Vater ist Alkoholiker

tanja...

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11 September 2014
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Hallo zusammen,

Ich habe ein Problem. Mein Vater trinkt seit Jahren. Er War auch schon im Krankenhaus deswegen. Damals wollte er aufhören zu trinken. Aber vergebens... er sagt er trinkt aus Langeweile. Er ist 76 Jahre alt und tagsüber eben oft alleine da wir (seine 4 Kinder) alle arbeiten. Nun immer hatte ich Mitleid mit ihm. Aber jetzt schwenkt das um in sauer sein. Er lässt sich hängen und beschwert sich immer nur über sein Leben. Aber nur er kann es doch ändern! !! Und wenn ich nach der Arbeit als mal bei ihm bin ist er voll und ein normales Gespräch nicht machbar. Das macht mich soooo aggressiv! Bin ich eine scheiß Tochter weil ich kein Mitleid mehr habe? Habt ihr Tips für mich? Ich weiß nicht mehr wie ich mich verhalten soll.
 
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Hallo Tanja,

nein, du bist keine schlechte Tochter, weil du kein Mitleid mit deinem Vater hast.

Dein Vater kann Mitleid auch gar nicht gut gebrauchen, das wäre eher kontraproduktiv. Dein Vater benötigt professionelle Hilfe, die er jedoch aus eigenem Antrieb in Anspruch nehmen muss.

Die Alkoholsucht ist eine Krankheit, die oft auch mit Depressionen einher geht. "Einfach" aufhören, ist da leider gar nicht einfach. Und besonders für die Angehörigen ist es schwer, denn sie schwanken zwischen Mitleid und Unverständnis.

Wie deinem Vater geht es vielen, älteren Menschen, die im Alter alleine und einsam sind. Sie trinken aus Angst vor dem Alleinsein, wissen mit ihrer Zeit nichts anzufangen, fühlen sich vielleicht nach einem langen Arbeitsleben nutzlos und überflüssig.

Wenn du deinem Vater helfen willst, dann mache dich kundig über seine Krankheit. Wie gesagt, Alkoholsucht im Alter ist kein Phänomen. Es gibt sie häufig. Vielleicht gibt es in deinem Wohnort Einrichtungen oder auch Selbsthilfegruppen speziell für alkoholabhängige Senioren. Erkundige dich doch einmal bei der Diakonie oder der Caritas. Im Internet dürftest du auch einiges zu diesem Thema finden.

Dass du wütend bist auf deinen Vater, kann ich gut nachvollziehen. Aber lass nicht zu, dass du ihm gegenüber aggressiv wirst.

Kannst du denn überhaupt mit ihm sprechen? Wie kommen deine Geschwister mit ihm klar? Hast du noch beide Eltern oder lebt euer Vater ganz alleine?
 
Hallo. Danke für deine Antwort.
Meine Mutter und er sind seit Jahren getrennt. Er wohnt in seinem Haus unten und oben mein Bruder mit Familie. Die kleine Tochter hängt total an ihm.
Er will keine Hilfe. Er hat sich damals schon geweigert. Also nach der Arbeit ist ein normales Gespräch nicht möglich.
Er macht im Haushalt auch gar nichts mehr - obwohl er noch könnte!
Wirklich gar nichts. Seine Wohnung sieht aus. Ich und einer meiner Brüder machen ab und an ordnung. Ich sage dann zu ihm dass er ruhig mal saugen könnte. Seine Antwort:was ich? ?
Und natürlich tut er es nicht!

Meine Brüder resignieren. Einer sagt das gleiche wie ich. Er wird nicht aufhören mit trinken. Die anderen beiden haben mitleid.
Meine Schwägerin sieht es wie ich. Man kann nicht immer nur Mitleid haben und ihn den Kopf tätscheln.
Er ist ja in ständiger ärztlicher Beobachtung wegen seinem Zusammenbruch von vor 3 Jahren. Er muß alle 3 Monate zum Blut holen. Er ist aber nicht doof und trinkt ein paar Tage vorher einfach nichts. So wird er jedes mal Mal von unserem Arzt gelobt.
 
Wie gesagt, holt euch professionelle Unterstützung um zu erfahren, wie ihr euch gegenüber eurem Vater am besten verhaltet.

Du schreibst von 'eurem' Arzt. Wenn ihr einen gemeinsamen Hausarzt habt, dann sprecht ihm einfach einmal darauf an, wie dein Vater sich vor der Blutkontrolle verhält und wie unangebracht eine Belobigung deswegen ist. Irgendwann wird sich ein Leberschaden eh nicht mehr wegdiskutieren lassen.

Wenn dein Vater allerdings einige Zeit ohne Alkohol auskommt, dann scheint er körperlich noch nicht so massiv abhängig zu sein. Sonst hätte auch der Hausarzt die Entzugssymptome erkannt.

Dein Vater muss selber bereit sein mit dem Trinken aufzuhören. Will er das nicht, könnt ihr ihn nicht dazu zwingen. Vorwürfe helfen da gar nichts.

Es wäre gut, wenn ihr als Familie an einem Strang ziehen würdet. Macht eurem Vater eindrücklich klar, dass ihr euch Sorgen macht um ihn. Sagt ihm, dass ihr für ihn da seid, er also nicht alleine ist. Am besten, ihr setzt euch alle zusammen, nicht nach der Arbeit, sondern z. B. am Wochenende und besprecht mit ihm die Situation.

Warum macht ihr ihm die Wohnung sauber? Da würde ich die Grenze setzen. Ich nehme an, er würde auch ohne Alkoholsucht nicht zum Staubsauger greifen, oder? Wenn er so viel Langeweile hat, dann kann er auch alleine für Ordnung sorgen. Außerdem gibt es viele andere Möglichkeiten für deinen Vater seinen Tag zu gestalten, gerade wenn auch noch Enkelkinder da sind.

Ihr könnt euren Vater Unterstützung anbieten seine Sucht loszuwerden. Aber bietet ihm keine "Unterstützung" an, sie zu behalten.

Wie ich schon schrieb: es ist sein Leben, er kann damit anfangen was er mag, doch ihr müsst das nicht mitmachen(Wohnung saubermachen, sein Lügen beim Arzt dulden).
 
Ja da hast du vollkommen recht! Er würde auch so nicht aufräumen. Er ist der Meinung dass das Frauensache ist.

Ja zumindest ich bin beim gleichen Arzt wie er. Ich weiß auch nicht ob das immer alles so stimmt wie er sagt... also ob der Arzt ihn wirklich immer lobt.

Ja er kann ohne Alkohol. Aber er sagt er trinkt aus Langeweile. Wir haben schon so ist geredet mit ihm. Teilweise wird er sauer wegen dem Thema...
Aber das mit der Beratungsstelle kann man trotzdem mal versuchen. Dankeschön für den Rat.
 
Gerne.

Vielleicht sprichst du einfach mal mit dem Arzt. Vielleicht hat er auch Tipps oder wenigstens ein paar Adressen für dich.

Wenn du von dem "Lob des Arztes" lediglich von deinem Vater weißt, dann würde ich nicht besonders viel darauf geben. Auch würde ich nicht unbedingt glauben, dass er vor den Arztterminen "ganz einfach" ein paar Tage nichts trinkt. Alkoholiker sind, wie du es ja auch schon gemerkt hast, zwar krank aber auch sehr gerissen, wenn es darum geht ihre Sucht zu verbergen. Wenn er wegen seiner Alkoholabhängigkeit schon in einer Klinik war, ist das schon sehr heftig. Er mag zwar als "Ursache" für seine Trinkerei Langeweile angeben und im Grunde war das vielleicht auch einmal der Auslöser. Doch wenn er abhängig ist, ist er abhängig. Und diese Abhängigkeit fängt im Kopf an und ist schwer da wieder herauszubekommen.

Mitleid musst du mit deinem Dad nicht haben, das hat er ja anscheinend schon mehr als ausreichend mit sich selber. Er ist für sein Leben selber verantwortlich.

Ich wünsche euch allen viel Kraft - und dass ihr bald adäquate Hilfe findet.
 
Ich finde es gut, dass du darüber sprechen, bzw. schreiben kannst. Viele Menschen verschweigen ein Alkoholproblem in der Familie. Es ist sehr schwer zu verstehen, dass Wegschauen und Stillschweigen kontraproduktiv ist.

Dein Vater kann sehr froh sein, dass er eine Familie hat, die sich sorgt um ihn.
 
Hallo Tanja
Alkohol ist eine der stärksten Drogen die es gibt und davon weg zu kommen bedarf einer sehr großen Überwindung. Aber vor allem muss zuerst der Grund gefunden werden, weshalb Euer Vater trinkt. Deine steigende Abneigung ist einfach zu erklären, es ist die Ohnmacht, nichts tun zu können und zuschauen zu müssen.

Der Vater ist mit 76 bestimmt pensioniert und hat damit viel Zeit über sein Leben nachzudenken. Wenn dabei belastende Dinge (Verletzungen, Vergehen, Intrigen, Schuld, Scham) hochkommen und nicht verarbeitet werden können, braucht es einen Dämpfer und da ist dann der Alkohol ein guter Freund.
Sein Verhalten ist aber auch ein klares Zeichen für die Familie, "ich der Papa, hab ein Problem" - und das nicht medizinischer Art.
Wenn du nach den Gründen suchen möchtest, findest du sie, wie sein Vater mit ihm umgegangen ist, und wie es war, in den langen und harten Wintern und was sich damals zugetragen hat. Das hat der Vater bis heute nicht verarbeitet. Auch das nicht was er als junger Bursch erlebt hat und wie es ihm mit der ersten Liebe ergangen ist.
Vielleicht erinnerst du dich als kleines Mädchen, was sich damals in der Familie zugetragen hat? Das alles zehrt an ihm.
Hilfe ist leider nur möglich, wenn er den Wunsch hätte über alles zu reden. Vielleicht hat er eine besondere Verbindung zu einem von euch Kindern? Diese Person könnte versuchen mit ihm zu reden, über seine Kindheit, seine Schuld und seine Wut, die in ihm brodelt. Hilfreich ist dabei ein Fotoalbum vom Vater.

Man kann den Faden natürlich noch weiter spinnen, mit der Frage, wie stehts überhaupt in der Familie mit solchen Dingen?
 
Hallo Tanja

Sein Verhalten ist aber auch ein klares Zeichen für die Familie, "ich der Papa, hab ein Problem" - und das nicht medizinischer Art.
Wenn du nach den Gründen suchen möchtest, findest du sie, wie sein Vater mit ihm umgegangen ist, und wie es war, in den langen und harten Wintern und was sich damals zugetragen hat. Das hat der Vater bis heute nicht verarbeitet. Auch das nicht was er als junger Bursch erlebt hat und wie es ihm mit der ersten Liebe ergangen ist.
Vielleicht erinnerst du dich als kleines Mädchen, was sich damals in der Familie zugetragen hat? Das alles zehrt an ihm.
Hilfe ist leider nur möglich, wenn er den Wunsch hätte über alles zu reden. Vielleicht hat er eine besondere Verbindung zu einem von euch Kindern? Diese Person könnte versuchen mit ihm zu reden, über seine Kindheit, seine Schuld und seine Wut, die in ihm brodelt. Hilfreich ist dabei ein Fotoalbum vom Vater.

Man kann den Faden natürlich noch weiter spinnen, mit der Frage, wie stehts überhaupt in der Familie mit solchen Dingen?

Bitte, lieber Druide, vielleicht möchtest du einmal erklären. WAS hat denn der Vater noch nicht verarbeitet? Was hat sich denn in den langen und harten Wintern zugetragen?
 
Ich weiß es nicht. Ja er ist eben alleine. Aber wir arbeiten nun auch den ganzen Tag. Kein Kind von uns kann so wirklich reden. Wir haben das nie gelernt. Mir setzt das von Tag zu Tag mehr zu. Habe heute nochmal versucht ihn dazu zu bringen zum Arzt zu gehen. Aber kann man vergessen.
Ich weiß nimmer weiter.ein Grund War bestimmt auch die Scheidung von unserer mutter. Das ist 12 Jahre her.
 
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Eigentlich ist doch der "Grund", den du benötigst, um sein Trinken zu erklären, irrelevant.

Schließlich schreibst du hier, nicht dein Vater.

Lass dir nicht irgendeine Schuld einreden. Die hast du nicht.

Er muss davon loskommen wollen.
 
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