Hallo Manfred.
Manchmal, so geht es mir zumindest, kommt man schnell in eine Abwehrhaltung gegenüber andere Menschen.
Dass du diese Abwehrhaltung in deiner Familie nicht so extrem erfährst wie hier im Forum oder andere Foren liegt wahrscheinlich daran, dass deine Liebsten dich in allen deinen Facetten kennen. Und das freut mich für dich.
Wenn man sein Herz jedoch gegenüber einem Menschen, auch einem unbekannten Menschen öffnet, und ihn annimmt und ihm zugesteht, dass er anders ist und anders sein darf, dann kann was entstehen. Ich glaube zwar nicht an Gott im Sinne dessen wie er von der Kirche dargestellt wird. Aber an eine höhere, göttliche Instanz glaube ich. Ich bin so aufgewachsen nicht religiös im Sinne von Kirche, sondern im Glauben, das ist ein Unterschied. Und es hat mir ein Urvertrauen in diese göttliche Instanz gegeben die immer da ist. Und ich glaube daran, dass ich mich vor dieser göttlichen Instanz leiten lasse, aber auch, dass ich mich vor dieser göttlichen Instanz in meinem Tun und Handeln rechtfertigen muss.
Mir ist etwas die Tage passiert. Ich habe eine Kollegin die mich nicht leiden kann und ich sie auch nicht. Ich hatte neulich ein Skript ausgearbeitet und sie wollte es offensichtlich haben und sie traute sich nicht mich zu fragen, da zwischen uns immer so eine angespannte Stimmung herrscht. Und dann ist in mir etwas geschehen, ich war sofort befreit von jeglichen negativen Gefühlen ihr gegenüber und konnte sie einfach als der Mensch sehen der sie ist ohne sie zu bewerten. Und ohne jegliche Absicht und Hintergedanken, ganz spontan aus dem Herzen, sagte ich: "Willst du dir eine Kopie machen?" Und sie sagte herzlich: "Ja." Sie mag mich immer noch nicht. Sie ist einfach ehrlich und das ist auch gut so. Aber auch das darf sie sein. Punkt! Ihr gegenüber herrscht in mir Frieden und Ruhe und mein Ego rebelliert nicht mehr, weil es sich von ihr abgrenzen will.
Wenn ich merke, dass ich jemanden nicht mag, oder mich an jemanden störe, dann ist das bei mir so eine Ego-Sache. Dieses egozentrische Gefühl mich abzugrenzen, auf Konfrontation zu gehen, mich über jemanden zu stellen in dem ich ihn bewerte und den Menschen in den Schubladen meiner Konzepte stecke. Und das schafft im Grunde Leiden. Leiden in mir selbst.
Wenn es passiert, dass dieses Ego mal die Klappe hält, dann kan ich etwas erfahren, das sich auf einer anderen Ebene zwischen uns Menschen abspielt. Es gibt ein Satz in dem Buch der Kleine Prinz der das beschreibt: "Man hört nur mit dem Herzen gut."
Ich weiß, dass mag für dich Manfred esoterisch klingen. Du hast deine feste Überzeugung auf Grund deiner Erkenntnis.
Und ich will nicht ausschließen, dass für dich deine Erkenntnis auch eine Art Erleuchtungserfahrung des Göttlichen ist.
Was mich betrifft, ich kann deine Erkenntnis annehmen und dir auch zugestehen, dass sie dir wichtig ist und sie deine Aufgabe ist.
Ich habe meine Erkenntnis, dass das Leben auch Leiden bedeutet und dieses Leiden vom eigenen Ego verursacht wird. Und ich sehe jeden Tag als meine persönliche Baustelle auf der ich mich im Umgang mit mir selbst, mit meinem Ego und mit anderen Menschen immer wieder durcharbeiten muss. Und ich scheitere immer wieder und stelle mich dann wieder hin auf meine Baustelle und fange bei Null an. Und ich glaube, so wie ich die Leute hier kenne, dass ich nicht die einzige bin , nur beschreibe ich das vielleicht anders.