Gedanken über die Selbsttötung / den „Selbstmord“

Shaan

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11 Juni 2004
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Was bewegt einen Menschen seinem Leben Selbst ein Ende setzen zu wollen? Ist es Feigheit, die Angst vor dem Leben wie so viele glauben?
Ich meine NEIN!
Mein persönlicher Ansatz ist folgender:

Man will nicht sich, sondern „etwas“ in einem töten. Da ist etwas was man zerstören, vernichten, auslöschen möchte, „etwas“ was man nicht mehr glaubt ertragen zu können.

Nicht das Selbst ist was hier getötet werden will, getötet werden soll,
sondern dieses etwas !

Eine Verletzung, eine Erinnerung, ein Gefühl welches einen verfolgt. Dieses „etwas“ verursacht nun einen tiefen Schmerz welchen man loswerden –aus sich heraus haben - nicht mehr wahrnehmen – nicht mehr spüren will. Es ist als wolle man sich ein Messer aus einer tiefen Wunde reißen. Meist hat man schon vieles versucht diese „Wunde“ nicht mehr zu spüren, zu sehen – vergessen, verdrängen - schön reden - nicht wahr haben wollen - es überspielen - sich darüber lustig machen. Aber all diese „Fluchtversuche“ vor diesem „etwas“ waren / sind vergeblich...

Jedes Mal wenn man wieder einmal einen vergeblichen „Fluchtversuch“ unternommen hat, und dieser Schmerz immer noch da ist – noch mehr da ist –ergreift einen eine tiefe Verzweiflung - ein noch tieferer Schmerz den man am liebsten heraus schreien möchte aber meist bleibt man stumm – ein stiller Schrei den niemand hört – der einen rasend macht... – man hält sich die Ohren zu... - will dieses „etwas“ endlich loswerden – frei von ihm sein - und man ist zu allem bereit in seiner Verzweiflung... – seinem Schmerz...

ABER DER PREIS DIESER BEFREIUNG
IST SEHR HOCH
ER KOSTET DAS LEBEN!

Ist dieser „Akt der Verzweiflung“ eine Lösung? In einem gewissen Ja ! ABER er beraubt einen auch dessen wonach man sich so sehr sehnt :
Leben, wirklich leben - frei sein - glücklich sein - man selbst sein – Begegnung – „schöne Gefühle“ – Liebe – u.v.m. Man beraubt sich seiner Träume ....

Ist aus meinem Verständnis heraus keine wirkliche Lösung noch komplizierter wird es, wenn man an Reinkarnation glaubt, von dieser überzeugt ist...
dies aber nur am Rande.

Die alles entscheidende Frage ist also WAS TUN???

Hinschauen - akzeptieren – anerkennen -zulassen – loslassen – vertrauen – sich öffnen –

Tja da sehe ich „man“ die Augenbraue runzeln, stimmt es ist leichter gesagt als getan ABER bitte schön wer hat gesagt das es leicht ist? NIEMAND! Und schon gar nicht ich, es erfordert sehr viel Mut, meist den Mut der Verzweiflung! Aber was ist die Alternative?

Der Tod? Mit diesem “etwas“ ewig weiter leben? Endlose zum scheitern verurteilte „Fluchtversuche?“ ...???
Was hat man denn schon zu verlieren?

Das Leben, war man eben nicht noch bereit es einfach Weckzuschmeißen, und was für ein leben ist das mit diesem „etwas?“
 
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Nachfrage

Hallo Shaan

Aber was ist die Alternative?

Um über Alternativen zu reden, solltest Du sagen, ob es dein Problem ist. Es hört sich fast so an, sonst würdest Du es wahrscheinlich nicht so detailliert beschreiben können.

Meine zweite Frage wäre dann, was konkret Du in dir töten möchtest?

Alles Liebe. Gerrit
 
die alternative ist das permanente "stirb und werde" im täglichen leben. leben ist immer entwicklung, wir lassen "etwas" hinter uns, modifizieren "etwas", begegnen vor allem vielem neuem, herausforderungen, bestätigungen, schmerzen, glück, freude, leid...

die alternative heißt leben. dafür sind wir da.

alles liebe, jake
 
Meine Erfahrung ist dass, Selbstmord Ausgleich für eine eigene Schuld bzw. auch Ausgleich für eine Fremdschuld sein kann.

Selbstmord ist denoch meist der Tod, der zu früh war, das Leben findet so keinen Abschluß.

Mein Bruder beging mit 30 Jahren Selbstmord.

Lieben Grus DagoBert
 
Selbstmord seh ich meistens als Feigheit vor dem Leben. Persönlich würde ich einen Selbstmord vertreten, wenn man nur noch auf andere angewiesen ist und/oder Schmerzen nicht mehr anders ertragen werden können.

Wenn sich jeder umbringen würde, der schon einmal Gewalt erfahren hat, dann wäre es aber sehr leer auf dieser Welt.

Das Leben bringt nun mal seine Prüfungen mit sich, den einen trifft es härter, der andere ist viel gelassener. Das wichtigste ist doch, mit diesen Prüfungen wieder zu leben.
 
calendula, du weißt nicht was der grund war.
du weißt nicht was sie dazu drängte.
und mit feigheit hatte es bei denen, die ich kannte nichts zu tun.
systemisch gesehen, ist es oft auch eine übernommene schuld, die zum selbstmord führt.

die konsequenz ihres handelns zeigt, dass es unausweichlich war.
feige meint, 'hätten sie sich nicht gedrückt', 'da hätte man doch noch was machen können'. so eine haltung leugnet die realität des selbstmörders, denn der konnte nicht anders. für ihn war es unausweichlich.

vielleicht kommt die annahme/unterstellung, dass selbstmord feige sei, daher weil man nicht einverstanden sind mit diesem tod ? man es sich anders wünscht ? stinkig ist, wenn einer so einen weg geht ?

wie leicht es ist zu sagen 'selbstmord ist feige' so eine haltung erhebt sich über den anderen ohne die schwere dieses schicksals.

was wissen wir schon ?!

es ist lachhaft
mir vorzustellen
meinem bruder gegenüber zu stehen
und ihm noch vorhaltungen zu machen.
ich muss direkt schmunzeln
er ist tot. im frieden, er ruht im unendlich ruhigen urgrund.
was jucken tote noch vorwürfe von leuten, die nicht verstehen wollen und auch nicht können?
dieser vorwurf 'feige' ist so was von klein
angesichts
eines selbstmordes.



sein licht tröstet mich
über seinen frühen tod.
 
Gedanken über die Selbsttötung

Lieber dagobert,

ich gebe Dir da vollkommen recht. Das war echt ein Schlag ins Gesicht von Calendula....aber sicher hat sie das nicht so gewollt, das es soooo ankam!

Du must leben damit, dass andere nicht immer Deiner Meinung sind....denn sie wissen ja nicht, was sie sagen.....oder doch?

Jedenfalls hat Selbstmord nichts mit Feigheit zu tun. Ich selber würde mir einen Selbstmord nie zutrauen, dazu bin ich echt "zu feige", am Ende hänge ich doch am Leben....jeder eigentlich. Aber wer einen Suizid vollzieht, der hat keinen Ausweg mehr gesehen, für den war der Selbstmord eine Erlösung seiner Qualen - ich verneige mich vor all den Menschen, die auf diese Weise sich von ihren Qualen, Sorgen oder warum auch immer, gelöst (erlöst) haben. Dazu gehört sicher eine grosse Portion Mut!

In aufrichtiger Anteilnahme für Deinen Bruder, den Du verloren hast und den Du sehr geliebt haben must!

LG
Maike
 
@Maike,
sie dürfen das natürlich sagen, wenn es da ist, und ohne dies würde man sich ja auch nciht auseinandersetzen.

Dieser Vorwurf gibt mir einen 'schlag', aber warum eigentliich ??!!, ich bin ja nicht gemeint. Ich muss ja niemanden verteidigen.

Und mein Bruder ist unerreichbar für solche Vorwürfe. Vielleicht muss man dann Calendula ihren Vorwurf lassen, es gibt keinen Landeplatz dafür.
Wenn sie meint, Toten so begegnen zu müssen ?!
Sie muss dann nur auf sich schauen, wie es ihr geht mit so einem Vorwurf.
ich sage es im warmem mitgefühlten Ton.

Lieben Gruss DagoBert
Manchmal sühnt einer mit einem Selbstmord eine schwere Schuld oder einen Mord in der Familie, der auf dem Familiengewissen lastet. ..... .
 
ihr lieben!

es lohnt sich nicht, sich über so gedankenlos dahinmoralisierende formulierungen (selbstmord ist feigheit...) aufzuregen ... wem hilft die empörung?

Maike Gutjahr schrieb:
...ich verneige mich vor all den Menschen, die auf diese Weise sich von ihren Qualen, Sorgen oder warum auch immer, gelöst (erlöst) haben. Dazu gehört sicher eine grosse Portion Mut!
ich respektiere, wenn jemand den weg des suizids geht. gerade erst hat sich der sohn eines sehr guten freundes erhängt, und letzten endes gibt es keine antwort auf all die fragen nach dem warum. zurück bleiben die lebenden, die eltern, der bruder. die mit ihren qualen, sorgen, ihrer trauer leben. dazu gehört eine große portion kraft. ich verneige mich vor all den menschen, die ihre verzweiflung, ihre vermeintlichen sackgassen, ihr schweres leben, ohne damit jene geringer zu achten, die die lösung im tod suchen. aber meine ausrichtung gilt den lösungen des lebens... mit dem blick auf den eigenen tod, der mir sicher ist und den ich erwarte, aber nicht erstrebe.

alles liebe, jake
 
Calendula schrieb:
Selbstmord seh ich meistens als Feigheit vor dem Leben. Persönlich würde ich einen Selbstmord vertreten, wenn man nur noch auf andere angewiesen ist und/oder Schmerzen nicht mehr anders ertragen werden können.

Wenn sich jeder umbringen würde, der schon einmal Gewalt erfahren hat, dann wäre es aber sehr leer auf dieser Welt.

Das Leben bringt nun mal seine Prüfungen mit sich, den einen trifft es härter, der andere ist viel gelassener. Das wichtigste ist doch, mit diesen Prüfungen wieder zu leben.

Wir haben die freie Wahl, Calendula und niemand ist befugt zu richten- das Blöde nach Selbstmord ist allerdings dass wir von vorne anfangen können- den ganzen Mist nochmal erleben bis es kapiert ist was kapiert sein wollte und dass mag sich selbst antun wer mag- es ist nicht meine Aufgabe das zu befürworten oder zu verbieten- ein Jedes lebt sein Leben selbst und ein Jedes tut sein Bestes auch wenn´s oft anders scheint ;-)

Im übrigen betrachte ich Drogen , Alkohol etc. auch als einen langsamen Selbstmord- aber das scheint in dieser Gesellschaft vollkommen legal zu sein.

Liebe Grüße von Diana
 
Diana schrieb:
Wir haben die freie Wahl, Calendula und niemand ist befugt zu richten- das Blöde nach Selbstmord ist allerdings dass wir von vorne anfangen können- den ganzen Mist nochmal erleben bis es kapiert ist was kapiert sein wollte und dass mag sich selbst antun wer mag

Das ist eine Theorie ähnlich der "Selbstmörder kommen in die Hölle!". Der Mensch hat sich schon immer Höllen ausgedacht, um damit zu drohen, damit alle sich an die Regeln halten. Die moderne Version in Esoterikerkreisen heißt "Wiedergeburt mit schlechtem Karma". Aber mal im Ernst: Ist das Leben denn nichts anderes als ein dämliches Jump-and-Run-Computerspiel, bei dem man auf teufel-komm-raus jedes Level bis zum Ende durchlaufen muß, um ins nächste Level zu kommen?
 
Hallo...

hallo ihr Lieben,

ich denke die Problematik eines Selbstmörders ist eine seelische Sackgasse in der er sich befindet. Er sendet versteckte Signale die wenn er nicht wahrnimmt oder es auch so ist das sie nicht wahrgenommen werden von seinem Umfeld eine Art Eigendynamik der Auswegslosigkeit entwickelt. Er läuft mit Scheuklappen durch seine problematische Welt und es schraubt sich hoch. Über Feigheit oder Mut wird nicht mal im Ansatz nachgedacht. Er entwickelt eine Art Gefühlskälte, schottet sich gedanklich und Fühlend von der Welt ab und wenn das Fass übergelaufen ist kommt der letzte endgültige Schritt.
Ich würde niemals solche Leute verurteilen, denn ich befand mich damals in einer ähnlichen Situation. Glaubt mir jegliches denken ist einfach ausgeschalten alles läuft automatisch und man ist nicht in der Lage sich da selbst rauszuziehn......

Licht und Liebe

Michelle
 
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liebe michelle!

danke für diese in eigener erfahrung wurzelnde beschreibung - ich sehe das auch so, und die psychologie kennt das als tunnelperspektive, wie sie auch in anderen psychischen extremsituationen vorkommt ... z.b. verliebtheit. alles dreht sich nur noch um eins, eine "vernünftige" abwägung findet nicht statt bzw. erscheint alles vernünftig, was dieser enggeführten ausrichtung dienlich ist, der rest ist ausgeblendet. nicht aus dummheit, nicht aus feigheit, nicht aus mut, sondern weil es einfach so und nicht anders ist...

manchen helfen andere menschen, begegnungen, manchen hilft die zeit, manchen hilft nichts und niemand... manchen hilft vielleicht der suizid... und ganz sicher nicht hilft betuliches wedeln mit dem moralinsauern zeigefinger... und auch nicht die drohung mit dem nächsten reinkarnationsdurchgang oder der hölle...

alles liebe, jake
 
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