Welche Rolle spielt mein Vater

timmi schrieb:
Könnte ich schon, grundsätzlich, aber jetzt nicht, nachdem sie auf den Brief so reagiert haben. Ich denke, dass die Zeit dafür noch nicht reif ist. Ich habe keine Veranlassung, auf sie zuzugehen. Sie fehlen mir nicht und ich habe nicht das Bedürfnis sie zu treffen.

Hi Timmi,

wenn das so in Ordnung für dich ist, kannst du es ja erstmal dabei belassen und abwarten, was die Zeit bringt.

Ich meine, hier irgendwo gelesen zu haben, dass du Mutter einer Tochter bist. Darf ich dich fragen, wie das Verhältnis ziwschen euch ist? Hast du es hinbekommen die pädagogischen Verfehlungen deiner Mutter zu überwinden, also nicht weiter zu geben? Ich fage deshalb, weil ich auch eine Tochter habe und immer wieder mal so Reaktionen an mir entdecke, wo ich im Grunde genau so drauf bin, wie ich es an meiner Mutter früher haßte. Auch von den väterlichen Zügen habe ich mein Päckchen abbekommen. Trotz aller Mühe und allen Bewußtwerdengsversuchen finde ich es sehr schwierig, aus alten Mustern auszusteigen, auch wenn man sie noch so sehr ablehnt.

LG
Ping Pong
 
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Hallo Ping Pong,

meine Tochter ist jetzt 18, und unser Verhältnis ist aus meiner Sicht total gut. Wir sind ehrlich miteinander und ich lasse sie da, wo es nicht mich beeinträchtigt so sein, wie sie ist. Ich denke, manchmal habe ich sogar zu wenig Verantwortung übernommen und sie schon sehr zeitig machen lassen, was sie für richtig hielt.

Im Zuge meiner "Selbstfindung" sind mir natürlich in unserem Verhältnis auch Parallelen zu meinen Eltern aufgefallen. Wenn ich meinte, dass sie etwas (von allein) machen sollte, weil sie doch wissen müsste, dass ich es erwarte. Quasi also auch das "für mich etwas machen". Als ich dies mit Entsetzen registrierte, habe ich mich aber blitzartig davon befreit.
Bevor ich mich über irgendetwas aufrege, sie bevormunde oder ihr meine Meinung als absolute Wahrheit aufdrücke sortiere ich und frage mich, ob es relevant ist, wenn sie etwas an ihrem Verhalten ändert, oder ob es ihr Recht ist, es anders zu sehen als ich. Es klingt vielleicht theoretisch, ist aber ganz einfach.
Ich habe nicht mehr irgendwelche Erwartungen, die permanent enttäuscht werden könnten. Ein ganz einfaches Prinzip. Das, was ich erwarte, haben wir geklärt, nämlich dass sie möglichst nur ihren eigenen Wohnbereich ins Chaos versetzt und ich erwarte, dass sie ansonsten ihr Zeug z.B. Küche wieder wegräumt. Da rege ich mich dann auch zu Recht auf, wenn doch noch das Chaos herrscht. Wir gehen den direkten Weg und kommen gut klar.

Sie ist in der Regel offen zu mir, hat mich sicher auch schon mal belogen, da ging es um die Raucherei, aber das ist auch geklärt. Sie meint nicht rauchen zu wollen, tut es aber doch schon immer mal wieder, Gruppenzwang. Dann soll sie auch dazu stehen und sich nicht noch mit der Lüge mir gegenüber belasten, war mein Resüme`, als ich es genau wusste. Das so zu sehen, war für sie eine Befreiung. Sie wollte mich nicht enntäuschen. Ich sagte ihr, Du bist 18, es ist Dein Ding, ob Du soviel Geld ausgeben und gleichzeitig Deine Gesundheit schädigen willst. Sie will es ganz lassen, sagt sie, oder hat sogar schon aufgehört und kann es dann auch mir gegenüber als Erfolg verbuchen. Dann feiern wir gemeinsam. Eine viel bessere Basis, als wenn sie etwas lässt, was sie vorher heimlich gemacht hat. Diese Sch.. schuldgefühle soll sie nie haben.

Manche sagen, sie könnten es nie so locker mit ihren Kindern angehen wie ich und selbst in meiner Altersgruppe machen Freunde viele Dinge so eng, dass ich mich frage, ob sie meinen, dass ihre Kinder ihr Eigentum sind.

Wie gesagt, ich habe meine Erwartungen an mein "Kind" überprüft und auf einmal war das Verhältnis, was mir auch schwierig schien wieder ganz einfach. Sie kann mich nicht enttäuschen. Ich kann mich freuen, wenn etwas gut läuft, kann ihr helfen, wenn sie Hilfe braucht und nehme ganz bewusst und befreiend zur Kenntnis, dass ich nicht für alles, was sie tut und macht verantwortlich bin.

Und wenn ihr danach ist, dann kommt sie mit ihrem Kopfkissen in mein Bett und macht sich so dick, dass ich eine unruhige Nacht habe.

Es ist gaaaanz anders als in meiner Erziehung.

L.G.
Timmi
 
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