.... das Leben an mir vorbei???

Hortensie,

du sprichst genau DAS an, was auch ich zu meinen Eltern gesagt habe!

Sie frugen mich vor 6 Jahren, ob ich Interesse an dem Haus habe.
Es stand / steht ja in D... ich lebe und bin glücklich in Ö.....
WAS soll ich mit dem Haus?

Sie haben es dann verkauft und sind näher zu mir gezogen :D

Und was sie nun mit dem " Erlös " machen...?
Sie LEBEN!!!!!

Und genau DAS macht mir Freude!
Ich gönne es ihnen von ganzem Herzen!

Und das schöne ist, auch SIE gönnen mir MEIN Leben!

Aber ich weiß auch, wenn ich oder sie mal im Lotto gewinnen würden,
würden wir 1:1 die gleichen Gedanken haben....*lach

Wir würden meinen Eltern ein Haus " spendieren "... bzw. sie uns!

Aber bloß nicht zu nah beisammen*lach
denn DAFÜR liebe ich sie einfach zu sehr! :love:
 
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leider konnte ich nur im überflug jetzt unterwegs sein.

ich finde, lucille hat als einzige erkannt, worum es mir geht,


es ist schlichtweg falsch, wenn meine "hintergründe" reduziert werden auf ein "scharf aufs haus". ich find das extrem krass.
auch wenn nicht ICH direkt so angesprochen wurde, kam es so rüber, dass ich weiß, dass mir diese aussage im übertragenen sinne gilt:



Zitat von Hortensie:
Ich habe ja am eigenen Leibe erlebt, dass die Kinder ja nicht immer scharf auf das Haus der Eltern sind.

abendsonne
 
liebe hortensie,

im nachhinein nehme ich mal an, du meinst meine kinder und nicht mich in bezug aufs elternhaus.
tschulldige!!!

lg abendsonne
 
leider konnte ich nur im überflug jetzt unterwegs sein.

ich finde, lucille hat als einzige erkannt, worum es mir geht,


es ist schlichtweg falsch, wenn meine "hintergründe" reduziert werden auf ein "scharf aufs haus". ich find das extrem krass.
auch wenn nicht ICH direkt so angesprochen wurde, kam es so rüber, dass ich weiß, dass mir diese aussage im übertragenen sinne gilt:
Du missverstehst uns bzw. zumindest mich. Wir reduzieren dich nicht aufs Haus. Du legst zuviel Aufmerksamkeit auf dieses Haus.
Mir kommt es so vor, als hältst du dich daran fest und vergisst dabei das Wesentliche. Und außerdem ist es eh wurscht, es ist deine Sache. Du willst glücklich werden, du hast es in der Hand. Wir versuchen nur, dich ein Stück zu begleiten.
AL Hortensie
 
Liebe Reinfriede,

prinzipiell bin ich ein Mensch, der sein Leben VOR sich sieht, dort liegt mein Focus. In der Gegenwart und in der Zukunft.

Im Grunde genommen bin ich das auch. Hätte ich nämlich in
vergangenen wirklich schweren Zeiten keine Zukunftsperspektive
für mich gefunden, dann wäre ich gescheitert.

Ich bleibe nicht in der Vergangenheit hängen, aber die Gegenwart
zeigt mir immer wieder kausale Zusammenhänge auf, gerade wenn
es um die Kinder geht. Wenn ich sehe, welche Hypothek
mein Mann und ich ihnen auf den Weg mitgegeben haben, dann
führt mich das unweigerlich gedanklich zurück in die Vergangenheit.

Nein, ändern kann ich diese natürlich nicht. Aber ich weiß, es wird
der Zeitpunkt kommen, wo die Kinder sich damit intensiv
auseinandersetzen werden. Und dann möchte ich ihnen, wenn sie
es denn wollen, in der Aufarbeitung zur Seite stehen.

Von meiner Mutter habe ich Verdrängungsmechanismen "gelernt",
die ich so niemals weitergeben möchte. Ich weiß aber, dass Du nicht
Verdrängung meinst, wenn Du die Vergangenheit ansprichst.

Vielleicht so besser ausgedrückt:
meine Vergangenheit erklärt meine Gegenwart und ein Stück weit
die Zukunft meiner Kinder.

Kennst Du das Gefühl, wenn man jahrelang auf etwas gewartet hat und es passiert dann plötzlich? Da stellt man völlig erstaunt fest, dass man umsonst gewartet hatte - denn die Erleichterung, das Glücksgefühl ... bleibt aus.

Das kann ich zB so nicht bestätigen. Ich habe unendlich scheinende
Jahre darauf gehofft und gewartet, dass ich wieder Kontakt zu den
Kindern habe. Das Glücksgefühl hat sich dann, als es so weit war, in
noch größerem Maße eingestellt, als ich mir das vorgestellt hatte.

Der zweite ist, dass ich davon ausgehe, dass meine Eltern im guten Glauben gehandelt hatten, alles richtig zu machen bzw. genau nur so handeln konnten, weil sie eine andere Vergangenheit und einen anderen Werdegang als ich gehabt hatten.

Was bitte sollten sie "einsehen"?

Ja, natürlich, auch meine Eltern haben aus ihrem guten Glauben an
die Richtigkeit ihrer Entscheidungen gehandelt. Je mehr ich mich
mit ihren Lebensgeschichten befasst habe, desto mehr habe ich verstanden.
Meine Eltern haben auch nie Fehlentscheidungen im eigentlichen Sinn
getroffen. Wir Kinder hatten eine wohlbehütete Kindheit, für die ich
auch Dankbarkeit empfinde.

Was sie einsehen sollen?
Ich spreche hier die ganz persönlichen zugefügten Verletzungen an.
Für mich ist schon mal das Fehlen von Zugeständnis, dass es diese
überhaupt gegeben hat, nicht nachvollziehbar. Es wird bagatellisiert,
schöngeredet und abgestritten, nur, um sich nachträglich der
Verantwortung zu entziehen. DAS werde ich nie verstehen.

Mir ginge es dabei nicht um das Thema Schuld und Sühne, sondern
um empfundene Reue. Ich persönlich finde, dass das nachhaltige
Bedauern über gewisse Fehlverhalten eine andere - bessere -
Beziehungsqualität nach sich zieht.

Andererseits bietet mir meine Mutter mit ihrem Verhalten eine
Steilvorlage, wie man's eben nicht macht.
In diesem Sinne: kein Schatten ohne Licht ;--)

Was ich auch tun kann, um die Vergangenheit transparenter zu machen ist, dass ich versuche, in ihren Schuhen zu laufen, um zu verstehen, warum sie so gehandelt hatten.

Ich habe für mich festgestellt, dass das Leben mich hin und wieder
situationsbedingt geradezu zwingt, in ihren Schuhen zu laufen. Meine
Eltern hatten fast idente Probleme mit meinem Bruder wie wir teilweise mit
unserem Sohn. So blieb es nicht aus, dass ich ihre Haltung nachträglich
sehr gut verstanden habe. Da gäbe es natürlich noch mehr Beispiele.

Aber, bedingt durch die schlimmen Kriegserfahrungen, die meine
Eltern machen mussten - und die sie sehr geprägt haben -, kann ich
diese Erfahrungen nicht mal ansatzweise für mich gedanklich simulieren.
Das Trauma nachzuempfinden zeigt mir meine Grenzen auf.

Ich habe meinen Eltern gesagt, sie sollen alles auf den Kopf hauen und ihre Rentenzeit geniessen so lange sie können.
Sicher ist es schön, etwas zu erben...doch nicht um jeden Preis.

Das unterschreibe ich, und das entspricht auch meiner Haltung.

Allerdings habe ich abendsonne nicht so verstanden, dass sie ihrer
noch lebenden Mutter nichts mehr gönnt. Es geht um das Erbe des
verstorbenen Vaters, und daraus juristisch gedeckte Ansprüche zu
ziehen halte ich für legitim.

Aber, auch wenn ich mich wiederhole, kann ich in diesem konkreten
Fall die Sinnhaftigkeit eines Erbstreits, dessen Ergebnis mir keine
nennenswerten Vorteile bringt, nicht erkennen. Sollte es tatsächlich
nur ums Prinzip gehen, dann hält sich mein Verständnis in Grenzen.

Vielleicht kann Abendsonne etwas Licht ins Dunkel bringen.

LG
Lucille
 
Hallo ihr Lieben,

meine Eltern sind natürlich auch Kinder ihrer Zeit gewesen und der Erziehung durch ihre Eltern. Wenn ich an meinen Großvater denke, kann ich mir lebhaft vorstellen, warum meine Mutter so geworden ist, wie sie nun einmal war.

Und gerade weil ich um die Verhältnisse Bescheid weiß, wollte ich nicht so handeln wie meine Mutter an uns Kinder handelte. Das war nicht richtig und es hat uns nicht gut getan.

Sie hat nie wertgeschätzt was sie an uns hatte. Im Gegenteil.

Wir waren ruhige, viel zu brave Kinder, die mit Angst und ständigem schlechten Gewissen groß geworden sind.

Wir wurden sehr leistungsorientiert und ohne große Zuwendung oder gar Verständnis erzogen. Von Liebe und Zärtlichkeit ganz zu schweigen.

Für meine Eltern war wichtig: bedingungsloser Gehorsam und die hervorragenden schulischen Leistungen.

Ansonsten interessierten sie sich hauptsächlich für ihr erworbenes Eigentum, vor allen Dingen ihr Haus.

Wir Kinder wußten in welch schlechten Verhältnissen unsere Eltern groß geworden waren - besonders meine Mutter. Sie ließ uns das andauernd wissen. Noch dazu wußten wir, dass wir weder als Wunschkinder auf die Welt gekommen waren, noch so intelligent und hübsch waren, wie sie sich das vorgestellt hatte. Genaugenommen waren wir eine echte Pleite.

Erst als sie sehr krank wurde, verstand sie, was sie an uns hatte. Aber gesagt hat sie uns das nie.

Sie interessierte sich immer nur für das Haus. Noch als sie im Sterben lag, gab sie uns Anweisungen für die Gartenpflege(...wegen der Nachbarn).

Ich behaupte nicht, dass Abendsonnes Fokus nur auf das Haus liegt. Ich fände es auch völlig in Ordnung, wenn sie es für sich behalten wollen würde.

Das kann ich sehr gut verstehen.

Was ich nur nicht gerne hören mag, liebe Abendsonne ist, wenn stets das Wohl der Kinder vorgeschoben wird, um den Erhalt des Hauses zu rechtfertigen.

Davon kann ich ein sehr trauriges Lied mit sehr vielen Strophen singen.

Vielleicht ist das bei dir eigentlich gar nicht so, Abendsonne. Vielleicht sehe ich das alles viel zu eng. Doch mich erinnerte das einfach nur sehr an meine Eltern bzw. meine Mutter.

Ich wollte dir meine Sichtweise nur mit auf den Weg geben.
 
Zuletzt bearbeitet:
ich glaube, ihr seht das ganze viel zu eng, wieder mal über 10 ecken und nicht direkt.
es geht hier doch nicht ums haus per se, sondern nur drum, einen finanziellen rahmen für den selbstständigenanfang zu schaffen.
und da ists einfach am besseren, keine mite zu zahlen, es bleibt mehr!
ich könnte mir schon vorstellen- das haus zu verkaufen-und den erlös, nach abzug Kaution, einrichtungskosten... auf ein treuhandkonto zu geben.
was ich mit nicht vorstellen kann, ist ihr das haus abzukaufen, bis ans ende meiner tage in schulden zu waten-und dann MEIN haus unseren kindern zu vererben.
und noch was- wegen des buben- wenn er zu mir will, ist er immer willkommen, aber wegnehmen tue ich niemandem was.
ER meinte vor kurzem übrigens, er wird immer in dem haus wohnen,ohne über das gefragt gewesen zu sein.

lg
m
 
...
Allerdings habe ich abendsonne nicht so verstanden, dass sie ihrer
noch lebenden Mutter nichts mehr gönnt. Es geht um das Erbe des
verstorbenen Vaters, und daraus juristisch gedeckte Ansprüche zu
ziehen halte ich für legitim....
Ja, das sehe ich genau so.

Nur zu erwarten, dass man von den Eltern etwas erbt, so meinte ich das. Das habe ich dann ev. falsch verstanden.
 
Lieber Magnet,

Wie jemand um Ecken denkt, weiss ich nicht.

Ich habe hier mit gelesen und geschrieben, was ich dabei denke.

Nicht mehr - nicht weniger.
 
Lieber Magnet!

was ich mit nicht vorstellen kann, ist ihr das haus abzukaufen, bis ans ende meiner tage in schulden zu waten-und dann MEIN haus unseren kindern zu vererben.

Das ist mir völlig unverständlich.

Ich habe nach der Scheidung ein Haus "erwirtschaftet", das meine Kinder bekommen werden.

Mein Exmann hat in erster Linie nichts, von den Schulden möchte ich gar nicht sprechen, denn sein Lebensstil ist luxuriös.

Mir würde NIE im Traum einfallen, meinen Kindern das Haus nicht zu geben, nur weil mein Exmann weniger zu vererben hat als ich.

Sorry, aber DAS ist mir echt zu schräg.

Wenn ich meinen Kindern etwas gebe, dann deswegen, weil ich es gerne tue. Da gibts nicht mal einen Gedanken daran, ob das wer anderer auch tut oder weniger tut oder gar nicht tut - ist doch Käse, da auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken.

Sorry, aber das kanns nicht sein, dass Du so verquer denkst. Du stehst sogar noch in diesen Fragen in einem Konkurrenzkampf mit Abendsonne, und die einzigen, die das wirklich büßen, sind die Kinder.

Reinfriede,
die momentan das Gefühl hat, Deine Ecken sind hunderte von Zugspitzen, um die man herumdenken müsste.
 
Liebe Lucille!

Nein, ändern kann ich diese natürlich nicht. Aber ich weiß, es wird
der Zeitpunkt kommen, wo die Kinder sich damit intensiv
auseinandersetzen werden. Und dann möchte ich ihnen, wenn sie
es denn wollen, in der Aufarbeitung zur Seite stehen.

Von meiner Mutter habe ich Verdrängungsmechanismen "gelernt",
die ich so niemals weitergeben möchte. Ich weiß aber, dass Du nicht
Verdrängung meinst, wenn Du die Vergangenheit ansprichst.

Ich finde es gut, wie Du darüber denkst.

Vielleicht so besser ausgedrückt:
meine Vergangenheit erklärt meine Gegenwart und ein Stück weit
die Zukunft meiner Kinder.

Kann auch auch gut nachvollziehen.



Das kann ich zB so nicht bestätigen. Ich habe unendlich scheinende
Jahre darauf gehofft und gewartet, dass ich wieder Kontakt zu den
Kindern habe. Das Glücksgefühl hat sich dann, als es so weit war, in
noch größerem Maße eingestellt, als ich mir das vorgestellt hatte.

Es ist schön, wenn sich Wünsche erfüllen, keine Frage. Besonders in diesem Fall - und ich denke, da wäre ich auch im 7. Himmel geschwebt und hätte Tag und Nacht geheult vor lauter Freude.

Aber wahrscheinlich haben wir aneinander vorbeigedacht. Ich meinte damit etwas anderes, bezogen auf die Vorstellung, dass Eltern sich zu entschuldigen hätten oder Reue zeigen müssten, damit sich etwas "erlösen" könnte in mir.

Mir ist es tatsächlich schon passiert, dass jemand eine Art "Reue" gezeigt hatte bzw. auf seine Art und Weise versucht hatte, etwas, das Jahrzehnte zurücklag und mich sehr (und schmerzlich) geprägt hatte, wieder auszugleichen, wieder "gutzumachen".

Es war durchaus vergleichbar mit dem Einsehen von der Ungerechtigkeit von Misshandlungen und dem Schmerz, den man damit ausgelöst hatte.

Es war im Endeffekt schal, auch wenn ich spürte, dass es ehrlich gemeint war - es löste nichts mehr bei mir aus, gar nichts.

Denn das Verhaltensmuster, das ich dadurch entwickelt hatte, ließ sich nicht mehr ändern und es war mir schmerzlich bewusst, dass nichts auf dieser Welt auch nur irgendetwas aus der Vergangenheit auslöschen kann. Hätte er es nicht bereut, wäre auch nichts anders gewesen.

Stell Dir bitte mal intensiv vor, Deine Eltern würden so agieren, wie Du es Dir wünschen würdest, also Reue zeigen, Einsicht zeigen. Würde das tatsächlich bei Dir irgendetwas ändern? Wenn ja, was konkret?

Ich habe es nicht so erlebt, lasse mich aber gerne überzeugen. Ich kanns mir nicht vorstellen, dass Reue oder Einsicht mein Leben in irgendeiner Form verändern würde. Es ist passiert, es ist vorbei, morgen ist ein neuer Tag. Und wenn übermorgen jemand sagt, ich habe da und dort einen Fehler gemacht, so sei's drum. Es ist vorbei, es bringt MIR nichts mehr.

Ich habe da gestern auch lange drüber nachgedacht, das Thema ging mir nahe. Und ich hatte mir versuchsweise vorgestellt, meine Eltern würden mir gegenüber "Reue" zeigen.

Weißt Du, was komisch ist?

Es fühlte sich völlig falsch an. Ich empfand da gar keine Erleichterung, sondern fühlte mich schlecht. So, als wollten sie mir etwas umhängen, was ich nicht zu tragen habe.

Und wahrscheinlich ist es das: Es ist ihre Verantwortung, wie sie ihr Leben gelebt haben bzw. leben, es ist nicht meine. Und "Reue" würde bedeuten, dass sie mich ein Stück weit in dieses Leben einbinden - ist schwer zu erklären, aber vielleicht kommt rüber, was ich sagen möchte.

Was sie einsehen sollen?
Ich spreche hier die ganz persönlichen zugefügten Verletzungen an.
Für mich ist schon mal das Fehlen von Zugeständnis, dass es diese
überhaupt gegeben hat, nicht nachvollziehbar. Es wird bagatellisiert,
schöngeredet und abgestritten, nur, um sich nachträglich der
Verantwortung zu entziehen. DAS werde ich nie verstehen.

Ja, das ist bei meinen Eltern auch so. In ihren Augen war alles anders, in ihren Augen hat es bestimmte Dinge überhaupt nie gegeben oder entsprängen nur meiner Phantasie.:cool:

Als ich das bemerkt habe, habe ich diese Themen völlig gelassen, bringt ja nix. Heute lächle ich darüber, denn sie sollen ihr Leben so sehen, wie sie es wollen. Es ist ihr gutes Recht und wer weiß, wie sehr meine Erinnerungen von denen meiner Kinder differieren werden. Vielleicht mach ich genau dasselbe und bemerke es nicht mal.

Ich habe einmal ein tolles Interview mit Günther Paal gehört, in dem er über Studien sprach, die belegten, dass jede Erinnerung Veränderungen unterliegt.

Und zwar interessanterweise umso mehr, je öfter man sich an die Situation erinnert. Das würde bedeuten, dass Menschen, die jahrelang oder jahrzehntelang etwas verdrängt und nicht daran gedacht haben, der "Wahrheit" paradoxerweise weit näher sind als Menschen, die sich immer wieder und wieder an eine Situation erinnern. Die Vergangenheit wird mit jedem Hervorholen ein Stück mehr verfälscht.

Wenn nun nicht mal mehr auf die Vergangenheit Verlass ist, wie soll ich dann entscheiden, wessen Erinnerung die Wahrheit ist? Meine Erinnerung ist sicher genauso subjektiv gefärbt wie die meiner Eltern.

Auch in dieser Pattsituation habe ich für mich entschieden, das zu lassen.

Oder, ganz einfach ausgedrückt: Um Reue könnte ich mir nix kaufen. Und sie würde sich nicht gut anfühlen.

Andererseits bietet mir meine Mutter mit ihrem Verhalten eine
Steilvorlage, wie man's eben nicht macht.
In diesem Sinne: kein Schatten ohne Licht ;--)

Ja genau.:D

Ich habe für mich festgestellt, dass das Leben mich hin und wieder
situationsbedingt geradezu zwingt, in ihren Schuhen zu laufen. Meine
Eltern hatten fast idente Probleme mit meinem Bruder wie wir teilweise mit
unserem Sohn. So blieb es nicht aus, dass ich ihre Haltung nachträglich
sehr gut verstanden habe. Da gäbe es natürlich noch mehr Beispiele.

So ähnlich habe ich das auch erlebt. Es war nicht erst eine Situation, sondern unzählige, in denen ich plötzlich wusste, wie sich mein Vater gefühlt haben musste. Gefühle, die so übermächtig waren, dass ich mich mit aller Kraft dagegen wehren musste, nicht so zu handeln, wie er es getan hatte. War manchmal fast beschämend für mich, meinen Vater da in mir drin zu entdecken.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Ich kanns mir nicht vorstellen, dass Reue oder Einsicht mein Leben in irgendeiner Form verändern würde. Es ist passiert, es ist vorbei, morgen ist ein neuer Tag. Und wenn übermorgen jemand sagt, ich habe da und dort einen Fehler gemacht, so sei's drum. Es ist vorbei, es bringt MIR nichts mehr.

Um Reue könnte ich mir nix kaufen. Und sie würde sich nicht gut anfühlen.

Toller Text, liebe Reinfriede!
Ich kann nur jede Zeile unterstreichen, denn ganz genau so bin ich auch gestrickt.

Dieser Absatz hat mich ganz besonders angesprungen, weil ich mit dieser Sichtweise auch großteils auf Unverständnis gestoßen bin.

Ist zwar ein wenig OT, weils nicht meine Eltern, sondern den Tod meines Mannes betrifft, aber es gehört zum Thema Reue, Vergebung usw.

Mein Mann wurde ja erschossen. Es war eine ziemlich traumatische Zeit für mich und meine 3 Kinder....es gab 3 Prozesse, die sich über 3 Jahre gezogen haben...und es war - da es ein reiner Indizienprozess war - nicht klar, ob der Täter verurteilt wird.

Für meine Söhne war es (wegen der Gerechtigkeit) sehr wichtig, dass er lebenslänglich im Gefängnis schmoren möge und ein Sohn (der kurz darauf auch verstorben ist) hat es nie verwunden, dass er nur 18 Jahre bekommen hat.
Wir haben viele Diskussionen geführt, aber er hat meine Haltung nicht verstanden.

Denn mir war es ehrlich gesagt ziemlich egal...ich wollte erstens nur mehr meine Ruhe, dass endlich mal ein Schlussstrich gezogen wird, damit ich abschließen kann und zweitens änderte es gar nix an meinem Leben, ob der jetzt sitzt oder in Freiheit herumrennt. Sein Gewissen nimmt er überall mit hin und mein Mann wird nicht mehr lebendig, egal wie die Strafe ausfällt.

Ich habe bis heute nie mehr einen Gedanken daran verschwendet.....manchmal sprechen mich die Leute an und fragen: "Sag, sitzt der noch? Wieviel hat er denn überhaupt bekommen?" usw.
Ich muss dann immer antworten, dass ich nicht weiß, ob er noch sitzt oder ob er vorzeitig entlassen wurde ...weil es mir schlicht und ergreifend EGAL ist.

lg Sandy
 
es geht hier doch nicht ums haus per se, sondern nur drum, einen finanziellen rahmen für den selbstständigenanfang zu schaffen.
und da ists einfach am besseren, keine mite zu zahlen, es bleibt mehr!

Ich sehe das sehr wohl direkt und denke einfach realistisch:
(ich hatte das zwar alles schon geschrieben, aber Du wärst nicht
Du, wenn Du auf Argumente eingingst ;--)

In sagen wir mal 10 Jahren wird das Haus renovierungs- und
sanierungsbedürftig sein. Auch wenn dann die Kinder (oder eines der
Kinder) mietfrei wohnen werden ... sie müssten vermutlich in einem
Ausmaß Geld investieren, das den Rahmen einer ortsüblichen Miete
bei weitem sprengt. Es bliebe nicht mehr - im Gegenteil, sie würden
draufzahlen.

ich könnte mir schon vorstellen- das haus zu verkaufen-und den erlös, nach abzug Kaution, einrichtungskosten... auf ein treuhandkonto zu geben.

Damit wäre allen am meisten gedient - weil es eine saubere
und transparente Lösung wäre.

Das, was Ihr jetzt habt, ist - Verzeihung - Murks.
Wobei immer und immer wieder aufgerechnet wird, und
unterm Strich fühlt sich keiner wohl mit dieser "Lösung".

was ich mit nicht vorstellen kann, ist ihr das haus abzukaufen, bis ans ende meiner tage in schulden zu waten-und dann MEIN haus unseren kindern zu vererben.

Ja, Eure persönlichen Animositäten haben nach wie vor die
Oberhand. Tilgungsschulden sind doch sowieso vorhanden.
Es ist ein reines Rechenbeispiel, zu welchem Preis Du den Anteil
Deiner Frau kaufen würdest. Die Restschulden würden ja da
mit eingerechnet werden und ihren Erlös entsprechend
verringern.

Ich sag Dir was - den Kindern wird's Jacke wie Hose sein,
von wem sie was erben. Über kurz oder lang werden sie
so oder so Eure ganz Geschichte hinterfragen - und mit ihren
eigenen Maßstäben bewerten.

Wenn Ihr so weiter macht wie gehabt, dann kommt keiner
von Euch ungeschoren davon, ganz unabhängig vom Erbe.

ER meinte vor kurzem übrigens, er wird immer in dem haus wohnen,ohne über das gefragt gewesen zu sein.

Sorry, Magnet, aber das entlockt mir ein müdes Lächeln.
Der Junge ist 8 (acht) Jahre alt!!
Er kann sich - altersbedingt - gar nichts anderes vorstellen,
als "zuhause" zu wohnen.

Ich fasse es grad nicht, dass Du seine Aussage in Deine
Argumentation mit einbeziehst.

LG
Lucille
 
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Liebe Sandy!

Denn mir war es ehrlich gesagt ziemlich egal...ich wollte erstens nur mehr meine Ruhe, dass endlich mal ein Schlussstrich gezogen wird, damit ich abschließen kann und zweitens änderte es gar nix an meinem Leben, ob der jetzt sitzt oder in Freiheit herumrennt. Sein Gewissen nimmt er überall mit hin und mein Mann wird nicht mehr lebendig, egal wie die Strafe ausfällt.

Ich verstehe Dich da gut. Denn Dein Leben hatte sich durch das Ereignis ja einschneidend geändert - was würde es definitiv nützen, wenn der Mann Reue zeigen würde?

Es ändert nichts an den Geschehnissen. Es ändert vielleicht etwas bei IHM, aber nicht bei Dir.

Ganz im Gegenteil:

Ich kann mir vorstellen, dass Du ähnlich empfinden würdest - Du würdest wahrscheinlich auch bei der Vorstellung, wenn er Dich reumütig um Verzeihung bitten würde, ein ganz eigenartiges Gefühl entwickeln. Das Gefühl, dass es falsch ist, das Gefühl, jetzt da etwas umgehängt zu bekommen, Verantwortung, eine Last.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
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