Welche Rolle spielt mein Vater

Reinfriede schrieb:
.... dass ich ihm nichts "schuldig bin" und er mir nicht. Punkt. Es gab keine "Schuld" mehr.

Ab diesem Zeitpunkt ging es mir unheimlich gut, ich fühlte mich total erlöst.

Kurz danach riefen mich meine Eltern an, dieser Onkel sei mit lebensgefährlichen Blasenblutungen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Es wurde Blasenkrebs festgestellt. Interessanterweise ist von der Organsprache her Blasenkrebs ein Problem des Abgrenzen seines "Reviers", d.h. jemand hat ihm "sein Revier versagt".


Reinfriede
ouoh, reinfriede, jetzt gibt mir das zu denken. zufällig hab ich mich gedanklich gerade vor ein paar tagen von einer "schuld" meinem vater gegenüber befreit, d.h. generell, und weiters hab ich am sonntag zum ersten mal NICHT zum vatertag gratuliert. er verhält sich nicht wie ein vater, und es fiel mir nicht schwer, ich hatte erstmals aber keine schuldgefühle, weil ich meiner "verpflichtung" nicht nachkam. vor einer halben stunde hat eben seine freundin angerufen, es wären am sonntag einige dinge passiert, die uns zur sorge rufen sollten. auch im zusammenhang mit blase etc.... die polizei hätte ihn gefunden... ich war ein wenig geschockt wegen meiner gedanklichen reaktion: wir kinder waren ihm jahrelang sch...egal, jetzt sorge ich mich auch nicht sehr um IHN. naja, dein beispiel ist natürlich viel krasser, aber ich fand eben eine kleine übereinstimmung, als ich soeben deinen beitrag las...
liebe grüße chira
 
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Chira schrieb:
naja, dein beispiel ist natürlich viel krasser, aber ich fand eben eine kleine übereinstimmung, als ich soeben deinen beitrag las...
liebe grüße chira

Liebe Chira!

Ist das jetzt Zu-Fall?

Ich weiß, mein Beispiel klingt schon seeehr esoterisch und wird vielleicht nicht so bejahend angenommen.....

Doch die energetische Veränderung, die man auslöst, indem man seine Einstellung verändert, kann mitunter gewaltig sein.

Ich wünsche Dir, dass Du die Probleme mit Deinem Vater auch lösen kannst! Und ihn so annehmen kannst, wie er ist.

Mein Vater wird nächste Woche in einem letzten Versuch am Herzen operiert.....Es sieht nicht gut aus..... ich bin froh, dass es keine "ungelösten Knöpfe" zwischen uns mehr gibt, so wäre es noch schlimmer für mich, wenn er "gehen muss"....

Alles Liebe!

Reinfriede
 
Chira schrieb:
jeder macht alles nach bestem wissen und gewissen. aber DAS ist der unterschied. timmi hat alles mögliche gemacht (anderer tread), ihren eltern bewusst werden zu lassen, dass etwas nicht stimmt. zuerst mit zurückziehen, dann mit in die offensive gehen. sie haben nichts verstanden, weil sie einfach alle einwände an sich abprallen ließen, da sie anscheinend ihres erachtens unfehlbar waren. timmis eltern reagierten mit empörung und wollten keine konfrontation mehr = neuerliche zurückweisung. und wieder stellen sie sich in ihrer opferrolle dar und wollen schuld zuweisen..
jeder hat seine ansicht, sein eigenes empfinden, das natürlich beeinflusst ist von sämtlichen programmierungen des eigenen lebens, aber da sollte jeder doch wenigstens auf seine kinder eingehen...
ach timmi, es tut mir leid, dass ich das geschrieben habe. ich hab mich mit deiner geschichte einfach so identifizieren können, dass dieser ausgang für mich war, als würde es mich selber betreffen. es tat mir selber direkt fast weh, weil ich weiß, dass alles mit dem hintergrund der liebe geschieht. deine eltern denken ja sicher mit liebe an dich, und wenn sich alles mal gelegt hat, dann wandelt sie sich ja auch wieder vieles. ich glaube, du warst da schon mitten drinnen. mir war deine geschichte neu, ich las sie erst dieser tage wie du weißt, und fühlte es, als würde es mich selber betreffen

.....ich rede großartig über "grenzen überschreiten" und hab wahrscheinlich selber eine überschritten. wenn es so war, dann möchte ich mich hier hochoffiziell entschuldigen.
liebe grüße von mir
chira
 
Hallo Ihr Lieben,

Eure Gedanken zeigen mir, dass wir doch in unseren Erkenntnissen alle ähnlich weit sind.

@ping pong

Du hast es sehr treffend ausgedrückt in Deinem ersten Posting. Ich habe aber dieses Licht in den Beziehungsmustern endlich gefunden. Dieses Bild der Liebe, was ich durch meine Eltern vermittelt bekam habe ich auf die Beziehungen in meinem Leben übertrage, sicher unbewusst.
Ich würde mich nie wieder so verbiegen, um die Sympatie oder Liebe anderer - auch der Partner - zu bekommen. Damit habe ich nicht meine eigenen Gefühle gelebt, sondern mich immer nach den Erwartungen - oder vermeintlichen Erwartungen - anderer gerichtet. Das ist aus meiner Sicht vorbei.

So, wie es geschrieben wurde, es ist die eigene Sicht auf die Dinge, wenn die sich verändert, verändert sich auch mein Gefühl.

Zur Frage der Schuld:

Genau die Frage nach Schuld habe ich in meinem Brief an die Eltern nicht stellen wollen. Ich habe eine genaue Analyse gemacht, Gründe aufgezeigt - aus meiner Sicht - für unserer gemeinsamen heutigen Probleme in der Beziehung und für meine Probleme mit meinen anderen Beziehungen. Meine Eltern haben dies jedoch ausschließlich als Schuldzuweisung aufgefasst und den Rest kennt Ihr ja. Dabei habe ich wörtlich geschrieben, dass ich davon überzeugt bin, dass sie nach bestem Gewissen gehandelt haben. Sie kannten selbst nichts anderes und haben es als richtig empfunden.

Die Erkenntnis, wie manches zusammenhängt, hilft mir jetzt besser klarzukommen. Keine Schuld, kein Opfer. Leider wirklich etwas spät, aber es ist noch eine ganze Menge von meinem Leben übrig, wo ich weniger Belastungen haben werde als bisher. Und es geht mir besser, als in den vergangenen Jahren.

Zu dieser "Einschlafübung" liebe Reinfriede. Ich hege meinen Eltern gegenüber keinen Groll. Es ist vorbei, aber ich kann diese Gedanken, diese neue Sicht auf Gründe und Ursachen einfach nicht mehr loslassen. Es ist für mich eine Erkenntnis, die mich eher beruhigt und mir hilft meine Verhaltensweisen z.B. in der Partnerschaft zu verändern. In kleinen Schritten, aber ich bemerke sie. Es ist ziemlich widersprüchlich, denn ich will ja Frieden schließen. Ich habe aber überhaupt keinen Grund, die Dinge der Vergangenheit einfach zu negieren, das wäre doch auch wieder Verdrängung, oder? Ich nehme sie an, als gegeben. Aber mit dieser, meiner Meinung kommen meine Eltern schon nicht klar. Sie wollen diese Fakten nicht sehen, das ist für sie sicher auch der einzige Weg, sich nicht als totale Versager zu fühlen. Sie denken eben anders und werden sich auch nicht ändern, das ist mir schon klar. Sie machen ihren eigenen Wert ausschließlich von der Meinung anderer über sich abhängig - so wie ich es auch bisher oft getan habe. Das bedeutet, dass auch sie ein riesiges Problem mit ihrem Selbstwertgefühl haben. Alles sowas hatte ich geschrieben, dass sie sich selbst nicht guttun immer Erwartungen zu stellen, die in der Regel enttäuscht werden. Über Jahre, ohne sich selbst zu fragen, ob die Erwartungen unrealistisch sind. Ich glaube auch nicht, dass mir etwas daran liegt, wenn meine Eltern mir gegenüber vor Schuldgefühlen "zerfließen" würden, das fände ich auch nicht gut. Ich weiß wirklich nicht, wo hier der Weg ist.

Mir vorzustellen, dass meine Eltern mich umarmen, ist keine schöne Vorstellung. Ich mag es nicht, wenn meine Mutter mich anfasst.

Mein Brief war klar und konkret. Das, was meine Eltern daraus für sich machen, dass sie behaupten, ich wolle mit ihnen nichts mehr zu tun haben (haben sie meiner Tochter gesagt), ist ihre eigene Sache. Ich hatte ja am Anfang, nach ihrer Antwort überlegt, ihnen nochmal zu schreiben, dass sie da was falsch aufgefasst haben. Nach reiflicher Überlegung habe ich entschieden, dass ich mich nicht unkonkret ausgedrückt habe und dass meine Eltern es so wollen. Ein weiterer Brief würde nichts bewirken.

Ich weiß nicht, ob meine Analyse der Vergangenheit nicht letztlich doch Schuldzuweisung ist. Ich wollte Klarstellung und Veränderung. Das, was jetzt erreicht ist, war nicht mein Ziel. Ach, ich dreh' mich irgendwie im Kreis.

@ Chira

Ich sehe keinen Grund, weshalb Du Dich entschuldigen solltest. So verkehrt war das doch garnicht. Sie wollen nicht, das ist Selbstverteidigung und vermutlich haben sie alles verstanden, denn sie sind ja nicht blöd. Sie können nicht anders, s.o. Das verstehe ich, ohne mich darüber zu ärgern, für mich ist alles klar, aber es hilft noch nicht weiter.

Letztens in einem Telefonat mit meiner Schwester hat meine Mutter die Sprache auf ein Thema gebracht, das ich noch nie angesprochen habe.
Wie Ihr wisst, mache ich Musik. Ich habe mich schon immer in diese Richtung bewegt, war ziemlich begabt bzw. habe auf allen Instrumenten derer ich habhaft werden konnte irgendwas versucht, aber meine Eltern haben mich nicht in diese Richtung gefördert, Unterricht oder so. In der 9. Klasse bin ich selbst zur Musikschule getippelt und wurde abgewiesen, weil zu alt. Ich wollte Klavier spielen lernen und habe mich in der Schule einschließen lassen, damit ich im Musikraum bleiben konnte. Unterricht war meinen Eltern zu teuer. Bei der Musikschule hätte er nichts gekostet, wie ich heute weiß, meine Eltern haben sich damals nicht mal informiert. Sie haben mich nicht ernst genommen. Sie meinten Privatunterricht, der sicher teuer, aber nicht unbezahlbar gewesen wäre. Und nun fing meine Mutter auf einmal an sich bei meiner Schwester zu rechtfertigen, warum sie mich nicht zur Musikschule geschickt haben. Rechtfertigen im Sinne von Verdrehen der Realität, aber egal. Es zeigt mir, dass meine Eltern beim Aufarbeiten sind und dabei offenbar ganz genau die Punkte erwischen, wo sie "versagt" haben. Wie gesagt, ich habe dieses Thema nie angesprochen, aber es ist bei ihnen präsent. Da brauche ich zu diesem Thema nie etwas zu sagen. Sie wissen es genau, und meinen sich rechtfertigen zu müssen, auch wenn sie niemand angreift. Ist schon merkwürdig. Ich denke, meine Eltern brauchen echt die Zeit, um eigene Erkenntnisse zu bekommen. Was ich ihnen "vorgefertigt" habe, können sie nicht annehmen.

Ich habe meine Erkenntnisse auch selbst gewonnen, mit Hilfe, aber das geht sicher in Ordnung. Eure Postings sind in vielem klarer, aber weil ich schon auf dem Weg bin und es will, helfen sie mir und bestärken mich.

@chira

zur Beziehung: Heute holt er die Möbel von seinen Eltern, mit einem Hänger von meinem Kumpel, am Sonnabend will er alles einräumen, dann zieht er aus.Ihr wisst, ich bin ein Briefeschreiber, ich habe ihm noch am letzten Mittwoch geschrieben. Das Telefonat hatte aus meiner Sicht nicht rübergebracht, worum es mir letztlich geht. Ich kann einfach besser schreiben als reden. Wenn aus unserer Beziehung eine "normale" Beziehung werden soll, dann muss es sofort klar werden, für alle, die sich in seinem "Dunstkreis" bewegen. Mein Statement ist angekommen, auch das es für mich Selbstschutz ist, ihn ggf. loszulassen und nicht Egoismus. Wir werden unserer Beziehung ordnen und gucken, ob unsere Erwartungen sich vereinbaren lassen. Und wenn das, was er geben will, für mich zu wenig oder zu unehrlich ist, dann war es schon am letzten Dienstag vorbei. Ich werde keine Zeit der Unklarheit mehr akzeptieren. Morgen ist Probe für Sonntag. Wir haben uns gesehen, und er weiß, dass ich nichts mehr mitmache, was mich verletzt. Es ist jetzt einfach der Zeitpunkt gekommen, wo sich entscheidet, was aus uns werden wird.

@ping pong

Die anlehnungsbedürftige Timmi hat gestern einen Motorradschein gemacht, wird demnächst mit einer 600er Honda rumfahren und ist gerade vom Blutspenden zurück. Was nun? Vielleicht sehe ich mich selbst falsch? Aber das eine hat mit dem Anderen, dem Wunsch mal nicht verantwortlich zu sein, vielleicht nichts zu tun?

Es kann schon sein, dass mein Auserwählter irgendwann der falsche Mensch für mich ist, oder schon jetzt, weil ich mich verändere und die Opferrolle nicht mehr spielen werde. Dann wird sich das Ganze eher ohne große Schmerzen klären. Das spüre ich schon jetzt ganz deutlich.

So, das war es von mir, wie so oft zu lang und unstrukturiert :guru:

L.G.
Timmi
 
timmi schrieb:
Zu dieser "Einschlafübung" liebe Reinfriede.

Ich habe aber überhaupt keinen Grund, die Dinge der Vergangenheit einfach zu negieren, das wäre doch auch wieder Verdrängung, oder?

Ich glaube auch nicht, dass mir etwas daran liegt, wenn meine Eltern mir gegenüber vor Schuldgefühlen "zerfließen" würden, das fände ich auch nicht gut.

Mir vorzustellen, dass meine Eltern mich umarmen, ist keine schöne Vorstellung. Ich mag es nicht, wenn meine Mutter mich anfasst.

Ach, ich dreh' mich irgendwie im Kreis.

Liebe Timmi!

Du sprichst davon, dass Du Deinen Eltern gegenüber keinen Groll hegst..... Sei mir bitte nicht böse, aber aus vielen Deiner Zeilen spüre ich Schmerz.....

Diese "Einschlafübung" ist keine Verdrängung, sondern ein Betrachten einer Situation unter anderen Voraussetzungen, und das kann sehr viele Knöpfe lösen.

Doch wenn es Dir bereits der Gedanke, dass Deine Eltern Dich umarmen, dermaßen zuwider ist, dann ist diese Übung, glaube ich, auch nicht der richtige Weg.

Liebe Grüße

Reinfriede
 
Liebe Reinfriede,

ich glaube, ich würde mir auf diesem Weg ein Bild von meinen Eltern konstruieren, das nicht stimmt. Meine Eltern sind nicht emotional und warm, dann wären sie nicht die Eltern, mit denen ich solche Probleme habe.
Natürlich kann ich mir gut vorstellen, wie ich mir meine Eltern wünschen würde, oder wie ich mir ein gutes Verhältnis zu den Eltern vorstelle. Aber meine Eltern sind doch anders. Das kann ich nicht negieren. Ich muss mit dem was anfangen, was da ist und kann nicht davon ausgehen, dass sie sich verändern.

So einen Spruch hat mein Psychologe mal gemacht. Ich will mich verändern und habe mich auch schon verändert. Sie wollen sich nicht verändern. Das ist die Situation. Und da muss irgendetwas passieren, ohne, dass ich in die alten Verhaltensmuster zurückkehre. Das würden meine Eltern sicher ggf. wieder "mitspielen", wenn also die Tochter mit Schuld beladen bei ihnen auftaucht. Dann wird wieder nicht mehr über die eigentlichen Probleme geredet, Verdrängung und für sie ist wieder alles o.k. Vielleicht blieben ein paar Narben, ganz sicher sogar, aber für sie wäre es geklärt und ich??? Es kommt nicht in Frage. Das, was ich geschrieben habe ist meine Meinung. Vielleicht braucht man darüber nie wieder zu reden und der Brief hat Bestand und es geht trotzdem weiter. Wenn dann Probleme sind, kann ich mich auf der Basis meines Briefes verhalten und Grenzen setzen.

Im Übrigen fallen mir öfter Situationen und Begebenheiten ein, die angenehme Erinnerungen wecken ohne wenn und aber. Das finde ich ziemlich bedeutend.

L.G.
Timmi
 
hallo timmi,

ein verhalten erzeugt ein gegenverhalten und wenn du auch nur einen bruchteil dieser massiven schreiberischen energie und wut deinen eltern kommunizierst, vermute ich, dass sie 'dicht' machen. die frage ist für mich, was du konkret von ihnen erwartest.

versetz' dich doch einmal in ihre lage: sie haben vielleicht nicht das gefühl, dich ungerecht oder falsch oder emotionslos behandelt zu haben, und nun tauchst du auf, konfrontierst sie mit deinem groll und schmerz und wirfst ihnen sicherlich falsches verhalten vor.

wie würdest du reagieren? zunächst einmal mit rückzug, vermutlich, denn das ist menschlich

timmi schrieb:
Meine Eltern sind nicht emotional und warm, dann wären sie nicht die Eltern, mit denen ich solche Probleme habe.
Natürlich kann ich mir gut vorstellen, wie ich mir meine Eltern wünschen würde, oder wie ich mir ein gutes Verhältnis zu den Eltern vorstelle. Aber meine Eltern sind doch anders. Das kann ich nicht negieren.

das verhalten von anderen zwingend ändern zu wollen, ist nicht möglich. Du sagst es selbst:

timmi schrieb:
Ich muss mit dem was anfangen, was da ist und kann nicht davon ausgehen, dass sie sich verändern.

Ich kenne diese Wut aus einer Zeit meiner Therapie, in denen ich mit meinem Schmerz konfrontiert wurde und erstmal meinen Dampf ablassen musste.

Dann war eine Zeit Funkstille und jetzt, nachdem ich mich wieder ein wenig geöffnet habe und auch Hilfe und Gespräche zulasse und suche, geht es wieder entspannter zu Wege. Ich merke, dass sie mich ziemlich lieb haben, und das ist ein schönes Gefühl. Irgendwie so, wie Reinfriede es beschreibt.

Das dauert und man muss viel an sich arbeiten, aber die Chance auf Heilung gibt es und ist es wert.

Liebe Grüße
Pisces :kiss4:
 
timmi schrieb:
Liebe Reinfriede,

ich glaube, ich würde mir auf diesem Weg ein Bild von meinen Eltern konstruieren, das nicht stimmt. Meine Eltern sind nicht emotional und warm, dann wären sie nicht die Eltern, mit denen ich solche Probleme habe.

Natürlich kann ich mir gut vorstellen, wie ich mir meine Eltern wünschen würde, oder wie ich mir ein gutes Verhältnis zu den Eltern vorstelle. Aber meine Eltern sind doch anders. Das kann ich nicht negieren. Ich muss mit dem was anfangen, was da ist und kann nicht davon ausgehen, dass sie sich verändern.

Es kommt nicht in Frage. Das was ich geschrieben habe, ist meine Meinung. Vielleicht braucht man darüber nie wieder zu reden und der Brief hat Bestand und es geht trotzdem weiter. Wenn dann Probleme sind, kann ich mich auf der Basis meines Briefes verhalten und Grenzen setzen.

Timmi

Liebe Timmi!

Ich hab bei Deinem Posting ein paar Zeilen fettgedruckt, lass es mal auf Dich wirken.

Auf mich wirkt es so, dass Du eine fixe Meinung über Deine Eltern hast und damit Punkt (genauso machen es Deine Eltern mit Dir = Spiegel).

Du sagst, sie würden sich nicht ändern. Das sollte mit dieser Übung auch nicht rüberkommen. Ich schrieb oben: Es ist eine Änderung DEINER Sichtweise.

Sie könnten sich auch nicht ändern, denn Du hältst an Deiner Meinung fest, sie hätten gar keine Chance.

Ich versuch mal mit einem Beispiel zu erklären, wie ich das meine:

Im Büro gibt es eine, von der behauptet wird, sie sei bösartig. Du kennst sie nicht aber Du bist "vorgewarnt".

Dann lernst Du sie kennen und sie sagt zu Dir: Kann ich Ihnen etwas Arbeit abnehmen?

Deine Gedanken werden in die Richtigung gehen, dass sie etwas Hinterhältiges vorhat, Dich mobben will.

Hättest Du diese Meinung von ihr nicht gehabt, hättest Du sie einfach als "nett" empfunden.

Doch sie hatte den Stempel "bösartig" und damit wird alles, was sie sagt oder tut, durch einen Filter gesehen und in diese Richtung interpretiert, ja mehr noch, diese Spirale geht immer schneller. In Zukunft wird alles, was sie tut, sagt oder auch nicht tut und sagt, ein weiterer "Beweis" dafür sein, dass sie bösartig ist.

Es gibt auch SEP´s, selbst-erfüllende Prophezeihungen. Wenn Du von Deinen Eltern erwartest, dass sie sich so oder so verhalten, werden sie es auch tun.

Was ich versuche, rüberzubringen ist, dass nur DU etwas ändern kannst, und zwar als erstes in Deiner Einstellung.

Ich hoffe, Du fasst mein Posting nicht falsch auf, es ist absolut lieb gemeint!

Liebe Grüße

Reinfriede
 
pisces schrieb:
ein verhalten erzeugt ein gegenverhalten und wenn du auch nur einen bruchteil dieser massiven schreiberischen energie und wut deinen eltern kommunizierst, vermute ich, dass sie 'dicht' machen.

:kiss4:

Liebe Pisces!

Unsere Postings haben sich wahrscheinlich überschnitten.... Dieser Satz sagt sehr viel aus, ich denke da ähnlich.

Ich finde es schön, dass Du die Liebe Deiner Eltern empfinden kannst, es ist wie ein "Heimkommen"....

Liebe Grüße

Reinfriede
 
Hallo Timmi und Mitleser,

ich erzähle mal ein bisschen von der Liebe zwischen mir und meinen Eltern.
Seit ich mich erinnern kann, empfinde ich meine Eltern als anders, mir fremd. Sie haben andere Wertigkeiten, legen Wert auf Dinge die ich nicht nachvollziehen kann oder zeigen dort, wo ich es für äußerst angebracht hielte keine Emotionen. Obwohl wir Blutsverwandt sind unterscheiden sich unsere Temperamente.
Was für sie ein Ausdruck der Liebe, Wertschätzung und Zuneigung ist, wird von mir nicht unmittelbar als solches verstanden – andersrum ebenso wenig. Wir sprechen unterschiedliche Emotionalsprachen.
So wie Hund und Katze sich erst mal eine Weile missverstehen, aufgrund ihrer unterschiedlich besetzten Körpersprachen, bevor sie sich anfreunden können, brauche auch ich Geduld und Zeit die Liebesbezeugungen meiner Eltern zu entschlüsseln.
Meinen Kindern dürfte es mit mir ähnlich gehen ;).
Jeder hat seinen eigenen Begriff von Liebe, sein eigenes Bewertungsschema für empfangene Signale. Und Jeder möchte gern nach seiner Art glücklich gemacht werden. Problem dabei ist, dass A an B das weiter gibt, was A sich selbst wünschen würde. Wenn ich also heute meinen Kindern große Freiräume lasse, weil es mir als Kind ein Bedürfnis gewesen wäre solche zu haben (und ich es ja an meinen Kindern besser machen möchte), dann kann dass dazu führen, dass meine Kinder sich vernachlässigt fühlen, weil sie, von ihrem Typ her sich in einem enger gesteckten Rahmen aufgehobener, geborgener, geliebter fühlen würden.

Für meine Eltern beispielsweise sind materielle Dinge sehr wichtig. Es war mir ewig nicht nachvollziehbar und kränkte mich sehr, dass sie sich nicht über meinen puren Besuch freuen konnten, sondern mir Vorhaltungen wegen des Erscheinens mit leeren Händen machten. Heute weiß ich, dass sie es als Zeichen der Wertschätzung werten, wenn man ihnen ein Gastgeschenk mitbringt. Ich kann es zwar immer noch nicht nachvollziehen, wie es zu solchen begrifflichen Verknüpfungen kommen kann, aber ich respektiere, dass es für sie so ist und erscheine folglich mit einer Kleinigkeit in den Händen, wenn ich ihnen gegenüber ausdrücken möchte, dass ich sie wertschätze.
Für mich bedeutet Wertschätzung eher, dass man mir zuhört, mich wahrnimmt etc. und hat mit materiellen Dingen so gut wie gar nichts zu tun. Wenn jetzt beide Parteien darauf bestehen würden, dass die eine in der Sprache der anderen annimmt, dann hätten wir ständig Reibereien durch Missverständnisse.

Bei meinen Kindern komme ich nun natürlich mit der Zuhörer- und Aufmerksamkeitsmasche (weil für mich Ausdruck höchster Liebe) und muss mir dann anhören, dass die viel lieber so´n ganz profanes warmes Mittagessen als Ausdruck meiner mütterlichen Liebe hätten ;).

Ich denke, ich habe lange gebraucht, um mit meinen Eltern irgendwie einig zu werden. Erst fand ich sie fremd und wäre gern weit weg von ihnen gewesen Doch wohin ich auch ging, ich spürte stets dieses schmerzliche Loch des vermeintlichen Mangels an Zugehörigkeit und Clan-Wärme. Dann begann eine ziemlich lange Phase wo ich meinte, dass sie doch mit irgendetwas zu beeindrucken sein müssten. Da ich dabei jedoch stets von meinen Maßstäben ausging, kämpfte ich gegen Windmühlen, was ich auch tat, meinem Empfinden nach blieb mir die ersehnte Anerkennung versagt. Darauf folgte eine Phase der Zerrissenheit zwischen Abrackern nach Anerkennung und absolutem Frust, Zorn, Anklage und Schuldzuweisung. "Hätte ich eine andere Kindheit gehabt, hätte ich dem Leben anders begegnen können ......" (Auch wenn diese Feststellung letztlich zutreffend sein mag, erweisen sich derartige "Wenn-Sätze" als ziemlich fruchtlos). Bei den Eltern war mit Klagen eh nichts zu holen; im Gegenteil, die Fronten verhärteten sich um so mehr. Ich fühlte mich hin und her gerissen. Auf der einen Seite hätte ich gern endgültig abgeschlossen mit meinen Eltern (die sich nichtmal nachträglich mit den Schäden, die sie angerichtet hatten auseinandersetzen wollten), auf Nimmerwiedersehen, auf der anderen Seite spürte ich, dass die Sehsucht nach heiler Familie nur an der Basis, bei den tatsächlichen Wurzeln erfüllt werden kann und dass es an mir wäre, zwecks Heilung zu vergeben.

Zunächst gönnte ich mir jedoch noch eine Periode ausgedehnten Selbstmitleides. Das musste sein, weil wo hätte ich sonst jemanden finden sollen, der meine enttäuschten Gefühle so einfühlend hätte beweinen können, wie ich? ;). Ich denke auch heute noch, dass es wichtig war, mir diese Zeit zu nehmen und nicht so rational verkopft ans Aufräumen zu gehen, weil’s doch heißt, dass der Klügere nachgibt. Und irgendwann kam mir dann die Idee, dass es evtl. fruchtbarer wäre zu versuchen meinem inneren Kind selbst eine gute Mutter zu werden und ihm all das zu geben, was ich bis dahin im Außen bei Eltern und später bei Partnern gesucht hatte – im Grunde die Erlaubnis einfach sein zu dürfen.
Hat prima geklappt. Und seit ich nicht mehr verzweifelt danach lechze, dass mich jemand lieben möge, damit ich mich selbst für liebenswert halten darf, fühle ich mich von vielen Seiten her mit Liebe beschenkt, auch Seitens der Eltern. Ich hungere nicht mehr nach Liebesbeweisen (die ich als solche betrachte) und habe viel mehr Zeit geduldig die kleinen Blümelein zu entdecken, die mir entgegen getragen werden.
Ich kann heute sagen, dass ich meine Eltern liebe. Es gibt immer noch Reiberein, doch es gibt auch Momente, wo wir unsere Unterschiedlichkeiten, derer wir uns heute alle bewusst sind, mit Humor nehmen und über bewältigte Missverständnisse lachen. Und ich kann sie heute auch körperlich berühren. Ich irgendwann konnte ich mit offenen Armen auf sie zugehen und heute finde ich es wieder ganz natürlich, ihnen auch körperlich nahe zu kommen.

timmi schrieb:
.... ich glaube, ich würde mir auf diesem Weg ein Bild von meinen Eltern konstruieren, das nicht stimmt. Meine Eltern sind nicht emotional und warm, dann wären sie nicht die Eltern, mit denen ich solche Probleme habe.

Ich denke schon, dass diese von Reinfriede angeregte Autosuggestionsübung helfen könnte, die Eltern auch in der Realität anders wahrzunehmen und durch ihre Resonanz auf dein Verhalten ihres zu verändern. Doch kann ich auch deine Vorbehalte dagegen nachempfinden. Ich habe auch immer etwas Angst davor mir selbst was vorzumachen – wär ich doch gern so realistisch ;). Vielleicht fällt es dir zu einem späteren Zeitpunkt leichter solche Übungen zu machen. Das Bild deiner Eltern, das du jetzt mit dir herumträgst entspricht ja auch nicht unbedingt einer belegbaren Realität, sondern deinen Wahrnehmungen, die teilweise noch aus Zeiten stammen, zu denen ganz andere Bedingungen herrschten (als du noch aus der Sicht des Kindes wahrnahmst).
Mir hat es in der Zeit der Sehnsucht geholfen, mir vor dem Einschlafen oder in der Traurigkeit meine Geborgenheit in Gott vorzustellen, eine Hand, die mich trägt und eine, die mich vorsichtig beschirmt ohne mich einzuengen oder die Sicht zu nehmen.

Glückwunsch übrigens zum Motorradführerschein! Meine aufrichtige Bewunderung dafür :)

Liebe Grüße
Ping Pong
 
pisces schrieb:
versetz' dich doch einmal in ihre lage: sie haben vielleicht nicht das gefühl, dich ungerecht oder falsch oder emotionslos behandelt zu haben, und nun tauchst du auf, konfrontierst sie mit deinem groll und schmerz und wirfst ihnen sicherlich falsches verhalten vor.
hallo,
ich denke mir, wenn man mit den gefühlen seiner eltern in irgendeiner weise leichtfertig umgehen würde, dann gäbe es ja diese ewigen zermürbungen um dieses thema nicht. eben weil einem eltern wichtig sind, möchte man sie nicht einfach so "beiseite legen", nach dem motto, du tust mir momentan nicht gut, ich ziehe mich zurück und die sache ist erledigt. wenn man den schritt wagt, alles klar auszudrücken, wie man es empfindet, dann ist es vielleicht momentan hart für den anderen, aber es ist fairer, als wenn dieser sich tausend gedanken machen müsste, was denn der grund sei für den rückzug.
eltern können sich mit den themen auseinander setzen, und es wäre ja der sinn, alles in der folge durchzuarbeiten und auszureden. dann ist eine neue basis geschaffen.
es ist das, was ich gerade durch den ersten tread von timmi gelernt habe: dass es eine berechtigung dafür gibt, groll aufgebaut zu haben gegen eltern, die auf den ersten blick als gütig und liebevoll erscheinen. ich habe dieses thema zu tragen im zusammenhang mit meiner mutter.
.... ich komme durch die kinder leider viel zu wenig zum lesen, schlage mir dann aber hin und wieder irgend eine seite auf aus einem allgemein esoterischen buch, das mir hilft. und es kommen immer promt die richtigen worte - diesmal auch wieder genau zum thema eltern passend:

"Indem wir uns zum Instrument der Bedürfnisbefriedigung eines anderen Menschen degradieren, machen wir uns selbst und die umsorgende Person nur abhängig. Das liebevolle Umsorgen entpuppt sich früher oder später als manipulativer Versuch, den anderen an sich zu binden. Daraus erwächst beim Betroffenen ein zunehmendes Gefühl, erdrückt oder erstickt zu werden.
Solange das Geben und Empfangen von emotionaler Wärme an Bedingungen geknüpft wird, entwickelt es sich zu einem unlauteren manipulativen Unterfangen, in dem alle Beteiligten ihre Integrität, Eigenverantwortlichkeit und Freiheit verlieren. Dies jedoch verletzt die Würde eines Menschen zutiefst."


hier wird die last, die entsteht, indem eltern ihre liebe als gegenzug zu den jahren der "aufopferung" einfordern, sehr gut dargestellt. alleine dadurch ergibt sich schon die berechtigung, WUT zu empfinden. eigentlich sollte es für eltern als selbstverständlich erachtet werden, kinder aufzuziehen, ohne dankbarkeit zu fordern. es war ihre eigene entscheidung, kinder zu bekommen. wenn dann eben die vielen unzulänglichkeiten ans licht kommen, wo man merkt, "fehler" der eltern beeinflussen unser gesamtes leben, dann versteht man vielleicht noch weniger, warum man mehr geben soll, als man kann. die schuldgefühle hat man jedoch dabei..... so ist es auch bei mir.
ich habe jetzt gelernt, mir selber keine schuld für diese nichterbrachte "leistung" zuzuschreiben. damit kann ich für mich dieses thema ad acta legen.

die sache mit meinem vater ist eine ganz andere. ich kann versuchen, loszulassen oder mich einmal eingehend damit auseinander setzen. loszulassen wäre besser, es ist eine schlechte zeit des aufarbeitens.
deinen zeitpunkt, timmi, sehe ich als besser gewählt (naja, eigentlich wählt man den zeitpunkt ja nicht, man wird irgendwann mal unweigerlich geradezu "überrollt"....) - deine tochter ist groß. meine kinder brauchen mich JETZT und wenn ich mich weiterhin so zermürbe, gebe ich die fehler, die meine eltern gemacht haben, an meine kinder weiter.
mein vater hat seine kinder "verlassen", indem er nie da war bzw. nie da ist für sie. meine schwester wurde weggegeben, sie hat ihrerseits wiederum ihre kinder verlassen, als diese gerade in einem alter waren, wo buben ihre mama am meisten brauchen. heute ist der zweite todestag einer ihrer söhne...
dieser hat so viel mit sich herumgetragen, und keiner wollte es sehen bzw. mit ihm aufarbeiten. man muss in der gesellschaft seinen schmerz unterdrücken, keiner will sich mit destruktiven dingen auseinander setzen. genau das ist das problem der heutigen zeit. darum bin ich froh, dass es dieses forum gibt. hier hat man das gefühl, gehört zu werden.
heute werde ich in gedanken sehr bei meinen neffen sein.
und ich möchte heute für mich selber ein neues leben beginnen:
indem ich ganz mit meinen kindern durch die zeit gehe und meinen eigenen ballast einmal hinter mir lasse.
haltet mir die daumen, dass ich es schaffe!
dir timmi, und allen anderen, denen es in diesem zusammenhang nicht gut geht, drück ich auch die daumen!
alles liebe
chira
 
Hallo Ihr Lieben,

hallo Ping-Pong,

ich stimme Dir auf jeden Fall darin zu, dass ich ein ziemlich fixes Bild von meinen Eltern habe, dass natürlich auf meiner Wahrnehmung beruht. Dadurch, dass ich alle ihre Verhaltensweisen in dieses, sagen wir mal, Schema gepresst habe, habe ich sicher Möglichkeiten verschenkt auch mal empfänglich für Nettigkeiten zu sein. Ich merke es komischerweise insbesondere bei meiner Schwester, wie allergisch sie auf alles, was von meinen Eltern kommt reagiert und jedes Wort abwägt und rumdeutelt. Nun sagen meine Eltern i.d.R. nicht, was sie denken. Es ist diese indirekte Art, wo man sich immer denken soll, was sie damit meinen. Tut man dann das falsche, kommt der Vorwurf in der Art: Na, wenn Du das nicht von selbst merkst, dann können wir Dir auch nicht helfen.

Ich könnte mir für die Zukunft ein ähnliches Verhältnis zu meinen Eltern denken, wie Du geschildert hast. Viel Toleranz und etwas Humor. Das konnte ich auch schlecht. Ich habe die hingeworfenen Handschuhe immer hübsch aufgenommen.

Aber dazu gehört davor aus meiner Sicht der Weg, den Chira beschrieben hat.

@ chira

ch denke mir, wenn man mit den gefühlen seiner eltern in irgendeiner weise leichtfertig umgehen würde, dann gäbe es ja diese ewigen zermürbungen um dieses thema nicht. eben weil einem eltern wichtig sind, möchte man sie nicht einfach so "beiseite legen", nach dem motto, du tust mir momentan nicht gut, ich ziehe mich zurück und die sache ist erledigt. wenn man den schritt wagt, alles klar auszudrücken, wie man es empfindet, dann ist es vielleicht momentan hart für den anderen, aber es ist fairer, als wenn dieser sich tausend gedanken machen müsste, was denn der grund sei für den rückzug.

Genau das war der Grund für den Brief. Ich habe mich immer mehr vor meinen Eltern zurückgezogen, es gab kaum noch Kontakt und sie wussten sicher nicht warum. Das wollte ich ändern. Ich wollte es auch nicht auf mir sitzen lassen, dass sie einfach mal feststellen konnten, "ich sei so komisch" in der letzten Zeit. Das reichte mir wirklich nicht aus. Ob das nun letztlich der Weisheit letzter Schluss war, bezweifle ich schon etwas. Denn meine Eltern können damit viel schlechter umgehen, als ich dachte. Wie gesagt, ich habe die Leichen aus dem Keller geholt, da hätten meine Eltern sie gerne gelassen. Es ist sozusagen Leichenfledderei. Prima Vergleich

Chira, Dein Zitat trifft es sehr genau, aber so etwas den Eltern vorzulegen, in der Art, wie ich es getan habe (genau das stand eben da drin) ist schwerer Tobak.

Solange das Geben und Empfangen von emotionaler Wärme an Bedingungen geknüpft wird, entwickelt es sich zu einem unlauteren manipulativen Unterfangen, in dem alle Beteiligten ihre Integrität, Eigenverantwortlichkeit und Freiheit verlieren. Dies jedoch verletzt die Würde eines Menschen zutiefst.

Der Brief ist jetzt die Basis für unsere künftige Beziehung. Er wird niemals aus der Welt sein. Meine Eltern wissen jetzt was ich denke, wo ich Gründe sehe - wenn diese, meine Meinung für sie der Grund sein sollte, keinen Kontakt mit mir mehr haben zu wollen, dann kann ich damit wahrscheinlich besser leben als sie.

Es macht mich allerdings wütend und auch unsicher, dass sie behaupten, ich wolle keinen Kontakt mehr zu ihnen. Wie gesagt, ich denke, dass ich mich klar ausgedrückt habe, dass ich möchte, dass das Verhältnis besser wird, und dass ich glaube, dass da schon etwas Bedenkzeit ins Land gehen kann. Das was sie daraus gemacht haben, ist etwas ganz anderes. Sie haben die ganze Situation auf die Spitze getrieben und ich weiß nicht, was sie jetzt erwarten.
Vielleicht wäre ich ja bereit diese Erwartung zu erfüllen, weil es sich mit meiner Einstellung zu dieser Situation vereinbaren ließe. Ich weiß es nicht.

Ich wünsche allseits einen schönen Start in die Woche!

L.G.
Timmi :rolleyes:
 
Liebe Timmi,

wäre es nicht etwas nach altem Muster Gestricktes, wenn du erneut versuchen würdest es ihnen recht machen zu wollen?

timmi schrieb:
Sie haben die ganze Situation auf die Spitze getrieben und ich weiß nicht, was sie jetzt erwarten.
Vielleicht wäre ich ja bereit diese Erwartung zu erfüllen,

Auch aus diesem Satz meine ich herauszulesen, dass du gerne wüsstest, was deine Eltern denken, um entsprechend handeln zu können.

timmi schrieb:
Nun sagen meine Eltern i.d.R. nicht, was sie denken. Es ist diese indirekte Art, wo man sich immer denken soll, was sie damit meinen.

Es klingt nach einer großen Unsicherheit deinen Eltern gegenüber. Hältst du es für möglich, dass auch deine Eltern unsicher sind? Möglicherweise in Bezug auf ihre Bedürfnisse, so dass sie gar nicht konkret sagen könnten, was sie möchten, sondern bevorzugen unzufrieden rumzunölen und die Denkarbeit anderen zuzuschieben? Oder sind sie vielleicht auch dir gegenüber unsicher, wissen vielleicht gar nicht, wie sie sich dir gegenüber verhalten sollten und kehren dann vielleicht ein starke oder abwehrende Haltung raus um ihr Gesicht zu wahren?

Wenn ich früher an den Stimmungen meiner Mutter spürte, dass etwas nicht in Ordnung war und sie fragte, was los sei, pflegte sie zu antworten; Denk mal darüber nach, du kommst schon drauf. Dann gingen mir alle möglichen Vergehen der letzten Tage und Wochen durch den Kopf, aber auf das, was sie tatsächlich bewegte, kam ich nie. Heute erzählt sie mir was los ist, wenn ich sie frage, weil sie weiß, dass ich mir den Kopf nicht mehr um ihre Angelegenheiten zerbreche. Heute würde ich ihr dann nämlich sagen: Nun, wenn du nicht formulieren kannst, was dich stört, dann solltest du vielleicht noch einmal darüber nachdenken, was du möchtest. Ich bin gerne bereit zu kooperieren, aber nicht dazu, mir den Kopf um Angelegenheiten zu zerbrechen, die an anderer Stelle besser erledigt werden könnten. Ich habe das nie so krass formulieren müssen, irgendwie scheint meine allgemeine Haltung das heute schon auszustrahlen. Ich meine damit überhaupt nicht, dass mir ihre oder anderer Menschen Befindlichkeiten egal sind, aber ich mag diese zermürbende psychologische Kriegsführung mit "Denk mal drüber nach" nicht.
Könntest du dir für dich vorstellen, dass du auf deine Eltern zugehst und dich ihnen gegenüber so verhältst, wie du dich ihnen gegenüber gerne verhalten würdest? Einfach du zu sein, aus dem Bauch heraus zu entscheiden, wie weit du dich ihnen nähern magst ohne auf ein Signal von ihnen zu warten, wie sie´s denn jetzt wohl gerne hätten?

Liebe Grüße
Ping Pong
 
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Hallo Ping Pong,

es ihnen Recht machen zu wollen, ist nicht das, was mir vorschwebt. Wenn ich keine Probleme mit ihren Erwartungen habe, weil sie mit meinen Empfingungen vereinbar sind, könnte ich sie doch völlig ohne Sorge erfüllen. Das meine ich damit. Wenn dabei natürlich rauskäme, dass ich von dem Gesagten abrücken soll, quasi abschwören, dann ist natürlich Essig mit er Erfüllung ihrer Erwartungen.

Es klingt nach einer großen Unsicherheit deinen Eltern gegenüber. Hältst du es für möglich, dass auch deine Eltern unsicher sind? Möglicherweise in Bezug auf ihre Bedürfnisse, so dass sie gar nicht konkret sagen könnten, was sie möchten, sondern bevorzugen unzufrieden rumzunölen und die Denkarbeit anderen zuzuschieben? Oder sind sie vielleicht auch dir gegenüber unsicher, wissen vielleicht gar nicht, wie sie sich dir gegenüber verhalten sollten und kehren dann vielleicht ein starke oder abwehrende Haltung raus um ihr Gesicht zu wahren?

Ganz sicher, trifft davon vieles zu. Indem ich mich verändert habe, bin ich für sie nicht mehr berechenbar. Mit dem alten SChema kommen sie gut klar, mit anderen Dingen nicht. Sie haben ja schon seit langem gemeint, dass ich mich verändert hätte. Ich sei so "komisch" und würde jedes Wort auf die Goldwaage legen. Sie kamen nicht damit klar, dass ich genau an den Stellen, wo sie auf meinen Gefühlen rumgetrampelt sind und mich durch ihr Verhalten verletzt haben, deutlich gesagt habe, dass mir das nicht passt. Da wo sie unkonkret waren, wo ich mir raussuchen sollte, was sie wohl meinen, habe ich auf einmal nachgefragt und dann haben sie rumgestottert, weil sie ihr Negativdenken nicht offen sagen wollten. Wir haben bei den letzten Treffen vor September nur noch offene Konfrontation gehabt oder totale Langeweile.
Es ging einfach nicht mehr. Das hat sie sicher total verunsichert. Insofern wüsste ich schon gerne, was sie jetzt, nach einem halben Jahr, erwarten. Sie erwarten eigentlich immer was.

Ich selbst, weiß allerdings auch nicht, was ich von ihnen erwarten. Eher garnichts. Höchstens, dass sie nicht noch meine Tochter mit ihrer zur Schau getragenen Trauer belasten.

Ich meine damit überhaupt nicht, dass mir ihre oder anderer Menschen Befindlichkeiten egal sind, aber ich mag diese zermürbende psychologische Kriegsführung mit "Denk mal drüber nach" nicht.

Genau nach diesem Prinzip läuft es i.d.R. wenn jemand einen anderen manipuliert, und ihm Schuldgefühle aufdrückt. Das war jahrelang usus bei meinen Eltern. Ich selbst habe mich auch schon öfter ertappt in Beziehungen solche "Kriegsführung" zu betreiben und war auch oft mit genau solchen Menschen zusammen. Es ist das leidige Ding, solange ich es nicht erkannt habe, passiert es immer wieder. Nun jedoch nicht mehr. Ich versuche wirklich immer den direkten WEg zu gehen.

Mit Direktheit kommen meine Eltern nicht klar. Z.B. jemandem direkt zu sagen, ich finde, dass was Du anhast passt nicht zusammen, ist in ihren Augen beleidigend, verletztend. Sie würden eher sagen, denk doch mal über deine Art dich zu kleiden nach. Na prima. Das ist viel schlimmer, weil damit nichts klar ist. Fragst Du, was meinst Du denn, heißt es, ach, das will ich lieber nicht sagen, das musst Du selber merken. Als würde der Gegenüber genau in ihren Denkschemen denken. DAs ist es überhaupt. Damit zwingen sie Dich, genau in ihren Strukturen und mit ihren Ansprüchen zu denken. Deine eigene Meinung spielt dabei überhaupt keine Rolle mehr. Du bemühst Dich nur, sie zu verstehen. Es geht plötzlich um sie, nicht um Dich und Deine Klamotten.

Könntest du dir für dich vorstellen, dass du auf deine Eltern zugehst und dich ihnen gegenüber so verhältst, wie du dich ihnen gegenüber gerne verhalten würdest? Einfach du zu sein, aus dem Bauch heraus zu entscheiden, wie weit du dich ihnen nähern magst ohne auf ein Signal von ihnen zu warten, wie sie´s denn jetzt wohl gerne hätten?

Könnte ich schon, grundsätzlich, aber jetzt nicht, nachdem sie auf den Brief so reagiert haben. Ich denke, dass die Zeit dafür noch nicht reif ist. Ich habe keine Veranlassung, auf sie zuzugehen. Sie fehlen mir nicht und ich habe nicht das Bedürfnis sie zu treffen.

L.G.
Timmi
 
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