WAS FÜHLT EINE FRAU ???

Das ist ja eine eigenartige Diskussion, die sich im Kreis dreht. Warum hinterfragt niemand den Begriff "rational"? Warum wird dieser Begriff Eurerseits als selbstverständlich hingenommen? Mich interessiert die Frage, ob Frauen irrational und Männer dagegen rational sind, überhaupt nicht, solange mir niemand sagt, was er/sie unter "rational" verstanden wissen möchte. Ich werde einmal einen Versuch unternehmen:

Für gewöhnlich wird behauptet, rational sei alles, was dem Verstand, mithin dem Denken entspringe. Alles, was sich dem entziehe, insbesondere Gefühle, sei dagegen irrational. Nach diesem Verständnis verhielte sich jemand rational, der geplant einen militärischen Angriff anordnet. Eine Mutter hingegen, die sich bedingungslos um ihr Kind sorgt, ja geradezu verzweifelt, wenn sie nicht weiß, wie es ihm geht, sei also irrational, weil dieses Verhalten nicht das Ergebnis ihres Denkprozess sei. Eine Mutter liebt ihr Kind, weil es ihr Kind ist. Nach dem gewöhnlichen Verständnis von "rational" wäre dieses Verhalten der Mutter als irrational zu qualifizieren.

Ich bevorzuge eine andere Betrachtungsweise: Rational ist alles, was dem Leben bedingungslos dient, was das Leben wachsen lässt, was das Leben fördert. Irrational ist alles, was das Leben einengt, beschädigt, erstickt oder zerstört. Hallo Faburin, da muß ich Dir vehement widersprechen ! Gerade dieses " irrationale " Verhalten einer Mutter sorgt dafür, daß ein Kind zumindestens die ersten Lebensjahre übersteht und ihm an nichts fehlt. Durch ihre Liebe und die Zuwendung kann ein Kind gedeihen. Ebenso kann es da beim irrationalen Verhalten vom Vater wachsen.
Dann wäre ja Liebe generell irrational, also nicht gewinnbringend , wenn es Deiner These nach geht.
Da könnte man ja glatt die Liebe abschaffen * ggG * :rolleyes: !


Ich finde dieses Verständnis von "rational" wesentlich überzeugender, zumal damit diese blödsinnige Einteilung "Frau = emotional" und "Mann = rational" völlig bedeutungslos wird. Ich bin ein Mensch und als solcher sind sowohl meine Gefühle als auch meine Gedanken untrennbar mit mir verbunden. Wie könnte ich allen Ernstes meinen Verstand oder mein Herz abspalten, ohne dabei verrückt zu werden? Das biologische Geschlecht mag die Frau und den Mann jeweils im biologischen Sinne mit unterschiedlichen Anlagen ausstatten. Ich bin weder Biologe noch Psychologe. Da kenne ich mich nicht wirklich aus. Wichtig ist die fundamentale Erkenntnis, dass es hierbei immer um Unseresgleichen geht, nämlich den Menschen, sei es Frau, sei es Mann. Wer allen Ernstes glaubt, Frauen seien überwiegend emotional, Männer hingegen vor allem rational, verschließt sich der Einsicht, dass jeder Mensch ein unergründliches Gesamtkunstwerk ist.
 
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Ich trug mein Argument wohl missverständlich vor: Die Liebe der Mutter (und des Vaters) ist nach meinem Verständnis rational, weil sie den Säugling leben und wachsen lässt. Ich messe dem Begriff "rational" einen völlig anderen Sinn bei. Ich löse ihn vom Verstand ab. Jede Form von Liebe, die einen selbst oder einen anderen wachsen lässt, ist rational.
 
Ich trug mein Argument wohl missverständlich vor: Die Liebe der Mutter (und des Vaters) ist nach meinem Verständnis rational, weil sie den Säugling leben und wachsen lässt. Ich messe dem Begriff "rational" einen völlig anderen Sinn bei. Ich löse ihn vom Verstand ab. Jede Form von Liebe, die einen selbst oder einen anderen wachsen lässt, ist rational.

Okay, ist bei mir angekommen :)............
 
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Natürlich ist der Gedanke, den Begriff der Rationalität anders als gewöhnlich zu verstehen, nicht von mir. Ich las dies irgendwann einmal in einem der Werke Erich Fromms. Gerade lese ich wieder ein solches und ich möchte hier ein paar Zeilen wiedergeben, weil sie gerade so gut passen:

Logisches Denken muß nicht schon vernünftig (rational) sein, wenn es ausschließlich logisch ist. Paranoides Denken etwa ist dadurch gekennzeichnet, daß es zwar völlig logisch sein kann, sich aber in keiner Weise für die Realität interessiert oder konkret danach fragt. Logik schließt also Wahnsinn nicht aus. Logisches Denken ist nicht vernünftig, wenn es nicht von der Sorge um das Leben geleitet wird und wenn es den Vollzug des Lebens in seiner ganzen Konkretheit und mit all seinen Widersprüchen außer acht läßt. Andererseits kann nicht nur das Denken, sondern können auch Emotionen vernünftig sein [...] Rationalität im Gefühlsleben bedeutet, daß die Emotionen die psychische Struktur des Betreffenden bestätigen, daß sie mithelfen, sie in harmonischem Gleichgewicht zu halten und gleichzeitig ihrem Wachstum förderlich sind. So ist die irrationale Liebe beispielsweise eine Liebe, welche die Abhängigkeit des Betreffenden und damit seine Angst und Feindseligkeit vergrößert. Eine rationale Liebe dagegen ist eine Liebe, bei der ein Mensch innig auf einen anderen bezogen ist, während sie ihm gleichzeitig seine Unabhängigkeit und Integrität bewahrt. Vernunft erwächst aus einer Mischung von rationalem Denken und Fühlen. Werden beide Funktionen auseinandergerissen, so entartet das Denken zu einer schizoiden intellektuellen Aktivität, und das Gefühl entartet zu neurotischen, das Leben schädigenden Leidenschaften.
(Erich Fromm, Die Revolution der Hoffnung - Für eine Humanisierung der Technik, Gesamtausgabe Band IV, dtv-Verlag, S. 290)
 
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