Reinfriede
Well-Known Member
- Registriert
- 15 Oktober 2004
- Beiträge
- 4.988
Liebe Abendsonne!
Bis zu einem gewissen Grade kenne ich Deine Situation. Bis zu einem gewissen Grad deshalb, weil ich nicht nachvollziehen kann, warum Du immer nur eine Seite beäugst. Nämlich die der "besser Gestellten".
Ich kann mich an finanzielle Engpässe bei mir erinnern, bei denen ich mich rückblickend oft frage, wie ich das damals überhaupt geschafft habe.
Ich erinnere mich sehr genau an jenen Silvesterabend, an dem ich (ich glaube, ich habe es schon mal geschildert) in Nachthemd und Morgenmantel mit kessen alten Gummistiefeln im Keller stand und weißglühende Kohlen aus dem Ofen schaufelte, weil dieser (wiedermal) übergekocht war. Es war ein Uralt-Ofen, der das Haus auf max. 18 Grad aufheizen konnte - wir überstanden diesen Winter alle im Schianzug und 3 Paar Socken übereinander daheim.
Und ich weiß noch, wie ich dachte, dass alle anderen Menschen auf dieser Welt gerade fein aufgebrezelt auf zarten Highheels, mit Champagner und feinem Lachs im Warmen Silvester feiern würden. Und ich steh mit meinen Gummistiefeln in einem Kohlenkeller, in dem ich vor lauter Dampf (das Überdruckventil hatte sich geöffnet, weil der Ofen übergekocht hatte - damit stand im Keller das Wasser, in das ich die glühenden Kohlen schaufelte) nichts mehr gesehen habe. Irgendwann während der Schaufelei hab ich auf einmal fürchterlich lachen müssen. Die ganze Situation war so skurril, dass ich nur noch grinsen konnte.
War ein einprägsames Bild, das ich wohl nie vergessen werde.
Es geht vorbei. Die Kinder werden größer, ziehen aus und dann sieht die finanzielle Sache auch wieder anders aus.
Was ich mit dem Blick auf die "besser Gestellten" meinte: Damals, im Kohlenkeller war mein Blick auch bei denen. Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen genau zu diesem Zeitpunkt gefroren haben, KEINEN Kohlenkeller hatten, weil sie kein Haus hatten - wie viele Menschen nichtmal die Wurstbrote hatten, die für uns zu Silvester in der Küche standen.
Ich habe letztens eine Doku gesehen über Privatinsolvenzen, vielleicht hast Du sie auch gesehen. Da wurde unter anderem eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern dokumentatorisch begleitet bei ihrem Weg in die Schuldenfreiheit.
War bitter und beschämend, es anzusehen. Bitter, weil einem bewusst wurde, wie viel finanzielle Not es hier in Österreich trotz allem gibt und beschämend, weil ich meine eigene Situation schon als Not bezeichnet hatte, obwohl ich im Vergleich zu dieser Frau den puren Luxus hatte.
Vergleiche sollten IMMER in beide Richtungen gemacht werden, wenn man schon welche machen möchte.
Und eines kann ich Dir sagen: Obwohl meine Kinder bei meinem Exmann auch Luxus gesehen haben und bei mir nur die Tristesse, zeigen sie heute so eine überwältigende Verbundenheit zu mir, dass ich oft heimlich mit den Tränen kämpfe.
Kinder sind viel gescheiter, als Du denkst. Das, was wirklich zählt, ist nicht das Geld. Sondern das, wie Du mit ihnen umgehst. Ob sie sich geliebt fühlen von Dir, wirklich geliebt. Liebe zeigt sich nicht durch Luxus, sondern durch Zuhören, durch Wohlwollen, durch Geduld, Behutsamkeit und das Spüren, dass Du voll hinter ihnen stehst. Du bist ihre Mutter und das wirst Du immer sein.
Vergiss die 83,- Euro, sie sind es nicht wert, dass Du Dich grämst. Du kriegst das Geld schon irgendwo anders wieder rein, wenn Du es willst, das ist zu schaffen. Viel wichtiger ist, dass Du Deinen Kindern vermittelst, dass Du für sie da bist und für sie stark bist - DAS sind die Erinnerungen, die Deine Kinder später einmal haben werden - und nicht der Luxus.
Liebe Grüße
Reinfriede
Bis zu einem gewissen Grade kenne ich Deine Situation. Bis zu einem gewissen Grad deshalb, weil ich nicht nachvollziehen kann, warum Du immer nur eine Seite beäugst. Nämlich die der "besser Gestellten".
Ich kann mich an finanzielle Engpässe bei mir erinnern, bei denen ich mich rückblickend oft frage, wie ich das damals überhaupt geschafft habe.
Ich erinnere mich sehr genau an jenen Silvesterabend, an dem ich (ich glaube, ich habe es schon mal geschildert) in Nachthemd und Morgenmantel mit kessen alten Gummistiefeln im Keller stand und weißglühende Kohlen aus dem Ofen schaufelte, weil dieser (wiedermal) übergekocht war. Es war ein Uralt-Ofen, der das Haus auf max. 18 Grad aufheizen konnte - wir überstanden diesen Winter alle im Schianzug und 3 Paar Socken übereinander daheim.
Und ich weiß noch, wie ich dachte, dass alle anderen Menschen auf dieser Welt gerade fein aufgebrezelt auf zarten Highheels, mit Champagner und feinem Lachs im Warmen Silvester feiern würden. Und ich steh mit meinen Gummistiefeln in einem Kohlenkeller, in dem ich vor lauter Dampf (das Überdruckventil hatte sich geöffnet, weil der Ofen übergekocht hatte - damit stand im Keller das Wasser, in das ich die glühenden Kohlen schaufelte) nichts mehr gesehen habe. Irgendwann während der Schaufelei hab ich auf einmal fürchterlich lachen müssen. Die ganze Situation war so skurril, dass ich nur noch grinsen konnte.
War ein einprägsames Bild, das ich wohl nie vergessen werde.
Es geht vorbei. Die Kinder werden größer, ziehen aus und dann sieht die finanzielle Sache auch wieder anders aus.
Was ich mit dem Blick auf die "besser Gestellten" meinte: Damals, im Kohlenkeller war mein Blick auch bei denen. Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen genau zu diesem Zeitpunkt gefroren haben, KEINEN Kohlenkeller hatten, weil sie kein Haus hatten - wie viele Menschen nichtmal die Wurstbrote hatten, die für uns zu Silvester in der Küche standen.
Ich habe letztens eine Doku gesehen über Privatinsolvenzen, vielleicht hast Du sie auch gesehen. Da wurde unter anderem eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern dokumentatorisch begleitet bei ihrem Weg in die Schuldenfreiheit.
War bitter und beschämend, es anzusehen. Bitter, weil einem bewusst wurde, wie viel finanzielle Not es hier in Österreich trotz allem gibt und beschämend, weil ich meine eigene Situation schon als Not bezeichnet hatte, obwohl ich im Vergleich zu dieser Frau den puren Luxus hatte.
Vergleiche sollten IMMER in beide Richtungen gemacht werden, wenn man schon welche machen möchte.
Und eines kann ich Dir sagen: Obwohl meine Kinder bei meinem Exmann auch Luxus gesehen haben und bei mir nur die Tristesse, zeigen sie heute so eine überwältigende Verbundenheit zu mir, dass ich oft heimlich mit den Tränen kämpfe.
Kinder sind viel gescheiter, als Du denkst. Das, was wirklich zählt, ist nicht das Geld. Sondern das, wie Du mit ihnen umgehst. Ob sie sich geliebt fühlen von Dir, wirklich geliebt. Liebe zeigt sich nicht durch Luxus, sondern durch Zuhören, durch Wohlwollen, durch Geduld, Behutsamkeit und das Spüren, dass Du voll hinter ihnen stehst. Du bist ihre Mutter und das wirst Du immer sein.
Vergiss die 83,- Euro, sie sind es nicht wert, dass Du Dich grämst. Du kriegst das Geld schon irgendwo anders wieder rein, wenn Du es willst, das ist zu schaffen. Viel wichtiger ist, dass Du Deinen Kindern vermittelst, dass Du für sie da bist und für sie stark bist - DAS sind die Erinnerungen, die Deine Kinder später einmal haben werden - und nicht der Luxus.
Liebe Grüße
Reinfriede