Ich rede zuviel - Strategien dagegen

AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

Jamal, so wie Du es handhabst würde ich es auch nur zu gern hinbekommen.
Doch das Problem, das ich dabei habe, wenn ich mich über jemanden ärgere, ist ja eben, dass ich mich nicht grundlos ärgere.

Wenn mich z. B. jemand gekränkt hat oder unfair (auch objektiv gesehen unfair) behandelt hat, verursacht das in mir einen Groll, den ich auch durch positive Konditionierung wie genau diese, die Du beschreibst
["Der- oder diejenige hat das nicht so gemeint; sie/er hat mich zwar beleidigt oder gekränkt, weil er/sie selbst gerade mit einigen Unannehmlichkeiten zu kämpfen hat. Also sehe ich darüber hinweg und wünsche ihm das Allerbeste" (>> also genau das, was Du praktizierst, habe ich schon oft - vergeblich! - versucht)]
nicht wegbekomme.

Allerdings habe ich zuweilen schon festgestellt, dass sich Ärger über eine Begebenheit mit der Zeit etwas legt, die Zeit heilt ja bekanntlich viele Wunden. Andererseits kommt in mir aber auch manchmal alter Ärger über eine lange zurückliegende Geschichte, die quasi vergessen schien, von Zeit zu Zeit wieder hoch, und alter Groll, der sich eigentlich im Laufe der Monate oder Jahre gelegt hatte, kann dann schon mal wieder ganz schön schnell nach oben kommen.

Ich hätte auch noch eine Strategie, die mir helfen könnte, mit Ärger konstruktiv umgehen zu können, ohne dass die "Notwendigkeit" für mich besteht, mit anderen Leuten darüber zu reden.

Wieder das Beispiel von oben: Ich habe mich über die Verwandte XY geärgert; mich bei einer anderen Person YZ darüber ausgelassen, die es wiederum der Verwandten XY aufs Brot geschmiert hat. Das Ergebnis ist wie "gegen den Wind kotzen".

Mein Fehler bei dieser Geschichte wäre: Mich bei einer dritten (unbeteiligten) Person ausgekotzt zu haben.

Richtig bei dieser Geschichte wäre durchaus: Person XY hat mich unfair behandelt, das ärgert mich zunächst einmal zu recht, und zwar auf der ganz normalen Ebene zwischenmenschlichen Mit- (oder Gegen-)einanders.

Wenn ich jedoch jetzt einen Schritt weitergehe und die ganze Geschichte als "Lehrstunde" betrachte, und zwar dahingehend, dass sie nur dazu diente, mir vor Augen zu führen, was passieren kann, wenn ich mit Ärger oder Wut nicht konstruktiv umgehe und dass da Konsequenzen auf mich zukommen können, die den Ärger verstärken, kann ich sogar Person XY noch etwas Positives abgewinnen und ihr ja sogar dankbar (!) sein, dass sie mir - wenn auch unbeabsichtigt - so eine wunderbare Gelegenheit über das Leben zu lernen auf dem Silbertablett serviert hat.

Nach diesem Gedankengang könnte ich mich damit anfreunden, der Person XY gegenüber tatsächlich eine gewisse Dankbarkeit zu empfinden, indem ich sie als (wenn auch unfreiwillige) Lehrmeisterin betrachte und nicht als alte Schabracke.

Somit: "Danke liebe XY, dass du mir aufgezeigt hast, dass ich selbst nicht frei von Fehlern bin und was passieren kann, wenn ich mich über dich ärgere und das weitererzähle, anstatt dir dankbar zu sein, dass du mich so super auf die Probe gestellt hast" :zauberer1 Haha :liebe1:

Mit dieser Methode könnte ich mich echt anfreunden, wenn ich sie in der Theorie durchspiele, aber ich schätze, in der Praxis ist es dann doch nicht so einfach. Gerade wenn man ein eher impulsiver und spontaner Mensch ist (wie ich) und sich wirklich richtig über jemanden aufregt, denkt man zuallerletzt daran, die jeweilige Person bzw. Situation als Lerngelegenheit zu betrachten ...

Im Nachhinein würde es das Problem aber auf eine andere Ebene bringen;

- die "normale Ebene": Person XY sie hat sich mir gegenüber nicht fair verhalten, ist undankbar/ignorant/beleidigend etc. pp.. Person XY ist blöd, sie hat einen Fehler gemacht, über den ich mich sehr ärgere.

- die "spirituelle Ebene": Person XY hat sich mir gegenüber nicht fair verhalten, sie hat einen Fehler gemacht, was mich dazu bewogen hat, selbst auch einen Fehler zu machen. Wir beide sind in eine Wechselwirkung miteinander getreten, die sehr lehrreich war und mir geholfen hat, eine andere Sicht auf die Dinge zu entwickeln. Ich sollte dankbar sein für die ganze Geschichte und das nicht so eng sehen mit Person XY. Ohne sie hätte ich ja gar nichts gelernt :danke:

So aber nun bin ich ganz vom usprünglichen Thema weg. Ich schaff es vielleicht, mit Hilfe Eurer Tips und Methoden und der von mir durchdachten etwas ruhiger zu werden und überlegter zu sein, was Gerede und Quasselei betrifft, auch wenn das von heute auf morgen wohl nicht zu schaffen ist, doch -hihi- Ich rede jetzt umso mehr hier :)

Naja, aber ich komm jetzt mal zum Ende, antworte aber bestimmt noch mal, falls nochmal wieder neue Aspekte von Euch dazukommen,
vielen Dank!
Gwendi
 
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AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

Hallo, Gwendi!

Ich finde es total schön, das du so hemmungslos 'drauflosquatschen kannst :kuss1:.

Ich kann das überhaupt nicht. Meistens denke ich stunden- oder sogar tagelang darüber nach, ob ich das sagen will, ob ich das sagen darf und wenn ja, wie ich das am besten sage, ohne das nachher irgendjemand weint oder böse ist oder was auch immer :schaukel:

Dein nettes Gequassel zeugt für mich von einer gesunden Portion Vertrauen in Gott und die Welt und einen natürlichen Drang, Stress, ob positiv oder negativ, loszulassen.

Ich kann zum Beispiel den ganzen Stress noch nicht so gut loslassen, mein Verhalten potenziert das ganze eher noch :wut2:

Zu der Situation mit Frau XY und Frau YZ: es war noch nie gut, Konflikte über dritte lösen zu wollen. Und was hat Frau YZ damit zu tun, das du dich über Frau XY geärgert hast.

Ich finde, man sollte in solchen Situationen ersteinmal schauen, was einen selbst gerade ärgert.

Fällt mir auch nicht immer leicht, aber wenn es Situationen sind, die sich immer wieder gleichen, dann muss man sich selbst ins Zentrum rücken und nicht die anderen, die sich aufregen oder einen ignorieren oder was auch immer tun, aber nicht das, was man sich wünscht.

Und damit bin ich beim Kern dessen, was ich sagen will: wenn du dir darüber klar wirst, welchen Wunsch, welches Bedürfnis du durch dein "Gequassel" (wie du selbst es ja darstellst) erfüllen oder befriedigen willst, dann können sich diese "Probleme" auflösen und weggehen und in deinem Leben gibt es Platz für neue Erfahrungen.

Viel Freude beim üben, ausprobieren und lernen!

Wie heißt es doch so schön: Jedes Problem trägt ein Geschenk in der Hand!

In diesem Sinne:blume:
Junggesellin
 
AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

Kleiner Nachtrag: Manchmal ist es ganz gut, die Dinge, die man für sich gelernt hat auch für sich zu behalten. Nicht jeder interessiert sich für deine spirituelle Ebene, denn das ist ganz alleine dein Bereich - es sei denn, du triffst einen spirituellen Lehrer. Oder wie auch immer die heißen.

Ich mein, es gibt eine innere Realität - das, was man glaubt,was man fühlt und wie es einem geht, welches Bild man von sich selber hat. Diese Realität hat jeder Mensch und sie ist geheim und privat, denn man kann anderen Menschen nunmal nur vor den Kopf gucken.

Und es gibt eine äußere Realität - nämlich all' die physikalischen, chemischen und sonstigen Prozesse, die unser Dasein überhaupt erst ermöglichen und alle Lebewesen beeinflussen, jedes individuell und die anderen Menschen, die von einem selbst unter Umständen ein ganz anderes Bild haben, als du von dir oder ich von mir oder alle anderen von sich selbst.

Manchmal verschwimmt diese Grenze und man kann sich grade nicht so gut in ein Regelsystem einfügen. Aber auch das führt nur dazu, dass man lernt und sich entwickelt.

Ok, das ist meine Sicht der Dinge, stark vereinfacht, man kann das ganze bestimmt noch viel komplizierter formulieren, aber dann verstehts ja keiner mehr ohne studiert zu haben. Das kanns ja auch nicht sein.

Liebe Grüße
 
AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

Hallo liebe Junggesellin,
auch Deine Beiträge jetzt haben mich sehr gefreut, Danke Dir!

Jaa, da wo Du bist, wäre ich gern :tongue:
und Du würdest also gern öfter mal spontan drauflosquatschen :D

Problematisch bei vielen schweigsameren, zurückhaltenden Menschen mag ja wirklich sein, dass sie zuweilen Schwierigkeiten haben, Stress abzubauen, weil sie Hemmungen haben, sich in stressigen Situationen einfach bei jemandem auszuquatschen bzw. spontan zu sagen, was sie denken und drauflos zu reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.

Ich verwende das Wort "Hemmungen", das ist ja ein eher negativ besetztes Wort. Menschen gehen oft zum Psychologen oder Psychiater, um Hemmungen abzubauen. Aber das Gegenteil, "Hemmungslosigkeit" ist auch negativ besetzt, und hat noch einen viel schlechteren Beigeschmack. Menschen werden hemmungslos, zum Beispiel wenn sie sich keine Apfelschorle bestellt haben. Bezogen auf die Sprache: "redselig", auch das ist ein negativ besetztes Wort.
Es gibt noch viel mehr negativ besetzte Vokabeln oder Redewendungen in Bezug auf Hemmungslosigkeit was die Kommunikation betrifft, z. B. "aus dem Nähkästchen plaudern". Undsoweiter.

Da wären wir beim Privaten. Ich kann Dir ja auch zustimmen, dass das Spirituelle im Grunde was Privates sein sollte und eigentlich nicht an die Öffentlichkeit gehört und es gerade in diesem Bereich - ja - oftmals besser wäre, Schweigen darüber zu bewahren. Andererseits schreiben viele Leute Bücher über spirituelle Themen, ja sogar ihren spirituellen Werdegang. Aber das sind dann auch meistens Menschen, die in gewissem Sinne dazu "qualifiziert" sind (also bereits eine Menge im Leben gelernt haben) >> also wenn ein ansonsten schweigender Zen-Meister ein tolles Buch schreibt, warum nicht :clown: aber das ist dann eben ein Zen-Meister und keine Quasselbacke :) Und wenn Leute gewisse Erfahrungen gemacht haben, die sie gern weitergeben möchten, finde ich das auch gut, wenn es anderen Menschen nützt. Allerdings, ja, sollte man als Anfänger keine Weisheiten von sich geben, die man selbst noch nicht geübt hat :) stimmt :)

Der Ursache, warum ich so viel rede und schreibe, will ich auf jeden Fall mal auf den Grund gehen (es zumindest versuchen) und schauen, dass ich ein anderes Ventil finde, Stress abzubauen ohne andere vollzuquatschen oder selbst Folgefehler zu machen bzw. Wege zu finden, dass Stress gar nicht erst in allzu großem Umfang entsteht. Dass das nicht einfach sein wird und ein sehr langer Prozess, ist mir klar, und ich weiß auch nicht, ob ich es schaffe, dass es wenigstens ein bisschen besser wird. Aber einen Anfang will ich jetzt mal versuchen, und darum genug geredet jetzt :)

Ich lass es jetzt von meiner Seite mal bei dem Thema bewenden; das heißt aber nicht, dass ich den Thread jetzt schließen lassen möchte. Sehr gern lese ich weiter mit, wenn noch weitere von Euch hier ihre Gedanken zum Thema posten, und gern auch lang und spirituell ;-)

Vielen Dank an alle!
Gwendi
 
AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

Diese Realität hat jeder Mensch und sie ist geheim und privat (junggesellin)
so gesehen ist dann jedes gespräch das sich über gefühle, erlebtes oder gedachtes dreht schon bedenklich ?

alles liebe
 
AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

Hi Gwendi,
also ehrlich gesagt, die langen Texte von dir sind mir auch zu lang um sie alle zu lesen. Es ist doch nicht schlimm, wenn das so ist.
Du redest und jeder hat doch die Wahl dich zu unterbrechen oder das Geschriebene nicht zu lesen.

Mein Sohn gehört auch zu den Menschen, die ununterbrochen schnäbbeln und es fertig bringen in einem Telefonat das ganze Seelenleben offen zu legen, ohne eine einzige Frage nach dem Gesprächspartner. Ich selber kann das auch sehr gut, wenn man mich lässt.

Andererseits besteht aber auch die Möglichkeit sich zu ändern.
Richte deine Aufmerksamkeit mal auf dein Gegenüber, frage wie es ihm geht, interessiere dich für seine Belange und schiebe deine eigenen mal in den Hintergrund.

Als Alternative für das öffentlich machen deiner Gedanken, könntest du Tagebuch schreiben oder einen Blog. Mach hier einen Thread auf, schreibe deine Gedanken nieder. Alles das hilft den inneren Raum zu leeren.

Und wenn du dich über jemanden ärgerst, dann sage ihm das persönlich und kotz dich nicht bei anderen aus. Das ist Arbeit an dir selber, aber sie lohnt sich.
LG
Elke
 
AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

Das Zinkum metallicum werde ich ehrlich mal ausprobieren, Danke

Bitte nicht in Eigenregie - sollte nur ein Beispiel sein, dass dein Redeschwall auch in homöopathischen Mitteln beschrieben ist - eine Möglichkeit.

Als Kind wurde ich oft dazu angehalten, "ruhig zu sein, wenn die Erwachsenen reden", aber das kann es auch nicht gewesen sein (vielleicht ein Mitgrund, aber war damals ja eine sehr verbreitete Erziehungsmethode, die ja anderen Leuten auch nicht dahingehend geschadet hat, dass sie als Erwachsene dann zu Labertaschen wurden :)
Weil die Erwachsenen dauernd selber reden wollten?
Als würde man so jemanden, der gerne redet, stoppen können :clown:
 
AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

ich hab ein großes Mitteilungsbedürfnis und bin ein allgemein sehr gesprächiger Typ,

komm wir reichen uns die hand. ich dachte jetzt schon du redest von mir.


sei es, dass ich dazu neige, überlange Emails an Freunde oder Verwandte zu für diese Personen völlig belanglosen Themen zu schreiben (die dann genervt darauf reagieren bzw. die jeweilige Email auch schon mal gänzlich ignorieren),

ja, auch ich schreibe sehr lange mails, auch lange briefe ....

als belanglos empfinde ich es nicht, wenn ich lang und viel schreibe. für andere ist es nur belanglos, wenn sie nicht mehr begreifen, bzw. nicht mehr der masse folgen können. weil die meisten menschen können nur kurze sachverhalte erfassen.

Auch neige ich dazu, zu Gesprächen/Diskussionen anderer immer unbedingt meinen Senf dazugeben zu "müssen",

dies ist bei mir eher weniger der fall. wenn andere menschen reden, dann lasse ich diese . weil ich rede meistens wenns langweilig ist, bzw. wenn keine unterhaltung zustande kommt.



Gibt es Strategien, sich da besser in den Griff zu bekommen?
Schöne oder ärgerliche Geschichten aufzuschreiben, eine Art Tagebuchführen, hab ich schon öfters probiert, hilft mir nicht wirklich.

ich denke es wird schon möglichkeiten geben sich da zu ändern. die meisten würden eine psychotherapie machen.

ich für meine person will mich nicht ändern. ich will so bleiben, weil es macht mich als persönlichkeit aus.

dieses art sich mitzuteilen ist auch sehr gesund. weil so redet man sich alles von der seele, gutes , wie schlechtes. ich habe natürlich auch schon tagebuch geschrieben und ich schreibe auch anderes( gedichte, texte...)

ich trage hin und wieder mein geschriebes auch vor.

ich wohne in berlin , habe daher auch viele möglichkeiten wo ich gezielt reden kann. z.B. gibt es bei uns hier treffen, wo man richtig zu diskussionen hin gehen kann (alle möglichen und unmöglichen themen ) wo dann auch eine rege diskussion gewünscht ist.

auch arbeite ich zur zeit in einem job wo ich viel reden muss.

jaaaa und super gern schreibe ich auch in foren. (obwohl ich das aus zeitgründen grad nicht sooooo oft möglich ist. vor jahren war es mehr.



Zum Meditieren bin ich zu hibbelig und zu ungeduldig.

haaaa, ich auch !

Ich bewundere die Leute, die manchmal stundenlang kein einziges Wort sagen, alles für sich behalten .....

und ich wette mit dir, diese menschen möchten so sein wie du und ich. sie wünschen sich kommunikativer zu sein. weil nicht reden können/wollen, ist genau so schlimmm (noch schlimmer) als wenn man sich mitteilen kann und tut.


ich habe von anderen menschen auch schon öfters (besinders auch in einem forum , gesagt bekommen, dass ich mich mit meinem vielen geschreibe selbst dastellen will... immer in den mittelpunkt stelle.... auf andere keine rücksicht nehme....

ich finde, menschen die mir sowas sagen/schreiben haben selber nur das problem, dass sie gern so sein möchten wie ich. also selber gern viel reden /schreiben würden. es aber aus welchen grund auch immer, nicht so hinbekommen. daher ist es auch oft ein neid gegen mich, meine art.

neid wird dann meist in beleidigungen, oder einem was schlecht machen angehangen.

daher, wenn du reden/schreiben willst, dann tue es, lass dich nicht verunsichern. wenn du dir selber auf den geist gehst, dann wirst du automatisch ruhiger werden.

ach ja und ein guter tipp. suche dir z.B. für mails oder briefe die richtigen leute. ich habe brieffreunde, wo von beiden parteien ,ungefähr 20 A4 seiten (hinten und vorn bedruckt) per Brief geschrieben werden.

wer selber so drauf ist, ist auch von anderen nicht genervt.

na und ich glaube hier fürs forum bist du total richtig, wenn du viel schreibst.
 
AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

Hallo Gwendi!

Also ich finde nichts unsympatisches an Deiner Art und auch nichts negatives an Redseligkeit usw. Aber wenn Du meinst, dass Dich das selber stört, dann ist das natürlich zu respektieren.

Alleine schon die Trennung - normaler Mensch und spirituelle Sichtweise, spricht ja für sich finde ich. An erster Stelle steht mal die Ehrlichkeit finde ich. Wenn ich mich ärgere, dann ärgere ich mich - da hüft nix !!!!

Am besten ist, sich das zu erlauben - es sich zu gestatten so zu sein wie man ist. Meine Erfahrung damit ist die, dass sich interessanter Weise das Verhalten mit der Zeit - also wenn man sich mehr und mehr so annimmt wie man eben ist, dass sich das Ganze dann irgendwie in eine angemessene Form bringt. Aber das geht automatisch nebenher. Und Du brauchst Dich nicht zu belügen - von wegen Dankbarkeit gegenüber einer Schbrake die Dich unfair behandelt hat :) Wenn ich so einen Blödsinn schon höre ... da musst Du Dich ja wieder verbiegen - oder nicht?

Ganz herzliche Grüße!
Elladana
 
AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

Hallo Gwendi,

viel zu reden ist erstmal nicht schlimm - nicht oder nur selten zum reden zu kommen ist viel schlimmer.
Aber wenn sich so viele Leute darüber beschweren wäre es vllt gut, das etwas einzudämmen.

Ich selber bin eher schweigsam - rede aber trotzdem gerne, wenn mich das Thema interessiert.

Im übrigen habe ich die Angewohnheit, quasi nonstop zu denken. Ich kriege es nur äußerst selten hin, gedanklich still zu sein. Dabei geht es nicht um abstraktes Denken, sondern um das Vorstellen von allem Möglichen, Alltäglichem, Ungewöhnlichem.
Ging ich von der Schule heim, stellte ich mir vor, wie ich meiner Mutter von dem Schultag erzählte.
Habe ich Mist gebaut, überlege ich in zahllosen Varianten, wie ich das einem anderen erklären könnte.
Bin ich auf jemanden wütend stelle ich mir vor, wie ich mich bei einem anderen über diesen aufrege, wie ich mich bei dieser Person selber darüber beschwere, und, in schlimmen Fällen, wie ich mich bei dieser Person räche.
Bin ich traurig stelle ich mir gleich darauf vor, wie ich einer Freundin von meinem Leid berichte.
Und, und, und...

Die Folge: Bin ich dann endlich bei besagten Personen angekommen, ist für mich eigentlich schon alles geklärt, insbesondere wenn ich traurig oder wütend war. Die Wut bzw. Trauer ist innerhalb von Minuten einfach verraucht ^^
Aus diesem Grund bekommen andere das Gefühl, ich würde mich nie ärgern und so... Das kann natürlich auch leicht zum Problem werden.

Was ich dir in dieser langen Rede sagen möchte:
1. Schweigende Personen müssen nicht bei weitem nicht so ruhig sein wie sie erscheinen :)
2. Wenn einem etwas "auf den Nägeln brennt" kann man auch gedanklich Leute zutexten und sie dabei NICHT nerven
3. Möchtest du dich über andere Leute beschweren ohne den "Bumerang" abzubekommen, tut es bei Kleinigkeiten auch der Kopf. Du musst es nicht einmal in dich hineinfressen ;-)

Wie gut solche Strategien bei anderen funktionieren, weiß ich natürlich nicht. Dass sie bei mir schon fast "zu gut" funktioniert, ist mir bewusst, aber ich mache es automatisch... Manchmal denke ich, es wäre gut mir das abzugewöhnen... und während ich das denke stelle ich mir vor, wie ich jemand anderen von dem Plan erzähle... :-D

Zumindest ist es eine Möglichkeit, sich alle möglichen Dinge von der Seele zu reden.
 
AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

Hallo!

Ja flying dreams so ähnlich geht es mir eigentlich auch,
aber ich ärgere mich oft darüber daß ich dann zu betreffenden Personen letztendlich gar nichts mehr sage.

Leider fehlt mir meistens noch immer der Mut mir bei betreffenden Personen mal richtig Luft zu machen,bzw. ich denke zuviel über die Reaktionen nach.

Klar,Nettigkeiten gehen sehr leicht über die Lippen,Menschen die mir nicht nahe stehen,da kann ich gut Kritik aussprechen,

aber bei Menschen die mir nahe stehen und mich verletzt haben fällt es mir unheimlich schwer einfach mal darüber zu meckern zumal ich dann das Gefühl habe ich bin dann eh die Böse.

Aber es ist tatsächlich leider so daß die wenigsten Kritik vertragen können,welche ja nicht unbedingt böse gemeint ist sondern zum Nachdenken anregen soll und um klarzumachen verletzt worden zu sein.

Ich suche meistens die Schuld zuerst bei mir selbst,schön blöd manchmal!

Jedenfalls bin ich auch eher ein Denker statt ein großer Redner.

Menschen die unentwegt reden,sich sozusagen selbst gern reden hören aber auch nicht bereit sind auch mal zuzuhören,von denen distanziere ich mich!

Gwendi,wie siehts bei Dir aus?
Schon Fortschritte machen können?
LG
 
AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

Ihr Lieben,

vielen Dank für die zahlreichen Beiträge, die in den letzten Wochen noch zu diesem Thema hier von Euch gekommen sind! Ich würde soo soo gerne zu einem jeden Beitrag von Euch ausführlichst etwas schreiben - aber dann würde es letzten Endes viel zu lang werden ... Ihr habt mir sehr viele Denkanstöße und Tipps gegeben, und ich hab mich sehr gefreut, zu lesen, dass es dem einen oder anderen hier ganz genauso oder so ähnlich geht wie mir, und ebenso interessant fand ich die Beiträge der Leute, die eher das gegenteilige Problem haben: zuwenig zu reden. Beides hat Vor- und Nachteile, Redefreudigkeit an sich ist keine Schwäche, Schweigsamkeit an sich ist nicht immer nur vorteilhaft - ja - es kommt halt auf das Maß drauf
an ...

Also, alles in allem konnte ich sehr viel aus all dem ziehen, was Ihr geschrieben habt - ich will all Eure Beiträge eigentlich nicht gern in einen Topf werfen, aber ich fass' es mal ganz ganz grob zusammen:

Man sollte sich nicht verbiegen, redefreudig zu sein ist an sich erstmal gar keine so schlechte Eigenschaft, wenn man daneben auch in der Lage ist zuzuhören - und - ja, wenigstens etwas darüber nachzudenken, was man sagen möchte, bevor man etwas sagt und nicht erst, wenn es schon zu spät ist, kann nicht schaden.

Allerdings kann man auch Probleme damit bekommen, wenn man zuwenig redet und sich gar nicht mehr traut, einmal auf den Tisch zu hauen, wenn man sich geärgert hat - Aggressionen können sich aufstauen, aber andererseits kann spontaner Ärger auch abflauen, wenn man wenigstens mal eine Nacht drüber geschlafen hat.

Ich hoffe, ich komme irgendwann auf einen guten Mittelweg: etwas mehr denken, etwas weniger reden, aber das, was gesagt werden muss, dann ruhig auch mal sagen, bevor man Geschichten in sich reinfrisst ...

(es ausschließlich in Gedanken durchzuspielen, flying dreams, schaffe ich, glaub ich, niemals :)) Aber ich wäre happy, das so hinzukriegen wie Du :))

Jedenfalls, ich könnte versuchen, mich etwas zu ändern, aber dies, ohne mich total zu verbiegen bzw. selbst zu verleugnen -

Den letzten Beitrag möchte ich doch noch kurz zitieren (wenn ich auch, wie gesagt, am liebsten fast alles von Euch einzeln zitieren und nochmal ausführlich besprechen und/oder kommentieren würde):

Gwendi,wie siehts bei Dir aus?
Schon Fortschritte machen können?
LG

bschmiddi, ich würde sagen Jein ;)
Es gab ein paar Situationen in der letzten Zeit, in denen ich es tatsächlich geschafft habe, mich für kurze Zeit ein klein wenig zurückzuhalten. Dafür war ich dann in der folgenden Situation oder am nächsten Tag wieder genauso quasselig wie vorher, bzw. noch quasseliger :reden:

Immerhin reflektiere ich aber wesentlich häufiger "Hätte ich das eben/vorhin/gestern wirklich sagen müssen?" [Die drei Siebe :] - "Habe ich eben mehr zugehört oder mehr selbst geredet?" - "Bin ich wirklich auf die/den anderen eingegegangen, oder habe ich nur von mir erzählt?" - "Eben habe ich geredet ohne zu denken! " usw.

Viele liebe Grüße und nochmals ein dickes Dankeschön an alle!
Gwendi
 
AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

bschmiddi, ich würde sagen Jein
Es gab ein paar Situationen in der letzten Zeit, in denen ich es tatsächlich geschafft habe, mich für kurze Zeit ein klein wenig zurückzuhalten. Dafür war ich dann in der folgenden Situation oder am nächsten Tag wieder genauso quasselig wie vorher, bzw. noch quasseliger

Immerhin reflektiere ich aber wesentlich häufiger

Liebe Gwendi.

Super, du hast MICH soeben mit diesen 2 Sätzen vortrefflich beschrieben. :banane:

Schau, wir versuchen es alle irgendwie besser zu machen, aber im Grunde sind wir eigentlich ganz ok.


Aber wir reflektieren und werden Schritt für Schritt, immer etwas mehr bewusster.

Das ist schon etwas mehr als nur, ok, es ist das Gewahrwerden des Augenblicks.

Ganz herzlich,

Hanne
 
AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

Liebe Gwendi!

Was mir beim Durchlesen Deiner Beiträge eingefallen ist:

Hast Du das Gefühl, für die Kommunikation, die läuft, allein verantwortlich zu sein?

Es sieht so aus, als würdest Du irgendwie das Gefühl haben, den anderen unterhalten zu müssen, verantwortlich zu sein, dass die Kommunikation aufrecht bleibt.

Ich meine, ich kenne ähnliche Situationen von mir, wenn ich Gesprächspartner habe, die eher schweigsam sind. Da hab ich dann das Gefühl, etwas sagen zu müssen, damit diese peinlichen Pausen vermieden werden. Aber damit übenimmt man Verantwortung, die man eigentlich nicht tragen bräuchte.

Und noch eine andere Frage, die mich interessieren würde: WAS möchtest Du dem anderen *eigentlich* mitteilen?

Gibt es etwas, das dahinterliegt?

z.B. Ich möchte anerkannt werden, ich möchte gehört werden, ich möchte gesehen werden, ich möchte gute Stimmung verbreiten (das gehört dann wieder zum Thema Verantwortung für den anderen tragen) etc.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
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AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

Liebe Hanne,

ich hab Dir heute früh eine PN zurückgeschickt - beim Abschicken hat der Computer gehakt, und ich kann sie in meinem Postausgang nicht sehen. Falls sie nicht bei Dir angekommen ist - ganz lieben Dank für Deinen Beitrag! Dir geht es also genauso wie mir :) Das ist ja witzig :D

Liebe Reinfriede,

ganz lieben Dank auch für Deine Antwort! Wenn ich das so lese, was Du schreibst, muss ich sagen, dass GENAU das so bei mir zutrifft!! Es ist exakt das!!

Diese Situation, wenn man jemandem gegenübersitzt und eine Gesprächspause droht oder ist bereits eingetreten - da meine ich immer das Gespräch weiterführen zu müssen! Genau! Ja, und dann passiert es oft, sehr oft, dass ich aus Verlegenheit, oder auch aus reinem Mitteilungsdrang, anfange wie ein Buch zu reden - und manchmal merke ich (an der Körpersprache, an bestimmten Reaktionen), dass das den Gegenüber dann eher langweilt als unterhält - und er/sie eigentlich lieber geschwiegen hätte oder allenfalls ein bisschen Smalltalk in Ordnung gewesen wäre.

Die Gründe, was dahinterliegt, sind bei mir exakt die, die Du aufzählst:
Es geht - ja! - um Anerkennung, gehört und gesehen werden, ja und auch darum, gute Stimmung verbreiten zu wollen.
Ich kann noch nicht einmal sagen, dass ich mich immer und überall in den Mittelpunkt rücken muss, auch geht es mir nicht um reine Selbstdarstellung, aber einfach finde ich es toll, Anteilnahme zu bekommen (ja es ist schon ein Bekommen-Wollen ... auf jeden Fall) aber gleichzeitig auch, den Gegenüber teilhaben zu lassen an meinem eigenen Leben.

Natürlich interessiert mich auch, was bei dem Gegenüber so los ist! Und kann da schon zuhören, und gehe darauf auch ein, stelle weitergehende Fragen, gebe Feedback usw. Aber danach geht's meist noch weiter: "Das was du jetzt erzählt hast, lieber XY, ist ja spannend! Ich habe vor xx Jahren etwas Ähnliches erlebt - und zwar dieses ... und jenes ... und *blablaba*:reden:

Am Ende (bzw. bereits während) des Gesprächs merke ich dann oftmals, dass der andere eigentlich nur ein bisschen von sich erzählen wollte (also dasselbe Bedürfnis hatte wie ich, anerkannt und gehört zu werden), aber dabei nicht gleich meine eigene Lebensgeschichte oder jede Menge Anekdoten daraus hören wollte :D

Manchmal ist es halt so, dass ich mein Leben ganz spannend finde, aber andere Leute (auch gute Freunde, die eigentlich für Vieles ein offenes Ohr haben) verständlicherweise nicht unbedingt immer im Detail hören wollen, was ich gestern gemacht habe, was ich morgen vorhabe, wo ich letztens in Urlaub war, was für tolle Fotos ich dort gemacht habe, wie ich über dieses und jenes Thema denke, seien es ganz persönliche Themen, oder Alltägliches, oder Politik etc..
Daran muss ich noch arbeiten.

Wie ist es bei Dir, Reinfriede, wenn Du Dich anderen Leuten mitteilen möchtest, Anteilnahme suchst. Passiert es Dir oft, dass Du anschließend auch denkst, dass das eigentlich zu viel/zu lang war, was Du geplaudert hast?
Oder ist es eher so, dass Deine Bekannten oder Verwandten (je nachdem, wer Dir gerade gegenübersitzt) noch mehr von Dir hören wollen?

Vielleicht stimmt auch einfach was nicht mit meiner Redetechnik :)
Da sollte ich Vera Birkenbihl nochmal lesen ;-) :D

Viele liebe Grüße wieder!
Gwendi
 
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