Welche Rolle spielt mein Vater

hallo timmi!

oh mann, da lese ich viele parallelen zu mir!!
1. mein vater wäre auch ein männliches wesen lieber gewesen als ich
leider konnte ich nie meine beziehung zu meinen eltern mit ihnen bereden, da sie beide gestorben sind - als ich 16 und 19 Jahre war. - und da ist man nicht interessiert an solchen gesprächen.
2. ich hatte auch schon zwei (!) bezíehungen mit vergebenen männern.
3. ich bin auch immer die starke frontfrau, sehne mich nach einem starken partner und in meinen beziehung hatte ich immer (wie auch jetzt.. du weist) einen partner der sich eher auf mich verlässt und geniesst dass ich für ihn handle (und auch denke :rolleyes: )

und: ich komme nicht klar damit.
oft wünsche ich mir dass ich mit meinen eltern reden könnte, hatte viel schmerz deswegen- aber es nützt ja nichts. ich kann mich nur mit mir selbst unterhalten.
ehrlich gesagt habe ich dadurch aber auch viel gelernt- ich kann eben nur auf mich selbst hören und kann nur auf mich selbst bauen.
(.. hier könnte ich auch stundenlang schreiben..)

die beziehungen zu den vergebenen: --- es war eigentlich jedesmal anders.
beim erstenmal war klar, dass es sich nur um eine affäre handelt (wir haben gemeinsam ausserhalb österreichs gearbeitet)
und beim zweiten... da hat es mich voll erwischt. und ihn auch.
aber wie!!!
zwei jahre lang konnte ich nicht essen, nicht schlafen, nicht fortgehen,..
ich habe nur gelitten. ich kannte (und kenne) seine freundin, die ich auch
mag, aber wir waren wie von der rolle.
so ein tiefes gefühl hatte ich vorher noch nie, und ich glaube nciht dass ich es jemals wieder habe (und ich will es auch nicht mehr, denn es lähmt)

inzwischen sind 5 jahre vergangen, und wir sind immer noch sehr gute freunde. gott sei dank!
eigentlich verrückt, ich liebe ihn immer noch, er mich auch, -- aber wir sind uns nun einig dass wir niemals eine beziehung miteinander haben könnten
- wir würden wie bonny und clyde sein- und uns dann gegenseitig vernichten.

was ich aber gelernt habe ist, dass alles seinen sinn hat, und nichts passiert nur weil man es "will". -- und wie ich wollte.!!!
wenn ich jetzt daran denke, dann weiss ich, dass uns nichts besseres passieren konnte als die entscheidung die eben gefallen ist- wir arbeiten miteinander (nicht täglich..), wir treffen uns und reden miteinander, schätzen uns und- das wars.
ohne ihn hätte ich viele dinge nicht gesehen, ohne ihn wäre mein job auch nur die hälfte, und ohne ihn würde mir ein großes stück in meinem herzen fehlen.
aber so ist liebe eben auch. ohne beziehung, ohne sex (den ich ja in meiner beziehung vermisse), ohne wollen, einfach sein.
und so finde ich es wunderbar.

--- jetzt könnte ich noch stundenlang weiterschreiben.. über das "stark" sein, über anforderungen der frauen, der männer....
aber ich denke ich lass es erstmal :)
alles liebe und viel viel kraft für dich!!!
 
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Liebe Chira,

Deine Worte haben mir gutgetan.
So ein richtiges Ende war es nicht, aber ich habe mich auch nicht in die Enge treiben lassen so etwas übers Knie zu brechen. Irgendwie reagiere ich "erwachsener" als früher. Ich habe sogar nach dem gegenseitigen Hörerhinschmeißen angerufen und ganz legal die Probe für den einen, vereinbarten Auftritt am nächsten Sonntag angesagt. Und bis dahin spielt sich bei mir nichts ab. Das ist immerhin eine ganze Woche Zeit. Sonst haben wir und fast täglich gesehen. Vielleicht hat ihn das sogar davon abgehalten, seine Sachen in trockene Tücher zu packen.
Ich denke, dass ich jetzt das mache, was ich schon eher hätte tun sollen, nämlich mich wirklich zurückziehen und ihn machen lassen. Ich hoffe sehr, dass ich endlich die Kraft dazu habe. Dazu gehört aber dann auch, dass es mit den Tete a tetes (ich kann kein chinesisch) für's erste vorbei ist.

Wenn er das als Zeichen dafür ansieht, dass ich ihn nicht liebe und das Ganze im Sande verläuft, dann habe ich nichts verloren als die Ungewissheit, wo das Ganze hinläuft.
Die Hoffnung, dass er jetzt Zeit hat zu überlegen, ob er mir nicht doch zu viel zugemutet hat, die habe ich auf alle Fälle.

Ich lese seit heute wieder in "Kraft zum Loslassen" und zitiere mal:

"..Wir sind keine Verräter,wenn wir uns die Freiheit nehmen, voranzugehen. Wir müssen nicht darauf warten, dass die geliebten Menschen sich gleichfalls dazu entschließen, Veränderungen bei sich vorzunehmen.
Manchmal müssen wir uns die Freiheit nehmen zu wachsen, auch wenn die Menschen, die wir lieben nicht bereit sind, sich zu verändern. Vielleicht müssen wir sogar einige Menschen mit ihren Störungen und ihrem Leid hinter uns Lassen, weil wir die Heilung nicht für sie vollziehen können. Wir brauchen nicht mit ihnen zu leiden.
Es würde nichts nützen.
Es hat keinen Sinn, dass wir steckenbleiben, nur weil jemand, den wir lieben, nicht weiterkommt. Wenn wir uns lösen, an uns selbst arbeiten und aufhören, andere zu zwingen, sich mit uns zu verändern, ist die Chance, ihnen zu helfen, weitaus größer.
Wir üben einen positiven Einfluss auf die geliebten Menschen aus, wenn wir uns selbst verändern und wachsen und es ihnen überlassen, den eigenen Weg zu finden. Wir sind für uns selbst verantwortlich. Sie sind für sich verantwortlich. Wir lassen sie los und lassen unser inneres Wachstum zu."

Ich finde, dass trifft es ziemlich genau. Auch die Chance, dass er konstruktiver mit seiner Situation umgeht als bisher wird dadurch eher größer.

Es trifft sogar auf die Beziehung zu meinen Eltern zu. Ich konnte sie nicht mitnehmen, weil sie nicht bereit sind, sich auch zu verändern. Ich kann sicher, wenn es dazu kommt, besser und ehrlicher mit ihnen umgehen, dann können sie auch nicht mehr so wie bisher, aber dazu muss es erst mal kommen.

Erstmal bin ich traurig. Heute Abend gehe ich mit Freunden in die Sauna, da gibt es andere Themen, meine Beziehung trage ich nicht mit mir rum wie ein offenes Buch. Dort nicht, da gibt es andere Gesprächspartner. Und das ist für heute sicher sehr o.k. Ich habe gar keinen Gesprächsbedarf, weil ich klar bin.

L.G.
Timmi
 
hallo!

ja, das verstehe ich, dass man mal nicht mehr reden mag.
die sätze sind gut!!

mich stimmt es nur sehr traurig, weil ich schon viele menschen "hinter mir" lassen musst, da sie entweder gestorben sind, oder sich nicht nicht entwickeln konnten, wollten...
ich wünsche mir einen partner der keine angst hat vor entwicklungen - auch innerhalb einer beziehung.
ja, loslassen muss man, damit man seinen weg weitergehen kann.
es ist nur sehr sehr einsam manchmal.

auch ich gehe heute mit freunden aus, und unterhalte mich glaub ich lieber über das wetter- beziehung und lebensfragen trage ich selten raus..
trage anscheinend gerne ;-)

alles liebe!
 
Hallo Cornelia,
ich begrüße Dich hier.
Dann weißt Du ja jetzt, was ich meine, wenn ich sage, dass es irgendwann reichen müsste, mit den Verletzungen und den immer wiederkehrenden Situationen.
Leider bin ich im Ratschlagen besser als im Durchsetzen meiner im Kopf gereiften Entscheidungen.

L.G.
Timmi
 
pisces schrieb:
Hier muss ich diesmal widersprechen, denn wie kann man etwas annehmen, was es im subjektiven Gefühl und auch im objektiven Handeln (die Schwester wurde bevorzugt) nicht gegeben hat? Dem Mangel, den man fühlt, liegt ja eine Verletzung zugrunde. Und man muss sich meiner Meinung nach bewusst machen, worin diese Verletzung besteht.

Wenn jemand die Zuneigung und Liebe nicht 'anders' zeigen kann, dann ist es für MICH keine Liebe. Denn ich verdiene und brauche die Art von Liebe, die ich mir wünsche. Ich finde es vielmehr wichtig, dass man für sich annimmt, dass der Mangel, den man als Kind erfahren hat, nicht zu kompensieren ist, indem man sich abhängig von der Liebe eines anderen Menschen macht. Und zu akzeptieren, dass man seinen Blickwinkel von dem der Eltern löst.

Beispiel: Meine Eltern sagen, ich war ein schwieriges Kind. Deswegen muss ich nicht unbedingt schwierig sein, nur weil meine Eltern nicht mit mir zurechtkommen sind.

Liebe Pisces!

Danke für Dein Feedback, meine Antwort wird wahrscheinlich ein wenig länger....

Ich denke, dass der allererste Schritt zur "Erlösung" dieser Gefühle, die man als Kind und auch noch heute hat, über das Loslassen des Themas "Schuld" sein sollte.

Ich weiß nicht, ob Du soviel Zeit hast, aber ich hab in dieser Rubrik unter dem Titel "Fremd in der eigenen Familie", Beitrag Nr. 22 ein ziemlich langes Posting dazu verfasst, das meine Gedanken dazu erklärt.

Hier ging es um das Thema Aufarbeitung von Missbrauch innerhalb der Familie. Es wäre wahrscheinlich mühsam, den gesamten Thread durchzulesen (und es gibt sicher viele Punkte, in denen Du nicht konform mit mir gehen kannst), aber es würde meine Gedankengänge ein wenig transparenter machen und würde viel erklären.

Jedesmal, wenn ich Schuld zuweise, behindere ich mich selbst in meiner Entwicklung. Wenn ich jetzt sage: Meine Eltern sind schuld, dass ich so oder so bin, nehme ich mir die Chance, diesen Zustand zu verändern, ich verharre in meinem Schmerz.

Erst wenn ich anerkennen kann, dass meine Eltern so gehandelt haben, weil sie so handeln mussten, wenn ich versucht habe, mal 14 Tage in ihren Schuhen zu laufen, werde ich ihnen "vergeben" können. Und in dem Moment fängt die Heilung an.

Du schreibst: denn wie kann man etwas annehmen, was es im subjektiven Gefühl und auch im objektiven Handeln (die Schwester wurde bevorzugt) nicht gegeben hat?

Das ist ihre Sichtweise. Die Sichtweise ihrer Eltern wird vielleicht eine völlig andere sein. Ihre Eltern sind wahrscheinlich völlig davon überzeugt, dass sie niemanden bevorzugt haben und haben die Liebe ja empfunden.

Meine drei Mädels werfen mir abwechselnd vor, dass ich die oder die andere bevorzuge. Ich sehe das nicht so, ich liebe alle drei gleich, habe manchmal Schwierigkeiten, nachzuvollziehen, wieso um Gottes Willen sie das glauben.

Meine Mädels werden später mal, genauso wie alle Menschen, das eine oder andere Problem haben und sagen: Daran ist meine Mutter schuld, weil sie meine Schwestern bevorzugt hat/sich von Papa scheiden hat lassen/in für mich entscheidenden Momenten falsch reagiert hat etc.
Mir muss das gar nicht bewusst sein, denn ich handle so, wie ich glaube, dass es richtig ist. Aufgrund meiner Erfahrungen, aufgrund meiner Erlebnisse handle ich so.

Auch die Bücher, auf die ich mich bezogen haben, haben die Funktion, aufzuzeigen. Aufzuzeigen, was ist. Welche Hintergründe diese Verstrickungen auslösen. Doch der größte Fehler, den man machen kann, ist, in den "Mitspielern" auf der Bühne des Lebens Schuld zu suchen.

Jeder handelt aufgrund seiner Erfahrungen, seiner eigenen Geschichte, jeder Mensch glaubt, "gut" zu sein. Selbst ein Mörder ist davon überzeugt, nur das getan zu haben, was aus seiner Situation heraus möglich war. Wie oft hört man bei Verhaftungen: "Ich konnte nicht anders, sie/er hat mir keine andere Wahl gelassen!", der "Täter" fühlt sich als "Opfer", und das aus vollster Überzeugung.

Und auch Deine Eltern nehmen, mit demselben Recht wie Du, von sich selbst an, dass sie "richtig" handeln.

Timmi schreibt z.B.: Sicher, meine Eltern waren der Meinung, so wie sie es können Liebe zu geben. Das dies nicht unbedingt gut war für mich, wollen sie nicht sehen.

Erinnerst Du Dich an das Beispiel von meinen Kindern? Ich handle so, wie ich glaube, dass es richtig ist. Meine Kinder sehen das ganz anders.
Etwas nur von seinem eigenen Standpunkt aus zu sehen, macht die Problematik der ganzen Welt aus. Und erst, wenn ich es schaffe, aus dieser Situation herauszusteigen, die schwierige Aufgabe bewältige, durch die Augen des "anderen" zu sehen, seinen Standpunkt nachzuvollziehen, dann erst mache diesen Riesenschritt, der mir die Freiheit bringt.

Du schreibst: Meine Eltern sagen, ich war ein schwieriges Kind. Deswegen muss ich nicht unbedingt schwierig sein, nur weil meine Eltern nicht mit mir zurechtkommen sind.

Das ist vollkommen richtig. Deine Eltern hatten das Problem. Andere Eltern mit einer anderen Vergangenheit und anderen Erfahrungen hätten dieses Problem wahrscheinlich nicht gehabt und würden Dich mit ganz anderen Augen sehen.

Denn hier ist das gleiche Beispiel nur umgekehrt. Was der eine empfindet, muss der andere nicht so empfunden haben.

So, das ist lang geworden, ich würde Dich trotzdem bitten, Dir die Zeit zu nehmen und den erwähnten Thread durchzulesen, vielleicht kommt dann besser rüber, was ich sagen will....

Alles Liebe
Reinfriede
 
Liebe Reinfriede,

den Thread habe ich jetzt auf die Schnelle leider nicht gefunden, werde mich aber noch einmal intensiv damit beschäftigen.

Ich glaube, wir sind garnicht so weit auseinander

Reinfriede schrieb:
Ich denke, dass der allererste Schritt zur "Erlösung" dieser Gefühle, die man als Kind und auch noch heute hat, über das Loslassen des Themas "Schuld" sein sollte ...
Jedesmal, wenn ich Schuld zuweise, behindere ich mich selbst in meiner Entwicklung. Wenn ich jetzt sage: Meine Eltern sind schuld, dass ich so oder so bin, nehme ich mir die Chance, diesen Zustand zu verändern, ich verharre in meinem Schmerz...Erst wenn ich anerkennen kann, dass meine Eltern so gehandelt haben, weil sie so handeln mussten, wenn ich versucht habe, mal 14 Tage in ihren Schuhen zu laufen, werde ich ihnen "vergeben" können. Und in dem Moment fängt die Heilung an.

Das sehe ich genauso wie Du und wahrscheinlich habe ich es nicht ausführlich genug formuliert. Wenn ich Schuld zuweise, weise ich Verantwortung von mir und weigere mich, voranzugehen. Ich meinte vielmehr, dass man die Vergangenheit als solche annehmen und sich aus einer eigenen und wertgebenden Sichtweise betrachten sollte, nicht mit den Augen der anderen. Ein Geraderücken der Perspektive, sozusagen. Ich habe es so empfunden, und deswegen war es auch so. Aber selbst etwas daraus zu machen und sich 'erwachsen' zu verhalten, nicht immer in dieselbe Kindperspektive zu begeben. Die Schuldzuweisung erleichtert, weil man erstmal Dampf ablassen kann und ich finde das auch wichtig, wenn sich Wut und Enttäuschung über so lange Jahre aufgestaut haben. Danach folgt die Erkenntnis und der Wunsch, voranzukommen. Da muss man diese Gefühle in der Tat loslassen.

Liebe Grüße
Pisces
 
pisces schrieb:
Wenn ich Schuld zuweise, weise ich Verantwortung von mir und weigere mich, voranzugehen. Ich meinte vielmehr, dass man die Vergangenheit als solche annehmen und sich aus einer eigenen und wertgebenden Sichtweise betrachten sollte, nicht mit den Augen der anderen. Ein Geraderücken der Perspektive, sozusagen. Ich habe es so empfunden, und deswegen war es auch so. Aber selbst etwas daraus zu machen und sich 'erwachsen' zu verhalten, nicht immer in dieselbe Kindperspektive zu begeben. Die Schuldzuweisung erleichtert, weil man erstmal Dampf ablassen kann und ich finde das auch wichtig, wenn sich Wut und Enttäuschung über so lange Jahre aufgestaut haben. Danach folgt die Erkenntnis und der Wunsch, voranzukommen. Da muss man diese Gefühle in der Tat loslassen.

Liebe Grüße
Pisces
hallo,
wenn man die stärke in sich finden kann, einfach all die prägende vergangenheit loszulassen, finde ich das bewundernswert. ich habe es nach so vielen jahren noch nicht geschafft. insofern deshalb, weil immer mehr erkenntnisse an den tag treten, und das geht nicht auf einmal. die erkenntnis kam nicht von heute auf morgen, sondern sie kam z.b. mit dem aufwachsen-sehen meiner tochter und mit dem gleichzeitigen erleben, wie wichtig diese vater-tochter-beziehung für so ein kleines mädchen ist. da versteht man dann die kälte und ignoranz des eigenen vaters noch viel weniger, klickt sich ein in die vergangenheit und spürt den schmerz, den man damals noch nicht so wahrgenommen hat (weil die beziehung ja damals als "normal" empfunden wurde), jetzt im nachhinein in seiner totalen heftigkeit. ich sehe mich als kleines mädchen, das von der "ersten großen liebe des lebens" einfach zurückgewiesen wurde. stehengelassen wurde..... . wenn man seine eigenen beziehungen dann verfolgt, kommen die erkenntnisse, und immer wieder spielt der vater die rolle. ich gestehe mir dann aber zu, diese wut zuzulassen, denn es ist eine verantwortung, die da für ein leben übernommen wurde, und diese nicht richtig getragene verantwortung hat mitunter ein ganzes leben bestimmt. das ich mir damit selber wehtue, ist mir bewusst. die beste lösung wäre natürlich, diese gefühle loszulassen.
ganz liebe grüße
chira
 
Hallo Ihr Lieben,

ich möchte doch etwas korrigieren. Eine wirkliche Bevorzugung meiner Schwester hat es aus meiner Sicht nicht gegeben. Es gab "Werturteile" über Äußerlichkeiten, seitens meiner Mutter und insgesamt eben die Aussage, dass sie bei den Verwandten und bei den Lehrer besser angesehen ist als ich. Da haben wir die Frage mit dem komplizierteren Kind. Meine Schwester hatte es schwerer sich durchzusetzen, hat viel mehr in sich reingefressen, hatte dadurch nicht so viel Stress nach außen wie ich, aber besser wird es ihr auch nicht gegangen sein.
Mein Problem ist doch eigentlich, dass ich zu wenig Aufmerksamkeit von meinem Vater bekommen habe. Oder eben nur dann das Gefühl hatte, das ich was wert bin, wenn ich dafür Leistung gezeigt habe. Und dieses Defizit hängt in meinen Beziehungen. Ich bemühe mich wie wild um Aufmerksamkeit, dass es schon so ankommt, als wenn ich immer im Mittelpunkt stehen will und total egozentrisch bin. Ich glaube nicht, dass ich das bin, aber dieses Bemühen, den anderen gefallen zu wollen und immer gut zu sein (kommt auch in Freunschaften zum Tragen) nervt mich an mir selbst total. Das bin nicht ich, wenn ich etwas tue, damit mich die anderen mögen. In der Schule hat das sowieso nicht funktioniert. Da läuft sowas unter Einkratzen und mehr angenommen wurde ich deshalb auch nicht. Und richtige feste Freundschaften hatte ich auch keine.
Ich habe in einem Buch gelesen und das halte ich mir immer mal wieder vor Augen und versuche mehr und mehr danach zu leben: Man soll alle Dinge seinlassen, die man nur tut um andere zu beeindrucken oder andere von sich zu überzeugen. Da bleibt von meinen Verhaltensweisen in Beziehungen verdammt wenig übrig. Und es funktioniert ja auch nicht.
Es hat bei meinem Vater funktioniert, aber bei allen anderen Beziehungen klappte es ja doch nicht. Ich bekam nie die Liebe und Zuwendung, nach der ich mich sehnte und habe wie im Kampf gegen Windmühlen mein Bemühen verstärkt. So lange, bis der Leidensdruck dann so groß wurde, dass ich doch eine Entscheidung getroffen habe. Aber ich habe nie gewusst, warum meine Beziehungen gescheitert sind. Indem ich Dinge für andere getan habe, habe ich von mir selbst ein falsches Bild vermittelt und falsche Signale gesendet. Und mich in einer Opferrolle gefühlt und dafür Dank und Liebe erwartet. Ein Sch...spiel.

Da kommt es dann auch wieder hin, wenn mein Jetziger der Meinung ist, dass er garnicht versteht, warum ich vorgestern so "plötzlich" die Situation unerträglich fand. Die Situation war die ganze Zeit unerträglich und ich habe gegen mein eigenes Gefühl gehandelt, so wie in meiner Kindheit, weil ich wusste, dass er von mir erwartet, dass ich die Zeit abwarte, bis er seine Sachen geklärt hat. Nun habe ich einfach mal entschieden, dass für m i c h diese Zeit lange genug war. Entweder wird es jetzt ganz konkret oder es ist ganz vorbei.

@chira

wenn man die stärke in sich finden kann, einfach all die prägende vergangenheit loszulassen, finde ich das bewundernswert. ich habe es nach so vielen jahren noch nicht geschafft. insofern deshalb, weil immer mehr erkenntnisse an den tag treten, und das geht nicht auf einmal. die erkenntnis kam nicht von heute auf morgen, sondern sie kam z.b. mit dem aufwachsen-sehen meiner tochter und mit dem gleichzeitigen erleben, wie wichtig diese vater-tochter-beziehung für so ein kleines mädchen ist. da versteht man dann die kälte und ignoranz des eigenen vaters noch viel weniger, klickt sich ein in die vergangenheit und spürt den schmerz, den man damals noch nicht so wahrgenommen hat (weil die beziehung ja damals als "normal" empfunden wurde), jetzt im nachhinein in seiner totalen heftigkeit. ich sehe mich als kleines mädchen, das von der "ersten großen liebe des lebens" einfach zurückgewiesen wurde. stehengelassen wurde..... . wenn man seine eigenen beziehungen dann verfolgt, kommen die erkenntnisse, und immer wieder spielt der vater die rolle. ich gestehe mir dann aber zu, diese wut zuzulassen, denn es ist eine verantwortung, die da für ein leben übernommen wurde, und diese nicht richtig getragene verantwortung hat mitunter ein ganzes leben bestimmt. das ich mir damit selber wehtue, ist mir bewusst. die beste lösung wäre natürlich, diese gefühle loszulassen.

wie gesagt, mir fällt es auch noch schwer. Grau ist alle Theorie. Und ich will für mich selbst Verantwortung übernehmen. Wenn ich merke, dass es mir nicht gut geht, dann gehe ich lieber ran an die Ursachen - ich versuche es. Ich habe leider zunehmend festgestellt, dass ich meiner Tochter von meinem "Talent" unbequeme Dinge nicht zu erledigen und in belastenden Situationen auszuharren auch eine Menge vorgelebt habe.Das zeigt sich auch an dem Chaos in ihrem Zimmer. Sie kämpft jeden Tag gegen Windmühlen und ich kann ihr dabei nicht helfen.

So, dann noch l.g. und ein
schönes WE
Timmi :kiss3:
 
Reinfriede schrieb:
Jedesmal, wenn ich Schuld zuweise, behindere ich mich selbst in meiner Entwicklung. Wenn ich jetzt sage: Meine Eltern sind schuld, dass ich so oder so bin, nehme ich mir die Chance, diesen Zustand zu verändern, ich verharre in meinem Schmerz.

Erst wenn ich anerkennen kann, dass meine Eltern so gehandelt haben, weil sie so handeln mussten, wenn ich versucht habe, mal 14 Tage in ihren Schuhen zu laufen, werde ich ihnen "vergeben" können. Und in dem Moment fängt die Heilung an.
Reinfriede
hallo,
das problem ist, dass es eigentlich damit begann, dass uns unsere eltern schuld zuweisen, indem wir ihres erachtens nicht so sind, wie sie sich das vorstellen. damit fängt alles an. sie als eltern, von denen man eigentlich bedingungslose liebe wünscht, wollen uns anders. sie wollen, dass ihnen JETZT mehr liebe und anerkennung zuteil wird, "wo sie doch so viel für uns getan haben". bei uns kommen die schuldgefühle, weil wir ihnen diese liebe eben nicht in der form geben können, wie sie sich das wünschen.. dann stellt sich die frage, warum das so ist.... warum kann ich meine eltern nicht so annehmen? es stellt sich dann weiters die frage, ob ihre schuldzuweisung berechtigt ist.... wenn man dann entdeckt, eigentlich ist auch durch sie viel schief gelaufen, dann ist man mitten drinnen.....und man kommt drauf, dass einfach so viele kindheitsmuster ins leben spielen.
diese last, die man von den eltern aufgebürdet bekommen kann, indem sie so viel dankbarkeit fordern (bei mir nur die mutter), kann noch schlimmer sein, als die last durch absolute ingnoranz. diese erlebe ich eben bei meinem vater, ich habe so die polarität und den vergleich.

Reinfriede schrieb:
........Die Sichtweise ihrer Eltern wird vielleicht eine völlig andere sein. Ihre Eltern sind wahrscheinlich völlig davon überzeugt, dass sie niemanden bevorzugt haben und haben die Liebe ja empfunden.

Meine drei Mädels werfen mir abwechselnd vor, dass ich die oder die andere bevorzuge. Ich sehe das nicht so, ich liebe alle drei gleich, habe manchmal Schwierigkeiten, nachzuvollziehen, wieso um Gottes Willen sie das glauben.
liebe reinfriede,
du schaffst jetzt schon gute voraussetzungen, dass deine kinder später mit einer bereinigten eltern-kind-beziehung ins leben gehen. denn du setzt dich mit den zweifeln deiner mädels auseinander. deine töchter spüren, dass ihre bedenken nicht einfach unbedacht über den tisch gewischt werden. du verharrst nicht in selbstherrlichkeit und lässt auch kritik zu, ohne gleich abzuurteilen.
jeder macht alles nach bestem wissen und gewissen. aber DAS ist der unterschied. timmi hat alles mögliche gemacht (anderer tread), ihren eltern bewusst werden zu lassen, dass etwas nicht stimmt. zuerst mit zurückziehen, dann mit in die offensive gehen. sie haben nichts verstanden, weil sie einfach alle einwände an sich abprallen ließen, da sie anscheinend ihres erachtens unfehlbar waren. timmis eltern reagierten mit empörung und wollten keine konfrontation mehr = neuerliche zurückweisung. und wieder stellen sie sich in ihrer opferrolle dar und wollen schuld zuweisen..
jeder hat seine ansicht, sein eigenes empfinden, das natürlich beeinflusst ist von sämtlichen programmierungen des eigenen lebens, aber da sollte jeder doch wenigstens auf seine kinder eingehen und ihnen vielleicht auch sagen, was diese sowieso schon annehmen: dass man nicht bewusst gehandelt hat. dass es einem leid tut, dass sie so empfinden/empfunden haben. dann sind ganz andere voraussetzungen geschaffen, diese dinge ruhen zu lassen.
das schwierigste ist vielleicht, wenn kinder alles mit sich selber ausmachen und keinen deut rüberbringen, dass sie sich verletzt fühlen. gottseidank sind heute die zeiten anders, kinder „dürfen“ sich auch einbringen in die eltern-kind-beziehung und müssen nicht mehr still sein. ich glaube, man kann froh sein, über jeden „vorwurf“, der direkt kommt ,denn dann hat man auch die chance, sich gleich damit auseinander zu setzen. die generation unserer eltern ließ aber kritik von vorneherein nicht zu. daher hat sich natürlich endloser ballast angesammelt, weil wir nichts sofort rauslassen konnten. DAS wird wahrscheinlich unsere schwierigkeit sein. unsere eltern bekommen geballte ladung serviert und das stößt sie momentan vor den kopf. schwieriges thema.......
liebe grüße
chira
 
Chira schrieb:
jeder macht alles nach bestem wissen und gewissen. aber DAS ist der unterschied. timmi hat alles mögliche gemacht (anderer tread), ihren eltern bewusst werden zu lassen, dass etwas nicht stimmt. zuerst mit zurückziehen, dann mit in die offensive gehen. sie haben nichts verstanden, weil sie einfach alle einwände an sich abprallen ließen, da sie anscheinend ihres erachtens unfehlbar waren. timmis eltern reagierten mit empörung und wollten keine konfrontation mehr = neuerliche zurückweisung. und wieder stellen sie sich in ihrer opferrolle dar und wollen schuld zuweisen..
chira
hallo nochmal,
ich kann soetwas natürlich nicht als fakt annehmen, ich will nur sagen, so hab ich es empfunden: dass selbst, wenn man eine bereinigung versucht, man oft nicht verstanden wird. selbst wenn wir uns tausend mal ranken und überlegen, wie wir, die wir alle mit der kindheit hadern, alles auflösen können, wird es nie einen absolut richtigen weg geben. das hat mir dein beispiel, timmi, gezeigt: selbst wenn man versucht, alles total mit hintergrund und gefühl rüberzubringen, wird man wahrscheinlich nicht verstanden werden. nimmt somit alles mit in seine weiteren geschichten. gestern ist mir da etwas gutes sozusagen auf "zufall" (d.h. wahrscheinlich kein zufall....) "zugefallen". aus "tarot, spiegel deiner bestimmung". auch hier wird gezeigt, wie ihr schon öfter angeschnitten habt, dass der weg nur über sich selber zu finden ist:
" Energieverlust ist die Folge von Verhaltensweisen und/oder Lebensumständen, die nicht oder nicht mehr unserem Wesen entsprechen. Du kannst selbst herausfinden, ob jetzt die notwendige Abgrenzung anderen Menschen oder äußeren Verhältnissen gegenüber erforderlich ist, oder ob es in deinem Verhalten Suchttendenzen gibt, die dich schwächen únd überlasten. Süchte sind so verbreitet und so vielfältig, dass wir uns oft unmerklich an sie gewöhnt haben und sie als normalen Bestandteil unseres Lebens betrachten. Eines haben sie alle gemiensam: sie zeigen immer eine tiefsitzende Angst vor Mangel, sie halten uns unfrei und abhängig und sie rauben uns dauerhaft Lebensenergie. Auch das Bedürfnis, in einer unbefriedigenden, energieraubenden Situation zu verharren, kann als Art von Sucht bezeichnet werden. Es handelt sich dabei um die Sucht des Emotionalkörpers, negative, leidvolle Erfahrung ständig zu wiederholen und neu aufzuladen. Wie oft erklären wir, etwa Unerfreuliches nicht mehr zu wollen! Dennoch beschwören wir durch unser Verhalten die angeblich nicht mehr gewollte Situation immer wieder aufs neue herauf. Es gilt also, zur Wurzel des Problems vorzustoßen. Das ist nur möglich, wenn wir die zugrundeliegende Angst vor Mangel erkennen, liebevoll annehmen und uns durch unsere Liebe und Einsicht von ihr erlösen. Dies kann durchaus Erinnerungen an frühere Mangelsituationen wachrufen und uns erneut den Schmerz fühlen lassen, den wir wahrscheinlich bereits in den frühesten Stadien unseres Lebens erfahren haben. Solange wir beispielsweise immer noch indirekt versuchen, von Mutter und Vater jene Liebe zu erhalten, die wir als Kinder nicht ausreichend oder nicht in der rechten Weise bekommen haben, so lange werden wir abhängig von anderen Menschen oder von unseren eigenen autistischen Wünschen bleiben. Von vielen eingefahrenen Mustern verdeckt, befindet sich in uns eine unversiegliche Quelle von seelischer Liebe und Nahrung. Nur indem wir sie zum Sprudeln bringen, finden wir die Klarheit und Kraft, um jene Beziehungen, Lebenumstände und Verhaltensweisen zurückzulassen, die nicht mehr unserem Wachstum dienen."
meine gedanken: ich merke selber die stärke in mir, die kraft, die mir IN MIR gegeben ist. beziehungen kann man so vielleicht hinter sich bringen. aber hat man nicht seinen eltern gegenüber eine "moralische verpflichtung"? selbst meinem vater, dem wir nach außen hin scheinbar absolut egal sind, ist es wichtig, dass wir uns an geburtstagen, weihnachten etc. melden. "ich weiß, ich hab dir nicht gratuliert (sagte er z.b. zu meinem bruder), aber seinem vater gratuliert man ja doch". haben die eltern ein "grundrecht", nur weil sie uns großgezogen haben? steht es mir zu, einfach zu sagen, du rankst dich nicht um mich, also geh ich auch meines weges?
also, ich lass das thema jetzt lieber mal sein, es ist wie eine verstrickung, aus der man sich nur lösen kann, indem man vielleicht wirklich losläst.
das versuche ich jetzt. nur tun, was mir im sinn steht in diesem zusammenhang. sonst komm ich mal drauf, dass ich darüber hinweg mein eigenes leben/meine eigene familie vernachlässigt habe und bin dort wieder mitten drinnen.
soweit also zur familie.
timmi, wie geht es dir mit deiner privaten geschichte? ist es bereits zu der von dir angesprochenen musikprobe gekommen und du hast ihn vielleicht gesehen??
konntest du stark sein oder hat es dich wieder eingeholt mit ihm?
ich drück dir jedenfalls gerade die daumen. :)
liebe grüße
chira
 
Hallo Timmi,

nach meinen Erfahrungen zeigt es sich so, dass wir unbewußte Kindheitsempfindungen auf das Erwachsenenleben übertragen. Insbesondere die Empfindung von "Liebe". Wir theoretisieren über das, was wir mit Liebe meinen und kommen doch in der Praxis immer wieder gern auf altbekannte Muster zurück.

Was wir als Kinder von den Eltern als Zuwendung bekommen verknüpfen wir unbewußt mit Liebe und Geborgenheit (wir erklären das
, was wir erhielten dazu, weil wir anders nicht überleben könnten).
Wenn du nun einen Vater hast, bei dem du nicht der ungeteilten, bedingungslosen Aufmerksamkeit gewiss sein konntest, dann wird es dir vermutlich auch heute schwer fallen, sowas emotional als Liebe zu verbuchen. Du suchst dir mit schlafwandlerischer Sicherheit die Männer aus, die ähnliche emotionale Bedingen zu bieten haben, wie die, die du von deinem Vater her kennst. Das magst du zwar bewußt nicht so toll finden, aber deinem Unbewußten ist es so vertraut und deshalb sucht es nach dem, was es kennt.

Hättest du tatsächlich die ungeteilte, bedingungslose Aufmerksamkeit eines Mannes, würde wahrscheinlich etwas in dir auf Fehlersuche gehen, weil du einem solchen - nicht vertrauten Verhältnis - nicht trauen könntest; da muss es doch irgendwo einen Haken geben.

Darin liegt meiner Meinung nach auch ein Grund, warum sich manche Frauen so schwer tun, aus der Gewaltschleife auszusteigen. Wenn man als Kind erfährt, dass zur Liebe unabdíngbar Hiebe gehören (weil irgendwelche Altvorderen einem das so verkauft haben), dann wird es schwer, das Unbewußte bei der Partnersuche so sehr durch Bewußtsein zu überlagern, dass es einem nicht geradewegs zum nächsten Schläger führt.

Du, Timmi, sehnst dich nach einem Mann, in dessen Arme du dich entspannt zurücklegen kannst. Aber kann es diesen Mann wirklich geben, in deiner momentanen Situation? Ist für dich nicht Liebe vom unbewussten inneren Bild her mit einer Rolle und Funktion deinerseits verknüpft? Und diese Rollenverknüpfung sieht vermutlich nicht vor, dass du dir erlauben kannst, dich tatsächlich einem Mann tatenlos und schwach zu überlassen. Die Angst, seine Liebe zu verlieren, falls er dich tatsächlich schwach erleben sollte ist vielleicht viel größer, als dass du dich trauen magst Schwäche zu zeigen. Entsprechend wirst du vermutlich auch nach wie vor das Signal aussenden: Ich bin eine Leistungsstarke Frau. Und wenn du dann mit Jammern die Fürsorge deines Partners einklagen möchtest, dann fühlt der sich verwirrt. Oder er versucht vielleicht sogar dich zu entlasten, und du kannst es vielleicht nicht wahrnehmen, weil dein Modell davon anders aussähe. Doch solange du keinem wirklich trauen magst, dass er dich auch hält und ein Stück weit trägt, wenn du gar nichts machst, wie soll da einer kommen und es dir beweisen? Der müsste dich ja fast vorher k.o. boxen, damit du ihm nicht immer wieder, Stärke beweisen wollend, das Ruder aus der Hand nimmst um ihm dann innerlich vorzuwerfen, dass er es halt eben doch nicht gebracht hat.

Das heißt jedoch nun alles nicht, dass du nicht eine Beziehung nach deinen Wünschen führen können wirst. Je mehr Licht auf deine unbewussten Muster fällt und je mehr du dir deiner eigenen Anteile an der bisherigen Nichterfüllung deiner Wünsche bewusst wirst, um so größer die Chance bewusst einzuschreiten.

Alles Liebe
Ping Pong
 
Schönen Guten Morgen an Alle!

Ich möchte mich Ping Pongs Posting vollinhaltlich anschließen, es drückt sehr schön aus, was ich versuche, zu sagen.

Das Missverständnis, das hier offensichtlich auftritt:

Ich bin, wie Ping Pong davon überzeugt, dass die Beziehung zu einem Mann das Muster Beziehung Tochter-Vater wiederholen "will".

Wenn ich davon spreche, dass es keine "Schuld" gibt, so will ich dieses Thema nicht widerlegen, ganz im Gegenteil.

Anzuerkennen, dass ich meine Beziehungen nach diesem Muster aussuche, ist er erste Schritt. Doch wofür ich plädiere, das Thema Schuld fallenzulassen, weil es am Weiterkommen hindert.

Anzuerkennen, was ist. Anzuerkennen, was die Ursachen dafür sind: z.B. weil ich bei mich bei meinem Vater nur beliebt machen konnte, wenn ich Leistung erbracht hatte, reagiere ich heute noch in Beziehungen so. Doch solange ich in der Opferrolle verharre, werde ich das nicht ändern können.

Es hilft nicht wirklich, sich in zermürbenden Versuchen mit den Eltern um die "Schuld" zu streiten - sie fühlen sich nicht schuldig und werden sich auch nie schuldig fühlen. Und das ist ihr gutes Recht, denn mit der selben Berechtigung fühlen wir uns nicht schuldig. Das führt nur dazu, dass sich letztendlich alle in der Opferrolle fühlen, und die Situation eskaliert.

Wenn ich mich ändern will, ein Muster an mir ändern will, muss ich als erstes den "Täter" von seiner "Schuld" befreien, nur dann bin ich selbst frei.

Timmi braucht jetzt nicht das Einverständnis ihrer Eltern, sie ist erwachsen. SIE kann sich jetzt durch das Erkennen dieser Muster ändern, ihre Eltern haben damit jetzt nur noch am Rande zu tun.

Jeder Mensch hat jederzeit die Möglichkeit, alte Muster zu durchbrechen und in Wahrheit gibt es niemanden, der einem dabei aufhalten kann, außer man gibt ihm die Macht dazu. Und das geschieht durch das Thema "Schuld".

Ich weiß, ich bin lästig mit der bitte, sich den Thread durchzulesen, um den es Missbrauch in der Familie geht ("Fremd in der eigenen Familie"), aber es wäre meiner Meinung nach wichtig....

Alles Liebe
Reinfriede
 
Schönen guten Abend an Alle!

Reinfriede schrieb:
Wenn ich davon spreche, dass es keine "Schuld" gibt, so will ich dieses Thema nicht widerlegen, ganz im Gegenteil.

Anzuerkennen, dass ich meine Beziehungen nach diesem Muster aussuche, ist er erste Schritt. Doch wofür ich plädiere, das Thema Schuld fallenzulassen, weil es am Weiterkommen hindert.
Jep, ich denke, dass du da etwas ganz Wichtiges sagst, Reinfriede. Ich würde nicht sagen wollen, dass es richtig oder falsch ist, anderen Schuld zuzuweisen. Es ist vielleicht für eine Zeit lang wichtig und heilsam das zu tun, nur führt uns die Schuldzuweisung an andere bzw. das Hängenbleiben dabei nicht weiter und schon gar nicht aus der ungeliebten Situation heraus.
Solange wir anderen die Schuld an unserer Misere zuweisen sprechen wir ihnen eigentlich Macht über unser Schicksal zu. Was können wir schon aussrichten, wenn wir davon ausgehen, dass unser Sein und Werden gänzlich in der Hand bzw. am Verhalten anderer liegt?

Ich denke Schuldzuweisungen an andere sind ein wichtiger Schritt heraus aus dem passiven Erdulden und dem möglicherweise sich selbst für alles schuldig fühlen, aber sie führen nicht zu Problemlösungen, wenn man nicht über sie hinaus geht.

Liebe Grüße
Ping Pong
 
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Ping_Pong schrieb:
Solange wir anderen die Schuld an unserer Misere zuweisen sprechen wir ihnen eigentlich Macht über unser Schicksal zu.

Das ist eine gute Schlussfolgerung, ein wichtiger Satz.

Nun möchte ich mich mal konkret an einen möglichen Lösungsansatz für Timmi´s Problem heranwagen, ich hoffe, es kommt rüber, was ich sagen will.

Liebe Timmi!

Ich geh mal davon aus, dass Du bereits erkannt hast, dass das Muster "ich bin die Zweite" in einer Partnerschaft eine Art "Stellvertreterkrieg" ist, der aus Deinem ungelösten Problem mit der Stellung bei Deinem Vater resultieren könnte.

Nun ist ja das Problem, dass sich Dein Empfinden, dass Du zuwenig geliebt wurdest, ja tatsächlich da ist und es sich durch Gespräche mit Deinen Eltern nicht wirklich ändern ließ.

Es gibt eine Möglichkeit, das allein für Dich selbst zu ändern, die tatsächliche Änderung im "Außen" wird sich von ganz alleine "nachziehen".

Du läßt Deine Gedanken schweifen, stellst Dir bildlich sehr intensiv (das ist wichtig, es sollte möglichst emotionell "gedacht" werden) vor, wie Deine Eltern Dich umarmen, sich bei Dir für alle Verletzungen bei Dir entschuldigen.

Das Gefühl, das Du dabei empfindest, sollte sehr, sehr tief gehen, dann ist es richtig. Male dieses Bild immer weiter aus, solange, bis Du die erlösende Wirkung spürst.

Und diese "Vision" übst Du, täglich, am besten vor dem Einschlafen. Du musst diese Erleichterung mit in den Schlaf nehmen, Du musst Dich eingehüllt fühlen in ihre Liebe und so einschlafen.

Wenn Du das einige Zeit praktiziert hast, wirst Du spüren, wie sich diese Muster auflösen. Du füllst damit Dein "leeres Glas", Du löst alte Verstrickungen damit.

Und, ich garantiere Dir, es wird nicht lange dauern, wundere Dich nicht, wenn sich von Seiten Deiner Eltern plötzlich etwas Überraschendes ergibt. Sie rufen vielleicht an und verhalten sich völlig anders als sonst.

Das ist eine energetische Übung, die unheimlich viel im "Außen" bewirken kann.

Ich möchte dazu ein kleines Beispiel bringen, es ist tragisch, aber es soll verdeutlichen, was diese "Umpolung" von Deiner Denkweise bewirken kann:

Mich betraf als Kind das Thema Missbrauch. Ich habe meinen Onkel gehasst dafür. Irgendwann begann ich, mich eben von dem Thema Schuld zu lösen und in einer "Übung" stellte ich mir vor, wie ich ihm "seinen Part" zurückgab. (Er hatte mir ständig eingeredet, ich sei schuld, hätte ihn provoziert und ihn dazu gezwungen (ich war nichtmal 12 Jahre alt!!!), vor lauter Schuldgefühlen konnte ich mit niemanden darüber reden...) Ja, und in dieser Übung hab ich klaren Tisch gemacht, ihm "seins" zurückgegeben, ihm mitgeteilt, dass ich ihm nichts "schuldig bin" und er mir nicht. Punkt. Es gab keine "Schuld" mehr.

Ab diesem Zeitpunkt ging es mir unheimlich gut, ich fühlte mich total erlöst.

Kurz danach riefen mich meine Eltern an, dieser Onkel sei mit lebensgefährlichen Blasenblutungen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Es wurde Blasenkrebs festgestellt. Interessanterweise ist von der Organsprache her Blasenkrebs ein Problem des Abgrenzen seines "Reviers", d.h. jemand hat ihm "sein Revier versagt".

Das ist jetzt viele Jahre her und er hat es überlebt, es geht ihm gut. Aber mir auch. Ich kann ihm endlich in die Augen sehen, ohne Furcht und ohne Hass, er ist "neutral" für mich geworden.

Diese energetischen Übungen sind nicht zu unterschätzen. Und eigentlich ist es logisch, dass sich Deine innere Einstellung immer im Außen zeigen muss.
Nimm mal einen grauen Regentag. Wenn es Dir gut geht (Du bist z.B. frisch verliebt...) dann ist dieser Regentag wunderschön, der Regen tut Dir gut, ist reinigend und belebend.
Wenn es Dir schlecht geht, dann ist dieser Regentag fast ein Selbstmordgrund.... Und in beiden Fällen ist es bloß ein Regentag, nicht mehr und nicht weniger. Dein Standpunkt und Deine Einstellung dazu machen entweder das eine oder das andere daraus.

Und wenn Du es schaffst, die Liebe Deiner Eltern zu spüren (mit Hilfe dieser Übungen), dann verändert sich die vermeintliche Realität auch im Außen....

Ich hoffe, es ensteht bei niemandem der Eindruck, ich würde theoretisieren oder "über den Dingen stehen", ich war früher in der gleichen Situation und weiß, wie sich das anfühlt.... Doch es gibt einen Weg, der herausführt.

Es ist vielleicht nur ein Weg von vielen, doch einen Versuch ist er wert.

Und ich habe diese Übungen gemacht und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Ich habe sehr darunter gelitten, dass ich mich als Kind nicht geliebt gefühlt hatte. Ich habe schon beschrieben, dass ich eine recht eigenartige "Erziehung" genossen hatte. Mädchen waren nichts wert und hatten bedingungslos zu gehorchen, jedem Mann. Viele "Stellvertreterkriege" in Form von Beziehungen folgten und erst, als ich mich innerlich davon befreit hatte, mich geliebt gefühlt hatte von meinen Eltern, war ich reif für einen anderen Typ Mann.

Und dann passierte etwas Unerwartetes, etwas, mit dem ich nie gerechnet hatte:

Nach meiner Scheidung (ich hatte meinen Eltern erst später davon erzählt, weil ich ihre Einstellung kannte: Daran kann nur die Frau "schuld" sein, denn mein Ex-Mann ging 15 Jahre lang fremd und wenn eine Frau "gut" genug ist, gefügig ist etc. passiert sowas ja gar nicht) waren meine Eltern plötzlich für mich da.

Sie haben mir unaufgefordert geholfen, mit all ihren Kräften, waren total besorgt um mich, haben tagelang geschuftet, weil sie mir bei der Übersiedlung und beim Renovieren des alten Hauses geholfen haben. Und sie haben mir keine Vorwürfe gemacht, und gerade aufgrund ihrer Einstellung zählt das alles doppelt, doppelter Liebesbeweis. Sie haben mir einfach so geholfen, ohne Fragen.....

Ich bin abends oft weinend eingeschlafen, weil ich das so rührend fand, wie sie mir ihre Liebe zeigten - eine Liebe, die ich als Kind nie gesehen habe.

Und diese Änderung ist auch bei Dir möglich, Du musst nur aktiv werden und zuerst Dich selbst "bearbeiten".

So, ist wieder mal recht lang geworden, mein Posting.

Ich hoffe, Du findest Zugang zu meinen Worten, liebe Timmi.

Alles Liebe

Reinfriede
 
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