AW: .... das Leben an mir vorbei???
Hallo Abendsonne!
Zu Deinem Beitrag kann ich nur ergänzend schreiben - weil Du es auf den Punkt bringst.
Ich sehe das mit den esoterischen Grundsätzen so:
Es geht ja ständig und immer wieder darum, sich eine andere Sichtweise anzueignen, was widerum bedeutet an sich zu arbeiten (herumzuschnitzen). Diese Sichtweisen sollen ja auch das Gefühlsleben (also das Erleben des Lebens = das Erleben der eigenen Situationen im Leben) beeinflussen und zu neuen, anderen Handlungen führen.
Wenn nun jemand deppresiv ist oder anders krank ist und die Schulmedizin nicht hilft, dann helfen die angebotenen Techniken uU aus der krankmachenden Situation oder gar auch der Krankheit raus zu kommen. So war es zumindest bei mir.
Ich beobachte allerdings immer öfter, dass Menschen die eigentlich völlig gesund sind die Bereitschaft an den Tag legen, an sich tiefgehenst Dinge zu verändern, so dass sie dann eigentlich nicht mehr sie selber sind. Es gibt auch Menschen die dauerhafte psychische Probleme davontragen; was ich gut nachvollziehen kann. Denn wenn es mir eigentlich gut geht und ich nehme Medikamente, dann wirken die auch nicht gesundheitsfördernd.
Sicher ist Offenheit etwas sehr schönes und ich schätze das auch sehr.
Leider gehen gerade oft esoterisch ausgerichtete Menschen mit Berichten und Erzählungen niocht gerade liebevoll um. Darauf möchte ich hier ganr nicht genauer eigehen.
Es ist schade dass Dogmen und Techniken so sehr in den Vordergrund gestellt werden, dass das Herz und der liebevolle Umgang miteinander völlig in den Hintergrund tritt. Ja, auch die Eso Szene ist überfüllt mit Dogmen.
Arbeite an Dir, bewerte nicht, nimm die Dinge selbst in die Hand, Du bist Gott - Du erschaffst alles usw...
Wer mal über all das genauer nachdenkt bevor er es einfach so übernimmt, wird erkennen (müssen) dass es so nicht sein kann.
Wenn ich anfange mich als etwas anderes zu sehen als ein Mensch, krieg ich schon die erste Identitätskriese. Das Wesen das ich dann bin (sei es ich bin der Schöpfer selbst oder ein anderer Gott oder was auch immer), überfordert meine menschlichen Kapazitäten. Am schlimmsten wird es, wenn ich versuche all meine Identitäten weg zu lassen. Wir haben unsere Identitäten und das hat auch seinen guten Grund!
Ständig an mir zu arbeiten führt maximal dazu dass ich das Leben so wie es ist nicht mehr geniesen kann - einerseits weil ich keine Zeit mehr dazu habe und andererseits weil ich ja in allem eine verbesserungswürdige Situation sehe. Ebenso ist das dann auch mit mir selbst - ich bin ja mit mir nicht mehr zufrieden - das ist dann das erklärte Ziel? Danke, ich genieße lieber!
Wenn ich nun hergehe und beschließe nichts mehr zu bewerten dann darf ich ja mein Leben auch nicht mehr als schön und wertvoll ansehen, meinen Garten nicht mehr als echt toll betrachten, meine Freunde nicht mehr als das bezeichnen was sie für mich sind. Und wenn ich mir die andere Seite anschau, dann haben auch meine "negativ" Bewertungen ihren Grund. Es gibt genug Dinge auf dieser Welt die mir schlicht weg nicht gut tun - es gibt viele Dinge auf dieser Welt mit denen ich mich nicht identifizieren möchte. Da sage ich dann, so bin ich nicht, das bin ich nicht - und das sag ich ganz klar! Es ist ein klares - nein, das mag ich nicht, das halte ich nicht für gut. Wer wäre ich wenn ich nicht mehr bewerten würde? Ich wäre eine Marionette die irhen eigenen Willen, ihre eigene Sichtweise aufgegeben hat. Ich liebe mein Leben und behalte mir mein ICH Sein.
Wenn ich davon ausgehe dass ich alles in meinem Leben selbst erschaffe - ausnahmslos alles - dann muss ich die Verantwortung für Dinge übernehmen, die einfach passieren oder passiert sind, zu denen ich keine innere Verbundenheit oder Verbindlichkeit fühle. Das überfordert neuerlich! Und es führt auch dazu, dass ich nicht mehr nach meinem Gefühl lebe. Ich halte sehr viel davon die Verantwortung für sich zu übernehmen - es reicht mir aber wenn ich für meine Gedanken, Gefühle und Handlungen die Verantwortung übernehme. Was andere Menschen tun, oder allgemein in meinem Umfeld geschieht, das kann und möchte ich nicht verantworten. Ein Bürgerkrieg in Israel ist mir fern - das ist einfach so.
Ich kann morgens aufstehen, meiner Arbeit nachgehen, in meinem zu Hause wohnen, mich mit den Menschen treffen die ich kenne, neue Leute Leute kennen lernen usw. Ich kann in genau diesem Aktionsradius mein Leben bestimmen und gestalten. Ich kann Freunde kübeln, mich um neue Freunde umschauen, ich kann mir ein Buch kaufen oder es sein lassen, ich kann ins Gasthaus essen gehen oder selber kochen usw. usw ...
Ich kann aber auf keinen Fall bestimmen ob und wann jemand von einem Auto überfahren wird, wer wann im Lotto gewinnt und ich kann auch nicht bestimmen wann mir ein neuer Partner über den Weg rennt. Damit müssen wir einfach leben - die Dinge sind wie sie sind.
Seit es Menschen gibt, gibt es Religionen und spirituelle Richtungen. Warum wohl? Weil wir hier nicht erfassen können in welches System wir gebttet sind. Wir können uns die unsiversellen Zusammenhänge nicht zur Gänze erklären. Zu gut Deutsch, wir wissen nicht was Gott sich denkt - oder ob es wirklich einen Gott gibt.
Oft bittet der Mensch um ein Wunder, wenn ihm mit einem gesunden Hausverstand bereits geholfen wäre.
Fazit: Sich das Leben und sein eigenes Tun, Fühlen und Denken anzuschauen ist bestimmt interessant und kann auch sehr konstruktiv sein. Verhängnisvoll wird es meiner Meinung nach dann, wenn ich auf der Baisis an die Sache ran gehe, dass immer ich alles falsch mache, dass ich nicht in Ordnung bin, dass es an mir liegt wenn etwas nicht funktioniert. Auf langfrist macht einen sowas fertig.
Wir müssen ein gesundes Maß finden, einerseits die Verantwortung für uns zu übernehmen und uns aber dabei noch selber lieb haben. WIr dürfen auch Fehler machen, wir dürfen auch mal versagen usw. Das tut unglaublich gut sich sowas zu erlauben. Und wir dürfen auch mal jammern, verzweifeln und traurig sein - denn wir sind Täter und Opfer - das sind wir fix - ob wir auch Schöpfer sind, das steht für mich noch nicht fest.
Hab ich nun eine Lebenssituation mit der ich mir schwer tu, dann schau ich erst mal ob ich daran was ändern KANN oder nicht.
Wenn ja, dann ändere ich es - oder arbeite daran es ändern zu KÖNNEN - wenn nein, dann kann ich eh nur schauen dass ich es so wie es ist akzeptiere - auch das ist nicht immer einfach.
Gerade Menschen die sich für soituelle Zusammenhänge interessieren verlernen es sich auf das Gegenüber einzustellen. Jemanden mit den eigenen SIchtweisen zu manipulieren / indoktrinieren kann nicht Sinn der Sache sein. Jemanden der ein Problem hat besserwisserisch zu kommen, kann keine Handlung aus dem Herzen heraus sein. Die Freiheit jedweder Handlung über die Liebe zu stellen führt maximal dazu, dass die Welt noch liebloser wird als sie eh schon ist.
Für mich ist Spiritualität ein Herzensweg - und dieser ist ohne Liebe nicht gehbar. Liebe tadelt nicht, sie bestärkt. Liebe kontrollöiert nicht, sie belässt - Liebe kränkt nicht, sie ist offen und ehrlich während sie immer auch auf das Gegenüber achtet. Liebe schiebt das Gegenüber nicht von sich weg, Liebe bezieht den anderen Menschen FREIWILLIG immer mit ein. Liebe wird immer versuchen den anderen so zu nehmen wie er ist - Liebe sucht nicht den Fehler bei sich wenn das nicht klappt, sie sucht das Maß an Nähe (oder Abstand) sodass ein Annehmen möglich ist.
Sehr interessantes Thema, habe mich ziemlich "ausgelassen" und einen sehr langen (hoffe nicht zu langen) Beitrag geschrieben.
Liebe Grüße, Daniela