auf dem emotionalen Holzweg?

Liebe Hortensie,

Ich merke es an mir. Mein Denken hat sich die letzten Jahre verändert. Durch Leute, mit denen ich jetzt zusammen bin/sein muss....Mir gefällt mein Denken nicht. Mir fällt es aber auch schwer da raus zu kommen. Ich fühle mich, als werde ich zu so einem Denken gezwungen. Allerdings "bestraft" mich das Leben mit einigen netten Krankheiten dafür. Ich weiß es, komme aber schlecht da raus. Es klingt also einfacher, als es ist. Es ist hart, aber das Leben ist so.
Allerdings habe ich noch Hoffnung für mich ;)

magst Du erzählen?

lg
B.
 
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Liebe Hortensie,

Die Eigenverantwortung mutiert hier mehr oder weniger zur Allmachtsfantasie ... der Mensch hat so viel Macht über sich selbst, sein Leben,
dass er sein Schicksal in der Hand hat. Ja, ich denke größtenteils, dass es so ist.

"Sein Schicksal in der Hand haben" ist für mich eine sehr umfassende Aussage.
Ich neige dazu, ganz explizit zu differenzieren.
Meine bewusst getroffenen Entscheidungen habe ich (für den Moment) in der Hand - dennoch bin ich nicht mit so viel Weitsicht und vorausschauender
Intelligenz ausgestattet, dass ich sämtliche Folgen langfristig abschätzen kann. Ich kann lediglich Kurskorrekturen vornehmen, soferne ich nicht in Passivität erstarre.

Vielleicht definiere ich auch nur den Begriff "Schicksal" anders als Du.
Für mich ist Schicksal der Freiraum einer höheren Macht, auf die ich keinen Einfluss habe.
Wenn jemand (als Beispiel) ein schwerst behindertes Kind bekommt, dann glaube ich nicht, dass er das in der Hand hatte.
Das Kind erst recht nicht.
Genetisch schlechte Dispositionen fallen bei mir auch unter "Schicksal".
Ich hab's nicht in der Hand, was meine Eltern mir vererbt haben.
Und das Mädel aus meinem Bekanntenkreis, das an Mukoviszidose litt, durfte nur 13 Jahre alt werden.
Sie hätte so gerne gelebt, aber weder sie noch ihre Eltern hatten es in der Hand.

Für mich ist das Eso-Terror. Warum?

Weil das Verursacher-Prinzip gemäß der Esoterik immer auf einen selbst zurückgreift.
Wenn jemand an Krebs erkrankt, werde ich den Teufel tun und ihm auch noch suggerieren, dass er ja eigentlich selbst dafür
verantwortlich ist. Er ist es auch nicht, in meinen Augen.

psychischen Leiden ..... Ich denke die Erziehung, spielt eine große Rolle.

Ja, das stimmt.
Wobei der Betroffene für seine Erziehung aber nichts kann.
Er selbst ist nicht der Verursacher.

Dinge passieren, so wie wir sie brauchen, uns quasi bestellen.

Für mich macht es einen Unterschied, ob ich gewisse Vorkommnisse richtungsweisend deute oder sie ignoriere.
Du hast recht - wenn ich ein Erschöpfungssyndrom bekomme, dann ist es naheliegend, dass mir aufgezeigt werden soll, dass ich
kürzertreten muss. Das ist geradezu schon plakativ.

Vor vielen Jahren ist es einer Bekannten "passiert", dass ihre Tochter mit 3 Jahren an Leukämie verstorben ist.
Ich glaube kaum, dass sie das "gebraucht" hat, geschweige denn "bestellt", das Kind selbst gewiss auch nicht.
Sie hat gelernt, den Tod ihrer Tochter als Schicksal, gegen das sie machtlos war, anzunehmen.

Bachstelze
Aber wie viel schlimmer geht es mir, wenn ich denken muss, dass das alles Dinge sind, denen ich hilflos ausgeliefert bin, auf die ich keinen Einfluss habe? Wie sehr entsetzen sie mich dann, wenn ich nichts tun kann?

Die Mutter besagter Tochter HATTE keinen Einfluss, geschweige denn das Kind selbst.
Auch wenn Du das Wort "Allmachtsfantasie" durch "Ermächtigung" ersetzt - Deine Macht als Mensch ist und bleibt beschränkt.

Es ist geradezu zeitgeistig, alles für machbar zu halten.
Wenn Du Dich nur genügend anstrengst, wenn Du nur "richtig" denkst ....
An Schopenhauer angelehnt, ist der freie Wille und somit die "Machbarkeit" eine Illusion, weil den äußeren Gegebenheiten
keine Rechnung getragen wird.

Warum fällt es vielen so schwer, die eigene Begrenztheit zu akzeptieren?

LG
Lucille
 
Reinfriede
Denn dieses "WAS" ich ausstrahle, bekomme ich zurück, lässt viel Raum für Interpretationen.
Was ist dieses "Was"?

Gute Frage!
Vielleicht gibt es lediglich nur zwei Grundtendenzen, die wir ausstrahlen können:
Philanthropie und Misanthropie ... beides in unzähligen Schattierungen.
Je nach Gewichtung des eigenen Outputs des einen oder anderen Extrems spiegelt sich das Feedback entsprechend.

Reinfriede
Jemand, der es darauf anlegt, kann einen Befürworter des Resonanz-Gesetzes ganz schnell in die Ecke der Solipsisten stellen.

Nicht unähnlich einem Egozentriker, meinst Du?

Das (zwischenmenschliche) Resonanzgesetz braucht aber ein Gegenüber, um zu funktionieren.
"Der Mensch wird am Du zum Ich" ... Martin Bubers Philosophie bringt es eigentlich auf den Punkt.

Allerdings bin ich sehr vorsichtig, was unter den Begriff "Resonanz" (wie ich ihn verstehe) fallen darf oder nicht.
Ich kann zB der - esoterischen - Sichtweise nichts abgewinnen, dass, wenn ich von einer Person oder deren Verhalten genervt bin,
das auch immer was mit mir zu tun hat. Im Sinne von "da musst mal genau bei Dir hinschauen, da hat's was".
Muss ich nicht.
Wenn zB jemand dauernd zu spät kommt, dann ...
- mangelt es IHM an Höflichkeit
- und MICH darf das ruhig nerven (weil ich warten muss und weil es ihm an Respekt mangelt)
Es mag eine Herausforderung an mich sein, demjenigen meine Grenzen aufzuzeigen, mehr aber auch nicht.

Reinfriede
Die alleinige Theorie, wie das Leben funktioniert, gibt es leider nicht.

Wir sind aber auf einem guten Weg, dahinter zu kommen :D

LG
Lucille
 
Liebe Lucille,

"Sein Schicksal in der Hand haben" ist für mich eine sehr umfassende Aussage.
Ich neige dazu, ganz explizit zu differenzieren.
Meine bewusst getroffenen Entscheidungen habe ich (für den Moment) in der Hand - dennoch bin ich nicht mit so viel Weitsicht und vorausschauender
Intelligenz ausgestattet, dass ich sämtliche Folgen langfristig abschätzen kann. Ich kann lediglich Kurskorrekturen vornehmen, soferne ich nicht in Passivität erstarre.

Laut Hirnforschung sind lediglich 4% unseres Denkens bewusst. 96% sind also unbewusst. Aber auch die 96% Unbewusstes haben einen gewaltigen Einfluss auf unser Leben. Wenn wir auch nur einen geringen Teil dieses Unbwussten ins Bewusstsein holen, können wir unsere Entscheidungen auf eine ganz andere Weise fällen.

In den 96% können unbewusste Denkmuster stecken, die unser Leben massiv sabotieren.

Vielleicht definiere ich auch nur den Begriff "Schicksal" anders als Du.
Für mich ist Schicksal der Freiraum einer höheren Macht, auf die ich keinen Einfluss habe.
Wenn jemand (als Beispiel) ein schwerst behindertes Kind bekommt, dann glaube ich nicht, dass er das in der Hand hatte.
Das Kind erst recht nicht.

Das sind "extrem" Beispiele, mit denen ich keine Erfahrung habe - in diesem Bereich kann ich daher nicht sattelfest argumentieren.

Und das Mädel aus meinem Bekanntenkreis, das an Mukoviszidose litt, durfte nur 13 Jahre alt werden.
Sie hätte so gerne gelebt, aber weder sie noch ihre Eltern hatten es in der Hand.

Bewusst hatten sie es nicht in der Hand, nein. Aber gerade im Bereich der Krankheiten habe ich mit mir selbst Erfahrungen gesammelt, die mir sagen: was in meinem Kopf abgeht, bestimmt, ob ich gesund bin oder nicht, wie schwer Erkrankungen ausfallen, etc. Das bringt mich wieder zu den 96%. Und das, was in unseren unbewussten 96% Denken abgeht, das kann massiv krank machen.

Weil das Verursacher-Prinzip gemäß der Esoterik immer auf einen selbst zurückgreift.
Wenn jemand an Krebs erkrankt, werde ich den Teufel tun und ihm auch noch suggerieren, dass er ja eigentlich selbst dafür
verantwortlich ist. Er ist es auch nicht, in meinen Augen.

Das ist nicht nur ein esoterisches Prinzip, da geht es um den Geist, ums Denken, unser Unbewusstes - um die Psyche. Meine Allgemeinärztin empfiehlt all ihren Migräne-Patienten eine Schulung an der Uni Salzburg (Institut für Psychologie), die über einen längeren Zeitraum mehrere "Schulungstage" beinhaltet und wo unter geschulter Anleitung entdeckt werden kann, welche psychischen Mechanismen dahinterstecken.

Nur Esoterik?

Wenn ich krank werde, wer, bitte schön, außer mir selbst, soll den sonst die Ursache dieser Krankheit sein? Du siehst es immer als eine Schuldzuweisung, dabei ist es eine Riesenchance.

Ja, das stimmt.
Wobei der Betroffene für seine Erziehung aber nichts kann.
Er selbst ist nicht der Verursacher.

Nicht der Erziehung. Aber ich bestimme selbst, was ich daraus mache.

Für mich macht es einen Unterschied, ob ich gewisse Vorkommnisse richtungsweisend deute oder sie ignoriere.
Du hast recht - wenn ich ein Erschöpfungssyndrom bekomme, dann ist es naheliegend, dass mir aufgezeigt werden soll, dass ich
kürzertreten muss. Das ist geradezu schon plakativ.

Aber denkst Du, das man für alles andere, was man so "bekommen" kann, nicht mehr verantwortlich ist, nur weil die Ursachen schwerer zu entdecken sind?

Vor vielen Jahren ist es einer Bekannten "passiert", dass ihre Tochter mit 3 Jahren an Leukämie verstorben ist.
Ich glaube kaum, dass sie das "gebraucht" hat, geschweige denn "bestellt", das Kind selbst gewiss auch nicht.

Ich habe gerade im weiteren Bekanntenkreis eine Frau Mitte 30, die an Leberkrebs erkrankt ist, und der die Ärzte ein halbes Jahr gaben. Neben allen schulmedizinischen Optionen hat sie auch Familienaufstellungen gemacht und angefangen, sich sehr stark mit sich selbst auseinanderzusetzen. Ob sie oder wie lange sie überlebt, weiß jetzt noch kein Mensch, aber darüber, wie sich ihre Werte verbessert haben, sind alle Ärzte erstaunt. Das nenne ich nicht Allmachtsfantasie.


Auch wenn Du das Wort "Allmachtsfantasie" durch "Ermächtigung" ersetzt - Deine Macht als Mensch ist und bleibt beschränkt.

Sicher. Aber die Frage, wie groß der Bereich ist, auf den sie beschränkt ist, da bin ich mir mit Dir nicht einig ;)

Wenn Du Dich nur genügend anstrengst, wenn Du nur "richtig" denkst ....

Eher, wenn Du Dich mal richtig kennenlernst....

Warum fällt es vielen so schwer, die eigene Begrenztheit zu akzeptieren?

Warum ärgert es Dich so, dass ich meine Grenzen woanders sehr als Du Deine? Ich empfinde mich nicht als begrenzt, aber damit tue ich keinem weh. Im Gegenteil, ich komme dadurch mit meinem eigenen Leben immer besser zurecht.

Warum sollte ich mich weiterhin als armes, kleines, hilfloses Opfer widriger Umstände und des Schicksals fühlen, hin und her gebeutelt und zutiefst ungerecht behandelt, wenn es mich stärker, stabiler und fröhlicher macht, eine andere Sichtweise anzunehmen?

lg
B.
 
Es klingt hart, ich mag auch diesen Begriff "Schuld" nicht. Ich weiß allerdings auch nicht wodurch man ihn ersetzen könnte.

Ich sag immer so - wenn ich den anderen Menschen unterstelle, dass sie - genauso wie ich - immer das in der jeweiligen Situation Bestmögliche tun, dann gibt es auch keine Schuld - es ist, wie es ist - es gibt Ursachen für die aktuelle Wirkung - aber "Schuld" ist relativ. Ich persönlich seh den Begriff jetzt auch nicht so eng, wie einige hier - ich hab kein Problem damit, an manchen Dingen "schuld zu sein" - weils für mich eben als Synonym für "Ursache" dient.

Ich merke es an mir. Mein Denken hat sich die letzten Jahre verändert.

Ich merke das auch sehr heftig an mir selbst - wenn ich schau, wie ich vor 12 Jahren war und damals dachte (Ende 2. Ehe) und auch vor 3,5 Jahren (Ende 3 Ehe) - und jetzt - da könnt mir fast schlecht dabei werden, wie rasant ich mich in den letzten Jahren ver.ändert habe.

Durch Leute, mit denen ich jetzt zusammen bin/sein muss....Mir gefällt mein Denken nicht. Mir fällt es aber auch schwer da raus zu kommen. Ich fühle mich, als werde ich zu so einem Denken gezwungen. Allerdings "bestraft" mich das Leben mit einigen netten Krankheiten dafür. Ich weiß es, komme aber schlecht da raus. Es klingt also einfacher, als es ist. Es ist hart, aber das Leben ist so.
Hortensie

Ich hab da ne Hypothese - von wegen Human Design Matrix - und Kopf- und Ajna-Zentrum - ich hab diese beiden ja offen, d.h. habe keine festgelegte Art, zu Denken und zu Verstehen. Von daher hab ich jetzt - rückblickend - festgestellt, dass mich mein Letzt-Ex nachhaltig beeinflusst hatte - in Bezug auf Denken und Verstehen - er war definiert - und ich hab seine Definition mit aus gelebt.

Seit er weg ist, bin ich wieder ich.

Es war voll spannend - ich kannte ja auch meinen NichtLover schon zu Zeiten meines LetztEx - und er war mir von Grund auf unsympathisch - bis dann auf einmal Ex weg war - und ich ihm unvoreingenommen - und unkonditioniert - gegenüber sass - und ihn auf einmal voll nett fand - und mich danach einfach in ihn verliebte.

Und auch vielen anderen Menschen gegenüber sind die Vorbehalte, die ich früher hatte, wie vom Wind weg geblasen. Ist jetzt nicht so, dass er da irgendwas absichtlich "gemacht" hätte, aber seine Defintion - seine Art zu Denken und zu Verstehen - hat mich unbewusst beeinflusst.

Seit er nicht mehr Teil meines Lebens ist, geht es mir einfach viel besser.

Meine Tochter und mein NL sind übrigens auch "oben ohne", d.h. im Denken und Verstehen nicht fest gelegt - das ist meist einfach nur wahn.witzig, wenn wir drei zusammen sind - und uns auf einander einschwingen - da sprudeln nur so die Ideen - und uns wird auch nie fad miteinander - egal, in welcher Konstellation wir auf einander treffen.

Auf der anderen Seite bin ich auch emotional "offen" - das merk ich bei meiner Mutter jetzt so stark - die ist emotional festgelegt - und wenn ich mit ihr zusammen bin, schwappt das auf mich über - also früher wars so - heute blocke ich einfach ab - und lass ihren Frust bei ihr - war bei meinem Vater übrigens genauso.

Meine Tochter ist da auch "offen" - d.h. hat ähnliche Themen wie ich - und witzigerweise ist NL emotional definiert - aber auf eine Art, die uns beiden gut tut - und bei der wir uns wohl fühlen - und darum kosten wir seine Nähe auch immer wieder gerne aus - beide - weils uns bereichert.

Hat jetzt weniger mitn Denken an sich zu tun - aber spielt trotzdem mit rein - weil da ich eben "oben ohne" bin - kann ich mich auch in das negative Denken von Menschen hinein versetzen - wenn ich es denn möchte - und wenn wer emotional negativ festgelegt ist, dann ist auch sein Denken zwangsläufig negativ :-(
 
Ich kann zB der - esoterischen - Sichtweise nichts abgewinnen, dass, wenn ich von einer Person oder deren Verhalten genervt bin, das auch immer was mit mir zu tun hat. Im Sinne von "da musst mal genau bei Dir hinschauen, da hat's was".

Das Problem ist, dass die "esoterische Sichtweise" dies nicht explizit so darstellt - sondern nur einige hartnäckige Verfechter das immer und immer in der Form wieder predigen - wobeis meist von NichtEsoterikern gerne aufgegriffen wird, um grundsätzlich dagegen sein zu dürfen.

Sogar, als ich mich noch in der EsoSzene rum getrieben habe, war das immer ein Punkt, an dem ich mit den entsprechenden Menschen zusammen gekracht bin - weil die meisten "predigen" es nur, ohne es wirklich zu hinterfragen, oder an sich selbst an zu wenden - wie es ja oftmals bei den HardCoreEsos der Fall ist.


korrekt - volle Zustimmung
ich muss gar nix
und auch kein anderer Mensch MUSS irgendwas

Wenn zB jemand dauernd zu spät kommt, dann ...
- mangelt es IHM an Höflichkeit
- und MICH darf das ruhig nerven (weil ich warten muss und weil es ihm an Respekt mangelt)
Es mag eine Herausforderung an mich sein, demjenigen meine Grenzen aufzuzeigen, mehr aber auch nicht.

Seh ich genauso - wobei aber diese Herausforderung dann letztendlich doch wieder was ist, was mit mir zu tun hat - und schon beisst sich die Katze in den Schwanz.

Ich bin überzeugt davon, dass Alles, was mir passiert, etwas mit mir zu tun hat - und deswegen ist es auch so.
Und ich bin es frei.willig und bei vollem Bewusstsein, was das für mich bedeutet.

Aber ich billige jeder anderen Person das Recht zu, in dieser Frage anderer Meinung zu sein - und diese auch behalten zu dürfen.[/quote]
 
Muss ich nicht.
Wenn zB jemand dauernd zu spät kommt, dann ...
- mangelt es IHM an Höflichkeit
- und MICH darf das ruhig nerven (weil ich warten muss und weil es ihm an Respekt mangelt)
Es mag eine Herausforderung an mich sein, demjenigen meine Grenzen aufzuzeigen, mehr aber auch nicht.

Liebe Lucille!

Das erinnert mich nun an eine Begebenheit, die mir - im Nachhinein - da jetzt ganz gut reinpasst.

Ich war früher eher der Typ, der sein Licht sozusagen unter den Scheffel gestellt hatte, es war mir total peinlich, wenn ich gelobt wurde oder etwas, das ich getan hatte, von jemandem bewundert wurde.

Was mich an meinem Ex-Mann total gestört hatte war die Tatsache, dass er immer übertrieben hatte. Alles, was getan/gesagt wurde, wurde von ihm in einem geschönten Licht dargestellt, es wurde besser gemacht. Auf gut Deutsch: er war ein Angeber und ich schämte mich total, wenn er das tat - es war genau das Gegenteil von dem, wie ich selbst es als Ideal sah - bescheiden, demütig, alles lieber herunterspielen - das war meine Einstellung, wie "man" sein sollte.

Bis mir irgendwann ein Dahlke-Buch in die Hand fiel, in dem erklärt wurde, dass wenn einem etwas so ganz besonders an einem Menschen stört, man hingucken sollte, ob das nicht etwas sei, das man sich selbst nicht gestatten würde - also blanker Neid, weil der Mensch das ausleben darf und man selbst sich das verbietet.

Ich war empört.:cool:

Ich - neidig? Aufs Angeben? Nie und nimmer.:D

Bis ich dann auf den Gedanken kam, ihm sein Verhalten zu spiegeln. Als ich das nächste Mal tapeziert hatte, sagte ich NICHT, wie sonst üblich: Ach, das war doch nichts, ist nicht so schön geworden, dort oder dort - siehst Du? - hab ich gepfuscht....sondern ich lobte meine Tapeziererei über den Klee, bis zum Erbrechen.

Komischerweise fühlte sich das gar nicht mal so schlecht an.:whistle: War ein eigenartiges Gefühl, sich selbst mal auf das berühmte Stockerl zu stellen.

Fazit aus der Geschichte: In der nächsten Zeit hörte er auf damit, anzugeben. Er war kein Gegenpol mehr zu mir. Es ist wie eine Waage in einer Partnerschaft: Wenn der eine etwas zuwenig macht, dann macht der andere genau das zuviel.

Ok, es HATTE was mit mir zu tun, offensichtlich.

Ich provozierte mit meinem ständigen alles unter den eigentlichen Wert stellen seine Reaktionen. Als ich das nicht mehr tat, war seine Angeberei nicht mehr not-wendig, keine Not mehr, zu wenden.

Nun hab ich viel geschrieben - vielleicht magst Du Dir überlegen, wie das mit der Unpünktlichkeit aussehen könnte.

Wäre es für DICH total schlimm, wenn Du selbst unpünktlich wärest? Würdest Du Dir das selbst erlauben? Wenn nein, wäre es mal einen Versuch wert, es einfach ein paarmal zu sein.:)

Und dann zu sehen, ob es

a) für Dich noch immer so ein Problem wäre bei anderen Menschen (in dem Sinne, dass man Verständnis dafür bekommen hat)
b) Dir überhaupt noch passieren würde, dass andere Menschen ständig unpünktlich sind.

Wenn es nicht mehr Dein Thema wäre, dann würde es Dir vielleicht gar nicht mehr so auffallen?

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Liebe Reinfriede,

ein super schönes Beispiel toll auf den Punkt gebracht (y)

Als mein Ex und ich zusammenkamen, war er der Meinung, wenn man sich einmal am Tag hört, dann reicht das, mehr hat man sich eh nicht zu erzählen. Mir tat das ziemlich weh, weil ich bei dieser Ansicht Angst bekam, er würde mich nicht lieben. Ständig war ich auf der Suche nach Beweisen, die seine Zuneigung zu mir bestätigen, und ständig unter Stress, weil ich nicht genügend fand.

Irgendwann konnte ich ein wenig los lassen. Irgendwann hab ich ihm seine Zuneigung einfach geglaubt, und Beweise dafür gesehen, die mir davor entgangen waren. Und hast Du nicht gesehen, fing er auf einmal an, sich 3 Mal am Tag zu melden, mit kleinen Anekdoten aus seinem Tag zwischendurch, der Info, was er als Nächstes tut....

War schön :)

lg
B.
 
....habe heute morgen über einige Dinge nachgegrübelt und bin an einem Punkt stecken geblieben:

Alle Enttäuschungen (kleine wie große) hängen ja immer mit den eigenen Erwartungen und der eigenen Lebenssituation zusammen, sind also letztendlich wirklich nur MEIN Problem und ich kann und sollte wohl nicht immer von Gott und der Welt verlangen, dass alle automatisch immer auf mich/meine Situation Rücksicht nehmen. Das klingt logisch und erspart wahrscheinlich manchen Frust.
Im Umkehrschluss heisst das dann aber doch auch, die eigenen Bedürfnisse/Erwartungen doch wieder bei allem hintenanzustellen, weil sie im Großen und Ganzen nicht so wichtig bzw. nur meine Sichtweise=mein Problem sind?

Wo ist der Mittelweg zwischen a) nicht immer enttäuscht/verletzt sein (=mein Problem, nicht das der anderen), sich also auch nicht immer so wichtig zu nehmen und aber trotzdem b) wichtig zu sein und für seine Gefühle einstehen zu dürfen?
 
Alle Enttäuschungen (kleine wie große) hängen ja immer mit den eigenen Erwartungen und der eigenen Lebenssituation zusammen, sind also letztendlich wirklich nur MEIN Problem und ich kann und sollte wohl nicht immer von Gott und der Welt verlangen, dass alle automatisch immer auf mich/meine Situation Rücksicht nehmen. Das klingt logisch und erspart wahrscheinlich manchen Frust.

du kannst es verlangen - aber wirst immer wieder deshalb ent.täuscht werden - und EntTäuschungen sind ja eigentlich immer nur das Ende einer Täuschung, der man sich selbst hin gegeben hat :)

Im Umkehrschluss heisst das dann aber doch auch, die eigenen Bedürfnisse/Erwartungen doch wieder bei allem hintenanzustellen, weil sie im Großen und Ganzen nicht so wichtig bzw. nur meine Sichtweise=mein Problem sind?

Jein
also immer nur eigene Sichtweise stimme ich zu
hintanstellen verweigere ich persönlich immer öfter ;-)

Aber ich weiß genau, was du meinst - ich kenne diese Zweifel nur zu gut - meine Erfahrung - wenn ich weiß, was ich will - und auch dazu stehe - dann werde ich vielleicht von Menschen, von denen ich was bestimmtes erwartet hatte ent.täuscht - aber ich bekomme die Erfüllung meiner Wünsche und Träume von ganz wo anders - oder ganz wen anderen - und manchmal sogar von denen, die mich vorher ent.täuscht hatten, als ichs von ihnen erwartet hatte.

Wo ist der Mittelweg zwischen a) nicht immer enttäuscht/verletzt sein (=mein Problem, nicht das der anderen), sich also auch nicht immer so wichtig zu nehmen und aber trotzdem b) wichtig zu sein und für seine Gefühle einstehen zu dürfen?

Gibt keinen Mittelweg - ist ein sowohl/als auch - es geht nicht darum, zurück zu stehen, um nicht enttäuscht zu werden sondern darum

es sich zugestehen, von anderen genauso wichtig genommen zu werden, wie man sich selbst nimmt.

Hatte Reinfriede schon beschrieben - wenn ich immer nur zurück stecke - ja warum sollten andere auf mich Rücksicht nehmen? Die wissen eh, dass sie sich nicht anstrengen müssen, weil ich eh immer klein beigebe.

Erst, wenn ich mich selbst wichtig nehme - ich mir selbst wichtig bin - und nicht mehr Rücksicht darauf nehme, wie ich dadurch auf andere Menschen wirke - dann kann ich mich selbst ver.wirk.lichen - und werde auch immer die Anerkennung bekommen, die mir zusteht.

Auch - wenn Egoismus langläufig verdammt wird - ohne ihn gehts nicht - wenn ich selbst mir nichts wert bin - ja, wie sollt ich das jemand anderen sein - wenn ich selbst immer zurück stecke, warum sollte mich wer ernst nehmen und meine wahre Größe erkennen?

Ich war in Zeiten meiner Ehen immer die Frau im Hintergrund - ein viertel Jahrhundert lang - und es gibt viele Menschen, die mich damals schon gekannt hatten - und noch immer mit mir befreundet sind - sie alle bestätigen mir, dass, seit ich begonnen habe, endlich wieder "vorne" zu stehen - mir den Raum zu gestatten, der mir zusteht - seither bin ich ein anderer (neuer) Mensch - ich lebe mich - ich lebe mein Leben - ich erwarte von niemandem etwas - und ich bekomme seither viel mehr als früher.
 
Alle Enttäuschungen (kleine wie große) hängen ja immer mit den eigenen Erwartungen und der eigenen Lebenssituation zusammen, sind also letztendlich wirklich nur MEIN Problem und ich kann und sollte wohl nicht immer von Gott und der Welt verlangen, dass alle automatisch immer auf mich/meine Situation Rücksicht nehmen. Das klingt logisch und erspart wahrscheinlich manchen Frust.
Im Umkehrschluss heisst das dann aber doch auch, die eigenen Bedürfnisse/Erwartungen doch wieder bei allem hintenanzustellen, weil sie im Großen und Ganzen nicht so wichtig bzw. nur meine Sichtweise=mein Problem sind?

Wo ist der Mittelweg zwischen a) nicht immer enttäuscht/verletzt sein (=mein Problem, nicht das der anderen), sich also auch nicht immer so wichtig zu nehmen und aber trotzdem b) wichtig zu sein und für seine Gefühle einstehen zu dürfen?

Liebe Leni!

ChrisTina hat dazu schon einen sehr guten Beitrag geschrieben, ich möchte dazu noch etwas anfügen:

Ich glaube, der Knackpunkt ist das Artikulieren.

Viele Erwartungen werden enttäuscht, weil man sie nur heimlich erwartet.:cool:

Das Gegenüber kann nicht Gedankenlesen und dann ist es oft klar, dass die eigenen Erwartungen nicht erfüllt werden. ChrisTina schätze ich so ein, dass sie das auch sagt, was sie erwartet bzw. es wirklich zeigt.

Es erfordert Mut zu sagen, was man tatsächlich möchte. Doch es ist sicher einer der effizientesten Schritte, um es dann auch zu bekommen.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
...
Auch - wenn Egoismus langläufig verdammt wird - ohne ihn gehts nicht - wenn ich selbst mir nichts wert bin - ja, wie sollt ich das jemand anderen sein - wenn ich selbst immer zurück stecke, warum sollte mich wer ernst nehmen und meine wahre Größe erkennen?

Ich war in Zeiten meiner Ehen immer die Frau im Hintergrund - ein viertel Jahrhundert lang - und es gibt viele Menschen, die mich damals schon gekannt hatten - und noch immer mit mir befreundet sind - sie alle bestätigen mir, dass, seit ich begonnen habe, endlich wieder "vorne" zu stehen - mir den Raum zu gestatten, der mir zusteht - seither bin ich ein anderer (neuer) Mensch - ich lebe mich - ich lebe mein Leben - ich erwarte von niemandem etwas - und ich bekomme seither viel mehr als früher.
Jep.
Was wurde mir beigebracht? Sei nicht Egoistisch. Stecke immer zurück. Die anderen sind mehr wert als du, sie haben Vorrang. Nimm als Letzte - sein nicht so gierig - bla bla bla.
Dabei ist ein gesundes Maß an Egoismus sehr gut. Ich habe auch gelernt (und meine das ich mich damit sehr wohl fühle*) im Hintergrund zu wirken.
Mir geht es ähnlich, wie es Reinfriede mal ging.... Ich stelle mein Licht immer unter den Scheffel...kein Wunder, dass mich da keiner Ernst nimmt.
Und ich wunder mich, dass die Leute mich für dumm halten....

* Ich habe mache immer mal wieder einige ehrenamtliche Dinge und finde es schön, wenn das anerkannt wird. Allerdings mag ich es nicht, wenn ich dann vor der/den versammelten Gruppen gelobt werde. Das ist mir sehr unangenehm. Es reicht mir, wenn alle wissen, was ich gemacht habe, und das würdigen, aber Öffentlichkeit möchte ich gar nicht. Anders da eine meiner Töchter, sie geniesst es, wenn sie (wieder mal) in der Zeitung steht, am besten noch mit Bild und alle Leute anrufen und sie beglückwünschen.
Hortensie
 
....habe heute morgen über einige Dinge nachgegrübelt und bin an einem Punkt stecken geblieben:

Alle Enttäuschungen (kleine wie große) hängen ja immer mit den eigenen Erwartungen und der eigenen Lebenssituation zusammen, sind also letztendlich wirklich nur MEIN Problem und ich kann und sollte wohl nicht immer von Gott und der Welt verlangen, dass alle automatisch immer auf mich/meine Situation Rücksicht nehmen. Das klingt logisch und erspart wahrscheinlich manchen Frust.
Im Umkehrschluss heisst das dann aber doch auch, die eigenen Bedürfnisse/Erwartungen doch wieder bei allem hintenanzustellen, weil sie im Großen und Ganzen nicht so wichtig bzw. nur meine Sichtweise=mein Problem sind?
super.

lg abendsonne
 
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Liebe Leni,

....Alle Enttäuschungen (kleine wie große) hängen ja immer mit den eigenen Erwartungen und der eigenen Lebenssituation zusammen, sind also letztendlich wirklich nur MEIN Problem und ich kann und sollte wohl nicht immer von Gott und der Welt verlangen, dass alle automatisch immer auf mich/meine Situation Rücksicht nehmen. Das klingt logisch und erspart wahrscheinlich manchen Frust.
Im Umkehrschluss heisst das dann aber doch auch, die eigenen Bedürfnisse/Erwartungen doch wieder bei allem hintenanzustellen, weil sie im Großen und Ganzen nicht so wichtig bzw. nur meine Sichtweise=mein Problem sind?

Ich denke, der beste Weg ist, sich zwar dessen bewusst zu sein, das man enttäuscht ist - dieses Gefühl auch anzunehmen - aber sich dann darum zu kümmern, dass die Bedürfnisse die man hat erfüllt werden. Wenn etwas für Dich wichtig ist, kannst Du Dich auch darum bemühen, dass Du es bekommst. Manchmal sieht man nur nicht gleich den Weg dazu.

Eine Freundin fragte mich vor zwei Wochen, ob ich diese Woche mit ihr Salsa tanzen gehen würde. Ich bin dort meistens nicht gerne gewesen, früher (aufgrund von Selbstwertproblemen ;)), aber da ich ja jetzt Single bin und ohnehin viel zu viel zu Hause, war ich entschlossen jede Möglichkeit zu ergreifen aus dem Haus und unter Leute zu kommen, um nicht ständig im Unglücklich sein wegen der Trennung zu versinken.

Ich hab noch eine zweite Freundin gefragt, ob sie auch mitkommen würde, und auch sie sagte zu.

Dann kam es so, dass die erste krank wurde, und die zweite hatte vergessen und dann keine Lust mehr. Ich war enttäuscht, besonders von der zweiten ;)

Aber anstatt zu Hause zu bleiben und Frust zu schieben, hab ich mich hübsch gemacht und bin alleine gegangen. Und ich hatte so viel Spaß dort wie selten zuvor. Hatte mehr Tanzpartner denn je und war an diesem Abend einfach glücklich.


....
Wo ist der Mittelweg zwischen a) nicht immer enttäuscht/verletzt sein (=mein Problem, nicht das der anderen), sich also auch nicht immer so wichtig zu nehmen und aber trotzdem b) wichtig zu sein und für seine Gefühle einstehen zu dürfen?

Ich finde, wir sollten uns schon wichtig nehmen. Aber nicht die anderen sind für die Erfüllung unserer Bedürfnisse verantwortlich, sondern wir selbst ;)

lg
B.
 
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