Empty-Nest-Syndrom

Reinfriede

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15 Oktober 2004
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Liebe Foris!

Nun habe ich lange überlegt, in welchen Bereich ich dieses Thema setzen sollte. Noch länger habe ich überlegt, ob ich diesen Thread überhaupt eröffnen soll, weil ich mir nicht sicher bin, ob es Sinn macht es zu thematisieren.

Denn ich weiss nicht, ob ich nicht in einiger Zeit sowieso anders darüber denke und fühle. Vielleicht erübrigt sich der Thread irgendwann im Laufe des Jahres von ganz alleine.:rolleyes:

Es ist auch nicht so, dass das jetzt ein Riesenproblem für mich ist, aber es klopft einfach immer wieder mal an - und ich hätte gerne ein paar Meinungen dazu.

2012 - das ist für mich das Jahr der vielen Veränderungen, die ich derzeit mit gemischten Gefühlen betrachte.

Meine Jüngste wird (soferne alles klappt *aufholzklopfe*) heuer die Matura schaffen und möchte in ein anderes Bundesland für das Studium gehen, d.h. sie wird ausziehen.

Meine Mittlere wird heuer ebenso mit ihrem Studium fertig und will zu arbeiten beginnen, d.h. sie wird auch ausziehen, sobald sie eine Wohnung hat.

Meine Älteste ist ja bereits ausgezogen - das heisst, das Haus wird still und leer sein, weil alle Kinder weg sind.

Last but not least wird mein Job heuer zu Ende gehen, ich komme in die Situation, mich mit 50+ noch auf Jobsuche machen zu dürfen.:confused:

Prinzipiell weiss ich, dass nichts so heiss gegessen wird wie es gekocht wird....aber zwischen wissen und fühlen besteht leider ein Unterschied.

Ich würde nicht sagen, dass ich Angst habe vor der Zukunft, sondern es fühlt sich nach Unsicherheit an.

Ich glaube, mein Problem ist, dass ich mich die letzten 25 Jahre immer über meine Kinder definiert habe. Mein Leben, mein schwerpunktmäßiger Sinn im Leben waren meine Kinder - alles, was ich in den letzten Jahrzehnten getan hatte, war mit Blick auf meine Kinder.

Der Gedanke, nun keinen Grund mehr zu haben, zu kämpfen, sich Sorgen zu machen, jemanden zu "umsorgen", Verantwortung zu tragen - das fühlt sich sehr leer an.

Und der Gedanke, nun alles, was ich tun werde, für MICH zu machen, fühlt sich noch eigenartiger an.

Ich meine, alleine in dem Sinn werde ich nie sein, das ist es nicht. Auch wenn meine Älteste schon ausgezogen ist, wir haben einen sehr intensiven Kontakt - das wird auch mit den anderen zwei Mädels so sein, wenn sie es von sich aus möchten.

Aber die Verantwortung endet nun.

Und ich sollte eigentlich jetzt beginnen, für MICH Verantwortung zu übernehmen und das fühlt sich so unnötig an, so falsch irgendwie.

Wenn ich bis jetzt jobben war, so machte das für mich Sinn, weil ich es für die Kinder getan hatte. Wenn ich mir mal ne Auszeit gegönnt hatte und im Garten Kaffee getrunken hatte, so fühlte sich das auch richtig an, weil ich Kraft getankt hatte, um für die Kinder da zu sein. Wenn ich ein Bild gemalt hatte, dann tat ich das einerseits aus Freude an der Malerei, andererseits brachte es Geld, das ich für die Kinder brauchen konnte - versteht Ihr, was ich meine?

Bei allem, was ich tat, hatte ich jemanden für den ich es tun konnte.

Eigentlich könnt ich mich zurücklehnen und sagen, Reinfriede, Du hast es geschafft. Nur - was dann?

Es fühlt sich eigenartig an, für mich einen Job zu suchen, für mich zu malen, für mich zu kochen (mein LG ist natürlich auch da, aber da habe ich keine Verantwortung).

Vielleicht ist jetzt eh noch zu früh, diesen Thread zu schreiben, weil es ja oft ganz anders kommt, als man denkt. Es kann sein, dass die zwei noch länger zuhause wohnen, klar.

Nur das Thema kommt irgendwann - und sicher in der nächsten Zeit - und will bewältigt werden.

Die Situation erinnert mich sehr an eine Ausbildung, die ich neben den Kindern mal gemacht hatte. Ich hatte jahrelang gebüffelt, immer gelernt, wenn Zeit war - und auf die Abschlussprüfung hingearbeitet.

Dann, nach Jahren kam der große Tag - die Prüfung war, ich bestand und fuhr nach Hause. Und fühlte mich völlig leer, irgendwie traurig.

Es überraschte mich, ich dachte jahrelang, ich müsste total glücklich sein, wenn ich das geschafft habe - war nicht so - das Gefühl blieb einfach aus.

Es ist mir klar, dass frau sich nach dem Flüggewerden der Kinder neue Ziele suchen muss, die ließen sich auch finden. Das Problem ist, dass ich sie nicht für mich suchen möchte.

Versteht Ihr das? Wie seid Ihr damit umgegangen?

Liebe Grüße
Reinfriede
 
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Liebe Reinfriede,

zuerst einmal möchte ich dir eine dicke Umarmung schicken.

Ich könnte natürlich jetzt ganz einfach sagen, daß ich genau weiß wie es dir jetzt geht. Aber da jeder Mensch anders fühlt und anders mit diesen Gefühlen umgeht, will ich mir das nicht anmaßen.

Aber ich habe Ähnliches erlebt, wie du jetzt gerade - und werde auch gerade in diesen Tagen wieder Ähnliches erleben.

Ich erzähle mal kurz:

Ich werde im Sommer 50(!). Das ist ja ansich kein Problem, besonders nicht, wenn man sich fit und gesund fühlt. Aber dieses Zahl 50 ist für mich mit der Aufgabe meiner kleinen(aber feinen)Firma gebunden. Ich gebe damit nicht nur meine berufliche Selbstständigkeit - sondern auch meine lang erkämpfte finanzielle - und (viel wichtiger)meine psychische Unabhängigeit auf.

Ich habe mir diese "magische" Zahl nicht gesetzt. Es ist Zufall, daß das in diesem Jahr so zusammenfällt.

Ich hatte ja schon andererorts geschrieben, daß ich ein (durch viele Operationen ruiniertes)Knie habe. Dadurch fällt mir das viele Stehen, Tragen und Gehen, daß unerläßlich ist bei meiner Arbeit, sehr schwer. Ich muß einfach darauf Rücksicht nehmen, wenn ich mein Kniegelenk noch eine Weile erhalten will. Und das hat einfach Priorität.

Doch es fällt mir schwer. Es tut weh. Es ist ein Abschied.

Ein ähnliches Gefühl hatte ich, als meine Tochter vor einigen Jahren zum Studium weit weg zog. Sie war 18, hatte gerade das Abitur gemacht und wollte ihre Unabhängikeit. Mit gemischten Gefühlen ließ ich sie los. Mein einziges Kind, daß noch fast ein Baby gewesen war, als ich vor vielen Jahren erkrankte und all die Aufs und Abs in meinem Leben mitbekommen hatte.

Mein Mann und ich ließen sie gehen. Das war auch gut so. Aber ich fiel in ein schwarzes Loch. Trotz meiner Arbeit und vielen privaten Kontakten war ich nicht mehr in der Lage mit mir selber klarzukommen.

Wir wohnten damals noch in einem sehr kleinen Dorf. Ich fühlte mich einsam, eingeengt und ausgelaugt.

Dann zogen wir in die Stadt - auf mein Drängen hin. Mein Mann und meine Tochter hatten das immer abgelehnt. Doch ich setzte mich schließlich durch. Ich fühlte mich gleich viel wohler und irgendwie freier. Das geht mir noch heute so.

Ich finde es sehr gut, daß du gerade jetzt diesen Thread eröffnet hast, liebe Reinfriede. Ich freue mich darüber. Gerne würde ich mich ein wenig austauschen. Vielleicht hilft es mir auch ein wenig. Vielleicht finden wir andere Blickwinkel und neue Aspekte. Wer weiß.
 
Liebe Clara!

Dankeschön für Deine Antwort, es tut gut, auf Gleichgesinnte zu treffen.;)

Die Idee, in eine andere Gegend bzw. in die Stadt zu ziehen, hätte ich auch. Es ist noch unausgegoren, ich brüte noch darüber. Das Haus mit dem Riesengarten ist schon auch eine Menge Arbeit.

Mein Bruder bekommt jetzt eine Dachterrassenwohnung in der Stadt, mit Wintergarten und allem Drum und Dran. Da wurde mir der Mund wässrig, als ich die Fotos gesehen habe. Im Moment würde ich sofort tauschen, Haus gegen Wohnung. Aber wahrscheinlich ist das auch zu kurz gedacht von mir, weil ich ja noch Haustiere habe (großen Hund und kleine Katze), die ihr Leben lang in dem Haus waren und ich kann mir nicht vorstellen, wie das funktionieren sollte mit einer Wohnung.

Sollte eine meiner Töchter den Hund mitnehmen beim Auszug, sähe die Sache schon wieder anders aus. Das ist in Diskussion bei uns in der Familie, aber noch nicht entschieden.

Um es vielleicht noch ein wenig einzukreisen, ich fürchte mich nicht vor der Einsamkeit (die wird auch später nicht vorhanden sein, denn ich bin eh ein sehr kommunikativer Mensch), sondern vor dem Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden. Das war ein langjähriger Teil meines Lebens, wenn dieser wegbricht, weiss ich nicht genau, was da auf mich zukommt.

Du hast geschrieben, dass Du Deine Firma aufgibst - was wirst Du danach machen? Einen Angestelltenjob? Hast Du schon etwas in Aussicht oder musst Du Dich erst auf Arbeitsuche begeben?

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Hi Reinfriede,

nein, ich habe nichts in Aussicht. Ich hatte mich vor fast zwanzig Jahren selbstständig gemacht, als mein Mann ein Abendstudium begann. Dieses Studium sehr teuer und überstieg unsere finanziellen Mittel. Ich hatte bis dahin als Tagesmutter ein wenig Geld dazu verdient. In meinem ursprünglich erlernten Beruf konnte ich nicht mehr arbeiten mit meinem kaputten Knie. Ich hatte eine Tumorerkrankung gehabt, die mich mit Anfang 20 richtiggehend lahmgelegt hatte. Niemand wäre bereit gewesen mich mit solch einer Krankheit wiedereinzustellen.

Aber dann bot sich für mich die Chance die kleine Firma zu übernehmen. Ich griff zu. Und wenn ich das sagen darf, ich bin erfolgreich gewesen in all den Jahren.

Aber nun werden die Probleme mit dem Knie schlimmer. Es droht die vollständige Kniegelenksprothese. Das will ich natürlich noch nicht für mich - wie ich schrieb.

Ich werde nicht mehr arbeiten können. Finanziell ist das nicht das Problem. Mein Mann verdient gut. Wir kommen prima klar. Doch mein Hirn sieht das natürlich nicht so relaxt. Genau wie du schreibst, ist es bei mir ebenfalls das Gefühl nicht mehr gebraucht zu werden.

Nicht zu arbeiten macht mir gar nichts aus. Ich hatte in meiner freiberuflichen Zeit immer mal ein paar Wochen, manchmal Monate Leerlauf ohne Aufträge. Ich genieße die Tage ohne Arbeit. Doch wie lange bleibt das so? Ich habe ja nicht die Möglichkeit eine neue, mich ausfüllende Arbeit anzufangen.

Ich bin froh, mich mit meinen Wunsch in die Stadt zu ziehen, durchgesetzt habe. Das Leben ist viel einfacher für mich geworden. Es ist immer was los und ich lerne(auch durch unseren Hund)immer neue Leute kennen. Zudem arbeitet mein Mann nicht weit von unserer Wohnung entfernt. Er kann die Arbeit mit dem Rad erreichen. Wir sehen uns viel häufiger als früher. Unsere Beziehung ist viel besser geworden.

Das sind die positiven Aspekte.

Als wir übrigens damals hierher gezogen sind, hatten wir übrigens zwei Hunde. Die haben sich sehr gut eingewöhnt, zumal wir direkt gegenüber einem Wald wohnen. Im Dorf hatten sie nicht so viel Freiraum - und Hundegesellschaft. Doch unseren Garten haben sie natürlich vermißt - besonders der ältere, unser Benji.

Aber so ein Umzug ist natürlich eine enorme Veränderung. Das will gut überlegt sein. Aber er ist auch ein neuer Anfang. Daraus ergibt sich meistens ein ganz neues Lebensgefühl und andere Möglichkeiten.
 
na dann - von wegen - nicht allein sein und gleichgesinnte - ich war heut frühstücken mit einer ehemaligen schulkollegin - 54 - bank - hatte den golden handshake einer bank bekommen, in altersteilzeit zu gehen - und bleibt in nicht ganz 3 monaten zu hause.

wir haben auch genau darüber geredet heute - sie war jetzt 2 wochen im krankenstand, weil hausarzt problem am herzen diagnostiziert hatte - und sie vorige woche herzkathederuntersuchung hatte - sie meinte, vorige woche wars ja ganz nett, aber diese woche wird ihr gegen abend schon schän langsam fad.

noch dazu gesagt - vor 3,5 jahren war ihr mann gestorben - relativ plötzlich und auch überraschend -sie hat nochmals neu angefangen, sich von einem halben haus bei schwiegermuttern in mattersburg - über kurzen zwischenstopp im haus der mutter am land - dann eine eigene wohnung in wiener neustadt gefunden und sich ein kuscheliges nest eingerichtet.

und sie hat lange überlegt, ob sie das angebot annehmen sollte - weil wir alle noch mehr oder weniger im berufsleben stehen - und sie zwar auch viel mit ihrer mutter unternimmt - aber sie würde sich halt eher einen partner wünschen, der aber irgendwie nicht wirklich auftauchen will :-(

ich hab sie heut mal so weit bekommen, dass sie sich einen laptop zulegt, weil sie hat nicht mal internet zu hause - und möchte in zukunft wneigstens ihre bankgeschäfte von dort machen. wir haben 1977 maturiert und sie war seither in dieser einen bank - treu und bemüht.

sie war auch die ganze zeit mit ihrem mann zusammen, den sie auch in und durch die bank kennen gelernt hatte und der schon einige jahre zuvor in pension "geschickt" wurde - sie hatten nie kinder - aber für sie war der job so ne art kind - es war und ist einfach "ihres" - und sie kann sich auch noch nicht vorstellen, was "danach" sein wird.
 
ok - meine geschichte kennt ihr so weit - scheidung 2008 - von 1993 bis 2010 selbständig - im letzten jahr nebenbei unselbständig tätig - ich kann mir ein leben ohne "arbeit" nicht vorstellen. mitte 2010 dann die ent.scheidung, weiter zu wurschteln, oder alles auf zu geben und mich arbeitslos zu melden.

andere fallen ins burn.out - ich ging in die arbeitslosigkeit und in den notstand ;-)

ich gebs zu, ich hab nen vorteil - ich mache so viele unterschiedliche sachen, dass es bei mir überhaupt nicht auffällt, dass ich eigentlich "arbeits.los" sein sollte - war ich nie und glaub ich auch nicht, dass ichs jemals sein werde - dazu interessieren mich zu viele sachen in meiner umgebung.

aber ich kann das nachvollziehen mit "für mich" - ich hab ne tochter, die verliess das haus im streit als sie 19 war - es war für mich nicht wirklich tragisch - damals - jahre später hab ich ein gespräch gesucht - und wir haben uns wieder gefunden - von daher, das ist schon seit jahrzehnten kein thema mehr.

doch ich lebte 25 jahre in beziehung - 2.ehe und 3.ehe gingen nahtlos in einander über - also die entsprechenden männer - ich hatte von 1984 bis 2008 immer jemanden um mich, der mir auch die verantwortung für die finanzen (beide) übertragen hatte - und wo ich sie auch übernommen hatte.

aber bei mir kams aus mir heraus, dass ich endlich mal mehr für mich tun wollte - und daher die letzte ehe beendete - ich brauchte mich nicht der thematik stellen, vor vollendeten tatsachen zu stehen, sondern ich hab die entscheidung "für mich" getroffen.

und ich hab letztendlich auch die ent.scheidung, mich arbeitssuchend zu melden "für mich" getroffen - weil mir auch bewusst war, dass, wenn ich so weiter gemacht hätte, wie ich damals unterwegs war, ichs möglicherweise nicht mehr lange durchgehalten hätte.

ich hab "für mich" die kurve gekratzt - von daher ist es "für mich" einfach leichter gewesen - vielleicht.

wirklich lustig wars trotzdem nicht - ich habe unzählige nächte durch geheult und mit mir und dem schicksal gehadert, warum ich meine selbständigkeit aufgeben musst, um zu überleben - aber jetzt - nach etwas mehr als eineinhalb jahren kann ich sagen - es war das beste, was mir je passieren konnte - "für mich".

es ist einfach ein super tolles feeling, endlich etwas "für mich" zu tun - das leben zu geniessen - mich über kleinigkeiten freuen - ich kannte das nicht - hatte immer meine männer - oder meinen job - an die erste/zweite stelle gestellt - nie war irgendwas "für mich" - sondern immer für uns.

und ich hätte mich auch nach meiner scheidung wieder liebend gerne auf ein "für uns" eingelassen, gottseidank hat mein nicht.lover dies verweigert - weil letzetndlich hab ichs jetzt endlich gelernt, viele dinge einfach nur "für mich" zu tun.

bei dir - liebe reinfriede - könnt ich mir vorstellen, dass du durchs malen wirklich immer mehr und mehr zu dir selbst finden kannst und darfst. in der ersten zeit hast du ja sowieso anspruch auf arbeitslosenentgelt - und mit 50+ und langjährige unselbständige tätigkeit, bekommst das auch auf einen zeitraum von 1 jahr - beim notstand würde dann auch einkommen vom lg mit berücksichtigt werden.

und du wirst auch nicht allzu viele stellen vermittelt bekommen - bei mir hat es sich so eingespielt, dass ich alle paar monate mich mal wo bewerben muss - vom ams aus vorgegeben -ansonsten muss ich mich 1x pro woche irgendwo bewerben - das ist einfach - ich habe mich bei diversen portalen angemeldet und bekomme jeden tag infos über neue offene stellen.

ich rechne nicht damit, dass mich in meinem alter noch jemand einstellt - mich haben sogar die ams-trainings-institute zwischenzeitlich alle abgelehnt, die leute nur auf ein jahr einstellen - bei denen wär zwar das alter egal, aber die nehmen auch lieber jüngere und "unverbrauchte" - behaupte ich jetzt mal ;-)

ich will und werde nicht bis zur pension dem staat auf der tasche liegen - aber ich mache mir zur zeit auch noch keinen allzu grossen stress - möglicherweise ändert sich dass, sobald sie mich wieder in eine sinn.ent.leerte maßnahme stecken - andererseits war die eine, wo ich bisher war - letztendlich doch recht lustig - zumindest hab ich jetzt endlich das gelernt, was ich vorher 13 jahre - fürs ams - unterrichtet hatte :)

für mich war es heftig, dem staat auf der tasche zu liegen - das war für mich die heftigste überwindung, wo ich wirklich ernsthaft damals überlegte, weiterhin selbständig zu bleiben, auch, wenn ich mir mich nicht hab leisten können.

jetzt habe ich durchs ams die basis, damit meine fixkosten abgedeckt sind - den rest - zum über.leben - verdiene ich mir nebenbei freiberuflich - hochoffiziell - versteuert - und beim ams gemeldet - und ich baue mir damit auch eine neue existenz auf - allerdings ohne stress im rücken.

bei mir ist einfach der druck raus, seit ich daheim bin. ich "arbeite" sicher nicht weniger wie früher, aber ich hab keinen finanziellen druck mehr, etwas unbedingt schaffen zu müssen, damit ich die nächsten sva-rechnungen bezahlen kann.

wie gesagt - ich - ich hab mir die positiven aspekte des aktuellen zustandes raus gepickt - und mich damit arrangiert, zur zeit als "staatsbedienstete" zu agieren - und sobald ich mir mich wieder leisten kann, bin ich wieder selbständig.

zur zeit wären die ganzen aktionen mit meinen eltern nicht möglich gewesen, wenn ich in einem aufrechten beschäftigungsverhältnis gestanden wäre - von daher sag ich mir - hat alles so sein sollen - und macht sinn, dass meine situation jetzt so ist, wie sie ist.

hat letztens auch meine tochter gemeint - sie ist froh, dass ich "zu hause" bin - weil sie ist grad befördert worden - und könnte jetzt keine zeit für derartiges aufwenden - also machen wir "arbeitsteilung" - ich kümmere mich um die sachen meiner eltern - und sie lädt mich ab und zu zum essen ein, damit wir wieder mal plaudern und gemeinsam abhängen können.

und ausserdem hast dann ja bald mal zeit, mich mal in meinem himmelreich besuchen zu kommen -also so - bevor dir wirklich fad wirs *lach* - wünsch dir jetzt schon alles liebe - umärmel & drück
 
Liebe Clara, liebe ChrisTina!

Danke für Eure Sichtweisen, ich muss das alles mal sacken lassen.

Es ist schon das "etwas für SICH tun", von dem ich nicht abschätzen kann, wie es sich anfühlen wird.

Klar, man tut ja gerne mal was für sich selbst, aber halt ständig?

Ich werde es erst wissen, wenn es soweit ist.

ChrisTina, wegen dem Job, das ist so eine Sache, ich schiebe dieses Thema auch etwas vor mir her, weil der letztendlich gültige Termin, wann der Betrieb zusperrt, noch nicht fix ist. Es wurde die letzten 10 Jahre schon immer wieder angekündigt und dann doch nicht zugesperrt.

Deswegen fällt es mir auch schwer, mich vorzeitig woanders zu bewerben, es könnte ja auch sein, dass der Termin wieder nicht hält, allerdings nun ist es soweit, dass er sich maximal um ein paar Monate noch verschieben kann.

Arbeitslosigkeit möchte ich auf jeden Fall vermeiden. Erstens fehlt mir die Zeit für die Pension, weil das ja jetzt nicht mehr mitzählt, zweitens wär ich da total unglücklich, wenn ich keinen Job habe. Keine Kinder mehr im Haus und keinen Job, was mach ich mit meiner Zeit? Das wäre der Super-GAU.

Aber ich hoffe sehr, dass ich in diese Situation erst gar nicht komme.

Im Himmelreich komm ich Dich sowieso bald besuchen, unabhängig von der Arbeitssituation.;)

Clara, wie würdest Du das definieren: Das Gefühl, keine Verantwortung mehr zu haben - ist das für Dich letztendlich ein gutes Gefühl, das man zu genießen lernt oder ein negatives Gefühl, an das man sich gewöhnt, weil man es nicht ändern kann?

Vielleicht werde ich auch in ein paar Monaten ganz anders darüber denken, wer weiss. Wie ist das? Wenn man vom weiten ein Schreckgespenst sieht, dann soll man drauf zugehen. Von der Nähe ist es meistens gar nicht mehr schrecklich oder sogar schön.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Einerseits ist Verantwortungabgeben bei mir positiv besetzt.

Das Postive:
keine Steuerberaterin mehr, die nervt, weil das Finanzamt die Kohle will. Du hast aber die Steuer von vor einem Jahr noch nicht fertig.
Kein Streben nach neuen Aufträgen mehr. Du mußt nicht mehr günstiger sein als die Konkurenz.
Keine nervigen Kunden mehr am Telefon, die dich ´runtermachen - und du mußt trotzdem immer freundlich, hilfsbereich und souverän sein.
Keine schlaflosen Nächte mehr, weil ein Kunde nicht zahlt - oder noch schlimmer, nie zahlt, weil er pleite ist. Nie mehr Anrufe deswegen von der Bank, die dich unter Druck setzen, weil dein Konto überzogen ist...usw. usf...

Du siehst, die Positvliste ist lang.

Natürlich will ich was für mich tun. Ich will wieder etwas schreiben, wieder zeichnen und malen - und natürlich lesen, lesen, lesen.

Aber ich habe auch Angst in ein Loch zu fallen ohne die Verantwortung und den Streß. Die Firma hat mir schließlich viel bedeutet. Ich habe sehr gerne gearbeitet. Besonders unter hohem Druck meine Arbeit gut zu machen, war mein Ehrgeiz. Das war ich. Mein neues Ich muß ich erst finden.

Zunächst bin ich ja mal beschäftigt. Mein Knie wird in nächster Zeit sehr oft mit mir zum Arzt müssen. Da steht viel an. Dann im Sommer mein Geburtstag, der groß gefeiert werden soll.

Meine Gefühle sind gemischt.
 
Hallo Reinfriede,

Als GöGa vor 3 Jahren starb, stand ich ja auf einmal ganz alleine da. Und ich brauchte mindestens ein halbes Jahr um mich mal zu sortieren.
Allerdings war ich da noch im normalen Arbeitsleben, was mir auch sehr geholfen hat, dieses Alleinsein zu ertragen.

Nun bin ich ja schon ein Jahr zu Hause, sprich Altersteilzeit, und ich bin ja bei meinem Herzschlag-Beschleuniger in die Firma mit eingebunden. Daher war das "nicht mehr jeden Tag zur Arbeit zu gehen" für mich nicht schwierig, die Arbeit hat sich verlagert.

Vor meinem Radumfall im Jahr 2006 habe ich genäht, gehandarbeitet und gemalt. Seit GöGa's Tod bin ich nicht in der Lage zu malen. Handarbeiten mache ich wieder, aber ich bin ausgelastet und ich kann mir meine Zeit einteilen. Natürlich mache ich Ruhepausen um mich zu erholen.

Es war für mich auch merkwürdig, alles alleine auf die Reihe zu kriegen und auf einmal alle Entscheidungen für mich alleine treffen zu müssen, haben GöGa und ich doch immer alles zusammen besprochen.

Ich wünsch Dir die Kraft, dies anzunehmen!
 
Liebe Clara, liebe Spätzin, Danke für Eure Antworten!

Vielleicht ist es wirklich so, dass man erst sagen kann, wie es einem dabei geht, wenn die Situation da ist.

Clara, bei Dir ist es ja ähnlich, die Situation wird sich auch heuer ergeben, aber sie ist noch nicht da, genauso wie bei mir. Wahrscheinlich machen wir uns einfach umsonst Sorgen, wer weiss, vielleicht blühen wir geradezu auf, wenns soweit ist?

Spätzin, Dein Beitrag macht mir auch Mut, genauso wie ChrisTinas Beitrag. Weil Ihr habt das sozusagen schon durch, wovor ich mich (vielleicht unnötig) ein wenig fürchte.

Wenns soweit ist, werde ich (falls er in der Zwischenzeit untergegangen ist) diesen Thread sicher wieder hochholen und berichten, Clara, Du auch?

Wird dann vielleicht interessant, die Befürchtungen den tatsächlichen Gefühlen gegenüberzustellen.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Liebe Reinfriede,

klar werde ich weiter berichten.

Bei mir entscheidet sich das in nächster Zeit, wenn die Steuerberaterin einen Termin hat um mit mir das Für und Wider der Firmenaufgabe zu besprechen. Doch mein Entschluß steht fest. Ich versuche dem positv entgegenzusehen.
 
Ihr Lieben,

bei Dir liebe Reinfriede und bei Dir liebe Clara ist die Situation ja so, dass Ihr dies alles auf Euch zukommen seht. Und Ihr Euch auch eventuell darauf einstellen könnt.

Schlimm war für mich, dass GöGa so plötzlich verstarb. Ich hatte auch in den 4 Monaten seiner Krankheit gar keinen Gedanken daran verschwendet, dass GöGa überhaupt sterben könnte. Und dann stand ich wirklich von jetzt auf nachher ganz alleine auf der Welt!
Und ich musste alle Entscheidungen alleine treffen und jetzt bin ich froh, dass ich es geschafft habe, für mich alleine entscheiden zu können.
 
Schlimm war für mich, dass GöGa so plötzlich verstarb.

Ich weiß jetzt nicht, wie ichs sagen soll, damits jetzt nicht falsch ankommt bei dir - geh bitte mal davon aus, dass ichs nicht bös mein liebe Spätzin - und dass ich jetzt deine Leistung nicht schmälern möchte - und man kann den Tod eines geliebten Menschen sicher nicht mit dem Verlust eines Jobs vergleichen - mir gehts hier jetzt eher um die Begrifflichkeit des "Überraschenden*.

Ich glaub, dass dies sogar eine gewisse Art von "Vorteil" ist, denen gegenüber, die "es" schon lange vorher wissen, dass jetzt irgendwas "passieren wird". Meine Freundin und du wurden vom Tod ihres Mannes absolut überrascht - ich war auch auf einmal gekündigt - wir hatten alle keine Zeit, uns selbst fertig zu machen mit den permaneten Gedanken, dass "es" passieren wird - wir standen vor fertigen Situation - und hatten nur die Möglichkeit, das Beste draus zu machen.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es manchmal sogar wesentlich tragischer ist - jetzt von den eigenen Grübeleien und Emotionen her - schon lange mit einem möglichen Ereignis leben zu müssen - und letztendlich aber nichts tun zu können, um es ab zu wenden.

Ich hatte auch in den 4 Monaten seiner Krankheit gar keinen Gedanken daran verschwendet, dass GöGa überhaupt sterben könnte. Und dann stand ich wirklich von jetzt auf nachher ganz alleine auf der Welt!

Ich habe meine Freundin begleitet und weiß von ihr, dass sie es erst 2 Tage vor seinem Tod wirklich realisiert hat, dass er sterben wird - wobei bei ihm hatte es knappe 2 Monate gedauert, von dem Zeitpunkt, wo er mit Rückenschmerzen ins Spital kam - und dann festgestellt wurde, dass er - ausgehend von Lungenkrebs - schon im ganzen Körper Metastasen hatte.

Und ich kenne das Gegenteil von meinem Vater - der vegetierte 3 Jahre lang herum, hing am Sauerstoff und träumte davon, noch einmal auf einem Berg zu stehen. Alle wussten, dass das nie wieder der Fall sein wird - aber niemand konnte ihm helfen, es doch zu schaffen. Wobei auch bei ihm meine Mutter erst ganz kurz vor seinem Tod realisierte, dass er jetzt wirklich sterben wird.

Wobei sie trotzdem letztendlich keine EntScheidungen trifft sondern sich jetzt einfach auf mich verlässt, aber steht ihr mit 87 auch zu, das nicht mehr tun zu müssen, wenn sies bis jetzt nie getan hat ;-)
 
Liebe Reinfriede,

ich kann sehr sehr gut nachempfinden, wie´s in Dir aussieht.

Auch bei mir war die Bude Jahrzehnte lang voll. 3 Kinder, Mann, Haus, eigene Firma, in der die beiden Söhne neben dem Studium auch noch mitgearbeitet hatten.
Dann der plötzliche Tod meines Mannes.
Haus und Firma weg, alles auseinandergefallen, dann noch der Tod meines Sohnes...alles, was einmal mein Lebensinhalt war, wurde mir unter den Füßen weggezogen.

Letztendlich zog ich allein in eine Mietwohnung (nachdem auch meine Tochter in eine andere Stadt zog zwecks Studium), totaler beruflicher Neuanfang für mich mit fast 50.
Doch heute - mit 10 Jahren Abstand - kann ich sagen, es war (auch) eine Befreiung.
Ich mache beruflich endlich das, was ich eigentlich schon immer machen wollte. Meine freie Zeit teile ich selber ein, und nicht meine liebe Family.
Ich lebe und werde nicht gelebt.

Natürlich hab ich gern für meine Familie gesorgt, aber ich war auch sehr oft deprimiert ob des ständigen Hamsterrades, aus dem es irgendwie kein Entrinnen gab.

In einigen Monaten steht wieder eine Veränderung ins Haus. Ich werde 60 und gehe in Rente. Meine Gefühle diesbezüglich sind sehr ambivalent. Manchmal überwiegt die Freude, endlich von der Last befreit zu sein, täglich Leistung bringen zu müssen, andererseits hab ich Angst vor einer großen Leere und dazu kommt die Gewissheit, dass nun der letzte Lebensabschnitt beginnt.
Ich fühle mich zwar noch nicht so alt und optisch wirke ich sehr viel jünger, aber was nützt mir das, wenn mich innerlich immer öfter die Gedanken plagen: "wie schnell wirst Du 70 sein und dann steht der 80iger vor der Tür und es geht ans Sterben...":(

Du siehst, Du bist nicht allein mit Deinen Gefühlen der Unsicherheit ;).

Umbrüche machen immer zuerst Angst, weil sie in ein unbekanntes Land führen. Aber sie bieten auch die Chance, etwas Neues zu beginnen.

Du bist ein kreativer Mensch, hast eine Wahnsinnsbegabung zu malen! Das ist doch auch ein Kind von Dir, das vielleicht über die Jahre manchmal vernachlässigt werden musste. Dem kannst Du Dich jetzt voll und ganz widmen.

Und beruflich wird sich auch was auftun, da bin ich mir ganz sicher.
Der Arbeitsmarkt kann heute auf Menschen wie Dich nicht verzichten!

Auf Dein neues Leben!
Sandy
 
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liebe reinfriede

eine meiner liebsten kolleginnen hatte diese selbe angst mit der geburt eines neuen babys ausgeblendet. das erste "kind" war am ausziehen, als das zweite geboren wurde. jetzt ist sie über 54 und hat die zweite runde fast durch, und ihre sehnsucht, einmal für SICH sein zu können, ist sehr stark und sie geht auch schon in diese neue zeit. mit ganz tollen aktivitäten. wochenendausflüge nach wien, kultur - theater, flanieren, christkindlmarkt, im herbst und frühling ausgedehnte wanderungen über tage, z.b. salzkammergut-seen mit übernachtungen - spaziergang ins blaue sozusagen. halbe jakobsweg-wanderungen nur mit rucksack, auch zelten steht am programm des nächsten sommers.

ihre lebensART gibt echt volle zuversicht, dass sich auch nach getaner arbeit in bezug auf kinder noch genug energie einstellt, die einem voller freue die welt in einem anderen blickwinkel präsentiert. sie hats ja zweimal "durch", da ists der bezug zur neu gewonnenen freiheit vielleicht noch intensiver.
und.... vielleicht nützt sie diese "pause" auch deshalb so bewusst, weil dann wieder die (groß-).mütterlichen agenden gefordert sind bald, wer weiß:).

wenn sich nämlich die enkerl langsam einstellen - besonders bei den kindern der töchter darf man ja normalerweise als oma sehr mitmischen :). und man ist wieder mehr eingebunden als einem vielleicht sogar lieb ist.

lg abendsonne
 
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