Heftige Lebenskrise, viele Baustellen und am Rande einer handfesten Depression

ticco

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16 Juni 2017
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Liebe Leute,

ich bin heute über dieses Forum gestolpert und möchte Euch meine kleine Lebensgeschichte erzählen, die vorläufig im Hier und Jetzt in einer handfeste Depression, existenzbedrohenden finanziellen Nöten und vor allem einer inzwischen quälenden Lethargie, da wieder raus zu kommen gipfelt.

Ich muss viel aus meinem Leben erzählen, weil sich quasi alles wie in diesem berühmt berüchtigten Schneeball den Berg hinunter aufgetürmt hat und ich jetzt am vorläufigen Ende dieser Talfahrt vor einem riesigen Scherbenhaufen stehe.

Ich bin Mitte 40, ledig, Single und habe keine Kinder. Mit Fug und Recht kann ich behaupten, dass ich nur 2 Mal in meinem Leben aufrichtig und mit ganzem Herzen geliebt habe. Es klingt vielleicht ein wenig arrogant wenn ich sage, dass ich mich als hypersensiblen, sehr gefühlsbetonten Menschen mit dem Herz am rechten Fleck bezeichnen würde.

Mit der Frau meines Lebens war ich 2 Jahre zusammen, ich habe Sie über alles geliebt, aber es ging auseinander, weil Sie 1. weit von mir weg wohnte und das Gefühlsniveau offensichtlich nicht ebenbürtig war. Ich habe 2 Jahre getrauert, bin aber danach recht gut damit klar gekommen.

Zwischen meinem 10 und dem 30 Lebensjahr war ich voll gesellschaftlich und sozial integriert, war 7 Tage die Woche mit diversen Hobbies voll beschäftigt, habe keine Veranstaltung ausgelassen und hatte einige sehr gute, viele gute Freunde und einen riesigen Bekanntenkreis. Ich war bekannt, beliebt extrem humorvoll, habe ich viel gelacht und gelebt und umgab mich unheimlich gerne mit Menschen.

Den ersten Bruch in meinem Leben gab es mit ca. 30 Jahren, als ich begann – mehr oder weniger absichtsvoll- mich mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Ich habe ein Unternehmen gegründet und mich mit voller Schaffenskraft, Kreativität und Fleiß an den Aufbau meines Geschäftes gemacht, auch hier bin ich bis an einen gewissen Punkt erfolgreich gewesen, aber dazu später mehr.

Das Jahr 2010 brachte zwei Ereignisse, die mein Leben bis heute nachhaltig verändert und geprägt haben. Anfang des Jahres hat mein Bruder, in einem Alter in dem ich heute bin, den Kampf gegen den Krebs verloren und Mitte des Jahres gestand mir eine verheiratete Frau Ihre Liebe und auch ich verspürte unfassbar tiefe Gefühle für Sie. Weil ich mich sehr darüber erschrocken habe, wie ausgerechnet mir so etwas passieren konnte und ich es von vornherein ausschloss, das ganze real auszuleben, sind diese tiefen Gefühle stets beiderseitig in unseren Köpfen verblieben, mit Ausnahme eines einzigen Males, in dem es zwar nicht zum äußersten kam (Ihr wisst was ich meine) und ich es dennoch als den schönsten Moment in meinem bisherigen Leben bezeichnen würde. Noch nie bin ich mit einem Menschen wie in einem Rausch so eins geworden und habe den ultimativen Liebeskick empfangen.

Es ging hin und her, Sie hatte gravierende Gründe, die ich leider nicht näher ausführen kann, sich nicht von Ihrem Mann zu trennen. Und dennoch hat Sie über 2 Jahre an mir gezerrt, ich spürte Ihre Liebe so deutlich um mich im nächsten Moment wieder wegzustoßen und die Ratio in den Vordergrund zu holen. Es war psychisch eine ungeheuer anstrengende Zeit, für Sie und für mich, bis hin zu Selbstmordgedanken Ihrerseits. Ich hätte so gerne mit Ihr eine Zukunft geplant, brachte es aber auf der anderen Seite auch nicht fertig, mein Glück auf dem Unglück eines anderen Menschen (also Ihrem Mann) aufzubauen.

Und genau in dieser Verzweiflung habe ich einen großen Fehler begangen. Ich habe mich in eine Beziehung mit einer Frau gestürzt, für die von vornherein klar war, dass da tiefe Gefühle fehlen. Ich hatte einfach die Hoffnung, dass sich da etwas entwickeln könnte und ich war froh, nicht mehr allein zu sein. Dennoch ist mir die andere Frau nie aus dem Kopf gegangen und ich habe immer wieder verräterische Spuren im Internet hinterlassen. Meine damalige Partnerin hat mir das in zunehmendem Maße mit beispielloser Boshaftigkeit heimbezahlt. Gleichzeitig habe ich mich so so sehr angestrengt, Ihr ein guter Partner zu sein, bis es einfach nicht mehr ging und ich einen Schlußstrich zu ziehen. In der Endphase war ich derart psychisch belastet und fertig mit den Nerven, dass meine Leistungsfähigkeit im Geschäft auf annährend einem Nullpunkt angekommen war. Sie hat mich regelrecht psychisch fertig gemacht, und je mehr ich klammerte, umso boshafter wurde Sie.

Bis zur Trennung hatte ich mein Unternehmen in unfassbarer Naivität meinerseits komplett heruntergewirtschaftet und konnte eine saftige Mieterhöhung nicht mehr stemmen, was in einer fristlosen Kündigung meiner Räumlichkeiten gipfelte. Ich musste binnen 4 Monaten alleine meine Räumlichkeiten räumen, 90 % meines Firmeninventars sowie Waren entweder entsorgen oder veräußern. Das waren unmittelbar nach der Trennung vier sehr sehr harte Monate, sowohl psychisch als auch physisch. Im Mai 2015 begann ich in weitaus kleinerem Rahmen mein Geschäft wieder aufzubauen, ich weiß nicht woher ich damals die Kraft genommen habe, das alles so zu stemmen.

In diese Zeit fallen auch zwei weitere sehr ungute Ereignisse, die meine soziale Verwahrlosung, Einsamkeit und natürlich auch Selbstzweifel zusätzlich befeuerten. Ich gab aus einer Unmenge an über viele Jahre zusammengetragenen Gründen mein geliebtes Hobby auf. Ich hatte über 30 Jahre – auch durchaus erfolgreich – in der Jugendarbeit als Sporttrainer gearbeitet. Letztlich habe ich aber aufgehört, weil Frau Nr. 1 sich dort 2 Mal die Woche tummelte und gemeinsam mit Ihrem Mann die heile Welt spielen musste. Nur einen Monat später hat mir mein bester Freund, mit dem ich bis dahin über ALLES reden konnte, aus Gründen die mir heute noch nicht klar sind, die Freundschaft (über 30 jahre mit annähernd täglichem Kontakt) aufgekündigt.

Gleichzeitig kamen wieder Lebenszeichen und kleine Liebesbeweise von Frau Nummer 1, die mich dazu bewogen haben, weil ich nie mehr wieder in ein solches Wechselbad der Gefühle erleben wollte und auch wusste, dass ich dazu keine Kraft mehr hätte aufbringen können Ich endgültig schriftlich mitzuteilen – in einem langen Schreiben – dass ich dazu nicht bereit bin und es auch nicht über das Herz bringe, Ihn seiner großen Liebe zu berauben. Das ist nun fast 2 Jahre her und noch immer ist Sie ganz fester Bestandteil meines Herzinnenlebens. Ich würde das so gerne abstellen, finde aber weder Mittel noch Wege. Ich bin deswegen nach wie vor sehr verzweifelt und hoffe auf Schicksal.

Mein Geschäft ist schön langsam wieder angelaufen, ich war recht fleißig, habe relativ kontinuierlich mein Ding gemacht, bis heuer im April stetig meinen Umsatz wieder gesteigert. Doch dann kam der nächste Schicksalsschlag, der mich jetzt – wie es scheint - psychisch endgültig abgeschossen hat. Meine beiden Eltern bauen seit diesem Jahr massiv und sowas von schnell ab, dass ich manchmal einfach nur noch in Tränen dasitze, natürlich nur für mich, meinen Eltern würde ich das nie zumuten. Bei meinem Vater wurde Demenz festgestellt, meine Mutter hat schlimme Osteoporose – ist damit ein wandelndes Pulverfass. Ich habe so so Angst vor den nächsten Jahren, das kann ich gar nicht in Worte fassen. Wie eigentlich immer, habe ich sofort reagiert und bin seitdem voll und ganz für meine Eltern da. Alle Arztbesuche, Apotheke, einkaufen etc..

Das alles saugt einmal mehr unheimlich an meinen Lebensenergien. Ich betäube mich abends, weil ich sonst kein Auge zumachen könnte, und inzwischen ist es so, dass ich tagsüber vor meinem Computer sitze und nichts, aber auch gar nichts zusammenbekomme. Natürlich bin ich inzwischen verschuldet, wahrscheinlich kurz vor der Insolvenz. Ich weiß genau was zu tun wäre, mein Geschäft wieder auf Vordermann zu bringen, aber ich bin a) dermaßen zeitig eingebunden mit meinen Eltern und b) inzwischen völlig kraft – und willenlos. Ich würde mal sagen, dass das ein Burnout (obwohl ich das Wort nicht mag gepaart mit einer schwelenden Depression und heftigen Midlife-Crisis ist.

Alle meine Lebensziele (ich wäre sehr gerne Pappa) eine glückliche Partnerschaft, ein kleines Häuslein, alles das habe ich aus persönlicher Blödheit nicht geschafft. Auch mein Selbstvertrauen ist inzwischen komplett am Boden. Und am schlimmsten ist es ja, dass ich das alles, wo ich inzwischen kaum Sozialkontakte mehr habe, mehr oder weniger alleine schultern muss.

All diese Dinge, die mir da passiert sind werden inzwischen auch pathologisch, ich habe ohne ersichtlichen Grund heftige Schwitzattacken, möchte u.a. deswegen auch gar nicht unter Leute und der Magen grummelt inzwischen auch bedenklich.

So, jetzt habe ich Euch getextet. Mich zersetzen Selbstzweifel, eine erdrückende Apathie und große Zukunftsängste. Meine Eltern sitzen nur noch zuhause auf dem Sofa und zergehen, genauso wie ich ja, in Selbstmitleid, das ist psychisch ungemein anstrengend.

Ich weiß im Moment nicht weiter. Ich habe kein bisschen Energie, außer so gut es geht für meine Eltern dazusein und ein eigenes Leben findet nicht, aber auch gar nicht statt. Ich habe seit Jahren nicht gelacht und bin in jeglicher Hinsicht ein Schatten meinerselbst. Und das Schlimmste daran ist, dass ich das alles nur zu gut weiß, aber da einfach nicht rauskomme :-(

Vielleicht hat ja der eine oder andere von Euch ein paar Tipps, wie man diese quälende Antriebslosigkeit wegbekommen könnte.
 
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Hallo Ticco,

zunächst einmal herzlich willkommen hier bei uns.

Nachdem ich deinen Post gelesen habe, muss ich dir sagen, es ist für mich kein Wunder, dass du dich ausgebrannt und antriebslos fühlst. Du hast so viel Energien in die unterschiedlichsten Bereiche deines Lebens gesteckt, dass du nun völlig am Ende sein musst. Noch dazu scheint es auf dem 1. Blick so, dass du deine ganze Kraft ohne großen Erfolg aufgewendet hast. Allerdings nur auf dem 1. Blick.

Du scheinst mir eine sehr starke Persönlichkeit zu haben. Du kommst mir vor wie ein Mensch, der sehr intensiv lebt und alle Aktivitäten (ob privat oder beruflich) mit großer Leidenschaft betreibt. Du bist es wahrscheinlich gewohnt Probleme, die sich dir in den Weg 'stellen', ganz alleine aus dem Weg zu räumen. Viele Menschen können da nicht mithalten und sind mit so jemanden überfordert. Manch einer zieht sich zurück.

Solche Menschen (wie du) laufen aber auch leichter Gefahr sich irgendwann selber zu überfordern.

Dann ist eine besondere Achtsamkeit angesagt, sonst wird so eine Person krank. Du hast da gerade eine ganz klare 'Ansage' bekommen, dich und dein Leben neu zu überdenken. Du kannst so nicht weitermachen.

Ich gebe dir den Rat, dir so bald wie möglich Hilfe zu holen. Du brauchst jemanden, der dir hilft erst einmal wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Das kann ein Arzt- oder noch besser- ein Psychotherapeut sein. Vielleicht wäre ein gezieltes Coaching für Menschen mit einem Burn-Out das Richtige für dich. Zeitgleich würde ich dir eine Beratung bei einer Selbständigen-Initiative und/oder einer Schuldnerberatung holen.

Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie groß dein Kummer wegen deiner kranken Eltern sein muss. Ich hatte selber eine Mutter, die gepflegt werden musste. Wir (meine Familie und ich) haben uns seinerzeit an den sozialen Dienst gewandt und dort Hilfe bekommen.

Die Antriebslosigkeit, die dich quält, ist in Wirklichkeit ein Zeichen, dass du jetzt ganz besonders auf dich achtgeben musst. So kannst du nicht weitermachen, besonders da du schreibst, du 'betäubst' dich abends. Was nimmst du? Alkohol oder/und Tabletten?

Am Ende des Tunnels ist immer Licht, weißt du. Aber wir brauchen manchmal jemanden, der uns an die Hand nimmt, damit wir dieses Licht auch finden können. Suche dir also so schnell wie möglich Unterstützung. Kannst du das schaffen?

Liebe Grüße
Clara
 
Danke liebe Klara, für die schnelle und hilfreiche Antwort,

ja, ich bin kein Mensch der halbe Sachen macht. Ich habe zu Frau Nr. 1 immer gesagt, dass Sie mich entweder ganz oder gar nicht haben kann. Gleichzeitig ärgere ich mich so so sehr über mich, dass ich nicht wenigstens ein Mal etwas egoistischer sein konnte und mir die Frau einfach geschnappt hätte. Diese innere Zerrissenheit macht mich echt fertig, auch was jetzt z.B. meine Eltern betrifft. Ich könnte noch viel mehr für Sie tun. Jede Minute in denen ich bei Ihnen bin ist wertvoll; für sie und für mich. Und dennoch habe ich auch noch ein eigenes Leben mit vielen vielen kleinen und großen Problemen, die bewältigt werden müssen.

Ich bin vom Typ her sehr stolz und habe bis dato tatsächlich noch alle meine Probleme selber bewältigt; aber aus dieser Sackgasse komme ich wahrscheinlich nur mit fremden Scheinwerfern, die vor allem dabei behilflich sind, dass ich mich nicht permanent selber austrickse und Ausflüchte finde. Es ist jetzt einfach zu viel geworden!

Was mich einfach so im Großen komplett fertig macht ist der Gedanke „Verlust“. Alles was mir wichtig war, alles was ich lieb hatte musste ich immer und immer wieder hergeben, nie etwas behalten und mal ein bisschen Glück empfangen, vor allem über einen längere Zeitraum. Meinen lieben Bruder, meine Kinder im Sport, mein großes Hobby, meine große(n ) Lieben, mein bester Freund, vielleicht jetzt auch noch mein Geschäft …und natürlich auch noch meine Eltern, die jetzt sukzessive von mir gehen. Ich bin halt einfach auch nur unendlich traurig, über Jahre geworden und zunehmend. Ich betäube mich mit „mäßigem“ Alkoholkonsum (so, dass ich schlafen kann), keine Tabletten, dagegen habe ich eine Aversion.
 
Ja, Verlust gehört zu unserem Leben. Menschen, die wir lieben, gehen- oder schlimmer- sie sterben. Freundschaften brechen auseinander. Nichts ist beständig. Was heute noch selbstverständlich ist, ist morgen schon nicht mehr da.

Es ist alles andere als leicht damit umzugehen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Mit Verlusten in unserem Leben können wir nur umgehen lernen, wenn wir sie auch verarbeiten können. Dazu gehört auch Akzeptanz.

Du hast deinen Bruder verloren. Das ist leider nicht mehr zu ändern. Die Frauen, die du so geliebt hast, sind fort. Das ist einfach so.

Aber andere Dinge kannst du ändern. Dein Freund, ist zwar inzwischen nicht mehr dein Freund, doch er ist noch da. Vielleicht wäre ein klärendes Gespräch möglich?

Die Probleme mit deinem Geschäft könntest du mit der richtigen Unterstützung angehen. Oder du suchst den Weg eines beruflichen Neuanfangs. Bestimmt geht da was.

Es gibt auch andere Sportvereine, in denen du dich engagieren kannst. Ehrenamtliche Hilfe wird immer gebraucht.

Deine Eltern sind krank - aber sie sind da. Sie brauchen dich. Du brauchst sie. Mit der Unterstützung eines Pflegedienstes könntest du den nötigen Abstand gewinnen, um seelisch und körperlich nicht zu sehr involviert zu sein. Das wäre nicht nur für dich, sondern auch für deine Eltern sehr wichtig.

Du hast den Vergleich mit den Scheinwerfern gebracht. Richte die Scheinwerfer auf das was möglich ist, das was du machen kannst. Richte sie weg von dem, was du nun nicht mehr ändern kannst.

Clara
 
Hallo Ticco,

deine Texte haben mich sehr berührt.
Wie Clara schon schrieb, du wirkst sehr stark.
Aber irgendwann ist der stärkste Akku mal verbraucht und muss wieder aufgeladen werden.
Du bist in einem Alter in dem viele Menschen ihre Lebensziele hinterfragen und neu definieren.
Und so wie du die Lage beschreibst ist das schon ein recht grosser "Berg" den du zu bewältigen hast. Besonders nachdem du dein gesamtes Leben "Vollgas" gegeben hast.
Ich denke ein Forum und die Antworten hier können ein Anfang und Anstoss sein, bin aber - wie Clara - der Meinung, dass du dir auch im realen Leben Hilfe holen solltest.
Ein Coach, "Therapie" in der Art wie sie dir liegt (muss ja nicht gleich Psychotherapie sein, zumal die Wartezeiten sehr lang sind), evl. eine Kur, Reha oder ähnliches?
Ich finde es schön, dass du dich um deine Eltern kümmerst, aber denke auch an dich. Such dir Unterstützung. Bekommen sie schon Pflegegeld, ist schon ein Pflegedienst involviert?
Wenn nicht, und wenn deine Eltern einverstanden sind - gegen ihren Willen wird es schwierig - zieh den hinzu.
Du MUSST nicht alles alleine stemmen!!

Ich wünsch dir alles Gute.
Rudy
 
Hallo Rudy,

Danke Dir für Deine Wünsche und die Antwort.

Es ist alles noch ganz frisch, was meine Eltern betrifft. Erst seit diesem Jahr kann man den beiden förmlich beim Altern zusehen. Es ist sehr schwer, die beiden so leiden zu sehen und beinahe jeden Tag ist irgend etwas anderes, ein abgebrochenes Hörgerät (Hörmuschel im Ohr versenkt), ein MorbusCrohn-Schub, Bandscheibenvorfall bei beiden, Arztbesuche ohne Ende und sehr schlecht in dieser Situation ist, dass beide schwerhörig sind und annähernd kein bisheriger Arzt bei dem ich mit Ihnen war damit umgehen kann. Meine Eltern würden ohne mich von sämtliche Arztbesuchen ohne jegliche Erkenntnis wieder heimkommen :-0

Natürlich bin ich sehr bemüht, das eine vom anderen zu trennen, aber ich bin beinahe täglich bei Ihnen wegen irgendwas und das zieht mich jedesmal nach unten, ist ja klar. Sie haben beide Pflegegrad 1 wo man etwa 300 Euro pro Monat von den KK bekommt, aber so wie es aussieht, wird der Pflegegrad sehr schnell nach oben gehen und eine Pflegekraft unabdingbar sein. Mein Vater macht jetzt schon ganz seltsame Dinge. Daran muss man sich erstmal gewöhnen und auch damit abfinden, dass es die letzten Monate oder wenigen Jahre sein werden, in dem die Eltern so sind wie Sie waren. Und natürlich ist auch Ihr Haus und der Garten (für den man Eintritt verlangen könnte, so schön ist der) zu bewirtschaften.

Ja, ich muss auf mich schauen, aber in der Schuldenfalle sind halt auch alle regenerativen oder therapeutischen Maßnahmen nicht oder nur beschränkt möglich.

Ich suche einfach einen Weg, Tricks und Kniffe vielleicht auch wieder produktiv wie ich es gewohnt bin zu werden. Mein Geschäft wäre so so einfach. Ich arbeite im Internethandel und müsste „nur“ täglich eine bestimmte Anzahl an Artikeln zum Verkauf freigeben und alles würde langfristig -zumindest auf dieser Seite- gut werden. Und da zermürbt es mich einfach, dass ich das im Moment kein bisschen hinbekomme, gerade weil es so einfach wäre.

@ Clara (natürlich mit „C“) Ja, Leben ist (auch) Verlust, keine Frage, aber wenn man keine Gewinne hat und auch nichts zum festhalten oder zum erfreuen, dann erdrückte einen das. Nicht einmal meine Musik kann ich im Moment mehr hören. Ich war noch bis vor kurzem ein absoluter Musik-Junkie (immer gewesen), früher auch DJ. Nicht einmal das verschafft mir im Moment noch Freude.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, ich muss auf mich schauen, aber in der Schuldenfalle sind halt auch alle regenerativen oder therapeutischen Maßnahmen nicht oder nur beschränkt möglich.

Lebst du nicht in D?
Hier werden doch in der Regel Psychotherapien und Reha's von den Krankenkassen übernommen!


Ich suche einfach einen Weg, Tricks und Kniffe vielleicht auch wieder produktiv wie ich es gewohnt bin zu werden. Mein Geschäft wäre so so einfach. Ich arbeite im Internethandel und müsste „nur“ täglich eine bestimmte Anzahl an Artikeln zum Verkauf freigeben und alles würde langfristig -zumindest auf dieser Seite- gut werden. Und da zermürbt es mich einfach, dass ich das im Moment kein bisschen hinbekomme, gerade weil es so einfach wäre.

Du schreibst ja selbst, du fühlst dich ausgebrannt und nah an der Depression. Und das macht ja das Wesen der "Krankheit" in der Regel aus: keine Kraft für nichts, nicht für die einfachsten Dinge.
Ich will dir nicht die Hoffnung nehmen oder etwas prophezeien. Vielleicht kommst du zu deinen alten Kräften zurück.....irgendwann? Aber momentan hast du sie nicht und "musst" gezwungener maßen mit den Kräften haushalten die du hast.
Ehrlich gesagt kenne ich keine Tricks und Kniffe die mir in dieser Zeit geholfen haben. (Aber vielleicht gibt es welche?)
Ich musste mich mit den Kräften abfinden die ich in dieser Zeit hatte, mich neu "sortieren", Prioritäten setzen, umdenken und mein Leben neu ordnen.
Wobei ich gestehen muss, dass ich es da leichter hatte als du, da ich nicht für meinen Lebensunterhalt sorgen musste, nicht arbeiten gehen musste.
Aber ich hatte Verpflichtungen gegenüber meiner Familie und einem kleinen Kind, war also nicht ganz "frei".
Mir geht es psychisch heute gut, aber ich muss weiterhin mit meinen Kräften haushalten. Aber viele Dinge haben auch heute einen ganz anderen Stellenwert für mich. Manches ist einfach nicht mehr wichtig.

VG Rudy

PS. di scheinst mir sehr empathisch und mitfühlend.
das kann manchmal auch ein "Hindernis" sein, Fluch und Segen zugleich. Man muss sehr auf sich achten und aufpassen, dass man nicht im anderen "versinkt" (wenn du verstehst was ich meine?) ;)
 
Ich würde “empathisch“ mit “altruistisch“ ersetzen wollen, und zwar seit ziemlich genau 30 Jahren. Mit allen Konsequenzen, nämlich, dass ich niemals auf mich selbst und mein Glück, mein Wohlbefinden geschaut habe. Und dabei habe ich total verlernt, mir selbst gut zu tun, und Ziele “nur“ für mich anzustreben und zu verfolgen. Sehr seltsam, aber wenn ich mich geliebt fühlen würde, genau so wie ich bin, würde ich vermutlich zu Höchstform auflaufen. Wo ist der Weg zu einem gesunden Eigennutz?
 
Aber wenn du nicht auf dein eigenes Wohlbefinden achtest, was soll das für eine Liebe sein, die du einem anderen Menschen schenken willst? So eine bedingungslose Aufopferung tut keiner Freundschaft oder Liebe auf Dauer gut. Wie soll es da ein Gleichgewicht geben?

Wenn du in deinen Beziehungen nur auf das Glück deines Partners oder Freundes konzentriert bist, da würde ich mich z. B. nach einer Weile aus schlechtem Gewissen zurückziehen. Ich hätte Angst dir nicht dieselbe Liebe zukommen lassen zu können, da würde ich lieber das Weite suchen. Denn ich mag mich auch und möchte für mich Zufriedenheit und Glück finden. In mir selber, durch mich - und nicht, weil ich immer für den anderen da bin.

Außerdem hätte ich Angst, dass so eine Aufopferung, die mir entgegen gebracht wird, irgendwann in Vorwürfen übergehen würde. So nach dem Motto: "Schau, was ich alles nur für dich tue, weil ich dich so sehr liebe. Ich liebe dich deshalb mehr, als du mich."

Freundschaft und Liebe besteht aus geben und nehmen. Wenn einer immer nur geben will, um sich anerkannt und geliebt zu fühlen, ist das ein viel zu hoher Anspruch.

Wenn du immer nur auf das Wohl der anderen schaust, definierst du dich darüber. Das ist auch eine Form des Eigennutzes. Hast du das schon mal überlegt? Vielleicht machst du es den anderen dadurch einfach schwer dich zu lieben, so wie du bist.
 
Ich würde “empathisch“ mit “altruistisch“ ersetzen wollen,

Nun, das Eine schliesst ja das Andere nicht aus, nicht wahr?;)

. Sehr seltsam, aber wenn ich mich geliebt fühlen würde, genau so wie ich bin, würde ich vermutlich zu Höchstform auflaufen.

Heisst das du fühlst dich nicht geliebt? Von niemandem?
Weisst du, das Problem nicht geliebt zu werden wie man ist, wirklich vollkommen, auch wenn man ALLES lebt was man in sich trägt, haben wohl die meisten Menschen.
Deswegen verschweigen ja so viele Menschen ihre wahren Gedanken und Gefühle;)

Und dabei habe ich total verlernt, mir selbst gut zu tun,

Wenn du es verlernt hast heisst das ja: du konntest es mal?
Dann kannst du es auch wieder "lernen".

Wenn es dir so schlecht geht wie du beschreibst, ist ein Forum in meinen Augen auch nicht ein so geeigneter Ort für alleinige Hilfe und du solltest dir vielleicht auch im realen Leben Unterstützung suchen?
Alles Gute:)
 
Sehr seltsam, aber wenn ich mich geliebt fühlen würde, genau so wie ich bin, würde ich vermutlich zu Höchstform auflaufen.

Dann fang endlich damit an - klingt jetzt komisch? Nach dem Lesen deiner Geschichte?

Nein - ganz und gar nicht - es gibt einen Menschen, den du dazu bringen kannst, dich zu lieben - der die diese Liebe geben kann, nach der du dich sehnst - und dieser eine Mensch - ja - sorry, isso

Dieser Mensch bist DU

Wie sollte dich jemand anderer lieben können, wenn du dich selbst nicht liebst?
Warum sollten andere dich lieben, wenn du dich nicht liebst?

Du suchst die Liebe im Außen - aber du wirst sie nur im Innen finden.

Ja - ich weiß - sch...... Aufgabe - noch dazu grad jetzt - nichts funktioniert - du betäubst dich mit Alk - du siehst keinen Sinn - opferst dich für alle anderen auf.

Beginn endlich, dich selbst zu lieben - und es werden andere folgen, die dich auch lieben - und wenns nicht beim ersten Mal klappt, klappts beim zweiten - oder beim elften - oder was auch immer.

Ich hatte bis 25 Jahren an die 50 kg - ich habe jetzt mehr als das Doppelte - ich habs nicht wirklich gecheckt, wie es passiert ist - ich bin nur verfallen, als es mir bewusst wurde - und ich kanns natürlich auch nicht von gleich auf jetzt ändern - aber ich habe es in den letzten 5 Jahren trotzdem geschafft, dass ich wieder mehr zu mir selbst finde - dass ich mir selbst endlich wichtiger bin als mir andere sind.

Ja - ich falle noch immer zurück in die alten Muster - hab die letzten 3 Jahre für jemanden geopfert, der nie auch nur im entferntesten daran gedacht hatte, jemals zu beginnen, sein Leben endlich n den Griff zu bekommen. Es fällt irre schwer, ihn mir aus dem Herzen zu reissen - aber ich weiß ganz genau, dass ich mit ihm keine gemeinsame Zukunft haben werde - dazu sind wir zu unterschiedlich.

Aber ich kann beginnen, mich zu lieben - bzw. es immer und immer wieder zu üben - Kleinigkeiten zu finden, die an mir liebenswert sind - und es gibt sicher zahlreiche Dinge, die an dir liebenswert wären, wenn du sie zulassen würdest.

Klar - im Moment stürzt alles ein - darum finde ich die Tipps mit Pflegehilfe für die Eltern - und Kur für dich super - einfach abschalten - dich neu sortieren - nochmals neu zusammen setzen - und ein neues Leben starten - dafür ist man(n) nie zu spät - ich hatte mit 50 neu begonnen nach meiner 3. Scheidung - ich beginne jetzt grad nochmal - mit 58 - von daher - lass dich kurz ganz fallen - in die bewährten Hände von professionellen HelferInnen - und dann beginne nochmals neu.

Ich bin überzeugt, du schaffst das - wünsch dir viel Erfolg dabei.
 
Ich danke Euch erstmal für die Tipps und die vielen Wortbeiträge, aber die Diskussion geht vielleicht bisschen am eigentlichen Thema vorbei.

Wisst Ihr, den Satz mit „wenig ich geliebt würde wie ich bin“ habe ich vielleicht etwas unscharf ausgesprochen, denn ich habe es mit Frau Nummer 1 (die Verheiratete) genau SO erlebt. Ich kenn schon meine Stärken, meine Schwächen, aber selbst meine besten Freunde haben mir nie direkt gesagt, was Sie eigentlich an mit schätz(t)en. Im Gegenteil, ich habe mir immer Freunde herausgesucht, die mir gegenüber sehr dominant waren, ist wirklich erstaunlich konstant im Rückspiegel betrachtet. Und ich neige ja ohnehin dazu, mich immer unter Wert zu verkaufen, ich bin in jeglicher Hinsicht bescheiden, fast demütig anderen Menschen gegenüber obwohl ich genau weiß, dass in mir eine Menge Potenzial schlummert, von dem ich derzeit meilenweit entfernt bin.

So, und mit Frau Nummer 1 ist es eben ganz anders gewesen wie zuvor. Sie hat mir auf eine derart angenehme tolle Art Respekt entgegengebracht, ich konnte Ihre Verehrung, Ihre Liebe so so toll spüren. Und den Altruismus, von dem ich spreche der ist ja so gewesen: Sie hat mir von Ihren Eheproblemen ausführlichst erzählt und ich habe Ihr, dumm, altruitisch und bescheiden wie ich war geraten, Ihre Eheprobleme anzugehen und nur dann, wenn da nichts mehr zu machen ist, ich mit Ihr etwas ganz reales anfangen würde. Sie hat sich damals vor mich hingestellt und gesagt: „Was bist denn Du für ein Mensch“ (und das meinte Sie sehr sehr positiv), was mir natürlich ungemein geschmeichelt hat.

Und dennoch hatte Sie nach einer gewissen Zeit in Ihrem Kopf bereits ein gemeinsames Leben vorbereitet, was mich zu Höchstleistungen auf der Arbeit motiviert hat. Ich war wie ein neuer Mensch, kreativ, fleißig, effektiv. So meinte ich das mit dem „geliebt werden und der eigenen Motivation“. Eben einfach schon mal genau so erlebt.

Sie hatte sich fest die Trennung von Ihrem Mann vorgenommen, sich eines Nachts sogar an den Küchentisch gesetzt mit dem Vorsatz Ihm die Trennung zu verkünden. Er kam dann, Sie fing an und ist dann nach Ihren Worten unter seinen Tränen „eingeknickt“. Es gab dann noch weitere sehr gewichtige Gründe, die ich aber wie gesagt nicht genauer aufdröseln kann bzw. darf. Zu meinem Geburtstag kam dann eine Karte in der stand, dass ich ein „außergewöhnlich toller Mensch bin“, was mir auf der einen Seite wieder so so gut getan hat, auf der anderen Seite fast den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Noch bis vor 3 Monaten kamen verschlüsselte Liebesbeweise mir gegenüber, was ich als Realist ziemlich Sch…. Ihrem Mann gegenüber finde und als Herzensmensch mich einfach umschmeichelt, wenn nach 7 Jahren noch so viel da ist. Ich würde schon gerne damit abschließen, auch wenn ich weiß, dass dieses Gefühl und Gegengefühl mit das wertvollste in meinem Leben bisher war, was ich jemals leben und empfangen durfte.

Ich spüre nur zu genau, dass ich nicht weiterkomme, wenn ich diese Frau nicht aus meinem Herzen bekomme, aber wie macht man das den genau? Da gibt’s doch kein Patentrezept?!

Nun sei es wie es ist, es kommen sehr schlimme Zeiten auf mich zu. Gestern habe ich die Kündigung meiner Mieträumlichkeiten geschäftlicherseits zum 30.9. unterschrieben. Nächste Woche gehe ich zur ARGE, ALGII beantragen und Ende der Woche werde ich wohl oder übel die Vermögensauskunft abgeben (müssen). An Ruhe ist bis 30. September nicht zu denken, ich muss 120 qm voll mit Ware besenrein räumen, aber dann möchte ich – endlich wieder krankenversichert- mich an einen Coach wenden. Wie gesagt, mein Hauptanliegen ist es, meine alte Leistungsfähigkeit wieder zu gewinnen. Alles andere, wie Selbstvertrauen und die Bereitschaft wieder unter Leute zu gehen, kommt dann hoffentlich von selber zurück. Im Prinzip leide ich ja sehr unter dieser Einsamkeit, hab aber andererseits auch keine Lust auf „Mein Haus, mein Auto, meine Kinder-Veranstaltungen. Das macht mich ja nur noch depressiver. Ach ich bin vermutlich einfach sehr sehr schwierig!

Ich habe einige schwere Gänge vor mir und mir graust es sehr davor. Aber Fakt ist, dass die unausweichlich sind um neu durchstarten zu können.
 
es ist so etwas wie Torschlusspanik auf der Gefühlsebene, dass ich also vielleicht nie mehr wieder so fühlen darf, wie ich es mit dieser Frau erleben durfte. Wohin mich die Zweckgemeinschaft anschließend gebracht hat, habe ich ja in leidvolle Erfahrung bringen können. Ich würde Stand heute nie mehr wieder eine "Zweckgemeinschaft" eingehen, wo die emotionale Basis auf meiner Seite zu wenig ist. Ich möchte mich einfach wieder Hals über Kopf verlieben können und genau das so eindrucksvoll zurückzubekommen. Nicht nur einmal stand Sie mir gegenüber und hat gesagt, dass es Ihr "gleich den Boden unter den Füßen wegzieht". Versteht Ihr was ich meine?
 
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P.S. Ich hab mal ein kleines Gedichtlein geschrieben, das vielleicht mehr als tausend Worte sagt :)


Daring

Tears running down his face
As he loses what he can't replace.
Why always giving away?
Why isn’t fortune here to stay?

Love is an ocean,
he dared them to swim
Love is no roles
to be captured within.

Never give in being free.
Don't stop to follow(,.)
Life dares you to be.
 
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