Kind im Kaufrausch und Eltern beklaut

Minette

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21 Juni 2005
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Hallo zusammen,

ich war schon ewig nicht mehr hier, aber gerade drückt mir was auf die Seele, dass ich unbedingt loswerden muss.

Vor ca. 2 Wochen habe ich bemerkt, dass uns unsere Tochter (12) beklaut. Es waren nicht nur 2/3 Euro sonder über einen Zeitraum von etwa 3 Monaten bestimt an die 60 Euro. Sie hat ohne mit der Wipmper zu zucken einen 20er aus meinem Geldbeutel genommen und die Spardose meines Mannes halb geleert. Wir haben sie erwischt und mit ihr darüber gesprochen. Sie hat zwar geweint, aber ich denke nicht, dass sie es wirklich bedauert hat. Eher hat sie bedauert, dass sie erwischt wurde.
Nun haben wir vereinbart, dass sie jeden Monat 5 Euro von ihrem Taschengeld zurückzahlen muss.

Heute war sie mit ihrer Freundin in der Stadt zum Shoppen. Sie hatte 10 Euro Taschengeld und noch 20 Euro von der Oma. Zurück kam sie mit Einkäufen (Schmuck und Kleidung) für über 40 Euro. Auf die Frage woher sie das Geld habe, hat sie gesagt, dass sie sich von der Freundin etwas geliehen hat. Wir haben versucht ruhig zu bleiben und ihr erklärt, dass das so nicht geht. Sie bekommt momentan nur monatlich 10 Euro (normalerweise 15) und hat jetzt zu Beginn des Monats schon Schulden die ihr monatliches Taschengeld überschreiten.
Wieder haben wir ihr versucht nahe zu legen mit ihren Finanzen besser zu haushalten. Unter Tränen beschloss sie dann, die Sachen zurückzubringen.

Momentan bin ich echt verzweifelt, weil ich nicht weiß, was dieses Kind zu solchen Handlungen treibt. Zugegeben, wir stehen finanziell nicht schlecht da und wenn uns was gefällt dann kaufen wir es. Allerdings nicht einfach blindwütig. Wir führen auch Haushaltsbuch. Leben dem Kind also eigentlich ganz gut vor.
Eine Freundin meinte mal, sie wäre sozusagen der Gegenpol zu uns (total chaotisch und unorganisiert).

Kann mir jemand Rat geben, wie ich damit umgehen kann und wie ich ihr helfen kann, denn Hilfe braucht sie offensichtlich
Danke
 
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Momentan bin ich echt verzweifelt, weil ich nicht weiß, was dieses Kind zu solchen Handlungen treibt.

Liebe Minette,

es ist sicher erst einmal ein Schock, wenn das eigene Kind klaut, und dazu noch innerhalb der Familie.
Ein, wenn auch schwacher, Trost: fast alle Kinder tun das einmal.

Gut dabei ist, dass sie erwischt wurde und ihre Lektion bekommt in Form des verminderten Taschengeldes.
Hierzu ein kleiner Tipp:
gebt ihr weiterhin die üblichen 15 Euro - die 5 Euro soll sie Euch wieder geben, zB innerhalb eines Tages.
Das hat einen weitaus "schmerzhafteren" Effekt, der in diesem Fall ja erwünscht ist.

Solange Euer eigenes Kaufverhalten besonnen ist, braucht Ihr euch hinsichtlich schlechter Vorbildwirkung
keine Gedanken zu machen. Ihr könnt Eurer Tochter ruhig öfter vermitteln, dass auch Ihr hin und wieder ganz
bewusst auf Dinge verzichtet ... weil man nicht jedem Kaufdrang unkontrolliert nachgeben braucht.

Es ist heutzutage ein leider sozial übergreifendes Problem, dass viele Kinder auf wenig verzichten
müssen. Hier würde ich ansetzen: ihr beibringen, dass nicht immer alles zur Verfügung steht.
Das kann schon bei Kleinigkeiten beginnen, also zB fragen, ob das Cola aus dem Kühlschrank genommen oder die
Schokolade geöffnet werden darf. Ein "nein" muss auch hier mal als Antwort akzeptiert werden.

Also zu dramatisch würde ich die Sache jetzt nicht sehen.
Sollte sie allerdings weiterhin klauen, dann werdet Ihr nicht umhin kommen, die Sache zu hinterfragen, um
auszuschließen, dass es sich um einen verdeckten Hilfeschrei handelt:
Wie läuft es bei ihr in der Schule?
Gab es in der Familie ein einschneidendes Ereignis?
Hat sie Schwierigkeiten im Freundeskreis, in einer Gruppe? - etc.

Als sie die Einkäufe zurück gebracht hat, wurde ihr da das Bargeld erstattet?

LG
Lucille
 
Hallo Minette,

gut, daß ihr ziemlich schnell gemerkt habt, was bei eurer Tochter läuft.

Natürlich muß sie genau wissen, daß es euer, von euch verdientes Geld ist, das sie sich da so einfach genommen hat.

Aber das Taschengeld würde ich ihr auch nicht so drastisch einkürzen, wie schon Lucille vorschlägt.

Zum Einen bezahlt ihr das ja sowieso selber, zum Anderen wird sie dann wieder leichter in Versuchung geraten, wenn sie ihren Freunden beim Geldausgeben zusieht.

Habt ein waches Auge auf eure Tochter. Vielleicht sind da ganz andere Probleme. Sprecht miteinander uncd nehmt sie ernst.

Vielleicht kann sie sich in den Ferien einen Job suchen und euch so das Geld zurückzahlen. Dann bekommt sie eine andere Blickweise und weiß, daß man sich Geld verdienen muß.
 
Liebe Minette!

Ich sehe das mit dem Klauen nicht so tragisch, wahrscheinlich probiert das jedes Kind irgendwann mal. Ihr geht ja mit einer guten Konsequenz das Thema an, da würde ich mir nicht allzuviele Sorgen machen.

Sie bekommt momentan nur monatlich 10 Euro (normalerweise 15) und hat jetzt zu Beginn des Monats schon Schulden die ihr monatliches Taschengeld überschreiten.
Wieder haben wir ihr versucht nahe zu legen mit ihren Finanzen besser zu haushalten. Unter Tränen beschloss sie dann, die Sachen zurückzubringen.

Ich finde in dem Alter der beginnenden Pubertät 15 Euro im Monat Taschengeld sehr mager, vor allem im Hinblick darauf:

Zugegeben, wir stehen finanziell nicht schlecht da und wenn uns was gefällt dann kaufen wir es.

Wenn Ihr selbst finanziell schlecht dastehen würdet, so wären 15 Euro/Monat in meinen Augen vertretbar, denn dann ist eben nicht mehr da.

Aber wenn es Euch, wie Du schreibst, vom Geld her gut geht, warum bekommt Eure Tochter dann so wenig?

Wie sieht das Umfeld der Tochter aus, wieviel Taschengeld bekommen die Freundinnen?

Ich kann mir vorstellen, dass das "Klauen" auch ein Versuch ist, mithalten zu können und sie steht total unter Druck, weil sie sich vielleicht vor den Freundinnen nicht zugeben traut, wie wenig Geld sie zur Verfügung hat.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Gut dabei ist, dass sie erwischt wurde und ihre Lektion bekommt in Form des verminderten Taschengeldes.
Hierzu ein kleiner Tipp:
gebt ihr weiterhin die üblichen 15 Euro - die 5 Euro soll sie Euch wieder geben, zB innerhalb eines Tages.
Das hat einen weitaus "schmerzhafteren" Effekt, der in diesem Fall ja erwünscht ist.

So ist es bereits vereinbart und hat hoffentlich auch die entsprechende Wirkung
Also zu dramatisch würde ich die Sache jetzt nicht sehen.
Sollte sie allerdings weiterhin klauen, dann werdet Ihr nicht umhin kommen, die Sache zu hinterfragen, um
auszuschließen, dass es sich um einen verdeckten Hilfeschrei handelt:
Wie läuft es bei ihr in der Schule?
Gab es in der Familie ein einschneidendes Ereignis?
Hat sie Schwierigkeiten im Freundeskreis, in einer Gruppe? - etc.

Und hier bin ich mir nicht wirklich sicher, ob es sich nicht doch um einen Hilfeschrei handelt bzw. der Kaufrausch eine Ersatzbefriedigung ist.
Ein einschneidendes Erlebnis gab es nicht und im Freundeskreis läuft es auch gut. Mit der Schule bin ich mir nicht so sicher. Sie kaut Fingernägel (allerdings auch schon in der Grundschulzeit) und klagt immer mal wieder (so alle 2-4 Wochen) über unerklärliche Bauchschmerzen. Was die Schule betrifft, fehlt ihr ein bisschen der Ehrgeiz und die Eigeninitiative und das führt dann hin und wieder schon zu Spannungen zuhause.

Als sie die Einkäufe zurück gebracht hat, wurde ihr da das Bargeld erstattet?

Wir können die Sachen erst nächste Woche zurückgeben. Ich werde auf Bargelderstattung bestehen (schließlich ist sie noch nicht geschäftsfähig) obwohl ein Gutschein vermutlich lehrreicher wäre, weil ihr dann das Bargeld auch erst mal nicht zur Verfügung stehen würde.

Ich danke Dir für Deine Ratschläge und Einschätzungen
LG minette
 
Hallo,

leider gehst du nicht auf Reinfriedes und mein Post ein.

Was meinst du mit "Spannungen", wenn du über den fehlenden Ehrgeiz deiner Tochter in der Schule sprichst?

Wenn du über Nägelkauen und Bauchschmerzen deiner Tochter erzählst, muß das nicht unbedingt ein schwerwiegendes Problem bedeuten. Aber es könnte da was nicht in Ordnung sein. Habt ihr schon mal mit den Lehrern gesprochen(Vertrauenslehrer, Schulpsychologe)? Wie ist euer Verhältnis zu eurer Tochter?
 
Mit der Schule bin ich mir nicht so sicher. Sie kaut Fingernägel (allerdings auch schon in der Grundschulzeit) und klagt immer mal wieder (so alle 2-4 Wochen) über unerklärliche Bauchschmerzen. Was die Schule betrifft, fehlt ihr ein bisschen der Ehrgeiz und die Eigeninitiative und das führt dann hin und wieder schon zu Spannungen zuhause.

Warum bist Du Dir wegen der Schule nicht so sicher?
Ich würde mir da ganz schnell Klarheit verschaffen, indem ich das Gespräch mit jedem einzelnen Lehrer suchen würde.
"Schule" ist nun mal das zentrale Thema von Kindern im Schulalter, eventuelle Probleme haben hier eine starke Gewichtung.

Wenn Fingernägelkauen chronisch ist, wie es offenbar bei Eurer Tochter der Fall ist, dann würde ich das
schon hinterfragen, bzw. mich an einen Kinderpsychologen wenden. Oft steckt eine Form der Angst (Schule??) dahinter.

Nochmals zur Schule:
ich kenne kaum 12-jährige, die besonders viel Ehrgeiz und die notwendige Menge an Eigeninitiative vorweisen.
Um ein Defizit des Kindes auszugleichen, bedarf es eigentlich der Eigeninitiative der Eltern.
Darf ich fragen, wie die lernmäßige Betreuung und Motivation in der Praxis bei Euch aussieht?

Und ich schließe mich meinen Vorschreiberinnen an:
15 Euro Taschengeld sind, in Anbetracht Eurer finanziellen Situation, tatsächlich am unteren Limit.

LG
Lucille
 
Liebe Minette!

Ich hätte noch einen Vorschlag: Wie wäre es, wenn sich Deine Tochter durch kleinere Hilfestellungen im Haushalt etwas "dazuverdienen" könnte?

So lernt sie, dass Geld auch verdient werden muss und sie hätte die Möglichkeit, ihr Taschengeld zu erhöhen.

Als Beispiel: Bad putzen: 5,- Euro, Geschirrspüler aus- und einräumen: 2,- Euro etc.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Liebe Reinfriede, Liebe Lucille, Liebe Clara,

ich versuch jetzt mal noch offene Fragen in einem Post zu erklären.

Im Haushalt gibt es unserer Ansicht nach nichts dazu zu verdienen. Gerade gestern hatten wir einen Meinungsaustausch darüber. Arbeiten im Haushalt sind selbstverständlich und gehören auch nicht extra belohnt. Meine Tochter ist übrigens auch der gleichen Meinung (aber wahrscheinlich nur, weil sie denkt, ich würde sie dann eher mal dazu anhalten). Im übrigen muss sie so gut wie gar nichts im Haushalt machen, weil es mich wichtiger ist wenn sie sich um ihre Hausaufgaben für die Schule kümmert. Und selbst wenn, fände ich 2 Euro für Geschirrspüler ausräumen schon reichlich überbezahlt.

Eigentlich wollte ich das Taschengeld ab diesem Jahr auf 20 € erhöhen, aber nach den Vorfällen gibt es die Erhöhung erst ab den Sommerferien. Bis dahin muss sie ihre Schulden zurückbezahlt haben und da macht es ja keinen Sinn, wenn ich ihr jetzt 5 Euro mehr gebe. Im Übrigen wären auch die 15 Euro noch eine Weile ausreichend gewesen. Sie bekommt ja noch ganz viele Sachen von uns. Was die Freundinnen bekommen, weiß ich nicht genau. Ich weiß nur, dass manche gar nichts bekommen, was nichts mit der Finanzlage der Eltern zu tun hat. Es ist auch eher so, dass unsere Tochter noch diejenige mit dem meisten Geld ist.

Die Spannungen wegen der Schule kommen immer dann auf wenn eine Arbeit ansteht und das liebe Töchterlein so gar keine Lust zeigt, sich entsprechend vorzubereiten, was dann mit einer schlechten Note belohnt wird. Die wird dann von ihr ausgiebig beheult aber eine Änderung ihres Lernverhaltens ist danach auch nicht zu spüren. Wir haben einen gemeinsamen Hausaufgaben- und Lernplan erstellt, der von ihr geflissentlich ignoriert wird. Wenn dann mal wieder schlechte Ergebnisse kommen gelobt sie Besserung, macht aber nichts.
Im Endeffekt sieht es so aus, dass ich täglich stundenlang mit ihr Hausaufgaben mache (das dauert so lang, weil sie sich in jede Kleinigkeit immer so sehr reinsteigert) und mein Mann große Teile seines Jahresurlaubes opfert um mit ihr auf Arbeiten hin zu lernen (er ist ein wirklich toller Lehrer).
Ansonsten versuche ich natürlich schon herauszufinden, ob in der Schule etwas nicht rund läuft, bekomme aber immer zur Antwort, dass alles ok ist. Ich denke, manchmal ist der Druck etwas zu groß für sie, aber die Schule wechseln will sie auch nicht. Würde auch nichts bringen. Lernen muss sie überall.
Ich hoffe, ich hab jetzt alles berücksichtigt.
LG Minette
 
Vielleicht solltet ihr es einmal mit einer guten Nachhilfeschule oder einem Nachhilfelehrer für die Hausaufgaben versuchen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß die Eltern zwar sehr gute Lehrer sein mögen - jedoch besser nicht bei ihren eigenen Kindern. Das bringt nur unnötige Reibereien und Ärger.

Warum hattest du eigentlich den Thread eröffnet, wenn ich das fragen darf? Unsere Hilfe brauchst du ja offensichtlich nicht, wie ich erlesen kann.
 
Im übrigen muss sie so gut wie gar nichts im Haushalt machen, weil es mich wichtiger ist wenn sie sich um ihre Hausaufgaben für die Schule kümmert.

Diese Ansicht teile ich.
Meine Kinder wurden und werden auch nicht in Haushaltpflichten eingebunden.
Ich finde, der Schulalltag eines Kindes ist das Pendent zum Vollzeitjob eines Erwachsenen.
Die Anforderungen in der Schule und der Zeitaufwand zu deren Bewältigung steigen ständig ... der Rest an Freizeit
darf dem Kind-sein gehören.

nach den Vorfällen gibt es die Erhöhung erst ab den Sommerferien.

Finde ich gut, dass sie trotz der Vorfälle eine Perspektive hat und dass die "Strafe" in einem vorgegebenen Zeitrahmen abgegolten wird.

Im Endeffekt sieht es so aus, dass ich täglich stundenlang mit ihr Hausaufgaben mache (das dauert so lang, weil sie sich in jede Kleinigkeit immer so sehr reinsteigert) und mein Mann große Teile seines Jahresurlaubes opfert um mit ihr auf Arbeiten hin zu lernen (er ist ein wirklich toller Lehrer).

Leider stellt ein derartiges Engagement wie das Eure eher die Ausnahme dar.
Viele Kinder fühlen sich mit ihren schulischen Angelegenheiten alleine gelassen. Die Eltern haben oft nur eine, teilweise
unangemessene, Erwartungshaltung ohne sich darüm zu kümmern, wie realistisch die Umsetzung ist.

Allerdings (bitte nicht als Kritik verstehen) dürfte die Erledigung der Hausaufgaben im Alter Eurer Tochter nicht täglich
mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Wenn doch, dann würde ich das zum Anlaß nehmen, die Lernmethode zu überprüfen.
Nicht zu vergessen, dass der Umfang und der Schwierigkeitsgrad mit jedem Jahr zunimmt.

Ansonsten versuche ich natürlich schon herauszufinden, ob in der Schule etwas nicht rund läuft, bekomme aber immer
zur Antwort, dass alles ok ist.

Bis Weihnachten hatte ich meiner Tochter ihre ebenso lautenden "alles ok"-Antworten auch abgenommen.
Im Jänner war ich beim Elternsprechtag, habe mit jedem einzelnen Lehrer gesprochen - und da sah die Sache plötzlich ganz
anders aus. Es war überhaupt in alles ok. Ich erfuhr Einzelheiten zu ihrem ganz spezifischen Verhalten in den jeweiligen
Gegenständen und plausible Hintergründe für schlechte Noten.

Was ich damit sagen will - ich würde die Sichtweise der Lehrer unbedingt mit einbeziehen, sie erleben ein "anderes" Kind
als Ihr es zuhause tut.

Der Druck, den sie empfindet, dürfte real sein und könnte durchaus etwas mit dem Nägelkauen zu tun haben.

LG
Lucille
 
Ja, da gebe ich dir recht, Lucille. Bei uns zu Hause war es so, daß es meinen Eltern piepegal war, wie ich zu meinen guten Noten kam. Hauptsache war, daß ich sie vorweisen konnte.

Lernen mit meinem Vater war nur angesagt, wenn ich mal eine schlechte Note bekommen hatte. Das war eine Quälerei für mich.

Mit 12 war ich auf dem Gymnasium und hatte den größten Teil des Nachmittags mit den Hausaufgaben zu tun.

Bei meiner Tochter war das nicht anders. Die Hausaufgaben, die an Umfang und Schwere stetig zunahmen, beanspruchten sehr viel Zeit.

Allerdings habe ich(außer Vokabeln abhören u. ä.)nicht mit unserer Tochter gelernt. Das war auch besser. Ich wollte einfach unser Verhältnis entspannt halten. Mathematik war ihr schwaches Fach. Da hätte ich eh nicht helfen können. Sie ging 2x die Woche zur Nachhilfe.

Die Verbindung zur Schule und den Lehrern habe ich immer gehalten. Das war auch gut so. Unsere Tochter sagte auch öfters es sei alles o. k. Hauptsächlich um Diskussionen aus dem Wege zu gehen. Besonders in der Pupertät war es manchmal recht schwer für uns Eltern an sie heranzukommen.
 
Liebe Minette!

Die Spannungen wegen der Schule kommen immer dann auf wenn eine Arbeit ansteht und das liebe Töchterlein so gar keine Lust zeigt, sich entsprechend vorzubereiten, was dann mit einer schlechten Note belohnt wird. Die wird dann von ihr ausgiebig beheult aber eine Änderung ihres Lernverhaltens ist danach auch nicht zu spüren.

Auf die Gefahr hinauf, dass ich mich jetzt unbeliebt mache - was ich absolut verstehen kann, ich wäre da sicher auch nicht erfreut - wenn ich mir Dein Posting mit dem Herzen durchlese, krieg ich ein sehr trauriges Gefühl.

Da spürt man viel Druck auf das Kind, viele Verpflichtungen und so gar nicht den liebevollen Blick.

Weisst Du, ich hab mal wo gelesen: Liebe zu einem Kind heisst, konsequent zu sein - und zum Schluss ein wenig nachzugeben. In der Praxis sieht das so aus, dass Wiedergutmachung angesagt ist, aber der letzte Teil davon erlassen wird, mit dem zwinkernden und liebend-nachsichtigen Auge (vielleicht nur die Hälfte der Summe?).

Wenn Deine Tochter klaut, dann tut sie das ja nicht aus Jux und Tollerei, sondern es gibt eine Ursache. Abgesehen davon, dass ich glaube, dass das fast jedes Kind mal macht (und von daher sehe ich das nicht sooo tragisch), wäre es für Dich nicht interessant, die Ursachen, IHRE Gründe, zu erfahren?

Vielleicht bräuchte sie jetzt in dem Alter wirklich mal ein wenig mehr Geld oder zumindest hie und da mal das Gefühl, sich auch was leisten zu dürfen? Ich schreibe das jetzt aufgrund Deines Statements, dass Ihr finanziell gut dasteht.

Ich meine, die Konsequenz, dass sie das zurückzahlen muss, ist ja ok - aber wenn dem auch von Eurer Seite her nichts nachfolgt (z.B. im Sinne von der Überlegung, ob Ihr ihr nicht die Möglichkeit eröffnet, auch hie und da sich ihre Finanzen aufbessern zu können), hat sich für Eure Tochter die Ursache ja nicht geändert. Sie steht dann nur noch mehr unter Druck.

Was sagt denn Deine Tochter, warum sie das Geld genommen hat?

Oder könntest Du mit ihr vereinbaren, dass sie für jede gute Note etwas Geld bekommt? Nach einem Stufenplan, bei dem sie auch bei einer nicht so guten Note noch etwas "einheimsen" kann? Und für eine besonders gute Leistung halt eine Summe, die erstrebenswert wäre?

Ich weiss, es wird kontrovers diskutiert, ob man das bei Kindern machen soll.

Aber ganz ehrlich: Unter Erwachsenen ist es ja auch so. Für Überstunden kriegt man mehr, für gute Leistungen einen gutbezahlten Job, manchmal Prämien. Und das ist motivierend - warum können Kinder nicht auch belohnt werden für ihre Leistungen?

Wenn Deine Tochter sieht, dass sie ihre finanzielle Situation auch selbst verbessern kann, vielleicht wäre das eine Möglichkeit?

Liebe Grüße
Reinfriede
 
@Clara Clayton
Nachhilfe braucht sie nicht. Sie versteht schon alles. Es hapert einfach an der Umsetzung. In der Schule versuchen sie selbstorientiertes Lernen beizubringen und nichts Anderes versuchen wir zuhause. Sicher braucht Sie mal bei der ein oder anderen Sache etwas Hilfe weil sie es nicht versteht, aber das ist nicht weiter tragisch. Im Übrigen lernt sie gern mit meinem Mann zusammen und es bringt auch den gewünschten Erfolg. Ich habe diesen Thread eröffnet, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich nicht irgendwo einen gravierenden Fehler in meiner/unserer Handlungsweise begangen habe und gerne Alternativen hierzu erfahren wollte.
@Lucille
Da hast Du wohl Recht. Kinder müssen in der Schule heute so einiges leisten um später auch mal ihren Wunschberuf ausführen zu können. Wir hatten es früher etwas leichter (finde ich jedenfalls). Ich arbeite selbst in einer Schule als Sekretärin und bekomme leider oft genug mit, wie Kinder von ihren Eltern mit ihren schulischen Problemen allein gelassen werden. Sei es nun, weil die Eltern das nicht können oder wollen. Mein Kind hat einen großen Berufswunsch und ich versuche alles, ihr diesen zu ermöglichen. Normalerweise würden wir nicht stundenlang an den Hausaufgaben sitzen. Die meiste Zeit geht für Diskussionen drauf. Die eigentlichen Hausaufgaben wären in der Regel schnell erledigt. Ich habe das Gefühl, dass sie ständig im Hinterkopf hat nicht genug Freizeit zu haben, weil ich selbstverständlich neben den Hausaufgaben auch auf die Vorbereitung für die Fächer des nächsten Tages poche. Irgendwie geht dem Kind da das Zeitgefühl ab. Das dauert meistens nicht länger als 20 Minuten. Wir versuchen, das Ganze auch mit so wenig wie möglich Druck anzugehen und im Grunde scheitert es (meiner Meinung nach) an ihrer mangelnden Mitwirkungsbereitschaft. Diese Woche wäre Lehrersprechtag gewesen. Wir haben nicht daran teilgenommen, weil wir dachten wir wissen ja wo das Problem liegt. War wohl keine so gute Idee. Das werde ich dann schnellstens nachholen, obwohl ich mir nicht wirklich viel davon verspreche. Ihre Deutschlehrerin hat mich ja schon darauf angesprochen, ob sie in der Pubertät wäre, weil sie nicht mehr so gut mitarbeitet und lieber vor sich hinträumt. Meine Tochter meinte daraufhin, dass das Thema gerade nicht so interessant ist (übrigens eine beliebte Ausrede für schlechte Noten).
@Reinfriede
Ich bin dir nicht böse und du machst dich auch nicht unbeliebt. Du kannst natürlich aus den wenigen Sätzen hier nicht ableiten, wie das Ganze bei uns zuhause wirklich von statten geht. Vielleicht haben meine Worte wirklich den Eindruck erweckt wir würden nur Druck auf das Kind ausüben und weniger liebevoll miteinander umgehen. Dem ist aber nicht so. Klar, wird da schon nicht alles einfach schleifen gelassen, aber alles mit Maß und Ziel. Ich gebe da auch eher nach und lass Vorbereitung mal Vorbereitung sein nur damit sie sich mit ihren Freunden treffen oder auch mal einfach nur spielen kann. Ansonsten haben wir einen sehr liebevollen Umgang. Trotz ihrer 12 Jahre knuddeln wir ganz viel und sie bekommt sogar noch jeden Abend ihr Gute-Nacht-Lied gesungen und von meinem Mann einen „Schlummertrunk“ ans Bett gebracht. Was das konsequent sein und Nachgeben betrifft: ich bin selten konsequent und meiner Meinung liegt eher darin der Fehler. Kinder brauchen Grenzen und müssen auch die Konsequenzen für ihr Handeln tragen. Wenn man da immer nachgibt (so wie ich) wird man irgendwann nicht mehr ernst genommen.
Übrigens hat sie bis zu den Sommerferien bei Weitem nicht mal die Hälfte der geklauten Summe zurückgezahlt.
Ihre Gründe für das klauen waren „das Geld ist immer so schnell weg“. Da hat sie durchaus Recht. Diese Erfahrung mach ich jeden Monat. Wenn ich mir allerdings ansehe, für was das weggeht, bin ich der Meinung, dass sie ihre Einkäufe eher mal etwas überdenken sollte.
Ich muss vielleicht nochmal genauer erklären, was ich mit „finanziell gut dastehen“ meine. Mein Mann verdient gut (nicht überdurchschnittlich gut) in seinem Job und ich gehe halbtags arbeiten. Wir haben eine, zum Glück, geringe Miete und können uns daher 2 Autos und einen Urlaub im Jahr gönnen. Wir sind nicht reich, haben kein Eigenheim und gehen jeden Tag hart für unser Geld arbeiten. Wir müssen nicht jeden Cent 3 Mal umdrehen, aber trotzdem ordentlich haushalten. Nur durch einen klar durchstrukturieren Einkaufs- und Sparplan können wir uns das leisten. Das Kind muss weitestgehend auf nichts verzichten (bekommt Reitunterricht, die entsprechende Ausstattung, Kleidung und auch kleine Extrawünsche). Für gute Noten gibt es eh immer was. Für eine 4 eher nicht aber ab einer 3 gibt es immer was. Wir bekommen für unsere Überstunden nichts (außer den Überstundenausgleich) und Prämien sind im öffentlichen Dienst auch nicht zu erwarten. Ich selbst bin in eher ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen und weiß was es heißt auf alles verzichten zu müssen, was meine Freundinnen so hatten. Aber aus mir ist auch was geworden.
Meinte Tochter weiß, dass sie mich jederzeit fragen kann, wenn sie mal etwas haben möchte, das ihr Budget überschreitet. Wir gehen auch öfter gemeinsam shoppen. Gerade wenn es um Kleidung geht. Das wird sich wohl in nächster Zeit ändern. Da wird sie von mir ein Budget für Kleidung bekommen und mit ihren Freundinnen losziehen. Allerdings erst wenn ich weiß, dass sie auch das Gefühl für Werte hat und nicht mit einem Fetzenshirt für 40 € nach Hause kommt.
Zum Abschluss möchte ich mal noch den Vorschlag meines Mannes zur Rückgabe der gekauften Sachen hier Vorstellen und um Eure Meinung bitten.
Demnächst steht ein Jahrestag an (Adoption der Tochter durch meinen Mann). Er hat den Vorschlag gemacht, ihr diese Sachen abzukaufen und sie ihr somit zum Geschenk zu machen. Für mich beinhaltet dieser Vorschlag eine gewisse Inkonsequenz. Andererseits weiß ich genau, dass mir die Rückgabe der Sachen mindestens genau so weh tut wie ihr und ich würde ihr die Sachen wirklich gönnen.
Liebe Grüße, Minette
 
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Liebe Minette,

das freut mich für euch, daß ihr so ein schönes, harmonisches Familienleben habt. Ich wünsche dir - und vor allen Dingen deiner Tochter - alles Gute!
 
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