Wie die Beziehung zu den Eltern gestalten?

liebe timmi,
habe gerade gelesen, dass dir das mit dem bis jetzt unerfüllten, neuerlichen kinderwunsch, den du ja in diesem beitrag auch erwähnt hast, ganz schön zu schaffen macht. oje, hast mir jetzt echt leid getan. mein mann hat mir auch jahrelang ein zweites kind verwehrt. ich hätte ihm das nie verziehen.... letztendlich konnte ich meinen wunsch doch noch durchsetzen.
wenn mein bub größer ist, werde ich wahrscheinlich wieder das gleiche gefühl haben wie bei meiner tochter (so wie du es auch hast) - dass die zeit nur so an uns vorbeigegangen ist. ich frage mich schon, wo das letzte jahr geblieben ist. wahrscheinlich sollte ich jeden tag viel mehr auskosten, dazu muss ich aber einigen ballast abwerfen. sonst sind die kinder groß, die eltern sowieso nicht mehr da und es bleibt ein gefühl, etwas verpasst zu haben.
aber ich glaube, man wird immer das gefühl haben, letztendlich alles zu wenig wahrgenommen zu haben.
deine tochter ist ja schon groß - auch wenn sie sich zeit lässt mit dem kinderkriegen wirst du wahrscheinlich mal eine junge omi sein. und dann kannst du ja vieles dort leben, mit einer erfahrung und einem weitblick, der dich die fehler vermeiden lässt, die wir bei unseren eigenen kindern gemacht haben bzw. unsere eltern jetzt machen.
aber wer weiß... vielleicht bekommst du ja selber noch ein riesengeschenk! ich würd es dir von herzen wünschen!
viele liebe grüße
chira
 
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Liebe Chira,
vielen Dank für Deine Zeilen. Ja, ich mache eine bewegte Zeit durch.
Aber irgendwie hängt alles miteinander zusammen. Ich habe vor ca. einem 3/4 Jahr angefangen meine Beziehungen aktiv zu gestalten bzw. zu ordnen. Es sind Beziehungsmuster über Jahre entstanden, mit denen ich nicht mehr klarkam, in denen ich immer wieder verletzt wurde. Das musste ich erstmal erkennen. Und das sind eben die wichtigsten Beziehungen in meinem Leben, meine Tochter, mein Partner und meine Eltern. Teilweise auch Freizeitbeziehung zu Freunden, die ich verändert habe. Du hast ja sicher gelesen, dass ich seit einem guten Jahr in einer Gesprächstherapie bin. Da war ich gezwungen, mich mit mir selbst, meinem Denken, meinem Handeln und meinen Erwartungen auseinanderzusetzen. Und auf einmal wusste ich, was nicht geht und was geht. Es ist dann auch nicht mehr ganz so kompliziert. Ich hatte wirklich für nichts mehr eine Lösung.

Mehr möchte ich dazu garnicht schreiben. Ich komme mit meinem Leben momentan ganz gut klar. Mein Freund ist dabei bei seiner Frau auszuziehen und hat noch die goldene Hochzeit seiner Eltern (gestern) abgewartet, um ihnen nichts unzumutbares zuzumuten. Dann werde ich klarer sehen, wie sich die Beziehung zu ihm gestalten lässt. Im Zweifel muss ich nochmal einen Schnitt machen, weil ich auch konkrete Vorstellungen von einer Beziehung habe. So eine lose Geschichte, jeder wohnt bei sich, man sieht sich oder nicht werde ich nicht lange aushalten ohne wieder unzufrieden zu sein. Momentan sind die Entwicklungen klar und damit kann ich leben. Allerdings ist mein Gefühl zu ihm auch schon irgendwie anders geworden. Ich kann es noch nicht richtig greifen. Ich zweifle an seiner Fähigkeit und seinem Willen eine "richtige" Beziehung zu mir aufzubauen.

Die Elterngeschichte wird noch dauern, aber ich habe keinen Stress mehr und keine vorwurfsvollen Telefonate. Im Übrigen kamen meine Eltern auch immer mit Mitbringseln, die tw. wirklich unnötig warten. Vielleicht bin ich undankbar, aber ich habe mich dann auch immer wieder verpflichtet gefühlt. Vielleicht liegt da der Fehler wirklich bei mir.

Ja, und die Beziehung zu meiner Tochter ist momentan wirklich schön. Ich zicke auch hin und wieder rum, wenn mir ihr Messi-Zimmer auf den Keks geht, aber wir können reden und sind ehrlich. Da ist z.B. was Nettes passiert. Sie hat furchtbar Angst vor Spinnen und seit zwei Tagen schläft sie nun schon mit bei mir im Bett, weil sie nicht glaubt, dass die Spinne, die ich aus ihrem Zimmer entfernt habe, die Einzige war. Ist echt süß. Sie steht 'ne Viertelstunde vor mir auf und macht Frühstück, das machen wir schon lange. Ich räume dann zusammen, wenn sie los muss und verlasse nach ihr das Haus.

Ja mein Kinderwunsch. Was in Sachen Partnerschaft läuft, hast Du gelesen. Wir sind jetzt fast vier Jahre zusammen. Die sind nun wirklich verloren für den Kinderwunsch. Ein fremdgehender Ehemann, der keine Kinder mehr will. Er hat zwei Söhne von zwei Frauen, einer 23, der andere 33. Wie gesagt, die Dinge stehen schlecht. Insbesondere für Experimente, die Paare mit einem gemeinsamen Kinderwunsch vielleicht auf sich nehmen würden.
Ich halte es auch für möglich, dass dieser Kinderwunsch noch ein unerledigtes Problem der Vergangenheit z.B. mit meiner Tochter ist. Ich habe sie ab 6. Monat in die Krippe gebracht, um weiter zu studieren. Der Rest ist irgendwie Verdrängung.

Egal wie lang, ich habe das Gefühl, dass wir viel gemeinsam haben. Danke für's Schreiben und Zuhören.
Wie alt sind Deine Kinder jetzt?

Ich Muss für heute los, bis morgen, fallst Du Zeit hast.

L.G.
Timmi :flower2:
 
Ja, und die Beziehung zu meiner Tochter ist momentan wirklich schön. Ich zicke auch hin und wieder rum, wenn mir ihr Messi-Zimmer auf den Keks geht, aber wir können reden und sind ehrlich. Da ist z.B. was Nettes passiert. Sie hat furchtbar Angst vor Spinnen und seit zwei Tagen schläft sie nun schon mit bei mir im Bett, weil sie nicht glaubt, dass die Spinne, die ich aus ihrem Zimmer entfernt habe, die Einzige war. Ist echt süß. Sie steht 'ne Viertelstunde vor mir auf und macht Frühstück, das machen wir schon lange. Ich räume dann zusammen, wenn sie los muss und verlasse nach ihr das Haus.
liebe timmi,
also, das finde ich ja echt schön!!! ich kann mich da richtig reinbeamen in eure gemütlichkeit..... so ein verhältnis zu einer fast erwachsenen tochter stell ich mir generell wunderbar vor. wenn man seine grenzen mal ausgelotet hat und sich quasi fast als freundin erkennen kann – bei so einem „geringen“ altersunterschied -, dann muss das ja für beide eine ganz tolle erfahrung sein. mit der spinne, da musste ich echt schmunzeln, naja, und wegen dem messi-zimmer, da kann ich deine tochter verstehen, kinder (sofern man deine tochter noch so sehen kann) brauchen das chaos – hab ich mal gelesen, und es dürfte stimmen, denn alle sind so! ich trotze dem ganzen reinlichkeitswahn sowieso, weil ich die totale aversion bezüglich einem übertriebenen sauberkeitsfanatismus entwickelt habe. meine mutter hat ihres zu 100 % beigetragen - sie hat ihre vorliebe durchgesetzt, wann immer sie wollte. es war einfach das wichtigste in unserem elternhaus. demonstrativ hab ich mich anscheinend in eine ganz andere richtung entwickelt, bis ich aber merkte, dass das äußere chaos sich wirklich im inneren manifestiert. oder umgekehrt. schön langsam bin ich dabei, auch diese bereiche zu strukturieren. ich fühle mich immer wohler dabei.
Ja mein Kinderwunsch. Was in Sachen Partnerschaft läuft, hast Du gelesen. Wir sind jetzt fast vier Jahre zusammen. Die sind nun wirklich verloren für den Kinderwunsch. Ein fremdgehender Ehemann, der keine Kinder mehr will. Er hat zwei Söhne von zwei Frauen, einer 23, der andere 33. Wie gesagt, die Dinge stehen schlecht. Insbesondere für Experimente, die Paare mit einem gemeinsamen Kinderwunsch vielleicht auf sich nehmen würden.
mein mann hat aus seiner ersten längeren beziehung auch zwei kinder, die jetzt an die 25 jahre sind. somit war sein „bedarf“ an kindern gestillt. d. h. obwohl seine kinder mit deren mutter schon nach einigen jahren in die schweiz gingen, hat er einen sehr guten kontakt zu ihnen. das hatte ihm anscheinend gereicht. er fühlte sich dem „stress“ in seinem alter nicht mehr gewachsen! jetzt sieht er seine beiden als riesengeschenk.
wie gesagt, ich musste mir mein zweites baby (15 monate) total erkämpfen, aber auch schon meine jetzt 7-jährige tochter. wir frauen schaffen doch so vieles, vielleicht kannst du das auch noch!!
Ich halte es auch für möglich, dass dieser Kinderwunsch noch ein unerledigtes Problem der Vergangenheit z.B. mit meiner Tochter ist. Ich habe sie ab 6. Monat in die Krippe gebracht, um weiter zu studieren. Der Rest ist irgendwie Verdrängung.
kann es sein, dass diese geschichte auch mit den konflikten zu den eltern zusammenhängt? waren deine eltern zu fordernd in der zeit, als du das baby bekamst? haben sie dich in eine rolle gedrängt, in der du ihre erwartungen in bezug auf leistung erfüllen wolltest? hattest du durch sie unterstützung? sie waren ja zu dem zeitpunkt noch selber berufstätig, nehme ich an, aber am nachmittag...oder so?? kinderkrippe mit 6 monaten – oh, das stelle ich mir so vor, dass es dir als mama fast das herz zerreißt!! da glaube ich, dass du das gefühl hast, diese babyzeit einfach nicht entsprechend wahrgenommen zu haben. aber ich denke, irgendwie hat jede mama so das gefühl, egal, wie intensiv sie die zeit nutzen konnte.
ich bin jetzt mitten drin im "zeit-nutzen-können", nehme mir vor, dass ich zumindest im zweiten teil meines karenzes, der heute begonnen hat, nicht so viel neben meinen kindern "herlaufe", sondern mit viel mehr intensität jeden tag lebe. ich freue mich auf morgen.
aber so wie du es hast mit deiner tochter, das stelle ich mir auch wunderbar vor.
in diesem sinne
alles liebe
chira
(wegen deiner beziehung muss ich mich auch noch mal melden)
 
Liebe Chira,
danke für Deine Zeilen.

Ich war auch nie besonders ordentlich, eher weniger. Da wurde ich dann sowohl von Eltern als auch den Männern in meinem Leben scharf kritisiert. Ich habe besonders bei den Männern nie eingesehen, warum ich deren Unordnung gleich mit beseitigen solle. Meinen Kram räumt mir auch keiner nach. Und wenn nicht beide am gleichen Strang ziehen ist mir auch die Lust am Ordnung machen oft vergangen.
Mein Jetziger ist fast pedantisch und ich habe wirklich, fast um ihm etwas zu beweisen, angefangen Stück für Stück Ordnung in meine Sachen zu bekommen. Der Papierkram war besonders schlimm. Und da kommt auch Dein Ausspruch voll zum Tragen:

demonstrativ hab ich mich anscheinend in eine ganz andere richtung entwickelt, bis ich aber merkte, dass das äußere chaos sich wirklich im inneren manifestiert. oder umgekehrt. schön langsam bin ich dabei, auch diese bereiche zu strukturieren. ich fühle mich immer wohler dabei.

Das bei mir nichts so richtig strukturiert ist, hat sich in der Therapie deutlich gezeigt. Von dem Chaos im Rucksack, im Papierkram - der sich dann recht, weil ich Fristen verpasste, Chaos in den Beziehungen. Nirgendwo war etwas übersichtlich und klar. Das war genau der Spiegel meiner Seele.

Inzwischen habe ich es bis auf meinen Keller fast ordentlich. Da habe ich viel zusammengeschoben, weil ein Raum ausgebaut wird, als Probenraum. Ulrike (meine Tochter) findet es auch ganz toll, wenn aufgeräumt ist. Es geht ihr nicht auf den Keks, sie fühlt sich schon wohl, wenn aufgeräumt ist. Nur für sich hat sie noch kein Regime gefunden. Sie räumt ständig auf, hat keinen Plan und keine Freude dran und wird nie fertig. Inzwischen muss sie über irgendwelche Berge steigen, um ins Bett zu kommen. Die sind beim Aufräumen übrig geblieben und noch nicht aussortiert. Helfen soll ich nicht, also muss sie schon durch. Ich habe ihr ein Buch geschenkt, das gut sein soll. Es heisst: "Endlich aufgeräumt" -- Aber sie kommt nicht zum Lesen, 12. Klasse, war wirklich viel in den letzten Wochen. Was soll man da tun?

Meine Mutter war nicht besonders überordentlich als wir noch zu Hause waren. So habe ich es in Erinnerung. Da blieb auch mal der Abwasch stehen, oder wir mussten ihn machen. Und es war nicht nur von einer Mahlzeit. Inzwischen ist sie überordentlich und kann sich nicht daran erinnern, dass es jemals anders war in ihrer Wohnung. So verändern sich die Zeiten.

Der Antrieb für meine jetzige Ordnung war mit Sicherheit mein Freund. Ich glaube ich wollte ihm was beweisen. Letztlich habe ich es mir bewiesen. Denn für ihn ist Ordnung selbstverständlich - beeindruckt habe ich ihn damit in keiner Weise. Nun ja, inzwischen würde ich auch nichts mehr machen, um jemanden davon zu überzeugen, wie toll ich bin. Er nimmt mich wie ich bin und wenn ich mich verändere, dann weil ich es will. Und mit der Ordnung jetzt bin auch ich sehr zufrieden. Es macht halt Mühe, immer alles wegzuräumen, aber ich habe mich schon daran gewöhnt. Was musste ich früher aufräumen, wenn sich Besuch angesagt hat...

Nochmal zu den Kindern. Ich denke, dass er kein Kind planen möchte, weil es offensichtliche - sagen wir mal Dummheit wäre - sich in seinem Alter planmäßig noch ein Kind anzuschaffen. Wenn es auf einmal da wäre, dann wäre er sicher auch glücklich. Seinen ersten Sohn hat er gehabt bis er 5 war oder so und den zweiten nur bis 2. Ich glaube die Babyzeit vom ersten war er auch bei der Armee. So ganz genau weiß ich das nicht, obwohl er mir alles genau erzählt hat. Nun ist er 56, also ich kann seine Bedenken verstehen. Eltern sollten für ihre Kinder dasein können. So richtig aufwachsen sehen, hat er keines seiner Kinder.

Er sagt auch, dass ich meine Tochter "gut hingekriegt" habe. Immerhin habe ich mich von ihrem Vater getrennt, als sie 8 war. Die Zeiten danach waren schwierig. Davon steht sicher oben genug drin.

Ich freue mich für Dich, dass Du wirklich Zeit hast für Deine Kinder. Ich habe wie gesagt studiert und war anschließend immer voll berufstätig. Meine Eltern haben beide gearbeitet und ich wohnte auch nicht fußläufig in der Nähe. Nicht in der Schwangerschaft und auch nicht später. Telefon und Auto hatte ich nicht - war eben Osten. Da war nicht so viel Unterstützung. Meine Mutter würde sicher was anderes erzählen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich sehr alleine war in meiner Wohnung mit dem Baby. Als sie vier Wochen war, wurde ihr Papa eingezogen für 1 1/2 Jahre. Wir waren nicht verheiratet und da kriegte er das erste mal nach 16 Wochen Urlaub!!!!!

Genug ausgeschweift.

Die Themen überschneiden sich sehr, sind letztlich alle Beziehungsfragen: Kind Eltern Partner - und dann kriegt das Ganze auch eine Struktur.

Liebe Grüße
Timmi :flower2:
 
liebe timmi,
dir auch vielen dank für alle deine lieben antworten!
wieder mal witzig, jetzt wollte ich gerade über deinen satz "die themen überschneiden sich" schreiben und erläutern, welch riesengroßen einfluss auch mein vater auf meine beziehungen hat(te), da merke ich, dass du genau zu diesem thema einen eigenen tread aufgemacht hast. irgendwie kommst du für mich immer genau zum richtigen zeitpunkt. hatte gestern überlegt, ob es nicht besser wäre, all die elternprobleme zu vergessen. aber das käme einer verdrängung gleich. jetzt bin ich mittendrinnen, und auch im neuen bericht merke ich die übereinstimmung mit euren aussagen.
ich muss im übrigen wirklich auch über vieles schmunzeln. diese ähnlichkeit der dinge! nur bist du mir um einiges voraus, aber das bist du ja in jahren auch an 4-en. das chaos im rucksack hab ich noch immer, das chaos in mir hab ich noch immer nicht mal ansatzweise bereinigt (da hast du ja auch schon genügend schritte hinter dir). in der beziehung ist für dich alles offen, ich kann fast nicht aus - frage mich aber, ob ich wirklich das glück in der ehe so lebe, wie ich es zu empfinden glaube, oder ob ich mir alles in einen schutzmantel bette, der besagt, es sei alles in ordnung.
ich stand bereits vor zweieinhalb jahren kurz davor, alles zu beenden, die ehe hat mir einfach mehr genommen als gegeben. ich wollte endlich mal (ENDLICH MAL) gesehen sein. nur zu glauben, ich sei geliebt, reichte mir nicht mehr. ich bemerkte mein enormes bedürfnis, endlich mal mich in den vordergrund zu stellen. das ewige "zuwendung-holen-müssen" - sonst gibt es gar nichts, reichte mir nicht mehr. zum richtigen zeitpunkt kam die wende, von heute auf morgen... gottseidank im letzten augenblick.....
der vater meines mannes ist übrigens auch lehrer (witzig, nicht), er war dann auch direktor an einer hauptschule. immer absolut korrekt, er wollte diese werte auch seinem sohn vermitteln (er hatte seinen vater auch in der schule). dieses werte vermitteln hat er auch geschafft, aber nur menschlich gesehen. er ließ sich jedoch absolut nicht in die rolle der gesellschaft zwängen, dass ansehen nur abgeleitet wird von den umständen, inwieweit man es karrieremäßig schafft. er ging einfach seinen ganz persönlichen weg, und seine eltern lernten damit zu leben. er hat sich einfach immer abgegrenzt von dem, was vorausgesetzt wird. sein bruder wurde dem willen des vaters zufolge auch lehrer, er ist der "brave". aber irgendwie hab ich das gefühl, dass mein mann auch ein wenig liebkind ist.
die frage, warum ich mich gerade wieder in einen extrem schwierigen mann verlieben musste, ist ganz klar beantwortet. auch ich lebte immer - so wie du es beschreibst - die gleichen "beziehungsmuster". ich konnte auch kein gefühl aufbringen, wenn es jemand wirklich gut mit mir meinte. die einzige beziehung, die aufgebaut wurde dadurch, dass mal wer extrem lieb zu mir war, ist die mit dem verheirateten gewesen. aber dieser war eben auch - vorerst zumindest - unerreichbar, und das gab mir die sicherheit, mich bewusst nicht total in seine fänge zu begeben, um dann wieder weggestoßen zu werden. wir waren eineinhalb jahre zusammen, auch er war 15 jahre älter.
vieles in meinen vergangenen freundschaften hatte irgendetwas mit musik zu tun (selbst der sohn meines "verheirateten" war musiker)- da musste ich lachen, als ich las, du singst und bist in diesem bereich voll dabei. ich selber hab null ahnung, null stimme, null rythmusgefühl. aber auf mich hat das alles immer eine riesen faszination ausgeübt. in den proberäumen herumsitzen, auf konzerten mitzufiebern. das alles geht mir jetzt schon ab, mein einfaches leben jetzt .... aber alles zu seiner zeit. vielleicht möchte ich das heute gar nicht mehr. denn ein wenig schwierig, ein wenig unnahbar kamen mir die musiker vor. vielleicht bin ich jetzt endlich so weit, dass ich es nicht mehr möchte, wenn etwas schwierig ist. damals habe ich es gebraucht, das "nicht-genau-wissen-wie". da konnte man viel reininterpretieren, wenn jemand so auf der bühne stand. dieser konnte einen im leben total verletzen, aber wenn derjenige auf der bühne stand, und die emotionen voll mit der musik rüberbrachte, da konnte man doch ein wenig hoffen, dass dies auch ein wenig für einen selber war. dass derjenige sich so einfach nicht ausdrücken kann. diese ungewissheit brauchte ich. musiker haben für mich in rätseln gesprochen und in rätseln gelebt... .
vielleicht ist es bei euch anders, oder generell.
ich spürte jedenfalls bei deiner geschichte gleich den funken zwischen euch, zwischen deinem freund und dir. wie ihr euch kennengelernt habt. da kam enorm was rüber, wie du das beschreibst -, und es verbindet euch ja auch sehr viel!! viel mehr als mich verbunden hat mit meiner "er-ist-verheiratet"-geschichte. und dennoch hat es mir riesen-gut getan, zu spüren, wie es sein könnte, einen vater zu haben...
so, zeit, schluss zu machen. mein sohn veranstaltet gerade chaos, er hat soeben den pflanzensprüher geöffnet und sich im wasser gebadet. ich danke dir für alles, wir werden uns sicher noch öfter begegnen. wahrscheinlich kann ich gar nicht umhin, im anderen talk mitzumischen.
alles liebe und gute
chira
 
Liebe Chira,

ich finde es wirklich sehr angenehm, dass ich weiß, dass ich mit meinen "Problemen" nicht allein dastehe. Dass es z.B. Dich gibt, die ähnliches erlebt hat und ähnlich empfindet. Dadurch kommt mir manches nicht mehr so unnormal vor. Es sind eben doch Empfindungen, die nahe liegen. Ich suche Nähe und genau so wie Du beschreibst, will ich endlich auchmal die Nr. Eins sein und es auch spüren. "Du weißt doch, dass ich Dich liebe", reicht einfach nicht aus, wenn die Handlungen eine andere Sprache sprechen. Und für Klarheit, nach der ich unbedingt suche auf allen Ebenen, habe ich mir den falschen Mann gesucht. In den anderen Dingen wird es wirklich klarer. Damit meine ich sowohl Organisation in Haus und Büro als auch Klarheit in Beziehungen. Mit meinen Eltern ist es nicht fertig, aber klarer ist es dennoch.

Sind wir noch im Eltern-Kind-Beziehung Talk?

Wahrscheinlich doch.

Am WE war meine Tochter zu Besuch bei meinen Eltern im Garten. Von dort wurde sie von ihrem Vater und seiner neuen Partnerin mit gemeinsamem Nachwuchs abgeholt. Ich würde sagen meine Mutter hat die Frau höchstens 3x gesehen und unsere Trennung ist über 8 Jahre her. Und auf einmal schwärmt meine Mutter am Telefon gegenüber meiner Schwester plötzlich total von dieser Frau, wie nett sie auf einmal wäre und wie ausgeglichen mein Exmann wirkt (?). Ich weiß überhaupt nicht, was das soll. Aber es passt schon. Meine Schwester war total sauer, weil von Kennen kann wirklich nicht die Rede sein, ich meine meine Mutter und die Frau. Aber meine Mutter hat sowas früher auch schon gemacht. Uns von Wildfremden Leuten vorgeschwärmt (meine Schwester kennt die Frau garnicht), so als positive Beispiele. Damit wird immer gleichzeitig klargemacht, wo die Unterschiede liegen. Sie heben andere in den Himmel und damit landest Du ganz unten, ohne, dass dies noch gesondert erwähnt werden muss.
Wenn sie mir sowas vorschwärmen würde, hätte ich 'ne Antwort, aber dazu kommt es ja nicht. Das geht immer nur um die Ecke. Nie direkt und konkret. Ich würde meine Mutter fragen, warum sie davon ausgeht, das mein Ex über acht Jahre nach unserer Trennung, wenn er eine glückliche Beziehung hat und ein kleines Kind, nicht entspannt und glücklich aussehen sollte. Das passt auch so in die Richtung, dass sich die Dinge für meine Eltern nicht entwickeln, sondern, dass sie selbst unverändert auch in ihren Enttäuschungen verharren und erstaunt sind, wenn andere nicht ewig leiden.
Meine Tochter hatte Fotos von unserem London-Trip mit bei ihnen. Da bin auch ich drauf. Es sind wirklich ganz tolle Fotos und ich sehe auch entspannt, glücklich und richtig jung aus. Der Kommentar meiner Mutter: Na wenn sie glücklicher ist, ohne uns. Das ist genau der Punkt. Ihre Wichtigkeit ist weg, so jedenfalls empfinden sie es. Ggf. trifft es natürlich, weil ich losgelassen habe.

So, jetzt schaue ich noch schnell in die anderen Themen und dann muss ich aber was tun für mein Geld.

L.G.
Timmi
 
Hallo zusammen,

inzwischen ist wieder viel Zeit vergangen und einiges passiert.
Meine Eltern waren seit September und seit meinem Brief im Januar das erste Mal wieder bei meiner Schwester zu Besuch mit Übernachtung. Es wurde keines der brennenden Themen angesprochen, nicht einmal, dass sie auch den Kontakt zu meiner Schwester abbrechen wollten, und ihr noch die Schuld zuschoben, dass sie nicht verhindert habe, dass ich den Brief schreibe. Sie hatte mir ja noch diese alten Verhaltensregeln gegeben, die sie noch aufbewahrt hatte. Also nichts desgleichen, smalltalk und auch meine Schwester hat heiße Themen vermieden.
Sie meinte, mein Vater schweigt mich tod, und meine Mutter hatte irgendwie ein Thema aufgeworfen, als sie beide allein waren, da hat meine Schwester einen Vergleich zu mir gezogen. Meine Mutter meinte dazu: "Hör' mir auf mit Andrea, das Thema ist für mich erledigt". Das ist ganz sicher nicht so, weil sie ist immer noch meine Mutter. Aber sie wollte nicht drüber reden.

Dann am nächsten Tag am Telefon, kam es doch aus ihr raus. Sie hat selbst die Sprache drauf gebracht und wollte von meiner Schwester wissen, wie sie nun zu meinem Brief stehe. Damit hatten wir ja beide gerechnet.
Meine Schwester sagte, dass sie sich nicht positionieren will, und wenn sie was mit mir besprchen wollte, dann sollte sie dies tun. Meine Mutter bezeichnete meinen Brief als lauter Lügen!! Hat sie nicht mal in ihrer "Antwort" so gemacht. Irgendwie verdreht sich das alles immer mehr. Während des gesamten Telefonates hat meine Mutter geweint. Meine Schwester hat ihr deutlich gesagt, dass sie sich selbst schade, mit dieser Entscheidung, denn ich werde immer ihre Tochter bleiben, die könne sie nicht verleugnen ohne sich selbst zu verletzen. Und dann brachte meine Schwester die Sprache auf meinen Vater und stellte einfach mal ihre Vermutung in den Raum, das mein Vater derjenige sei, der den harten Kurs fahre. Dass sie sich nicht vorstellen könnte, dass es die Entscheidung meiner Mutter sei, mich nicht mehr sehen zu wollen. Keine Erwiederung, nur Tränen.

Ich habe doch immer nach der Trennlinie zwischen meinen Eltern gesucht. Das wird sie wohl sein. Mein Vater ist der Gefühlskalte, der meine Mutter quasi unterstützt, indem er sie darin bestärkt, wie sehr ich sie mit dem Brief verletzt habe und ihr damit jeglichen eigenen Gestaltungsspielraum nimmt.

Wir hatten hier mal diesen Aufsatz über "Entrüstung". Der trifft soweit ich das jetzt sehe auf die Situation meiner Eltern ins Schwarze. Mein Vater ist entrüstet und meine Mutter ist das Opfer. Sie kann sich in keine Richtung bewegen. Sie könnte es dann quasi vor ihm auch nicht rechtfertigen und würde ihn "verraten", wenn sie etwas anderes wollte. So rücken die beiden in der Situation näher zusammen und sind gemeinsam handlungsunfähig.

Ich weiß nciht, ob ich mir hier was zusammenkonstruiert habe, oder ob es wahrscheinlich ist. Jedenfalls könnte es so sein. Es würde passen.

Irgendwie war ich immer damit unzufrieden, dass es meine Eltern nur als Doppelwesen gab. Ich kann wirklich nicht sagen, das ich irgendwelche Unterschiede zwischen ihnen machen konnte. Oft hört man ja sowas, wie der Eine ist für die Probleme, der Andere eben mehr Gefühl, aber eben Unterschiede. Die spüre ich garnicht, aber es wird sie geben. Es sind doch zwei verschiedenen Menschen.

Meine Mutter tut mir in der Situation leid, aber eine Lösung sehe ich nicht.

L.G.
Timmi
 
Vergebung

Hallo zusammen,

habe gerade in einem anderen Thema wieder viel über Verzeihen und Vergeben gelesen und bin, so glaube ich, auf einen ganz wichtigen Gedanken gekommen.


Mir wurde auch hier im Forum oft gesagt wurde, dass man für sich selbst verzeiht, vergibt. Der andere müsse davon nichts wissen. Es gehe um den eigenen Frieden. Und genau damit habe ich meine Schwierigkeiten.

Ich habe ja nun meinen Eltern ein paar Dinge gesagt, über ihre Erziehung und so, die sie sehr verletzt haben. Ich für meinen Teil habe seit dem Ruhe, weil ich es ihnen gesagt habe. Ich kenne die Gründe, ihre Sichtweise und ich trage es ihnen deshalb nicht nach. Aber was nun?

Sie können nicht damit leben,dass ich so eine Meinung von ihnen habe. Was nützt es also, wenn ich es nicht Schuld empfinde, was gelaufen ist, und es ihnen nicht vorwerfe. Die Übergänge sind fließend. Dadurch, dass ich es ihnen gesagt habe, kann ich nicht einfach für mich verzeihen. Das Problem habe ich ja schon an sie weitergegeben. Und wenn ich nun die Verzeihung öffentlich mache, ihnen irgendwann sage, dass ich nichts nachtrage - dann sage ich doch nichts anderes als : Ihr seid schuldig und ich verzeihe Euch. Dann müssten meine Eltern mit der Schuld und mit der Verzeihung leben. Also sagen sie - es gibt nichts zu verzeihen, wir sind nicht schuldig. Hier wird es keinen gemeinsamen Weg geben, nur meine innere Vergebung. Ich hätte auch nichts davon, dass meine Eltern mit Schuldgefühlen leben. Ich will ja garnicht, dass sie sich als miese Eltern fühlen. Das hatte ich aber bei meinem Brief an sie nicht bedacht. Ich wollte einfach, dass sie wissen, was ich denke, dass ich vieles nicht gut finde, was war. Mit den Folgen komme ich jetzt nicht klar.

Ich trage es nicht nach, kann die Sache damit eigentlich abhaken, aber sie können es nicht. Auch sie müssten mir verzeihen, dass ich sie damit konfrontiert habe. Damit wäre es nicht ungeschehen, aber wir könnten wieder ehrlich miteinander umgehen.

Ich glaube in diese Richtung muss ich weiter überlegen.

L.G.
Timmi
 
timmi schrieb:
..... Auch sie müssten mir verzeihen, dass ich sie damit konfrontiert habe.
liebe timmi,
ich finde dein verhalten war fair und es gibt nichts, was diesbezüglich zu verzeihen wäre!! deine eltern müssen mal erkennen, dass du ihnen mit deinen bemühungen, ihnen alles offen darzulegen, auf jeden fall ein großes maß an wertschätzung entgegengebracht hast! die meisten anderen menschen würden sich eben einfach stillschweigend zurückziehen mit dem gedanken "komm doch selber drauf, was du falsch gemacht hast". du hast sie offen mit deinen gefühlen konfrontiert, die gefühle sind nun mal da, und DAFÜR können sie dich sicher nicht verurteilen, es sei denn, sie sehen alles nur aus einer beschränkten sichtweisen, wo nur wieder sie selber vorkommen. sie sollten in erster linie DAS mal erkennen und tun, wozu sie als eltern eigentlich moralisch fast verpflichtet sind: dich nicht einfach ignorieren und dein/ihr problem nicht über andere, sondern über DICH selber austragen!

nimm jetzt nicht diese "schuld" auf dich, dann hätten sie letztendlich erreicht, was sie vielleicht wollten! wieder alles von sich abprallen zu lassen und auf dich zu übertragen.....
steh 100 % zu dem was du getan hast, es war auf-richtig!!
liebe grüße
chira
 
Liebe Chira,

ich habe keine Schuldgefühle im Sinne von ich bin schuldig, dass sie sich mies fühlen. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass ich diese Situation ausgelöst habe. So wie sie damit umgehen mit Verleugnung und Verdrängung bleiben sie sich selbst treu und fühlen sich wahrscheinlich nicht mal schlecht dabei. Sie weisen alles von sich, bezeichnen es als Lügen und versuchen sich also nicht mal ansatzweise mit meinen Gefühlen auseinanderzusetzen.

Es ist und bleibt einfach unbefriedigend. Ich kann es mir für mich einfach nicht vorstellen, dass ich, weil mein Ego verletzt wurde, meine Tochter aus meinem Leben streichen würde, damit würde ich mich doch noch mehr verletzen. Die Rechnung geht nicht auf, und sie merken es nicht.

Ich kann mir auch ganz schlecht vorstellen, zu Ihnen Kontakt zu haben, solange sie sich auf diese Weise zurückziehe. Es wäre doch immer noch nicht klar zwischen uns. Oder doch? Sie erwarten doch, dass ich das alles zurücknehme oder "abschwöre" und genau das wird niemals geschehen, weil ich dazu stehe. Sie haben ja schon ein Riesenproblem damit, dass sich meine Schwester nicht von mir distanziert.

L.G.
Timmi
 
liebe timmi,
timmi schrieb:
.... ich habe keine Schuldgefühle im Sinne von ich bin schuldig, dass sie sich mies fühlen. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass ich diese Situation ausgelöst habe.
diese situation ist aus deiner aufrichtigkeit heraus ausgelöst worden. du, ich und viele andere in diesem forum sind wahrscheinlich anders als die meisten anderen, insofern, dass wir uns selber treu sein wollen/müssen. und das geht nur über aufrichtigkeit. wir können niemanden auf die dauer etwas vorspielen. wenn du die situation ohne „tat“ weitergeführt hättest, dann wäre das schlechte gefühl, nicht ehrlich zu sein, immer dein wegbegleiter gewesen. aber – und das sehe ich als problem der heutigen gesellschaft – aufrichtigkeit wird nicht mehr gelebt! um ja nicht ins fettnäpfchen zu treten und immer lieb dazustehen spielen die meisten menschen eben theater oder sie ziehen sich wortlos zurück. ehrlichkeit ist keiner gewöhnt, und dadurch das schockerlebnis, wenn man dann doch mit jemanden konfrontiert ist, der anders = aufrichtig ist.
timmi schrieb:
So wie sie damit umgehen mit Verleugnung und Verdrängung bleiben sie sich selbst treu und fühlen sich wahrscheinlich nicht mal schlecht dabei. Sie weisen alles von sich, bezeichnen es als Lügen und versuchen sich also nicht mal ansatzweise mit meinen Gefühlen auseinanderzusetzen.
sie sind sich anders treu als wir es uns sind. sie sind sich bedingungslos treu. du stellst deine handlungen in frage. das zeigt von allem anderen als oberflächlichkeit. wenn ich mich selber verglorifiziere, dann renne ich blind durch die welt. denn fehler macht jeder. sich damit auseinanderzusetzen, das zeigt stärke. aber wie gesagt, menschen sind es nicht gewöhnt, „fehler“ mitgeteilt zu bekommen. oder, sagen wir, klärungsbedürftige fakten. denn was für den einen ein „fehler“ ist, ist aus der sicht des anderen oft ganz anders zu verstehen. und das zu klären wäre ja wichtig. das ist es ja auch, was du möchtest.
du weißt, die probleme mit meiner mutter sind ähnlich gelagert wie deine. wenn ich nicht anders kann und meiner mutter meine sicht der dinge darlege, dann bekomme ich immer gleich eine massive anklage zurück. so hörte ich kürzlich wieder einmal mehr, sie hätte ihrer mutter auch viel zu sagen gehabt, aber sie hätte sich - aus respekt vor ihr - das niemals angemaßt. was ist nun aufrichtiger und respektvoller?? jemanden ein leben lang etwas vorzumachen oder ehrlich alles auszudiskutieren? meine mutter kann mit ihrer heiligtuerei gefühle in mir auslösen, die kein anderer mensch auszulösen vermag. aus der sicht meiner mutter bin ich die böse. allgemein. sie käme niemals auf die idee, dass dies etwas mit IHREM verhalten zu tun haben könnte.
einmal, vor einigen jahren, hab ich meiner mutter wirklich einige dinge in briefform mitgeteilt. so wie meine mutter alles sehr gerne in schriftlicher form übermittelt. zuerst hat sie meine art, dinge lösen zu wollen, erbost der ganzen verwandtschaft erzählt. sie sagte mir dann auch die meinung der anderen: also, man solle ja doch über dinge REDEN können. der brief wurde abgewertet. dass in briefform vieles leichter zu sagen ist, das sieht wohl keiner.
was ich meiner mutter hoch anrechnen muss: sie hat auf jeden fall stellung genommen, und sich nicht beleidigt aus der affäre gezogen. dadurch konnten wir in einigen punkten neu anfangen. wenn sie nichts dazu gesagt hätte, dann wäre ich trotz allem froh gewesen, alles einmal losgeworden zu sein.
immer alles reinzufressen, da geht man vielleicht auch noch in die krankheit. da bin ich mir selber zu viel wert (geworden)!
timmi schrieb:
Sie weisen alles von sich, bezeichnen es als Lügen und versuchen sich also nicht mal ansatzweise mit meinen Gefühlen auseinanderzusetzen.

Es ist und bleibt einfach unbefriedigend. Ich kann es mir für mich einfach nicht vorstellen, dass ich, weil mein Ego verletzt wurde, meine Tochter aus meinem Leben streichen würde, damit würde ich mich doch noch mehr verletzen. Die Rechnung geht nicht auf, und sie merken es nicht.
also, genau das ist es. wir haben selber kinder und können uns vieles von dem handeln unserer eltern einfach nicht vorstellen. weil wir spüren, wie verletzt sich unsere kinder fühlen würden. wenn deine eltern nur sehen könnten, WIE SEHR du dich auseinandersetzt mit eurem thema! aber in dem beschränkenden drang, das ego verteidigen zu müssen, würden sie nicht die großartigkeit deiner sache, nichts auf die leichte schulter zu nehmen, sehen, sondern es käme wahrscheinlich ein neuerlicher aufschrei der empörung: „jetzt wird unsere geschichte schon in die weite welt hinausgetragen“. man kann machen was man will, es kann immer falsch dargelegt werden. so wie der sommer machen kann, was er will. er macht es fast immer falsch. einmal zu heiß, einmal zu kalt. hauptsache, die menschen haben was zu jammern.
bei meiner mutter kommt mir manchmal vor, es ist „gefundenes fressen“ für sie, wenn sie wieder mal mit anschuldigungen gegen mich ihre bedauernswerte situation vor anderen unterstreichen kann. vielleicht genießen es auch deine eltern, die „armen“ zu sein.
wenn sie genug geklagt haben, dann denken sie vielleicht doch mal nach.
timmi schrieb:
Es ist und bleibt einfach unbefriedigend. ...

Ich kann mir auch ganz schlecht vorstellen, zu Ihnen Kontakt zu haben, solange sie sich auf diese Weise zurückziehe. Es wäre doch immer noch nicht klar zwischen uns. Oder doch? Sie erwarten doch, dass ich das alles zurücknehme oder "abschwöre" und genau das wird niemals geschehen, weil ich dazu stehe. Sie haben ja schon ein Riesenproblem damit, dass sich meine Schwester nicht von mir distanziert.
vielleicht kannst du deine enttäuschung, dass keine reaktion kam, noch mal rüberbringen?? ein weiteres zugehen von deiner seite (brief) ohne erwartung einer reaktion?? schlechter werden kann es nicht...... . was mich vielleicht hindern würde: ob es mir die mühe wert ist, zu „betteln“ um irgend eine stellungnahme..... und wenn dann wieder nichts kommen würde, dann könnte ich wahrscheinlich die sache für mich abhaken. dann würd ich mich echt stolzestens zurücklehnen. aber naja, deine eltern würden ein neuerliches bemühen wahrscheinlich wieder als neuerlichen vorwurf ansehen...
blöde geschichte, ehrlich! schwierig!!!
liebe grüße
chira
 
Liebe Chira,

:danke:

es ist wirklich genauso.

vielleicht kannst du deine enttäuschung, dass keine reaktion kam, noch mal rüberbringen?? ein weiteres zugehen von deiner seite (brief) ohne erwartung einer reaktion?? schlechter werden kann es nicht...... . was mich vielleicht hindern würde: ob es mir die mühe wert ist, zu „betteln“ um irgend eine stellungnahme..... und wenn dann wieder nichts kommen würde, dann könnte ich wahrscheinlich die sache für mich abhaken. dann würd ich mich echt stolzestens zurücklehnen. aber naja, deine eltern würden ein neuerliches bemühen wahrscheinlich wieder als neuerlichen vorwurf ansehen...

Aber sie hatten reagiert. Es kam doch wirklich postwendend - ich betone das so, weil sie sich nicht die Zeit genommen haben nachzudenken, sondern nur reagiert haben - eine Antwort zurück.
Eine Antwort - bestehend aus Rechtfertigungen und Vorwürfen, Verdrehungen der Vergangenheit, Eigenlob und Beweihräucherung, triefend vor Selbstmitleid.
Der Brief schloß mit den Worten, dass alles gesagt sei und sie keine Antwort von mir erwarten würden.

Ich hatte dann doch etwas gehadert, eine Antwort vorbereitet um mir Klarheit zu verschaffen, und sie wieder weggelegt. Mein Psychologe hat es dann auf den Punkt gebracht, indem er fragte, ob ich denn glaube, dass ich mich unklar bzw. missverständlich ausgedrückt habe, so dass es jetzt noch einer nachträglichen Erklärung meiner Absicht bedürfen würde.

Hatte ich nicht. Insofern wäre der zweite Brief von mir genauso verhallt, wie der erste.

Ich wüsste wirklich nicht, was ich jetzt schreiben sollte und befürchte fast, dass es so eine Art "Bettelbrief" wäre, in ihren Augen. Ich fange doch schon wieder an, die Sache aus ihrer Sicht zu betrachten, wie es ihnen geht, wie sie es aufgefasst haben und mache mir damit ihre Probleme zu eigen. Damit hätte ich dann genau das alte Muster wieder. Das ich versuche nach ihrem Gefühl zu denken, wie ich es seit meiner Kindheit von ihnen anerzogen bekam.

Sie haben das, was sie tun selbst zu verantworten. Nicht ich. Ich habe getan, was aus meiner Sicht nötig war, bei dem Stand unserer Beziehung. Wir hatten uns ja vorher schon festgefahren. Der Brief war ein Versuch der Klärung, ein gescheiterter, aber mir geht es wie gesagt besser als vorher.

Liebe Chira,
Du hast mir heute sehr geholfen, meine Gedanken hatten sich doch schon wieder ganz schön im Kreis verfahren. Jetzt bin ich wieder raus aus dem Karussell.

L.G.
Timmi
 
timmi schrieb:
Liebe Chira,
Du hast mir heute sehr geholfen, meine Gedanken hatten sich doch schon wieder ganz schön im Kreis verfahren. Jetzt bin ich wieder raus aus dem Karussell.
liebe timmi,

vielen dank!
immer wieder holt es einen ein, dieses gefühlskarussel, nicht wahr? gut, wenn man was tut, bevor sich der kreis zu schnell dreht und man schwer auf die nase fällt. leider sind es immer nur zwischenstopps, denn:
.... thema noch nicht abgeschlossen. keine lösung. .......
oder wäre für irgend jemand schon eine lösung gegeben? was würdet ihr anderen tun in zukunft??
jeden kontakt zu den eltern vermeiden? weihnachten, geburtstage???
alles abhaken und gefühlsmäßig so eine distanz aufbauen, dass man unverletzbar wird in dieser beziehung und alles laufen lassen ohne emotionales eingebunden sein (z.b. zu einer ev. feier bei der schwester gehen und so tun, als wären die eltern irgendwelche unbedeutenden menschen, zu denen man keine beziehung hat = smalltalk reden und sich nicht berühren lassen.....).
??????
liest noch jemand mit? was würdet ihr anderen tun?
liebe grüße
chira
 
Hallo timmi, hallo chira,

ich lese noch mit und ich fühle auch mit - oder versuche es zumindest. es ist aber zugegebenermaßen ungemein schwer für mich, mit euch wirklich hautnah mitzuempfinden, weil meine "Elternproblematik" nun geradezu gänzlich anders gelagert ist....
und insofern bin ich auch wohl nur ungemein begrenzt in der Lage, brauchbare Anmerkungen dazu zu geben.

Eines aber ist mir aufgefallen, timmi,
timmi schrieb:
Ich wüsste wirklich nicht, was ich jetzt schreiben sollte und befürchte fast, dass es so eine Art "Bettelbrief" wäre, in ihren Augen. Ich fange doch schon wieder an, die Sache aus ihrer Sicht zu betrachten, wie es ihnen geht, wie sie es aufgefasst haben und mache mir damit ihre Probleme zu eigen. Damit hätte ich dann genau das alte Muster wieder. Das ich versuche nach ihrem Gefühl zu denken, wie ich es seit meiner Kindheit von ihnen anerzogen bekam.
Nein, es wäre m.E. nicht dasselbe, solange du dir dessen bewußt bist. In dem Moment, wo du weißt und dir gegenwärtig bist, daß es ihre möglichen, wahrscheinlichen Denkmuster und Empfindungen sind, nicht die deinen, solange du sie nicht automatisch übernimmst und dir zu eigen machst und zum Kriterium deiner Entscheidungen machst, in dem Moment empfindest du mit ihnen, nicht für sie und nicht statt deiner eigenen Enpfindungen. Ich halte das für eine wichtige Empfindung, die du dir nicht gleich aus Angst vor dem Rückfall in alte Muster wieder zerstören solltest.
timmi schrieb:
Sie haben das, was sie tun selbst zu verantworten. Nicht ich. Ich habe getan, was aus meiner Sicht nötig war, bei dem Stand unserer Beziehung.
ja, ich denke, damit liegst du richtig.
es gibt situationen, da ist nichts tun, das Angemessene. Und zugleich das Schwierigste. Das ist zugleoich meine ganz persönliche antwort auf deine frage, chira.
timmi schrieb:
Wir hatten uns ja vorher schon festgefahren. Der Brief war ein Versuch der Klärung, ein gescheiterter, aber mir geht es wie gesagt besser als vorher.
es ist gut, daß es dir besser geht, und es ist ein gutes Zeichen dafür, daß es richtig war.
noch ist nichts gescheitert. manche Dinge brauchen Zeit, und einige brauchen eben sehr viel Zeit.
Ich stimme dir zu, daß ein zweiter Brief derzeit unangebracht ist, weil er im Grunde aus Sicht deiner Eltern nur zwei Dinge bringen könnte: entweder, eine Relativierung des ersten, oder eine Bekräftigung (und das wäre in dem Fall m.E. gleichzusetzen mit Verschärfung).

ansonsten scheint mir das meiste sehr stimmig und einleuchtend, was du geschrieben hast, chira.

was , das "verharren wollen in der situation" seitens der eltern und das "bestehen auf der (vermeintlichen) opferrolle" betrifft: es ist so menschlich. wir alle sind ungleich lieber opfer als täter, unschuldig, statt schuldig. wir versuchen, manchmal um nahezu jeden preis, zu vermeiden, schuldig zu werden, aber oft geht das gar nicht.

leben bedeutet, sich auch schuldig zu machen, "sündig" zu werden und sich in schuld zu begeben - entweder dem einen oder dem anderen gegenüber.
es gibt einen vortrag dazu vom -bekanntermaßen sehr umstrittenen- bert hellinger: "grenzen des gewissens". er hat mich persönlich tief berührt. ich habe ihn als mp3 (ca. 110 MB), wenn ihr interessiert seid, maile ich ihn euch gerne mal zu.

Ich bin im moment leider etwas knapp mit der zeit; ich füge vielleicht demnächst noch etwas hinzu.

bis dahin wünsche ich euch beiden alles erdenklich gute

liebe grüße, Stephan
 
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Gut so

Hi Timmi,
ich habe jetzt nicht mehr alles komplett gelesen, nur leicht überflogen, ich schließe mich Stephans Beitrag an. Ich denke sie wollen die Verantwortung auf dich abschieben. Es ist gut, daß du das nicht mehr mit dir machen läßt. Dein Weg ist richtig. Gib ihnen Zeit :kiss3:
LG Penelope
 
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