warum kann ich nicht endlich abschließen?

thea

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17 März 2007
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hallo,
bin neu dazu gestossen und hoffe auf euren rat.
ich habe mich vor drei jahren getrennt nach 16 jähriger (ehe)beziehung,aus der drei kinder hervorgegangen sind.
anfangs war's sehr schwer,auch für die kinder,aber ich habe alles in den griff bekommen,auch wenn die verantwortung für drei halbwüchsige kinder,job,haushalt und schule mir manchmal so zentnerschwer auf den schultern liegt,daß ich glaube, kurz vor dem zusammenbrechen zu stehen.nach außen hin gebe ich,glaube ich, ein äußerst tüchtiges bild ab.meine kinder sind alle hervorragend in der schule,mir ist jetzt eine beförderung angeboten worden,ich komme mit dem geld aus und ich bin ein as im organisieren.beziehungsmäßig tut sich nichts dolles (zeit und gelegenheitsmangel,jemand netten kennenzulernen)und allzuviele gute freunde sind auch nicht übergeblieben,da ich zu wenig zeit für beziehungspflege habe,aber eigentlich vermisse ich da auch nicht allzu viel,ich genieße es,hin und wieder,wenn die kinder alle 2 wochen beim vater sind,die wohnung für mich allein zu haben und habe auch z.z.für mich sicher die erkenntnis,daß ich nie mehr einen gemeinsamen haushalt mit einem mann haben möchte.
um so befremdlicher ist für mich,daß nun,wo sich alles eingespielt hat und eigentlich die trennung verarbeitet sein sollte,bei mir eine extreme trauer einsetzt über das,was ich verloren habe bzw. was ich nicht in der lage war,zu retten.ich habe die trennung lange vorbereitet,habe alles immer und immer wieder durchdacht und habe keinen anderen weg gesehen,auch wenn mein mann enorme widerstände dagegen aufbaute und mir lange zeit danach noch das leben schwer machte,indem er mich überall schlecht redete und mir jegliche hilfe verweigerte.es war also keine spontanentscheidung.
aber das ist jetzt schnee von gestern,es könnte endlich abgeschlossen sein.warum quälen mich nach so langer zeit jetzt wieder solch furchtbare,lähmende trauergefühle?oder bin ich vielleicht nur einsam und ein "sexuelles notstandsgebiet" und habe das selbst nur noch nicht mitbekommen?ich habe momentan ganz stark das gefühl,daß ich mit meinem mann zwar nicht leben kann(und auch nicht möchte),aber auch nicht ohne ihn,obwohl ich das in wirklichkeit schon viele jahre tue.ich möchte so gerne loslassen,warum kann ich es nicht?wer hat schon ähnliches erlebt?
ich wäre sehr gespannt auf einen erfahrungsaustausch.
 
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AW: warum kann ich nicht endlich abschließen?

Liebe Thea,

erstmal meine ehrliche Anerkennung dafür, was du alles geschafft hast - wie du das alles auf die Reihe gekriegt hast....
und auch, dass du die Trennung wirklich durchdacht hast und es keine Spontanentscheidung war - alle Achtung für all das, was du in den letzten Jahren geleistet hast!!!!

Möglicherweise könnte es jedoch sein, dass aus dem vielen Organisieren, durchdenken, planen, schuften, Übergang in eine neue Wohnung und all das, was mit der Trennung zusammenhängt, deine Gefühle ein wenig zu kurz gekommen sind.
Trauer ist auch ein Gefühl - und möglicherweise hast du dir bis jetzt noch nicht gestattet, WIRKLICH über die Beziehung zu trauern, weil du gar keine Zeit dazu hattest...?
Es gehört einfach dazu und ist ein ganz natürlicher Prozess, nach so langer Beziehung auch über das Ende zu trauern - auch wenn die Beziehung vielleicht nicht so toll war.

Gesteh es dir wenigstens JETZT zu! Denn wenn die Trauer unterdrückst, spielt sie in deine möglicherweise neuen Beziehungen immer wieder mal mit rein. Gesteh dir zu, dich JETZT mal fallen zu lassen und wirklich zu trauern. Du wirst sehen, danach geht es dir wieder besser :)

Alles Liebe
Niki
 
AW: warum kann ich nicht endlich abschließen?

hallo thea,

erst einmal willkommen im forum :)

ich habe mich auch nach vielen vielen ehejahren (mehr als bei dir) getrennt, allerdings hatte ich einen freund.

ich habe auch sehr sehr lange getrauert, obwohl ich weiss, dass die trennung richtig war.

bei dir kommt hinzu, dass du die erste zeit nach der trennung kaum zum luft holen gekommen bist, aufgrund der arbeit, des organisierens usw...

jetzt ist alles soweit organisiert und du hast zeit zum nachdenken und unterdrückte gefühle brechen sich bahn.

hast du schon einmal an hilfe in gestalt eines/einer therapeuten/tin gedacht oder an eine familienaufstellung, um alles besser zu verarbeiten?

es ist gut, dass die trauer jetzt hochkommt, sonst würde sie sich später in gestalt von krankheit bahn brechen. es kann auch sein, dass noch wut und andere gefühle an die oberfläche wollen...sieh sie dir an, durchleb sie noch einmal und lass sie dann los.

leichter gesagt als getan, ich weiss.

du bist nicht allein.

viel kraft

althea
 
AW: warum kann ich nicht endlich abschließen?

liebe niki,
vielen dank für deine aufmunternden worte!
sicher spielt das thema trauer eine rolle.es ist aber nicht so,daß ich mich dem noch nicht gestellt hätte.bis zu dem punkt,an dem ich die trennung wirklich durchgezogen habe,hatte ich schon eine lange zeit des trauerns und abschiednehmens hinter mir.dann mußte ich die erfahrung machen,daß sich viele gemeinsame "freunde" auf die seite meines mannes gestellt haben.auch ansonsten bin ich bei vielen leuten auf unverständnis für meinen schritt gestossen.nur wenige haben mir den rücken gestärkt oder mir anerkennung gezollt.das war auch eine sehr traurige erfahrung,an der mein selbstbewußtsein zu knabbern hatte.auch mußte ichmich immer wieder mit der feindseligkeit meines mannes auseinandersetzen.ich habe wirklich viel getrauert.
doch ich hatte gedacht,das alles sei jetzt allmälich abgeschlossen,es sind inzwischen bestimmt 5 oder 6 jahre,wo ich mich immer wieder intensiv mit der trennung beschäftigt habe.ich mache auch regelmäßig eine therapie,in der dies immer wieder thema ist.
erschrecken tut mich eben,daß jetzt,wo alles eine "normalität" bekommen hat,auch für meine kinder,mich der schmerz wieder so unvermutet überfällt,so von einem moment zum anderen,und mich nicht mehr aus seinen klauen lässt.ich habe das nicht in der hand,es genügt oft ein geruch,ein lied oder auch nur ein blick auf irgendetwas,um eine heftige reaktionskette von schmerzhaften gefühlen auszulösen.ich kann dagegen nichts machen.es überrollt mich einfach.

ich würde gerne meinen blick auf andere ziele lenken,auch wenn ich keine partnerschaft auf "wohnbasis" anstrebe,hätte ich doch gerne jemanden an meiner seite,der hin und wieder ein bisschen von meiner last mit mir zusammen schultert.aber anscheinend signalisiere ich was ganz anderes nach außen hin.alle männer,die sich für mich seit der trennung interessiert haben,habe ich nach einiger zeit wieder "verscheucht",ohne daß ich das wirklich beabsichtigt hätte.aber irgendetwas signalisiere ich da ja wohl.ich finde es auch schwierig und mühsam,mich auf neue leute einzustellen.
will ich unbewußt wieder zu meinem mann zurück?oder habe ich ganz einfach das "burn-out syndrom"?ich bin wirklich ratlos und traurig,was da mit mir abgeht.
lieben gruß,thea
 
AW: warum kann ich nicht endlich abschließen?

liebe althea,
danke für dein willkommen!deine antwort hat sich mit meiner an niki überschnitten.ich mache eine therapie,schon seit fast zwei jahren,auch nicht meine erste,ich habe da einiges hinter mir,auch zusammen mit meinem mann.
es ist sicher auch noch sehr viel wut dabei,aber wie gesagt,irgendwann muss es doch mal vorbei sein!und irgendetwas lässt mich da nicht los!
lieben gruß,thea
 
AW: warum kann ich nicht endlich abschließen?

Liebe Thea,

der Trennungsschmerz dauert ca. halb so lange wie die Beziehung gedauert hat. Bei dir nach Adam Riese ca. 8 Jahre.

Bei dir gibt es sicher auch unbewußt Platten, die du dir anhören kannst, mal Beispiele ins Blaue geschossen:
Du hast es nicht geschafft, die Ehe zu halten
Du bist eine schlechte Mutter, du hast den Kindern den Vater genommen
Eine kirchlich geschlossene Ehe dürfen Menschen nicht beenden
Du mußt etwas Gravierendes falsch gemacht haben, dass sich dein Mann von dir abgewendet hat.
usw.

Klär derartiges mit dir. Erklär dir selbst glaubhaft, dass das nicht stimmt, dass du dein Bestes gegeben hast.
Fühle so richtig, dass du nach bestem Wissen und Gewissen richtig gehandelt hast.
Du darfst dich selbst lieben und dir Gutes tun, du mußt für dich gut sorgen auch wenn es eine Trennung bedeutet.

Du hast sooo viel geschafft, das macht dir nicht so schnell jemand nach! Sei stolz auf dich, du hast allen Grund dazu!
 
AW: warum kann ich nicht endlich abschließen?

hallo thea,

ich glaube du kannst deswegen nicht abschließen, weil dir nicht die ehe fehlt sondern weil du einfach einsam bist und in der zeit in der du noch mit deinem mann beisammen warst mehr menschen um dich hattest als du jetzt hast. du hast geschrieben, dass viele deiner/eurer freunde zum mann halten, auf seiner seite stehen... ich glaube das macht dich auch traurig - oder liege ich da falsch?

kann es sein, dass du die zeit von spass, freunde, etwas unternehmen, gedrückt zu werden etc. vermisst und es auf das "nicht abschließen können einer partnerschaft" vermutest?

du schreibst, du würdest froh sein, wenn du alleine in deiner neuen wohnung bist; vielleicht versuchst du einfach mal auf ein treffen zu gehen - mit altbekannten oder neuen freunden. schließe dich einer interessensgruppe an, die deinen interessen gleich kommt.

ich glaube wenn du einen neuen weg gefunden hast, wie du selbst zufriedenheit in dir aufbauen kannst, dann machst du dir keine gedanken mehr ob du an deiner ehemaligen ehe etwas vermisst, was du schon vorher bewusst abgeschoben hast.

kopf hoch auch solche zeiten gehen wirklich vorüber, du musst "nur" deinen NEUEN weg gehen. :move1:
 
AW: warum kann ich nicht endlich abschließen?

ihr lieben,

@kätz wenn das stimmen würde, müsste ich die weit über 20 ehejahre nachtrauern-solange würde meine lebenszeit gar nicht reichen.

thea, ich möchte noch anfügen, dass es mir auch so geht, dass immer wieder mal eine tiefe traurigkeit hochkommt, ich halte das für normal. ich habe auch vieles von früher zu verarbeiten, war nicht immer auf rosen gebettet.

ich genieße es übrigens auch, ab und zu die wohnung für mich zu haben- ich halte das sogar für eine sehr gesunde entwicklung, denn die zeiten der abhängigkeiten sind vorbei! :) ich sehe das also positiv.

ich glaube, es ist vollkommen normal, dass immer mal wieder zweifel an der entscheidung hochkommen, das geht mir auch so...auch ein bedauern befällt mich dann und wann...

wir haben jetzt die chance auf ein neues leben- ergreifen wir sie und durchleben wir auch die dunklen täler.

alles liebe

althea
 
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AW: warum kann ich nicht endlich abschließen?

Liebe Thea,

vieles, was du schreibst, könnte 1:1 von mir stammen. Ich war 20 Jahre verheiratet, ebenfalls 3 Kinder.

Ich bin nun seit über 4 Jahren von meinem Mann getrennt, mittlerweile auch geschieden, und der Schmerz ist unerträglich oft intensiv präsent. So sehr, dass es sogar körperlich weh tut. Genau so, wie du es beschreibst, werden Erinnerungen und die ganzen folgenden Gedanken- und Grübellawinen durch ganz kleine, banale Dinge ausgelöst. Es ist wirklich sehr schwer bis manchmal unmöglich, sich dem zu entziehen. Man fühlt sich wie ferngesteuert und von der Vergangenheit besessen, obwohl man selbstverständlich weiß, dass man "loslassen muss". Diesen Rat (???) muss ich mir noch heute von allen Seiten anhören, und inzwischen weiß ich, dass dieses "müssen"-sollen nur noch mehr Druck ausübt. Vergiß' es. Loslassen tust du dann, wenn du auf tiefster Ebene dazu bereit bist und keinen Tag früher. Ich glaube, deine Befindlichkeit tatsächlich nachfühlen zu können.

Gleichzeitig ein großes Kompliment an dich, wie du die formelle Seite deines
Lebens und das deiner Kinder auf die Reihe bekommen hast. Sei bitte stolz auf diesen Aspekt, denn damit hast du eine starke Basis geschaffen. Laß' dich von nichts und niemandem verunsichern.

Vielem von dem, was die Vorschreiberinnen dir hier schon gesagt haben, kann ich mich anschließen. Allerdings einer Aussage möchte ich etwas entgegensetzen:

Katze
Du mußt etwas Gravierendes falsch gemacht haben, dass sich dein Mann von dir abgewendet hat.
usw.
Klär derartiges mit dir. Erklär dir selbst glaubhaft, dass das nicht stimmt, dass du dein Bestes gegeben hast.
Fühle so richtig, dass du nach bestem Wissen und Gewissen richtig gehandelt hast.

Was auch immer schief gelaufen ist in deiner Ehe - einer alleine ist tatsächlich nie schuld. Und einer alleine ist somit auch nie nur unschuldig. Ich finde es sehr wichtig, dass man auch auf seinen eigenen Anteil der Schuld genau hinsieht, um damit Eigenverantwortung zu übernehmen. Ich denke, das wirkt sehr befreiend, weil man damit auch das eigene Verhalten akzeptieren lernt und nicht mehr ständig auf destruktivem Eigen-Konfrontationskurs ist.
Und die Opfer-Falle nicht so schnell zuschnappt.

althea
durchleben wir auch die dunklen täler.

Ja. Und zwar ganz bewusst durchleben. Anders geht es nicht wenn man heil werden will.

Inzwischen habe ich gelernt (ja, ich musste das tatsächlich lernen - und es gelingt mir trotzdem auch nicht immer, besonders nachts nicht), diese tiefe Traurigkeit, wenn sie aufkommt, so richtig zuzulassen. Eine innige Beziehung, die zerbricht, ist nun mal eine traurige Sache, und da haben auch die dazugehörigen Emotionen ihren Platz.

Die "Freunde", die sich abwenden - das kenne ich auch, und auch das tut enorm weh. Bei mir war's zusätzlich noch fast die ganze Verwandschaft, die mich abgewählt hat. Man kommt sich ein bißchen vor wie der Total-Versager schlechthin, oder??

Ich hoffe, du gestaltest deine neue Wohnung ganz intensiv nach deinen ur-eigenen Vorstellungen, das macht Spaß und setzt viel eventuell dir selbst bisher verborgene Kreativität frei. Auch das tut gut auf dem Weg zu dir selbst.

Hast du eigentlich noch Kontakt zu deinem Ex-Mann? Ich habe (wir haben) das bis jetzt noch nicht geschafft, leider. Ich stelle es mir als Kunststück vor, den Mittelweg zwischen Abwertung und Sockel-Demontage zu finden ....

Ich hoffe, du kannst diese schönen Tage auch mit ein wenig Heiterkeit hin und wieder genießen.

Lieben Gruß,:)
Karin
 
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