Beziehung, Erwartungshaltung

amweg

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27 Januar 2005
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Hallo miteinander,

Ich verursache in meiner Beziehung viele Probleme dadurch, das ich an meine Partnerin Erwartungen stelle wie ich gerne hätte, das etwas ablaufen soll.
Wenn diese dann nicht erfüllt werden, ich vermute das ich das öfers auch so will, habe ich einen Grund auf sie böse zu sein.
Nun ich habe das erkannt, trotzdem habe ich oft das Gefühl nichts dagegen tun zu können.

Vielleicht hat ja jemand mit ähnlichen Erfahrungen Lust mir ein paar Tipps zu geben, oder besser einfach über seine eigenen Erfahrungen zu schreiben!

glg
 
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Hallo amweg, :winken5:

das ist ein interessantes Thema - und es beschäftigt mich zur Zeit auch. Ich wundere mich, dass noch niemand etwas dazu geschrieben hat, ich finde es so wichtig, dass ich dieses Thema hier auch schon hereinstellen wollte. Aber nun kann ich Dir ja mal meine Gedanken dazu schreiben. :)

Ich habe auch die Erfahrung gemacht, nur war es umgekehrt: Mein Freund hat unheimlich viele Erwartungen an mich gehabt. Zuerst habe ich es gar nicht wirklich bemerkt und unbewusst habe ich alles getan um diese Erwartungen zu erfüllen (nur um ihn nicht zu verlieren wie ich jetzt weiß). Rückblickend kann ich sagen, dass manche Erwartungen ihre Berechtigung hatten, andere aus reinem Egoismus gestellt wurden. Natürlich konnte ich nicht alle Erwartungen erfüllen, so sehr ich mich auch bemühte, und er war immer und immer wieder enttäuscht, traurig oder wütend. Ich konnte es nicht verstehen da ich doch mein Bestes gegeben hatte und es immer noch nicht genug war. Somit war auch ich enttäuscht und fühlte mich mehr und mehr unter Druck gesetzt. Und wenn ich mich unter Druck gestetzt fühle, mache ich gar nichts mehr oder genau das Gegenteil. Als ich dann so langsam das ganze Thema durchschaute kippte meine Verhalten total und ich habe nur noch gekontert, mich aufgelehnt, selber Bedingungen und Erwartungen vorgebracht usw. Du kannst Dir vorstellen, dass mein Freund mit dieser krassen Veränderung erst mal nicht umgehen konnte und es gab heftigen Streit, ewig lange Diskussionen, Trennungen und so fort.

Ich kann für mich sagen, dass diese Beziehung am Anfang von meiner Seite aus wirklich zum ersten mal im Leben eine bedingungslose Liebe war. Ich hatte keine Erwartungen und alleine die Liebe und seine Gegenwart haben genügt um mich glücklich zu machen. Ich habe sogar seine Fehler geliebt usw.usw. Und ich bin auch der Meinung, dass erst seine Erwartungen und Bedingungen meine bedingungslose Liebe auch in diese Bedingungsliebe verwandelt haben. So nach dem Motto: Ok, wenn Du das und das von mir erwartest, dann erwarte ich erstmal das und das von Dir, dann können wir weitersehen. Das ist sicher nicht richtig, ist aber so passiert.

Mittlerweile denke ich, dass wir alle unsere Erwartungen in den Müll werfen sollten. Denn genau die Erwartungen sind es, die so viel, wenn nicht alles kaputt machen - in allen Lebensbereichen, nicht nur in der Liebe. Was erwarten wir nicht alles. Wir erwarten, dass das Wetter schön wird - wird es mies, ärgern wir uns. Wenn wir keine Erwartung haben, können wir uns nicht ärgern. Wir erwarten, dass unser Freund uns anruft, tut er es nicht sind wir beleidigt. Wir erwarten, dass unsere Partner so uns so reagiert - tut er es nicht, sind wir enttäuscht. Diese Liste ließe sich unendlich fortsetzten. Mir ist, als ich darüber nachdachte, aufgefallen, dass fast unser ganzes Leben aus Erwartungen besteht - und wie oft werden sie eben nicht erfüllt, was zu Ärger, Enttäuschungen, Frust usw. führt. Das heißt doch, dass erst diese Erwartungen das Leid in unser Leben und in das Leben anderer bringen.

Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass man sich alles Wünschen darf (ja man muss sogar wünschen) - aber man darf nichts erwarten.

Ich habe mir dann vorgestellt wie es wäre, ohne Erwartungen zu leben. Ich denke, es ist möglich (womit ich nicht sage, dass es leicht ist - im Gegenteil es ist ein langer Weg) - aber es hat sich sehr gut angefühlt. Ich glaube, wenn man mit vielen Wünschen und Träumen und ohne Erwartungen leben kann - dann ist man frei. :jump5:

So, dass ist jetzt etwas lang geworden aber ich kann mich nie kurz fassen - schon gar nicht, wenn mich ein Thema gerade beschäftig. Und ich denke, über dieses Thema wird viel zu wenig gesprochen (mir war es bisher auch noch nicht so wirklich bewusst) - und dabei wird die Wichtigkeit total verkannt. :guru:

Ich finde es sehr gut, dass Du Dir darüber Gedanken machst, zumal Du ja selbst in der Kritik stehst. Aber es ist wirklich wichtig, denn Erwartungen können eine Beziehung wirklich kaputt machen. :autsch: Das Du noch nichts dagegen tun kannst finde ich nicht ungewöhnlich. Ich denke zu allererst kommt das Erkennen, dann muss man sein Handeln beobachten und dann erst kann man langsam Schritt für Schritt etwas verändern. Es kann natürlich auch sein, dass Du nicht so wirklich glücklich in Deiner Beziehung bist und unbewusst mehr und mehr Erwartungen stellst die Deine Partnerin dann nicht erfüllen kann und Du kannst dann "zu Recht" böse auf sie sein und wenn Du sie dann verlässt, hast Du ja gute Gründe und kommst gut dabei weg. Auf diese Weise sollte man sich nicht aus der Affäre ziehen. Aber das ist jetzt natürlich nur eine Vermutung was auch hinter Deinen Erwartungen stehen könnte. So, jetzt aber Schluss!

Liebe Grüße :escape:
 
frage dazu

hallo ihr lieben,
ich habe da auch so meine probleme mit diesem thema,
freunde oder besser gesagt angebliche freunde erwarten, daß wir dauernd auf der matte stehen, sie beschäftigen, für sie da sind, und wir sind neulich schärfstens kritisiert worden dafür, daß wir nicht oft genug zeit für sie haben, uns mit anderen treffen, und sowieso an allem schuld sind, was bei ihnen als hausgemachter frust so kreist.
würde ihnen gerne als einzige reaktion auf diese widerlichen schimpftiraden und frustablaßmaulereien ein büchlein dazu schicken, weil es das wahrscheinlich nicht bringt, meinerseits einen brief dazu zurückzuschreiben. die kapieren es ja doch nicht oder drehen es dann wieder so, daß es für uns zum negativen ausgeht. da wir aber schon die letzten sind, die jetzt auch mit ihnen keinen kontakt mehr haben, (wollen) , müssen sie wahrscheinlich erstmal völlig allein dastehen, um zu merken, daß der ganze frust ganz allein auf ihrem mist und aus ihrer eigenen unzufriedenheit und zu hohen erwartungen ausschließlich an andere kommen.
jetzt meine frage: gibt es dazu ein Büchlein, weil das die einzige antwort ist, die mir halbwegs gescheit vorkommt und die ich bereit wäre, ihnen zu geben, nachdem wir von vorn bis hinten beschimpft wurden und jede menge erwartungen angeblich nicht erfüllt haben und es auch nicht wollen.
vielen dank, wenn es da etwas gäbe, fände ich sehr gut.
oder wie würdet ihr reagieren??? reden geht auf jeden fall nicht.
vlg mara :danke: :kiss4:
 
@Mara
Ich glaube, du hast ein Problem mit Abgrenzung!
Kann es sein, dass dich da jemand aussaugen will?
@Amweg
Dein Problem ist anders gelagert, es geht um eine intime Partnerschaft.
Allgemeiner Tenor ist heutzutage, dass man "wenig bis nichts" von einem Menschen, auch seinem Lebenspartner, erwarten sollte ;)
Ich weiss nicht, bei wem das so klappt, bei mir jedenfalls nicht! Wenn ich mit jemandem mein Leben teile, erwarte ich schon so einiges. Ich will die Nummer eins sein, der wichtigste Mensch im Leben meines Partners, und ich will das fuehlen. Das gleiche biete ich selbstverstaendlich auch!
Mit einem Mann, der sich anders verhielte, kaeme ich auf Dauer nicht zurecht.
Du und deine Partnerin habt eventuell unterschiedliche Ansichten und Beduerfnisse, was eine Liebesbeziehung betrifft.
Es hat wenig Sinn zu sagen: man sollte und man muss, es geht darum, was man kann und braucht und es gibt auch keine Regeln. Das ist meine Meinung!
Schliesslich wollen und sollen doch beide gluecklich sein, das kann man schon "verlangen" und dazu muss jeder das bekommen, was er braucht!
Der Wunsch nach Naehe ist bei Menschen unterschiedlich gross - wenn es ein Problem mit Naehe ist, das du in Beziehungen hast!

Bijoux
 
@bijoux

genau, vielen dank für die nette antwort.
es stimmt genau, mit der abgrenzung hapert es manchmal,
was kann ich denn da machen, hast du vielleicht dazu eine idee??
und wie kommt es, daß (wie auch mein horoskop sagt) ich menschen als 'autorität' anerkenne, auch wenn ich sehe, daß das quatsch ist und vor allem, mir das schadet.
in einer grundhoroskopdeutung habe ich das mal gesagt bekommen,
toll was? was mach ich denn bloß?
vg mara :guru: :guru: :kiss4:
 
Hi! diese erfahrung habe ich auch gemacht bis ich es erkannt habe. Natürlich geschah das unbewusst. irgendwann hab ichs erkannt und einfach abgestellt in dem ich meine Augen dafür geöffnet habe was ich schon so alles kriege und mich glücklich schätzen kann und mich dahin geändert dass ich bedingungsloser gab, so blühte danach meine Bez. auf, denn es kommt alles zurück, genauso wie wenn man verbitterung verbreitet...

Natürlich gibt es grundsätzliche Erwartungen, deswegen suchen wir uns ja einen bestimmten Partner aus, aber es geht ja um diese Nichtigkeiten, die so oft nicht mal bérechtigt sind wenn mans objektiv betrachtet.

Mein Tipp ist: Bewusst leben, und zwar in der Gegenwart..erwartungen liegen nämlich immer in der Zukunft.. Und wenn dann mal trotzdem ein negatives gefühl aufkreuzt weil der freund oder die freundin heut doch keine zeit für einen hat, dann kurze denkpause einlegen ob kritik wirklich berechtigt ist.. Man kann eben nicht alles haben, man kann aber versuchen damit zufrieden zu sein, und die augen auf das zu richten was man hat anstatt darauf was man nicht hat.
 
naduah:
Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass man sich alles Wünschen darf (ja man muss sogar wünschen) - aber man darf nichts erwarten.
Finde ich genau richtig, es ist wichtig für mich klar zu haben was ich will - und ich muss in der Lage sein, das dem Partner zu sagen - ohne die Erwartung daß er (wenn er mich liebt - sehr beliebte unzulässige Verknüpfung) es auch erfüllen muss. Probleme regeben sich in Beziehungen aber auch wenn sich einer von beiden verändert und somit die Gewichte - Wünsche - Bedürfnisse sich verschieben.
Liebe Grüße Inti
 
Intime Beziehung

Bijoux schrieb:
@Amweg
Dein Problem ist anders gelagert, es geht um eine intime Partnerschaft.
Allgemeiner Tenor ist heutzutage, dass man "wenig bis nichts" von einem Menschen, auch seinem Lebenspartner, erwarten sollte ;)

Hallo Bijoux,

Danke für deine Reaktion,
du hast recht, es handelt sich um eine intime Beziehung, doch ändert das nichts an der Problemstellung. Eine Beziehung bleibt eine Beziehung, was den Unterschied macht ist wie nahe man sich steht.

Ich stimme dir auch zu, das man in einer Beziehung einiges erwarten darf/soll, doch sollte es ein freudiges Erwarten dessen sein was das Leben für einen bereitstellt und soll keine Erwartungshaltung sein!
Was ja nun genau mein Problem ist...zugegeben alleine durch das darüber schreiben fällt es mir schon leichter damit umzugehen.

glg
 
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hallo,

es stimmt im prinzip schon, man sollte keine erwartungen haben.

ich habe mir in meiner jetzigen beziehung große mühe gegeben, das nicht zu tun. zb erwarte ich nicht, daß er mir blumen bringt, oder daß er sich gewisse tage merkt, oder sich so und so zu verhalten oder so und so auszusehen hat.

was ich allerdings schon erwarte ist respekt, liebe und ehrlichkeit. ich glaube das kann man, ohne sich an kleinigkeiten ("warum hast du an das nicht gedacht...") aufzuhängen.

beispiel: der freund meiner bekannten erwartet von ihr, nicht mehr als 53 kg zu wiegen. das finde ich nicht in ordnung.

allerdings ist es wirklich nicht leicht, diese art von gelassenheit zu entwickeln, die man braucht, um keine forderungen zu stellen oder erwartungen zu haben...aber ich glaube, das kann man lernen :)

lg sweety
 
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