Ich rede zuviel - Strategien dagegen

AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

Wie ist es bei Dir, Reinfriede, wenn Du Dich anderen Leuten mitteilen möchtest, Anteilnahme suchst. Passiert es Dir oft, dass Du anschließend auch denkst, dass das eigentlich zu viel/zu lang war, was Du geplaudert hast?

Bei mir ist es eher das lange Schreiben :)

Das Plaudern geht gut, das ist ein Geben und Nehmen. Wobei ich draufgekommen bin, dass der normale Smalltalk diesen Effekt, dass jemand "genug" hat und sich zurückzieht, das hervorruft.

Das ist heute nicht mehr so, denn das vermeide ich. Im Gegenteil, heute passiert es meistens, dass ich auch mit Fremden binnen kürzester Zeit in Themenbereiche reinkomme, die sehr tiefgehend sind - und das erreiche ich durch Fragen.

Wenn es von seiten des Gesprächspartners Anzeichen für Desinteresse oder Abschweifen der Gedanken gibt, stelle ich eine Frage. Und zwar Fragen, die zum Gespräch einladen, z.B. wie er/sie zu diesem Punkt denkt, fühlt, was für/ob er/sie dazu Erfahrungen hat....dann sprinkt der Gesprächsfunke meistens gleich über.

Oder ist es eher so, dass Deine Bekannten oder Verwandten (je nachdem, wer Dir gerade gegenübersitzt) noch mehr von Dir hören wollen?
Inzwischen schon, aber wie gesagt, das war nicht immer so. Bis ich draufgekommen bin, dass es die Themenbehandlung an sich ist, die langweilt, nicht die Art zu sprechen. Denn das Geben und Nehmen in der Kommunikation funktionierte ja.

Du kannst aus einem Alltagsthema immer ein interessantes machen, es kommt nur darauf an, die persönliche Meinung des anderen zu ergründen und zwar auch genau auf der persönlichen Ebene. Fragen nach dem subjektiven Empfinden zu diesem oder jenem Thema z.B.

Vielleicht stimmt auch einfach was nicht mit meiner Redetechnik :)
Da sollte ich Vera Birkenbihl nochmal lesen ;-) :D
Das muss gar nicht sein. Ich denke eher, wenn es sich so wie bei mir verhält, dass es die Ebene ist, auf der gesprochen wird.

Ich habe z.B. eine Bekannte, da fang ich zum Gähnen an *grins* - da gehts nur um Friseur, Schönheitsfarm, tolle Reiseziele etc. Da gibts bei mir wenig Resonanz. Würde sie mich jedoch fragen, was ich davon halte und warum, dann gäbe es eine interessante Gespsrächsbasis. Weisst Du, was ich meine? Halte Dich an das Thema, das DAHINTER liegt, dann kannst Du wirklich gute Konversation erwarten.

Frag die Leute nicht, wie es ihnen geht, sondern frag sie nach ihrer Meinung zu den Dingen...Wenn Du ihnen erzählst, was heute passiert ist, setz die Frage nach, ob sie schon ähnliches erlebt haben und welche Konsequenzen sie persönlich daraus gezogen haben...

Probiers einfach mal aus...:winken5:

Liebe Grüße
Reinfriede
 
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Bei mir ist es eher das lange Schreiben :)

Jepp das ist es bei mir auch noch ... das Problem, dass ich gern überlange Emails schreibe, da komm ich schon öfter mal an den Umfang von "Krieg und Frieden" ran ;-)

Wenn es von seiten des Gesprächspartners Anzeichen für Desinteresse oder Abschweifen der Gedanken gibt, stelle ich eine Frage. Und zwar Fragen, die zum Gespräch einladen, z.B. wie er/sie zu diesem Punkt denkt, fühlt, was für/ob er/sie dazu Erfahrungen hat....dann sprinkt der Gesprächsfunke meistens gleich über.

Das tu ich auch - und irgendwie krieg ich's nur selten hin, dass da ein Gesprächsfunke wirklich überspringt ...da endet das Gespräch zwischen mir und dem Gegenüber eher noch schneller in einer Sackgasse ...

Du kannst aus einem Alltagsthema immer ein interessantes machen, es kommt nur darauf an, die persönliche Meinung des anderen zu ergründen und zwar auch genau auf der persönlichen Ebene. Fragen nach dem subjektiven Empfinden zu diesem oder jenem Thema z.B.

Danke das klingt nach einer guten Idee! Nur braucht man da wohl etwas Übung und Erfahrung, um genau die persönliche Ebene zu treffen, sozusagen eine gleiche Wellenlänge zu finden?

Ich habe z.B. eine Bekannte, da fang ich zum Gähnen an *grins* - da gehts nur um Friseur, Schönheitsfarm, tolle Reiseziele etc. Da gibts bei mir wenig Resonanz.
Also mit diesen oberflächlichen "Frauenzeitschriften-Themen", also Frisuren, Kosmetik usw. kann ich auch rein gar nix anfangen :) Habe aber das Gefühl, dass sich sehr viele Leute darüber lieber mit mir unterhalten würden, als z. B. über spirituelle Themen (was freilich etwas sehr Persönliches darstellt und andere Leute schnell abschrecken kann) oder auch über andere Sachen aus den Bereichen Wissenschaft oder Philosophie. Damit lande ich immer wieder schnell in einer Sackgasse, bzw. Leute schalten ihre Ohren auf Durchzug.
Rede ich über ganz normale Themen (z. B. "wie findest du das Buch soundso" oder "gestern hab ich dieses und jenes erlebt, stell dir vor") passiert es mir ganz oft, dass ich merke, dass ich damit den Gesprächspartner ganz schön langweilen kann ...
Reiseziele ist in der Tat ein Thema, über das ich unwahrscheinlich gerne rede. Und wenn andere von ihren Reisen erzählen, höre ich da auch total gern zu (allerdings mache ich dabei den Fehler, dass ich zwischendurch zu oft das Gespräch unterbreche, z. B. "echt du warst in der Stadt XY? Eine Freundin war da auch schon, das muss ganz toll sein! Sie hat dort dieses und jenes erlebt! Stell dir vor *blabla* (natürlich fordere ich den Gesprächspartner dann auch noch auf, weiterzuerzählen, aber insgesamt rede ich oft mehr, als mir im Augenblick "zustünde" ...
Dann hab ich ein Lieblingsland, über das ich unwahrscheinlich gern erzähle (und über meine Reisen dorthin) aber da merke ich, dass andere Leute aus meinem Umfeld davon schnell das Gähnen kriegen :)

Würde sie mich jedoch fragen, was ich davon halte und warum, dann gäbe es eine interessante Gespsrächsbasis. Weisst Du, was ich meine? Halte Dich an das Thema, das DAHINTER liegt, dann kannst Du wirklich gute Konversation erwarten.
Das ist eben die Schwierigkeit, überhaupt das Thema dahinter zu finden :) Manchmal hab ich aber auch das Gefühl, dass ich schon von mir aus "hinter" ein Thema steige, aber der Gegenüber will das gar nicht unbedingt (bzw. dann hab ich wohl nicht die richtige Ebene erwischt ;))

Frag die Leute nicht, wie es ihnen geht, sondern frag sie nach ihrer Meinung zu den Dingen...Wenn Du ihnen erzählst, was heute passiert ist, setz die Frage nach, ob sie schon ähnliches erlebt haben und welche Konsequenzen sie persönlich daraus gezogen haben...
Das werde ich in nächster Zeit mal wirklich bewusster ausprobieren. So regelrecht bewusst habe ich das bisher ja noch nicht praktiziert ... Danke für Deine guten Tipps!!!

:winken5:

Liebe Grüße zurück!
Gwendi
 
AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

Das tu ich auch - und irgendwie krieg ich's nur selten hin, dass da ein Gesprächsfunke wirklich überspringt ...da endet das Gespräch zwischen mir und dem Gegenüber eher noch schneller in einer Sackgasse ..

Das wollte ich noch in meinen eigenen Beitrag von eben mit einschieben:

Das tu ich sogar auch zuweilen, ja! (Allerdings mach' ich oftmals den Fehler, dass ich dazu tendiere, das Gespräch dann auch schnell wieder an mich zu reißen ... bzw. irgendwie nicht die richtigen Fragen stelle :)) - und irgendwie krieg ich's nur selten hin, dass da ein Gesprächsfunke wirklich überspringt ...da endet das Gespräch zwischen mir und dem Gegenüber eher noch schneller in einer Sackgasse ...
 
AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

Liebe Gwendi!

Das tu ich auch - und irgendwie krieg ich's nur selten hin, dass da ein Gesprächsfunke wirklich überspringt ...da endet das Gespräch zwischen mir und dem Gegenüber eher noch schneller in einer Sackgasse ...

Danke das klingt nach einer guten Idee! Nur braucht man da wohl etwas Übung und Erfahrung, um genau die persönliche Ebene zu treffen, sozusagen eine gleiche Wellenlänge zu finden?

Also mit diesen oberflächlichen "Frauenzeitschriften-Themen", also Frisuren, Kosmetik usw. kann ich auch rein gar nix anfangen :) Habe aber das Gefühl, dass sich sehr viele Leute darüber lieber mit mir unterhalten würden, als z. B. über spirituelle Themen (was freilich etwas sehr Persönliches darstellt und andere Leute schnell abschrecken kann) oder auch über andere Sachen aus den Bereichen Wissenschaft oder Philosophie. Damit lande ich immer wieder schnell in einer Sackgasse, bzw. Leute schalten ihre Ohren auf Durchzug.
Rede ich über ganz normale Themen (z. B. "wie findest du das Buch soundso" oder "gestern hab ich dieses und jenes erlebt, stell dir vor") passiert es mir ganz oft, dass ich merke, dass ich damit den Gesprächspartner ganz schön langweilen kann ...
Reiseziele ist in der Tat ein Thema, über das ich unwahrscheinlich gerne rede. Und wenn andere von ihren Reisen erzählen, höre ich da auch total gern zu (allerdings mache ich dabei den Fehler, dass ich zwischendurch zu oft das Gespräch unterbreche, z. B. "echt du warst in der Stadt XY? Eine Freundin war da auch schon, das muss ganz toll sein! Sie hat dort dieses und jenes erlebt! Stell dir vor *blabla* (natürlich fordere ich den Gesprächspartner dann auch noch auf, weiterzuerzählen, aber insgesamt rede ich oft mehr, als mir im Augenblick "zustünde" ...
Dann hab ich ein Lieblingsland, über das ich unwahrscheinlich gern erzähle (und über meine Reisen dorthin) aber da merke ich, dass andere Leute aus meinem Umfeld davon schnell das Gähnen kriegen :)

Du hast offensichtlich nur das Problem, dass Du die Kontrolle über das Gespräch behalten möchtest. Das ist der Knackpunkt, denke ich. Lass dem Gesprächspartner die Wahl der Ebenen.

Spirituell muss ein Gespräch nicht werden, nur persönlich, damit der andere das Gefühl entwickeln kann, "gehört" zu werden.

Lass es fließen - es ist nicht wichtig, ALLES beim ersten Mal zu erzählen, nimm Dir selbst die Zeit dazu, es häppchenweise zu servieren.

Vielleicht überlegst Du Dir mal folgenden Gedankengang:

Wenn Du fein essen gehst, dann möchtest Du auch nicht gleich soviel Suppe, dass Du den 2. und 3. Gang nicht mehr runterkriegst.

Genauso geht es dem Gegenüber. Interessant bleibt man als Gesprächspartner dann, wenn der andere auch an weiteren Gesprächen interessiert ist. Wenn Du alles beim ersten Mal servierst, dann schöpfst Du solange Suppe nach, bis er nicht mehr kann.

Mach ihn neugierig auf Dich - gib nicht soviel her von Dir, nur immer Kleinigkeiten. Vielleicht wäre es eine gute Strategie von Dir, Dir zu überlegen, wie Du nur Häppchen aus Deinen Schilderungen machen könntest. Konzentrier Dich auf das Wesentliche, es gibt Dinge, die sind bei einem Thema wichtig, und welche die sind Nebenschauplätze.

Versuch mal, aus einem Gedankenschwall nur die Essenzen herauszufiltern, die das Thema tatsächlich berühren.

Damit lässt Du dem anderen Raum und die Gelegenheit, selbst die Ebenen zu bestimmen oder auch zu wechseln.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

Liebe Reinfriede,

eine Story immer gleich komplett erzählen zu wollen, bzw. ein bestimmtes Thema am liebsten sofort bis ins allerkleinste Detail abhandeln zu wollen - das ist bei mir so - daran kann es tatsächlich liegen - ich denk nämlich immer, sonst fehlt etwas :eek:
Darauf sollte ich tatsächlich mal etwas achtgeben :) Der Vergleich mit dem Menü ist sehr einleuchtend! Danke!

Ich muss dazu - ja - noch lernen, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden :)
Ich verzettel mich immer so gern :)

Liebe Grüße,
Gwendi
 
AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

Liebe Gwendi,

uf, du hast schon viel probiert! Und was ich gut dabei fühle, dass du immer noch den Willen hast dir zu helfen!

So, hier kann ich dir einen Ratschlag geben - einen sehr einfachen:

Spiel eine Woche die Beobachterrolle:

  • beobachte dich
  • beobachte deine Gedanken, Atmung, Bewegung...
  • beobachte deine Freunde, die dir etwas erzhälen
  • nimm dir den Platz und die Zeit ein Beobachter zu sein

Nur eine Woche.
Das kostet ja nichts :)

Du könntest überrascht sein.

Liebe Grüße, Bara
 
AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

Hallo Bara,
das klingt auch wieder total interessant! Na dann bin ich ja mal gespannt was passiert :move1: Wenn ich denn nicht ständig wieder aus der Beobachterrolle in meine althergebrachten Denk-/Verhaltensmuster zurückfalle ;)

Liebe Grüße!
Gwendi
 
AW: Ich rede zuviel - Strategien dagegen

hierzu möchte ich dir sagen, ich fasenweise ebenfalls darunter gelieten habe. seit ich hier eingetragen bin hat es sich um vieles verbessert. ich schreibe zuerst darüber, danach sieht die geschichte schon anders aus. und schon kann man weitergeben was man wirklich weitergeben will. geht nicht immer. . besonders wenn einem betimmte sachen unter die haut gehen.
da denke ich oft an den spruch "versuche darüber zu stehen. erst dann ist man objektiv. dann kann man handeln." sollange man dem anderen beweisen will das man mehr hat, kränker ist, schlechter geht, wird man dem anderen ständig etwas mitteilen wollen. erst wenn man das im griff hat, wird der redeschwall weniger!
 
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Hallo,
dieser Thread liegt ja nun schon 2 Jahre zurück. Ich hatte damals alles mitgelesen, weil ich das Problem von Gwendi 100% nachempfinden kann und hier tatsächlich viele hilfreiche Ansätze fand.

Folgendes hatte ich für mich verändert und sehe heute (nach 2 Jahren) eine Besserung:
• Der Achtfache Pfad der Mönche, insbesondere "die unaufhörliche Prüfung seiner Gedanken und Emotionen". Dank an Johanne.
• Ich anerkenne, dass es ein langer Weg ist.
• Meditation ist nicht so sehr meine Sache, aber ich nutze die vielen kleinen Momente des "Innehaltens", z.B. wenn ich in der Schlange an der Kasse stehe. Dann erlebe ich den Moment und schaue mich einfach um. Der Effekt: ich selbst stehe nicht im Fokus.
• Ich habe verstanden, dass bestimme Überlegungen, Gefühle, Selbstreflektionen privat sind und nicht mitgeteilt werden sollten.
• Meine Strategie bei E-Mails: Nach dem Schreiben versuche ich den Inhalt auf 50% herunterzukürzen. Oft schaffe ich sogar mehr. Inzwischen habe ich ein gutes Gespür dafür, wieviele Worte unnötig sind. Den überflüssigen Teil hatte ich oft als Laberei empfunden und mich hinterher dann jedesmal dafür geschämt. Das Gleiche natürlich nach Gesprächen.
• Ja, natürlich soll man sich selbst so akzeptieren, wie man ist. Aber: wir leben, um uns zu verbessern. Die Meinung einiger Members konnte ich nicht teilen: "Der eine redet halt mehr, der andere weniger". Stimmt zwar prinzipiell, ist dann aber bedenklich, wenn es die Kommunikation zu anderen belastet.
• Freunden hatte ich gesagt: Wenn ihr mir helfen wollt, dann stoppt mich bitte, wenn's zuviel wird. Ich bin nie beleidigt gewesen, sondern eher dankbar, denn das erfordert von denen ja Überwindung.
• Offenbar sind einige Menschen gesprächs- und gedankenarm - mit denen haben es die Labertaschen wohl deutlich schwerer, sich zu kontrollieren. Ich selbst habe eine Bekannte, die sehr viel redet - in deren Gegenwart fühle ich mich gut. Hier merke ich, dass ich KEIN Problem mit dem Zuhören habe. Es liegt also sicherlich auch am Gegenüber, aber trotzdem ist jeder für ich allein verantwortlich. Dass Gwendi dieses Problem für sich lösen will, finde ich höchst anerkennungswert. "Bleib wie du bist", ist für mich keine optimale Antwort. Aber: Liebe dich, wie du bist.

Meine persönliche Erklärung für meine Laberei: Ich will andere Menschen von Denk-Anstrengung befreien, indem ich jeden Gedanken in 10 Varianten und aus 10 Blickwinkeln servieren möchte, sodass die nur noch A, B oder C sagen müssen. Meine Mutter war oft ausgetickt, wenn ich durch eine (dumme) Frage ihr Gehirn beansprucht hatte.
Inzwischen kann ich es ertragen, wenn mein Gegenüber nach Antworten sucht, keine findet und deshalb still wird. Ich versuche, dieses Vakuum NICHT mehr mit meinen Antworten zu füllen. Ich kann zwar einen kurzen Rat zu geben, der natürlich auf meinen persönlichen Geschichten beruht, aber ich muss die Geschichte dahinter nicht in epischer Breite dazugeben.

Wie gesagt: es ist ein langer Weg.
Gruß an all die liebenswerten Labertaschen und die Tippgeber
 
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