Wie die Beziehung zu den Eltern gestalten?

timmi

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28 September 2004
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Guten Tag,
ich könnte mal ein paar gute Ratschläge brauchen, wie ich die Beziehung zu meinen Eltern in den Griff kriegen kann.

Ich habe in diesem Jahr im Verlaufe einer Gesprächstherapie und durch ein paar ziemlich klare Bücher festgestellt, dass fast alle meiner Probleme sich irgendwo wieder bei der Beziehung zu den Eltern treffen.
Jedenfalls habe ich den Kontakt zu meinen Eltern immer weiter verringert, weil wir uns nur noch ins Streiten kamen. Der Grund war, dass ich mein Verhalten ihnen gegenüber geändert habe. Ich lasse mich nicht mehr bevormunden und ständig in die Ecke treiben, aus der ich mich gegen irgendwelche dummen Vorwürfe verteidigen muss. Ihre ständigen Vorhaltungen, ich würde mich nicht genug für sie interessieren und ihre permanenten Erwartungen nach Dankbarkeit für alles und jedes und sie hätten ja soooo viel für mich getan kommen mir heute nur noch vor wie purer Egoismus. Ich suche und finde hinter allem, was sie machen im Kern Eigennutz und nur den Wunsch gut dazustehn. Sie kommen mir so unehrlich vor. Meine Eltern waren beide Lehrer, ach ja, ich bin über 40!!! und haben meine Schwester und mich immer sehr unter Druck gesetzt. Hat man getan, was sie wollten, war alles o.k. aber sonst gab es nur Stress. Ich habe in meiner Kindheit quasi permanent erfahren, dass ich gegen sie keine Chance hatte und konnte meine eigenen Interessen nicht durchsetzen. Es sei denn, ich habe gelogen. Dann hatte ich allerdings ein schlechtes Gewissen mit meiner Lüge und konnte die so erworbenen Freiheiten auch nicht richtig genießen. Diese Verhaltenschemen habe ich bis jetzt noch nicht abgelegt. E

Es ist ja so, dass erlernte Verhaltensmuster, selbst wenn man sich an unangenehme Situationen gewöhnt hat, sich immer wieder wiederholen. Bei mir scheitern Partnerbeziehungen und ich habe in der Regel Beziehungen, die mir nicht gut tun und die nicht ehrlich sind.

Das müsste als Vorgeschichte reichen. Jedenfalls ist seit Mitte September ist totale Funkstille, ohne dass es einen Streit gab. Ich habe keinen wirklichen Grund anzurufen und denke, dass meine Eltern es quasi darauf ankommen lassen, wer sich als erster meldet. Sozusagen ein Kräftemessen. Irgendwie ist es mir egal, aber andererseits möchte ich nicht "angekrochen" kommen. Das war in der Vergangenheit regelmäßig der Fall. Und dann waren alle Probleme unter den Tisch gekehrt bis zum nächsten Mal.

Meine Eltern habe auch schon gesagt, ich hätte mich verändert, würde so wenig erzählen. Sie begreifen nicht, dass sie nicht alles in meinem Leben etwas angeht und dass mich auch nicht alles von ihnen interessiert. Darüber sind sie dann total beleidigt, hatte ich ihnen mal gesagt.

Ich weiß, dass ich meine Eltern nicht ändern werde. Es geht um mich, wie ich mich fühle und wie die Beziehung neu definiert werden kann oder so. Und so wie jetzt ist es für mich auch nicht in Ordnung. Ich will einfach meine Ruhe haben, Also was soll ich tun???

Habt Ihr auch solche Erfahrungen gemacht?

Liebe Grüße
Andrea :angry2:
 
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Liebe Andrea!

Mir kommt vor als sitzt Du noch immer zwischen zwei Stühlen, Du steuerst zwar schon in Richtung zu Dir selber, aber irgendwo im Hinterstübchen hast Du ein schlechtes Gewissen oder möchtest irgendeine Bestätigung haben.
Lebe Dein Leben, stehe zu Dir, mach was daraus, und dann merkst Du ja ob Du die Kraft hast für ein klärendes Gespräch wo Du klipp und klar sagst wo Du stehst und wie es ist, mit all den Konsequenzen. Jetzt kannst Du nicht mehr Deinen Eltern die Schuld geben, jetzt ist es Zeit selbst die Ruder in die Hand zu nehmen, was zu tun, wenn Du Dich änderst, ändert sich auch meistens Dein Umfeld. Schwer zu glauben, aber es funktioniert. Funktionierte auch in meiner Familie, lernte erstens zu meinem Leben zu stehen, Verantwortung zu tragen und dadurch daß ich mich veränderte, merkte ich einfach wie einige Dinge sich auch in der Familie änderten. Und ich lasse mich auch nicht mehr beeinflussen, mittlerweile voll akzeptiert, und wenn es gewisse Uneinigkeiten geben sollte, sage ich oft "es ist mein Leben".

Wünsch Dir alles Liebe und viel Kraft :kiss3:
 
Hallo Andrea,

leider kann niemand Deine Eltern ändern, denn Deine Eltern sind eben so, wie sie sind. Nur D U kannst Dich ändern.
Benutze diese Zeit der Funkstille zu Deinen Eltern, über Eure ganze Beziehung einmal nachzudenken und Dich innerlich von Ihnen zu distanzieren.
In irgendeiner Beziehung mußt Du Deine Eltern "loslassen", um nicht mehr
verletzt zu werden. Und dann mußt Du anfangen, Ihnen zu verzeihen, damit Du eines Tages wieder in Frieden mit Ihnen leben kannst.
Lass Dich nicht mehr auf destruktiive Diskussionen mit Ihnen ein. Erwider einfach nichts, wenn sie wieder einmal verbale Attacken loslassen.
Bleibe ganz ruhig. Sie werden nachhaken: Was ist denn nun? Dann sage ganz ruhig: Nein, ich stimme Euch nicht zu oder ja, an den und den Punkten stimme ich mit Euch überein. Sie werden dann merken, dass Du erwachsen geworden bist.
Dies schaffst Du aber nur, wenn die innerliche Loslösung vollzogen wurde.

Alles Liebe und gutes Gelingen

Urajup
 
Hallo Andrea,
das Thema kenne ich gut.
Mir hat es damals geholfen, als mir klar wurde, dass meine Eltern im Grunde auch von mir Zuwendung und Zuneigung erwarten. Mal abgesehen davon, dass ich ihnen das als erwachsener Mensch (oder Jugendlicher) nie geben konnte. Das hat sich bis heute so gehalten.
Aber ICH bin friedlicher in mir.

Wichtig finde ich ist, dass Deine Eltern auch lernen, dass Du ein erwachsener Mensch geworden bist. Deswegen würde ich jetzt auch ersteinmal warten mit dem telefonieren.

Natürlich zu besonderen Anlässen spielt es schon eine gewisse Rolle, dass man sich als Kind (das man in ihren Augen eh bleiben wird) zuerst meldet und zur Feierlichkeit (Weihnachten o. Neujahr) alles Liebe wünscht. Das gehört sich so und sollte man auch so beibehalten (auch wenn es einem widerstrebt).

Ich denke, Eltern spüren auch, ob man ihnen Achtung entgegen bringt oder nicht.

Letztendlich sind Eltern auch nur Menschen mit ganz normalen Bedürfnissen und Erwartungen. In wie weit das in Deinem Leben "machbar" ist, dass Du auf sie zugehen kannst, liegt in Deinem Ermessen. Der erste Schritt ist sicherlich der Schwerste. Aber Eltern bleiben nun mal Eltern und wenn Du etwas verändern möchtest, dann gehe Du (aber nicht direkt ;) ) auf sie zu.
Vielleicht wäre ein "Erwachsenen-Gespräch" zwischen Euch erforderlich.

Alles Liebe
nocoda
 
Liebe Andrea,was mir - mit über 40 - geholfen hat: ich habe angefangen, meine Eltern zu achten und dankbar für das größte Geschenk zu sein, das sie mir gegeben haben (neben all dem Vielen, was sie dazu geschenkt haben und noch schenken): MEIN LEBEN!

Und ich habe es genommen so wie sie es mir geschenkt haben und damit auch sie genommen, wie sie sind (auch Lehrer). Und dann habe ich das Vorwerfen gelassen.

Und dann habe ich gesagt: "Ich bin geworden wie ihr. Danke!"

Und genau das sieht man an deinen Worten: genau wie eine Lehrerin.

Was wir ablehnen so werden wir - garantiert!

Liebe Grüße
Christoph
 
Hallo Andrea,
könnte darüber Bände schreiben!
Unsere Eltern sind nur die Außenprojektion unseres Inneren (also das was unserem Unterbewusstsein fehlt) - bin ich jetzt auch draufgekommen, gilt aber für alle Personen die du so kennst. Also schau dir mal an was da abgeht, ändere deine innere Einstellung, zB Widerstand erzeugt auch Widerstand. Auf jeden Fall sollen wir uns in diesem Leben vom ALTEN Schema (u.a auch Eltern) zum NEUEN hinwenden - dies ist ganz wichtig, aber nicht verdrängen - sondern aktiv, lebendig und frei leben!!!!! Selbstverwirklichung ist angesagt!

Klingt natürlich ur-easy ist aber beinharte Arbeit!!!!!

Hoffe dir geholfen zu haben!
 
Guten Morgen,
ich freue mich, dass doch so viele auf das Thema eingehen. Da ich ja von "Jesus" das zitieren gelernt habe, versuche ich mal auf einiges einzugehen.

Urajup
leider kann niemand Deine Eltern ändern, denn Deine Eltern sind eben so, wie sie sind. Nur D U kannst Dich ändern.

Das ist mir klar. Ich habe mich so seit einem dreiviertel Jahr auch schon ganz schön gewandelt. So wie es angesprochen wurde, ich sage "Nein", wenn sie versuchen, mir wieder irgendetwas überzuhelfen. Das konnte ich früher nicht. Nur meinen sie jetzt, dass es früher quasi besser war. War es ja insoweit auch, für sie, weil ich nach ihrem Schema funktioniert habe. Jetzt sind sie der Meinung, dass also bei mir etwas nicht stimmt, im Verhalten. Das ärgert mich sehr, denn es ist eben mein Leben, und an mich zu denken, ist mein Recht.

Ninja
Lebe Dein Leben, stehe zu Dir, mach was daraus, und dann merkst Du ja ob Du die Kraft hast für ein klärendes Gespräch wo Du klipp und klar sagst wo Du stehst und wie es ist, mit all den Konsequenzen. Jetzt kannst Du nicht mehr Deinen Eltern die Schuld geben, jetzt ist es Zeit selbst die Ruder in die Hand zu nehmen, was zu tun, wenn Du Dich änderst, ändert sich auch meistens Dein Umfeld. Schwer zu glauben, aber es funktioniert.

Ich bin mir ganz sicher, dass ein klärendes Gespräch nicht möglich ist. Das liefe denn doch darauf hinaus, dass ich ihnen vorhalten würde, wie sie mich in meiner Persönlichkeitsentwicklung gehindert haben. Alles was in der Richtung lief, endet in einem Streit und Unverständnis. Sie wissen auch nicht, dass ich eine Therapie mache
Ein Beispiel: Ich habe mir erbeten, dass sie sich vorher anmelden sollen, wenn sie vorbeikommen. Ich wohne in einem Haus und da ist hinten im Sommer immer alles offen und ich finde es einfach unverschämt, wenn sie auf einmal ohne Vorwarnung in der Küche stehen. Sie klingeln nicht mal vorne am Tor. Meine Mutter hat behauptet, sie wisse nicht, dass ich eine Klingel habe. Ich wohne seit 1998 da. Ich habe ihnen ruhig meine Position klargemacht, eben: es ist mein Leben, es geht Euch nicht alles was an. Sie waren beleidigt und meine Mutter ist sofort aufgestanden um zu gehen.

Christoph

Liebe Andrea,was mir - mit über 40 - geholfen hat: ich habe angefangen, meine Eltern zu achten und dankbar für das größte Geschenk zu sein, das sie mir gegeben haben (neben all dem Vielen, was sie dazu geschenkt haben und noch schenken): MEIN LEBEN!

Das mit der Achtung sehe ich insbesondere umgekehrt. Ich achte meine Eltern und mische mich nicht in ihre Sachen ein, ich weiß, dass sie vieles anders sehen als ich, aber es ist ihr Ding.
Das Bsp. von oben mit dem Unverständnis, dass ich nicht möchte, dass sie mich überraschen, zeigt eher, dass sie vor mir und meiner Meinung keine Achtung haben. Sie können es nicht akzeptieren, dass ich sie an meinem Leben nicht so teilhaben lasse, als sei es ihr eigenes. Meine Eltern haben Grundprinzipien, die wirklich nicht meine sind. Insofern laufe ich nicht Gefahr, so zu werden wie sie. Sie gehen z.B. immer davon aus, dass Kinder eine lebenslange Bringschuld gegenüber ihren Eltern haben, weil sie sie großgezogen haben. Und aus diesem Denken resultieren ihre Erwartungen, die ich immer wieder enttäusche.
Ich habe nicht darum gebeten auf die Welt zu kommen und seine Kinder zu ernähren, zu kleiden und ihnen ein zu Hause zu geben ist für mich selbstverständlich, wenn ich ein Kind geboren habe. Dafür erwarte ich doch keine Dankbarkeit. Entweder ist man dankbar, aber wenn es eingefordert und bei jeder Gelegenheit als Druckmittel für Leistung oder Hilfe herangezogen wird, dann ist es einfach zerstörend. Ich wäre ihnen gerne dankbar, aber momantan bin ich der Meinung, dass die Möglichkeit ihnen gegenüber etwas wie Liebe zu fühlen komplett zerstört haben.

nocoda
Natürlich zu besonderen Anlässen spielt es schon eine gewisse Rolle, dass man sich als Kind (das man in ihren Augen eh bleiben wird) zuerst meldet und zur Feierlichkeit (Weihnachten o. Neujahr) alles Liebe wünscht. Das gehört sich so und sollte man auch so beibehalten (auch wenn es einem widerstrebt).

Genau das ist derzeit der Punkt. Weihnachten steht vor der Tür, die Funkstille hat einfach tiefere Ursachen, als dass ich gewillt bin mit einem Anruf in die Rolle, die sie mir zuweisen, zurückzufallen.

Ich fühle schon, dass ich mich von ihnen gelöst habe, eben losgelassen, ich habe keine Schuldgefühle dafür, dass ich mein Leben lebe und nicht ihres, aber deshalb weiß ich trotzdem nicht, was ich jetzt machen soll.

Erstmal danke für Eure Anregungen, das mit der Achtung muss ich bestimmt bedenken, ich fange an zu verurteilen.
Und ich werde bestimmt nicht wie sie, lieber Christoph, ganz bestimmt nicht. Ich habe eine Tochter, die wird bald 18 und lebe mit ihr allein. Und dieses Verhältnis ist das Gegenteil von dem, was ich in Kindheit und Jugend erlebt habe.

Liebe Grüße
Andrea
 
Hallo Andrea,
du bist schon auf dem richtigen Weg. Auch ich kenn das, ich habe nur nie gelogen (obwohl mir gegenüber war ich nie ehrlich) sondern immer das getan, was sie von mir verlangt haben - immer brave liebe Tochter.
Achtung und sie so zu akzeptieren, wie sie sind ist sehr wichtig. Ich bin mittlerweile so weit, habe auch 35 Jahre dafür gebraucht. Sie wollen immer alles regeln und meinen es nur gut...
Mittlerweile sagt meine Mutter sogar manchmal, daß sie bei der Erziehung auch Fehler gemacht hat...und es doch nicht besser wusste. Ich sage dann, macht dir einer Vorwürfe? Nein, also mach dir keine Gedanken.
Das Verhältnis zu meinen Eltern ist jetzt super - sie akzeptieren mich als eigenständigen Menschen. Vorher war ich immer die kleine Tochter, die beschützt werden muss. Hat mich auch ´ne Menge Arbeit (Aufbau des Selbstwertgefühls) gekostet.
Und wenn es Weihnachten nichts wird, was soll´s. Es ist doch das Fest der Liebe. Und nur auf Schönwetter wegen Weihnachten zu machen, finde ich nicht gut. Das wäre ja wieder eine Lüge, und das hast du nicht mehr nötig. Es ist nicht so, daß Kinder immer bei ihren Eltern ankommen müssen. Finde deine innere Mitte, sei im Reinen mit dir, dann funktioniert es auch mit deinen Eltern. Momentan scheint es nur verletzter Stolz bei denen zu sein.
LG Tarot
 
Hallo Andrea,
bis dato habe ich auch so meine Schwierigkeiten, mich zu bestimmten Anlässen bei ihnen zu melden (obwohl wir uns sehr oft sehen). Aber zwischendurch gibt es auch mal Funkstille, mir ist das dann teilweise gar nicht so bewusst, bis sie irgendwann anruft und sich "beschwert", weshalb ich mich nicht mal melde.
Kleine Notlügen betrachte ich nicht als schlimm oder negativ. Manchmal weiß man sich anders nicht mehr zu helfen.

Wenn Du Dich von ihnen gelöst hast, dann verstehe ich auch Deine Bedenken, gerade diesen Schritt des "ersten-Meldens" zu gehen und so vielleicht wieder in alte Muster zu verfallen (manchmal auch aus Angst, oder Respekt nichts falsch zu machen und nett und lieb zu sein, was wird ja von einem erwartet als Kind).
In diesem Fall könnte ich Dir nur raten, Dir die ganze Zeit (auch wenn Du Dich entschließen solltest, Dich zu Weihnachten bei ihnen zu melden) bewusst zu sein, dass Du Dich gelöst hast, in keinem Zugzwang in dem Sinne stehst und Du erwachsen, ja sogar selbst MUTTER bist. Vielleicht schreibst Du Dir das auch auf ein Blatt Papier und legst es vor Dich, wenn Du sie anrufst (als Tipp).


Ich bin sehr gespannt, wie Du es handhaben wirst, halt uns da mal auf dem Laufenden, wenn Du möchtest.

Alles Liebe
nocoda
 
Hallo Tarot,
ich bin ziemlich gerührt über Deine Worte. Sie haben mich irgendwie genau an der richtigen Stelle gepackt.
Das mit Weihnachten sehe ich ähnlich, auch wenn es irgendwie nicht schön ist. Das letzte Weihnachtsfest war eine ganz große Katastrophe. Ich würde mich ja auch nicht melden, wenn jetzt nicht Weihnachten käme. Also wäre es wirklich eine Lüge.

Liebe Grüße
Andrea
 
Hallo Nocoda,
zu Weihnachten melde ich mich ganz sicher bei ihnen. Damit habe ich auch kein Problem. Wir haben uns ja auch bei unserem letzten Telefonat nicht gestritten. Es hat sich nur keiner mehr gerührt und deshalb denke ich, sie warten auch mich.

Ich habe nur ein Problem damit, dass sonst im Vorfeld eben darüber gesprochen wird, wie es mit Weihnachten wird, wer wen heimsucht und so. Und da fängt dann nämlich der Zwang an. Es ist ein wenig zermürbend, aber ich werde wirklich mal außer Acht lassen, dass Weihnachten ist. Im Sommer wäre das also objektiv kein Problem. Also muss ich mich nicht von äußeren Zwängen wieder zu irgendetwas nötigen lassen.

Im Übrigen haben meine Eltern auch mit meiner Schwester Funkstille. Die wohnt nicht in Berlin sondern weiter weg in Sachsen. Alles ähnlich gelagert, nur dass sich meine Schwester durch die räumliche Trennung schon länger von meinen Eltern "befreit" hat.
Ich hatte überlegt meine Schwester und Family sowie meine Eltern zum Advent zu mir einzuladen, aber das wäre auch nur so ein Akt der Schlichtung. Eigentlich will ich nicht den ersten Schritt machen. Aber daran, dass ich so hadere sehe ich natürlich, dass ich doch irgendwie noch Schuldgefühle habe, mich nicht zu "melden". Schei...

Liebe Grüße
Andrea
 
Ihr Lieben,
ich nehme mal den Talk nochmal auf.
Ich habe gestern eine Weihnachtskarte von meinen Eltern bekommen und möchte mal Euch Meinung dazu wissen. Habe natürlich auch eine, aber die will ich nicht voranstellen.

Text der Karte:

Liebe Andrea, liebe Ulrike (meine fast 18jährige Tochter)

auf diesem Wege möchten wir Euch ein frohes, besinnliches Weihnachtsfest wünschen.
Ich schreibe dieses Jahr etwas früher, wir hatten ja auch reichlich Zeit, um zu einem Entschluss zu kommen, den wir - hoffentlich noch rechtzeitig - mitteilen möchten und der Dich, liebe Andrea, entlasten soll.
Wir möchten dieses Jahr zum Fest alleine bleiben; ruhig, besinnlich und ohne Probleme zu Hause sein. Du siehst Weihnachten schon lange anders als wir, da passt es so besser. Das gegenseitige Beschenken wollen wir auch lassen, da gibt es keine unnötigen Belastungen und Vorwürfe. Außerdem brauchst Du das Deine, wo Du zu allem alleine bist. Natürlich Ulrike - die noch so vieles im Leben vor sich hat - soll, wie stets, ein Weihnachtsgeschenk haben. Vielleicht schafft sie es ja einmal, in der Vorweihnachtszeit zu Oma und Opa zu kommen.

(keine Unterschrift)

Also, Aufruf an alle Hobbypsychologen, was soll ich damit anfangen?

Die Weihnachtskarte liebender Eltern?

Viele Grüße
Andrea
 
Hi Inti,
ich muss jetzt weg, schaue morgen erst wieder vorbei. Mein Gesprächstermin, immer dienstags.
L.G.
 
Hallo Andrea,

Die Weihnachtskarte liebender Eltern?
Wohin führt diese Frage?
Was geschieht in deiner Seele, wenn wir uns nun (statt/mit dir) über deine Eltern aufregen? Es wird hier eine Menge Empörte geben, die da gern in die Kerbe schlagen.

Ich glaube:

Es ist tatsächlich die Karte liebender Eltern.... die allerdings offensichtlich verstrickt sind und ebenso liebende und verstrickte Kinder haben. Lass ihnen ihre Entscheidung und ihre Folgen und übernimm du die Verantwortung für deine Entscheidung offensichtlich eine (wie auch immer) "andere Vorstellung" von Weihnachten zu leben, als sie.

"Ich achte eure Entscheidung und danke für das, was ihr mir schon gegeben habt". Wäre das vielleicht lösend?

Liebe Grüße
Christoph
 
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Hi Timmi

ich schreib mal was mir dazu einfällt:
Ich schreibe dieses Jahr etwas früher, wir hatten ja auch reichlich Zeit, um zu einem Entschluss zu kommen, den wir - hoffentlich noch rechtzeitig - mitteilen möchten und der Dich, liebe Andrea, entlasten soll.
Keine Beleidigung auch keine Erwartungshaltung - ein Hinweis darauf, dass sie dich damit von der Entscheidungsfindung entlasten, indem sie selber entscheiden. Sie nehmen dir damit die Entscheidung ab. Das könnte für dich wirklich entlastend sein, denn du hast ja wie ich aus deinen Zeilen entnehme, kein Interesse an einem gemeinsamen Weihnachten gehabt. Du kannst jetzt also beruhigt deine Planung so vornehmen wie du es willst.
Die Wortwahl "wir hatten ja auch reichlich Zeit" könnte allerdings bei dir auch als Vorwurf ankommen, dass du dich bisher nicht gemeldet hast, aber auch das wäre eine Interpretation und nicht das wirklich gesagte.
Es könnte auch sein, dass es dir nicht gefällt, dass sie dir da eine Entscheidung "vor die Füsse knallen" und dir somit die Möglichkeit einer eigenen Entscheidungsfindung nehmen, sie dir somit wieder den Weg vorgeben. Aber sie waren damit halt schneller als du. Auch du hättest ihnen ja einen solchen Entscheidungsbrief schicken können. Das beste wäre natürlich eine gemeinsame Entscheidungsfindung, was aber bei der momentanen spannungsgeladenen Situation wohl nur schwer möglich ist.
Wir möchten dieses Jahr zum Fest alleine bleiben; ruhig, besinnlich und ohne Probleme zu Hause sein.
Ein akzeptabler Wunsch, auch du wünschst dir sicher ein Weihnachten ohne Stress und Streit.
Du siehst Weihnachten schon lange anders als wir, da passt es so besser.
eine erst mal neutrale Aussage, die du vielleicht auch so treffen würdest? Du könntest natürlich auch einen Vorwurf darin sehen, dass sie dir vorwerfen anders zu sein, das kommt aber so nicht raus, das müsste man nachfragen.
Das gegenseitige Beschenken wollen wir auch lassen, da gibt es keine unnötigen Belastungen und Vorwürfe.
Da ist scheinbar etwas vorgefallen (Belastungen - Vorwürfe) was sie nicht direkt ansprechen und nur du noch wissen kannst? Was dieser Satz aussagt ist, dass sie auch hier Stress und Ärger vermeiden wollen.
Außerdem brauchst Du das Deine, wo Du zu allem alleine bist.
Hier wird nichts direkt angesprochen, alles bleibt im Nebulösen. Was meinen sie mit "das Deine"? Was meinen sie mit "zu allem alleine". Solche unklaren Aussagen verleiten dazu, seine Fantasie spielen zu lassen und die Spannung zwischen euch könnte dich zu negativen "Annahmen" bringen. Du könntest hier allesmögliche hineininterpretieren. Das sollte aber mit ihnen geklärt werden.
Natürlich Ulrike - die noch so vieles im Leben vor sich hat - soll, wie stets, ein Weihnachtsgeschenk haben.
Ulrike die unschuldige, soll belohnt werden, sie kann nichts für ihre böse Mutter. Das könnte man daraus lesen, auch wenn es so nicht dasteht. Aber es bringt nichts, sich allesmögliche in diese Aussagen hineinzuinterpretieren. Es wird immer deine Interpretation sein. Das erfordert eine Aussprache, was wirklich dahintersteht. Und es stehen immer verletzte Gefühle dahinter - bei dir genauso wie bei deinen Eltern.
Vielleicht schafft sie es ja einmal, in der Vorweihnachtszeit zu Oma und Opa zu kommen.
Hier kommt ganz klar eine Anspruchshaltung heraus, dass sie es "erwarten". Wenn sie es "schafft", hat sie gewonnen, wenn sie nicht "schafft", hat sie verloren. Auch wäre es netter, wenn sie deine Tochter direkt und nicht indirekt (dritte Person) ansprechen würden. Den ganzen Satz hätten sie auch anders - neutraler - ohne du-Botschaft (ohne Erwartungshaltung - dem anderen die Freiheit der Entscheidung lassend) schreiben können: "Liebe Ulrike, es würde uns freuen, wenn du uns mal in der Vorweihnachtszeit besuchen würdest". Dann hätten sie nur ihren Wunsch und ihr Bedürfnis geäussert , ohne Druck auzuüben (Möglichkeitsform).
So das war mal meine neutrale Betrachtung. Nun bin ich mal gespannt, was dieser Brief bei dir ausgelöst hat.
Liebe Grüße Inti
 
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