2 drogensüchtige Brüder

Liebe pandora,
habe dein Schreiben von gestern überhaupt nicht als jammern empfunden, das vorweg.
Es ist mir sehr sehr vertraut was du geschrieben hast. Ehrlich.
Gestern hatte ich eigentlich einen guten Tag.
Heute scheint die Sonne und mein Sohn kommt wieder nachhause. Es ist zur Zeit recht friedlich zwischen meinem Mann und mir, könnte mich doch eigentlich freuen.
Und doch ist da dieses unbestimmte Gefühl das wieder was unangenehmes auf mich zu kommt.
War ja immer so. Kaum ist mal was schön gelaufen kommt wieder eine neue oder Alte Kathastrophe(Vergangenheit) daher.
Das Familientreffen hat mich gestern wieder eingeholt,gestern konnte ich noch ganz gut damit umgehen.
Heute sieht es schon wieder ganz anders aus.Hab das Treffen und den gestrigen Besuch meiner Mutter nochmal vor mir ablaufen lassen und bin leider?! zu dem Schluß gekommen:
Den Wunsch oder das Bedürfnis in der Familie meinen Platz zu finden sollte ich wohl besser begraben.........

....weißt du das sie nichts von meiner Verhgangenheit hören wollen obwohl sie erheblich dazu beigetragen haben kann ich aus ihrer Sicht inzwischen verstehen.
Ich hab ja bei solch Treffen auch garnicht vor alte Sachen an zu sprechen.
Aber ich begreife nicht wieso sie an meinen Wunden kratzen und bohren.
Wenn ich darauf reagiere egal wie,hab schon ausser kontaktabruch alles ausprobiert, kommen Vorhaltungen Kränkungen ect.
Ich weiß das das mit den Erwartungen so eine Sache ist. Je weniger desto weniger Enttäuschungen.
Aber ich sehe nicht mehr ein das ein achtsamer und liebevoller Umgang wenn man um die aktuellen Sorgen und Vergangenheit des anderen weiß,zuviel verlangt ist.
So schluß damit sonst hab ich auch wieder das Gefühl das ich jammere.
(auch so ein altes Muster)

Zum Thema in Wald gehen und schreien.

Habe tatsächlich eine Alternative gefunden.
"Zufällig" fand ich in einem Buchladen ein Meditationsbüchlein für Kinder.
Erst wollte ich es nicht kaufen, bin ja schon sooooo erwachsen.
Dann hatte ich das Gefühl / den Gedanken, mensch es geht doch auch um dein inneres Kind wer weiß vielleicht hilft es dir.
Nun ja habs gekauft und was finde ich,neben vielen anderen liebevollen Texten?
Eine Meditation für wütende Kinder:)
habs ausprobiert und es hat funktioniert.Bin zwar noch etwas zögerlich aber habs ja auch nicht gelernt mir Wut zu erlauben.
Werde das weiter üben...
Ich lass mich darüber jetzt nicht weiter aus da ich nicht weiß ob dich sowas ( meditieren) interessiert.Möchte dir damit falls nicht nicht auf die Nerven gehen oder zu nahe treten.
solltest du dich allerdings dafür interessieren schreib ich dir gerne mehr darüber.

Muß erst mal aufhören.
Bis bald wieder
alles Liebe für dich
Michi
 
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Hi, ich nochmal,
:) :) :) :)

habe mich eben beim Frühstück mit meinem Mann über die aktuelle Familiensituation (meine Herkunftsfamilie) unterhalten.
Bin so richtig wütend über das Ganze geworden. Er hat mich diesmal nicht beruhigt (hat er früher immer gemacht, was mich noch wütender werden lies..)

Am liebsten hätte ich das Frühstücksgeschirr gegen die Wand geschmissen.
Macht aber vielzuviel Arbeit das dann alles wegzuräumen.
Naja bevor ich mich jetzt verzettele.

Hab mir also eine Tasse genommen (hatte schon einen leichten Sprung) in eine Plastiktüte gesteckt und bin darauf rumgetrampelt
oh tat das gut!!!!!!!!


Und viel wegzuräumen hatte ich hinter her auch nicht
:) :) :) :)

liebe Grüsse
Michi
:escape:
such jetzt mal mein Geschirr durch ......
 
Liebe Michi
Ich musste lachen, als du vom Geschirr zerschmettern geschrieben hast. Ich hätte oft auch Lust danach, aber auch wenn meine Kinder mich nerven. Ich hätte schon fast einmal vor Wut den ganzen Mittagstisch mit sämtlichen Geschirr darauf gekehrt, also gekippt. Mein Mann konnte mich noch rechtzeitig daran hindern. Uff, im Nachhinein musste ich lachen, aber im Moment war ich so wütend und sah nur noch rot. Ich bin sonst nicht der Typ, der sich kopflos irgendeinem Wutgefühl hergibt. Was mit meiner Wut über meine Herkunftsfamilie zu hat, kann ich ja bald gegen niemand mehr wütend sein, denn es sind schon bald alle gestorben. Einzig mein Vater lebt noch. Trotzdem ertappe ich mich oft, dass ich wütend auf meine Mutter und meine Brüder bin, die mir auch jetzt nicht, nachdem sie gestorben sind, nicht die Möglichkeit lassen, ein sogenannt normales Leben zu führen. Was das Meditieren anbelangt, möchte ich dich fragen, ob du es schon ausprobiert hast? Ich hatte auch schon für mich meditiert, aber mehr um von 180 wieder auf den Normalzustand zu kommen. Was ich bei mir bemerkt habe, ist, dass ich mehr der Bewegungstyp bin. Also, wenn ich ein Problem verschaffen muss oder ich vor Wut fast platze oder so, dann ziehe ich meine Turnschuhe an und ziehe meine Runden im Wald. Wenn ich dann total erschöpf bin, geht es mir auch psychisch wieder gut. Es ist für mich fast die kleinere Anstrengung auf diese Weise ruhiger zu werden, als wenn ich meditieren müsste und mich nicht bewegen kann. Aber jeder Mensch ist anders. Wichtig ist, dass man für sich den richtigen Weg findet. Liebe Michi, ich finde überhaupt nicht, dass du jammerst. Und wenn, hättest du allen Grund dazu.
Ich wünsche dir und deiner Family schöne Ostern. Bei uns regnet und stürmt es schon wieder.
Liebe Grüsse
pandora
 
Liebe pandora,

also das mit dem Gesichrr zerschmettern ist echt gut gewesen.
Da aber die Geschirrreserven auch irgend wann zur Neige gehen muß ich mir beizeiten was neues ausdenken.
Mit dem Fußball gegen das Garagentor (Metalltor) schießén ist auch nicht schlecht. Aber nicht zu jeder Tageszeit machbar wegen der Nachbarn.

Hab schon überlegt ob Leere Tetrapacks zertreten auch so viel Erleichterung bringt.Hauptsache ich richte die aufkommende Wut nicht mehr so gegen mich selbst.
Werd es mal testen.
Hätte ja auch noch den Vorteil das sie im Wertstoffsack nicht soviel Platz wegnehmen:)

Klar das jeder für sich selbst rausfinden muß wie er seine Wut ect. rauslassen kann. Nur dann ist es echt und bringt einem was.

Das mit dem Laufen bei dir ist doch eine feine Sache, geht gesundheitlich bei mir nicht, ändert sich aber vielleicht auch noch.

Mit dem meditieren habe ich früher viel gemacht und hat mir gut getan. Bin dann in die "falschen Hände " geraten ( es wurde auf mich Leistungsdruck Erwartungen Zweifel ausgeübt ) hab es dann über einige Jahre überhaupt nicht mehr gemacht.
Vor ein paar Wochen habe ich es mir dann einfach wieder erlaubt. Für mich alleine und staun mein Mann fängt auch sich an dafür zu interessieren. Für mich ist es eine Möglichkeit für ein paar Minuten oder auch mal länger wirklich abzuschalten.
Den Alltag und die Vergangenheit vor die Türe Stellen und einfach nur sein.

Sehr sehr liebevoll sind die Anleitungen der Kindermeditationen(Taschenbuch) von Susanne Hühn.Kann man auch einfach so lesen und träumen.
Die Traumreisen für Erwachsene (CD) von ihr sind auch schön. Da hat man nicht so das Gefühl zu meditieren, von was leisten müssen, es ist entspannend einfach herrlich.
Wenn ich auf 180 bin kann ich micht so schnell entspannen dann brauche ich etwas länger bis ich zur Ruhe komme.
Aber es geht auch gut vor dem Einschlafen einen Text zu lesen oder zu Hören CD, ich persönlich kann dann besser einschlafen.
Ich nehm dann nicht soviel Sorgen mit in den Schlaf.

Trotzdem ertappe ich mich oft, dass ich wütend auf meine Mutter und meine Brüder bin, die mir auch jetzt nicht, nachdem sie gestorben sind, nicht die Möglichkeit lassen, ein sogenannt normales Leben zu führen.

Das hört sich an als hättest du ein schlechtes Gewissen dabei oder täusche ich mich?
Also ich kann da nur für mich sprechen und da muß auch jeder für sich seinen Weg rausfinden so das es sich stimmig anhört.
Ich habe häufig Zwiegespräche mit Verstorbenen geführt und die waren bei einigen alles andere als Jugendfrei.
Zuerst habe ich mich geschämt dafür. Und mir auch Vorwürfe gemacht aber inzwischen geht das ganz gut.
Wie anders als im Zwiegespräch sollte man überhaupt irgend wie damit zurecht kommen wenn die Betreffenden Verstorben sind.
Und bei den Lebenden ist es ja auch nicht immer möglich überhaupt gehört zu werden.Geschweige denn das sie bereit sind sich der Situation zu stellen.(meine Familie)
Noch mal zu den Verstorbenen.
Ich schrieb ja in meinem ersten Beitrag das meine Oma sich das Leben genommen hatte. Zuerst hab ich voller Wut und Zorn darauf reagiert und die Liebe zu ihr schlug in Hass um.
Es hat 14 Jahre gedauert bis ich meinen Frieden mit ihr gefunden habe. Zuviel das jetzt alles zu schreiben.
Jetzt bin ich aber an eine Punkt gekommen,hab weiß nicht wieviele "Gespräche" mit ihr geführt und sie am Ende um Vergebung gebeten für mein Verhalten nach ihrem Tod.
Wenn ich jetzt mit ihr "rede" ist ein Gefühl von Liebe und beschützt sein, fast so wie zu Lebzeit. Sie ist einfach da für mich.Ich seh sie nicht aber ich fühle sie und das ist gut für mich.

Bei einem der Täter (Mißbrauch), auch schon verstorben will mir das nicht so gelingen ist vielleicht auch noch nicht soweit.
Habe mir da auch die Wut und den Zorn untersagt bislang.
Werde ich nach und nach erledigen.

bei uns scheint noch die Sonne aber es zieht sich langsam zu.
Naja das Wetter ist wie das Leben...

liebe Grüsse
Michi
 
Liebe pandora,

auch wenn es den Anschein hat, dass ich mich ausgeklinkt habe - so ist es
nicht, ich verfolge weiterhin alle Beiträge. Und werde auch wieder etwas
schreiben, wenn ich die hierfür notwendige innere Ruhe habe. Ich hoffe, du
verstehst.

Jetzt möchte ich dir nur ein schönes Osterfest und Oster-Friede wünschen.
:blume:
Ganz liebe Grüße,
Karin
 
Liebe Karin
Du musst auch nicht schreiben, wenn dir nicht danach ist. Ich kenne dies von mir auch. Oft habe ich sonst noch viele andere Sachen, die mich irgendwie beschäftigen und und dann habe ich ebenfalls die innere Ruhe nicht, mich an den PC zu setzen und mich in Worte zu fassen. Ich finde es schon tröstlich, dass du mitliest und gegebenenfalls schreiben würdest. Ich wünsche dir ebenfalls ein friedliches Osterfest und auf bald wieder einmal.

Liebe Michi

Du sagt jeweils, dass du mit den Toten Zwiesprache hältst und mit ihnen spricht. Dies habe ich schon öfters auch versucht, aber ich werde jedes Mal wütend, wenn ich mit einem von meinen Brüdern sprechen möchte. Ich bin noch nicht soweit, dass ich mich mit ihnen versöhnen kann. Jedes Mal kommen mir dann die Jahrzehnte in den Sinn, in denen ich kein normales Leben führen konnte, da sie dauernd mit ihrer Sucht alles zerstört haben. Mit meiner Mutter versuche ich jeweils auch ins "Gespräch" zu kommen. Aber auch bei ihr verfalle ich dann jeweils eher in dieses Anklagende. Dabei war sie sicher auch eine gute Mutter und hat einfach ihr Bestes gegeben, wie ich dies jetzt auch bei meinen Töchtern versuche und ich bin sicher auch nicht die Supermutter.
Liebe Miche, ich wünsche dir ebenfalls einen friedlichen Ostersonntag. Habt ihr an Ostermontag auch noch frei?
Liebe Grüsse
pandora
 
Liebe pandora,
ja bei uns ist heute auch noch Feiertag also frei.

Was du über die Wut schreibst die hochkommt wenn du versuchst mit ihnen in Kontakt zu kommen (Brüder) ist aus meiner Sicht und meinen Erfahrungen sehr gesund und völlig verständlich und normal. Gehört einfach dazu.
Und das anklagende bei deiner Mutter halte ich ebenfalls für normal.
Ich weiß von mir, dass ich früher als Kind immer gehofft und gebetet habe gleich kommen meine Eltern und holen dich hier weg so dass ER(Sex. - Missbrauch) dir nichts mehr tun kann.
Sie sind nie gekommen. Später wurde auch mein Vater zum Täter (Sex -Missbrauch).
Viele Jahre habe ich damit zugebracht sie alle anzuklagen und zu hassen, für all das was mir angetan wurde auch durch meine Eltern.
Bin auch heute noch nicht an dem Punkt ihnen zu ganz zu verzeihen.
Es ist einfach zu viel passiert.

Jetzt wo ich anfange meine Wut zuzulassen (Geschirr Ball Tetrapack, klappt übrigens auch gut) merke ich wie viel sich da im Laufe der Jahrzehnte angesammelt hat.
Bislang ist es mir nur bei meiner Oma und meinen Babies die ich verloren habe gelungen meinen Frieden zu finden.

Will dir damit sagen hab Geduld mit dir.

Was explizit die Drogensucht anbelangt ich schrieb ja in meinem ersten Beitrag dass mein Schwager heroinabhängig war und sein Leben mit dem goldenen Schuss beendet hat. Wir Zahlen (in Euro und emotional) heute noch daran ab was seine Drogensucht gekostet hat.
Was damals aufgefunden wurde lässt eindeutig darauf schließen dass er es bewusst gemacht hat. Also keine zufällige Überdosis.
Als mein Mann gerade 14 Jahre alt war hat er seinen Vater verloren. Vor 18 Jahren ertrank sein ältester Bruder und vor 14 Jahren der andere Bruder (Herointod), und vor 12 Jahren verstarb seine Mutter. Zu seiner noch lebenden Schwester besteht kein Kontakt.

Jetzt aktuell in der letzten Woche ist mein Mann endlich soweit gewesen sich mit den Todesfällen in seiner Familie auseinander zu setzen. Inklusive unserer Babies.
Weder Trauer Wut Verzweiflung Schuldgefühle und was da alles an Gefühlen hochkommt hat er bisher zugelassen. Nichts davon Alles hat er in sich in sich vergraben.
Seine Wut über sich selbst die haben wir allerdings zu spüren bekommen.

Ich will dir damit zeigen dass es viele Jahre dauern kann bis man innerlich überhaupt bereit ist sich der Situationen zu stellen.

Und was deine immer wieder kehrende Frage Nach dem Warum und wieso anbelangt und deine Traurigkeit /Verzweiflung/Wut ect. die durchkommt wenn du schreibst das du all die Jahre kein normales Leben führen durftest bzw. konntest Glaube mir ich verstehe dich sehr sehr gut und kann dir das nachfühlen.

Meine 2te Ehe wäre nun beinahe an der ganzen Herkunftsfamiliengeschichte (beiderseits seine und meine) auch noch kaputt gegangen. Es ist gerade zu erschreckend wie unser beider Vergangenheit, sich auf unser Zusammenleben ausgewirkt hat.
Wir hatten beide keine Gelegenheit /Hilfe zu lernen um adäquat mit diesen Dingen umzugehen. Wobei ich hier niemandem die Schuld zuschieben will. Nicht das das missverstanden wird.


Wir stehen eigentlich beide vor einem Riesen Trümmerhaufen.
Weiß nicht wie ich das besser beschreiben könnte.
Mein Mann ist seit 8 Jahren schwerkrank jedes Jahr Krankenhausaufenthalte und die Sorge schafft er die nächste Op. Ich kämpfe nun schon seit 2 Jahren um eine Berufliche Rehabilitation.

Arbeit haben wir inzwischen beide nicht mehr und müssen sehr um die uns zustehenden Sozialleistungen kämpfen.

Und Ende März ist das Wunder an das ich nicht mehr glaubte doch geschehen.
Ich sagte meinem Mann wie unglücklich ich bin und wie wenig gemeinsames wir noch haben. Das uns eigentlich nur noch der Kampf um unsere Existenz zusammenhält. Seine Krankheit und der Sohn.
Wollte mich trennen. Innerlich habe ich mich schon vor Jahren mehr und mehr von Ihm getrennt.

Und als sei ein Knoten geplatzt können wir auf einmal miteinander reden und sehen beide eine Chance unsere Ehe neu zu gestalten.
Es gelingt uns sogar Phasenweise sowohl die Vergangenheit und die gegenwärtige Situation voll auszublenden und ganz im jetzt im Augenblick zu leben.
Mal sehen was daraus wird.
Wenn ich nur die letzten 3 Jahre die wir bereits Zwangsfrei haben betrachte sind die letzten 3 Wochen das Beste was mir passieren konnte.

Liebe pandora,
vielleicht war was für dich dabei was du für dich umsetzten kannst oder ein keiner Tipp oder Denkanstoß.
Ich wünsche dir jedenfalls von ganzem Herzen dass du liebevoll mit dir umgehen kannst.
Dazu gehört auch wütend sein dürfen. :) :)
Na, toll das schreibt die richtige.
Ist schon komisch das wir es für andere wünschen und sehen können wie wichtig es ist liebevoll mit sich umzugehen aber für einen selbst anzuwenden, das Wissen darum, fällt ziemlich schwer mir jedenfalls.

Ich muß jetzt erst mal Pause machen
Ganz liebe, wenn auch
verregnete Ostergrüße
aus dem Norden
Michi
 
Liebe Michi

Uff, endlich komme ich wieder einmal dazu, in den PC zu schauen. Herzlichen Dank für dein ausführliches Schreiben. Ich sehe schon, du wirst vom Leben nicht nur mit Schokolade verwöhnt. Umso mehr bist du mir sehr sympathisch. Denn du weist, um was es geht im Leben. Manchmal habe ich so helle Momente, in denen ich mir sage, dass ich einfach mit dem, was ich habe zufrieden sein soll. O.k. ich habe keine grosse Familie, aber dann sollte ich versuchen, mit dieser kleinen Familie glücklich zu sein. Dies versuche ich auch, aber immer gelingt es auch nicht. Ich habe ja auch noch Töchtern im saftigen Alter. Vor allem die bald 18jährige gibt mir im Moment oft zu denken. Sie will viel in den Ausgang, ich habe Angst, dass etwas passieren könnte, da ja in meinem Leben auch schon viel passiert ist und auf der anderen Seite sollte ich Vertrauen in sie haben, denn eigentlich macht sie ja ihre Sache recht gut. Aber da ich nicht gesegnet bin mit Gottvertrauen, habe ich eben immer Angst, eines meiner engsten Familienmitglieder auch zu verlieren. Doof, ich weiss, aber mir fehlt einfach dieses Urvertrauen, dass alles schon gut wird.
Ich muss schon wieder weg.
Liebe Michi, ich wünsche dir viel Urvertrauen und geniesse die angenehmen Sonnenstrahlen dieses Frühlings.
Liebe Grüsse
pandora
 
Liebe Michi und liebe Karin

Ich möche nur schnell ein paar Frühlingsgrüsse hier hinterlassen und sagen, dass es mich schon noch gibt. Habe im Moment einiges los und komme dadurch nicht so oft an den PC. Habe am Donnerstag wieder was erleben müssen, so ich dabei einfach den Kopf schütteln muss. Ich arbeite ja in einem psychiatrischen Ambulatorium. In diesem Ambulatorium arbeiten 8 Aerzte, 4 Psychiatriefpfleger, Sozialarbeiter usw. Nun hat sich eine Oberärztin von unserem Ambulatorium suizidiert (sie ist unter den Zug). Das ist am letzten Mittwoch passiert und wir sind alle einfach nur total geschockt. Das hätten wir dieser Frau nie zugetraut. Sie war eine junge, hübsche und sympathische Frau mit einer guten Ausstrahlung und zudem eine sehr gute Fachfrau. Sie hat vor allem sehr viele Suizidpatienten und Borderline-Patienten behandelt. Zudem hat mich auch die Art des Selbstmordes geschockt, diese aggressive Art. Sie hätte alle Mittel in den Händen gehabt, friedlicher aus dem Leben zu scheiden. Ich muss oft an sie denken und überlege mir, wie muss diese Frau verzweifelt gewesen sein. Und wenn ich so denke, habe ich sie überhaupt nicht richtig gekannt. Wir haben oft miteinander geredet oder erzählt. Aber wie das so ist, sie wahrscheinlich oberflächlich und ich ebenfalls, ich mit meiner heftigen Familiengeschichte. Warum muss das Leben so kompliziert sein. Für sie ist es jetzt gelaufen, aber die Leute, die zurückbleiben (ihre Eltern, ihr Bruder usw.) ist es einfach trostlos. Ich hoffe, für sie, dass sie trotzdem irgendwo und auf irgendeine Weise Trost finden.
Ich wünsche euch auf jeden Fall ein ganz schönes und friedliches Wochenende.
Liebe Grüsse
Pandora
 
Liebe pandora,
Manchmal habe ich so helle Momente, in denen ich mir sage, dass ich einfach mit dem, was ich habe zufrieden sein soll. O.k. ich habe keine grosse Familie, aber dann sollte ich versuchen, mit dieser kleinen Familie glücklich zu sein. Dies versuche ich auch, aber immer gelingt es auch nicht.

Ich denke das kann niemandem immer gelingen. Und wenn man so schlimme Erfahrungen hinter sich hat ist es erst recht nicht einfach.
Mit sich selbst geduldig und achtsam zusein, zu akzeptieren dass es eben auch die dunklen Momente gibt ist schwer. Verständniss für sich selbst und die jeweilige Situation aufzubringen. Liebevoll mit sich selbst umzugegen.
Erst recht.

Aber es ist doch schon sehr schön das das du helle Momente hast in denen du es wahrnimmst dass du mit deiner Kleinen Familie glücklich sein kannst.
Wenn du es schaffst diese ganz bewußt zu genießen findest du vielleicht auch einen Weg mit den anderen Phasen besser umzugehen.

Durch das Ansehen und Aufarbeiten unserer beiden Familiengeschichten(haben gerade erst damit angefangen) sind wir zu einer erschreckenden Erkentniss gekommen.
So viele Jahre aben wir uns in Schuldgefühlen Verzweiflung Wut ect. verstrickt. Nichts ist dadurch ungeschehen oder besser geworden.Im Gegenteil es ist alles noch schlimmer geworden.

Es war hart das plötzlich so deutlich zu sehen.
Da dann nicht gleich wieder in Selbstvorwürfe zu verfallen ist schwere Arbeit.
Mitgefühl für sich selbst zu haben ohne in Selbstmitleid zu rutschen.
Eine Herrausforderung der besonderen Art.


Ich bin inzwischen zu dem Punkt gekommen dass ich mir sage okay nichts kann mehr ungeschehen gemacht werden. Verdrängen hilft nicht hab ich jahrelang versucht. Ohne Erfolg.
Bleibt zu akzeptieren was ist und einen Weg zu finden damit zu leben. Es gehört zu meinem Leben es ist ein Teil von mir. Das voll anzunehmen und zu integrieren ist wichtig. Alles andere ist ein verleugnen seiner selbst.
Ob es gelingen wird??
Wer weiß das schon wir werden sehen.


Aber da ich nicht gesegnet bin mit Gottvertrauen, habe ich eben immer Angst, eines meiner engsten Familienmitglieder auch zu verlieren. Doof, ich weiss, aber mir fehlt einfach dieses Urvertrauen, dass alles schon gut wird.

Gar nicht doof.
Bin auch nicht mit Gottvertrauen gesegnet.
Hab da so spezielle Erfahrungen gesammelt. Mir ist da, was Gott anbelangt auch zuviel mit Schuld Büßen und Sünde im Spiel. Kann ich für mich nicht so akzeptieren. Schreib ich später mal was dazu, wird mir heute zu viel.

Was deine Angst um deine Töchter angeht das ist gut nachvollziehbar nach dem was du mitgemacht hast.

Mein Sohn ist in den Ferien das erstemal alleine weggefahren. Ich hatte große Angst um Ihn.
Er würde jetzt wieder die Augen verdrehen wenn er das lesen würde.Er ist schließlich 17Jahre alt.
Ich hab mir dann gewünscht dass er behütet sein möge und gut an seinem Reisziel ankommt. Und dass sein Schutzengel ihn beschützt.
Hat mir geholfen und es ist alles gut gegangen.

Ich war, und bin immernoch sehr betroffen als ich deinen heutigen Beitrag gelesen habe. Weckte alte Erinnerungen. Leider geht dir Kirche und die Gesellschaft oft sehr erbarmungslos um mit Suzidopfern. Was das der Leid Angehörigen auch oftmals noch verstärkt. Und eine Trauerarbeit erschwert.
Ich habe da schlimme Erfahrungen gemacht.
Ich hoffe das den Angehörigen so etwas erspart bleibt.

Du schreibst das ihr euch nur oberflächlich kanntet und du nicht wußtest wieviel Leid sie gehabt haben muß um solch einen Weg zu wählen.

Für mich bestätigt es wieder dass das Schweigen müßen, heile Welt spielen ua. so etwas erst möglich macht.
Könnten wir offener über unsere Probleme sprechen würde so manch einer es sich vielleicht nochmal überlegen.

Ich finde es jedenfalls gut dasss wir uns hier austauschen. Die Isolation ist weg. Und man weiß da gibt es Menschen denen geht es ähnlich. Man "hört" sich zu und ist nicht allein.
Das hilft mir manch liebes mal weiter.
Schön das es euch gibt


Ganz liebe Grüßean euch,
auch an Karin:)
von einer nachdenklichen und doch hoffnungsvollen
Michi
 
Hallo liebe pandora,

heute habe ich schon eckige Augen vor lauter Bildschirm, ich bin nämlich dabei, die Jahre meiner Ehe (es waren doch mehr als 20) in halbwegs strukturierter und chronologischer Form niederzuschreiben. Bin auf Seite 29 angelangt und mir fällt ein Puzzle-Teil nach dem anderen ein, aber jetzt mache ich schon lauter Tipp-Fehler.

Aber ich möchte dir dennoch heute Abend sagen, wie Leid mir es für dich tut, dass du erneut mit einer Tragik konfrontiert wurdest, wenn auch auf einer
anderen Ebene. Es ist eine schlimme Sache in sich, wenn sich jemand das Leben nimmt. Aber ich glaube, dich hat es deswegen so besonders schockiert, weil es dir ganz deutlich gezeigt hat, dass hinter der scheinbar unantastbaren Fassade menschliche, seelische Abgründe verborgen waren.
Und ich könnte mir auch vorstellen, dass sich alle, die diese Ärztin im beruflichen Umfeld kannten, ein klein wenig schuldig fühlen (auch du vielleicht), weil sie nichts bemerkt haben.
In deinem Fall würde ich dieses Schicksal als Hinweis (für mich von oben) verstehen, dass Schweigen so etwas erst ermöglicht. Da bin ich ganz der
Meinung von Michi.
Das "große Schweigen" ist ein Nährboden für Schuldgefühle, die sich wie ein Glaubenssatz verfestigen, für Fehl-Einschätzungen, für Mutmaßungen.
Auch für Wut, weil man schweigt in der Annahme, dass man sowieso nicht verstanden wird.

In einem vorherigen Beitrag hast du erwähnt, dass dir das Vertrauen fehlt,
dich in die (geistige, nehme ich an) Geborgenheit fallen zu lassen. Ich kann das sehr sehr gut verstehen, denn ich habe oft tiefe Zweifel, ob alles gut
ist, wie es ist, auch mir fehlt häufig die innere Gewissheit, dass die Seele
mich führt und dass ich vertrauen darf.

Heute Nachmittag hatte ich ein sehr gutes Gespräch mit der Bekannten,
die ich schon einmal erwähnt habe (die Bruder und Schwager an die Sucht verloren hat). In diesem Gespräch ging es eben um genau dieses Vertrauen. Jeder hat da so einen eigenen Zugang. Sie hat mir gesagt, wann immer sie von heftigen Zweifeln geplagt wird, dann holt sie sich bewusst Lebenslagen und Situationen in's Gedächtnis, von denen sie weiß, dass sie geführt wurde (von Gott), und die gut ausgingen. Denn es hätte ja auch alles anders
kommen können. So hatte ich es selbst auch noch nie betrachtet, aber der Gedanke gefällt mir. Für dich, pandora, zB anwendbar, wenn du dir Sorgen machst um deine Töchter. Es geht ihnen doch gut, sie haben ihre Schutzengel, die bestimmt schon tausend mal zur Stelle waren. Sich auf die
positiven Erfahrung berufend, kann man auch Vertrauen aufbauen.
Natürlich weiß ich aus der Praxis, dass man sich als Mutter dauernd wegen irgend etwas sorgt, aber du wärst keine liebende Mutter wenn du das nicht tätest.

Ziemlich am Anfang hast du einmal geschrieben, du würdest dich so gerne mit anderen Betroffenen austauschen. Du sitzt doch durch deinen Beruf an der Quelle! Gibt es da keine Angehörigen-Treffen und/oder Selbsthilfegruppen? Wenn nicht, wäre es eine Überlegung wert, solch eine selbst in's Leben zu rufen? Du quälst dich so, aber vielleicht ist Hilfe direkt vor deinen Augen und du siehst sie einfach nicht (du weißt schon .... vor lauter Wald keine Bäume ....).

Ich wünsch dir einen sonnigen Sonntag,
Michi auch, :)
und schicke dir liebe Grüße,
Karin
 
Liebe Michi und Karin

Herzlichen Dank, dass ihr beide so auf meine Beiträge eingeht. Es ist nicht selbstverständlich, dass sich jemand so Zeit nimmt, sich Gedanken macht und sich so mit einer Thematik auseinandersetzt. Hut ab vor euch. Ich bin so froh, dass ich euch habe. Ihr seid die einzigen, mit denen ich so offen schreiben/reden kann. Ich weiss, dass ich den Schritt nach aussen selber machen muss. Aber für mich ist dies hier in diesem Forum schon ein grosser Schritt. Ich denke, dies ist nun mal der Anfang. Ich bin jedoch einfach nicht bereit, bei jeder Gelegenheit, meine Familiengeschichte zu offenbaren. Es gibt viele Bekannte von mir, die fragen oft in komischen Gelegenheiten und Zusammenhängen nach meinen Brüdern. Und dann bin ich einfach nicht bereit, einfach so loszulegen. Wenn ich jetzt alleine mit ihnen wäre und die Stimmung dementsprechend, könnte ich auch eher auspacken. Ich möchte auch nicht an irgendeiner Geburtstagsparty meine Homestory erzählen, denn ich möchte dem Geburtstagskind auch die Feier nicht vermiesen usw. Meistens werde ich eben bei solchen Gelegenheiten gefragt.

Das mit dem Schutzengel für meine Töchter finde ich gut. Ich werde es auf jeden Fall versuchen. Meine ältere Tochter, sie wird im Juni 18, wird diesen Sommer für 1 Woche mit einem Kollegen nach Berlin fliegen. Ich glaube, ich werde jetzt schon beginnen, den Schutzengel zu bearbeiten. Ich weiss, das ganze hat auch mit Loslassen zu tun. Und eigentlich würde es meine Tochter verdienen, dass ich sie loslasse, aber ich bin so verunsichert, durch meine Vergangenheit, dass ich dies richtiggehend lernen muss.

Michi, du schreibst es richtig, man kann nichts ungeschehen machen, was passiert ist, man kann auch nicht verdrängen, denn irgendwann kommt alles wieder an die Oberfläche, meistens zu einem ungünstigen Zeitpunkt, wenn man schon von anderen Sachen die Nase voll hat, aber man kann versuchen, damit zu leben und bis zu einem Punkt auch zu akzeptieren. Ich denke, wenn uns das gelingt, sind wir schon einen grossen Schritt weiter. Einfach mit diesem Rucksack zu leben und ihn nicht unbedingt als Bedrohung anzusehen, sondern auch als Teil von uns. Ohne ihn wären wir nicht das, was wir jetzt sind. Und wir sind nämlich super.

Ja, Karin, das ganze mit meiner Mitarbeiterin hat mich schon schockiert. Ich denke vor allem an ihre Eltern und ihren Bruder. Für sie ist es eigentlich gelaufen und sie muss sich nicht mehr quälen. Irgendwo denke ich auch, hat sie auch das Recht dazu, sich umzubringen, wenn sie das will, aber irgendwie finde ich dies einfach kein fairer Abgang für die, die zurückbleiben. Und irgendwo macht mich dies auch wütend. Ich frage mich auch, warum sie sich nicht in eine Klinik eingewiesen hat und warum sie sich auf diese Weise umgebracht hat und nicht sanfter. Es liegt so eine Aggression in dieser Art drin. Bei uns im Ambulatorium herrscht im Moment eine sehr bedrückte Stimmung und trotzdem laufen den ganzen Tag Patienten rein und wünschen, uneingeschränkt behandelt zu werden. Sie haben ja auch das Recht dazu, denn sie leben ja auch. Ich frage mich nur oft, ist denn das Leben so unerträglich, dass man sich umbringen muss oder sich mit Drogen oder Alkohol zudröhnen muss? Ich finde es auch nicht immer berauschend und ich habe mehr dunkle Stunden als helle in meinem 48jährigen Leben schon erlebt, aber es gibt für mich trotzdem keinen Grund, vom Leben "davonzulaufen". Was das Davonlaufen betrifft, muss ich zwar ehrlich sein und gestehen, dass ich auch schon davonlaufen wollte, aber sprichwörtlich. Ich hatte Phasen, als es einfach zuviel wurde, wollte ich am liebsten packen und irgendwohin verreisen, wo mich niemand kennt und von vorne anfangen. Ich weiss das ist kindisch und ich könnte dies meinen Kindern und meinem Mann nicht antun. Sie hätten dies auch nicht verdient.

Liebe Michi und Karin ich wünsche euch beiden einen schönen Sonntagabend. Schön, dass es euch gibt. Ihr seid für mich wie ein Tor zu einem neuen Lebensgefühl.
Herzlichen Dank.
Liebe Grüsse
pandora
 
Liebe pandora,
mir geht es ebenso ich bin sehr froh dass ich mich hier mit dir und Karin austauschen kann.
Habe zwar immer wieder noch etwas Hemmungen bei manchen Themen offen zu schreiben, muß jedes Mal meinen ganzen Mut zusammennehmen um auf Antworten drücken, aber es wird besser.

Du schreibst über deine verstorbene Kollegin dass du nicht verstehen kannst dass sie es nicht sanfter gemacht hat.
Schon gestern als du es erwähntest
diese aggressive Art
kam mir sofort der Gedanke:

Sie wollte ganz sicher gehen, nicht gerettet/ zurückgeholt, zu werden.

Suizid ist nie ein fairer Abgang für die Hinterbliebenen.
Wenn jemand an Altersschwäche oder einer Krankheit oder einem Unfall verstirbt ist es "einfacher" damit um zugehen.
Aber bei Suizid bleiben ja immer die quälenden Gedanken nach dem Warum. Das Gefühl im Stich gelassen worden sein. Und die Schuldgefühle, hätte man vielleicht helfen können ect.

Ich frage mich nur oft, ist denn das Leben so unerträglich, dass man sich umbringen muss oder sich mit Drogen oder Alkohol zudröhnen muss?
Aus meiner Sicht und mit Rückblick auf meine Lebensgeschichte ein klares JA ist es!
Meine Suizidversuche sind ja nun mal fehlgeschlagen, wenn ich daran zurückdenke, kann ich nur sagen, ich habe absolut keinen Sinn mehr gesehen und niemanden gehabt der mir hätte helfen können.

Ob ich es noch mal versuchen würde ich weiß nicht.
Zurzeit bin ich soweit gefestigt dass ich es nicht mehr machen würde.
In Gedanken schon noch, ist mein persönlicher Fluchtweg, aber nicht in die Tat umsetzen.
Ich denke aber ich bin ziemlich des Lebens-Müde.

Ich schrieb ja bereits wie lange ich brauchte mit dem Suizid meiner Oma zurrecht zu kommen.
Und es vergeht kein Tag an dem ich nicht an sie denke. Ich vermisse sie immer noch sehr.
Vor ein paar Wochen wurde mir zum ersten Mal richtig bewusst, was ich meinem Sohn und Mann angetan hätte wenn einer meiner Versuche geklappt hätte.

Ich war auf Recherche unterwegs, ob denn nun die Seelen der Suizidopfer wirklich in der "Hölle" landen oder ob sie nicht doch auch wie es so schön heißt in den "Himmel" kommen.
Auf Grund von Äußerungen all die Jahre von Kirche und Gesellschaft kam ich da doch immer wieder mal ins Zweifeln. Zumal ich ja im Laufe der Jahre noch mehrere Menschen durch Suizid verloren hatte.
Er waren sehr sehr schmerzhafte Erfahrungen die ich dabei in den Letzten Monaten machte, denke aber, es gehörte zum Aufarbeiten dazu.
Und für mich ist sie nicht in der Hölle gelandet. Ich achte sie und ihr Leben sehr, inzwischen auch ihren letzten Schritt, denn wenn ein Mensch mit fast 80Jahren diesen Schritt tut muß schon was Schwerwiegendes vorgefallen sein.
Das gilt für mich inzwischen für alle Menschen die diesen Schritt gewählt haben egal wie alt.

Und dann konnte ich auch endlich eine ich sag mal angebrachte Trauer durchleben. Frei von Wut und Gram und Schuldgefühlen.... dabei wurde mir klar, das es wohl das schlimmste gewesen wäre was ich meinen beiden Männern hätte antun können.


Ich finde es auch nicht immer berauschend und ich habe mehr dunkle Stunden als helle in meinem 48jährigen Leben schon erlebt, aber es gibt für mich trotzdem keinen Grund, vom Leben "davonzulaufen".

Dazu beglückwünsche ich dich!!! Das du soviel Lebenskraft und Mut besitzt nicht "davonzulaufen".
Da fehlt es bei mir schon noch sehr. Aber ich arbeite weiter daran.

Ich habe aber das Gefühl, dass es noch einen weiteren Zusammenhang für dich bei dem Suizid deiner Kollegin gibt, den es vielleicht anzuschauen gilt.
Ich möchte dir meine Gedanken mitteilen.
Du schreibst im Zusammenhang mit Suizid:
Und irgendwo macht mich dies auch wütend
.

Ich könnte mir vorstellen habe das Gefühl, das bei der Wut die du da empfindest noch ganz viel Wut auf deine Brüder dabei ist die auf diesem Wege mit hochkommt. Das wäre gut für dich wenn es so sein sollte.

Und auch das Gefühl dass sie dich verlassen, im Stich gelassen haben.
Deine Brüder haben es ja im Grunde genauso gemacht. Sind in Drogen geflüchtet und haben durch Überdosis ihr Leben beendet. Ob das nun beabsichtigt war kann ich nicht sagen.
Aber sie sind aus deiner Sicht ja auch "davongelaufen".
Und zu dem Verlust haben sie dir lebenslang Kummer gemacht.

Es gehört sehr viel dazu den Schritt dieser Menschen wirklich voll und ganz zu akzeptieren. Auch wenn wir es nicht verstehen können.
Nach dem Akzeptieren kommt dann irgendwann das Vergeben.

Auch dein Arbeiten in dem Ambulatorium spiegelt dir ja in gewisser weise deine Brüder wieder.

Ich habe die größte Hochachtung vor dir dass du das kannst.
Ehrlich!

Da für dich das Flüchten in Drogen Alkohol oder gar Suizid nicht vorstellbar ist nicht dein Weg ist, denke ich mir, ist es ungemein schwerer für dich, dich in diese Menschen hineinzuversetzen.

Ich kann mir das leichter vorstellen hab da ja reichlich Erfahrungen gesammelt sowohl auf der Opfer- und auf der Täterseite.

Liebe pandora ich hoffe jetzt sehr dass ich die richtigen Worte gewählt habe, und bei dir angekommen ist was ich ausdrücken wollte.
Verletzen wollte ich dich auf keinen Fall und sollte das passiert sein bitte ich um Entschuldigung.

Und das mit den Schutzengeln, die kannst du auch gleich für dich mit aktivieren wenn du magst, so dass sie dir helfen für die Zeit wo deine Tochter verreist, dir das Vertrauen und die Kraft zu geben die du brauchst um das gut zu überstehen. Du schaffst das ganz bestimmt!!!

Einfach mit diesem Rucksack zu leben und ihn nicht unbedingt als Bedrohung anzusehen, sondern auch als Teil von uns. Ohne ihn wären wir nicht das, was wir jetzt sind. Und wir sind nämlich super.

Das nehme ich als Schlusswort.
Wir sind super!!


Liebe Pandora auch dir herzlichen Dank für deine Schreiben und ebenso, schön das es dich gibt!!

liebe Grüße
bis bald wieder

Michi

Ps: und das gleiche natürlich an dich Karin:)

Ps: ha Text war wieder weg, aber diesmal war ich schlauer und hab ihn mir vor dem Antworten kopiert!
 
Liebe Michi
Du hast ja so recht mit dem wütend sein über meine Arbeitskollegin und dass diese Wut auch meinen Brüdern gilt. Ich habe mich auch gefragt, warum ich so empfinde und es ist wirklich so. Bei meinem 2. Bruder, der an einer Ueberdosis Kokain verstorben ist, bin ich mir überhaupt nicht sicher, ob diese Ueberdosis gewollt war. Zudem ist eine Drogensucht ein sogenannter Selbstmord auf Raten. Aber bei meinen beiden Brüdern war ich irgendwie im hintersten Ecken meines Hirns oder meiner Seele, wenn ich ganz ehrlich bin, darauf vorbereitet, dass irgendwann etwas passieren könnte. Ich hoffte immer nur, dass nicht zuviele Menschen darin verwickelt werden. Bei meinem Kokain-Bruder wäre es gut möglich gewesen, dass er vielleicht mit der ganzen Familie (Frau und Tochter) einen Autounfall gehabt hätte oder dass er amokgelaufen wäre und alle erschossen hätte, er hatte eine grosse Waffensammlung oder irgend sonst eine Horrorgeschichte passiert wäre. Darum habe ich seiner Frau auch immer gesagt, geh weg mit der Tochter, schütze die Tochter, aber sie war ihm völlig hörig. Und als sie dann nach einem Streit dann wirklich für eine Nacht zu ihren Eltern geflüchtet ist, hat er sich umgebracht oder überdosiert oder wie man es auch nennen will. Aber insgeheim habe ich immer gewusst und habe es fast erwartet, dass irgendwann etwas passieren wird oder auch muss. Irgendwo bin ich wirklich froh, ist es nicht noch "schlimmer" gekommen. Obwohl es für mich schlimm genug war. Irgendwo bin ich auch wütend darauf, dass es Leute in meiner Umgebung gibt, die sich ihr Leben einfach auf Kosten von den Mitmenschen einrichten, mit ohne Rücksicht auf Verluste oder Verletzungen. Ich musste schon früh lernen, auf alle Rücksicht zu nehmen, meine Mutter nicht zu belasten, schön angepasst zu sein usw. Vielleicht ist dies auch der Grund, warum ich dann oft auch von solchen Leuten als Spielball benutzt wird. Mit mir kann man spielen, mich kann man für alles gebrauchen, wenn jemand in Not ist, dann stehe ich da usw. Aber dies ist mein Problem. Und ich werde besser aufs Alter. Ich kann schon vermehrt mal Nein sagen oder ich ziehe mich zurück. Aber wenn dann wieder sowas passiert, wie dieser Suizid, der für mich überhaupt keinen Sinn macht, dann kommt bei mir alles wieder ins Wanken. Auch meine eigene Art und Lebenseinstellung. Und dann suche ich einfach dringend wieder Stabilität. Liebe Michi, vielleicht habe ich im vorherigen Mail überheblich auf dich gewirkt mit diesen Aussagen. Dies wollte ich überhaupt nicht und dies bin ich auch nicht, ich hätte auch überhaupt keinen Grund dazu. Aber wie ich oben schon geschrieben habe, habe ich gelernt, mich zurückzunehmen und mich um die Menschen um mich herum anzupassen. Ist auch nicht immer das Richtige. Aber ich möchte einfach niemanden verletzen oder weh tun, der überhaupt nichts dafür kann. Dies wären eben meine Töchter und mein Mann. Ich möchte nie, dass die Leute, die ich am liebsten habe, wegen mir leiden müssen. Am liebsten würde ich sie in Watte einpacken und schauen, dass es ihnen nur gut geht.
Liebe Michi, ich wünsche dir einen schönen Abend.
Uebrigens kopiere ich meinen Text auch immer, seit mir einmal ein riesengrosser Text verloren gegangen ist.
Liebe Grüsse
pandora
 
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Liebe pandora,

Liebe Michi, vielleicht habe ich im vorherigen Mail überheblich auf dich gewirkt mit diesen Aussagen. Dies wollte ich überhaupt nicht und dies bin ich auch nicht, ich hätte auch überhaupt keinen Grund dazu.

Also überheblich fand ich deinen Beitrag bezüglich Suizids überhaupt nicht. Du hast deine Einstellung / Meinung zu dem Thema sehr deutlich gemacht ohne zu verletzen. Weiterhin hast du ja in einem vorherigen Beitrag folgendes geschrieben:

Irgendwo denke ich auch, hat sie auch das Recht dazu, sich umzubringen, wenn sie das will, aber irgendwie finde ich dies einfach kein fairer Abgang für die, die zurückbleiben.

Ich fand es höchst interessant was sich in mir regte als ich deinen Beitrag vom 23 .04.06 gelesen habe.
Hab mir meine Suizidversuche noch mal angesehen auch was mich schlussendlich dazu bewog es zu tun. Hat mir die Augen noch mal etwas geöffnet. Es war teilweise sogar recht schmerzhaft, gefühlsmäßig dadurch zu gehen, aber sehr gut für mich.

Selten hatte ich bisher Gelegenheit mir auf diese Weise das Thema Suizid "anzusehen".
Deine Worte haben mir noch mal ganz deutlich gemacht wie schlimm es für die Hinterbliebenen ist. In meiner Familie habe ich ja niemanden mit dem ich mich über dieses Thema austauschen kann. Obwohl sie ja alle davon betroffen sind. Sie Schweigen eben lieber.
Davon brauch ich dir ja nicht erzählen das kennst du ja selbst und auch wohin das führt.
Also genau genommen ich kann mich nur bedanken bei dir dass du über den Suizid berichtet hast. Und das tue ich hiermit.

Du hast mal weiter zurückliegend davon geschrieben dass du die Bagage beiseite stellst und dir dann die einzelnen Themen ansiehst und dran werkelst.

Bislang war es für mich undenkbar das auf diese Weise in Angriff zu nehmen. Ich glaube aber inzwischen dass es die bessere Vorgehensweise ist. Nur wie mache ich das wenn dann wieder zu viele Themen auf einmal angesehen werden wollen.
Hättest du da einen Tipp für mich?

Schon die ganze Zeit seit wir uns austauschen denke ich vermehrt über mein Verhalten mir selbst gegenüber nach. In Bezug auf Drogensucht. Dein Thread-Titel hatte mich auch irgendwie magisch angezogen. Ich musste ihn einfach lesen.

Vor 8 Jahren habe ich ja mit dem Trinken aufgehört. Und seit dem auch keinen Tropfen mehr zu mir genommen.
Ich kann das Risiko, mal ein Glas trinken, auch nicht eingehen. Zum einen habe ich viel zu viel mit dem Thema Alkohol durchgemacht und zum anderen weiß ich dass ich mit dem Thema Sucht so meine Probleme habe. Von daher eine große Angst vor Rückfälligkeit in den Alkohol. Leider hält mir meine Herkunftsfamilie meine Konsequenz in Bezug auf Alkohol ständig vor und stellt es sehr negativ dar. Ich werde heute noch gefragt ob ich nicht mal ein Glas Trinken möchte oder bekomme Alkoholpralinen geschenkt aus der Herkunftsfamilie. Das tut richtig weh.
Wider besseren Wissens habe ich kurz nach dem Trinken aufhören, wieder angefangen zu rauchen.
(Und dass obwohl ich damals schon über ein halbes Jahr nicht mehr geraucht hatte). Blöd ich weiß.

Die nachfolgenden Versuche es endlich zu lassen kann ich gar nicht mehr zählen. Der letzte gescheiterte Versuch war Ostern.
Tja und dann kommt da auch noch Kaffee(literweise) und Schokolade(nehme davon noch nicht mal zu)bei mir ins Spiel.
Eine äußerst ungünstige Kombination.

Und dann lese ich Gestern dein Beitrag

Zudem ist eine Drogensucht ein so genannter Selbstmord auf Raten.
Es war als ob du mir einen Spiegel vorgehalten hättest.
Dank dir dafür sehr.
Die ersten kleinen Veränderungen machen sich bemerkbar und ich hege die Hoffnung dass ich es schaffe besser mit meinem Körper umzugehen.

Du schreibst dass du schon früh lernen musstest dich anzupassen und zurück zu nehmen.
Und dass es dir nun schon besser gelingt auch mal nein zu sagen.
Das finde ich sehr schön für dich.

Da muß ich auch noch viel üben.
Was du über die Wüt gegenüber deiner Brüder geschrieben hast passt auch gut auf meine gegenwärtige Situation.
Ich stelle im Augenblick fest das selbst das Zurücknehmen und anpassen in Bezug auf meine Herkunftsfamilie nichts an Erleichterung für mich bringt.
Es ist so widersprüchlich und verletzend wie sie sich mir gegenüber Verhalten.
Nicht nur das Vergangene auch ganz aktuell.
Alle meine Versuche mich davor zu schützen oder zu wehren scheitern bisher kläglich.:escape:

Wird Zeit dass ich in Bezug auf Selbstwert und Selbstbewusstsein noch einiges lerne.

Ich hoffe mit der PN gestern war okay.

Geh jetzt noch ein bisschen raus, die Sonne scheint noch ein bisschen.
Vielleicht klären sich meine Gedanken dann auch wieder.

einen schönen Abend wünsche ich dir,
ganz liebe Grüsse
Michi

@ Karin
auch ganz liebe Grüsse
 
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