurück, das du einmal warst. Dadurch, daß dein Freund sich sehr liebevoll und verständnisvoll verhält, fällt es dem "Kind" in dir leicht einen kleinen Schritt zurück in die Kindheit zu machen.

Das ist gar nicht weiter schlimm. Sprich mit deinem Freund mal darüber und gehe ganz offen mit deinen Gefühlen um. Dann gerät dein etwas "schwankendes Gefühlsschiff" wieder in ruhigere Gewässer(bitte verzeih´mir den kleinen "Ausflug" ins Maritime. Ich bin aus dem Norden;).)
 
Zurück
Oben