Ich muss da raus und meine Beziehung retten! :(

Sadashi

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22 Juli 2006
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Hallo!

Ich bin seit Jahren depressiv. Es können winzige kleinigkeiten sein, die mich so extrem aus der bahn werfen, dass ich nur noch weine und innerlich zerbreche.

Neulich hatte ich meinen abschluss gemacht und auf der abschlussfeier verteilte der lehrer cd-roms mit fotos unserer abschlussfahrt.

als ich diese fotos zu hause sah, fiel ich innerhalb weniger minuten in so ein tief, ich heulte herum, hasste mich selbst weil ich auf diesen fotos so unglaublich hässlich aussah, drehte total durch und machte einen fehler ... ich machte aus einer mücke einen elefanten und jammerte meinen freund so extrem zu ...

das passierte mir schon oft, dass ich meine depressionen an ihm ausließ. in der form dass ich mich selbst bemitleide.

wir führen eine fernbeziehung und sehen uns nur etwa alle zwei monate. als ich mich wieder beruhigt hatte, sagte er zu mir:

"ich denke es wäre besser wenn wir uns erst wieder sehen, wenn du deine probleme in den griff bekommen hast"

im klartext: erst wenn ich diese depressionen und meine ängste los geworden bin, darf ich wieder zu ihm kommen.

nun könnte man auch sagen: was ist das für ein grausamer freund ...
aber glaubt mir, ICH war grausam zu IHM.
In solchen momenten überfordere ich ihn total, er weiß nicht was er tun soll, er fühlt sich hilflos und ist dann nervlich auch total fertig. ich treibe ihn in den wahnsinn sozusagen.
es tut mir auch schrecklich leid, ich versprach ihm auch nie wieder depressionen an ihm auszulassen weil ich es nun einsehe, doch er beharrt darauf, ich solle sie erst loswerden.

Er dachte, er würde ihm und mir damit einen gefallen tun, quasi mir nun eine chance geben mein leben zu ordnen, leider hat er genau das gegenteil bewirkt.

seit zwei tagen weine ich nur noch, stehe total neben mir, würde mich am liebsten umbringen. ich darf nicht mehr zu ihm, es frisst mich innerlich so auf dass mir mein herz wehtut (es schmerzt wirklich!!) ich habe die letzten zwei nächte nicht geschlafen (pro nacht vielleicht eine stunde), laufe durchs leben wie ein zombie. ich weiß nicht was ich tun soll. ich habe so viele probleme in mir, ich weiß nicht wie ich sie alle lösen soll, damit ich so schnell wie möglich sagen kann: ich bin sie los, darf ich wieder zu dir?
ich liebe diesen mann ...

nun, da ichs mir einigermaßen von der seele geschrieben habe, fühle ich mich direkt besser. jetzt zu dem, wozu ich letztendlich kommen wollte:

was kann ich tun, um meine depressionen in den griff zu bekommen?

ihr müsst euch das so vorstellen. eine kleinigkeit geschieht und schon falle ich in ein tiefes loch, ich kann nicht mehr lächeln, muss extrem ankämpfen um nicht in tränen auszubrechen, bemitleide mich selbst ohne ende und brodle innerlich (was mir anscheinend auch aufgrund seiner intensität aufs herz geht)
als würde innerhalb von sekunden mein lebenswille schwinden, als würde man ein loch in ein schlauchboot stechen, und mein "ich" geht unter.
geschieht es am abend, so kann ich meist die ganze nacht nicht schlafen.

Diese situationen sind eigentlich völlig harmlos. Wie z.B. neulich, ich fand mich auf den fotos "hässlich". weitere beispiele wären: als ich mich auf einer schule anmelden wollte, wollte die sekretärin mich nicht annehmen, weil ich ein zwischenzeugnis vergessen hatte mitzunehmen, schon brach ich in tränen aus und war für die nächsten zwei tage kaum ansprechbar.
gestern brachte ich mein jahreszeugnis zu der schule und die sekretärin wollte die kopie nicht annehmen. schon war meine laune im a*sch. daraufhin machte sie sich selbst eine kopie und dann erfuhr ich, dass ich die fahrtkosten zur schule selbst zahlen müsse. ich war den tränen nahe, total fertig, der tag war gelaufen.

ich denke ihr habt verstanden worum es geht. momente, in denen eine kleinigkeit nicht so ist wie sie sein sollte und schon falle ich innerlich zusammen.

zudem behindert mich diese neigung sehr im alltag. ich habe angst vor alltäglichen situationen, sobald ich aus der wohnung komme, wirke ich so steif und angespannt, als hätte ich "einen stock im hintern".

weiß jemand, was ich dagegen tun kann? ich habe bereits einem psychotherapeuten eine email geschrieben (zwecks evtl. therapie etc.), aber vielleicht hat jemand von euch dasselbe problem gehabt und weiß eine art "tipp" für mich?

ich will ihn wiedersehen ...
 
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Hallo Elke!

Therapie ... wie sah die denn aus, was wurde mit dir gemacht bzw. dich denn so gefragt? Ich habe am 31. juli meinen ersten termin bei einem psychotherapeuten, aber ehrlich gesagt habe ich keine ahnung was auf mich zukommt.
 
Hallo Sadashi,
wie gut, daß Du einen Termin hast. Und keine Bedenken haben, es kommt lediglich Hilfe auf Dich zu, und die möchtest Du doch, oder?
Sicherlich könnte Dir Elke von ihrer Therapie berichten, aber es bliebe eben ein Bericht darüber, wie es ihr gegangen ist. Das mag interessant sein, hilft Dir aber in keiner Weise Deine Probleme zu bewältigen. Du bist Du und da öffnen sich ganz andere Aspekte.
Ich habe selbst eine 25jährige depressive Tochter und habe in den vergangenen 10 Jahren eine Menge über Depressionen etc. lernen müsssen/dürfen.
Der Idealfall wäre, wenn Du Dich bei Deinem Therapeuten wirklich öffnen könntest, das heißt, daß Du von Anfang an wirklich Vertrauen zu ihm haben mußt. Erzähle ihm ALLES, lege ihm Deine Seele auf den Tisch, kremple Dein Innerstes nach außen, dann kann er sich ein echtes Bild machen und dann kann er Dir auch helfen.
Erzähle ihm nichts, von dem Du meinst, daß er es hören möchte, das nützt Euch beiden nichts.
Schonungslose Ehrlichkeit Dir selbst und dem Therapeuten gegenüber ist das wichtigste Element für eine gute Therapie.
Ich wünsche Die alles erdenklich Gute.
Liebe Grüße
zedernsängerin.
 
Danke, Zedernsängerin.

wie gut, daß Du einen Termin hast. Und keine Bedenken haben, es kommt lediglich Hilfe auf Dich zu, und die möchtest Du doch, oder?

Ja, ich möchte sie, unbedingt. Nach vier Jahren Depressionen liegen die Nerven blank :(

Sicherlich könnte Dir Elke von ihrer Therapie berichten, aber es bliebe eben ein Bericht darüber, wie es ihr gegangen ist. Das mag interessant sein, hilft Dir aber in keiner Weise Deine Probleme zu bewältigen. Du bist Du und da öffnen sich ganz andere Aspekte.

Ich denke, es würde mir schon ein wenig helfen, zumindest wäre ich dann wohl ein wenig "ruhiger". Ich hatte in der Vergangenheit bereits Kontakt zu Psychotherapeuten und Ärzten wegen meinem Problem gehabt. Die Stunden bei ihnen spielten sich ab wie folgt: Arzt: Wie geht es ihnen? - Ich: es geht. Arzt: warum nicht gut? - ich: das ewige problem, sie wissen schon. - arzt: verstehe, es wird nicht besser? - ich: nein. - arzt: haben sie noch antidepressivatabletten? - ich: nein. - arzt: gut, dann verschreibe ich ihnen welche. - ich: danke. - arzt: bitte schön. auf wiedersehen.
die hatten keinerlei interesse an mir, fragten nur wie es mir geht und verschrieben mir tabletten, das war's.
nach einem selbstmordversuch meinerseits erzählte mir ein psychologe im krankenhaus: "alle menschen haben mal depressionen, das ist nicht so schlimm. ich habe das auch manchmal." nachdem ich um hilfe bat, bekam ich als antwort, ich solle nicht so einen blödsinn tun, dann würde sich alles von selbst geben.
ich habe die erfahrung gemacht, dass mich niemand ernst nimmt. selbst nach meinem selbstmordversuch wurde ich von den krankenschwestern ausgelacht, kein witz! ich habe ANGST davor, dass es wieder so sein wird, dass sich alles wiederholt.
ich wollte wissen, wie es elke ergangen war, um zumindest mit einem einigermaßen gutem gefühl in die therapie zu gehen und mir sicher zu sein "es geht auch anders!".

Ich habe selbst eine 25jährige depressive Tochter und habe in den vergangenen 10 Jahren eine Menge über Depressionen etc. lernen müsssen/dürfen.

Oh je ... das ist wirklich nicht schön. weißt du was? Früher belächelte ich das. Früher dachte ich, depressionen seien nur eine ausrede der betroffenen, damit sie keine schweren arbeiten etc. verrichten mussten, damit sie mitleid bekamen. ich hätte nie gedacht dass ich selbst einmal dieses problem haben und darunter leiden würde. Wie geht es deiner tochter jetzt?

Der Idealfall wäre, wenn Du Dich bei Deinem Therapeuten wirklich öffnen könntest, das heißt, daß Du von Anfang an wirklich Vertrauen zu ihm haben mußt. Erzähle ihm ALLES, lege ihm Deine Seele auf den Tisch, kremple Dein Innerstes nach außen, dann kann er sich ein echtes Bild machen und dann kann er Dir auch helfen.
Erzähle ihm nichts, von dem Du meinst, daß er es hören möchte, das nützt Euch beiden nichts.
Schonungslose Ehrlichkeit Dir selbst und dem Therapeuten gegenüber ist das wichtigste Element für eine gute Therapie.

Ich werde mir mühe geben. Ich habe mir vorgenommen, diesmal wirklich zu kämpfen.

Danke :)
 
Hallo Sadashi,
ja, leider kannten wir dieses Problem mit den "uninteressierten" Medizinern auch. Es ist leider so, daß man meist einige Therapeuten kennenlernen muß, bevor man den richtigen für sich gefunden hat.
Deswegen ist es ja so wichtig, daß der sog. "Funke" überspringt, damit man sich dort wirklich öffnen kann, denn so eine Therapie ist schließlich kein Spaziergang.
Nur und ausschließlich dann, wenn man sich gut aufgehoben fühlt ist man am richtigen Ort.

Danke der Nachfrage, meiner Tochter geht es heute sehr gut und man kann sie als beinahe gesund bezeichnen. Das ist eine große Freude für uns alle.

Ein kleiner Tip am Rande, Du schreibst, daß Du wirklich kämpfen willst.
Dann kämpfe bitte nicht gegen Deine Erkrankung, sondern kämpfe FÜR Deine Gesundung. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Als meine Tochter den erst richtig begriffen hatte, ging es mit Riesenschritten bergauf.

Ich wünsche Dir, daß Du in die Behandlung eines exellenten Therapeuten gelangst und daß Du in Zukunft Dein Leben bejahen kannst.

Alles Liebe
zedernsängerin.
 
Danke, Zedernsängerin, irgendwie geben deine Worte mir ein wenig Kraft :)

Danke der Nachfrage, meiner Tochter geht es heute sehr gut und man kann sie als beinahe gesund bezeichnen. Das ist eine große Freude für uns alle.
Nichts zu danken :) das freut mich sehr.

Ein kleiner Tip am Rande, Du schreibst, daß Du wirklich kämpfen willst.
Dann kämpfe bitte nicht gegen Deine Erkrankung, sondern kämpfe FÜR Deine Gesundung. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Als meine Tochter den erst richtig begriffen hatte, ging es mit Riesenschritten bergauf.

Du hast recht. Von dem Standpunkt hatte ich das bisher gar nicht betrachtet.
Ja, ich werde für meine Gesundung kämpfen!
 
Hallo Sadashi,
wie schön, daß ich Dir ein klein wenig Lichtblick verschaffen konnte.
Sofern es möglich ist, bin ich gerne bereit, Dir evtl. Fragen zu beantworten oder etwaige Informationen zu geben.
Wenn Du magst, dann auch gern als PN.
Viel Erfolg und alles Gute
zedernsängerin.
 
Sadashi schrieb:
Hallo Elke!

Therapie ... wie sah die denn aus, was wurde mit dir gemacht bzw. dich denn so gefragt? Ich habe am 31. juli meinen ersten termin bei einem psychotherapeuten, aber ehrlich gesagt habe ich keine ahnung was auf mich zukommt.
Mit mir hat niemand etwas gemacht. Fragen, sofern sie ein Therapeut stellt, muss man nicht beantworten, alles liegt in der eigenen Hand.
Ich habe hauptsächlich erzählt und sie hat meine Berichte gespiegelt, sprich ich konnte realisieren, wie mein Weltbild aufgebaut ist. Ich kann dir nichts genaues sagen, weil meine Veränderungen einfach so passiert sind, ohne dass ich genau sagen könnte was in der Therapie dazu verholfen hat.
Geh einfach hin und sammle deine eigenen Erfahrungen und achte darauf, dass du nur jemandem als Therapeuten vertraust, der dir auch sympatisch ist. Es muss passen, sonst wirst du mehr mit der Kritik am Therapeuten beschäftig sein, als mit dir und deinen Veränderungen.
LG
Elke
 
Liebe Sadashi,

ich glaube annähernd zu verstehen, wie es dir wirklich geht. Der Zustand
fühlt sich ganz scheußlich an. Aber du bist gewillt, daran zu arbeiten, und
es wird dir auch besser gehen, schon alleine deshalb, weil du lernen wirst,
tief in dich selbst zu schauen und dich zu verstehen.

Wie schon in den anderen Beiträgen vermittelt, ist eine Psychotherapie keine
Impfung, sondern erfordert liebevolle Geduld mit sich selbst. Es ist tatsächlich
ausschlaggebend für den Erfolg, ob die "Chemie" zwischen dir und dem
Therapeuten stimmt. Wenn nicht, habe keine Hemmungen, weiter zu suchen.
Es geht um DICH.

Noch etwas (das auch ich erst nach viel zu langer Zeit begriffen habe):
vordergründig soll für dich der Grund sein, dass du die Therapie FÜR DICH SELBST machst, in aller erster Linie!!
Nicht in erster Linie für deinen Freund/um der Beziehung willen.

Wenn dieser Mann dir die gleichen Gefühle entgegenbringt wie du ihm, dann
wird er diese Phase MIT dir durchstehen, und nicht im Abseits warten, bis
du das Tal alleine durchschritten hast. Sollte er es dennoch so handhaben
wollen, dann ist er deiner nicht wert. Das ist keine Liebe.

Glaube an dich, das wird schon wieder! Den ersten und wichtigen Schritt hast du bereits gesetzt. Du kannst du stolz darauf sein, dass du etwas
zu verändern bereit bist.

Alles Liebe wünsche ich dir,
Karin
 
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AW: Ich muss da raus und meine Beziehung retten! :(

Hoffentlich bekommst du eine gute therapeutin,
hatte auch so eine wie du, die mir nur gleich antidepressiva verschreiben wollte.. bin nie wieder hingegangen und hab mir stattdessen selbst geholfen, mit viel bücher lesen..
 
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