Hallo amweg, :winken5:
das ist ein interessantes Thema - und es beschäftigt mich zur Zeit auch. Ich wundere mich, dass noch niemand etwas dazu geschrieben hat, ich finde es so wichtig, dass ich dieses Thema hier auch schon hereinstellen wollte. Aber nun kann ich Dir ja mal meine Gedanken dazu schreiben.
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, nur war es umgekehrt: Mein Freund hat unheimlich viele Erwartungen an mich gehabt. Zuerst habe ich es gar nicht wirklich bemerkt und unbewusst habe ich alles getan um diese Erwartungen zu erfüllen (nur um ihn nicht zu verlieren wie ich jetzt weiß). Rückblickend kann ich sagen, dass manche Erwartungen ihre Berechtigung hatten, andere aus reinem Egoismus gestellt wurden. Natürlich konnte ich nicht alle Erwartungen erfüllen, so sehr ich mich auch bemühte, und er war immer und immer wieder enttäuscht, traurig oder wütend. Ich konnte es nicht verstehen da ich doch mein Bestes gegeben hatte und es immer noch nicht genug war. Somit war auch ich enttäuscht und fühlte mich mehr und mehr unter Druck gesetzt. Und wenn ich mich unter Druck gestetzt fühle, mache ich gar nichts mehr oder genau das Gegenteil. Als ich dann so langsam das ganze Thema durchschaute kippte meine Verhalten total und ich habe nur noch gekontert, mich aufgelehnt, selber Bedingungen und Erwartungen vorgebracht usw. Du kannst Dir vorstellen, dass mein Freund mit dieser krassen Veränderung erst mal nicht umgehen konnte und es gab heftigen Streit, ewig lange Diskussionen, Trennungen und so fort.
Ich kann für mich sagen, dass diese Beziehung am Anfang von meiner Seite aus wirklich zum ersten mal im Leben eine bedingungslose Liebe war. Ich hatte keine Erwartungen und alleine die Liebe und seine Gegenwart haben genügt um mich glücklich zu machen. Ich habe sogar seine Fehler geliebt usw.usw. Und ich bin auch der Meinung, dass erst seine Erwartungen und Bedingungen meine bedingungslose Liebe auch in diese Bedingungsliebe verwandelt haben. So nach dem Motto: Ok, wenn Du das und das von mir erwartest, dann erwarte ich erstmal das und das von Dir, dann können wir weitersehen. Das ist sicher nicht richtig, ist aber so passiert.
Mittlerweile denke ich, dass wir alle unsere Erwartungen in den Müll werfen sollten. Denn genau die Erwartungen sind es, die so viel, wenn nicht alles kaputt machen - in allen Lebensbereichen, nicht nur in der Liebe. Was erwarten wir nicht alles. Wir erwarten, dass das Wetter schön wird - wird es mies, ärgern wir uns. Wenn wir keine Erwartung haben, können wir uns nicht ärgern. Wir erwarten, dass unser Freund uns anruft, tut er es nicht sind wir beleidigt. Wir erwarten, dass unsere Partner so uns so reagiert - tut er es nicht, sind wir enttäuscht. Diese Liste ließe sich unendlich fortsetzten. Mir ist, als ich darüber nachdachte, aufgefallen, dass fast unser ganzes Leben aus Erwartungen besteht - und wie oft werden sie eben nicht erfüllt, was zu Ärger, Enttäuschungen, Frust usw. führt. Das heißt doch, dass erst diese Erwartungen das Leid in unser Leben und in das Leben anderer bringen.
Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass man sich alles Wünschen darf (ja man muss sogar wünschen) - aber man darf nichts erwarten.
Ich habe mir dann vorgestellt wie es wäre, ohne Erwartungen zu leben. Ich denke, es ist möglich (womit ich nicht sage, dass es leicht ist - im Gegenteil es ist ein langer Weg) - aber es hat sich sehr gut angefühlt. Ich glaube, wenn man mit vielen Wünschen und Träumen und ohne Erwartungen leben kann - dann ist man frei. :jump5:
So, dass ist jetzt etwas lang geworden aber ich kann mich nie kurz fassen - schon gar nicht, wenn mich ein Thema gerade beschäftig. Und ich denke, über dieses Thema wird viel zu wenig gesprochen (mir war es bisher auch noch nicht so wirklich bewusst) - und dabei wird die Wichtigkeit total verkannt. :guru:
Ich finde es sehr gut, dass Du Dir darüber Gedanken machst, zumal Du ja selbst in der Kritik stehst. Aber es ist wirklich wichtig, denn Erwartungen können eine Beziehung wirklich kaputt machen. :autsch: Das Du noch nichts dagegen tun kannst finde ich nicht ungewöhnlich. Ich denke zu allererst kommt das Erkennen, dann muss man sein Handeln beobachten und dann erst kann man langsam Schritt für Schritt etwas verändern. Es kann natürlich auch sein, dass Du nicht so wirklich glücklich in Deiner Beziehung bist und unbewusst mehr und mehr Erwartungen stellst die Deine Partnerin dann nicht erfüllen kann und Du kannst dann "zu Recht" böse auf sie sein und wenn Du sie dann verlässt, hast Du ja gute Gründe und kommst gut dabei weg. Auf diese Weise sollte man sich nicht aus der Affäre ziehen. Aber das ist jetzt natürlich nur eine Vermutung was auch hinter Deinen Erwartungen stehen könnte. So, jetzt aber Schluss!
Liebe Grüße :escape: