Vater in Pflege - Schuldgefühle

wenduine

Member
Registriert
7 Dezember 2009
Beiträge
5
Hallo,
ich bin neu hier und es wäre schön, wenn mir der ein oder andere ein Tipp geben könnte, denn ich komme mit der jetzigen Situation schlecht zurecht.
Mein Vater ist jetzt 85 und nach dem letzten Krankenhausaufenthalt sagte man uns, er könne aufgrund seiner schelchten körperlichen Verfassung (Gehbehinderung, Inkontinenz) nicht mehr nach Hause. Ich habe daraufhin alle Hebel in Bewegung gesetzt, um für ihn einen Kurzzeitpfelgeplatz in unseren Nähe zu bekommen. Ist nur auch gelungen. Mein Vater ist da jetzt 2 Wochen und nun geht es darum, wie es nach der Kurzzeitpfelge weitergeht.
An der Stelle kommt dann die Freundin meines Vaters in Spiel, die unbedindt mit meinen vater in eine gut 100 km entfernte Seniorenresidenz in B. ziehen möchte. Das aber erst im Februar / März, vorher paßt es ihr nicht in den Kram. Es ist nun an mir, das alles und die Finanzierung zu regeln, denn dafrü ist ja die gute Tochter zuständig.
Ich habe eine kleine Tochter, einen Mann (der mich unterstützt), einen Haushalt und einen 3/4 Job und bemühe mich nach Kräften, da alles hinzubekommen, bin aber schon nach kurzer Zeit völlig fertig. Meine Vater ist total passiv und überhauft mich mit Aufgaben (verkaufe meine Haus, mache Termine mit Maklern, arrangiere meine Betreuung, mache meine Wäsche (es sind Berge - Inkontinenz), kläre meine Finanzen, etc. Alles ist auch mit weiten Wegen verbunden, ich kriege das nicht hin.
Die Freundin meines Vater funkt immer dazwischen, läßt sich aber bein meinem Vater nur sporadisch blicken. Sie macht mir Vorwürfe, wenn auch versteckt (wie kannst Du in der Situation mit Deinen Kind auf dem Weihnachtsmarkt gehen? Wie kannst Du darüber nachdenken), die Wäsche Deines Vaters extern waschen zu lassen? Grundtenor: Du bist ein schlechte Tocher und kümmerst Dich nicht. Meine Vater ist dieser Frau hörig. Täglich kommen neue Aufgaben- ich kann nicht mehr. Gestern gab es das erste Mal richtig Streit. Ich habe keine Lust mehr, mich mit dieser Frau auseinanderzusetzten? Sie hatauch schon die Verwandschaft meiens Vaters und den freundeskreis vergrault, denn nur ihre Familie ist toll und wir nur "Kroppzeug" und zu nicht nutze.
Wer hat ein paar Tipps für mich?
Wenduine
 
Werbung:
AW: Vater in Pflege - Schuldgefühle

Hallo,

diese Geschichten kenne ich aus meinem Freundeskreis.
Es sind alle ratlos.
Gibt es eine Stelle, wo du dich hinwenden kannst um zu erfahren, was deine Rechte und Pflichten sind und wie du die Situation schaukelst?
Ich mußte seinerzeit meinen damals auch 85-jährigen Vater nach einem schweren Schlaganfall in einem Pflegeheim unterbringen. Hatte kein Kind und es war trotzdem neben dem Job der blanke Horror.

Ist dein Vater noch voll bei Bewußtsein und entscheidungsfähig?

Falls ja:
Ich würde an deiner Stelle, wenn du keinen besseren Rat bekommst, deinem Vater klar machen: Entweder, es geht, so wie du entscheidest und tust oder seine Freundin/wer anderes soll sich kümmern und du klinkst dich aus. Du stellst dich für diese Spielchen nicht zur Verfügung.

Das habe ich auch meinem schwerst behinderten und eingeschrenkt entscheidungsfähigem Vater an den Kopf geknallt, als er mit Spompernadln angefangen hat.
Dann ging´s plötzlich :D

Man will als Tochter eh nur das Beste und dann soll man sich kritisieren und Prügel vor die Beine werfen lassen? Na aber wirklich nicht.
 
AW: Vater in Pflege - Schuldgefühle

Hallo,
danke Dir. Ist ja gut zu wissen, daß andere auch solche Probleme haben. Irgendwie zweifelt man ja irgendwann an sich selbst.
Ich war letzte Woche schon beim sozialen Dienst. War an und für sich ein gutes Gespräch - Tenor: 1) Sagen Sie ihrem Vater was sie wollen. 2) Wenn er unbedingt mit der Freundin nach B. ziehen möchte, lassen Sie ihn. Sie werden ihn nicht davon abbringen.
Ich habe dann mit einem Vater auch einige Themen besprochen und ihm Aufgaben gegeben, die er erledigen soll. Es ging dann eine Tag gut, bis die Freundin kam - dann war wieder alles vergessen.
Mein Vater ist geistig wirklich noch recht fit, aber er mag keine Entscheidung ohne seine Freundin treffen. Die Frau ist scheinheilig freundlich, aber Egoismus pur. Ich habe keine Lust, mich mit ihr auseinanderzusetzten, denn sie behandelt uns wie Dreck. Irgendwie muß ich aber mit ihr können, wenn sie ist ja die Lebensgefährtin meines Vaters.
Gruß Wenduine
 
AW: Vater in Pflege - Schuldgefühle

Hallo,
warum macht die Freundin nicht die Dinge für ihn? Haben sie vorher zusammen gewohnt?
Warum will sie erst nächstes Jahr mit ihm in die Seniorenresidenz?
Bekommst du finanziellen Ausgleich für deine Arbeiten?
Da dein Vater ja noch geistig fit ist, wie du sagst, würde ich auch sagen, dass du ihm klipp und klar sagst, wie es ist. Und wenn sich seine Freundin immer einmischt, dass du nicht mehr die Dinge für ihn erledigen kannst. Sei aber klar in deinen Aussagen. Nicht das er denkt, du machst es sowieso. Das ist zu schwammig.
Oder du regelst es so, wie du Zeit hast - es ist dein Leben und deine Zeiteinteilung.
Auf alle Fälle brauchst du keine Schuldgefühle zu haben.
Viel Erfolg
Eberesche
 
AW: Vater in Pflege - Schuldgefühle

Hallo,
die Freundin macht schon etwas, aber halt nur das, was ihr gefällt und wann es ihr paßt. Wenn es etwas zu regeln gibt oder es wird unbequem, dann gibt es ja die liebe Tochter, die muß sich ja kümmern. Zusammengewohnt haben die beiden nicht wirklich, sie sind halt immer zwischen den beiden Wohnsitzen hin und her gependelt, da gab es aber auch Zeiten, da waren beide alleine. Wenn die beiden zusammen sind, waren wir auch immer abgemeldet - tagelang keine Lebenszeichen, es sei denn, es gab was zu klären. In den 7 Jahren, in denen die beiden zusammen sind, hat wir weder Mitglieder ihrer Familie kennengelernt noch sind wir mal eingeladen worden.
Jetzt kann mein Vater aber nicht mehr alleine bleiben und ich darf mich nun kümmern, bis die beiden im Feb./ März nächsten Jahres zusammen in die Seniorenresidenz ziehen. Danach sind wir sicherlich wieder abgemeldet. Vor Feb./ März will die Freundin nicht zusammenziehen, denn daraus würden der Freundin ja Nachteile entstehen (doppelte Miete etc.).
Mies ist echt die Art, wie dreist die Frau ist (Du kannst mich ja abholen und dann wieder zrurückbringen, um Deinen Vater zu besuchen - sind auch nur locker 100 km Autofahrt) und die plumpen "Aufträge", die ich ja als Tocher in ihren Augen zu erledigen habe. So kann man wohl nur reden, wenn man keine eigenen Kinder hat.
Ich habe das vermutlich alles zu lange hingenommen, denn ich habe mich für meinen Vater gefreut, daß er nach dem Tod der Muter nochmal jemanden kennengelernt hat. War vermutlich eine Fehler.
Viele Grüße
wenduine
 
AW: Vater in Pflege - Schuldgefühle

wenduine schrieb:
Mies ist echt die Art, wie dreist die Frau ist (Du kannst mich ja abholen und dann wieder zrurückbringen, um Deinen Vater zu besuchen - sind auch nur locker 100 km Autofahrt) und die plumpen "Aufträge", die ich ja als Tocher in ihren Augen zu erledigen habe. So kann man wohl nur reden, wenn man keine eigenen Kinder hat.
Dann bringst du sie eben nicht. Punkt. Ohne schlechtes Gewissen. Du hast schließlich Wichtigeres zu tun. Egal ob du Kinder hast oder nicht. Du bestimmst! Es ist doch dein Leben und Zeiteinteilung. Soll sie doch sehen, wie sie hinkommt. Nein, du musst dich nicht kümmern, du kannst es, wenn du willst.
Und schon gar nicht, wenn sie dich nicht akzeptiert. Warum solltest du da etwas für sie tun?
Warum kann dein Vater nicht schon jetzt alleine in die Seniorenresidenz? Ist dort kein betreutes Wohnen? Sie wird sich doch sicherlich auch in der Seniorenresidenz nicht ausschließlich um ihn kümmern, wenn er ein Pflegefall ist? Dann kannst du halt nicht mehr jeden Tag hinfahren. Sie werden doch ohnehin zwei Zimmer nehmen - oder?
Eberesche
 
AW: Vater in Pflege - Schuldgefühle

Hallo,
nein, ich habe sie auch nicht gefahren, denn das war mir zu blöd. Habe meine Zeit schließlich nicht im Lotto gewonnen. Seitdem scheint ihr Groll auf mich und meine Familie gewachsen zu sein - die gute Frau scheint in ihrem bisherigen Leben wohl immer alles bekommen zu haben, was sie wollte. Aber nicht mit mir!
Ich denke bei all dem immer an meinen Vater, der so an seiner Freundin hängt. Halte die Idee, jetzt in eine Seniorenwohnung weit weg zu ziehen, sowieso für schwachsinnig. Da kann ihn außer mir echt kaum einer besuchen, denn die Freunde und Verwandten, zu denen es noch Kontakt gibt, sind alle alt und nicht wirklich fahrtauglich. Ich habe mir aber von den Mitarbeiter des Soziladienstes sage lassen müssen, daß man alte Leute nicht umstimmen kann- ist irgendwie wie bei kleinen Kinder, je mehr man dagegenredet, umso mehr wollen sie es.
Die beiden nehmen eine gemeinsame große Seniorenwohnung. Meine Vater hat Pflegestufe 1, da wird schon ein Pflegedienst kommen müssen. Vorher umziehen macht für ihn wenig Sinn, denn er kann und will nicht alleine sein. Ist echt alles unerfreulich, aber da muß ich wohl durch. Leider rauben mir die Sorgen wegen all dem im Augenblick die Freude und Kraft für andere Sachen.
Liebe Grüße
Wenduine
 
AW: Vater in Pflege - Schuldgefühle

Hallo Wenduine, ich bin seit vielen Jahren Altenpflegerin, bin selber schon 56.Ich kenne das, was Du schreibst aus der Praxis und auch als selbst betroffene.
Bei mir wars nicht der Vater sondern die Schwiegermutter.
Ich glaube, dür Dich wärs mal gut, die ganze Sache in 2 Teile aufzuteilen.Da ist mal das Organisatorische und dann das Emotionale.
Fang mit dem Organisatorischen an, das bringt meist eine gewisse Ordnung in den Kopf rein.Es gibt ganz tolle Beratungsstellen, sei es bei den Wohlfahrtsverbänden oder bei Stadtverwaltungen oder Landratsämtern. Das sind vor allem die Stellen, die sich um Betreuungsverfahren kümmern, mach Dir einen Termin aus. Ich habe gute Erfahrung damit, mir vorher all meine Fragen zusammengeschrieben zu haben.Man vergisst oft so viel vor Aufregung.
Da hast Du dann viele Informationen.Da kannst Du dann auch entscheiden, ob Du die Betreuung Deines Vaters übernimmst, Du hast auch dann genug Informationen was das Finanzielle angeht.Auch das ist ein ganz wichtiger Punkt.
Schwieriger ist die andere,emotionale Seite. Es ist einfach so, dass alte Leute sich gerade im Krankheitsfall verändern. Was oft da ist, ist die Erwartung einer unendlichen Dankbarkeit der >Kinder. Und da liegt oft der schwierigste Punkt. Dass man sich als "Kind" eingesteht-diese Erwartungen sind meist nicht zu erfüllen. Würdest Du all das erfüllen, was von Dir erwartet würde-entweder Du würdest krank an Leib und Seele oder Du würdest bald selber draufgehn. Das ist nicht, was unsere Lebenserfüllung ist. Schau auf Dich. Nur wenn Du stark bist, kannst Dugeben.Aber geben heisst nicht, sich selbst aufgeben. Du hast Verantwortung in erster Linie für Dich und Deine Familie. Das muss Dir selber klar sein. Wenn Du Deinem Vater Gutes tun willst, dann tu das was Dir möglich ist.Aber innerhalb Deiner Grenzen. Ich habs so oft erlebt, dass Kinder alles, alles getan haben, was Mutter oder Vater erwartet haben-und dabei ist oftmals eine Beziehung,eine Familie zerbrochen.Aber in den meisten Fällen ist Die Tochter odr der Sohn zerbrochen-innerlich.Was dann blieb, war nicht mehr Liebe sondern nur noch Verbitterung.Schütze Dich davor. bSei gut zu Dir, dann kannst Du anders mit Deinem Vater umgehn,als wie wenn Du Sich selber unter Druck setzt .Was die Freundin Deines Vaters angeht-für sie bist Du weder verantwortlich noch bist Du ihr zu irgendetwas verpflichtet. Schau, dass Du eine gerade Linie fährst.Für Dich ist es wichtig eine Regelung für Dich und Deinen Vater zu treffen.Die Freundin Deines Vaters ist seine Sache, bzw.die Sache ihrer Familie.Belaste Dich nicht mit Dingen,für die Du nicht verantwortlich bist.
Ich wünsch Dir Stärke und Liebe für die Zukunft mit Deinem Vater.lG goldstaub
 
AW: Vater in Pflege - Schuldgefühle

Falls ja:
Ich würde an deiner Stelle, wenn du keinen besseren Rat bekommst, deinem Vater klar machen: Entweder, es geht, so wie du entscheidest und tust oder seine Freundin/wer anderes soll sich kümmern und du klinkst dich aus. Du stellst dich für diese Spielchen nicht zur Verfügung.

Sehr richtig! Mit wischi-waschi kommst du hier nicht weiter...setze klare Grenzen- die versteht dann auch jeder! Das wird dir Respekt einbringen, ansonsten fährt diese Frau (und dein Vater mit) mit dir Schlitten!

Althea
 
AW: Vater in Pflege - Schuldgefühle

. Ich habe keine Lust, mich mit ihr auseinanderzusetzten, denn sie behandelt uns wie Dreck. Irgendwie muß ich aber mit ihr können, wenn sie ist ja die Lebensgefährtin meines Vaters.
Gruß Wenduine

Nö, mußt du nicht.
Das muss oder will dein Vater.
Nicht deine Baustelle.
 
Werbung:
AW: Vater in Pflege - Schuldgefühle

Hallo,
danke Euch allen für Eure Meinung und die guten Ratschläge. Ihr habt mir sehr geholfen. Ich weiß jetzt wieder, in welche Richtung ich marschieren muß.
Im Augenblick haben wir eine geänderte Situation. Nachdem wieder die subtilen Vorwürfe der Freundin meines Vaters kamen, ist uns echt der Kragen geplatzt und wir haben mal ein paar klare Worte verloren. Nichts Böses, aber die Wahrheit. Man merkte der Freundin meines Vaters sofort an, daß sie keine Widerworte gewohnt ist. Mein Vater wollte das Ganze nur beenden und fühlte sich in seiner Ruhe gestört. Seitdem herrrscht Funkstille -heute der 3. Tag. Ich bin traurig darüber und fühle mich schuldig - schlafe nachts kaum noch. Auf der anderen Seite bin ich ärgerlich. Mein Mann schimpft, die nehmen uns nicht für voll (er hat recht). "Böse" Kinder werden durch Nichtachtung gestraft!
Hinten den Kulissen arbeite ich an der Anschlußpflege. Da habe ich mir nun die Möglichkeiten aufzeigen lassen und bin schon deutlich weiter gekommen.
Mal sehen, wie lange die Funkstille andauert. Ist hart, aber man darf sich nicht alles gefallen lassen. Wie ich immer sage: sonst machen die mit einem die Molly.
Viele Grüße und nochamls danke an Euch
Wenduine
 
Zurück
Oben