Lieber Sebastian!
Also mal der Reihe nach:
Wie schon vorher beschrieben, zielte meine Frage auch nicht auf Gehorsam. Damit wollte ich dezent darauf hinweisen dass sich Mütter/Väter/Eltern noch so viel vornehmen können. Irgendwas wissen sie nicht. Ihr gebt bestimmt eure moralischen Ansichten an eure Kinder weiter, aber ihr wisst bestimmt nicht alles. Man kann sich noch so viel für seine Kinder wünschen, am Ende kommt einiges dann doch anders.
Das hat meiner Meinung nach nichts mit dem Thema zu tun. Das ist eine Abwehrhaltung Deinerseits gegenüber Müttern - warum auch immer - aber sie hat im Thread nichts zu suchen.
Es muss keiner hier meinen Rat mit den Sexspielzeugen und Oralverkehr gut finden, allerdings habe ich meine 22 jährige Psychologiestudentin gefragt, ob sie diesen Hinweis verwerflich findet. Ihre Antwort war: "Das Mädchen ist 17 und nicht 13.". So viel zum Thema "Vorstellung der Eltern - Kontra: Vorstellung der Jugend".
Um es mal im Klartext zu sagen: Die Vorstellungen an eine Erziehung und wie es in der Realität aussieht, sind zwei absolut verschiedene Paar Schuhe. Das solltet ihr eigentlich wissen, wenn ihr an eure eigene Jugend denkt. Jeder hat nun mal seinen eigenen Kopf und das Umfeld beeinflusst oft mehr als die Eltern.
Unter diesem Aspekt ist auch unsere Antwort zu sehen. Es geht hier definitiv NICHT darum, dass hier Mütter schreiben, die aus dem vorigen Jahrhundert sind und sich darüber aufregen, dass ihre Kinder nicht das tun, was sie ihnen sagen - weit vorbei am Thema.
Macht euch mal schlau, wie das mit Sex und Jugendlichen in den Niederlanden gesehen wird. Die sehen das nicht so katholisch wie die Nachbarländer.
Ich für meinen Teil nicht katholisch, aber ist egal. Sebastian, hast DU Kinder in dem Alter?
Du hast hier gelesen, dass das bei uns der Fall ist. Bist Du täglich bei mir daheim dabei? Oder bei Lucille?
Weisst Du IRGENDWAS über die Probleme von 17-jährigen? Tröstest Du sie, wenn sie Liebeskummer haben, kämpfst Du Seite an Seite mit ihnen, wenn sie Zoff mit dem Lehrer haben?
Kennst Du überhaupt ihre Welt? Ihre Sehnsüchte, ihre Einstellung zur Liebe, ihre Bedürfnisse? Ihre tatsächlichen Bedürfnisse? Lachst Du mit ihnen, weinst Du mit ihnen, kicherst und blödelst Du mit ihnen und besprichst mit ihnen ihre Ängste und ihre Gefühle - diskutierst Du mit ihnen über ihr sich jetzt bildendes Weltbild? Bist Du da nah genug dran, um irgendwas darüber zu wissen? Hältst Du ihnen die Hand, wenn sie verzweifelt sind, weil der Junge, in den sie sich verliebt haben, eine andere hat/keine Zeit hat/ihre Augenbrauen zu dick findet/SMS von anderen Mädels kriegt/to be continued....
Und wenn Du tatsächlich glauben solltest, dass Probleme, die mit LIEBE bzw. Verlustangst zu tun haben in dem Alter mit dem Hinweis, dass sie eben ihre sexuellen Praktiken verbessern sollen, gelöst werden können, dann denke ich, Du hast die Welt einer 17-jährigen aber sowas von nicht verstanden.
Das ist eine Sichtweise, die mich schaudern lässt. Das ist für mich (jetzt als Mutter, die diese Probleme in der Realität kennt) wie ein Schlachter, der ein Kalb zur Schlachtbank führt, weil er das Fleisch des Tieres höher bewertet als das Leben des Tieres.
17-Jährige sind MENSCHEN. Menschen mit Hoffnungen, Ängsten, Gefühlen - ihnen zu sagen, sie bräuchten, um irgendwelche Probleme zu lösen, nur ihre sexuellen Techniken zu verbessern ist ein absoluter Schlag ins Gesicht. Was sind 17-jährige Mädels in Deinen Augen?
Roboter, die lernen sollen, ihren Körper zum Erreichen eines Zieles einzusetzen? Techniken zu lernen um sexuell zu entsprechen? Sind wir im vorigen Jahrhundert oder wie soll ich das verstehen? Sind Frauen, nein minderjährige Kinder angehende Prostituierte in Deinen Augen?
Siehst Du nicht, dass Sexualität mit LIEBE verknüpft ist, mit Romantik, mit Gefühlen? Willst Du das einer 17-jährigen austreiben oder was soll Deine Meldung?
Sollen Minderjährige sexuelle Praktiken lernen, um ein Problem, das damit nichts zu tun hat, zu übertünchen? Welches Frauen- und Kinderbild hast Du?
Allein schon die Tatsache, dass Du Länder erwähnst, in denen Sexualität von Kindern noch früher "ausgeübt" (interessant in dem Fall, dieses Wort) werden darf, zeigt mir, dass Du von der Gefühlswelt einer 17-jährigen NULL Ahnung hast. Du bist nicht nah genug dran an dem Thema - Du siehst das einfach aus Deiner Sicht eines Mannes (ich weiss jetzt nicht, wie alt Du bist), der keine Kinder in dem Alter daheim hat.
Ich weiss, Du magst das jetzt nicht hören - aber warte ab, bis Du Vater einer Tochter bist und schau Dir die Gefühlswelt Deines Kindes an, wenn sie 17 ist. Schau genau hin. Und dann wirst Du verstehen, warum Menschen - die genau von diesem Alter eine Ahnung haben, weil sie mitleben mit ihren Kindern - auf die Barrikaden steigen bei solchen Meldungen. Du wirst es dann verstehen.
Und Deine Meinung, dass das nur mit Moralvorstellungen von Eltern zu tun hat, die ihre Kinder falsch einschätzen, finde ich verächtlich und bedenklich. Und zeigt mir, dass Du von Kindern oder angehenden Erwachsenen keine Ahnung hast, sondern vielleicht nur versuchst, Deine männlichen Wunschvorstellungen, wie eine Frau zu "funktionieren" hat, an den Mann bringen möchtest.
Jetzt auch noch mal ein Statement zur Auseinandersetzung mit Alfred:
Wie schon gesagt, halte ich es vom Gehörten her auch für besser eine Therapie anzugehen. Betrachtet man die Aussage "Gehe nicht zum Arzt, mach lieber eine kinesiologische Auflösung" empfinde ich es ebenfalls sehr bedenklich.
Alfred hat das aber mit einem ganz anderen Hintergrund gesagt.
DAS wurde auch aufgezeigt von uns, oder? Das Recht sprichst Du uns ab, während Du es schreiben darfst? Wo siehst Du den Unterschied?
Und das mit dem anderen Hintergrund habe ich im vorigen Posting schon erläutert. Du gehst von deutschen Voraussetzungen aus. In Deutschland gibt es entweder den Heilpraktiker oder den Arzt, sonst darf nicht praktiziert werden. Ohne abgeschlossenem Medizinstudium oder dem Nachweis zur Ausübung der Heilkunde ohne Bestallung darfst Du in Deutschland nichtmal Bachblüten verschreiben.
In Österreich ist das völlig anders, würdest Du hier leben, würdest Du auch wissen, wovon ich rede. Hier gibt es hunderte von Nischen, einen riesigen Graubereich, innerhalb dessen sich jeder (!) bewegen darf, auch völlig OHNE Ausbildung.
Als Beispiel: Wenn ich glaube, dazu berufen zu sein, darf ich ihn Österreich jedem Menschen mit z.B. Ängsten Bachblüten empfehlen, die ich mit einem Pendel oder durch innere Stimmen oder Kaffeesatzlesen "eruiert" habe, aufschreiben, die in der Apotheke zusammengemischt werden. OHNE dass ich Heilpraktiker oder Arzt bin und auch völlig OHNE Ausbildung, reicht, ein Buch gelesen zu haben (oder Bachblüten als Kartensatz für das "intuitive Wählen" erstanden zu haben).
In Deutschland würde ich das genau ein mal machen, dann würde ich vor dem Kadi stehen. Hier gibt es jede Menge Platz für Menschen, die sich zu etwas berufen fühlen, ohne dass sie eine Ausbildung zum Heilpraktiker nachweisen müssen.
Und gerade Menschen, die, wie Alfred angibt es zu tun, eine Ausbildung zum diplomierten Lebens- und Sozialberater machen, sollten sich von dieser Masse bitte abheben und einem Menschen NICHT vom Arztbesuch abraten.
Eines der ersten Dinge, die ein Heilpraktiker lernt, ist die Gesetzeslage und vor allem die Erkennung seiner rechtlichen Grenzen - wie Du schreibst, gibt es u.a. auch darüber eine Überprüfung, OB er das auch weiss. Und Du kannst davon ausgehen, dass ein Lebens- und Sozialberater auch lernt, dass er einem Menschen NICHT von einem Arztbesuch abhalten darf.
Alfred hat mit dem Hintergedanken an seinen Kollegen verwiesen, dass der Hausarzt lediglich Medikamente verschreibt, aber nicht wirklich behandelt. In dem Zusammenhang, sieht für mich die Sache schon wieder ganz anders aus.
Es ging übrigens NICHT darum, dass die TE sich bloß Medikamente beim Arzt holen sollte, sondern auch um eine ÜBERWEISUNG zu einem geeigneten und professionellen Therapeuten (sowas brauchts nämlich bei uns, wenn die Kasse die Kosten übernehmen soll), also auch um etwas, das finanztechnisch das Procedere im österreichische Gesundheitssystem betrifft.
Es hatte
niemand hier geraten, sich beim Arzt mit Medikamenten ruhigstellen zu lassen,
ohne eine Therapie anzustreben. Das war allein Alfreds Behauptung.
Liebe Grüße
Reinfriede