Ich weiß nicht mehr weiter :(

Mateo

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3 Mai 2014
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Hallo zusammen,

ich wende mich mal an euch, weil ich gerade überhaupt nicht weiter weiß und es mir vorkommt, als würde mein ganzes Leben "zerbrechen". Über Ratschläge, Einschätzungen, Tipps wäre ich wirklich sehr dankbar (ich entschuldige mich schon im Voraus dafür, dass mein Text wahrscheinlich ziemlich lang werden wird, aber es gibt gerade so vieles, was ich mir von der Seele schreiben möchte/muss).

Also: ich bin 29 Jahre alt, habe Jura studiert, mache momentan mein Referendariat und schreibe in 2 Monaten mein 2. Examen. Vor dem Jurastudium habe ich ein anderes Fach begonnen, das Studium dann aber nach 5 Semestern abgebrochen, weil es nicht das Richtige war. Jura an sich mag ich gerne, allerdings habe ich während des Referendariats gemerkt, dass ich wahrscheinlich nicht in einem "klassischen" Juristenberuf arbeiten möchte. Dazu kommt, dass ich bis jetzt viel zu wenig für mein Examen gelernt habe und auch während des ganzen Referendariats zu wenig gemacht habe, weshalb ich jetzt Panik habe, das Examen nicht zu bestehen (aber nicht mal hauptsächlich deshalb, weil ich dieses Examen für mich als essentiell ansehe (wie ja schon geschrieben, weiß ich gar nicht, ob ich in dem Beruf überhaupt glücklich werden kann), sondern einfach weil ich Angst hätte, ansonsten nur mit meinem Uni-Abschluss dazu stehen.

Das Berufliche ist also das Eine: ich bin ein sehr kreativer Mensch, mache auch vieles in der Richtung, bin sehr kommunikativ, komme schnell mit Menschen ins Gespräch und interessiere mich für zwischenmenschliche und gesellschaftliche Themen. Jura ist mir oft zu trocken, vieles langweilt mich und ich habe Angst, mein Leben lang in diesem Beruf zu "stecken". Auf der anderen Seite die Angst davor, das Examen nicht zu bestehen, als Versager angesehen zu werden und keinen Fuß fassen zu können im Leben :( Dazu kommt, dass ich mich schon viel zu alt fühle (obwohl es im Referendariat viele in meinem Alter gibt oder sogar noch Ältere).

Das Hauptproblem ist aber wahrscheinlich, dass auch außerhalb des Beruflichen nichts in meinem Leben so läuft, dass ich damit zufrieden wäre. Ich hatte in den letzten Jahren sehr vieles zu verarbeiten. Mit 23 habe ich mich als schwul geoutet, dem ging eine relativ lange sehr schwere Zeit voraus, in der ich mich verstellt habe, mich dafür gehasst, nicht so zu sein wie alle anderen und in der ich große Angst hatte, nicht so angenommen zu werden, wie ich bin. Das Outing lief auch nicht wirklich gut, meine Freunde haben es zwar gut aufgenommen, meine Familie kam aber nicht gut damit klar. Mittlerweile hat sich unser Verhältnis zum Glück aber wieder deutlich gebessert.Trotzdem war es eine schwere Zeit, die noch ziemlich an mir nagt (ich hatte vor meinem Outing auch Drogenprobleme, habe mich selbst verletzt und kam schon damals nicht wirklich klar).

Das nächste "Problem" ist mein Liebesleben. Als ich mich geoutet habe, war ich schon ein Jahr mit meinem Ex-Freund zusammen. Wir waren insgesamt fünf Jahre zusammen, das letzte Jahr davon war eine Fernbeziehung (800 km), in der wir uns immer mehr voneinander entfernt haben und uns deshalb letztendlich getrennt haben. Die Trennung war sehr hart für mich, mittlerweile bin ich einigermaßen darüber hinweg und ich sehne mich auch wieder nach einer Beziehung, aber irgendwie will auch das nicht so richtig klappen und ich weiß nicht, woran es liegt :( Ich bin immer viel unterwegs, habe auch einen recht großen Freundeskreis, lerne schnell neue Leute kennen, aber mit der Liebe klappt es einfach nicht. Ich werde von anderen als attraktiv bezeichnet, es gab/gibt auch einige Männer, die an mir Interesse zeigen, leider sind das aber genau die, an denen ich nicht interessiert sind. In meinen mittlerweile schon fast drei Jahren als Single war ich drei Mal ein bisschen verliebt, allerdings wurde daraus nie etwas (einer der Männer war bereits vergeben, ein anderer war zwar auch in mich verliebt, wollte aber keine feste Beziehung und der dritte ist zwei Monate, nachdem wir uns kennengelernt haben, nach Australien ausgewandert :(). Ich fühle mich oft einsam und habe Angst davor, nie mehr wieder in einer glücklichen Partnerschaft leben zu können :(

Das alles belastet mich sehr und ich bekomme es momentan einfach nicht auf die Reihe, mich neben all dem noch auf mein Referendariat und das Examen zu konzentrieren. Am liebsten würde ich alles hier aufgeben und ganz von vorne anfangen. Oder einfach alles hinschmeißen und irgendwo kellnern, jobben - und daneben Zeit für mich haben, neue Menschen kennenlernen. Hier fühle ich mich mehr und mehr unwohl und ich habe keine Ahnung, was ich dagegen tun kann.
Im Rahmen des Referendariats war ich vier Monate in einer anderen Stadt. Dort leben meine besten Freunde, dort fühle ich mich wohl. Am liebsten würde ich einfach dort hin ziehen und einen Neuanfang starten. Das geht ja aber nicht, weil ich hier noch mein Ref beenden muss, das Examen schreiben (was ich höchstwahrscheinlich sowieso nicht bestehen werde, dann heißt es Wiederholung des Examens, was dann nochmal länger dauert. Und wenn ich daran nur denke, wird mir schlecht). Der Druck ist sowieso schon so groß und so langsam halte ich es nicht mehr aus. Bis jetzt lief immer alles gut, ich musste mich im Studium nicht sonderlich anstrengen, hatte daneben immer sehr viel Zeit für mich und meine Freunde (und meinen Ex) und hatte trotzdem gute Noten. Jetzt merke ich, dass es so nicht mehr funktioniert, aber ich weiß, dass ich zugrunde gehen werde, wenn ich die Zeit für mich und die Menschen, die mir wichtig sind, nicht mehr habe. Ich habe den Eindruck, dass ich mich entscheiden müsste zwischen Leben und Lernen/Jura/geregeltem Leben. Dazu kommt, dass ich nicht weiß, woher ich die Kraft nehmen soll, um dem Druck stand zu halten. Die meisten meiner Referendarkollegen sind in langjährigen Beziehungen oder leben teilweise noch bei ihren Eltern, die sie unterstützen. Ich lebe alleine, habe hier zwar auch einige Freunde (wobei meine guten Freunde wie schon geschrieben in meiner Traumstadt leben), aber bin so vollkommen auf mich allein gestellt. Ich fühle mich, als sei ich ein vollkommen einsamer Versager... und ich weiß nicht, was ich dagegen machen kann.

Vielleicht war der Text wirklich zu lang? Aber irgendwie hängt das ja alles zusammen. Und ich brauche, glaube ich, gerade wirklich Hilfe. Deshalb würde ich mich sehr über Antworten freuen! Vielen Dank im Voraus!!
 
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Hallo Mateo,

ja, dein Text ist lang - und das ist gut! Du hast sehr ausführlich beschrieben, wie es in deinem Inneren z. Z. aussieht.

Zunächst einmal zu deinem Jurastudium: meine Tochter, sie ist ein wenig älter als du, hat ebenfalls Jura studiert. Daher weiß ich, was für ein langer, harter Weg ein solcher Studiengang ist.

Du stehst kurz vor dem 2. Staatsexamen (darf ich fragen, wie das 1. gelaufen ist?). Natürlich ist diese Zeit verbunden mit der Angst durchzufallen und ohne ordentlichem Abschluss dazustehen. Aber selbst wenn das passieren würde, könntest du a) das Examen wiederholen oder b) hättest du das 1. Examen und somit die Grundvoraussetzung für einen guten Beruf.

Du schreibst, du bist ein kreativer Mensch. Nicht jeder fertige Jurist muss zwangsläufig bei einer Versicherung landen oder selbstständiger Anwalt werden. Da gibt es massenhaft Möglichkeiten. Du könntest mit jungen Menschen zusammenarbeiten, als Sozialarbeiter z. B. Du könntest, wie du schon schreibst, erst einmal jobben und nebenher ehrenamtlich für die Lazaruslegion, der Diakonie o. ä. tätig werden( sind jetzt nur Beispiele, die mir gerade durch den Kopf gehen). Es stehen dir viele Türen offen.

Du bist ein intelligenter Mensch, wie ich lese. Du hattest die Zähigkeit ein komplettes, langes Jurastudium zu absolvieren. Du hattest den Mut, dich als schwul zu outen. Ich ziehe meinen (sprichwörtlichen) Hut vor dir. Wärst du mein Sohn, ich wäre furchtbar stolz auf dich.

Natürlich kommt dir dein Privatleben jetzt auch sehr problembelastet vor. Du bist nicht glücklich und strahlst das auch aus. Aber wenn du mal genau "hinsiehst", ist doch alles gar nicht so schwarz oder?

Du bist noch sehr jung und bist dabei deinen Weg im Leben zu finden. Dabei hast du schon Einiges erlebt und viel geschafft. Da ist es kein Wunder, dass du ins Grübeln kommst. Das geht sicher Vielen so.

Höre auf dich mit deinen Studienkollegen zu vergleichen. Das bringt nichts. Jeder Mensch ist, anders, lebt anders und hat andere Ansprüche an sein Leben. Ich könnte mir jedenfalls vorstellen, dass bei denen auch nicht alles eitel Sonnenschein ist.

Ich empfehle dir, eine Beratungsstelle in der Uni aufzusuchen. Informiere dich genau, ob du dein Examen jetzt durchziehen kannst - und willst. Manchmal hilft eine kleine Auszeit. Manchmal braucht man aber auch lediglich einen ordentlichen Tritt in den Hintern und einen Schubs in die richtige Richtung.
 
Hallo Clara,

vielen vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Deine Worte haben mich gerade wirklich ein wenig aufgebaut :) Danke dafür!!

Mein 1. Examen habe ich mit knapp 8 Punkten bestanden, also kein Prädikat, aber ganz okay. Schon für das 1. Examen habe ich relativ wenig gemacht, weil ich diesen Weg auch damals schon ein wenig angezweifelt habe. Aber jetzt fühle ich mich irgendwie vollkommen kraftlos und so, als würde ich es einfach nicht schaffen, zu lernen und mich dem Druck auszusetzen. Trotzdem werde ich das 2. Examen auf jeden Fall zumindest probieren, auch wenn ich momentan wenig Hoffnung habe, es zu bestehen. Ich denke, dass es schon ein Fehler war, überhaupt in das Referendariat einzusteigen. Ich habe das auch hauptsächlich deshalb gemacht, um meinen Eltern einen Gefallen zu tun. Mein Outing hat sie sehr belastet, meine Mutter hat danach stundenlang geweint und ich hatte eine Art von Schuldgefühlen ihnen gegenüber. Deshalb dachte ich, dass ich ihnen zumindest in beruflicher Hinsicht einen "Gefallen" tun könnte (auch wenn ich mir durchaus bewusst ist, dass das im Grunde Blödsinn ist).

Du schreibst, du bist ein kreativer Mensch. Nicht jeder fertige Jurist muss zwangsläufig bei einer Versicherung landen oder selbstständiger Anwalt werden. Da gibt es massenhaft Möglichkeiten. Du könntest mit jungen Menschen zusammenarbeiten, als Sozialarbeiter z. B. Du könntest, wie du schon schreibst, erst einmal jobben und nebenher ehrenamtlich für die Lazaruslegion, der Diakonie o. ä. tätig werden( sind jetzt nur Beispiele, die mir gerade durch den Kopf gehen). Es stehen dir viele Türen offen.

Faszinierend, du scheinst mich nach meinen Worten sehr gut einschätzen zu können. Genau solche Dinge würden mir gefallen!! Ich würde unglaublich gerne mit jungen Menschen zusammen arbeiten, im sozialen Bereich, als Streetworker oder bei einer Organisation. Auch politisch bin ich schon lange aktiv und würde das gerne beruflich machen. Nur leider scheint es mir, als habe ich dafür das falsche Fach studiert. Du hast sicher Recht damit, dass mir theoretisch viele Türen offen stehen, aber ich sehe sie gerade leider nicht konkret vor mir. Ich weiß nicht, wie ich diesen "anderen" Weg konkret gehen könnte. Auf der anderen Seite habe ich "Angst" davor, dass ich, falls ich das Examen wider Erwarten doch bestehen sollte, in einen Beruf "rutsche", der mich nicht glücklich macht und in dem im Grunde auch nicht meine Fähigkeiten liegen (das erste Examen ist mir relativ leicht gefallen, ich weiß aber, dass ich nicht der geborene Jurist bin. Meine Fähigkeiten liegen eher im Kontakt mit Menschen, ich habe einige Zeit ehrenamtlich in einem Wohnheim für drogenabhängige Jugendliche gearbeitet, was mich erfüllt hat. Und ich glaube auch, dass die Jugendlichen gut mit mir auskamen und mir vertraut haben. Ich kann auch gut reden, mich gut ausdrücken, aber ich denke nicht, dass ich ein guter Anwalt oder ein guter Sachbearbeiter bei einer Versicherung wäre). Darf ich fragen, ob deine Tochter das 2. Examen gemacht hat?

Die Idee mit der Beratungsstelle an der Uni finde ich eigentlich gut, das Problem ist nur, dass ich ja nicht mehr an der Uni bin. Nach dem 1. Examen bin ich umgezogen, d.h. an meine alte Uni könnte ich gar nicht mehr gehen (viel zu weit entfernt). Und hier bin ich ja beim Land als Referendar angestellt, da gibt es leider keine Beratungsmöglichkeiten. Ich habe schon daran gedacht, vielleicht einfach mal zum Arbeitsamt zu gehen, allerdings befürchte ich, dass mir dort nur gesagt würde, ich solle das 2. Examen machen, "mich nicht so anstellen" (das bekomme ich von meiner Familie immer zu hören, wenn ich meine Sorgen äußere). Und wahrscheinlich ist da auch etwas Wahres dran, nur fühle ich mich damit nicht wirklich ernst genommen.

Ja, einfach jobben und nebenbei ehrenamtlich im sozialen Bereich arbeiten, das würde mir auch gefallen (ich bin kein Karrieretyp, die Vorstellung, von morgens bis abends in einer Kanzlei oder im Büro zu sitzen, finde ich ganz fürchterlich), nur weiß ich nicht, wie ich das meinen Eltern erklären sollte :( (ich weiß, im Grunde dürfte das keine Rolle spielen, aber die Schuldgefühle wegen meines Outings sind leider immer noch vorhanden und ich habe in dieser Hinsicht das Gefühl, ihnen etwas schuldig zu sein).

Ich ziehe meinen (sprichwörtlichen) Hut vor dir. Wärst du mein Sohn, ich wäre furchtbar stolz auf dich.

Vielen vielen Dank auch dafür! Es tut gut, das zu lesen :) Bis jetzt hatte ich meistens im Leben den Eindruck, als würden die meisten Menschen nicht sehen, wie schwer das Outing war (ich glaube, dass mich auch das viel Kraft gekostet hast, die mir jetzt fehlt), zunächst mal nur für mich selbst (ich komme gut mit Kindern klar und wäre gerne selbst irgendwann Vater. Von diesem Wunsch habe ich mittlerweile verabschiedet, das tut auch immer mal wieder weh) und dann auch gegenüber meinem Umfeld.

Also noch einmal: vielen vielen Dank, ich würde mich freuen, nochmal von dir (und natürlich auch gerne von anderen) zu lesen! Einen schönen Samstag an alle, die mein Thema lesen :)
 
Hallo Mateo,

ja, meine Tochter hat auch das 2. Staatsexamen (zwar nicht so gut wie das 1.) bestanden. Sie ist mittlerweile in die Hauptstadt gezogen und arbeitet da. Sie ist auch politisch aktiv und hat auch schon darüber nachgedacht das zu ihrem Beruf zu machen.

Allerdings war Jura ihr Traumberuf und sie sah sich ganz anderen Problemen ausgesetzt als du. Sie wollte aus eigener Kraft und mit allem Ehrgeiz ihr Studium bestehen. Sie setzte sich oft selber damit unter Druck. Für mich, als ihre Mutter, war es gar nicht leicht, sie wieder "herunterzuholen" und sie dazu zu bringen alles ein wenig lockerer zu werden.

Ich selber hatte Eltern, die sehr hohe Anforderungen stellten an mich, daher kann ich mir ungefähr denken, wovon du sprichst. So etwas wollte ich für meine Tochter niemals haben. Dazu habe ich kein Recht. Kinder sind nicht auf der Welt um für ihre Eltern Leistung zu bringen. Sie sind nicht dazu da uns Eltern stolz zu machen. Sie müssen ihren eigenen Weg finden und den auch gehen, damit sie ein glückliches Leben führen können. Dabei sollten Eltern ihren Kindern unterstützen.

Du bist so wie du bist. Und das ist vollkommen in Ordnung. Ich hätte nicht gedacht, dass eine Mutter heutzutage noch weinen muss, weil ihr Kind homosexuell ist. Es gibt wirklich wichtigere Gründe für eine Mutter in Tränen auszubrechen.

Schuldgefühle deinerseits sind also vollkommen unangebracht. Das solltest du dir immer sagen.

Warum willst du deinen Kinderwunsch aufgeben? Irgendwann wirst du den richtigen Mann kennen - und lieben lernen. Dann wird das alles womöglich anders aussehen.

Zu deinem Examen kann ich dir nur sagen: mach es. Lerne, tu was dafür - aber mach es! Das ist nur meine Meinung. Doch ich könnte mir vorstellen, dass es dir ewig leid tun würde, würdest du jetzt kneifen.

Durchzufallen ist zwar blöd, aber kein Weltuntergang. Du kannst das Examen wiederholen - oder auch nicht.

Überlege es dir. Doch eines gebe ich zu bedenken. Wenn du das Examen nur deinen Eltern zuliebe machst, dann lass die Finger davon!

Da du ja schon ehrenamtlich gearbeitet hast, weißt du schon in etwa, was du gerne tun möchtest. Informiere dich (Arge, Internet usw.), wie du da vorgehen musst, um deinen Berufswunsch zu konkretisieren. Mit deiner Ausbildung sollte das nicht allzu schwer sein.
Übrigens: mit einem Jurastudium bist du in der Politik genau richtig. Doch ich warne dich, die Politik ist ein hartes Brot.

Du hast viele Möglichkeiten. Mache das, was für DICH das Richtige ist, nicht was deine Eltern sich wünschen. Schuldgefühle ihnen gegenüber hindern dich ein zufriedenes, ausgefülltes Leben zu führen. Sicher wollen aber auch sie letztendlich, dass ihr Sohn glücklich ist.
 
Liebe Clara,

vielen Dank noch einmal für deine aufmunternden Worte!! Ich habe gestern viel nachgedacht und heute geht es mir schon ein bisschen besser. Deine Worte haben mir wirklich geholfen. Ich habe mich jetzt entschieden, das Examen auf jeden Fall zu probieren. Mit dem Lernen mache ich mir keinen allzu großen Stress (sobald ich mich zu sehr unter Druck gesetzt fühle, bekomme ich sowieso nichts auf die Reihe), sondern werde einfach schauen, wie es läuft. Und falls ich das Examen nicht bestehen sollte, entscheide ich mich, ob ich es noch einmal versuchen werde oder nicht. Das ist wahrscheinlich das Beste im Moment.

Auch das, was du über deine Tochter schreibst, hat mich in dieser Entscheidung ein bisschen bekräftigt :) Berlin ist genau die Stadt, in der ich auch gerne leben würde und vor Kurzem schon für meine Anwaltsstation war. Und dass sie politisch aktiv ist, finde ich auch toll. Wer weiß, vielleicht kann ich ja auch einen ähnlichen Weg für mich finden, das wäre fantastisch!

Ich selber hatte Eltern, die sehr hohe Anforderungen stellten an mich, daher kann ich mir ungefähr denken, wovon du sprichst. So etwas wollte ich für meine Tochter niemals haben. Dazu habe ich kein Recht. Kinder sind nicht auf der Welt um für ihre Eltern Leistung zu bringen. Sie sind nicht dazu da uns Eltern stolz zu machen. Sie müssen ihren eigenen Weg finden und den auch gehen, damit sie ein glückliches Leben führen können. Dabei sollten Eltern ihren Kindern unterstützen.

Ja, so sehe ich das auch!! Ich finde großartig, wie du deine Tochter unterstützt und sie auf ihrem Weg begleitet hast!! In meiner Familie werden leider auch sehr hohe Anforderungen gestellt. Meine Eltern sind beide Ärzte und waren, glaube ich, schon ein wenig enttäuscht, dass ich mich nach einigen Semestern gegen das Medizinstudium entschieden habe (das war mein abgebrochenes Studium). Jura war dann so eine Art "Alternative" (die Familie besteht fast ausschließlich aus Ärzten und Juristen und obwohl ich schon immer das Gefühl hatte, nicht so ganz dazu zu gehören, nicht "hinein zu passen", habe ich dann doch den angepassten Weg gewählt, wahrscheinlich hauptsächlich deshalb, weil das Outing schon so ein Riesenschock für alle war.... ). Dass meine Mutter so schlecht und mit Tränen auf mein Outing reagiert hat, finde ich auch sehr traurig. In meiner Familie heißt es immer noch, dass ich "das ja leben könne, aber ja auch nicht jedem auf die Nase binden muss". Mein Ex-Freund wurde, obwohl er sogar auch Medizin studiert hat und am Ende unserer Beziehung sein Studium bereits abgeschlossen hatte, nicht wirklich gut behandelt und war nicht gerne gesehen. Und ich habe den Eindruck, dass gerade ganz viele Sachen von "früher" hochkommen, die ich bis jetzt größtenteils verdrängt oder versucht habe, nicht zu sehr zu beachten. Ich wollte all dem keinen großen Raum in meinem Leben geben, habe mich auch immer abgelenkt mit ehrenamtlicher Arbeit, der Malerei und politischem Engagement. Aber wahrscheinlich sollte ich das alles irgendwann mal aufarbeiten.

Nun aber auf jeden Fall noch mal: vielen vielen Dank!! Du hast mir wirklich geholfen!
Mateo
 
Lieber Mateo,

nur DU kannst dein Leben leben. Deine Eltern können dir da keine Vorschriften machen.

Irgendjemand sagte einmal: "Wir haben nur ein Leben - und wenn wir es ordentlich machen, reicht auch einmal!

In diesem Sinne, lieber Mateo, finde deinen Weg und werde glücklich!

Das wünsche ich dir.
 
Liebe Clara,

wenn auch etwas "verspätet": vielen vielen Dank nochmal! Genau dasselbe wünsche ich dir auch :)

Deine Worte (und vielleicht auch die Tatsache, dass ich mir alles mal von der Seele geschrieben habe), haben mir wirklich geholfen. Ich habe in den letzten Tagen nochmal viel nachgedacht und mich entschieden, dass ich jetzt nochmal alle Kräfte sammeln und dieses Examen dann rocken werde ;) (habe mich sogar motivieren können und schon einige Stunden am Schreibtisch verbracht). Danach kann ich dann ja immer noch schauen, wohin mich mein Leben führen wird. Auf jeden Fall danke nochmal, ich werde nach dem Examen mal berichten, wie es gelaufen ist ;)

Viele Grüße und einen schönen Abend dir!
 
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