kleinkariert
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- 27 Juni 2010
- Beiträge
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Guten Abend
Ich war und bin extrem gut darin, Sachen übers Knie zu brechen, aber es geht für mich gerade um etwas, das ich nicht unnötigerweise versauen will: meine Ehe.
Grundsätzlich ist mein Problem daran wohl, dass ich mir nicht sicher bin, ob das, was wir hier leben eine Ehe ist oder nur eine komische WG. Ich würde gern mal hören, was ihr darüber denkt und wie ihr diese Situation empfinden würdet, einfach um meinen Standpunkt klarer beurteilen zu können.
Das wird vermutlich ziemlich lang, ich hatte ja viel Zeit, Probleme zu sammeln - vielen Dank schon mal fürs Durchlesen.
Wir sind jetzt seit 7 Jahren zusammen und davon 6 Jahre verheiratet.
Mein Mann ist ein ganzes Eckchen älter als ich und hat auch einen ganz anderen Hintergrund.
Wir haben uns ziemlich schnell verlobt, da waren wir keine zwei Monate zusammen, kannten uns also eigentlich noch gar nicht richtig. Ich muss auch ehrlich gestehen, dass ich heute nicht mehr sagen kann, warum ich Ja gesagt habe ...
Wir kommen eigentlich ganz gut miteinander aus, aber es ist für mein Empfinden irgendwie so ein Nebeneinanderherleben ... wir wohnen halt zufällig zusammen.
Ich bin für ihn (überspitzt gesagt) Putzfrau, Köchin, Sekretärin, Hausmeister, Waschfrau, Therapeutin ... gefühlt Mutterersatz (er hat eine extrem starke Bindung zu seiner Mutter, auch heute noch).
Er ist für mich ... die dritte Hand, derjenige, bei dem ich direkt meinen Arbeitsfrust loswerden kann und jetzt fällt mir schon nichts mehr ein, was ich für die Ausgewogenheit schreiben könnte. Oh, er ist derjenige, bei dem ich mir Lob abhole, wenn ich meine, dass ich welches verdient habe.
Ich habe das Gefühl, dass ich in die Beziehung mehr reinpowere, als gut für mich ist.
Seine psychische Situation fordert von mir extrem viel Einfühlungsvermögen, Rücksicht und Trost, oftmals (bzw. durch die bereits vergangene Zeit) mehr als ich geben zu können glaube und ich habe inzwischen nicht mehr sehr viel Geduld in der Hinsicht.
Ich habe schon mehrfach gefordert, dass er sich hinsichtlich der Hypochondrie und seiner Panikattacken in Therapie begibt. Nach langem Drängeln hat er mal einen Therapeuten angerufen und ihm aufs Band gesprochen. Der Therapeut hat nicht zurückgerufen und damit war der Mensch für ihn gestorben. In einer anderen Praxis hätte er sich auf die Warteliste setzen lassen können, hat er aber nicht gemacht - ich schließe daraus, dass er keine Therapie will. Ich denke schon, dass er das Problem erkannt hat, aber er hält wohl grundsätzlich nichts von Therapie, das hat er auch schon so gesagt - er ist der Meinung, wer Psychotherapeut wird, hat selbst einen an der Klatsche (O-Ton).
Wenn er an so einem hypochondrischen Anfall leidet und mich damit auf dem falschen Fuß erwischt, breche ich inzwischen sofort in Tränen aus, weil ich einfach nicht mehr damit umgehen kann oder/und ich laufe weg und versuche, mich der Situation zu entziehen, weil ich es nicht mehr ertrage, dass er diese Dinge bei mir ablädt.
Ein weiterer, offensichtlicher Punkt, der mich umtreibt, ist die familiäre Arbeitsteilung.
Dazu muss ich sagen, dass ich keine perfekte Hausfrau bin und auch nicht wirklich vorhabe, das zu werden. Bei mir muss man nicht vom Boden essen können, wir haben Geschirr ;-)
Zugegebenermaßen siehts manchmal schon schlimm aus hier - dann kann mein Mann auch durchaus mal einen Anfall kriegen und fängt an, aufzuräumen. In der Regel ist es so, dass ich dann ziemlich schnell mitmache, weil es mich eh schon gestört hat - in der Regel ist es aber auch so, dass ich nach einer Weile damit dann wieder alleine bin. Während ich in der Küche, im Bad oder Wohnzimmer (also den "Gemeinschaftsräumen") saubermache, verzieht er sich in sein Büro und macht da sauber und räumt auf. Ich hab auch ein eigenes Zimmer für meinen Kram, aber da siehts wüst aus, weil ich mich vorrangig um die gemeinsamen Räume kümmere, in mein Zimmer kommt ja niemand rein. In sein Büro auch so gut wie nie (nur seine Eltern/Familie).
Er räumt meistens die Spülmaschine aus bzw. stellt sie an, wenn sie voll ist. Seit ein paar Tagen macht er auch morgens die Betten und kümmert sich ums Lüften der Wohnung (das hat er von sich aus angefangen, ich kann die Betten selten machen, weil er fast immer noch drin liegt, wenn ich zur Arbeit aufbreche). Hin und wieder leert er mal einen Mülleimer aus, aber meistens kann man doch noch was reinstopfen, auch wenn der Deckel dann eben nicht mehr zu geht. Gelegentlich hilft er beim Wäsche auf- oder abhängen und Wegräumen.
Das wäre soweit okay, wenn er die "typischen" Männeraufgaben übernehmen würde (Rasenmähen, Autos pflegen, Heimwerken usw.). Da es ihm aber an jeglichem Geschick und Willen mangelt, mach ich das zu 95% auch. Ebenso ist es mit Dingen wie der Steuererklärung, dem Garten, Anrufen bei Handwerkern usw.
Ein beliebter Satz, wie er ihn sagt: "Wir müssten mal dringend dies und jenes tun!"
Bei mir kommt dann aber an: "DU musst mal dringend ..."
Und da sich diese Aufgaben bisher nicht erledigt haben, gehe ich mal davon aus, dass das auch genauso gemeint ist.
Wir arbeiten beide. Ich bin teilzeit angestellt, er arbeitet freiberuflich von daheim. Sein Job ist nicht konstant, d.h. er hat oft Phasen mit sehr viel Leerlauf bzw. ist es auch in Beschäftigungsphasen die Regel, dass er effektiv am Tag vielleicht 5 Stunden arbeitet. Er sitzt zwar den ganzen Tag in seinem Büro, aber Wahlergebnisse anderer Bundesländer angucken und online das Wetter beobachten ist in meinen Augen keine Arbeit (nein, das hat auch nichts mit seinem Beruf zu tun). Vom Einkommen her verdient er wohl mehr als ich es tue, aber auch nicht solche Mengen, dass es das in meinen Augen rechtfertigen würde. Es hängt leider viel davon ab, dass er tut, was er eben tut, weil er keinen richtigen Lohnberuf gelernt hat und Arbeitsalternativen für ihn nicht in Aussicht sind.
Es ist für mich gar nicht mal das Problem, dass er die Böden nicht wischt und die Fenster nicht putzt.
Aber es ist für mich ein Problem, dass er auch nicht die Brotkrümel wegputzt, wenn er sich ein Brot geschmiert hat und nicht einen Lappen holt, wenn er kleckert. Und es ist ein Problem, dass er (trotz entsprechender Ansage) die Socken nicht ordentlich in den Wäschekorb tut (also auf rechts gedreht und nicht als Ball). Und es ist ein massives Problem, dass er anscheinend sein Revier markieren muss (er pinkelt im Sitzen, aber leider nicht nur in die Schüssel) und die Klobürste nicht erkennt.
Auf all diese Punkte (und noch mehr) habe ich ihn schon angesprochen. Grad heute wieder auf die Sache mit der Klobürste ... das ist ja nun wirklich nicht schön.
Es kam dann direkt eine Retourkutsche: Wenn ich morgens beim Schminken ein Stück Toilettenpapier benutze (für Wimperntusche oder Lippenstift zum Abtupfen oder so), dann werfe ich das Stück Papier in die Toilette, ziehe aber dafür nicht extra ab. Das schwimmt dann da, wenn er aufs Klo geht.
Abgesehen davon, dass man das nun (in meinen Augen) nicht gut vergleichen kann: okay, es stört ihn, ich werfe das Papier jetzt in den Mülleimer.
So wie in diesem Fall läuft es fast immer: Wenn ich ihn auf irgendetwas hinweise (und meistens auch nicht zum ersten Mal), es kommt gleich was zurück. Er sagt mir nie etwas, wenn der Fall akut ist, ich kriege diese Ansagen immer nur als Antwort auf Kritik.
Ich empfinde sein Verhalten in Haushaltsdingen als Mangel an Rücksichtnahme (möglicherweise ist es auch steinzeitmännliches Reviermarkieren? Ich bin nun mal irgendwie auch der "Mann" im Haus, aber das ist ja nicht nur meine Schuld ... wenn ich es nicht mache, wer dann?)
Oft bekomme ich zu hören "Ich sehe den Dreck nicht" oder "Ich weiß nicht, wie/wo usw.". Es ist allerdings auch nicht so, dass ich ihm nicht Dinge zeige oder erkläre bzw. ihm da auch seinen Weg lasse (wenn er mal Wäsche zusammenlegt, macht er das anders als ich, okay ... wenn es mich bei meinen Sachen stört, lege ich es eben hinterher noch mal "richtig" zusammen).
Ein weiterer Punkt, bei dem ich wirklich nicht weiß, wie ich dazu stehen soll:
Wir haben keinen Sex. Genaugenommen hatten wir noch nie "richtigen" Sex. Er leidet an einer Erektionsstörung, unsere sexuellen Erfahrungen belaufen sich also "nur" auf das Drumherum. Das wusste ich vorher, natürlich, aber ich kannte die Ausmaße nicht.
Er hat nämlich auch kein Interesse an Sex. Unser letzter "Kontakt" in der Hinsicht muss weit über ein Jahr hersein. Hin und wieder kommt es schon zu sexuell aufgeladenen Momenten, die bei mir dann immer alle Lampen aufleuchten lassen ... und nach wenigen Minuten heißt es dann: "Ach Schatz, ja, wenn es heute nicht so heiß/kalt, regnerisch, windig wäre, wenn heute nicht dies und das und jenes wäre ...".
Zwischenzeitlich haben wir einiges ausprobiert, um da etwas mehr Schwung reinzubringen, aber "befriedigende" Ergebnisse sind dabei auch nicht herumgekommen.
Das hat mir früher weniger ausgemacht, allerdings war ich zu Beginn unserer Beziehung noch sehr jung. Inzwischen ist das ein Punkt, der mich wirklich sehr stört.
Ich weiß, dass er sich selbst als bisexuell bezeichnet. Allerdings vermute ich, dass er eigentlich schwul ist und es sich selbst nicht recht eingesteht. Ich wüsste wahrscheinlich nur gern, woran ich bin, da es in den meisten anderen Punkten einfach nach Alibi-Ehe schreit ...
Es wäre okay. Wenn es eine gemeinschaftliche Abmachung gäbe, die unser Sexleben betrifft und mit der wir beide zufrieden sein können ... aber so fühle ich mich "hingehalten" und abgestellt ... er weiß das.
Dazu kommt, dass wir uns am Anfang einig waren, dass wir Kinder wollen ... er will immer noch Kinder bzw. sagt er das, ich bin mir da nicht mehr sicher. Also, ich hätte schon gern Kinder - aber mit ihm? So, wie wir sie gemeinsam machen könnten (das hätte mehr was von Samenspende ...), so möchte ich keine Kinder!
Auf der anderen Seite steht, dass er mich sehr verwöhnt, was mir allerdings manches Mal schon ziemlich auf den Keks geht. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit gibt er Unmengen Geld für mich aus (Geld, das wir an sich nicht haben) ... und ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich glaube schon, dass er mir eine Freude machen will (auch wenn es eben teilweise einfach in die Hose geht), aber ich bin mir nicht sicher, ob er sich vielleicht auch (unterbewusst) freikaufen will? Aber das ist es ja nicht, was ich von ihm will (und auch das sollte er wissen, ich habs oft genug gesagt).
Von außen betrachtet scheinen wir eine wirklich gute Ehe zu haben ... das bekommen wir auch immer wieder zu hören. Aber das ist ja nun nicht die Latte, an der man das misst.
Jetzt höre ich euch schon: So viel hat sie geschrieben und den wichtigsten Punkt total ausgelassen: Liebst sie ihn denn?
Ja, wenn ich das nur wüsste ...
Ich war und bin extrem gut darin, Sachen übers Knie zu brechen, aber es geht für mich gerade um etwas, das ich nicht unnötigerweise versauen will: meine Ehe.
Grundsätzlich ist mein Problem daran wohl, dass ich mir nicht sicher bin, ob das, was wir hier leben eine Ehe ist oder nur eine komische WG. Ich würde gern mal hören, was ihr darüber denkt und wie ihr diese Situation empfinden würdet, einfach um meinen Standpunkt klarer beurteilen zu können.
Das wird vermutlich ziemlich lang, ich hatte ja viel Zeit, Probleme zu sammeln - vielen Dank schon mal fürs Durchlesen.
Wir sind jetzt seit 7 Jahren zusammen und davon 6 Jahre verheiratet.
Mein Mann ist ein ganzes Eckchen älter als ich und hat auch einen ganz anderen Hintergrund.
Wir haben uns ziemlich schnell verlobt, da waren wir keine zwei Monate zusammen, kannten uns also eigentlich noch gar nicht richtig. Ich muss auch ehrlich gestehen, dass ich heute nicht mehr sagen kann, warum ich Ja gesagt habe ...
Wir kommen eigentlich ganz gut miteinander aus, aber es ist für mein Empfinden irgendwie so ein Nebeneinanderherleben ... wir wohnen halt zufällig zusammen.
Ich bin für ihn (überspitzt gesagt) Putzfrau, Köchin, Sekretärin, Hausmeister, Waschfrau, Therapeutin ... gefühlt Mutterersatz (er hat eine extrem starke Bindung zu seiner Mutter, auch heute noch).
Er ist für mich ... die dritte Hand, derjenige, bei dem ich direkt meinen Arbeitsfrust loswerden kann und jetzt fällt mir schon nichts mehr ein, was ich für die Ausgewogenheit schreiben könnte. Oh, er ist derjenige, bei dem ich mir Lob abhole, wenn ich meine, dass ich welches verdient habe.
Ich habe das Gefühl, dass ich in die Beziehung mehr reinpowere, als gut für mich ist.
Seine psychische Situation fordert von mir extrem viel Einfühlungsvermögen, Rücksicht und Trost, oftmals (bzw. durch die bereits vergangene Zeit) mehr als ich geben zu können glaube und ich habe inzwischen nicht mehr sehr viel Geduld in der Hinsicht.
Ich habe schon mehrfach gefordert, dass er sich hinsichtlich der Hypochondrie und seiner Panikattacken in Therapie begibt. Nach langem Drängeln hat er mal einen Therapeuten angerufen und ihm aufs Band gesprochen. Der Therapeut hat nicht zurückgerufen und damit war der Mensch für ihn gestorben. In einer anderen Praxis hätte er sich auf die Warteliste setzen lassen können, hat er aber nicht gemacht - ich schließe daraus, dass er keine Therapie will. Ich denke schon, dass er das Problem erkannt hat, aber er hält wohl grundsätzlich nichts von Therapie, das hat er auch schon so gesagt - er ist der Meinung, wer Psychotherapeut wird, hat selbst einen an der Klatsche (O-Ton).
Wenn er an so einem hypochondrischen Anfall leidet und mich damit auf dem falschen Fuß erwischt, breche ich inzwischen sofort in Tränen aus, weil ich einfach nicht mehr damit umgehen kann oder/und ich laufe weg und versuche, mich der Situation zu entziehen, weil ich es nicht mehr ertrage, dass er diese Dinge bei mir ablädt.
Ein weiterer, offensichtlicher Punkt, der mich umtreibt, ist die familiäre Arbeitsteilung.
Dazu muss ich sagen, dass ich keine perfekte Hausfrau bin und auch nicht wirklich vorhabe, das zu werden. Bei mir muss man nicht vom Boden essen können, wir haben Geschirr ;-)
Zugegebenermaßen siehts manchmal schon schlimm aus hier - dann kann mein Mann auch durchaus mal einen Anfall kriegen und fängt an, aufzuräumen. In der Regel ist es so, dass ich dann ziemlich schnell mitmache, weil es mich eh schon gestört hat - in der Regel ist es aber auch so, dass ich nach einer Weile damit dann wieder alleine bin. Während ich in der Küche, im Bad oder Wohnzimmer (also den "Gemeinschaftsräumen") saubermache, verzieht er sich in sein Büro und macht da sauber und räumt auf. Ich hab auch ein eigenes Zimmer für meinen Kram, aber da siehts wüst aus, weil ich mich vorrangig um die gemeinsamen Räume kümmere, in mein Zimmer kommt ja niemand rein. In sein Büro auch so gut wie nie (nur seine Eltern/Familie).
Er räumt meistens die Spülmaschine aus bzw. stellt sie an, wenn sie voll ist. Seit ein paar Tagen macht er auch morgens die Betten und kümmert sich ums Lüften der Wohnung (das hat er von sich aus angefangen, ich kann die Betten selten machen, weil er fast immer noch drin liegt, wenn ich zur Arbeit aufbreche). Hin und wieder leert er mal einen Mülleimer aus, aber meistens kann man doch noch was reinstopfen, auch wenn der Deckel dann eben nicht mehr zu geht. Gelegentlich hilft er beim Wäsche auf- oder abhängen und Wegräumen.
Das wäre soweit okay, wenn er die "typischen" Männeraufgaben übernehmen würde (Rasenmähen, Autos pflegen, Heimwerken usw.). Da es ihm aber an jeglichem Geschick und Willen mangelt, mach ich das zu 95% auch. Ebenso ist es mit Dingen wie der Steuererklärung, dem Garten, Anrufen bei Handwerkern usw.
Ein beliebter Satz, wie er ihn sagt: "Wir müssten mal dringend dies und jenes tun!"
Bei mir kommt dann aber an: "DU musst mal dringend ..."
Und da sich diese Aufgaben bisher nicht erledigt haben, gehe ich mal davon aus, dass das auch genauso gemeint ist.
Wir arbeiten beide. Ich bin teilzeit angestellt, er arbeitet freiberuflich von daheim. Sein Job ist nicht konstant, d.h. er hat oft Phasen mit sehr viel Leerlauf bzw. ist es auch in Beschäftigungsphasen die Regel, dass er effektiv am Tag vielleicht 5 Stunden arbeitet. Er sitzt zwar den ganzen Tag in seinem Büro, aber Wahlergebnisse anderer Bundesländer angucken und online das Wetter beobachten ist in meinen Augen keine Arbeit (nein, das hat auch nichts mit seinem Beruf zu tun). Vom Einkommen her verdient er wohl mehr als ich es tue, aber auch nicht solche Mengen, dass es das in meinen Augen rechtfertigen würde. Es hängt leider viel davon ab, dass er tut, was er eben tut, weil er keinen richtigen Lohnberuf gelernt hat und Arbeitsalternativen für ihn nicht in Aussicht sind.
Es ist für mich gar nicht mal das Problem, dass er die Böden nicht wischt und die Fenster nicht putzt.
Aber es ist für mich ein Problem, dass er auch nicht die Brotkrümel wegputzt, wenn er sich ein Brot geschmiert hat und nicht einen Lappen holt, wenn er kleckert. Und es ist ein Problem, dass er (trotz entsprechender Ansage) die Socken nicht ordentlich in den Wäschekorb tut (also auf rechts gedreht und nicht als Ball). Und es ist ein massives Problem, dass er anscheinend sein Revier markieren muss (er pinkelt im Sitzen, aber leider nicht nur in die Schüssel) und die Klobürste nicht erkennt.
Auf all diese Punkte (und noch mehr) habe ich ihn schon angesprochen. Grad heute wieder auf die Sache mit der Klobürste ... das ist ja nun wirklich nicht schön.
Es kam dann direkt eine Retourkutsche: Wenn ich morgens beim Schminken ein Stück Toilettenpapier benutze (für Wimperntusche oder Lippenstift zum Abtupfen oder so), dann werfe ich das Stück Papier in die Toilette, ziehe aber dafür nicht extra ab. Das schwimmt dann da, wenn er aufs Klo geht.
Abgesehen davon, dass man das nun (in meinen Augen) nicht gut vergleichen kann: okay, es stört ihn, ich werfe das Papier jetzt in den Mülleimer.
So wie in diesem Fall läuft es fast immer: Wenn ich ihn auf irgendetwas hinweise (und meistens auch nicht zum ersten Mal), es kommt gleich was zurück. Er sagt mir nie etwas, wenn der Fall akut ist, ich kriege diese Ansagen immer nur als Antwort auf Kritik.
Ich empfinde sein Verhalten in Haushaltsdingen als Mangel an Rücksichtnahme (möglicherweise ist es auch steinzeitmännliches Reviermarkieren? Ich bin nun mal irgendwie auch der "Mann" im Haus, aber das ist ja nicht nur meine Schuld ... wenn ich es nicht mache, wer dann?)
Oft bekomme ich zu hören "Ich sehe den Dreck nicht" oder "Ich weiß nicht, wie/wo usw.". Es ist allerdings auch nicht so, dass ich ihm nicht Dinge zeige oder erkläre bzw. ihm da auch seinen Weg lasse (wenn er mal Wäsche zusammenlegt, macht er das anders als ich, okay ... wenn es mich bei meinen Sachen stört, lege ich es eben hinterher noch mal "richtig" zusammen).
Ein weiterer Punkt, bei dem ich wirklich nicht weiß, wie ich dazu stehen soll:
Wir haben keinen Sex. Genaugenommen hatten wir noch nie "richtigen" Sex. Er leidet an einer Erektionsstörung, unsere sexuellen Erfahrungen belaufen sich also "nur" auf das Drumherum. Das wusste ich vorher, natürlich, aber ich kannte die Ausmaße nicht.
Er hat nämlich auch kein Interesse an Sex. Unser letzter "Kontakt" in der Hinsicht muss weit über ein Jahr hersein. Hin und wieder kommt es schon zu sexuell aufgeladenen Momenten, die bei mir dann immer alle Lampen aufleuchten lassen ... und nach wenigen Minuten heißt es dann: "Ach Schatz, ja, wenn es heute nicht so heiß/kalt, regnerisch, windig wäre, wenn heute nicht dies und das und jenes wäre ...".
Zwischenzeitlich haben wir einiges ausprobiert, um da etwas mehr Schwung reinzubringen, aber "befriedigende" Ergebnisse sind dabei auch nicht herumgekommen.
Das hat mir früher weniger ausgemacht, allerdings war ich zu Beginn unserer Beziehung noch sehr jung. Inzwischen ist das ein Punkt, der mich wirklich sehr stört.
Ich weiß, dass er sich selbst als bisexuell bezeichnet. Allerdings vermute ich, dass er eigentlich schwul ist und es sich selbst nicht recht eingesteht. Ich wüsste wahrscheinlich nur gern, woran ich bin, da es in den meisten anderen Punkten einfach nach Alibi-Ehe schreit ...
Es wäre okay. Wenn es eine gemeinschaftliche Abmachung gäbe, die unser Sexleben betrifft und mit der wir beide zufrieden sein können ... aber so fühle ich mich "hingehalten" und abgestellt ... er weiß das.
Dazu kommt, dass wir uns am Anfang einig waren, dass wir Kinder wollen ... er will immer noch Kinder bzw. sagt er das, ich bin mir da nicht mehr sicher. Also, ich hätte schon gern Kinder - aber mit ihm? So, wie wir sie gemeinsam machen könnten (das hätte mehr was von Samenspende ...), so möchte ich keine Kinder!
Auf der anderen Seite steht, dass er mich sehr verwöhnt, was mir allerdings manches Mal schon ziemlich auf den Keks geht. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit gibt er Unmengen Geld für mich aus (Geld, das wir an sich nicht haben) ... und ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich glaube schon, dass er mir eine Freude machen will (auch wenn es eben teilweise einfach in die Hose geht), aber ich bin mir nicht sicher, ob er sich vielleicht auch (unterbewusst) freikaufen will? Aber das ist es ja nicht, was ich von ihm will (und auch das sollte er wissen, ich habs oft genug gesagt).
Von außen betrachtet scheinen wir eine wirklich gute Ehe zu haben ... das bekommen wir auch immer wieder zu hören. Aber das ist ja nun nicht die Latte, an der man das misst.
Jetzt höre ich euch schon: So viel hat sie geschrieben und den wichtigsten Punkt total ausgelassen: Liebst sie ihn denn?
Ja, wenn ich das nur wüsste ...