AW: Überall Scheidungen und Trennungen....
Also ich bin 25 und war bereits verheiratet und bin geschieden.
Zuerst möchte ich erwähnen, dass ich nicht bereue, damals geheiratet zu haben. Ich bin diejenige, die sich zur Trennung wagte, es schlussendlich nach ein paar Wochen wieder probieren wollte, und mein Exmann dann schließlich die Scheidung eingereicht hat. Diese Zeit war extrem schwierig für mich, aber alles geschah, wie es geschehen musste. Und diese Zeit war wichtig, die Erfahrung war wichtig.
Kurz vor der Trennung habe ich noch zu ihm gesagt: "Ich will nicht so sein wie die Anderen. Ich will nicht geheiratet haben, um mich danach irgendwann wieder mal scheiden zu lassen." Ja, vor drei Jahren, weil ich in dieser Situation war, ist mir aufgefallen, dass sich viele Ehepaare, die schon Jahrzehnte zusammen sind, sich scheiden lassen, für mich unerklärlich gewesen und ist es auch nach wie vor.
Lustig war, dass ich als Kind und Jugendliche immer meinte, dass ich nie heiraten würde, denn das sei nichts Anderes als ein Blatt Papier. Nach und nach bekam ich eine andere Ansicht darüber. "Dieses Blatt Papier" bedeutet für mich eine definitive Zugehörigkeit zweier Personen, die nicht zulassen wollen, dass die Gefahr auftaucht, jemand könnte den oder die Herzallerliebste wegschnappen. "Wir sind ein Team, wir gehören zusammen!", so ist der emotionale Aspekt, meiner Meinung nach.
Ich glaube nicht, dass die Scheidungsrate etwas mit einem zu schnellen Heiratsentschluss zu tun hat. Sondern eher damit, dass jeder mit einer gewissen Erwartung in eine Beziehung geht und sich mit der Zeit der Realität herauskristallisiert, dass der Partner eigentlich nicht die gleichen Ideale/Ziele/Bedürfnisse hat. Kompromisse werden zwar geschlossen, aber halten nicht auf Dauer, weil es dann doch emotional auffrisst nicht das durchsetzen zu können, wie man es sich vorstellt. Oftmals, so wie es auch in meiner Ehe war, werden in der Verliebtheitsphase oft Versprechungen gegeben, die mit der Zeit verblassen oder gar nie realisiert werden. Die Enttäuschung ist in diesem Fall vorprogrammiert. Quasi hat die Maske die Verliebtheit gefördert, aber der Kern ist nicht der gewesen, in den man sich verliebt hat. WAS ABER NICHT IMMER SEIN MUSS, und das behaupte ich, weil ich jetzt seit fast einem Jahr in einer glücklichen, harmonischen Beziehung bin.
Getrennt/geschieden wird meiner Ansicht nach, weil die Menschen ihre Prinzipe verändert haben. Früher war es eine Schande, sich scheiden zu lassen und vor allem hatten die Menschen damals eine viel größere Abhängigkeit zueinander oder einen Ruf zu verteidigen (Ehre). Heute ist es "leichter" alleine zu leben, vor allem weil die Frauen sich emanzipiert haben (früher gingen ja wirklich ausschließlich nur die Männer arbeiten) und der Staat Österreich immerhin noch - im Vergleich zu anderen Ländern oder Kontinenten - eine gute Sozialpolitik hat, die es ermöglicht, diese Schritte gehen zu können. Außerdem finde ich, dass in der heutigen Zeit viel mehr Egoismus herrscht. Manchmal gesund, manchmal weniger gesund.
Und ich begreife nach wie vor nicht, wie sich Eheleute, die Jahrzehnte zusammen waren, sich noch knapp vor dem letzten Gang, voneinander trennen bzw scheiden lassen, ich versteh es einfach nicht.. aber ich muss ja nicht alles verstehen *hehe*