Wiedersehen mit Papa

blumenmeer

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7 April 2004
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Eltern

Hallo,

ich weiss nicht, ob dieses Thema hierher gehört - wenns jemanden stört dann lasst es mich bitte wissen.

Also letzten Sonntag (06.06.04) habe ich meinen Papa nach 6 Jahren wieder gesehen. Ich hatte alle möglichen Zustände. (Zitternde Knie und Hände, Schweissausbrüche, Nervosität usw.) Je näher ich dem Treffpunkt kam (es war übrigens die Wohnung in der ich meine ersten zehn Lebenjahre verbracht habe) desto mehr dachte ich mir, ich schaff das nicht. Ich hab mir vorgenommen vor meinem Papa nicht zu weinen (ich bin sehr nah am Wasser gebaut) was mir auch gelang. Ich war eher wie in Trance und das Gespräch verlief überraschenderweise (zumindest für mich) sehr gut. Die Frage von ihm, warum ich mich nicht schon früher gemeldet habe konnte ich ihm beim besten Willen nicht beantworten weil ich es nicht weiss. Ich hab oft an ihn gedacht und mir immer gewunschen, dass es ihm gut geht. In letzter Zeit hat sich dieses Gefühl gesteigert - bis schliesslich ein Brief von ihm angeflattert kam. Etwa zum selben Zeitpunkt. Ich weiss nicht was es war, dass ich mich nicht bei ihm gemeldet hab. Am Nachhauseweg sind mir die Tränen nur so runtergerollt und zu Hause angekommen genauso. Ich hab die halbe Nacht nicht geschlafen - hab wieder an meine Kindheit gedacht wie mein Papa früher so war und konnte meine Gedanken nicht abstellen. Heute haben wir Dienstag und mein Zustand ist unverändert. Ich kann mich in der Arbeit nicht mehr konzentrieren und muss die ganze Zeit an meinen Papa denken. Die Tränen brechen dann und wann durch - das letzte Mal heute vormittags, da bin ich aufs Klo heulen gegangen. Das geht natürlich auch nur eine begrenzte Zeit. Wenn ich ein gutes Gefühl hab warum quälen mich dann meine Gedanken und warum muss ich dauernd losheulen????

Vielleicht hat ja jemand von Euch eine ähnliche Situation schon erlebt?
lg Gaby aus Wien
 
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Liebe Gaby,

warum hast Du 6 Jahre Deinen Vater nicht gesehen? Was war los?

Ich glaube es ist manchmal schwer, wenn wir unseren Eltern begegnen nicht in die Kinderrolle zu rutschen. Vielleicht ist es das, was Dich so mitnimmt.

Vielleicht hast Du die ganzen 6 Jahre Deine Sehnsucht verdrängt und jetzt bist Du ihr endlich gefolgt?

Du weißt selbst am besten was richtig ist. Höre in Dich hinein. Ich habe das Gefühl irgendeine alte Abwehr brokelt unter der Du selbst gelitten hast.

Tränen sind normalerweise etwas Gutes und sie lösen Verspannungen. Wenns möglich ist solltest Du sie einfach fließen lassen.

Alles Liebe
Ereschkigal
 
Ereschkigal schrieb:
Liebe Gaby,

warum hast Du 6 Jahre Deinen Vater nicht gesehen? Was war los?

Ich glaube es ist manchmal schwer, wenn wir unseren Eltern begegnen nicht in die Kinderrolle zu rutschen. Vielleicht ist es das, was Dich so mitnimmt.

Vielleicht hast Du die ganzen 6 Jahre Deine Sehnsucht verdrängt und jetzt bist Du ihr endlich gefolgt?

Du weißt selbst am besten was richtig ist. Höre in Dich hinein. Ich habe das Gefühl irgendeine alte Abwehr brokelt unter der Du selbst gelitten hast.

Tränen sind normalerweise etwas Gutes und sie lösen Verspannungen. Wenns möglich ist solltest Du sie einfach fließen lassen.

Alles Liebe
Ereschkigal

Hallo Ereschkigal,

vielen lieben Dank für Deine Antwort!

Den Kontakt habe ich damals abgebrochen. Das Warum weiss ich nicht so genau, es haben wohl mehrere Faktoren mitgespielt. Es ist jedoch so, dass ich immer das Gefühl hatte, dass mein Papa nicht bös auf mich ist. Was ja auch durch sein regelmässiges Suchen nach mir bestätigt wurde. Es war auch nicht einfach für ihn, weil ich eine Geheimnr. hab u. somit auch nicht im Telefonbuch aufscheine. Erst durch die Auskunft vom Meldeamt wo er sämtliche Formulare ausfüllen hat müssen, hat er meine jetzige Anschrift herausgefunden, da ich auch in der Zwischenzeit übersiedelt bin. Seine Tel.-Nr. u. Adresse habe ich immer gehabt doch je mehr Zeit verstrichen ist, desto weniger traute ich mich. Was eigentlich blöd ist, denn er hat immer gehofft, dass er mich wo sieht oder dass ich mich melde. Ich weiss auch dass er mich lieb hat. Das letzte Mal als wir uns vor 6 Jahren sahen, war es einfach so, dass ich ihm gesagt hab, dass ich Zeit für mich brauch. Auf die Frage von ihm wann wir denn uns wieder sehen würden, gab ich ihm zur Antwort, dass ich dass nicht wüsste. Dann vergingen die Jahre. Es ist wohl schon so, wie Du geschrieben hast, dass ich mich oft als "kleine Tochter" bei ihm fühl(t)e, dass liegt jedoch nicht an ihm. (Glaube ich zumindest) Er hat halt gewisse Vorstellungen (gehabt) wie seine Kinder mal sein sollen - no na wer hat die nicht als Mama od. Papa und ich hatte das starke Gefühl nicht seinem "Ideal" zu entsprechen. Hatte schwierige Beziehungen die zumeist nicht lange hielten - mit Gewalteinwirkungen - lange keinen Job - hab oft nur in den Tag hineingelebt. Das ist wohl nicht seine Vorstellung von einem Leben. Also kurz zusammengefasst: Ich hab mich immer als das schwarze Schaf der Familie gefühlt. Dennoch ist in letzter Zeit das Gefühl stärker geworden, dass ich zu meinen Wurzeln zurückkehren möchte. (Woher komme ich?)Momentan hab ich ein wirklich gutes Gefühl. (Trotz des vielen Weinens) Was mir vielleicht noch dazu einfällt ist, dass ich ein furchtbar schlechtes Gewissen hab, weil ich ihn ja auf eine gewisse Art und Weise verlassen habe (so wie meine Mutter vor vielen, vielen Jahren) und ich mich eigentlich Jahre lang nicht gesorgt habe um ihn. Wohl, in Gedanken war ich oft bei ihm und hab auch regelmässig von ihm geträumt. In diesem Sinne: Back to the roots.

P.S.: Zu den Tränen wollte ich noch anmerken, dass ich schon immer ein sehr sensibler Mensch war und noch immer bin und ich in meinem Leben schon sehr, sehr viele Tränen vergossen habe.

lg Gaby
 
Aber den wichtigsten und schwersten Schritt hast Du schon getan...

:winken5:
 
Liebe Gaby,

auf der einen Seite finde ich schön ,daß Du Deinen Vater wieder getroffen hast. Auf der anderen habe ich das Gefühl, daß Du Dich zu sehr mit Deiner Mutter identifizierst (oder vielleicht mit einem andern Familienmitglied dahinter). Bei dem was Du schreibst, glaube ich, daß Du Gefühle aus Liebe von anderen übernimmst.

Hast Du dich schon mal mit Familienaufstellungen beschäftigt? Ich kann mir vorstellen, daß dies eine Möglichkeit ist die Beziehung zu Deinem Vater und dem was Dich bewegt genauer zu betrachten. Denn es läuft noch so einiges im Untergrund ab, bei dem ich das Gefühl habe, es ist für Dich nicht greifbar.

Wie weit hast Du Dich mittlerweile mit den Idealen Deines Vaters auseinander gesetzt? Kommst du dir immer noch als schwarzes Schaf vor? Wenn du von dem Treffen schreibst, spüre ich auf der einen Seite, die Liebe zu Deinem Vater und auf der anderen Seite, sehe ich ein kleines Mädchen, daß im Schatten des Vaters nicht erwachsen werden darf. Wie siehst Du das?

Liebe Grüße
Ereschkigal
 
Ereschkigal schrieb:
Liebe Gaby,

auf der einen Seite finde ich schön ,daß Du Deinen Vater wieder getroffen hast. Auf der anderen habe ich das Gefühl, daß Du Dich zu sehr mit Deiner Mutter identifizierst (oder vielleicht mit einem andern Familienmitglied dahinter). Bei dem was Du schreibst, glaube ich, daß Du Gefühle aus Liebe von anderen übernimmst.

Hallo Ereschkigal,

danke für Deine Anregungen und Denkanstösse. Ich weiss für mich, dass es ein sehr schwieriger, aber wichtiger Schritt war. Es ist jedoch ganz sicher so wie Du es mir erklärt hast, dass ich zuviel von anderen übernehme.
 
Hast Du dich schon mal mit Familienaufstellungen beschäftigt? Ich kann mir vorstellen, daß dies eine Möglichkeit ist die Beziehung zu Deinem Vater und dem was Dich bewegt genauer zu betrachten. Denn es läuft noch so einiges im Untergrund ab, bei dem ich das Gefühl habe, es ist für Dich nicht greifbar.

Nein, ich hab schon einiges darüber gelesen. Selbst war ich noch bei keiner Familienaufstellung. Möchte ich unbedingt machen. Da hast Du absolut recht, dass da noch einiges ist. Ich kann´s nicht beschreiben. Es ist einfach so.
 
Liebe Gaby,

ich denke, es ist wichtig, sich nicht zu bewerten oder schuldig zu fühlen, wenn Du weißt ich übernehme etwas von anderen. Du tust es aus Liebe.

Alles Liebe
Ereschkigal
 
Wie weit hast Du Dich mittlerweile mit den Idealen Deines Vaters auseinander gesetzt? Kommst du dir immer noch als schwarzes Schaf vor? Wenn du von dem Treffen schreibst, spüre ich auf der einen Seite, die Liebe zu Deinem Vater und auf der anderen Seite, sehe ich ein kleines Mädchen, daß im Schatten des Vaters nicht erwachsen werden darf. Wie siehst Du das?

Liebe Grüße
Ereschkigal

Nein, dass mit dem schwarzen Schaf ist nicht mehr so stark wie früher. Klar ein wenig schwingt es noch mit. Lieben tu ich ihn auf alle Fälle - das kleine Mädchen steckt noch immer in mir.

liebe Grüsse aus Wien
Gaby
 
Walter schrieb:
Aber den wichtigsten und schwersten Schritt hast Du schon getan...

:winken5:

Lieber Walter,

so seh ich das auch. Und ich bin froh, diesen Schritt gemacht zu haben. :banane: Es war nicht leicht für mich aber ich hab gewusst, dass es jetzt an der Zeit ist, dies zu tun.

lg Gaby
 
Hallo Blumenmeer!

Ich habe gerade eine sehr ähnliche Situation hinter mir. Meine Familie ist ziemlich zerüttet und vor knapp 6 Jahren habe ich den Kontakt mit meiner Oma abgebrochen. Ich hatte für mich richtige Gründe und habe sie erst vor zwei Wochen wieder gesehen. Mir ging es dabei ein wenig anders, einerseits schwelgt man in den alten Zeiten, andererseits ist in den 6 Jahren mit mir viel gegangen und ich habe den Draht nicht mehr zu ihr. Sie hat geweint die ganze Zeit, was ich auch verstehe nach so langer Zeit, aber ich konnte mich nicht richtig freuen und nicht richtig traurig sein.
Ich bin dann wieder nach Hause und habe vorgestern eine Familienaufstellung gemacht und mich von meiner Mutter (langes Thema...) und meiner Oma endlich abgekapselt. Es dauert noch ein wenig hab ich das Gefühl, aber ich fühle mich jetzt schon viel freier und kann ihnen auch anders gegenübertreten. So dass es auch für mich stimmt, und ich konnte die alte Zeit loslassen und möchte jetzt ins neue gehen.

Wünsch dir noch viel Kraft!
Grüsse Doro :maus:
 
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Dorothée schrieb:
Hallo Blumenmeer!

Ich habe gerade eine sehr ähnliche Situation hinter mir. Meine Familie ist ziemlich zerüttet und vor knapp 6 Jahren habe ich den Kontakt mit meiner Oma abgebrochen. Ich hatte für mich richtige Gründe und habe sie erst vor zwei Wochen wieder gesehen. Mir ging es dabei ein wenig anders, einerseits schwelgt man in den alten Zeiten, andererseits ist in den 6 Jahren mit mir viel gegangen und ich habe den Draht nicht mehr zu ihr. Sie hat geweint die ganze Zeit, was ich auch verstehe nach so langer Zeit, aber ich konnte mich nicht richtig freuen und nicht richtig traurig sein.
Ich bin dann wieder nach Hause und habe vorgestern eine Familienaufstellung gemacht und mich von meiner Mutter (langes Thema...) und meiner Oma endlich abgekapselt. Es dauert noch ein wenig hab ich das Gefühl, aber ich fühle mich jetzt schon viel freier und kann ihnen auch anders gegenübertreten. So dass es auch für mich stimmt, und ich konnte die alte Zeit loslassen und möchte jetzt ins neue gehen.

Wünsch dir noch viel Kraft!
Grüsse Doro :maus:

Hallo Doro,

lieben Dank auch für Deine Antwort. Es geht schon besser. Da es auch die Wohnung ist, in der ich meine ersten 10 Lebenjahre verbracht habe, sind auch bei mir Kinheitserinnerungen wach geworden. Ich freue mich, dass Dir die Familienaufstellung geholfen hat. Ich überlege diesen Schritt ebenfalls zu gehen. Ich hab mich noch nicht getraut. Ich kann mein Verhalten nicht klar begründen, das tut noch weh.

Danke für Deine Kraft
lg blumenmeer
 
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