auf dem emotionalen Holzweg?

Ich danke Euch für Eure schnellen Reaktionen und wahren Worte.... Daumen hoch für Euch alle!

Ich möchte mich (auch in meinem eigenen Interesse!) den Situationen "angemessen" verhalten und das fällt mir momentan ausgesprochen schwer, ich schlage entweder zur einen oder anderen Seite aus (ziehe mich zurück/resigniere oder habe einen furchtbaren Groll auf Personen/Situationen, den ich z.T. auch kommuniziere, aber eben auch nicht immer mit dem gewünschten Erfolg).

Der Schlüssel liegt vielleicht in Bachstelzes letzten beiden Sätzen. Ich werde es mir zu Herzen nehmen, auch wenn es im "Eifer des Gefechts" schwierig bleiben wird...
 
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Ich möchte mich (auch in meinem eigenen Interesse!) den Situationen "angemessen" verhalten und das fällt mir momentan ausgesprochen schwer,

weil du dich noch nicht wirklich kennst - gib dir zeit, dich richtig kennen zu lernen - und liebe dich dafür, dass es nicht von gleich auf jetzt funktioniert - ent.spannt die situation beträchtlich :)

ich schlage entweder zur einen oder anderen Seite aus (ziehe mich zurück/resigniere oder habe einen furchtbaren Groll auf Personen/Situationen, den ich z.T. auch kommuniziere, aber eben auch nicht immer mit dem gewünschten Erfolg).

ich hab gestern mit ner lieben freundin telefoniert, weil ich grad ganz viel hass auf meinem letzt.ex habe - und sie meinte - gestatte es dir doch auch mal zu zicken - was würden männer tun, wenn frauen nicht zicken? das würd ihr ganzes weltbild zerstören - wir sind nun mal bekannt dafür, zickig zu re.agieren.

Der Schlüssel liegt vielleicht in Bachstelzes letztem Absatz. Ich werde es mir zu Herzen nehmen, auch wenn es im "Eifer des Gefechts" schwierig bleiben wird...

übung macht die meisterine ;-)
 
Liebe Leni,

sei einfach nicht zu streng mit Dir selbst und lass Dich nicht entmutigen, auch wenns mal länger dauert ;) bis etwas funktioniert.

Und vergiss nicht, alle kochen nur mit Wasser. Auch die, von denen Du Dich manchmal enttäuscht fühlst.

lg
B.
 
Liebe Christina,

weil du dich noch nicht wirklich kennst - gib dir zeit, dich richtig kennen zu lernen - und liebe dich dafür, dass es nicht von gleich auf jetzt funktioniert - ent.spannt die situation beträchtlich :)

Das muss ich mir auch immer wieder hinter die Ohren schreiben ;)

ich hab gestern mit ner lieben freundin telefoniert, weil ich grad ganz viel hass auf meinem letzt.ex habe - und sie meinte - gestatte es dir doch auch mal zu zicken

Für den Fall, dass Du nicht weißt, wie wichtig dieser Hass ist, schreibe ich es Dir schnell ;) Gestehe Dir dieses Gefühl jetzt, wo es auftaucht, zu, sonst nimmst Du es in Deine nächste Beziehung mit! Und wer weiß, vielleicht trägt es auch dazu bei, dass Mister All-In-One sich noch nicht gezeigt hat.

Freu Dich, dass dieser Hass sich jetzt raus traut, sei lieb zu ihm und hab viel Spaß mit ihm!...denn falls Du das tust, wird er ohnehin sehr schnell wieder weg sein, also genieß die Zeit, die Du mit ihm hast :p

lg
B.
 
Aber nicht die anderen sind für die Erfüllung unserer Bedürfnisse verantwortlich, sondern wir selbst ;)

Liebe Leni, Bachstelze,

hab im Moment nicht wirklich Zeit zum Schreiben, mir ist nur dieser Satz in's Auge gesprungen.

In der Theorie klingt die Aussage wahr und richtig, aber wie so oft, ist für mich die umgesetzte Anwendung
dann doch noch mal etwas anderes.

Ich möchte das an einem konkreten Beispiel festmachen:

Es gibt zB einen seit vielen Jahren unaufgearbeiteten Konflikt zwischen zwei Menschen, die sich
nahestehen. So der status quo betreffend meine Mutter und mich. Ich bemühe mich schon seit ebenso vielen
Jahren, diesen tiefen Konflikt (es ist kein Streit im herkömmlichen Sinn) mit ihr gemeinsam aufzuarbeiten.
Projekt gescheitert. Und zwar an ihrer nicht-vorhandenen Bereitschaft, sich dem Ganzen zu stellen. Sie sagt
selbst, dass es eben IHR Weg ist, Konflikte zu umgehen - sprich, Fluchttendenz. Ganz real und im übertragenen
Sinn.

Erkenntnis daraus (und auf obigen Satz bezogen):
trotz Artikulieren von einem ganz persönlichen Bedürfnis bleibt mir die Erfüllung dessen verwehrt.

Mir bleibt nur die Akzeptanz ihrer Sichtweise, ich fühle mich schachmatt gesetzt, gerade weil diese Sache in mir brodelt.
Genau genommen, sehe ich mich als Opfer ihrer Verweigerung.
Meine Eigenverantwortung hinsichtlich Erfüllung sehe ich da, ehrlich gestanden, nicht.

LG
Lucille
 
Liebe Lucille,

ohne vorher die ganze Geschichte zu kennen und viele Fragen dazu stellen zu können ist es schwierig, zu dem von Dir beschriebenen Konflikt etwas zu sagen.

Aber darauf bezogen:


Aber nicht die anderen sind für die Erfüllung unserer Bedürfnisse verantwortlich, sondern wir selbst ;)

würde ich sagen, Du hast als Dein Bedürfnis identifiziert, den Konflikt mit Deiner Mutter gemeinsam aufzuarbeiten und zu bereinigen. Das hat sich wegen ihrer Weigerung als unmöglich erwiesen.

Ich kann mir aber vorstellen, dass das eigentlich nur eine Strategie ist, ein noch mal darunter liegendes Bedürfnis erfüllt zu bekommen.

Es könnte beispielsweise eigentlich um das Bedürfnis gehen, von Deiner Mutter geliebt zu werden, und der Konflikt gaukelt Dir vor, sie würde das nicht tun. Weißt, was ich mein?

Alles zusammen denke ich, so lange Du Dich zu diesem Konflikt so äußerst:

Mir bleibt nur die Akzeptanz ihrer Sichtweise, ich fühle mich schachmatt gesetzt, gerade weil diese Sache in mir brodelt. Genau genommen, sehe ich mich als Opfer ihrer Verweigerung.
Meine Eigenverantwortung hinsichtlich Erfüllung sehe ich da, ehrlich gestanden, nicht.

bist Du mit den Möglichkeiten, diese Situation für Dich zu lösen, noch nicht am Ende der Fahnenstange angelangt, auch wenn es Dir so erscheint. Eines ist richtig. Dass Deine Mutter das nicht will, das kannst Du nur akzeptieren. Aber alle Deine Gefühle, die damit verbunden sind, alle Glaubenssätze, die dahinter stecken etc., die wären wert dass Du Dich damit auseinandersetzt.

Ich kann verstehen, wenn Du vielleicht nicht viel davon öffentlich schreiben magst. Aber eine Frage fällt mir ein, die Du ja - auch wenns nur für Dich ist - erwägen kannst, wenn Du magst:

Ist das, was Du Deiner Mutter im Rahmen dieses Konflikts vorwirfst, in irgendeiner Form ähnlich dem, was Du Dir selbst im Zusammenhang mit Deinen Kindern vorwirfst?

lg
B.
 
In der Theorie klingt die Aussage wahr und richtig, aber wie so oft, ist für mich die umgesetzte Anwendung
dann doch noch mal etwas anderes.

Liebe Lucille!

Da gehe ich mit Dir d'accord. Mit diesem (möglicherweise auch richtigen?) Satz habe ich auch so meine Probleme:

Aber nicht die anderen sind für die Erfüllung unserer Bedürfnisse verantwortlich, sondern wir selbst ;)

Denn es GIBT Bedürfnisse, die wir nicht selbst stillen können. Der Ausdruck "stillen" besagt es ja bereits.

Babies sind abhängig von der Erfüllung ihrer Bedürfnisse, z.B. durch Stillen.

Und genau da beginnt das Dilemma: Auch im Erwachsenenalter gilt - wir sitzen nicht auf einer Insel, es gibt ständige Interaktionen in unserem sozialen Netz. Und es gibt Bedürfnisse, die nur von anderen gestillt werden können. In meinen Augen, es kann auch sein, dass ich diesen Satz nie wirklich kapiert habe.

Denn wenn ich z.B. das Bedürfnis nach Kommunikation habe, dann macht es nicht viel Sinn für mich, mich selbst niederzubrabbeln.:cool:

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Ich kann mir aber vorstellen, dass das eigentlich nur eine Strategie ist, ein noch mal darunter liegendes Bedürfnis erfüllt zu bekommen.

Es könnte beispielsweise eigentlich um das Bedürfnis gehen, von Deiner Mutter geliebt zu werden, und der Konflikt gaukelt Dir vor, sie würde das nicht tun. Weißt, was ich mein?

Ich weiß genau, was Du meinst.
Und Du hast das sehr treffend erkannt!! Ich hätte es selbst gar nicht so auf den Punkt bringen können.

Ganz richtig:
ihre Weigerung, sich mit mir (und meinem Bedürfnis nach Klärung) auf einer tieferen Ebene auseinanderzusetzen, heißt für mich, dass ich
es ihr nicht wert bin.
Zumal sie betont, dass sie mit sonst niemandem Konflikte hätte - nur mit mir.
Also kann es, dieser Logik zufolge, nur an MIR liegen. Ich brauch mir diesen Schuh nicht anzuziehen, aber ihre Schuldzuweisung (nichts
anderes ist es) macht mir trotzdem wirklich sehr zu schaffen. Das äußert sich oft in schlaflosen Nächten und sinnlosen Heul- und Wutattacken.

Ihre Weigerung, sich emotionalen Problemen zu stellen, hatte mit großer Sicherheit auch einen Anteil an den kompletten
Kontaktabbrüchen zu ihren beiden Brüdern und zu ihrem eigenen Sohn. Ist eigentlich sehr traurig, das alles.

Die Kontaktabbrüche ziehen sich wie ein roter Faden durch meine Herkunftsfamilie.
Sowohl meine Schwester als auch mein Bruder haben den Kontakt zu MIR abgebrochen, ohne Erklärung, ohne erkennbare
Auslöser. Nicht, dass ich mich in Unschuld wasche, aber der Grund erschließt sich mir nicht.

Drei Familienaufstellungen, zu denen mir geraten wurde und die ich auch mit viel Überzeugung und noch mehr Hoffnung gemacht habe,
haben nichts gebracht im Sinne von veränderter Dynamik.

Und ich, ich habe ganz ganz panische Angst davor, dass dieses Muster weitere Kreise zieht, und ich es nicht verhindern kann.
Sprich, ich fürchte mich regelrecht davor, dass meine Kinder den Kontakt zu mir abbrechen. Eine ganz tief in mir verankerte Angst,
die mich unglaublich blockiert und ständig auf der Lauer nach Zuneigungsbeweisen liegen lässt.
Oh Gott, wenn ich mein eigenes Geschreibsel lese, wird mir schlecht ....

Ich kann verstehen, wenn Du vielleicht nicht viel davon öffentlich schreiben magst.

Es klingt so banal (und bescheuert), dass ich mich fast nicht traue, es zu schreiben.
Der Konflikt besteht eben darin, dass meine Mutter sich nie einem Konflikt stellte!!
Ich kennen es seit meiner Jugend nicht anders, dass, wenn es zu Differenzen kam (die in der Pubertät auch mal heftig sein können),
sie sich wortlos abwandte, tagelang nichts gesprochen hat.
Ihr wieder-lieb-sein musste ich mir erbetteln und mit Entschuldigungen, für die ich wenig Grund sah, untermauern.

Später (und das ist heute noch so) beendet sie Telefonate (wir wohnen 600 km auseinander), wenn sie über Dinge nicht reden will.
Sie zaubert aus ihrem Erinnerungs-Repertoire ewig lang zurückliegende Ereignisse, präsentiert sie als Vorwurf - der dann ungelöst im Raum steht.
Viele Telefonate enden damit, dass ich dann emotional ein Häufchen Elend bin und ewig lang brauch, mich wieder zu fangen.

Ich habe meinen Vater mal gefragt, wie denn seine Schwiegermutter, also ihre Mutter, denn so war. Sie starb, als ich 1 Jahr alt war.
Mein Vater meinte ganz spontan, er hätte diese Frau nur "beleidigt" gekannt.
Mir ist also durchaus bewusst, dass es sich bei meiner Mutter um ein Muster handelt, dem sie selbst ausgesetzt war.
Der Intellekt begreift es, aber gefühlsmäßig kann ich damit nicht umgehen.

Ist das, was Du Deiner Mutter im Rahmen dieses Konflikts vorwirfst, in irgendeiner Form ähnlich dem, was Du Dir selbst im Zusammenhang mit Deinen Kindern vorwirfst?

Jein.

Der Ja-Teil:
Ich bin mir dessen bewusst, dass ich in ihren frühen Kinderjahren das gelebt habe, was mir vorgelebt wurde.
Aus heutiger Sicht: mein Hauptaugenmerk lag auf dem versorgungs-technischen Teil, emotional habe ich meine Kinder viel zu wenig
"gesehen", "gehört".
Ich habe lange gebraucht, um zu erkennen, in welchem Fahrwasser mein Verhalten lief.
Durch eine andere Sache hatte ich mich vorübergehend tatsächlich disqualifiziert und meine Kinder dadurch sehr verletzt.
Das werfe ich mir vor, und ich denke, zu recht.

Der Nein-Teil:
Ich weiche keinen Konflikten aus. Ganz im Gegenteil, ich ermuntere die Kinder immer, ihre Befindlichkeiten und vorallem negative Erinnerungen
offen anzusprechen. Ich denke, sie haben es verdient, dass sie an ihrer Wahrnehmung niemals zweifeln brauchen.
Ich hüte mich auch vor Rechtfertigungen, denn was nicht schön war kann man im Nachhinein auch nicht schönreden.

@Leni
Ich will Deinen Thread nicht missbrauchen mit meiner Story.
Wenn Du magst, dann bitte ich Walter, die letzten Beiträge in einen neuen Strang zu verfrachten.

LG
Lucille
 
Liebe Lucille,

vielen Dank für Deine ausführliche Schilderung und Dein Vertrauen.
Mir fällt sehr, sehr vieles dazu ein, drum möchte ich mir Zeit nehmen für meine Antwort darauf. Wird ein bissl dauern ;)

Liebe Grüße
B.
 
Ihre Weigerung, sich emotionalen Problemen zu stellen, hatte mit großer Sicherheit auch einen Anteil an den kompletten
Kontaktabbrüchen zu ihren beiden Brüdern und zu ihrem eigenen Sohn. Ist eigentlich sehr traurig, das alles.

Liebe Lucille!

Was mir bei Deinen Zeilen spontan in den Sinn gekommen ist (und deswegen auch nur mal unreflektiert von mir niedergeschrieben wird):

Kann es sein, dass bei Dir das Pendel in die andere Richtung ausschlägt?



Der Nein-Teil:
Ich weiche keinen Konflikten aus. Ganz im Gegenteil, ich ermuntere die Kinder immer, ihre Befindlichkeiten und vorallem negative Erinnerungen
offen anzusprechen. Ich denke, sie haben es verdient, dass sie an ihrer Wahrnehmung niemals zweifeln brauchen.
Ich hüte mich auch vor Rechtfertigungen, denn was nicht schön war kann man im Nachhinein auch nicht schönreden.

Bei mir ist es so, dass ich als Kind massiver körperlicher Gewalt ausgesetzt war und Unterdrückung, vor allem wegen dem Umstand, dass ich als Mädchen geboren worden bin.

Das ist die eine Seite vom Pol. Die andere wurde sichtbar, als ich mir geschworen hatte, nur Mädchen auf die Welt zu bringen, diese zu verwöhnen, abgöttisch zu lieben und ihnen all das zu geben, war mir als Mädchen verwehrt wurde. Sie auf ein Stockerl zu stellen, ihnen Selbstbewusstsein zu geben, sie niemals zu schlagen und immer nur zu vergöttern.

Ich bekam ausschließlich Mädchen (ich denke heute noch, dass es wahrscheinlich ein Junge bei mir schwer gehabt hätte, so verkorkst war mein Denken) und zog das durch.

Und natürlich ist das genausowenig gut und richtig wie die andere Seite vom Pol. Ich hab in meinem fixen Gedanken, alles wieder gutzumachen, viele Fehler gemacht.

Ich mein damit, dass das Pendel, wenn es zu lange auf einer Seite festgehalten wurde, dann massiv in die andere Richtung schwingen muss.

Wenn Du Dir Deine Erziehung und die Problematik dabei ansiehst - ist das, was Du mit Deinen Kindern erlebt hast bzw. erlebst, nicht vielleicht bedingt durch den Gegenpol?

Wenn ich früher meinen Eltern eine Frage stellte, bekam ich Schläge dafür. "Die Watsch'n war fürs Fragen" war die Standard-Antwort. Unklarheiten wurden nie beseitigt, denn ich war nicht in der Position, Fragen stellen zu dürfen, hätte aber sehr oft gerne gewusst, WARUM manche Dinge so sind, wie sie sind.

Bei meinen Kindern hab ich das genau umgekehrt gemacht, versucht, niemals Unklarheiten aufkommen zu lassen, mich immer wieder erklären wollen...weisst Du, wie oft mir die Kids gesagt haben: "Maaaamaaaa, biiiitteeee. Das hält kein Mensch aus, es reicht, wenn Du etwas kommentarlos tust, wir müssen nicht jede kleinste Handlung verstehen. Das nervt.":rolleyes:

Was ich damit sagen möchte: Ich hab auch kein Patentrezept anzubieten. Aber ich vermute, dass wir auf viele Dinge, die wir vermeiden wollen durch den ständigen Versuch gegenzulenken - genau zusteuern.

Ich hab mit meinem Idealbild, nämlich dass immer alles klar und transparent und möglichst nachvollziehbar ist für meine Kinder sehr oft nur das Gegenteil erreicht: Sie hörten mir nicht mehr zu.

Und die Konsequenz ist letztendlich dieselbe wie sie damals zwischen mir und meinen Eltern war: Für MICH unbefriedigend, weil ich das Gefühl hatte, es sei nichts geklärt.

Klingt jetzt schrecklich, ist allerdings nur in manchen Fällen passiert, also war nicht ständig. Nur diese Fälle sind mir in Erinnerung geblieben, weil es vom Prinzip her genau dasselbe Gefühl war wie meinen Eltern gegenüber, also sehr bekannt. Und diesmal waren die Vorzeichen genau umgekehrt - man sieht also, dass es oft gar nichts nützt, wenn man gegensteuert. Ich hab das dann unter "Generationenproblem" verbucht, so konnte ich es leichter handhaben.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Liebe Lucille,

Zumal sie betont, dass sie mit sonst niemandem Konflikte hätte - nur mit mir.

Um Dich mal rein sachlich zu trösten, es kann sein, dass sie das nicht nur zu Dir, sondern auch zu anderen sagt. ;)

Wenn ich mir das, was Du so ausführlich beschrieben hast, durchlese, dann springt mir ein Thema ins Auge, mit dem ich mich selbst die letzten beiden Wochen sehr viel befasst habe:

Selbstwert.

Wenn jemand auf Konflikte in der Form reagiert, wie Du Deine Mutter beschreibst, dann hat sie vielleicht ein ganz, ganz schlechtes Selbstwertgefühl. Wenn ihre eigene Mutter "ständig beleidigt" war, dann hatte sie als Kind immer das Gefühl, es falsch gemacht zu haben.

Und aus diesem fehlenden Selbstwert heraus, ist sie zum einen sehr leicht verletzbar, und zum anderen braucht/verlangt sie dann in solchen Situationen quasi "Beweise" von den anderen, dass diese sie doch lieben und sie nichts falsch gemacht hat (das "betteln und entschuldigen", das Du beschreibst). Alles andere würde ihr möglicherweise so sehr weh tun, dass sie eine andere Sichtweise gar nicht akzeptieren kann.

Jetzt löst aber ihr Verhalten bei Dir genau das selbe aus: das Gefühl, es nicht wert zu sein....

...heißt für mich, dass ich es ihr nicht wert bin.
All die Kontaktabbrüche in Eurer Familie, von denen Du erzählst, könnten aus derselben Quelle kommen. Dass die Beteiligten innerlich so sehr verletzt sind, dass sie es dem anderen noch nicht mal mitteilen können, und den Kontakt lieber abbrechen, als sich den anderen und damit den eigenen Kränkungen erneut zu stellen.

Und das gemeine an fehlendem Selbstwert ist, dass er einen als nächstes dazu treibt, sich selbst vor allem "in Abhängigkeit vom Handeln anderer" einzuschätzen.

Eine ganz tief in mir verankerte Angst,
die mich unglaublich blockiert und ständig auf der Lauer nach Zuneigungsbeweisen liegen lässt.

Mein eigener fehlender Selbstwert und die Abhängigkeit (in meinem Fall davon, dass es einen Mann in meinem Leben gibt) von anderen, um mich "wert" zu fühlen, haben mich in den letzten zwei Wochen durch die Hölle geschickt. Und ich hatte keinen Hauch von Ahnung, wie ich meinen Selbstwert aufbauen könnte.

Bis es mir endlich "geschossen" ist. Ich zerstöre meinen eigenen Selbstwert, wenn ich ihn vom Handeln anderer abhängig mache - und vom Willen anderer. Das heißt, ich habe zu wenig beachtet, was ICH will.

Zufällig hatte ich grad vor einem Monat einen Riesen Krach mit meiner Mutter, den ersten in meinem Leben, den ich EBEN NICHT durch Beschwichtigungen von meiner Seite wieder heruntergeschmeichelt habe.

Dieser Krach war so schlimm für mich, dass Worte fehlen, es zu beschreiben.
Meine Mutter wollte mich von ihrer Geburstagsfeier wieder ausladen - weil sie meine Zurückweisungen nicht mehr erträgt.
Sie sprach davon, den Kontakt zu mir vollständig abzubrechen - weil sie meine Zurückweisungen nicht mehr erträgt.

Und ich, ich konnte mich dieses eine Mal nicht mehr klein machen und ihr versprechen, sie genau so zu lieben, wie sie es sich vorstellt.

Dieses allererste Mal habe ich nicht klein beigegeben und beschwichtigt. Dieses erste Mal habe ich zu mir gestanden, und dazu, dass es so, wie sie sich das vorstellt, für mich nicht passt.

Es hat ein paar Tage gedauert - und natürlich wurde es erleichtert dadurch, das meine Mutter bereit war, den Konflikt auszutragen - und ich auch, zum ersten Mal.

Seither ist es zwischen uns so entspannt wie schon ewig nicht mehr.

.....Das äußert sich oft in schlaflosen Nächten und sinnlosen Heul- und Wutattacken.

Die Wut ist nicht so sinnlos, wie sie Dir scheinen mag. Immerhin fühlst Du Dich immer wieder gezwungen - ich vermute, das hat sich noch nicht geändert - das "Spiel" Deiner Mutter mitzuspielen --> indem Du sie für etwas versöhnen musst, obwohl Du nichts "falsches" gemacht hast. Das geht ein wenig in den Bereich der Selbstverleugnung - übrigens Gift für den Selbstwert - und kann ganz sicher wütend machen. Diese Wut ist ein Hinweis für Dich.

Du kannst Dir ja mal Euer letztes bescheiden verlaufenes Telefonat vorstellen - und Dich fragen: was hätte ich statt dessen lieber gesagt? Was von dem, was ich gesagt habe, hätte ich eigentlich lieber nicht gesagt, und hab es nur ausgesprochen, um sie zu besänftigen? Wo hab ich mich verbogen - damit sie mir ihre Zuneigung nicht wieder entzieht? Und was von dem allen könnte ich, wenn es das nächste Mal wieder so weit kommt, versuchen, mal anders zu sagen? Kann ich ihrem Liebesentzug mal standhalten, ohne sie gleich beschwichtigen zu müssen? Kann ich mal ein paar Stunden abwarten - für mich - bevor ich sie wieder zu versöhnen versuche?

Ich kann Dir aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass ich meine Mutter immer, wenn "unser" Thema aufkam, sofort beschwichtigt habe und mich klein gemacht habe, weil ich dem direkten Konflikt ausgewichen bin. Ich hätte nicht ertragen, mir ihren Zorn zuzuziehen. Es gibt verschiedene Arten, sich einem Konflikt nicht zu stellen ;)

Und tatsächlich, wie Du schon sagtest, kannst Du es nur hinnehmen, dass sich Deine Mutter offenen Gesprächen verweigert. Aber vielleicht findest Du für Dich einen Weg, von Deinen lange eingeübten Verhaltensweisen ihr gegenüber abzuweichen - sodass es trotzdem ein wenig besser passt für Dich. Einen Weg, wie Du mehr zu Dir stehen kannst bei dem Ganzen.

Liebe Grüße
B.
 
Ich weiss nicht, ob es an dieser Stelle angebracht ist, auf etwas aufmerksam zu machen, das ich als ziemlich effektive Übung kenne, wenn nicht, ab in die Tonne damit.;)

Wenn es um das fehlende Grundgefühl geht, geliebt und akzeptiert zu werden, so kann man jeden Abend vor dem Einschlafen sich dieses Gefühl als Realität vorstellen, richtig voll reintauchen und mit diesem Gefühl, als würde man geliebt, warm umarmt und endlich versöhnt sein, einschlafen.

Ich möchte es so formulieren: Die Gedanken sind frei und ein Gefühl darf man sich ja jederzeit "nehmen", wenn man will. Man nimmt niemanden dabei etwas weg - und wenn man sich das einige Tage lang intensiv als tatsächlich vorhandenes Gefühl vorstellt, dann verändert sich unter Umständen auch die Realität.

Der Effekt ist relativ leicht zu erklären: Das Gefühlsmanko verschwindet und dadurch ändert sich die Ausgangsbasis für alle weiteren Gespräche.

Wäre vielleicht einen Versuch wert.

Ich hab das selbst schon probiert und war erstaunt, wie sehr sich ein Problem dadurch entknoten lässt.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Liebe Bachstelze und Reinfriede,

vorab schon mal vielen Dank für Eure Erfahrungsberichte und Denkanstösse!

Ich werde voraussichtlich erst am Wochenende die Ruhe finden, darauf zu antworten.

Bis dahin liebe Grüße,
Lucille
 
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Denn es GIBT Bedürfnisse, die wir nicht selbst stillen können. Der Ausdruck "stillen" besagt es ja bereits.

Babies sind abhängig von der Erfüllung ihrer Bedürfnisse, z.B. durch Stillen.

Und genau da beginnt das Dilemma: Auch im Erwachsenenalter gilt - wir sitzen nicht auf einer Insel, es gibt ständige Interaktionen in unserem sozialen Netz. Und es gibt Bedürfnisse, die nur von anderen gestillt werden können. In meinen Augen, es kann auch sein, dass ich diesen Satz nie wirklich kapiert habe.

Sehe ich genauso - nur

Denn wenn ich z.B. das Bedürfnis nach Kommunikation habe, dann macht es nicht viel Sinn für mich, mich selbst niederzubrabbeln.:cool:

korrekt - aber ich kann mit jemand anderen kommunizieren, wenn derjenige, mit dem ichs eigentlich möchte, grad nicht dazu bereit ist ;-)

ist jetzt eben die frage - bestehe ich darauf mit mr. x zu kommunizieren?
oder liegt mein fokus auf kommunikation allgemein?

in ersterem fall werde ich möglicherweisse ent.täuscht sein, weil er nicht so will, wie ichs gerne hätte
im zweiteren fall kommunizier ich halt mir jemand anderen - ist ja vielleicht sogar noch viel interessanter, weil ich dessen ansichten noch gar nicht kenne ;-)

nur so als zusätzlicher denkanstoss

ich hatte dieses thema unzählige male mit meinem nicht.lover - weil er das nämlich exszessiv lebt - also das glücklich sein mit und durch sich selbst - er lässt dadurch aber auch nichts und niemanden wirklich an sich ran - er lässt sich von keinen externen emotionen von seinem weg abbringen - was sicher einige vorteile hat - aber auch einige nachteile.

mich hat das anfänglich rasend gemacht, weil er sich um nichts und niemanden kümmert - nach aussen hin - bis ich mal ganz dicht an ihn ran kam - emotional - und seither weiss, dass auch ds, was er betreibt nichts anderes ist wie ein schutzschild, um nicht verletzt zu werden - seither kann ich besser damit umgehen.

und ich habe auch viel durch ihn gelernt - auf der einen seite nichts persönlich zu nehmen, was er sagt und tut - weil ich ja seine art kenne - und auf der anderen seite immer auch eben aus seinem blickwinkel auf situationen zu schauen, die mich emotional be.treffen.
 
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