Welche Rolle spielt mein Vater

timmi

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Hallo Zusammen,

nachdem ich gerade den Talk von Pisces "Männer haben mich immer abgelehnt..." durchstöbert habe, möchte ich doch ein eigenes Thema eröffnen.
Bei mir haben sich viele Parallelen aufgetan, Beziehungen zu Männer, die keine feste Bindung zu mir wollten, die nicht zu mir standen, mich nicht verteidigten sondern auf mich gestellt ließen, wenn ein Wort von ihnen leicht gewesen wäre etc.

Es ist mir nicht klar, welche Rolle mein Vater in meiner Eltern-Kind-Beziehung gespielt hat und heute in der Auseinandersetzung mit den Eltern spielt (vgl. den Talk "Wie die Beziehung zu den Eltern gestalten". Ich habe meine Eltern immer nur im Doppelpack.

Inzwischen sind mir ein paar Sachen deutlicher und ich hätte gerne mal die ein oder andere Meinung von Euch dazu gehört.

Ich versuche es mal:

Mein Vater soll sich, als wir klein waren viel mit uns beschäftigt haben. Spazieren gehen, Museen etc. Nur, ich kann mich daran nicht erinnern und weiß es nur vom Erzählen meiner Mutter.

Mein Vater hätte gern als 2. Kind (das bin ich) einen Jungen gehabt. Ich habe ihm viel bei handwerklichen Sachen geholfen und so Kellerarbeiten gemacht, wir haben noch mit Kohle geheizt.

Mein Vater ist Lehrer, war auch mein Lehrer, und hat mich in der Schule links liegen gelassen, damit keiner auf die Idee kommt, dass er mich evt. vorzieht oder so. Ich war eine sehr gute Schülerin, insofern unproblematisch für ihn. Wenn die Noten 2 waren oder mal drei, gabs ziemliche Kritik, 1 wurde als selbstverständlich angesehen und nicht extra gelobt (ist vielleicht schwarz weiß, aber die Tendenz stimmt)

Mein Vater war Schachtrainer an der Schule, ich habe mit 4 angefangen zu spielen und war auch in der AG, dort die gleiche Situation, wie im Unterricht.

Mein Vater zeigt keine Gefühle, keine Zärtlichkeit, also wenig Nähe. Das Einzige war ein Gute-Nacht-Kuss, den ich ihm so auf die Wange gab, aber später auch nicht mehr. Da wurde gerufen, auch beim Nachhausekommen.

Mein Vater hat mir vermittelt, dass er stolz auf mich ist, weil ich so viel geschafft habe, Abi mit Auszeichnung, Hochschule, immer einen guten Job.

Wie die Erziehung meiner Eltern im Allgemeinen war, steht im Anderen Talk. Dominant, autoritär. Wir waren als Kinder ziemlich rechtlos. Die Meinung der Eltern stand über allem.

Oh je, das war lang.

Nun zu meinen Beziehungen, ich versuche mal charakteristische Dinge rauszugreifen:

Da waren:
Beziehungen zu Männern, die gebunden waren - in der Öffentlichkeit nicht zu mir standen und trotzdem ein Verhältnis mit mir wollten
Ich habe mich oft in Männer verliebt, die sich nicht für mich interessierten, wenn sie sich dann doch mal für mich interessierten ging es aber bald zu Ende
Ich hatte mehrmals Partner, die mich für meine Selbstständigkeit und Kraft bewunderten und selbst das totale Gegenteil waren - vor denen hatte ich dann keine Achtung mehr und es ging auseinander.
In meinen Beziehungen musste ich immer stark sein, oft der aktivere Part, der Organisator und Geldgeber und eigentlich glaube ich immer noch, dass ich mich endlich mal zurücklehnen und nicht für alles die Verantwortung tragen will.
Dann habe ich versucht mir Hilfe und Unterstützung einzu"jammern", hat auch nicht funktioniert. Dazu waren meine Partner nie bereit.
Ach ja, und wie bei Pisces, wenn mir jemand zeigt, dass er was von mir will, dann fühle ich mich sofort fast verpflichtet ihn auch zu mögen. Ich kann mit Freundlichkeit ganz schlecht umgehen. WEnn jemand freundlich zu mir ist, habe ich dann manchmal gleich das Gefühl, dass er viel mehr an mir interessiert ist und eine Beziehung will oder so. Dann trau' ich mich oft nicht richtig klare Ansagen zu machen, weil ich einen Freund nicht verlieren will. DAs gab schon oft ganz blöde Verwicklungen. Später was zu erklären ist immer schwerer.

Irgendwie stimmen die Signale, die ich sende von vorne bis hinten nicht mit dem überein, was ich will.
Alle halten mich für stark, lebenstüchtig und mit beiden Beinen auf der Erde stehen - so wie meine Eltern micht erzogen haben - und in Wirklichkeit habe ich mit 42 immer noch keine stabile, glücklich machende Beziehung, aber einen Job und ein eigenes Haus, sitze bei einem Psychologen und versuche mein Chaos zu ordnen.

Nun bin ich irgendwie auf diese Vater-Tochter Schiene gekommen, und da scheint wirklich was dran zu sein.

Ich habe ja momentan keinen Kontakt zu meinen Eltern, hatte mir aber mal ein Bild von beiden genommen. Bei meiner Mutter empfand ich nichts, bei meinem Vater kamen mir die Tränen.

So ich hör einfach mal an dieser Stelle auf. Vielleicht ergibt sich ja die ein oder andere Frage, dann wird es konkreter und nicht so unstrukturiert.

Liebe Grüße
Timmi
 
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Liebe Timmi,

das sind in der Tat einige Parallelen, zu meiner Geschichte. Ich habe den Tipp von Reinfriede umgesetzt, mir Literatur zu diesem Thema besorgt und sie allerdings noch nicht ganz durchgelesen. Und das, was die Autorinnen beschreiben, hat mir fast die Sprache verschlagen. Hart, aber deswegen nicht weniger wahr.

Der Tipp, von Reinfriede 'Vatermänner' von Julia Onken ist ein Buch, welches anhand von Briefen an einen verflossenen Mann dieses Thema aufgreift. Ich musste an einigen Stellen enorm schlucken, so etwa an der, als die Autorin mit einem von ihr glühend verehrten Mann auf Segeltour geht, der allerdings nichts von ihr will und sich am ersten Tag in ein anderes Mädchen verliebt und fortan nicht mehr gesehen ward. Sie schreibt, dass sie diesen Schmerz, den sie damals empfunden hat, schon seit ihrer Kindheit kannte und fortan sich in ihrem Schicksal besiegelt sah, niemals jemanden zu finden, der diese betrogene liebe auflösen könnte. Genau so fühle ich auch.

Das andere Buch, 'Die Vaterfalle' von Sigrid Steinbrecher erläutert und erklärt das ganze etwas sachlicher, gibt anhand von verschiedenen Fällen gute Beispiele, und auch Ansätze zum Ausbrechen aus dieser Fixierung.

Meine Mutter hat mir immer kommuniziert, ich sei die Lieblingstochter meines Vaters, gefühlsmässig ist das aber immer anders rübergekommen und mein Gefühl hatte RECHT. Meinem Ex-Freund hat er mal anvertraut, ich sollte ein Junge werden. Was er abgestritten hat, als ich ihn darauf ansprach.

Beide Bücher gehen davon aus, dass die Liebe, um die das Mädchen in der Kindheit betrogen worden ist, ein Leben lang als Mangel empfunden wird. Von der fatalen inneren Programmierung, Männern gefallen zu müssen, und sich anstrengen zu müssen, weil man sonst kein Gehör findet. Dabei entfernt man sich zusehends von seinen Wünschen und Bedürfnissen und verlernt es, man selbst zu sein. ICH KONNTE FAST JEDES WORT UNTERSCHREIBEN, soweit bin ich mit meinem Therapeuten in einem halben Jahr nicht gekommen!!!

Man kann lt. dieser Bücher die Signale nicht mehr unterscheiden, ob jemand an Dir als Frau Interesse hat oder einfach nur Interesse. Man ist so dankbar für jede Zuwendung, dass man sich automatisch verliebt. Ich kann nur sagen, dass ich mich mein Leben lang angestrengt, weil es das ist, was ich gelernt habe. Aber und das beginne ich zu begreifen - man kann jemanden, der andere Zielsetzungen hat als man selber nicht für sich einnehmen. Das muss man erstmal annehmen.

Der Weg daraus soll sein, und das ist mir plausibel, dass man in sich hineinhorcht, seine Gefühle annimmt, ich bin konditioniert worden, keine Gefühle zu zeigen, jedem Konflikt aus dem Wege zu gehen und mich passiv zu verhalten. Fatal für Partnerschaft und Beruf. Das muss man langsam umdrehen. Und seine eigenen Gefühle höher bewerten als die der anderen. Das ist höllisch schwer, weil man ja anders konditioniert ist.

Und es führt unweigerlich zu Konflikten. Ich fand auch plausibel, dass Frauen, die Harmonie als das Größte bewerten und die viele Enttäuschungen schlucken und sich anpassen (Frauen wie ICH und wahrscheinlich auch DU, Timmi) gemeiner Weise weniger Respekt ihres Partners und ihrer Umwelt geniessen als andere, gesunde.

Dadurch, dass unser Vater uns offenbar in seinem SInne funktionalisiert und konditioniert hat, durften wir niemals ein Mädchen sein, nicht erfahren, dass wir Weiblich sind. Wir haben uns immer mit den Augen des Vaters gesehen und sind daher - natürlich - keine richtigen Frauen.

Ich glaube, es ist das beste, diese Sicht der Dinge zu revidieren und uns wieder an uns selbst zu orientieren. Deswegen mache ich im September meine Mann-Frau-Reise. Um einmal andere Erfahrungen zu machen und meine Weiblichkeit zu spüren.

Ola, das war nun lang, ich könnte und könnte und könnte noch mehr, aber ich glaube, das reicht erstmal.

Vielleicht kannst Du damit etwas anfangen.

LG
Pisces :kiss3:
 
Liebe Picses,

ich kann damit 'ne ganze Menge anfangen. Muss es bestimmt mehrmals lesen. Wenn ich mal erkannt habe, wo Gründe liegen, kann ich sicher auch mein Verhalten ändern.

Dieses Bemühen gut zu sein, ist wirklich kennzeichnend,

Beide Bücher gehen davon aus, dass die Liebe, um die das Mädchen in der Kindheit betrogen worden ist, ein Leben lang als Mangel empfunden wird. Von der fatalen inneren Programmierung, Männern gefallen zu müssen, und sich anstrengen zu müssen, weil man sonst kein Gehör findet. Dabei entfernt man sich zusehends von seinen Wünschen und Bedürfnissen und verlernt es, man selbst zu sein. ICH KONNTE FAST JEDES WORT UNTERSCHREIBEN, soweit bin ich mit meinem Therapeuten in einem halben Jahr nicht gekommen!!!

Man kann lt. dieser Bücher die Signale nicht mehr unterscheiden, ob jemand an Dir als Frau Interesse hat oder einfach nur Interesse. Man ist so dankbar für jede Zuwendung, dass man sich automatisch verliebt. Ich kann nur sagen, dass ich mich mein Leben lang angestrengt, weil es das ist, was ich gelernt habe. Aber und das beginne ich zu begreifen - man kann jemanden, der andere Zielsetzungen hat als man selber nicht für sich einnehmen. Das muss man erstmal annehmen.

Das ist bei mir haargenau das Gleiche. So hätte ich es nicht ausdrücken können, ich habe aber insbesondere den Unterschied mit dem Interess selbst schon erkannt. Ich bin ja auch schon seit einem Jahr auf der Suche nach den Lösungen oder eben unterwegs zur Erkenntnis. Den Titel des ersten Buches hatte ich mir schon mal rausgeschrieben. Die Problematik mit dem Vater hatte ich mehr oder weniger nicht sehen wollen. Bei den entscheidenden Beziehungen in meinem Leben war der Altersunterschied immer mehr als 10 Jahre, auch so ein Indiz. Aber das wollte ich nicht wissen.

So, dann ein schönes Wochenende, mir fällt grad Kaffeegeist ein, hoffentlich meint sie nicht doch, dass sie sich noch etwas mehr bemühen müsste. Ist wirklich zwecklos, wenn der andere nicht will.

L.G
Timmi :rolleyes:

Ich sei im Übrigen auch die Lieblingstochter, sagte meine Mutter immer und auch meine Schwester.
 
timmi schrieb:
Ich sei im Übrigen auch die Lieblingstochter, sagte meine Mutter immer und auch meine Schwester.

hallo timmi,
mein chef ist diese woche im urlaub und ich bin in schreiberlaune ;o)

dieses lieblingstochter-versprechen dient wohl eher auch der vermeidung und einem konfliktfreien miteinander.

weil man sich mit der persönlichkeit dieses kindes, dass in den vateraugen einen mangel hat nicht auseinandersetzen mag, speist man sie mit einer luftblase ab und befriedigt so erstmal vordergründig ihr bedürfnis nach liebe und anerkennung.
find' ich irgendwie gemein, der vater zwingt einen in eine rolle hinein und als dank dafür, dass man sich zwingen lässt, wird diese anstrengung mit gleichgültigkeit und sogar abwertung kommentiert.

kommt mir irgendwie bekannt vor ;o) gerade aus meinen nicht-beziehungen, affärchen und partnerschaften.

als kind hat man mir immer die haare abgeschnitten, obwohl ich das nicht wollte, ich habe leider keine löwenmähne, und diese entweiblichung wurde damit gerechtfertigt, dass das haar dann 'voller' wirken würde.

mein vater hat für mich und meine mutter im übrigen immer kurzhaarschnitte und sackartige kleidung favorisiert.

meine schwester, welche von anbeginn ein entzückender und sehr mädchenhafter typ war, stand nicht unter diesem leistungsdruck, es war klar, dass sie die werte umsetzt und kinder bekommt. die lieblinge meiner eltern, ich bin immer noch der exot. unabhängig, schwierig. meine schwester hatte übrigens immer längere haare.

ich glaube im übrigen, dass es männer gibt, die sich wirklich interessieren, und mit denen man erfüllte beziehungen haben könnte. aber wie reinfriede geschrieben hat, empfindet man die in dieser fixierten situation als kleine fliegen, die einem am allerwertesten kleben ;o).

so, jetzt liegt mir noch am herzen, ein paar worte über deinen typen loszuwerden, der, wie ich herauslese, das klare ich weiss nicht/ich kann nicht syndrom aufweist. denn - zu dir stehen tut er auch nicht wirklich, sonst hätte er da schonmal klar schiff gemacht. der zeitpunkt für eine ablösung von der familie ist IMMER falsch, es wird für ihn nicht einfacher, wenn die goldene hochzeit vorbei ist.

irgendwie, so scheint mir, hast du auch für diesen mann eine funktion erfüllt, nämlich, ihn aus seiner ehe herauszuholen. oder ihn davon abzulenken. wie du schon selber schreibst, weisst du nicht, ob diese beziehung sich in den von dir gewünschten art und weise entwickelt. und glaubst auch selber nicht so ganz daran, dafür ist wohl auch schon zuviel passiert.

ich glaube, du entwöhnst dich grade ;o) und das ist gut so.

lg und auch ein schönes wochenende

pisces

:kiss3:
 
@timmi, @pices,

ja hallo, wer schreibt denn da über mich?? na, da schließe ich mich doch der runde an. bei jedem satz von euch beiden kann ich sagen ja, ja. bei mir war genau der gleiche fall.
immer stark sein, immer gefallen müssen (besonders papa), schwache männer fertig machen. nicht beziehungsfähig, angst vor männer (habe ich erst viel später erkannt). ich war früher ein toller mann. aber ich habe viel an mir gearbeitet. ich habe zugelassen (vor mir selbst) fehler zu machen, habe geübt mir zu verzeihen. ich habe gelernt zu sagen: das kann ich nicht, das weiss ich nicht. zuerst habe ich meinem vater einen brief geschrieben und alle emotionen positive und negative reingeschrieben (glaube 6 seiten). danach habe ich den brief verbrannt (ohne vorher nochmals zu lesen, ist ein loslassübung) und dann, monate später habe ich mit meinem vater geredet. ich habe mir alles von der seele geredet. was ich nicht gut fand, worunter ich gelitten habe, was ich mir von ihm gewünscht habe. wir haben beide sehr viel geweint. und danach war das bedürfnis weg, gefallen zu wollen. heute kann ich meine frau leben. was nicht heisst, dass ich nicht mehr stark bin. ich und auch ihr werdet nie die "hilflose" sein. hatte dies einige zeit versucht , war natürlich sehr drastisch. wollte mich dann auch freiwillig einweisen lassen, bis ich erkannt habe, ich bin ICH und ich darf auch stark sein.
 
Guten Morgen Picses,

danke für Deine Worte.
Ich würde für mich nicht sagen, dass mein Vater meine Weiblichkeit unterdrückt hat. Aber er fand es toll, dass ich handwerklich gut drauf war und leistungsstark in der Schule. Ich musste kämpfen, dass ich Shorts bekam und die kurzen Lederhosen, die ich so gerne wollte, bekam ich nicht. Später hatte ich nur Hosen an. Zur Jugendweihe (8.Klasse) statt Konfirmation war ich in der Klasse das einzige Mädel mit Hosen.
Ich hatte immer gaaanz langes Haar, meine Mutter sagte immer, das wäre das Schönste an mir, sonst wäre ich eben nicht so hübsch. War überaus motivierend , meine Schwester war die Hübsche. Ich war als Kind sehr dünn, trug 'ne Brille und hatte eine große Klappe. Ich war auch eher unbeliebt, auch bei den Omas, weil ich gemäkelt und widersprochen habe. Sie war eher zurückhaltend und lieb und hat fein gegessen:))

Ich möchte ja auch nicht nach Gründen suchen, wo vielleicht keine sind, aber der Drang nach Anerkennung hing bei mir sicher damit zusammen, dass dies eben Liebe bedeutete. Da läuft doch mehr im Unterbewusstsein ab.

Da deckt sich nochwas. Mein Vater, Kriegskind, Arbeiterfamilie mit 7 Kindern, war ein As in der Schule und der erste und Einzige der Abi gemacht und studiert hat. Auch bei ihm ging alles über Leistung, denn Wärme war in seiner Familie nicht üblich. Und eine strenge Hirarchie zwischen Mutter und Vater.


So, das Nächste gehört in das Thema: " Beinahe so wie vorher". Ich weiß nicht, wie ich das auseinanderhalten soll.

so, jetzt liegt mir noch am herzen, ein paar worte über deinen typen loszuwerden, der, wie ich herauslese, das klare ich weiss nicht/ich kann nicht syndrom aufweist. denn - zu dir stehen tut er auch nicht wirklich, sonst hätte er da schonmal klar schiff gemacht. der zeitpunkt für eine ablösung von der familie ist IMMER falsch, es wird für ihn nicht einfacher, wenn die goldene hochzeit vorbei ist.

Irgendwie ist mir das auch klar, besonders gestern gab es da wieder ein paar Denkanstöße. Er kramt in seiner Vergangenheit und mir wird immer bewusster, dass er dabei keine Orientierung für die Zukunft hat. Da ist auch nicht der Wunsch für etwas Gemeinsames zu spüren. Er lebt den Augenblick und das ist mir nach dieser langen Zeit einfach zu wenig. Ich weiß nicht einmal, wie ich ihm das sagen soll, ohne dass er mir wieder Egoismus unterstellt und dass ich kein Verständnis für seine schwierige Situation hätte. Ich bin auch ziemlich am verdrängen, wenn ich das nicht mache, gibt es sofort Streit. Ich bekomme auf keine konkrete Frage eine klare Antwort.


@ Raphael,

zum Ersten, bist Du nun Mann oder Frau?? Das habe ich nicht verstanden. Oder ist das jetzt indiskret?
Du hast vermutlich den richtigen Weg gewählt, Brief schreiben, alles setzen lassen und dann mal drüber reden.
Ich habe den Brief, aber an beide Eltern abgeschickt und jetzt ist ein Gespräch erst einmal in weite Ferne gerückt. Meine Eltern sind so schwer enttäuscht, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Und meinen, dass mein Psychologe daran schuld sei. Die Idee ihnen zu schreiben, kam jedoch ohne äußeren Einfluss. Wir haben in der STunde nie darüber geredet. Auch den Psychologen habe ich vor vollendete Tatsachen gestellt, bzw. stand meine Entscheidung den Brief abzuschicken fest.
Stärke, sicher habe ich sie. Aber ich glaube, dass meine Stärke ausgenutzt wird und die andere Seite an mir, die anlehungsbedürfte, wirklich extrem unterdrückt wird.
Ich habe auch versucht so zu tun, als sei ich hilfebedürftig, das wurde mir wie gesagt nicht "abgekauft" oder eben ignoriert, weil das nicht ins Schema gepasst hat.

Ich weiß wirklich nicht richtig, was für einen Partner ich möchte. Vielleicht bin ich ja beziehungsunfähig? Wäre eine Variante, allerdings eine die nach Aufgeben riecht. :schaukel:

L.G.
Timmi
 
Liebe Timmi,

timmi schrieb:
Ich hatte immer gaaanz langes Haar, meine Mutter sagte immer, das wäre das Schönste an mir, sonst wäre ich eben nicht so hübsch. War überaus motivierend , meine Schwester war die Hübsche. Ich war als Kind sehr dünn, trug 'ne Brille und hatte eine große Klappe. Ich war auch eher unbeliebt, auch bei den Omas, weil ich gemäkelt und widersprochen habe. Sie war eher zurückhaltend und lieb und hat fein gegessen:))
Ich hab' mal in einem Buch gelesen, es gäbe viele Mechanismen, einem kleinen Mädchen die Schönheit wegzuhexen. Das ist eine davon. Und wenn ein Mädchen etwas interessierter und unbefangener ist, dann ist es eben lästig und wird missbilligend kommentiert. Das ist der Blickwinkel aus den 'anderen' Augen, den man für's Leben übernimmt. Bei mir war das jedesmal so. Da kann man sich nicht genügen.

Im Gegensatz zu Dir war ich leider immer ein Pummelchen, ich könnte ein Buch schreiben über die Gemeinheiten und Hänseleien, die ich von Freunden, Bekannten, Klassenkameraden und auch deren Eltern abbekommen habe. Mir ist mein Körper heute noch peinlich, wobei sich das Problem langsam auflöst.

timmi schrieb:
Da deckt sich nochwas. Mein Vater, Kriegskind, Arbeiterfamilie mit 7 Kindern, war ein As in der Schule und der erste und Einzige der Abi gemacht und studiert hat. Auch bei ihm ging alles über Leistung, denn Wärme war in seiner Familie nicht üblich. Und eine strenge Hirarchie zwischen Mutter und Vater.

Mein Dad hat vor dem Abi gekniffen, hatte keine Lust mehr, ergo musste ich ran. Falls Du einmal in die angesprochenen Bücher schauen magst, steht da auch was drinnen von wegen, dass man verwirklicht, was die Eltern erträumt haben, oder so.

timmi schrieb:
So, das Nächste gehört in das Thema: " Beinahe so wie vorher". Ich weiß nicht, wie ich das auseinanderhalten soll.

Irgendwie ist mir das auch klar, besonders gestern gab es da wieder ein paar Denkanstöße. Er kramt in seiner Vergangenheit und mir wird immer bewusster, dass er dabei keine Orientierung für die Zukunft hat. Da ist auch nicht der Wunsch für etwas Gemeinsames zu spüren. Er lebt den Augenblick und das ist mir nach dieser langen Zeit einfach zu wenig.

Es liest sich, als würde er die Veränderung, die in Dir vorgeht, bemerken. Deine Unzufriedenheit. Und er reagiert darauf, weil sein bequemes Leben auf dem Spiel steht. Du spielst ihm den Ball zurück, er muss handeln und das ist natürlich unangenehm.

timmi schrieb:
...Ich habe den Brief, aber an beide Eltern abgeschickt und jetzt ist ein Gespräch erst einmal in weite Ferne gerückt. Meine Eltern sind so schwer enttäuscht, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Und meinen, dass mein Psychologe daran schuld sei. Die Idee ihnen zu schreiben, kam jedoch ohne äußeren Einfluss. Wir haben in der STunde nie darüber geredet. Auch den Psychologen habe ich vor vollendete Tatsachen gestellt, bzw. stand meine Entscheidung den Brief abzuschicken fest.
Stärke, sicher habe ich sie. Aber ich glaube, dass meine Stärke ausgenutzt wird und die andere Seite an mir, die anlehungsbedürfte, wirklich extrem unterdrückt wird.
Ich habe auch versucht so zu tun, als sei ich hilfebedürftig, das wurde mir wie gesagt nicht "abgekauft" oder eben ignoriert, weil das nicht ins Schema gepasst hat.

Was hast Du denn da alles reingeschrieben? War das ein reiner Vorwurf? Ich finde, das Briefe immer eine heikle Sache sind. Sie stellen den Empfänger vor vollendete Tatsachen. Schwarz auf weiss.

Das mit der Hilfsbedürftigkeit ist auch so eine Sache. Ich lerne gerade zu akzeptieren, dass ich eben KEIN Mäuschen bin, dass man beschützen muss. Ich würde mich ziemlich unwohl fühlen, die Verantwortung für mich in andere Hände zu geben. Ich wirke unglaubwürdig, wenn ich das kleine Mädchen spiele. Dafür habe ich schon zuviele Tiefs durchlebt und Erfahrungen gesammelt. Zudem ist mein Beruf auch viel zu tough und mein Körper zu vollweiblich, als dass ich diese kindhafte und unergründliche Heldenbewunderung glaubhaft verkörpern könnte. Ich hab's wie Du auch versucht, klappte aber nicht. Wobei ich immer wieder von Männern und auch meinem Freund versteckt höre, dass es das sei, wonach Männer sich sehnen. Fies ist das. Ich bin jetzt darauf gekommen, ihm zusagen, dass ER sich vielleicht danach sehnt, dass es aber sicherlich andere gibt, die sich genau DANACH sehnen, was ich habe. Ich glaube der Knackpunkt ist, das jemand wie ich wahrscheinlich nur anstrengender für die Männer ist, denn das bedeutet, dass sie gefordert sind und ihren Egotrip mal zugunsten einer echten Partnerschaft, Zuneigung und Liebe drehen müssten. Forderungen sind lästig. So ein Weibchen, auch wenn es zickt, ist einfacher zu handeln, dem schenkt man mal ein paar Ohrringe und lädt es zum Wochenendtrip ein, und dann ist Ruhe. Bequem ist das...

timmi schrieb:
Ich weiß nicht einmal, wie ich ihm das sagen soll, ohne dass er mir wieder Egoismus unterstellt und dass ich kein Verständnis für seine schwierige Situation hätte. Ich bin auch ziemlich am verdrängen, wenn ich das nicht mache, gibt es sofort Streit. Ich bekomme auf keine konkrete Frage eine klare Antwort.

Klar, dass ihm das nicht passt. Leider habe ich auch immer ein großes Harmoniebedürfnis, was es mir schwer macht, konsequent zu bleiben. Da hilft nur noch mehr und weiter bohren. Bis Du Deine Antwort bekommst. Und die ist meist nicht so, wie Du sie gerne hättest, sondern, wie Du sie erahnt hast. Egoistisch und wie gesagt, bequem, ist im übrigen er, weil sich vom Kuchen gleich zwei Stücke abschneidet. Du und seine Ehefrau, Euch speist er mit je einem halben ab. :rolleyes:

LG
Pisces
 
hallo,
ich hab mal gelesen, dass wir uns natürlicherweise in beziehungen immer die situationen schaffen, die aus unserer kindheit unbereinigt sind. immer und immer wieder - bis wir letztendlich einen positiven ausgang schaffen, der bisher immer verwehrt blieb. wenn man also von vorneherein angenommen werden würde, dann wäre der "gute ausgang" nicht eine folge von schwierigkeiten im vorfeld, sondern es wäre von vorneherein zu einfach. daher schaffen wir uns immer wieder die probleme. einfache beziehungen, das wird sofort bemerkt, beinhalten die erforderliche erfahrung nicht, daher die flucht davor. so sehe ich das. timmi, du hast dir ja vielleicht genau die situation geschaffen, nicht die erste rolle zu spielen - die hatte jemand anderer, und du kämpfst darum, endlich mal vorne zu sein. deine eltern sind immer nur zu zweit aufgetreten. du hattest also deinen vater nie für dich alleine. zumindest nicht so, dass es in deinem bewusstsein verankert blieb, denn ansonsten würdest du dich noch erinnern können.....
vielleicht diesmal ein guter ausgang?? was ist dann? wenn du "gewinnst"??? die frage ist nur, ob du dann nicht all das gelöst hast, das zu bereinigen war, und du diesen mann, um den du so kämpfen musstest, vielleicht gerade dann aufgibst. brutal gesagt: er hat ja seine "mission" erfüllt, du musstest aber so viel darum kämpfen, dass du den "lohn" dann ev. nicht mehr so siehst. d.h. der preis war zu hoch für das, was du dann hast. und immer ist die angst da, wieder zu verlieren, was man sich so erkämpfen musste. da bist du zwar dann an erster stelle, aber bleibst du es auch?? wenn du so kämpfen musstest?? spürst du sowas jetzt??
....vielleicht hast du aber dann durch diese beziehung die verstrickungen endlich gelöst und bist bereit, endlich mal für jemand von vorneherein die erste rolle zu spielen.
und dann kannst du dich endlich auch mal zurücklehnen.
das wünsch ich dir!
...
liebe grüße auch von hier
chira
 
Liebe Chira,

ich kann es heute ganz kurz machen. Ich habe ihm gestern gesagt, dass mir 4 Monate Unentschlossenheit von seiner Seite genug sind, dass ich nicht glaube, dass er sich trennt, selbst wenn er demnächst auswärts schläft, dass ich finde, dass er nicht zu mir steht, dass er mich verleugnet, dass er feige ist, dass er mir keinen Halt und keine Hoffnung für eine gemeinsame Zukunft gibt, dass er unsere Beziehung aufs Spiel gesetzt hat durch sein Unentschlossenheit und Unkonkretheit, dass ich mich teilweise besucht fühle wie eine Hure, dass von ihm kein Bestreben für mehr Gemeinsamkeit ausgeht, dass ich wieder einmal unter dieser Beziehung leide und das nicht mehr will. Ich will eine ehrliche Beziehung mit Aussicht auf Zeit und Gemeinsamkeit.
Er reduziert es darauf, dass ich also "die Zeit nicht abwarten könne" und ansonsten kam nichts konkretes, außer dass er doch nicht von einer in die nächste Beziehung könnte. Ich meinte, dass er doch schon drin sei, mich jedoch verleugnet. Die Annehmlichkeiten mitnehmen und ansonsten keine Verantwortung übernehmen.

Nun ja, es war alles in einer ziemlichen Wut von mir gesagt, schade, auch viel zu viele Worte, weil er letztlich auf nichts eingegangen ist. Das Ergebnis ist jedoch klar. Ich habe gestern - mal wieder ziemlich ungeplant - erklärt, dass ich so nicht mehr weitermache. Ich glaube nicht mehr an ihn und weil ich so viele Zweifel mit mir rumtrage, zweifel ich am Ende auch daran, ob ich ihn überhaupt liebe. So einen Menschen kann ich doch eigentlich garnicht lieben, er lässt mich und meine Gefühle immer irgendwie im Regen stehen und erwartet dennoch, dass ich weiter auf den Tag x warte. Habe ich auch gefragt, worauf ich eigentlich warten soll, wie er sich die Zukunft vorstellt - Nichts.
Vielleicht ist er einfach zu alt, seine Angelegenheiten hat er früher anders geordnet.

Na gut , war doch nicht kurz. Jedenfalls hat er den Ball. Vier Monate Stillhalten sollten wirklich reichen. Er nimmt auf alle Rücksicht, auf Frau, Eltern Schwiegerelter - nur auf mich nicht. Und bezeichnet mich dann als egoistisch und ich wollte im Mittelpunkt stehen. Prima!

Ach Chira, es geht mir nicht gut.
L.G.
Timmi
 
timmi schrieb:
Habe ich auch gefragt, worauf ich eigentlich warten soll, wie er sich die Zukunft vorstellt - Nichts.

Liebe Timmi!

Ich hoffe, ich darf mich hier ein wenig einmischen....

Kannst Du Dich an Situationen erinnern, in denen Du total verliebt warst? Hast Du Dir da nicht die Zukunft mit "ihm" in allen schönen Farben ausgemalt?

Vorstellungen von der Zukunft zu haben, heißt, seine Energie auch dorthin zu lenken, um sie zu verwirklichen.

Wenn er keine konkreten Vorstellungen von seiner Zukunft hat - so hat Eure Beziehung auch keine Zukunft.

Es tut sicher weh, doch ich möchte mich den vorigen Postings anschließen, das Problem, das hier bearbeitet werden will, ist das "an 2. Stelle" stehen.

Du hast Dir unbewusst einen Partner gesucht, bei dem Du an 2. Stelle stehst, um genau dieses Problem zu lösen. Vergleiche die Situation mit Deiner Kindheit: die "andere" (Schwester) war die beliebte.

Das Problem lösen kannst nur Du. Mit Deinen Gedanken, Deinem Bild über Dich selbst.

Ich hatte irre Probleme mit meinen Eltern, die dem Wahn verfallen waren, dass Mädchen nichts zählen. Unser Kühlschrank z.B. war geteilt: Oben die teuren Sachen für die männlichen Familienmitglieder (Schinken, Käse, Butter), unten die billigen für die weiblichen (billige Margarine, sonst nichts).

Ich musste mit 16 gegen meinen Willen das Gymnasium abbrechen, weil mein Bruder ins Gymnasium kam und zwei zu teuer kämen, ich sollte lieber arbeiten gehen und das Geld zuhause abliefern, denn ich wäre wortwörtlich "kein Namensträger" der Familie....

In dieser Zeit habe ich meine Eltern gehasst. Heute nicht mehr. Im Laufe einer Bachblütentherapie vor 15 Jahren kam mir einmal der entscheidende Gedanke:

Ich war auswechselbar. Wäre ich als Helga, Irmgard oder Anna auf die Welt gekommen, hätte ich blonde oder rote Haare gehabt, wäre ich dick oder dünn gewesen, sprich: wäre ich eine "andere" gewesen, es wäre genau dasselbe geschehen.

Das klingt jetzt auf den ersten Blick so, als hätte es nichts damit zu tun. Doch der Knackpunkt ist: Jedes Kind bezieht alles auf sich. Das machen alle Kinder. Und ich tat es auch. Ich glaubte immer, wenn ich anders, besser, schöner etc. wäre, würden meine Eltern mich auch lieben oder achten. Ich dachte immer, es läge an mir.

In jenen Tagen erkannte ich, dass meine Eltern mich doch geliebt hatten, auf ihre spezielle Art und Weise, in ihrer Weltanschauung. Sie konnten nicht anders handeln, weil sie aufgrund ihrer Erfahrungen mich nicht "anders" lieben konnten.

Ich vergleiche Liebe sehr gerne mit Farben. Liebe kann rosa sein - so liebe ich z.B. meine Kinder. Liebe kann rot sein - so liebe ich meinen Lebensgefährten. Liebe kann blau sein - so liebe ich meinen süßen Hund, die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.....

Und oft ist es so, dass wir rosa Liebe erwarten - und gelbe Liebe bekommen, deshalb, weil dieser Mensch eben nur gelb lieben kann. Doch auch diese Liebe hat ihre Berechtigung, wir müssen sie nur sehen und vor allem als Liebe erkennen und akzeptieren!

Dein Vater wird Dich geliebt haben, auf seine spezielle Art, er konnte sie nicht "anders" zeigen. Versuch, diese Liebe einmal anzunehmen! Dass er Deine Schwester "anders" als Dich geliebt hat, hängt mit seiner persönlichen Vergangenheit und seiner Geschichte zusammen. Du bist auswechselbar!

Liebe Timmi, ich denke, dass Dein Problem sich dann löst, wenn Du die Liebe, die Du bekommen hast, auch siehst! Erst dann wirst Du Dich "wert" genug fühlen, auch mal die "Erste" und Einzige für einen Mann zu sein.

Ich hoffe, ich bin Dir nicht zu nahe getreten, das wäre nicht meine Absicht...

Alles Liebe (wortwörtlich!)

Reinfriede
 
Hallo Timmi,

ich finde, Du hast mit diesem Gespräch einen gewaltigen Schritt nach vorne getan und ich weiss garnicht, warum Du Deine Gefühle relativierst, indem Du schreibst, es täte Dir leid, dies in Wut vorgebracht zu haben. Wenn ich Deine Story verfolge, hast Du auch allen Grund, wütend zu sein. Und es war vielleicht einmal an der Zeit, diesen Dampf abzulassen und an die Adresse zu kommunizieren, die es betrifft.

Vielleicht denkst, Du, dass Du ihn mit Deiner Wut verprellt hast und hast jetzt Schuldgefühle. Die wären hier nun aber mal garnicht angebracht, denn sie gebühren eigentlich ihm, weil er Dir etwas vormacht.

Ich glaube nämlich, dass Du die Wahrheit, welche Du im Kopf schon ganz lange erkannt hast, auch langsam emotional erfasst. Und die sieht ziemlich hässlich aus. Nämlich, dass er NICHT zu Dir steht und Dich NICHT liebt, sondern im Gegenteil unwirsch reagiert, wenn Du Deine Pausensnackexistenz kritisch hinterfragt. Denn dann müsste er ja eigentlich mal den Mund aufmachen, und sagen, dass er sich eigentlich garnicht trennen will. Es ist traurig, aber es sind alles Ausflüchte. Er sitzt das aus.

Ich kann im übrigen aus Deinen Schilderungen nicht entnehmen, ob die Frau von Deiner Existenz weiss. Ich hab' das schonmal geschrieben, aber ich wäre an Deiner Stelle soweit, mich mal ganz intensiv mit ihr zu unterhalten, wenn er schon seinen Mund nicht aufkriegt. Das ist dann natürlich das Ende.

Aber ich glaube, dass Du langsam Dein Traum zerplatzt, dass Du merkst, ER ist es nicht und dass Dir Deine Wünsche und Bedürfnisse schmerzlich bewusst werden.

Ich glaube, es ist immer schwierig, wenn man sich in einen gebundenen Mann verliebt, er ist nicht 'zu haben'.

Liebe Grüße
Pisces :kiss3:
 
Hallo Reinfriede, hallo Pisces,

ich kann mich momentan nicht so richtig sortieren.
Sicher, meine Eltern waren der Meinung, so wie sie es können Liebe zu geben. Das dies nicht unbedingt gut war für mich, wollen sie nicht sehen. Ich weiß, dass sie es nicht schlecht gemeint haben. Aber das Ergebnis ist doch entscheidend. Ich bin zu kurz gekommen und schleppe Beziehungsmuster mit mir herum, die mir heute noch schaden. Und bin jetzt erst dabei diese Muster zu erkennen und abzulegen. Dazu gehört leider auch das Beziehungsmuster Eltern-Kind.

Die Frau wusste es unklar über die letzten Jahre, sie wollte es nicht wissen, sie hatte sich selbst einen anderen gesucht. Im Februar - eben vor vier Monaten - gab es die Rein-Tisch-Aktion bei ihm, aber dort bekam sie eben gesagt, dass ich Schluss gemacht habe, weil er nicht vorhatte sich zu trennen. Im Ergebnis hat er festgestellt, dass er die Ehe nicht weiterführen will, ich hatte neue Hoffnung und die Liebe war ja noch da und dann haben wir unsere Beziehung also nach einem Monat wieder aufgenommen. Inzwischen sind also vier Monate verstrichen, ich bin wieder voller Zweifel. Wir haben wieder zusammen ein Konzert gemacht und davor auch geprobt. Insofern wäre die Frau mit dem Klammersack gepudert, wenn sie nicht weiß, dass wir wieder zusammen sind. Offen gesagt hat er es ihr nicht - davon hatte ich schon geschrieben - im Thema Beziehung....- weil er diese Auseinandersetzung nicht wollte. Die Frau will sich nicht trennen. Mein Argument, dass es wohl auch für sie klarer wäre, wenn sie weiß er ist wieder mit mir zusammen, dass sie dann eher mit der Trennung klarkommt, war für ihn nicht treffend. Vermeidung, Verleugnung und Unklarheit. Es wird keiner kommen und ihm seine Probleme lösen.
Und ich bin so traurig.

L.G.
Timmi
 
Habe noch etwas vergessen,

ich wüsste wirklich nicht, warum ich mit der Frau reden sollte. Das habe ich fast vier Jahre nicht gemacht, weil ich davon nichts halte. Ggf. würde ich dann noch deutlicher gesagt bekommen, dass er mich belügt und auch sie hinhält indem er sich nicht konsequent von ihr trennt. Das brauche ich nicht. Ich schaue mir an, was er tut - und das ist ausreichend, denn er tut nichts, jedenfalls nichts, was uns beide weiter zusammenbringt oder verbinden könnte. Das sollte reichen, um zu einer Entscheidung zu kommen. Andererseits, wären meine Zweifel nach so einem Gespräch keine Zweifel mehr sondern Gewissheit, es würde wehtun und dann wäre es vorbei.
Vielleicht denke ich doch nochmal weiter in diese Richtung.

L.G.
Timmi
 
timmi schrieb:
....Ach Chira, es geht mir nicht gut.
hallo liebe timmi,
es tut mir leid, dass du dich so miserabel fühlst. ist es denn ein wunder??

aber spiel mal die andere situation durch: er hätte wirklich bereits die koffer gepackt und wäre - nicht in sein büro, - sondern gleich zu dir gekommen: die erste zeit wäre vielleicht alles eitel wonne gewesen. doch irgendwann würdest du augenmerk darauf legen, ob er sich seiner sache noch so sicher ist. ob ihn nicht sein altes leben wieder einholt. du wärst ewig dem druck ausgesetzt, ihm etwas bieten zu wollen, jetzt, wo er doch alles "für dich" verlassen hat. und er würde spüren, dass du um seine gunst kämpfst und sich vielleicht dadurch wieder von dir entfernen. willst du wirklich ein ganzes leben lang kämpfen??

die andere situation: er wäre gekommen - aus freien stücken - und DU bemerkst plötzlich: es ist nicht die lösung! es ist nicht mehr wirklich um IHN gegangen, sondern letztendlich nur darum, eine positive situation in deiner geschichte zu schaffen: dass einmal jemand wirklich zu dir steht! du sagst ja selber:
timmi schrieb:
Ich glaube nicht mehr an ihn und weil ich so viele Zweifel mit mir rumtrage, zweifel ich am Ende auch daran, ob ich ihn überhaupt liebe. So einen Menschen kann ich doch eigentlich garnicht lieben, er lässt mich und meine Gefühle immer irgendwie im Regen stehen und erwartet dennoch, dass ich weiter auf den Tag x warte.....
Timmi

eine verworrene situation.
ich denke, wenn du jetzt alles rigoros beendest, dann hast du wieder keinen positiven ausgang erlebt und zwängst dich nächstes mal auch wieder in die gleiche rolle. und du tust du dir nur selber weh, und ihm auch mit.
ich finde dennoch, die vorzeichen sind gut, alles ins lot zu bringen. du siehst deinen wert und er wird auch beginnen, ihn zu sehen. wenn er das nicht schon längst getan hat. aber dadurch, dass er unter druck gesetzt war, hat er vielleicht einiges übersehen. wenn du loslassen kannst, dann fängt ER vielleicht an, zu kämpfen.
ob du das dann überhaupt noch willst??
ich wünsche dir viel kraft, was immer du auch tust
chira
 
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Hallo Reinfriede,

ich muss nochmal sagen, dass Du mir mit Deinem Büchertipp enorm weitergeholfen hast.

Nun zu Deinem Posting
Reinfriede schrieb:
Es tut sicher weh, doch ich möchte mich den vorigen Postings anschließen, das Problem, das hier bearbeitet werden will, ist das "an 2. Stelle" stehen.

Du hast Dir unbewusst einen Partner gesucht, bei dem Du an 2. Stelle stehst, um genau dieses Problem zu lösen. Vergleiche die Situation mit Deiner Kindheit: die "andere" (Schwester) war die beliebte.

Das Problem lösen kannst nur Du. Mit Deinen Gedanken, Deinem Bild über Dich selbst.

Das sehe ich genauso. Leider kann man gerade mit so einem Partner das Problem NICHT lösen. Das Umdenken ist sehr, sehr schwer, weil es nicht wie ein Schalter 'klick' machen kann und die Summe seiner negativen Erfahrungen und die Bitterkeit weggefegt wird, sondern lange dauert.

Reinfriede schrieb:
Und oft ist es so, dass wir rosa Liebe erwarten - und gelbe Liebe bekommen, deshalb, weil dieser Mensch eben nur gelb lieben kann. Doch auch diese Liebe hat ihre Berechtigung, wir müssen sie nur sehen und vor allem als Liebe erkennen und akzeptieren!

Dein Vater wird Dich geliebt haben, auf seine spezielle Art, er konnte sie nicht "anders" zeigen. Versuch, diese Liebe einmal anzunehmen! Dass er Deine Schwester "anders" als Dich geliebt hat, hängt mit seiner persönlichen Vergangenheit und seiner Geschichte zusammen. Du bist auswechselbar!

Hier muss ich diesmal widersprechen, denn wie kann man etwas annehmen, was es im subjektiven Gefühl und auch im objektiven Handeln (die Schwester wurde bevorzugt) nicht gegeben hat? Dem Mangel, den man fühlt, liegt ja eine Verletzung zugrunde. Und man muss sich meiner Meinung nach bewusst machen, worin diese Verletzung besteht.

Wenn jemand die Zuneigung und Liebe nicht 'anders' zeigen kann, dann ist es für MICH keine Liebe. Denn ich verdiene und brauche die Art von Liebe, die ich mir wünsche. Ich finde es vielmehr wichtig, dass man für sich annimmt, dass der Mangel, den man als Kind erfahren hat, nicht zu kompensieren ist, indem man sich abhängig von der Liebe eines anderen Menschen macht. Und zu akzeptieren, dass man seinen Blickwinkel von dem der Eltern löst.

Beispiel: Meine Eltern sagen, ich war ein schwieriges Kind. Deswegen muss ich nicht unbedingt schwierig sein, nur weil meine Eltern nicht mit mir zurechtkommen sind.

Reinfriede schrieb:
Liebe Timmi, ich denke, dass Dein Problem sich dann löst, wenn Du die Liebe, die Du bekommen hast, auch siehst! Erst dann wirst Du Dich "wert" genug fühlen, auch mal die "Erste" und Einzige für einen Mann zu sein.

Ich glaube, man muss die Liebe zu sich selbst entwickeln, sich selbst kennenlernen und nach sich selbst handeln. Dann zieht man einen RICHTIGEN auch an bzw. sieht ihn überhaupt.

LG
Pisces
 
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