Ich kann mir aber vorstellen, dass das eigentlich nur eine Strategie ist, ein noch mal darunter liegendes Bedürfnis erfüllt zu bekommen.
Es könnte beispielsweise eigentlich um das Bedürfnis gehen, von Deiner Mutter geliebt zu werden, und der Konflikt gaukelt Dir vor, sie würde das nicht tun. Weißt, was ich mein?
Ich weiß genau, was Du meinst.
Und Du hast das sehr treffend erkannt!! Ich hätte es selbst gar nicht so auf den Punkt bringen können.
Ganz richtig:
ihre Weigerung, sich mit mir (und meinem Bedürfnis nach Klärung) auf einer tieferen Ebene auseinanderzusetzen, heißt für mich, dass ich
es ihr nicht wert bin.
Zumal sie betont, dass sie mit sonst niemandem Konflikte hätte - nur mit mir.
Also kann es, dieser Logik zufolge, nur an MIR liegen. Ich brauch mir diesen Schuh nicht anzuziehen, aber ihre Schuldzuweisung (nichts
anderes ist es) macht mir trotzdem wirklich sehr zu schaffen. Das äußert sich oft in schlaflosen Nächten und sinnlosen Heul- und Wutattacken.
Ihre Weigerung, sich emotionalen Problemen zu stellen, hatte mit großer Sicherheit auch einen Anteil an den kompletten
Kontaktabbrüchen zu ihren beiden Brüdern und zu ihrem eigenen Sohn. Ist eigentlich sehr traurig, das alles.
Die Kontaktabbrüche ziehen sich wie ein roter Faden durch meine Herkunftsfamilie.
Sowohl meine Schwester als auch mein Bruder haben den Kontakt zu MIR abgebrochen, ohne Erklärung, ohne erkennbare
Auslöser. Nicht, dass ich mich in Unschuld wasche, aber der Grund erschließt sich mir nicht.
Drei Familienaufstellungen, zu denen mir geraten wurde und die ich auch mit viel Überzeugung und noch mehr Hoffnung gemacht habe,
haben nichts gebracht im Sinne von veränderter Dynamik.
Und ich, ich habe ganz ganz panische Angst davor, dass dieses Muster weitere Kreise zieht, und ich es nicht verhindern kann.
Sprich, ich fürchte mich regelrecht davor, dass meine Kinder den Kontakt zu mir abbrechen. Eine ganz tief in mir verankerte Angst,
die mich unglaublich blockiert und ständig auf der Lauer nach Zuneigungsbeweisen liegen lässt.
Oh Gott, wenn ich mein eigenes Geschreibsel lese, wird mir schlecht ....
Ich kann verstehen, wenn Du vielleicht nicht viel davon öffentlich schreiben magst.
Es klingt so banal (und bescheuert), dass ich mich fast nicht traue, es zu schreiben.
Der Konflikt besteht eben darin, dass meine Mutter sich nie einem Konflikt stellte!!
Ich kennen es seit meiner Jugend nicht anders, dass, wenn es zu Differenzen kam (die in der Pubertät auch mal heftig sein können),
sie sich wortlos abwandte, tagelang nichts gesprochen hat.
Ihr wieder-lieb-sein musste ich mir erbetteln und mit Entschuldigungen, für die ich wenig Grund sah, untermauern.
Später (und das ist heute noch so) beendet sie Telefonate (wir wohnen 600 km auseinander), wenn sie über Dinge nicht reden will.
Sie zaubert aus ihrem Erinnerungs-Repertoire ewig lang zurückliegende Ereignisse, präsentiert sie als Vorwurf - der dann ungelöst im Raum steht.
Viele Telefonate enden damit, dass ich dann emotional ein Häufchen Elend bin und ewig lang brauch, mich wieder zu fangen.
Ich habe meinen Vater mal gefragt, wie denn seine Schwiegermutter, also ihre Mutter, denn so war. Sie starb, als ich 1 Jahr alt war.
Mein Vater meinte ganz spontan, er hätte diese Frau nur "beleidigt" gekannt.
Mir ist also durchaus bewusst, dass es sich bei meiner Mutter um ein Muster handelt, dem sie selbst ausgesetzt war.
Der Intellekt begreift es, aber gefühlsmäßig kann ich damit nicht umgehen.
Ist das, was Du Deiner Mutter im Rahmen dieses Konflikts vorwirfst, in irgendeiner Form ähnlich dem, was Du Dir selbst im Zusammenhang mit Deinen Kindern vorwirfst?
Jein.
Der Ja-Teil:
Ich bin mir dessen bewusst, dass ich in ihren frühen Kinderjahren das gelebt habe, was mir vorgelebt wurde.
Aus heutiger Sicht: mein Hauptaugenmerk lag auf dem versorgungs-technischen Teil, emotional habe ich meine Kinder viel zu wenig
"gesehen", "gehört".
Ich habe lange gebraucht, um zu erkennen, in welchem Fahrwasser mein Verhalten lief.
Durch eine andere Sache hatte ich mich vorübergehend tatsächlich disqualifiziert und meine Kinder dadurch sehr verletzt.
Das werfe ich mir vor, und ich denke, zu recht.
Der Nein-Teil:
Ich weiche keinen Konflikten aus. Ganz im Gegenteil, ich ermuntere die Kinder immer, ihre Befindlichkeiten und vorallem negative Erinnerungen
offen anzusprechen. Ich denke, sie haben es verdient, dass sie an ihrer Wahrnehmung niemals zweifeln brauchen.
Ich hüte mich auch vor Rechtfertigungen, denn was nicht schön war kann man im Nachhinein auch nicht schönreden.
@Leni
Ich will Deinen Thread nicht missbrauchen mit meiner Story.
Wenn Du magst, dann bitte ich Walter, die letzten Beiträge in einen neuen Strang zu verfrachten.
LG
Lucille