Im Namen des Volkes...

MariaH

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21 Januar 2009
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Hallo,

so langsam rückt der zweite Termin näher, an welchem ich wieder als Schöffin zu Gericht geladen bin. Im Januar 09 begann eine neue Schöffenperiode für 5 Jahre und ich wurde zur Hauptschöffin am Amtsgericht gewählt, nachdem ich mich vor vielen Monaten dafür beworben hatte. Seinerzeit fand ein Aufruf in der Tageszeitung statt, dass Schöffen „händeringend“ gesucht würden, und daraufhin dachte ich, dass es doch eine sinnvolle Aufgabe sei. Nach vielen Jahren als Uni-Gasthörerin schien mir der Augenblick gekommen, dass sich ein Wechsel anbahne von der Theorie zur Praxis, also die Lebenswerte nicht nur als geistiges Gut zu bewahren, sondern im Leben anzuwenden.
Ich las in der Zeitung, dass aus der Bewerberzahl das Los entscheidet, wer als Schöffe bestellt wird, und so beschloss ich, dass ich es dem Schicksal übergebe, was aus meinem Ansinnen entsteht.

Also habe ich mich beworben, aber in der Wartezeit kamen mir dabei einige Zweifel, die religiösen Ursprung haben. Mir fiel z.B. der biblische Satz ein: „Richte nicht, damit du nicht gerichtet wirst.“ Das hat mir recht viel zu denken gegeben, ob es also wirklich ein guter Gedanke von mir gewesen sei, Schöffin zu werden, ob das eine mir angemessene, also meiner Mentalität entsprechende Aufgabe ist. Andererseits ist mir klar, dass es einen Strafvollzug geben muss, denn sonst würde Chaos in der Gesellschaft herrschen.
Bin etwas in Zwiespalt geraten.

Wie seht ihr das Recht einzelner, im Namen des Volkes, über andere zu Gericht zu sitzen?

Liebe Grüße
MariaH.
 
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AW: Im Namen des Volkes...

Hallo MariaH.
Herzlichen Glückwunsch dir dazu.
Zum einen finde ich es sicherlich interessant. Ich habe mir auch schon mal meine Gedanken dazu gemacht. Ich stelle es mir nicht leicht vor. Zumal ja bei Gericht so viel gelogen wird und manche Richter auch willkürlich handeln bzw. urteilen.
MariaH. schrieb:
Wie seht ihr das Recht einzelner, im Namen des Volkes, über andere zu Gericht zu sitzen?
Ich vertraue einfach darauf, dass die Schöffen gut ausgewählt werden. Ich finde es wichtig, daß nicht nur der Richter alleine das Urteil fällt.
Ich denke, daß der bilblische Satz sinnbildlich gemeint ist. Wenn Gott es nicht gewollt hätte, hätte das Los anders entschieden;)
Alles Liebe
Eberesche
 
AW: Im Namen des Volkes...

Hallo MariaH :)

Auch ich habe schon darüber nachgedacht...

Mein Papa war Schöffe gewesen.

Das Einzige was zählt, ist die MENSCHLICHKEIT!

Behalte sie bitte immer in Deinem Herzen... :liebe1:
 
AW: Im Namen des Volkes...

Hallo,

Also habe ich mich beworben, aber in der Wartezeit kamen mir dabei einige Zweifel, die religiösen Ursprung haben. Mir fiel z.B. der biblische Satz ein: „Richte nicht, damit du nicht gerichtet wirst.“ Das hat mir recht viel zu denken gegeben, ob es also wirklich ein guter Gedanke von mir gewesen sei, Schöffin zu werden, ob das eine mir angemessene, also meiner Mentalität entsprechende Aufgabe ist. Andererseits ist mir klar, dass es einen Strafvollzug geben muss, denn sonst würde Chaos in der Gesellschaft herrschen.
Bin etwas in Zwiespalt geraten.

Wie seht ihr das Recht einzelner, im Namen des Volkes, über andere zu Gericht zu sitzen?

Liebe Grüße
MariaH.


Liebe MariaH.

Schön, dass du zu dieser Aufgabe gefunden hast.

Der biblische Satz: "Du sollst nicht richten", hat nichts mit Gesetze oder der Aufgabe des Richters im Amt zu tun. Es bedeutet vielmehr, du sollst anderen Menschen gegenüber nicht voreingenommen sein und sie verurteilen. Es bedeutet, du sollst andere Menschen nicht an deine Maßstäben messen. Es ist im Sinne des Satzes zu verstehen, "Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein."

Der christliche Glaube geht absolut konform mit der Ausübung von Gesetzen.
Denn Gesetze und Gerichte sind dafür da, dass der Schwächere, der Benachteiligte, nicht gegenüber einer Obrigkeit, dem Staat, stärkeren Menschen schutzlos ausgeliefert sind. Es ist nun mal so, dass alle Menschen Interessen haben, ob finanziell, gesellschaftlich, körperlich etc. Manche Menschen sind stärker und besser darin, ihre Interessen gegenüber den Interessen anderer durchzusetzen. Derjenige der dadurch zu Unrecht benachteiligt wird, der dadurch verletzt wird, dieser Mensch braucht Schutz und die Möglichkeit Gerechtigkeit einfordern zu können. Deswegen haben wir in Deutschland den verfassungsrechtlichen Grundsatz, dass jeder Mensch ein Recht hat auf richterliches Gehör, also ein Recht sein Anliegen - mögliche Verletzung seiner Rechte - vor einem Richter vor zu tragen.

Mag sein, dass du als Laienrichterin einen Menschen verurteilen musst. Doch bedenke, dass vor dem Verurteilen das Urteilen steht. Und zwar nicht allein das Urteilen über das Vergehen des Angeklagten, sondern gleichzeitig auch das Urteilen über die Verletzung welche ein schwächerer Mensch erfahren musste, welcher vor Gericht darauf vertraut, dass er Gerechtigkeit und Schutz in dieser Gesellschaft erfährt.

Deine Aufgabe als Schöffin und Laienrichterin und die des Gerichts bedeutet nicht allein zu verurteilen, sondern vor allem Menschen zu beschützen.

Ich wünsche dir viel Erfolg.

Hanne
 
AW: Im Namen des Volkes...

Liebe Eberesche,

bevor ich mich beworben hatte, machte ich mir natürlich auch Gedanken darüber –allerdings sehr unbedarft, ohne im Internet zu recherchieren. Ansonsten hätte ich vorher gewusst, dass Schöffen nicht nur eine beratende Funktion haben, wie ich es mir vorgestellt hatte, sondern eine tatsächlich richterliche. Bei der Einführungsveranstaltung erfuhr ich, dass die eigene, also Laien-Stimme das gleiche Gewicht hat wie die des Richters, bei einer Verhandlung am Amtsgericht gibt es jeweils 2 Schöffen und einen Berufsrichter, so dass es im Ernstfall möglich wäre, dass die beiden Schöffen den Richter überstimmen. (Zumindest ist es so vom Gesetz vorgesehen, ob es solche Praxisfälle gibt, weiß ich nicht.)
Jedenfalls gingen meine Bedenken mit diesem neuen Wissen einher, dass ich also nicht nur eine beratende Mitwirkung, sondern auch eine beschließende, das Strafmaß findende Aufgabe mittrage.
Aber vielleicht war es auch richtig so, dass ich nicht vorab recherchierte, sonst hätte ich mich evtl. nicht beworben. Und ich glaube nun, dass ich da mit der Zeit hineinwachsen werde.


Ich denke, daß der bilblische Satz sinnbildlich gemeint ist. Wenn Gott es nicht gewollt hätte, hätte das Los anders entschieden;)
Alles Liebe
Eberesche


Ja, ich hatte es der Fügung überantwortet und stehe nun dazu. Sehe es aber auf jeden Fall so, dass ich es nicht ohne Gottes Hilfe angehen sollte. Deshalb habe ich die Frage, ob meine Vereidigung mit religiösem Zusatz vorgenommen werden soll, bejaht, also die Schluss-Formel: „So wahr mir Gott helfe…“ gewählt - Darauf vertraue ich nun.

Liebe Grüße
MariaH
 
AW: Im Namen des Volkes...

Hallo MariaH :)

Auch ich habe schon darüber nachgedacht...
Mein Papa war Schöffe gewesen.
Das Einzige was zählt, ist die MENSCHLICHKEIT!

Behalte sie bitte immer in Deinem Herzen... :liebe1:

Liebe Elli,

ja, ich werde mir der Notwendigkeit von Einfühlsamkeit und Menschlichkeit immer bewusst sein, auch bei der Strafbemessung, denn man greift damit doch sehr in das Leben eines anderen hinein, und es bedarf großer Verantwortung.
Ich denke, dass genau darin die wichtigste Aufgabe eines Schöffen besteht, nämlich die fachlich-sachlichen Eigenschaften des Richters durch menschliche Lebens- und Berufserfahrungen aus anderen Bereichen zu ergänzen, sozusagen mit Herz und praktischem Verstand mitzuhelfen, ein lebensnahes Urteil zu finden.
Ich werde mir wirklich Mühe geben.

Liebe Grüße
Maria H.
 
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Liebe MariaH.

Schön, dass du zu dieser Aufgabe gefunden hast.

Der biblische Satz: "Du sollst nicht richten", hat nichts mit Gesetze oder der Aufgabe des Richters im Amt zu tun. Es bedeutet vielmehr, du sollst anderen Menschen gegenüber nicht voreingenommen sein und sie verurteilen. Es bedeutet, du sollst andere Menschen nicht an deine Maßstäben messen. Es ist im Sinne des Satzes zu verstehen, "Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein."

Liebe Hanne,
ich verstehe deinen einführenden Satz so, dass ich die biblische Weisung auf den „normalen“ Lebensalltag beziehe, also auf den zwischenmenschlichen Umgang miteinander, nicht wahr?
Also ist das Urteilen im Gerichtssaal auf einer anderen Ebene angesiedelt und vom obigen Zitat unabhängig, zumindest weitestgehend, denn auch hier gilt sicher, dass ich den Angeklagten nicht mit meinen Maßstäben und meinem „gesunden“ Menschenverstand messen kann, sondern ihn da abholen muss, wo er steht. Ich meine damit, dass ich versuchen sollte, mich in seine Fähigkeit von Schuldempfinden einzufühlen, denn das – so finde ich – kann die einzige Grundlage für die Strafbemessung sein.

Der christliche Glaube geht absolut konform mit der Ausübung von Gesetzen.
Denn Gesetze und Gerichte sind dafür da, dass der Schwächere, der Benachteiligte, nicht gegenüber einer Obrigkeit, dem Staat, stärkeren Menschen schutzlos ausgeliefert sind. Es ist nun mal so, dass alle Menschen Interessen haben, ob finanziell, gesellschaftlich, körperlich etc. Manche Menschen sind stärker und besser darin, ihre Interessen gegenüber den Interessen anderer durchzusetzen. Derjenige der dadurch zu Unrecht benachteiligt wird, der dadurch verletzt wird, dieser Mensch braucht Schutz und die Möglichkeit Gerechtigkeit einfordern zu können. Deswegen haben wir in Deutschland den verfassungsrechtlichen Grundsatz, dass jeder Mensch ein Recht hat auf richterliches Gehör, also ein Recht sein Anliegen - mögliche Verletzung seiner Rechte - vor einem Richter vor zu tragen.

Mag sein, dass du als Laienrichterin einen Menschen verurteilen musst. Doch bedenke, dass vor dem Verurteilen das Urteilen steht. Und zwar nicht allein das Urteilen über das Vergehen des Angeklagten, sondern gleichzeitig auch das Urteilen über die Verletzung welche ein schwächerer Mensch erfahren musste, welcher vor Gericht darauf vertraut, dass er Gerechtigkeit und Schutz in dieser Gesellschaft erfährt.

Ich würde sagen, Du beschreibst die Grundlagen des demokratischen Rechtsstaates. Ja, das verstehe ich und sehe es auch so, es ist eine Frage der Gesamtverantwortung, nicht nur den Motiven des Angeklagten gegenüber, sondern auch gegenüber dem unmittelbar Geschädigten und eigentlich auch der Gerechtigkeit an sich.

Deine Aufgabe als Schöffin und Laienrichterin und die des Gerichts bedeutet nicht allein zu verurteilen, sondern vor allem Menschen zu beschützen.

Ich wünsche dir viel Erfolg.

Hanne

Und zudem entsteht die Hoffnung, dass ein Urteil nicht nur einen Vergeltungscharakter habe, sondern auch zur Verhinderung weiterer Straftaten dienen sollte.

Vielen Dank für deinen Beitrag und deine guten Wünsche.
Liebe Grüße
Maria H.

(Am 5.3. beginnt eine Verhandlung mit 4 Sitzungstagen, an denen ich als Schöffin berufen bin.)
 
AW: Im Namen des Volkes...

Hallo Maria,

wenn Du meinst, du darfst nicht richten, dann frage Gott (Du bist ja Christin - und er wird Dich beraten, wenn Du ihn fragst), wie Du entscheiden sollst. Oder frage Dein Herz, was dieses dazu sagt.
Was Du nicht tun solltest (und was die Bibel wahrscheinlich meinte), ist, Kläger oder Angeklagten innerlich zu verabscheuen. Sie sind alle nur Menschen mit Fehlern. Doch für seine Taten muss man nun einmal die Konsequenzen tragen.
Wenn mich jemand angreift, kann es passieren, dass ich demjenigen Arm oder Bein breche - aber dies kann ich mit Liebe tun, damit er keine Chance hat, sich an mir zu versündigen.
Verstehst Du, was ich damit sagen möchte?

Wenn ich jemandem Gewalt antue, muss ich die Konsequenzen tragen - die in unserer Gesellschaft meistens Gefängnis heissen. Doch niemand zwingt Dich, den Menschen mit dem hohen Aggressionspotential zu hassen. Im Gegenteil, das wäre einer klaren gerichtlichen Entscheidung sogar abträglich.
 
AW: Im Namen des Volkes...

Hallo Maria,

wenn Du meinst, du darfst nicht richten, dann frage Gott (Du bist ja Christin - und er wird Dich beraten, wenn Du ihn fragst), wie Du entscheiden sollst. Oder frage Dein Herz, was dieses dazu sagt.
Was Du nicht tun solltest (und was die Bibel wahrscheinlich meinte), ist, Kläger oder Angeklagten innerlich zu verabscheuen. Sie sind alle nur Menschen mit Fehlern. Doch für seine Taten muss man nun einmal die Konsequenzen tragen.
Wenn mich jemand angreift, kann es passieren, dass ich demjenigen Arm oder Bein breche - aber dies kann ich mit Liebe tun, damit er keine Chance hat, sich an mir zu versündigen.
Verstehst Du, was ich damit sagen möchte?

Wenn ich jemandem Gewalt antue, muss ich die Konsequenzen tragen - die in unserer Gesellschaft meistens Gefängnis heissen. Doch niemand zwingt Dich, den Menschen mit dem hohen Aggressionspotential zu hassen. Im Gegenteil, das wäre einer klaren gerichtlichen Entscheidung sogar abträglich.

Hallo Ahorn,

ich glaube, ich verstehe was du meinst. Es geht hier wahrscheinlich um die innere Haltung, auf die es ankommt. Wenn es also heißt, du sollst nicht richten…. , dann kann ich das auch so auslegen, dass ein Richten über einen Menschen nur Gott selbst vorbehalten ist.

Für die Schöffen und auch die Richter gilt damit, dass man sich nicht über andere erheben soll und sich anmaßen, eine wahre Einschätzung des Wertes dieses anderen Menschen vorzunehmen. Das bedeutet also, - so sehe ich das nun -, es geht beim Richten nicht um ein Ver-urteilen des Menschen, sondern ausschließlich um das Be-urteilen seiner Tat.
Ok, darauf kann ich mich gut einstimmen, und hoffe, dass es mir stets gelingen möge, eigene innere Neigungen oder Abneigungen zum Schweigen zu bringen.

Liebe Grüße
Maria H.
 
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Liebe Hanne,
ich verstehe deinen einführenden Satz so, dass ich die biblische Weisung auf den „normalen“ Lebensalltag beziehe, also auf den zwischenmenschlichen Umgang miteinander, nicht wahr?

Hallo MariaH

Ja, genau so meine ich das.

Also ist das Urteilen im Gerichtssaal auf einer anderen Ebene angesiedelt und vom obigen Zitat unabhängig, zumindest weitestgehend, denn auch hier gilt sicher, dass ich den Angeklagten nicht mit meinen Maßstäben und meinem „gesunden“ Menschenverstand messen kann, sondern ihn da abholen muss, wo er steht. Ich meine damit, dass ich versuchen sollte, mich in seine Fähigkeit von Schuldempfinden einzufühlen, denn das – so finde ich – kann die einzige Grundlage für die Strafbemessung sein.

Also, im Gerichtssaal musst du auch ein Urteil treffen über einen Lebenssachverhalt. Doch wie du richtig sagst, es gibt da zwei Ebenen, und ich denke es kann helfen diese auseinander zu halten.

Die eine Ebene ist die persönliche Ebene, wozu der biblische Satz "Du sollst nicht richtigen" gehört. Der Richter sollten nicht parteiisch sein, sei es weil er persönliche Aversionen oder Sympatien gegenüber einer der Parteien hegt, damit wäre er befangen.
Die andere Ebene ist die sachliche Ebene, die Urteilsebene eines objektiven Dritten. Die Maßstäbe sind das Gesetz, die Beweislage und der gesunde Menschenverstand. Der Richter zieht zB das soziale Umfeld des Täters hinzu und schaut ob der Täter in seinem Leben selbst ein Opfer ist, oder er fragt wie sehen seine Chancen aus?

Eine Freundin durfte im Referendariat als Staatsanwältin die Staatsanwaltschaft vertreten. Diese hatte eine Bewährungsstrafe vorgeschlagen, da der Täter 19 Jahre alt war. Sie entschloss sich jedoch für den Strafvollzug mit Drogenentzug und Therapie. Sie sagte, wenn ich den jetzt wieder laufen lasse, dann hilft dem keiner mehr.






Ich würde sagen, Du beschreibst die Grundlagen des demokratischen Rechtsstaates. Ja, das verstehe ich und sehe es auch so, es ist eine Frage der Gesamtverantwortung, nicht nur den Motiven des Angeklagten gegenüber, sondern auch gegenüber dem unmittelbar Geschädigten und eigentlich auch der Gerechtigkeit an sich.

Ich stimme dir zu.



Und zudem entsteht die Hoffnung, dass ein Urteil nicht nur einen Vergeltungscharakter habe, sondern auch zur Verhinderung weiterer Straftaten dienen sollte.

Im Strafrecht gibt es auch noch mehrere Motive für die Höhe der Strafe. Das eine ist der Schutz der Gesellschaft. Das andere betrifft den geschlossenen Strafvollzug. Hier kommt zusätzlich zum Schutz der Gesellschaft die Absicht der Resozialisation, die Wiedereingliederung des Straftäters in die Gesellschaft.
Dann gibt es noch den Erziehungscharakter. Die Strafe soll dem Verurteilten verdeutlichen, dass er mit der Straftat ein Schaden verursacht hat.




(Am 5.3. beginnt eine Verhandlung mit 4 Sitzungstagen, an denen ich als Schöffin berufen bin.)

Ich finde du gehst sehr differenziert an deine Aufgabe heran. Du wirst bestimmt die richtige Entscheidung treffen. Ich drücke dir die Daumen :)
 
AW: Im Namen des Volkes...

Schwere Verbrechen dürfen aber auch nicht verharmlost werden....
och der hat ja nur einen Fehler gemacht...

wer sich etwas zu Schulden kommen läßt muß dafür gerade stehen,
und unser Strafmaß ist eh schon viel zu lasch...
 
AW: Im Namen des Volkes...

Für die Schöffen und auch die Richter gilt damit, dass man sich nicht über andere erheben soll und sich anmaßen, eine wahre Einschätzung des Wertes dieses anderen Menschen vorzunehmen. Das bedeutet also, - so sehe ich das nun -, es geht beim Richten nicht um ein Ver-urteilen des Menschen, sondern ausschließlich um das Be-urteilen seiner Tat.
Ok, darauf kann ich mich gut einstimmen, und hoffe, dass es mir stets gelingen möge, eigene innere Neigungen oder Abneigungen zum Schweigen zu bringen.
Genau - es geht um die Tat. Wenn ein Mensch zu schwach ist, seinen zerstörerischen Impulsen Einhalt zu gebieten, dann muss die Gesellschaft geschützt werden.
Er - als Mensch - hat vielleicht nie gelernt, wie man das macht. Natürlich muss er die Konsequenzen tragen. Er ist ja schliesslich alt genug. Aber sein Wert als Mensch ist nicht abhängig von der Strafe, die er für seine Tat auf sich nehmen muss.
 
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Schwere Verbrechen dürfen aber auch nicht verharmlost werden....
och der hat ja nur einen Fehler gemacht...

wer sich etwas zu Schulden kommen läßt muß dafür gerade stehen,
und unser Strafmaß ist eh schon viel zu lasch...

Deswegen sag ich ja, er muss die Konsequenzen tragen. Das ist nun einmal so bei erwachsenen Menschen.
 
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Hallo liebe Maria H. Herzlichen Glückwunsch zu Deinem verantwortungsvollen Amt. Du wirst viele Menschen treffen, viele schlimme Geschichten hören, nicht nur logisch, sondern auch empathisch denken müssen. Was mich stört, ist daß es Menschen gibt die sehr geübt im Lügen sind und unschuldige Menschen vor Gericht zerren, nur um Angst und Schrecken zu verbreiten um damit von sich abzulenken und um als Täter nun als Opfer dazustehen. Sowas ist schlimm und Gott gebe Dir und allen Richtern denDurchblick. Das wünscht Dir von Herzen Tantesam
 
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Wie seht ihr das Recht einzelner, im Namen des Volkes, über andere zu Gericht zu sitzen?

Hallo Maria!

Toll ich gratuliere Dir jedefalls erst mal.

Du stellst hier wirklich ein Thema ins Forum, welches ich sehr interessant finde.

Du erwähnst die Bibelstelle: "Richte nicht über andere, auf dass Du nicht gerichtet wirst". Diese Bibelstelle hat für mich NICHTS mit dem "richten" im Gesetzesvollzug gemein. Hier ist meiner Ansicht nach das eigene, innere Verurteilen gemeint - oder das schlecht machen eines anderen, woraus Dinge wie Mobbing oder so entstehen. Jesus sagte auch, nicht das was ihr in Euren Mund hinein tut vergiftet Euch, das was aus Eurem Mund kommt ist Euer Gift.

Ist jemand innerlich in seiner Ruhe, verurteilt der Mensch das worüber er richtet nicht persönlich, dann spricht er wohl neutrale Worte aus. Mit in der inneren Ruhe sein meine ich, dass keine Wut, keine Rachegefühle, keine intensiven Emotionen dem richterlichen Urteil beigefügt werden.

Das ist denke ich, die einzig korrekte Vorgehensweise und bestimmt in gewissen Fällen ein schwer zu erreichendes Ziel.

Aber auch die Bemühung, dieses Ziel der Neutralität zu erreichen ist ja auch bereits was wert finde ich.

Unterm Strich ist es bei mir so, dass ich einige Zeit im Gesetzesvollzug gearbeitet habe. Ich habe für mich in diesen Jahren sehr viel gelernt. Ich war fachlich wie menschlich gefordert und musste Seiten an mir fördern, die ich vernachlässigt hatte. Es war insgesamt sehr gut so.
Immer habe ich geglaubt mit dieser Tätigkeit in Pension zu gehen. Dem ist aber nicht so :). Wenn es sich änder möchte, dann ändert es sich wieder.

Ich habe rückwirkend nicht den Eindruck "etwas falsch gemacht zu haben", nur weil ich diesen Beruf ausgeübt hab. So lange ich ich selbst sein konnte dabei, war es voll OK.

Liebe Grüße!
Elladana

PS.: Grundsätzlich bin ich der Meinung dass es zu viele Gesetze gibt. :)
Weil es die eben gibt, wird es auch immer Menschen geben (müssen) die zu Gericht sitzen.
Wenn Du vor Gericht kämst - welchen Richter würdest Du Dir wünschen? Wohl einen der Dir neutral gegen über steht, der Dich nicht persönlich verurteilt, der auf diese Weise Deine Tat betrachtet und über sie richtet.
Gut dass Du Dich dazu entschieden hast - solche Menschen braucht es dringend.
 
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