Wie die Beziehung zu den Eltern gestalten?

Hallo Evy,
meine Mutter wurde in ihrer Jugend mit Sophia Loreen verglichen. Bildschön, Topfigur. Inzwischen ist sie halt stärker, aber immer total auf Äußerlichkeiten bedacht, Frisur sehr jugendlich und bei ihren 66 Jahren keine Falten. Sie wirkt ca. 10 Jahre jünger. Auf das jüngere Aussehen meiner Mutter war ich immer irgendwie stolz, auch wenn sie manchmal irgendwie total gekünstelt rüberkommt, auch so vom Verhalten, sie selbst findet sich aber sehr natürlich. Und sie redet über Liebe zu Kindern und Enkeln ohne dass es glaubhaft ist. Es wirkte auf mich immer genauso künstlich, wie ihr Auftreten. Laut und theatralisch. Mein Vater schmückt sich mit meiner Mutter, wie mit einem Edelstein und er hat sie gerne eifersüchtig gemacht. Da reicht es, wenn er auf eine schöne Frau im Fernsehn aufmerksam macht, dass sie eine Szene macht. Meine Mutter hat äußerlich viel Ähnlichkeit mit dieser Schlagertante "Paola", das hat er ihr mal gesagt, da war sie beleidigt, weil Paola ja jünger war. Mein Vater ist genauso eifersüchtig, er hat ganz zu Anfang ihrer Ehe alle Fotos, auf denen mal verflossene Freunde meiner Mutter drauf waren, aus ihrem Album gerissen und verbrannt. Alle ihre Erinnerungen verbrannt. Darüber ist meine Mutter heute noch total traurig. Sie hätte uns die Bilder gerne gezeigt. Mein Vater war nicht so ansehnlich und meine Mutter sah aus wie eine Schauspielerin, dass muss für ihn ein Riesenproblem gewesen sein.

Mich hat meine Mutter wegen Äußerlichkeiten gehänselt, ich hätte einen zu kleinen Busen, meine Mundwinkel gingen beim Lachen nicht nach oben und die Lippen wären zu schmal, das Schönste an mir seien meine Haare und daraus würde ich zu wenig machen. Ich käme eben nicht nach ihr, sondern nach meinem Vater. Außerdem musste ich seit meinem 2. Lebensjahr eine Brille tragen, weil ich anfing zu schielen, so etwas gab es in ihrer Familie nicht. Das hat mein Selbstbewusstsein nicht gerade gestärkt. Gerade in der Pubertät, wo man sowieso ständig mit sich unzufrieden ist.

Meine Mutter hat auch so agiert:

,,mach dich recht schön, dass ich auf dich stolz sein kann",

Ich habe ihr wieder und wieder gesagt, dass es mir egal ist, was ihre Bekannten über mich reden. Aber selbst diese Bekannten können offensichtlich nicht checken, dass meine Mutter nicht für mein Aussehen verantwortlich ist.

Irgendwann ist dann etwas ganz entgegengesetztes passiert. Ich habe öfter mal Treffen abgesagt, wenn ich wusste, dass außerdem Bekannte meiner Eltern dabeisind. Diese Treffen gaben mir nichts, ich hatte keine Beziehung mehr zu diesen Menschen, die ich aus meiner Kindheit kannte und die sind alle so wie meine Eltern. Stellen taktlose Fragen und lästern anschließend über die Kinder rum. Ich hatte seit Jahren Beziehungsprobleme konkret seit dem Ende meiner Ehe 1996 und wollte diese Begegnungen nicht. Das sind so Vorbildfamilien, bei denen immer alles gerade ganz toll ist.
Im letzten Jahr luden mich meine Eltern zum Grillen ein, ganz unverbindlich, sagten sie aber wenn ich komme, dann zu 12.00 Uhr. Ich hatte die Handwerker und habe kurzfristig abgesagt. Bei der Gelegenheit sagte sie mir, das ist aber schade, weil die und die sind nämlich auch da..... Ich war sauer und habe gefragt, warum sie mir das nicht vorher gesagt hat. Antwort: "Dann wärest Du vielleicht nicht gekommen". Das fand ich ziemlich stark, wenn ich jemanden einlade, sage ich doch an, wer noch kommt. In dem Fall wäre ich garantiert in verdreckten Arbeitssachen aufgeschlagen, nicht zurechtgemacht. Meine Mutter sagte nur, es sei ihre Entscheidung, mir das nicht zu sagen. Ich: o.k., dann lade mich nicht mehr ein. Das ging im letzten Sommer nur so. Ich habe versucht konkrete Ansagen zu machen und es ging in die Hose.
Meine Mutter konnte z.B. "nicht verstehen", dass ich es nicht mehr wollte, dass meine Eltern ohne sich anzukündigen oder wenigstens am Tor zu klingeln auf einmal hinten bei mir in der Küche standen. Ob ich etwas zu verbergen hätte. Ich meinte dass dies nichts damit zu tun hätte, es sei mir nicht recht. Ich hätte auch Lebensbereiche, die sie nichts angingen, Situationen, in denen ich keinen Besuch möchte. Meine Eltern sind nach diesem Gespräch sofort gegangen, beleidigt. Sie gingen einfach davon aus, dass sie alles in meinem Leben was angeht und sie einen Anspruch darauf haben, alles zu wissen. Wenn sie stören würden, könnten sie ja wieder gehen. Witz, witz... Dann stehe ich damit da, dass ich ihnenn erklären muss, warum sie stören. Ich weiß nicht, warum sie es immer wieder darauf anlegen, in enttäuschende Situationen zu kommen.
Das bezeichnen sie als Interesse und Anteilnahme. Ich sehe es anders. Aber ich fange an mich zu wiederholen. Immer die alte Leier.

O.K. Evy, und übrigens hast Du ja eine furchtbare Zeit für eine Computerstunde gewählt. Gruselig früh!

Liebe Grüße
:kiss3:
Andrea
 
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timmi schrieb:
Hallo Evy,
meine Mutter wurde in ihrer Jugend mit Sophia Loreen verglichen. Bildschön, Topfigur. Inzwischen ist sie halt stärker, aber immer total auf Äußerlichkeiten bedacht, Frisur sehr jugendlich und bei ihren 66 Jahren keine Falten. Sie wirkt ca. 10 Jahre jünger. Auf das jüngere Aussehen meiner Mutter war ich immer irgendwie stolz, auch wenn sie manchmal irgendwie total gekünstelt rüberkommt, auch so vom Verhalten, sie selbst findet sich aber sehr natürlich. Und sie redet über Liebe zu Kindern und Enkeln ohne dass es glaubhaft ist. Es wirkte auf mich immer genauso künstlich, wie ihr Auftreten. Laut und theatralisch. Mein Vater schmückt sich mit meiner Mutter, wie mit einem Edelstein und er hat sie gerne eifersüchtig gemacht. Da reicht es, wenn er auf eine schöne Frau im Fernsehn aufmerksam macht, dass sie eine Szene macht. Meine Mutter hat äußerlich viel Ähnlichkeit mit dieser Schlagertante "Paola", das hat er ihr mal gesagt, da war sie beleidigt, weil Paola ja jünger war. Mein Vater ist genauso eifersüchtig, er hat ganz zu Anfang ihrer Ehe alle Fotos, auf denen mal verflossene Freunde meiner Mutter drauf waren, aus ihrem Album gerissen und verbrannt. Alle ihre Erinnerungen verbrannt. Darüber ist meine Mutter heute noch total traurig. Sie hätte uns die Bilder gerne gezeigt. Mein Vater war nicht so ansehnlich und meine Mutter sah aus wie eine Schauspielerin, dass muss für ihn ein Riesenproblem gewesen sein.

Mich hat meine Mutter wegen Äußerlichkeiten gehänselt, ich hätte einen zu kleinen Busen, meine Mundwinkel gingen beim Lachen nicht nach oben und die Lippen wären zu schmal, das Schönste an mir seien meine Haare und daraus würde ich zu wenig machen. Ich käme eben nicht nach ihr, sondern nach meinem Vater. Außerdem musste ich seit meinem 2. Lebensjahr eine Brille tragen, weil ich anfing zu schielen, so etwas gab es in ihrer Familie nicht. Das hat mein Selbstbewusstsein nicht gerade gestärkt. Gerade in der Pubertät, wo man sowieso ständig mit sich unzufrieden ist.

Meine Mutter hat auch so agiert:



Ich habe ihr wieder und wieder gesagt, dass es mir egal ist, was ihre Bekannten über mich reden. Aber selbst diese Bekannten können offensichtlich nicht checken, dass meine Mutter nicht für mein Aussehen verantwortlich ist.

Irgendwann ist dann etwas ganz entgegengesetztes passiert. Ich habe öfter mal Treffen abgesagt, wenn ich wusste, dass außerdem Bekannte meiner Eltern dabeisind. Diese Treffen gaben mir nichts, ich hatte keine Beziehung mehr zu diesen Menschen, die ich aus meiner Kindheit kannte und die sind alle so wie meine Eltern. Stellen taktlose Fragen und lästern anschließend über die Kinder rum. Ich hatte seit Jahren Beziehungsprobleme konkret seit dem Ende meiner Ehe 1996 und wollte diese Begegnungen nicht. Das sind so Vorbildfamilien, bei denen immer alles gerade ganz toll ist.
Im letzten Jahr luden mich meine Eltern zum Grillen ein, ganz unverbindlich, sagten sie aber wenn ich komme, dann zu 12.00 Uhr. Ich hatte die Handwerker und habe kurzfristig abgesagt. Bei der Gelegenheit sagte sie mir, das ist aber schade, weil die und die sind nämlich auch da..... Ich war sauer und habe gefragt, warum sie mir das nicht vorher gesagt hat. Antwort: "Dann wärest Du vielleicht nicht gekommen". Das fand ich ziemlich stark, wenn ich jemanden einlade, sage ich doch an, wer noch kommt. In dem Fall wäre ich garantiert in verdreckten Arbeitssachen aufgeschlagen, nicht zurechtgemacht. Meine Mutter sagte nur, es sei ihre Entscheidung, mir das nicht zu sagen. Ich: o.k., dann lade mich nicht mehr ein. Das ging im letzten Sommer nur so. Ich habe versucht konkrete Ansagen zu machen und es ging in die Hose.
Meine Mutter konnte z.B. "nicht verstehen", dass ich es nicht mehr wollte, dass meine Eltern ohne sich anzukündigen oder wenigstens am Tor zu klingeln auf einmal hinten bei mir in der Küche standen. Ob ich etwas zu verbergen hätte. Ich meinte dass dies nichts damit zu tun hätte, es sei mir nicht recht. Ich hätte auch Lebensbereiche, die sie nichts angingen, Situationen, in denen ich keinen Besuch möchte. Meine Eltern sind nach diesem Gespräch sofort gegangen, beleidigt. Sie gingen einfach davon aus, dass sie alles in meinem Leben was angeht und sie einen Anspruch darauf haben, alles zu wissen. Wenn sie stören würden, könnten sie ja wieder gehen. Witz, witz... Dann stehe ich damit da, dass ich ihnenn erklären muss, warum sie stören. Ich weiß nicht, warum sie es immer wieder darauf anlegen, in enttäuschende Situationen zu kommen.
Das bezeichnen sie als Interesse und Anteilnahme. Ich sehe es anders. Aber ich fange an mich zu wiederholen. Immer die alte Leier.
O.K. Evy, und übrigens hast Du ja eine furchtbare Zeit für eine Computerstunde gewählt. Gruselig früh!

Ja ich weiß, Andrea,
aber um diese Zeit bin ich meistens schon wieder zum ersten Mal müde, ich stehe um halb vier oder vier Uhr auf (wann es Oma halt beliebt) und muss meine Großmutter versorgen, wickeln, waschen, cremen füttern, Bett überziehen, die Waschmaschine füllen....
.....dann nehm ich meinen Kaffee und die erste Zigarette und setz mich an meinen PC. Das ist dann mal die erste Entspannung für mich.
Wie sich unsere Mütter gleichen, ist interessant. Vielleicht reden wir von ein und derselben Frau? *grins*
Leier ruhig, ich kenn ja noch nicht die ganze Geschichte. Ich gestehe, ich hab nicht den ganzen Thread gelesen, weil ich nicht dazukomm, nur mal so überflogen.
Mich stört es nicht, wenn du nochmal alles erzählen willst.
Meine Mutter war übrigens genauso eifersüchtig, die hat Szenen hingelegt...Mann, das war hollywoodreif und ich bin froh, das ich nicht so viel daheim war, so hab ich mir viel erspart.
Mein Vater hat rechtzeitig die Kurve gekratzt.
Ich kann das nicht, sie ist und bleibt trotzdem meine Mutter, obwohl ich schon sehr auf Abstand gegangen bin.
Erzähl ruhig, wenn du magst - ich höre :tuscheln: :)
Grüß dich lieb
evy
 
Hallo Evy,
ich komme gerade von meiner wöchentlichen Gesprächsstunde. Wir haben nur über die Reaktion meiner Eltern gesprochen. Es ist einfach so wie es ist. Sie können nicht anders reagieren. Und deshalb wollen sie auch keine Argumente mehr austauschen.
Ihr Lebenswerk, dass sie jetzt zerstört sehen, stand eben sowieso auf tönernen Füßen, das hätten sie gewusst. So stolz, wie sie immer taten, seien sie nicht gewesen. Irgendetwas in der Art meint der Psychologe. Dass sie jetzt wieder so tun, als sei ich Schuld an ihrem Elend, zeige dies deutlich.
Überfordert und zuviel erwartet habe ich jedenfalls. Nur deshalb könne man den Brief als Fehler sehen. Nicht im Sinne von, man macht sowas nicht, sondern in der Erfolgsaussicht.
Da muss ich erstmal drüber nachdenken. Alles gemach, gemach, da ist im Momen t keine Veränderung möglich. Auf eine Antwort verzichte ich, weil sie genauso falsch wäre.
Wir haben auch das Thema Vergebung/Verzeihung angesprochen. Und dass ich glaube ich könnte vergeben, aber nur wenn sie auch wissen, dass ihnen vergeben wird. Das sei nicht nötig, meint er, aber ich steige da nicht durch.
Hier haben ja schon viele geschrieben, man vergebe für sich selbst. Ich verstehe das nicht, d.h. ich kann es nicht oder umgekehrt. Aber vielleicht macht auch hier die Zeit ihren Teil.

Früher bin ich auch zeitiger aufgestanden, war aber nicht bis spät in die Nacht wach. Dann gleicht sich das aus. Jetzt gehe ich kaum vor 1.00 Uhr schlafen und stehe ca. 7.00 auf. Ist auch zu wenig Schlaf, aber mehr will ich nicht,die Zeit ist mir zu schade, eher ins Bett zu gehen. Irgendwann kippe ich dann immer mal um und schlafe länger, am WE bis 10 oder so. Oder schlafe bei einem Kumpel auf der Probe einfach ein, wenn mal Ruhe ist.

Dann noch einen ruhigen Resttag für Dich.

Liebe Grüße
Andrea :)
 
die beziehung zu den eltern......

Liebe Timmi,

ich kann Dich irgendwie verstehen, denn ich hatte bis vor kurzem mit meiner Vergangenheit zu kämpfen, in Beziehung zu meinen Eltern...

Ich habe mich immer vernachlässigt gefühlt, obwohl ich immer um "Anerkennung" gekämpft habe, aber je mehr ich mich bemüht hatte, desto grösser wurde der Abstand zwischen ihnen und mir. Dann ist mein Vater gestroben in 2000, ich hatte nie mit ihm sprechen können, was mich bedrückte, was ich sehr schade fand, aber er war beeinflusst durch meine Mutter.

Sie konnte wie ein Schakal immer wieder Keile zwischen ihm und mir treiben, sie war krankhaft eifersüchtig, selbst auf mich, ihre Tochter.

Vor einem haleb Jahr habe ich mich mit ihr ausgesprochen, nachdem Christoph mir geschrieben hatte, dass nur eine Familienaufstellung meine Probleme lösen kann, und Reinhold001 mir mal geschrieben hat, wer nicht verzeihen kann, wird sich selbst auch nicht verzeihen können und das hat mir die Augen geöffnet, bin tiefer in die Ahnenschaft gegangen und habe verfolgt, welche Probleme wer mit wem hatte und es ähnelte sich immer wieder den meinen.....

Ich habe mich ausgesprochen mit meiner Mutter, und seit dem Tag geht es. Sie denkt noch immer, sie hat nichts falsch gemacht, obwohl sie sagte, dass niemand ohne Fehler ist - aber sie sieht ihre noch immer nicht...trotzdem nehme ich sie jetzt wie sie ist, sie ist 72 Jahre und wer weiss, wie lange noch auf dieser Welt. Und seit dem geht es mit uns.

Meine Tochter und ich hatten die selben Schwierigkeiten. Sie fühlte sich zu kurz ihrem Bruder gegenüber und nun habe ich ihr auch gesagt, dass, wenn sie mir das ein Leben lang vorhalten will, wir kein Ende finden und sie das auf ihre Kinder wiederum übertragen könnte und wir uns nehmen, wie wir sind. Und wir kommen nun auch besser miteinander aus.

Ich kann nicht sagen, ich liebe meine Mutter, dazu hatten wir jahrelang nicht die Relation, aber ich bin froh, dass sie noch da ist.

Verzeihe Deinen Eltern, und Du wirst sehen, es geht besser mit Euch.

Lebe Dein Leben, wie Du es für richtig hälst, aber lass auch Deine Eltern leben, wie sie sind. Ein kleinen Beitrag hat jeder zu einer bestehenden Situation beigetragen. Aber ich denke, wenn Du ehrlich zu Dir selber bist, weisst Du, wie ich das meine....

Ich wünsche Dir, dass Du Deine Vergangenheit mal so richtig checken kannst und Dich abfragst, was ist falsch gelaufen auf beiden Seiten?

Ich denke, dass Deine Eltern Dich auch lieben, aber sie können es genausowenig Dir gegenüber zeigen, wie es bei der der Fall ist, und das kommt daher, weil sie sich "gegängelt" fühlen von Dir und das schon über Jahre und da liegt die Ursache......

Lass alles ein wenig ruhiger werden, melde Dich mal eine Zeit lang nicht und dann fahre einfach mal hin und sprich Dich aus, ohne zu fordern, und sage Deiner Mutter, dass Du sie magst, wie sie ist und schon wird es auch bei Euch besser - Du änderst sie nicht, warum auch sollen sie sich ändern, Timmi?

Dir alles Liebe, Timmi,
Maike
 
Hallo Maike,
danke für Dein Posting.
Es geht mir wirklich nur um die Gestaltung der Beziehung zu meinen Eltern. Was sie mit ihrem Leben anfangen, da rede ich ihnen doch nicht rein. Sie müssen aber auch akzeptieren, dass mich bestimmte Dinge ihrer z.B. Freizeitgestaltung nicht interessieren. Aber sie waren deshalb immer beleidigt. Es sind immer die gleichen Schemen, bei denen es nicht funktioniert hat. Umgekehrt hätte ich mir eben gewünscht, dass sie sich nicht in alles reinhängen, aber für sie ist das Anteilnahme. Dementsprechend habe ich in ihren Augen zu wenig Anteilnahme und Interesse an ihrem Leben gezeigt. Sie sollen doch machen, was sie wollen aber mich einfach da rauslassen.

Es ist ja auch erst ein Monat vergangen, dass ist wirklich nicht viel Zeit. Ich lebe mein Leben weiter und versuche meine Dinge in meinem Interesse zu regeln. Beziehung, Freizeit, Job...Heute z.B. habe ich Theorieprüfung - ich mache meinen Motorradschein, endlich. Habe mir gesagt, wenn nicht jetzt, dann wird es nie passieren. Fühle mich auch ganz sicher, war viel zu lernen, es hat sich eben auch viel eingeschlichen, wenn man schon lange Auto fährt. Grau ist alle Theorie. Und wenn ich verhaue, dann eben nochmal, ist ja keine Schande.

Na dann, bis demnächst.
L.G.
Andrea
 
Eltern

Liebe Andrea,
ich lese gerade an diesen Postings und habe das Gefühl meine Vergangenheit erlebt eine Auferstehung. Ich bin inzwischen 49 Jahre jung, hatte jahrelang das gleiche Lebensthema, bin Mutter dreier erwachsener Söhne.
Heute sehe ich das alles viel abgeklärter und nicht mehr so dramatisch, aber ich erinnere mich noch sehr genau an mein Gefühlschaos von Schuld und Anschuldigung.
Ich bin mir aber absolut sicher, dass Deine Eltern ebenso verunsichert sind, wie Du auch, auch wenn sie das nicht offen zugeben können. Mein Vater lebt heute nicht mehr und ich würde einiges dafür geben wenn ich noch einmal mit ihm reden könnte, ihm sagen wie sehr ich ihn liebe und vermisse und zwar SO wie er war, nicht verändert, nicht gereifter.... einfach nur nicht tot sein.
Meine Mutter und ich haben heute ein lockeres, von unregelmässigen Telefonaten und Treffen bestimmtes Leben. Wir treffen aufeinander wenn wir Lust aufeinander haben und feiern Feste wie Weihnachten und Geburtstag nur dann zusammen wenn uns danach ist.
Ich habe erkannt, dass die Intolleranz, die ich meinen Eltern vorwarf in gleichem Ausmaß in mir lebten. Ich ging auf Abstand und wunderte mich von Gleiches dann auch mal von meinen Eltern kam. Von wegen Tür zu knallen, das hatte ich nur all zu oft selber besorgt.
Meine Söhne haben erkannt, dass ich Fehler gemacht habe weil ich es nicht anders wusste, damals. Sie werfen mir diese Fehler nicht vor, sondern sind bemüht die Folgen meiner Fehler in ihrem Leben sinnvoll zu verarbeiten.
Sie nehmen so manche schräge Charaktereigenschaft eher humorig, vorallem wenn sie Bestandteile davon bei sich selber entdecken.
Aber auch wir haben Zeiten hinter uns, oder leben sie noch, in denen Kontakt auf wenige Gelegenheiten beschränkt bleibt, einfach um als junger Erwachsener seinen eigenen Weg, eigene Lebensinhalte und Moralvorstellungen zu entwickeln. Auf die ein oder andere Weise geschieht das bei allen früher oder später.
Alles Liebe
Elke
 
Hallo Elke,
schön, dass Du Dich eingeklinkt hast.

Es ist wie ein Puzzle. Ich ähnele sicher in meinen Reaktionen auch meinen Eltern. Intoleranz - ich denke mal drüber nach. Das Türenknallen, habe auch ich oft besorgt. Wenn reden nichts mehr half. Dann ist mein Vater hinterhergekommen und hat mir ein paar geknallt.
Später haben wir wechselseitig die Telefonate abgebrochen. Aber ich wollte eben jetzt was klären, weil ich glaube, die Gründe für diese vielen gegenseitigen Verletzungen erkannt zu haben.
Es sind die unrealistischen Erwartungen an den anderen, die meine Eltern an mich als ihr Kind hatten und wahrscheinlich inzwischen auch meine an meine Eltern - bisher hatte ich kaum Erwartungen an sie - die unser Verhältnis in den "Ruin" geführt haben.

Ich konnte dieses belastete Verhältnis einfach nicht mehr ertragen. Vielleicht hätte ich den Brief lassen können, dann wäre ihnen die Verletzung erspart geblieben, aber dann hätte ich auch nie wieder Kontakt zu ihnen gesucht. Ich hatte einfach rundherum die Nase von ihnen voll. Vielleicht hätte ich es dabei wirklich lassen sollen.

Nun sind natürlich Barrieren da, die viel schwerer wiegen, als ein "unbegründeter" Abbruch der Beziehungen meinerseits.

Ich komme an keine Gefühl von Liebe zu meinen Eltern heran. Ich kann sie nicht verstehen. Sie haben sich ihre Enttäuschungen in den letzten Jahren systematisch selbst geschaffen. Mit Erwartungen, von denen sie wussten - aus Erfahrung - dass ihre erwachsenen Kinder sie nicht erfüllen werden. Die Beziehung wurde immer schlechter und ihre Erwartungen blieben unverändert.
Ich war nicht mehr bereit mich von ihnen bevormunden und verletzen zu lassen.

Wie sollte ich das also klären, ohne sie zu verletzen. Sie können mit Kritik und mit Verletzungen nicht umgehen und deshalb ist jetzt auch die Verständigung mit ihnen nicht möglich. Sie wollen nicht. Also warte ich, bis sie vielleicht wieder wollen.

Ich hoffe, dass ich durch mein vieles Nachdenken doch einige Fehler, die meine Eltern mit mir gemacht haben bei meiner Tochter - knapp 18 - nicht mehr mache. Wir haben ein gutes Verhältnis, viel ehrlicher als das mit meinen Eltern je gewesen ist.

Liebe Grüße
Andrea
 
Liebe Andrea,
ich habe so einen Brief vor rd. 12 Jahren auch, allerdings speziell an meinen Vater, geschrieben. Ich bin oft von ihm regelrecht zusammen geschlagen worden, er hat viel Macht aus zu üben versucht, bzw. hat es getan.
Meine Mutter stand meist hilflos daneben und konnte sich für uns Kinder nicht einsetzen, aus Angst ihn zu verlieren.
Ich habe in meinem Brief mein Entsetzen darüber noch einmal zum Ausdruck gebracht, habe ihm gesagt, dass ich Zeit brauche um das was so spät erst für mich realisierbar wurde, zu verarbeiten.
Mein Vater war zu diesem Zeitpunkt schon krebskrank und trotzdem war ich damals nicht in der Lage den Kontakt wieder aufzunehmen. Später habe ich eine Zeit gedacht ich hätte damit seinen Tod verursacht, bzw. Heilung unmöglich gemacht.
Ich habe heute ein anderes Verständnis für die Dinge, als damals. Zu dem damaligen Zeitpunkt war es aber der einzige für mich gangbare Weg und der Beginn meiner eigenen psychischen Gesundung.
Ich glaube, dass wir durch die ganze Szenerie der Kindheit mit all der nicht gelebten Wut und Enttäuschung gehen müssen um uns selber und unseren Beziehungen verzeihen zu können.
:brav:
Liebe Grüße
Elke
 
Liebe Elke,
das mit Deinem Vater geht mir nahe. Auch ich habe in Ansätzen daran gedacht, wie es wäre, wenn es nach diesem Brief keine Versöhnung mehr mit meinen Eltern gibt. Ob mich das anschließend mehr belasten würde, als Vergebung zum jetzigen Zeitpunkt. Ich weiß es nicht.

Zu dem damaligen Zeitpunkt war es aber der einzige für mich gangbare Weg und der Beginn meiner eigenen psychischen Gesundung.

Genau dieses Gefühl habe ich auch gehabt, und deshalb habe ich den Brief abgeschickt. Es war für mich richtig.

Ich glaube, dass wir durch die ganze Szenerie der Kindheit mit all der nicht gelebten Wut und Enttäuschung gehen müssen um uns selber und unseren Beziehungen verzeihen zu können.

Irgendwann ist es dadurch vorbei. Viele haben hier auch geschrieben, man solle nicht immer wieder alte Sachen aufbrechen. Es geht um ein endgültiges Erledigen. Dann bricht auch nichts mehr auf. Ich habe jetzt schon den Eindruck, dass mich die Dinge der Vergangenheit nicht mehr so belasten. Maike hatte auch geschrieben, dass ich die Sachen quasi woanders ablade, aber meinen Eltern gehören die Dinge auch ein Stück. Was sie damit anfangen, habe ich ja gesehen.

Meine Eltern sind beide 66, da ist bestimmt noch eine Verständigung möglich, wenn sie irgendwann dazu bereit sind.

Mein Vater hat in zwei Wochen Geburtstag. Ich möchte ihm eine Karte schicken, aber bin hin- und hergerissen. Bloß so bla bla nach unseren Briefen fände ich unpassend.

Liebe Grüße
Andrea
 
Vaters Geburtstag

Liebe Andrea,
tue nur das, was Dir von Deinem Bauchgefühl her richtig erscheint. Selbst wenn Du später feststellst, dass ein anderer Weg auch möglich gewesen wäre, so kannst Du das nur dann feststellen, wenn Du Dich entschieden hast, für was auch immer.
Oft ist nun mal Distanz die einzige Chance wieder Nähe zulassen zu können, weils allen Beteiligten Ruhe und Zeit zum nachdenken und hineinfühlen gibt.
Alles Liebe
Elke
 
Die Zwischenlösung!

Habe die Berichte verfolgt und glaube das es in fast jeder Eltern - Kind beziehung irgendwann zum Trennungsprozess kommt.
Je mehr Du beshäftigt bist Deine Distanz zu wahren um so mehr bist Du noch Teil des Elternspiels. Erst wenn Du Dir treu sein kannst, dabei aber nicht Deine Eltern wegstößt, wirst Du die nötige Distanz haben und trotzdem sagen können: Ich habe Euch lieb..., Ihr versteht das falsch..., usw. Deine Eltern versuchen Ihr Spiel zu spielen und erst wenn Du die Spielrgeln für Dich klar hast, passen Sie sich an!
 
liebe Elke,

ElkeB schrieb:
Liebe Andrea,
ich lese gerade an diesen Postings und habe das Gefühl meine Vergangenheit erlebt eine Auferstehung. Ich bin inzwischen 49 Jahre jung, hatte jahrelang das gleiche Lebensthema, bin Mutter dreier erwachsener Söhne.
Heute sehe ich das alles viel abgeklärter und nicht mehr so dramatisch, aber ich erinnere mich noch sehr genau an mein Gefühlschaos von Schuld und Anschuldigung.
Ich bin mir aber absolut sicher, dass Deine Eltern ebenso verunsichert sind, wie Du auch, auch wenn sie das nicht offen zugeben können. Mein Vater lebt heute nicht mehr und ich würde einiges dafür geben wenn ich noch einmal mit ihm reden könnte, ihm sagen wie sehr ich ihn liebe und vermisse und zwar SO wie er war, nicht verändert, nicht gereifter.... einfach nur nicht tot sein.
Meine Mutter und ich haben heute ein lockeres, von unregelmässigen Telefonaten und Treffen bestimmtes Leben. Wir treffen aufeinander wenn wir Lust aufeinander haben und feiern Feste wie Weihnachten und Geburtstag nur dann zusammen wenn uns danach ist.
Ich habe erkannt, dass die Intolleranz, die ich meinen Eltern vorwarf in gleichem Ausmaß in mir lebten. Ich ging auf Abstand und wunderte mich von Gleiches dann auch mal von meinen Eltern kam. Von wegen Tür zu knallen, das hatte ich nur all zu oft selber besorgt.
Meine Söhne haben erkannt, dass ich Fehler gemacht habe weil ich es nicht anders wusste, damals. Sie werfen mir diese Fehler nicht vor, sondern sind bemüht die Folgen meiner Fehler in ihrem Leben sinnvoll zu verarbeiten.
Sie nehmen so manche schräge Charaktereigenschaft eher humorig, vorallem wenn sie Bestandteile davon bei sich selber entdecken.
Aber auch wir haben Zeiten hinter uns, oder leben sie noch, in denen Kontakt auf wenige Gelegenheiten beschränkt bleibt, einfach um als junger Erwachsener seinen eigenen Weg, eigene Lebensinhalte und Moralvorstellungen zu entwickeln. Auf die ein oder andere Weise geschieht das bei allen früher oder später.
Alles Liebe
Elke


ich dachte doch für einen Moment, ich lese meine eigene Geschichte...........

Wie sich doch manches wiederholt, auch bei anderen....

LG
Maike
 
liebe Timmi,

Mein Vater hat in zwei Wochen Geburtstag. Ich möchte ihm eine Karte schicken, aber bin hin- und hergerissen. Bloß so bla bla nach unseren Briefen fände ich unpassend.

Liebe Grüße
Andrea

Hast Du nicht den Beitrag von Elke gelesen??????

Schicke ihm eine Karte, ganz unverklemmt und frei, denn Du liebst ihn doch auch, oder???????

Sind Deine Eltern erst einmal nicht mehr da, wirst Du es bereuen, dass Du Dich nicht anders entschieden hattest....

Also, wenn Dein Gefühl sagt, ich möchte eine Karte schicken, dann tue es, auch darin gebe ich Elke recht: rein aus dem Bauch handeln......

LG
Maike
 
Hallo Ihr Lieben,
ich hatte Aus-Zeit, nur 'ne Angina...

Nichts passiert, außer dass Ulrike (meine Tochter) bei ihnen war und mir erzählt hat, dass meine Eltern sehr viele Dinge, kleine Episoden, aus der Vergangenheit erzählen, was sie so alles geleistet haben, z.B. wenn wir mal krank waren. Alles ohne Wertung und ohne aktuellen Bezug. Aber jeder weiß, wo es herkommt. Sie sind ja der Meinung , dass ich alle die positiven Dinge abwerte und nicht mehr weiß. Ulrike war traurig und ich auch.

Mein Bauch sagt mir eben, dass ich mir eine banale Geburtstagskarte klemmen kann, angesichts der Lage. Eine Antwort auf Ihren Brief, was ich auch in drei Sätzen machen könnte, haben sie sich verbeten.
Da steh' ich nun, ich armer Tor, und bin so klug....

Hallo Clatob

Erst wenn Du Dir treu sein kannst, dabei aber nicht Deine Eltern wegstößt, wirst Du die nötige Distanz haben und trotzdem sagen können: Ich habe Euch lieb..., Ihr versteht das falsch..., usw. Deine Eltern versuchen Ihr Spiel zu spielen und erst wenn Du die Spielrgeln für Dich klar hast, passen Sie sich an!

Ich habe sie "weggestoßen", es ist geschehen, zurück ist nicht drin. Das mit den Spielregeln ist mir inzwischen auch klar, es war mir aber vor Weihnachten ein viel zu langwieriger Weg. Inzwischen habe ich wirklich keine zündende Idee mehr, was jetzt noch helfen könnte.

Ich habe ihren Brief nun inzwischen mehrmals gelesen. Ihrer Meinung nach habe ich ihnen "etwas angetan und billigend in Kauf genommen, dass sie so etwas in ihrem Alter (66) nicht mehr verkraften".
Ich denke, das trifft erst einmal zu. Und das geht auch nicht zurück. Es tut mir leid und ich finde trotzdem, dass es ein Vermittlungsversuch war, nicht der Wille nach Kontaktabbruch, wie sie sagen. Vielleicht schreibe ich sowas doch in die Karte. Sind ja noch ein paar Tage.

Liebe Maike, wie sieht in so einer Situation eine "unverklemmte freie Karte" aus. Ich habe keine Ahnung.

Liebe Grüße
Andrea
 
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Hi Andrea,

schön, wieder was von dir zu hören.

Ich bin mir nicht so sicher wie du, dass du sie "weggestoßen" hast?

Sie empfinden es so, mag sein - aber wer zwingt dich, ihre Sicht zu übernehmen?
Wer sich weggestoßen fühlt, wurde nicht zwangsläufig auch tatsächlich weggestoßen.

Ebenso mit der Karte - du stellst dir vor, wie sie auf sie wirken könnte.
Wie könnte es wohl auf sie wirken, wenn du sie nicht schreibst?

Du kannst es tun, oder lassen, kannst dir über Formulierungen das Hirn und Herz zermartern oder auch einfach schreiben, wie es aus dir heraus fließt.

Sie können und dürfen sich immer verletzt und angegriffen fühlen, egal was du tust.

Deshalb: So verständlich und legitim es ist, alles darauf abzuklopfen, wie es auf deine Eltern wirken könnte - du spielst damit schon wieder bzw. immer noch ihr Spiel!

Laß ihnen ihre Reaktion und ihre Verantwortung dafür.
Versuche nicht, diese (noch im voraus) mit zu übernehmen. Das kannst du nicht und das darfst m.E. du auch nicht.

Deswegen kann ich mich dem Hinweis von Elke und Maike nur anschließen: Hör' auf dich, tu, was du von innen heraus als bedürfnis empfindest.

Wenn du tust, was du im Inneren für richtig und gut hältst, dann wirst du dieses Gefühl auch dann noch haben, wenn deine Eltern mit neuen Vorwürfen antworten.


Viel Kraft dir und alles liebe,

Stephan
 
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